Wege zum Unendlichen

 

5. Meditation bringt die ganze Welt in das eine Selbst

Alle Sadhana-Prozesse oder spirituellen Praktiken erreichen ihren Höhepunkt in der Meditation. Grundsätzlich ist die Meditation die einzig lohnende Sadhana. Sie fasst nicht nur alle anderen Aspekte spiritueller Bemühungen zusammen, sondern ruht wie ein Kopf auf den Schultern über allen anderen Methoden, egal ob spirituell oder religiös motiviert.

Wenn man die Situation genau analysiert, sucht man letzten Endes nach dem eigenen Selbst. Man hat weder Gott noch die Welt verloren, sondern sein eigenes Selbst. Man muss die Bedeutung dieser Situation klar erkennen und verstehen. Die große Sorge, die man ständig in sich spürt, und das, was diese Angst verursacht, hat mit dem Verlust des Selbst zu tun, d.h. zu etwas zu werden, was man in Wahrheit gar nicht ist.

Was bedeutet das eigentlich? Wann immer man einen Gedanken fasst, zieht dieser Gedanke alle Aufmerksamkeit des Geistes auf sich. Die Bewegung des Geistes wird durch das Bewusstsein belebt, die die Natur des eigenen Selbst ist. Man kann die Bewegung des Geistes mit der Ausdehnung von Elektrizität in einem Stromnetz vergleichen, wobei das Bewusstsein dabei die Elektrizität darstellt, die durch das Netz fließt.

Im Menschen befindet sich ein energiegeladenes elektrisches Kraftfeld, eine Art Batterie. Es gibt allerdings zu viele Brennstellen bzw. Verbraucher, die diese Kraftreserven ständig schmälern, d.h. es wird schrittweise mehr Energie durch mentale Operationen, verbunden mit den zahllosen Sinnesobjekten, verbraucht, als je wieder aufgeladen werden kann. Der Energiebedarf wird nur unzureichend wieder ergänzt, sodass die menschlichen Kraftreserven Tag für Tag abnehmen.

In dem Augenblick, wo man an ein Objekt denkt, bewegt sich ein Teil der Energie dorthin. Das Objekt wird zum Konsumenten. Es wird zu einem elektrischen Verbraucher, wie eine Glühbirne, ein Kühlschrank oder Elektroherd, der Energie verbraucht. Je mehr Verbraucher gleichzeitig im Visier sind, desto geringer wird die zur Verfügung stehende Energie für alle beteiligten Abnehmer.

Die Sinnesaktivitäten sind ein unendlicher Prozess. Es gibt keine Minute, wo nicht irgendetwas gedacht wird. Im Augenblick des Denkens verlässt man sich selbst. Der Gedankeninhalt betrifft den Suchenden meistens nicht selbst, und darum transferiert er Gedanken an etwas von sich selbst an die gedachte Sache. Genau da liegt die Sorge.

Warum ist es für den Geist notwendig zu glauben, dass die gedachte Sache nicht dem eigenen Selbst entspricht? Der Grund liegt in der Neigung des Geistes, sich nach außen hin in Raum und Zeit zu bewegen. Er kann sich nicht selbst denken; er denkt ständig daran, was ihn von anderen Selbst’ unterscheidet. Die Heftigkeit, mit der sich der Geist nach außen bewegt, hängt von der psychophysikalischen Persönlichkeit des Einzelnen ab. Das ganze menschliche Leben ist nach außen gerichtet. Der ganze Körper mit seinem gesamten energetischen Inhalt ist nach außen gerichtet, um mit anderen Körpern in Kontakt zu treten. Entsprechend verhalten sich die Sinne und der Geist. Die ganze Persönlichkeit, der psychophysikalische Komplex ist nach außen gerichtet, sodass man ständig etwas Anderes als das eigene Selbst ist. Es gibt keinen Augenblick, wirklich sein eigenes Selbst zu sein.

Freude und Zufriedenheit kommen aus den Tiefen des eigenen inneren Selbst. Sorge erhebt sich, wenn man sein eigenes Selbst verlässt. Das so genannte Nicht-Selbst zieht die Aufmerksamkeit in eine andere Richtung und nimmt dabei ein gewisses Quantum an Energie mit fort, was das eigene Selbst natürlich schwächt. Je größer die Intensität dieser Geistesbewegung hin zu äußeren Objekten ist, desto mehr wird das eigene Selbst geschwächt, - physisch, psychologisch, d.h. in jeder erdenklichen Art.

Was bewirkt die Meditation? Es ist eine Technik bzw. eine Kunst, um die ausströmende Energie wieder zurückzuholen und den Energieabfluss zu verringern. Wenn die elektrischen Verbindungen überall gekappt werden, läuft der Dynamo auf Hochtouren und lädt seine Batterien wieder auf. Wenn es allerdings zu viele Stromabnehmer im Netz gibt, wird der Dynamo geschwächt, läuft immer langsamer und gibt nur widerstrebend seine Leistung ab.

Die Sinnesobjekte sind die Energieverbraucher und der Mensch selbst ist der Dynamo mit seiner Batterie. Man kann sich vielleicht vorstellen, was geschieht, wenn man fortgesetzt mehr Energie für die äußeren Objekte verbraucht als produziert. Worin liegt die Bedeutung dessen, was nicht zum eigenen Selbst gehört? Alles, was man nicht als sein Eigen betrachten kann, ist das so genannte Nicht-Selbst.

Wenn man ein Objekt betrachtet, sieht man es dann als sein eigenes Selbst an? Wenn man tief in die Materie eines Objektes eintaucht, wird man feststellen, dass es drei Arten von Selbst gibt, wobei man alle drei auf Grund der Hast, mit der man denkt, permanent vermischt. Eines davon ist das physikalische Selbst: „Ich bin hier; ich bin angekommen; ich gehe.“ Aussagen dieser Art beziehen sich auf das Körperliche des eigenen Selbst. „Ich bin soundso groß, klein usw. Dieses ist mein Gewicht.“ Dieses sind Aussagen, die das physische Selbst betreffen.

In den meisten Fällen beinhaltet das Körperliche alles. Die nach außen ziehenden magnetischen Kräfte lassen die individuellen Energien automatisch schrumpfen, auch wenn man selbst untätig wäre, wird man alt. Selbst wenn man ein geruhsames Leben führt, wird der eigene Stoffwechsel im Rahmen des Alterungsprozesses dafür sorgen, dass die Lebensenergie langsam schrittweise abnimmt.

Diese Welt ist eine Welt des Todes. Alles vergeht, denn alles wird durch die äußeren Umstände in Zeit und Raum vergiftet. Auf diese Weise sind alle Lebewesen Diener von Zeit und Raum. Alles, alle Energie, wird permanent nach außen zu den Sternen hingezogen, und man kann seine Energie nicht zurückbekommen. Dieses ist das physikalische Selbst.

Es gibt ein weiteres Selbst, Gaunatman genannt. Anziehende Objekte nehmen einen Teil des eigenen Selbst ein und werden zu einer anderen Art von Selbst. Die empfundene Liebe zu einem entfernten Objekt führt den Menschen weg von sich selbst hin zu dem geliebten Objekt. Alle Bindungen, wie Liebe und Hass, nehmen das Bewusstsein in Anspruch und verlagern einen Teil der Aufmerksamkeit und Energie zu dem im Augenblick bedeutsamen Objekt. Alles, was man mag oder auch nicht mag, ist wichtig. Beide Formen nehmen den Betroffenen gleichermaßen in Anspruch.

Bei all diesen Prozessen, sei es nun das Mögen oder Nichtmögen, transferiert man sich selbst hin zum Objekt der Begierde. In dem Augenblick ist man nicht mehr Herr seines Selbst. Das nennt man Gaunatman, das zweite Selbst. Das wahre Selbst hingegen wird als Mukhyatman bezeichnet. Es befindet sich tief im Körper, liegt tiefer als die Sinnesorgane und auch tiefer als der Geist, der Intellekt und tiefer als der Kausalkörper. Im Allgemeinen wacht es niemals auf. Es ist wie ein schlafender Löwe. Es hat keine Gelegenheit zu erwachen, denn es ist auf Grund der nach außen gerichteten Aktivitäten ruhig gestellt, sodass der Mensch von Geburt an bis zum Tod an alles denkt, nur nicht an sein eigenes Selbst.

Wenn man Glück erfährt, weil man irgendein Sinnesobjekt erreicht, hat man den Eindruck, dass einem dieses Objekt Freude bereitet hat bzw. Zufriedenheit von ihm ausgeht. Doch das ist nicht so, denn irgendwie hat man sich in dem entfernten Objekt selbst gefunden, sodass man an ihm klebt. Tatsächlich klebt man nämlich am eigenen räumlich entfernten Selbst.

Wenn sich dieses Objekt räumlich nähert, empfindet man Glück, so als würde es zu einem Teil des eigenen inneren Selbst. Wenn man in den Besitz des Objektes gelangt, versiegt die mentale Aktivität, die sich zuvor nach außen bewegt hatte, und kehrt zu seiner Quelle zurück. Wenn der Geist zu seiner Quelle zurückkehrt, erfährt er die Glückseligkeit des inneren Atman.

Darum ist die empfundene Freude durch Sinnesbefriedigung, auf Grund der Nähe des Berührungsobjektes und das offensichtliche Gefühl des Besitzes desselben, eine negative Aktivität, obwohl der Umstand nur künstlich bzw. illusionär ist und dem Glauben entspringt. Dieses muss der Suchende richtig verstehen. Ohne das Verständnis für dieses psychische Durcheinander, dass man unbeabsichtigt erfährt, ist jede Aktivität eine für das Sadhana kaum hilfreiche nach außen gerichtete Bewegung. Werte, die man im Traum erlangt und erfährt, sind keine wahren Werte, und eine falsch verstandene Praxis ist keine wirkliche Praxis. Eine falsch verstandene Sadhana führt zu gar nichts!

Insoweit wie man sich selbst kennt, so weit wird das Bemühen auch erfolgreich sein. Wenn man von sich selbst falsche Vorstellungen hat, dann werden die Früchte oder die Ergebnisse wenig von Erfolg gekrönt sein, was zu einem Nachlassen des Bemühens führt.

Im Menschen befindet sich nicht nur eine Kraftquelle, sondern noch etwas Anderes. Ein See voller Energie pulsiert im Menschen. Jedes Objekt ist von universalen Prinzipien durchsetzt. Alle Dinge können einerseits als universal und andererseits als individuell betrachtet werden. Dass man viele Dinge wahrnehmen kann, eine Vielzahl von Sternen am Himmel sehen und sich die unterschiedlichsten Dinge vorstellen kann, zeigt, dass es eine universale Fähigkeit im Menschen geben muss, die alles durchdringt, die über all diese psychologischen Besonderheiten herrscht und all das auch noch auf den Menschen bezogen richtig einzuschätzen vermag. Wenn es keinen universalen Hintergrund gäbe, könnte man auch kein Wissen über das Individuelle haben.

Es wurde bereits erwähnt, dass man in dem Augenblick, wo sich ein Ding von einem anderen unterscheidet, weder das eine noch das andere Ding sein kann, Wenn man eines der beiden Dinge selbst ist, kann man nicht erkennen, dass das eine sich von dem anderen Ding unterscheidet. Man ist dann ein drittes, wissendes Individuum.

Auf ähnliche Weise ist es nicht nur ein Ding, das sich von einem anderen unterscheidet, sondern alles unterscheidet sich von allem in der Welt. Doch um zu erkennen, dass alle Dinge voneinander verschieden sind, bedarf es einer Fähigkeit im Menschen, die diese einzelnen Dinge transzendiert, und dass ist diese durchdringende Kraft, die alle Dinge überflutet und über allem steht. Diese Fähigkeit, diese transzendierende Kraft in den Sinnesorganen steht über allem; sie ist gleichzeitig allgegenwärtig, innewohnend, denn sie ist in allen Dingen gegenwärtig.

In den Yoga-Shastras werden zwei Wege erwähnt, durch die man sich selbst verlieren und seelisch verarmen kann. Der eine Weg ist der Kontakt mit Dingen, die nicht zum Menschen selbst gehören; ein anderer Weg ist der emotionale Kontakt mit Dingen, die sich außerhalb von einem selbst befinden. Es gibt emotionale und nicht-emotionale Kontakte. Ein unpersönlicher Kontakt ist beispielsweise, wenn man sich bei der Betrachtung eines Heiligenbildes nicht emotional angesprochen fühlt. Bei der Betrachtung eines Objektes findet auch ein psychischer Prozess statt; dieses ist eines der Vrittis, wie es in der Yoga-Psychologie heißt. Jedes Vritti ist eine psychische Modifikation des Geistes. Sie sieht zwar harmlos aus, doch sie ist es nicht, denn es findet eine Selbstmodifikation statt.

Bei jeder Wahrnehmung, sei sie noch so harmlos, findet eine Modifikation durch den Geist statt, wobei das Wahrgenommene modifiziert wird und darum nicht mehr dem Original entspricht. Es gibt neben harmlose auch schädliche Modifikationen, schmerzhafte Vrittis, die emotional aufgeladen sind.

Objekte, die für den Betrachter emotional behaftet sind, zerstören den Geist mehr als Objekte, die einfach nur wahrgenommen werden. Ein Baum in einem Wald, zu dem man keinerlei Beziehung hat, ist zweifelsohne auch eine Vritti. Der Geist hat sich lediglich in Richtung auf den Baum zubewegt, ohne berührt zu sein. Doch, wenn es sich um eine Pflanze handelt, die den Menschen in dem Sinne berührt, dass er daraus einen Besitzanspruch entwickelt, dann wird der Geist stark beansprucht. Dieses ist der Unterschied zwischen einer allgemeinen Wahrnehmung und einer emotionalen Wahrnehmung eines Objektes.

Bevor man sich der Meditation zuwendet, muss man zwischen diesen beiden Aktivitäten des Geistes unterscheiden, d.h. der allgemeinen psychischen Wahrnehmung und der emotional aufgeladenen. Auf gleiche Weise muss man zwischen der Behandlung einer akuten und einer späteren chronischen Erkrankung unterscheiden. Man muss dabei zuerst auf den emotionalen Aspekt achten, und kann sich mit den anderen Dingen später noch befassen. Es ist nicht sinnvoll, nach Gott zu rufen, wenn der Geist emotional belastet ist, denn das zieht den Menschen mit großer Macht nach unten, d.h. dorthin, wo es ihm im Moment als außerordentlich wichtig erscheint.

Der Grund, warum sich der Geist des Menschen derart verhält, muss zuerst verstanden werden. Der Geist kann solange nicht trainiert werden, solange er nicht versteht. Die Willenskraft allein bringt den Geist keinen Schritt voran. Der Geist ist turbulent, doch man kann ihn erziehen. Der einzige Weg dem Geist ins Geschirr zu nehmen besteht darin, ihn in die wahre Natur und die Beziehung der Dinge untereinander einzuweihen. Man kann einen Diener nicht herumkommandieren, denn er will nicht kommandiert werden, sondern er benötigt eine sorgfältige Ausbildung, womit er ein Gefühl für seine Pflichten bekommt, die er erfüllen muss.

Probleme entstehen immer dort, wo das Verständnis fehlt, etwas falsch verstanden wird, sich jemand in einer falschen Position sieht oder jemand nicht wirklich er selbst ist. Viele Leute glauben sie haben nur Rechte und keine Pflichten! Heutzutage dehnen Mitarbeiter von Abteilungen in großen Firmen/ Institutionen ihre Rechte immer weiter aus, als gäbe es für sie keine Pflichten: „Warum sollte ich überhaupt arbeiten, denn ich bekomme so oder so mein Geld?“ Die Arbeit wird verweigert, wenn sie nicht sicher sind, dass sie ihr Geld bekommen. Es wird immer wieder vergessen, dass Rechte auch Pflichten enthalten.

Pflichten sind Teil des menschlichen Lebens, gehören zu den Prinzipien des Lebens. Sie gehören zur gegenseitigen Zusammenarbeit in der Gesellschaft. Das Leben ist ein Kooperationsprozess. Wenn jeder Mensch auf ein isoliertes Leben beharren würde, würde die gegenseitige Unterstützung zerbrechen und niemand würde sich um gemeinsame Ziele bemühen. Wenn es weder gesellschaftliche Rechte noch Pflichten gäbe, würde Chaos herrschen.

Wenn es im Leben nur um das individuelle Durchsetzungsvermögen ohne jegliche Verantwortung ginge, wäre das die Spitze von Selbstsucht und Egoismus. Dieses würde bedeuten, man entzöge dem Menschen jegliche Existenzgrundlage in der Gesellschaft oder der Mensch würde sich selbst den Ast absägen, auf dem er gerade sitzt. Was fehlt, ist Bildung, Verständnis für einander, eine richtige Einschätzung des eigenen Selbst in Bezug auf den eigenen Standpunkt in der Gesellschaft.

Hat der Mensch Pflichten gegenüber der Gesellschaft oder ist er völlig frei in seiner Handlungsweise und kann den Dingen ihren Lauf lassen? Dieses Verhalten ist eine Ausgeburt von Dummheit, denn der Mensch ist ein Spirit, ein Atman, und auch ein Teil der Gesellschaft. Er ist mit ihr auf verschiedene Art und Weise verbunden. Soziales Engagement ist von der menschlichen, sozialen Existenz untrennbar! Kann man sich vorstellen, irgendwo ohne jegliche menschliche Beziehungen zu leben? Die eigene Existenz hängt von den Handlungen anderer Menschen ab. Man wird immer wieder durch das Bemühen anderer Menschen unterstützt. Viele Dinge, die man erreicht, werden erst durch andere Menschen möglich. Aus diesem Grund ist man anderen gegenüber auch verpflichtet. Wer glaubt, er wäre niemand etwas schuldig, hätte kein Pflichten, sondern nur Rechte, irrt darum gewaltig.

Neben den Pflichten gegenüber dem eigenen Geist, in psychologischer Hinsicht, und den Pflichten gegenüber Gott als übergeordnete Instanz im Inneren des Menschen, wurde in der Bhagavadgita auch ein gewichtiger Part den sozialen Pflichten gewidmet. Man kann nicht mit einem aufgewühlten Geist, irgendwelchen Depressionen, Sorgen und einer Abneigung gegenüber jeder Form von Natur meditieren. Diese Krankheiten müssen zunächst kuriert werden, bevor man sich dem gesunden Weg der Konzentration des Geistes widmet.

Wenn man sich sorgt, weil man etwas nicht bekommt, was man erwartet, muss man einen Weg suchen, um aus der Misere herauszukommen. Es gibt manchmal Dinge, die man sich wünscht, und deren Erfüllungen ohne jede Anstrengung und Selbstverletzung zufließen. Wenn man etwas essen möchte, dann isst man; wenn man eine Tasse Tee trinken möchte, dann trinkt man. Doch es gibt auch ausgefallenere Wünsche, die nicht erfüllbar sind, weil sie im krassen Gegensatz zum Wohlergehen der Allgemeinheit und des eigenen Selbst stehen. Harmlose und schädliche Wünsche sind eben zwei unterschiedliche Schuhe, die aus den Gefühlen der Menschen entstehen. Nur mit Intelligenz und einem klaren Verstand kann man den schädlichen Wünschen entgegentreten, denn mit deren Erfüllung kann man andere Menschen und vielleicht auch sich selbst verletzen. Doch im Eifer des Gefechts steigert man sich bei der Erfüllung von Wünschen in Leidenschaften hinein, ohne die Folgen im Blick zu behalten.

Die Richtigkeit einer Handlung ist erst in den Folgen ablesbar, doch man muss beides direkt am Anfang betrachten. Wenn man etwas in die Wege leitet, muss man vor sich selbst und manchmal auch vor anderen seinen Schritt rechtfertigen. Das anvisierte Ziel muss gerechtfertigt sein. Am Ende darf das erreichte Ziel niemand Schaden zufügen.

Zweitens muss der eingeschlagene Weg zur Erfüllung eines Wunsches ebenfalls gerechtfertigt sein. Es darf nicht sein, dass zwar das Ziel gut ist, aber der Weg dorthin vielen Menschen wehtut. In der modernen Zeit rechtfertigt die Politik ihre negative Handlungsweise mit dem wichtigeren Ziel: „Was macht es schon, wie wir unser Ziel erreichen? Wir werden es schon mit Haken und Ösen erreichen.“ Nein, so bitte nicht! Alles, was mit der Brechstange erreicht wird, wird eines Tages wie ein Kartenhaus zusammenklappen, denn das Grundgerüst ist nicht stark genug, um das Haus zu tragen.
Letztendlich sollte das erreichte Ziel jedem etwas bringen. Doch, was scheinbar sofort Erleichterung verspricht, muss nicht immer auf lange Sicht von Erfolg gekrönt sein. Das Angenehme unterscheidet sich von dem Gesegneten. Das Angenehme streichelt die Sinne, das Gesegnete stellt die Seele im Menschen zufrieden.

Meditation ist die Kunst, zum eigenen Selbst zu werden. In allen drei Formen der Selbst-Entfremdung, wie zuvor beschrieben, wird man zu etwas Anderem als man selbst ist. Wer glaubt, er sei der Körper, wird zu etwas Anderem als er selbst ist; wer glaubt, er sei dieses oder jenes Objekt, das er liebt oder hasst, wird auch zu etwas Anderem als er selbst ist. Das, was man selbst ist, ist unsterblich. Obwohl die Umstände, Objekte und Körper sterblich sind, so ist es dieses Selbst nicht. Daher kommt das ewige Verlangen im Menschen. Wenn die Menschen im Kern wirklich sterbliche Individuen wären, dann müssten ihre Wünsche mit ein bisschen Mühe des Geistes sofort erfüllbar sein. Doch jedes, noch so große Bemühen, kann die Wünsche nicht erfüllen, denn die Wünsche entstehen aus der unendlichen Quelle der eigenen tiefen Persönlichkeit.

Im Menschen ist ein tiefes Verlangen des Unendlichen verborgen, das nur durch die Inbesitznahme des Unendlichen zufrieden gestellt werden kann, doch die Welt hat nichts, was man als unendlich bezeichnen könnte. Darum gehört man offensichtlich nicht zu dieser Welt. Darum stellt den Menschen in dieser Welt nichts auf Dauer zufrieden, denn alle Dinge tauchen heute auf, um am nächsten Tag wieder zu verschwinden, und sie sind nicht einmal organisch mit dem Menschen verbunden. Obwohl es scheint, dass einige Dinge zur Menschheit gehören, so sind sie doch nicht mit ihr vital verbunden. Sie stehen neben dem Menschen. Bruder oder Schwester, Vater oder Mutter, alle Verwandten befinden sich außerhalb. Man kann nicht mit ihnen zu einer lebendigen Einheit verschmelzen. Das, was man besitzt, kann nicht in den Menschen eintreten, auch wenn das Verlangen noch so groß ist. Manchmal macht man Verluste; auch wenn man an etwas hängt, so bleibt das Bemühen, sich etwas einzuverleiben, eine vergebliche Liebesmüh.

Der Mensch hat weder etwas mit in die Welt gebracht noch kann er am Ende etwas mitnehmen. In der Lebensmitte, d.h. zwischendrin, scheint diese Situation nicht klar zu sein. Der Mensch unterliegt immer wieder derselben Illusion im Leben, wenn er Besitztümer anhäuft. In der Sinnenwelt herrscht ein absoluter Selbstbetrug, denn die Sinne verhalten sich wie Raubritter. Sie nehmen der Persönlichkeit alles und geben nichts zurück.

Was besitzt man wirklich? Man hat sein eigenes Selbst. Das, was man wirklich bei sich trägt, ist das eigene Selbst. Man soll nicht glauben, man hätte Verwandte, Haus und Hof, viel Geld usw., denn all das gehört dem Menschen nicht. Man hat diese Dinge nicht produziert oder erschaffen. All diese Dinge existieren unabhängig vom Menschen. Man kann nichts sein Eigen nennen. Darum ist man am Ende seines Lebens, wenn man die Welt verlässt, ärmer als eine Kirchenmaus.

Das, was man denkt, fühlt, die Ideologie, der man folgt, womit man seinen Geist beschäftigt, ist das, was man immer mit sich trägt, denn das, was in einem selbst arbeitet, begleitet ihn und macht seine Persönlichkeit aus. Die außen stehenden Operationen sind nicht Teil von ihm selbst und begleiten ihn auch darum nicht.

Wer hat nicht schon einmal einen nahen Verwandten oder Freund durch plötzlichen Tod verloren? Und wie oft kommt es vor, dass man ihn bereits nach wenigen Tagen vergessen hat? Drei Tage wird gejammert. Bereits am vierten Tag, vergisst man, dass der Verstorbene je existiert hat. Was ist mit jenem Menschen geschehen, mit dem man scheinbar untrennbar verbunden war? Er wurde eingeäschert, mitsamt seiner Urne vergraben. Wer war der Verstorbene, dessen Foto nur noch an der Wand hängt, und dessen Körper eingeäschert in der Erde liegt? Woran hat man all die Jahre seines Lebens gehangen? Man war mit einer Ideologie verbunden, die sich der Aufmerksamkeit entzogen hat.

Das geschieht auch eines Tages mit dem eigenen Körper. Wenn der Körper eines nahen Verwandten oder eines Freundes weder der Verwandte noch der Freund ist, so ist auch der eigene Körper nicht seine wirkliche Persönlichkeit. Alles Sichtbare entspricht nicht seiner tatsächlichen Natur. Das Sichtbare ist das Sterbliche; das Unsichtbare ist die Wirklichkeit. Darüber muss man sich allmählich klar werden und zum eignen Selbst mit dessen unendlichen Fähigkeit zurückkehren.

Die Tatsache, dass das unendliche Verlangen im Menschen nach unendlichem Besitz strebt, sollte ihn klar darüber werden lassen, dass in ihm das Unendliche vorhanden ist. Befreiung ist das Erreichen des Unendlichen. Das Unendliche ist nicht reich an Mengen einzelner Dinge. Selbst wenn alle Atome des Universums zu einem Haufen zusammengetragen würden, so bedeutet dieses nicht, dass man das Unendliche berühren würde. Das Unendliche ist nicht in einer Anhäufung von Dingen messbar. Es ist ungeteiltes Sein; außerhalb dessen existiert nichts.

Yo vai bhuma tat sukham: In Bhuma ist ein großes Glück verborgen. Was bedeutet Bhuma? Was ist das Unendliche? Yatra na anyat pasati: Es ist die Situation, wo man nichts Äußeres mehr wahrnimmt. Yatra na anyat srunoti: Zu diesem Zeitpunkt wird nichts mehr von außen gehört. Na anayat vijanati: Alles, was man denkt oder versteht ist nicht-äußerlich. Sa bhuma: Man muss weder etwas Äußerliches sehen, hören oder denken, da man von der im eigenen Selbst erreichten inneren Unendlichkeit erfüllt ist; das ist die Unsterblichkeit. Sterblich ist die Natur oder das Ding, das man mit eigenen Augen sehen kann, mit den Ohren hören oder mit dem eigenen Verstand denken kann. Wo es nicht notwendig ist, irgendetwas zu sehen, zu hören, zu verstehen oder zu denken, ist Erfüllung. Das All-Sein sieht nicht, hört nicht und muss nicht denken.

Yatra hi dveita meva bhavati tatra itaram pasyati: Wo es zwei Dinge gibt, sehen beide einander. Wo ist das Unendliche? Wer kennt das wissende Unendliche? Gott bleibt für den Menschen unbekannt, denn Gott ist kein Mensch; ER schließt alles ein; nur Gott kennt Gott.

Bei der höchsten Meditation, im Sinne des Unendlichen, meditiert Gott auf sich selbst. Das ganze Universum kontempliert auf seine eigene Vollkommenheit. Das ist Meditation. Das hat nichts mit dem Menschen zu tun, der sich hinsetzt, die Augen schließt und an etwas Äußeres in Raum und Zeit denkt. Eigentlich ist das keine richtige Meditation, denn all diese Meditationsformen sind äußerlich gesteuert. Man kontempliert auf etwas Vergängliches, und darum könne keine Ergebnisse über das Unsterbliche erzielt werden. Das, worauf man meditiert, sollte im Meditierenden absorbiert werden, sodass man in diesem Sinne zu einem größeren Sein wird, indem das Objekt in den Meditierenden eintritt und dessen Dimension des Seins erweitert. Wenn das Objekt in den Menschen eingetreten ist, dann will man es nicht mehr. Wenn auf diesem Wege Hunderte von Objekten in das Bewusstsein eingetreten sind, erreicht das Bewusstsein eine übergreifende Dimension, - das hat nichts mit Besitzen zu tun, sondern mit der Größe hinsichtlich der Spiritualität. Das Sein dehnt sich dabei nicht zu einem Werden aus.

Die Kunst der Meditation liegt in der Ausdehnung des Bewusstseins. Das Bewusstsein wird zu einem großen Sein. Es ist kein bestimmter Gedanke, der ausgedehnt wird. Es gibt einen Unterschied zwischen dem Sein und dem Werden; das Werden ist prozessgebunden, während die Meditation letztendlich kein Prozess ist. Es geht nämlich um das unterschwellige Verlangen des eigenen Selbst, selbst zu sein, so wie das Sein in sich selbst existiert, ungeteilt. Das Sein kann nicht in zwei Teile geteilt werden, doch wenn das Sein teilbar wäre, würden der eine Teil zu einem spezifischen Werden und der andere zum Endlichen.

Akhanda, das Ungeteiltsein, ist die Natur des reinen Seins. Das kann nur verwirklicht werden, wenn sich die für den Betrachter attraktiven Objekte, des nach außen neigenden Bewusstseins, in dem Augenblick auflösen, wenn diese zu einem selbst werden. Die Objekte fließen in das Subjekt.

Wie ist das möglich? Kann man sich vorstellen, wie etwas Äußerliches, irgendein Ding, in einen Menschen einfließen kann? Dieses Phänomen wurde in psychologischer Hinsicht in telepathischer Kommunikation versucht, wobei ein entferntes Objekt mit dem Geist berührt wurde. Man berührt jemand, der weit entfernt ist, nur mithilfe des Geistes. Der Geist des weit entfernten Menschen betritt den Geist von jemand vor Ort. Wenn das geschieht, findet ein Austausch zwischen den Beiden statt. Es kann sich bei dem Einen um etwas Nicht-Menschliches handeln, das durch die Kraft des Anderen in Schwingung gerät.

Solange man nicht zum Objekt geworden ist, wird sich das Objekt nicht unterwerfen. Wer seinen Diener nicht liebt, dem wird der Diener nicht dienen. Es gibt keine Diener in dieser Welt, doch die Sinnesobjekte werden wie Diener behandelt. Sie verweigern sich, solange sie nicht zum Freund geworden sind. Meister und Diener sollten sich nicht auf parallelen Ebenen befinden. Wer seinen Diener liebevoll behandelt, erhält einen effektvolleren Service. Das Gegenteil ist natürlich der Fall, wenn man ihn schlecht behandelt.

Warum geht man nicht mit den Sinnesobjekten liebevoll um? Heute will man sie, morgen wirft man sie über Bord. Kann man etwas für immer lieben? Darüber sollte man einmal nachdenken! Heute will man etwas, und morgen wirft man es fort. Heute ist jemand mein Geschäftspartner, man arbeitet zusammen, und morgen wird der vorherige Partner zum Gegner, weil man irgendeinen Groll gegen ihn hegt.

Vater und Mutter, Sohn und Tochter, trennen sich in dem Augenblick, wo sie unterschiedliche Auffassungen entwickeln. Dieses sind die sichtbaren Sorgen des Lebens, die man mit eigenen Augen verfolgen kann, so dass man nicht immer wieder darauf hereinfällt. In dem Augenblick wo man die Fallstricke erkennt, tappt man nicht hinein, denn aus den Erfahrungen wird man klug. Man tritt auch nicht in derartige Fallen, wenn man den Menschen genau zuhört.

Das psychische Phänomen, bekannt als Telepathie, ist ein äußeres Zeichen der Fähigkeit des inneren Selbst, mit entfernten Sternen in Verbindung zu treten. Die Menschen kommen von den Sternen. Ihr Körper ist unter dem Einfluss von Sonne, Mond und Sternen entstanden, die die Substanz des Körpers bedingen. Astrologen sagen, dass jedes der Gliedmaßen des Körpers von einem der Planeten hervorgebracht wurde. Nicht nur die nahen Planeten, sondern auch weit entfernte Sterne üben ihren Einfluss aus. Es heißt: „Man ist das, was die Sterne sind.“ Was ist das für ein Stern, unter dem man geboren wurde? Dieser unermessliche weit entfernte Stern übt eine derartige Macht auf den Menschen aus, sodass man aus den Sternen hervorgebracht wurde.

Die im Menschen verborgene Fähigkeit ist so groß, dass man mit entfernten Dingen in Berührung kommen kann, denn sie sind nicht wirklich weit entfernt. Sie scheinen nur äußerlich zu sein, denn im Inneren sind sie organisch mit dem Betrachter verbunden. Alle Objekte sind wie die Menschen selbst. Darum braucht man den Objekten nicht nachzulaufen.

In der Brihadaranayaka Upanishad heißt es: „Das Objekt, das man als etwas Äußerliches ansieht, wird sich entfernen.“ Wer seinen Freund als Objekt sieht, wird von ihm nicht gesehen. Wenn man jemand sagt, er sei nur ein Objekt, wird man selbst ignoriert, denn niemand will das hören. Jeder sieht sich als Subjekt, doch wer ist Objekt? Wenn man irgendjemand in dieser Welt lediglich als Objekt ansieht, läuft er davon, wendet sich ab. Niemand will derart angesehen bzw. derart ignoriert werden. Niemand möchte abseits stehen bzw. ignoriert werden. Selbst als Gast möchte man vom Hausherrn mit einbezogen werden und nicht abseits stehen! Niemand will außen vor bleiben.
Es ist falsch zu glauben, Weltliches würde Zufriedenheit geben. Man glaubt, die Welt sei des Menschen Diener. Die Objekte folgen nicht des Menschen Anweisung so ohne weiteres, denn sie verhalten sich entsprechend der menschlichen Zuneigung. Mithilfe der Zuneigung kann man sie gewinnen. – Man braucht die Welt nicht zu sehen. Die Welt kommt von sich aus auf den Menschen zu. – Wer meditiert? Die Welt kontempliert sich selbst. Wo ist man in dem Augenblick, wo dieses geschieht? Man wird zu einem Teil dieser Welt.

Es ist nicht einfach, derart zu denken. Es bedarf einiger Mühe. Man kann sich kaum vorstellen, ein Teil dieser Welt zu sein. Der Mensch denkt: er befindet sich innerhalb dieser Welt und auch außerhalb der Welt; er schaut auf die Welt, nutzt die Welt und nutzt die Dinge der Welt. Zu keiner Zeit ist ihm wirklich bewusst, in die Welt eingebunden zu sein.

Die Elemente, die die Substanzen der Natur ausmachen, sind auch die Elemente des eigenen Körpers. Woher kommt das Gefühl, man stände außerhalb? Wenn diese Überzeugung von innen her kommt, kommen alle Dinge automatisch auf den Menschen zu und treten in ihn ein. So wie die Vasallen ihrem Eroberer Tribut zollen, kommen alle Ecken des Himmels zusammen und erweisen dem Menschen ihren Respekt.

In den Upanishads heißt es, wenn der Körper aus demselben Stoff wie die gesamte Welt ist, wird der Mensch zur Mutter allen Seins. Wenn man isst, kommt alles Sein herbei, um herauszufinden, was man zu sich nimmt. So wie Kinder um ihre Mutter herum sitzen und um Nahrung bitten, so erwartet alles Sein, dass die gesamte Welt im Menschen konsumiert wird, damit sie zufrieden gestellt ist. Wenn dieser Mensch zufrieden ist, sind alle zufrieden. Dieses ist die Bedeutung von Brahmana-Bhojana. Sie bieten Brahman Nahrung an. Brahmana bedeutet: jemand, der in das Absolute etabliert ist. Wer das absolute Sein ‚füttert’, bietet allen vier Vierteln des Himmels Nahrung an.

Moksha, Befreiung ist der Eintritt in die Struktur der Dinge, ohne sie zu begehren. Man kann nicht immer nur wollen, denn es gibt keinen Grund dafür. Die vier Ecken des Himmels sind Freunde des Menschen. Die ganze Welt ist allen Menschen gegenüber freundlich gesinnt. Man muss einfach nur sagen: „Komm!“ Sie wird kommen, so wie man seiner Hand sagt. „Komm!“ und sie kommt. Das Gleiche kann man mit allen Gliedmaßen probieren, und es funktioniert. Die ganze Welt reagiert auf die gleiche Weise.

Meditation ist ein allumfassendes Konzept des Bewusstseins, das alle Objekte einschließt. Jedes scheinbar außenstehende Objekt irritiert den Meditierenden, denn die Vollkommenheit wurde nicht erreicht. Aus diesem Grund müssen alle sprunghaften Gedanken, irgendwelche Vorurteile und Charaktereigenschaften mithilfe reiner Selbstanalyse ausgedünnt und eingeschmolzen werden, was das ganze Leben in Anspruch nimmt. Sadhana ist eine Lebensaufgabe; von der Geburt bis zum Tod gibt es nichts Anderes zu tun. Die turbulenten Impulse, mit denen man auf die Welt kam, geben den Menschen keinen Frieden. Sie müssen ins Geschirr genommen und damit zu eigen gemacht werden, damit sie zum Freund werden. Man darf keine seiner scheinbar befremdlichen Eigenschaften ablehnen, weder bei sich selbst noch bei anderen. Alles muss angenommen werden. Die ganze Welt ist freundlich, vorausgesetzt man ist selber freundlich gesinnt.

Dieses sind die vorbereitenden Stufen, um sich aufzuladen, - nicht die Seele im Menschen. Die Seele ist nicht im Menschen, denn sie macht den ganzen Menschen aus. Sag nicht, die Seele ist im Menschen. Sie macht den Mensch an sich, d.h. die ganze Persönlichkeit. Man kann nicht sagen: „Ich bin in mir!“ Dieser Gedanke entsteht aus der Körperlichkeit des Menschen, wobei er das Gefühl hat, irgendetwas sei in seinem Körper. Man muss zwischen dem ‚Ich’ und dem aktiven Geist im Menschen unterscheiden.

Wenn es heißt: ‚Ich komme’, kommt nicht der Geist. Wer ist dieses ‚Ich bin’? Darüber sollte man nachdenken. Das ‚Ich’ ist das Prinzip, das auf das große ‚Ich’ des Kosmos kontempliert. Alle Lebewesen, Menschen usw. sind nur ‚Ichs’. Das gilt für alles und jeden. Jedes noch so kleines Ding betont sein ‚Ich’. In dem Augenblick, wo alle diese ‚Ichs’ zusammenkommen, gibt es nur ein einziges ‚Ich’. Dieses komplette ‚Ich’ kontempliert auf sich selbst. Befreiung findet in dem Augenblick statt, wo das komplette ‚Ich’ sich selbst vollkommen fühlt. Dann hat es erreicht, was es in Wahrheit wollte, nämlich wirkliche spirituelle Befreiung.