Swami Krishnananda:

Antwort auf deine Fragen

Kapitel 43

Hindu-Götter und der eine Gott

Amerikanischer Besucher: Welche Hindu-Götter gibt es?

Swamiji: Ich weiß nicht, ob Du die Namen dieser Indischen Götter kennst?. Sind sie Dir nicht vertraut? Hast Du von Vishnu gehört?

Besucher: Ja.

Swamiji: Die drei großen Gottheiten im Hinduismus sind Brahma, Vishnu und Shiva. Brahma ist der Schöpfungsaspekt, Vishnu der beschützende, erhaltende Aspekt und Shiva der verändernde, auflösende Aspekt. Brahma erschafft, Vishnu erhält und Shiva löst auf. Dies sind die drei Aspekte des Absoluten Seins.

Vishnu hat viele Verkörperungen. Rama und Krishna sind die berühmtesten seiner Verkörperungen, und sie werden als wahrhaftiger Narayana verehrt. Narayana ist auch ein anderer Name für Vishnu. Das Höchste Schöpfungsprinzip, der absolute schöpferische Wille wird Narayana oder Vishnu genannt.

Wir kennen also verschiedene Konzepte zur religiösen Verehrung Gottes. So haben wir zum Beispiel Badrinath in den Himalayas. Es ist im Sommer ein sehr berühmter Wallfahrtsort, denn er wird von Millionen von Menschen besucht. Die Verehrung beginnt im Mai und endet im Oktober. Der Ort befindet sich auf einer Bergspitze. Es gibt dort einen Tempel, der Vishnu (Narayana) geweiht ist; einen anderen Tempel gibt es in Kedarnath, ebenfalls auf einer Bergspitze gelegen, zu Ehren Shivas. Badrinath und Kedarnath sind die berühmtesten Reliquienschreine von Narayana (Vishnu) und Shiva in den Himalayas.

Besucher: Sind Buddha und Christus ebenfalls Verkörperungen Vishnus?

Swamiji: Buddha wird als eine Inkarnation Vishnus angesehen, doch man kann Christus oder sonst jemanden im weitesten philosophischen Sinne, ebenfalls als Inkarnation des Absoluten Seins betrachten, jedoch nicht in einer strengen Hinduistischen Religionsauslegung. Ein Hindu wird Christus nicht als Vishnu’s AVATARA (Göttliche Herabkunft) ansehen, obgleich man im weitesten Sinne jede große göttliche Offenbarung als Inkarnation des Absoluten betrachten kann; doch vom rein religiösen hinduistischen Standpunkt aus, werden Mohammed und Christus nicht als Inkarnationen anerkannt. In einem höheren transzendentalen Sinne jedoch ist jeder eine Inkarnation des Einen Seins.

Besucher: Es gibt eine Hindu-Göttin. Ich weiß nicht viel von ihr, doch sie hat acht Arme, nicht wahr?

Swamiji: Ich wollte Deinen Verstand nicht mit all diesen Dingen verwirren, darum habe ich mich auf Brahma, Vishnu und Shiva beschränkt.

Besucher: Ich weiß nicht viel davon, doch ich sehe all diese Postkarten, die so wundervoll sind.

Swamiji: Brahma, Vishnu und Shiva repräsentieren auf dem Hintergrund des Schöpfungs-, Erhaltungs- und Auflösungsprozesses das Universale Bewußtsein. Wenn das Bewußtsein sich selbst als Schöpfung, Erhaltung und Auflösung offenbart, muß ES auch als eine Macht begriffen werden, da Offenbarungen nichts anderes als eine Demonstration von Macht und Stärke sind. Die Kräfte Brahma’s, Vishnu’s und Shiva’s werden Shaktis genannt, was Macht bedeutet. Die Shakti Brahma’s wird Sarasvati genannt, was Göttin der Gelehrsamkeit bedeutet; die Shakti Vishnu’s ist Lakshmi, die Göttin des Wohlstands; die Shakti Shiva’s ist Durga (sie verfügt auch noch über viele andere Namen), die manchmal mit der Macht des Einen Absoluten identifiziert wird.

Diese Shaktis, die ich erwähnte, werden auch unabhängig von ihrer Betrachtung als Teile Brahma’s, Vishnu’s und Shiva’s als Göttinnen verehrt. In den frühesten Formen der Religion wurden sie alle als EINE (Gottheit) angesehen. Später, als es sehr schwierig wurde, die Gottheit als Ganzes in der Verehrung zu betrachten und darüber zu meditieren, wurden diese Universalen Mächte personifiziert.

Tatsächlich kann man keinen Gott wie einen Menschen als Person betrachten, und dennoch können wir aufgrund der Gewohnheit unseres Verstandes nicht anders, als in Begriffen der Persönlichkeit zu denken, weshalb wir Brahma, Vishnu und Shiva oder Durga, Lakshmi und Sarasvati auf keine andere (als auf eine verkörperte) Weise betrachten, obwohl sie keinen Körper haben wie wir. Wir betrachten Brahma als einen alten Vater des Universums, und manchmal stellt man ihn sich mit Bart als einen Übervater vor. Vishnu gilt als eine große, majestätische, wundervolle Person, und Shiva als ein strenger, in sich gekehrter Asket. Sie sind mit ihren Gattinnen Durga, Lakshmi und Sarasvati zusammen, wobei, wie Du sagtest, Durga so viele Hände hat wie Lakshmi und Sarasvati, nämlich jeweils vier. Jede hat vier Hände, zu denen sich noch weitere dazu gesellen können.

Aber sie haben alle eine innere mystische Bedeutung. Sie zeigen eine äußere Symbolik mit einem inneren spirituellen Begriffsinhalt. Alle psychischen Mächte sind in einer einzigen Gedankenhandlung oder als Bewußtheit in diesen Göttern konzentriert. Auf unser menschliches Dasein bezogen, sind die psychischen Seiten getrennt, - Verstehen ist ein Aspekt, Fühlen ein anderer, Wollen ein dritter und Erinnern ein vierter Aspekt. In der westlichen Psychologie werden nur drei Aspekte berücksichtigt, nämlich Verstehen, Wollen und Fühlen; man betont drei Aspekte der Persönlichkeit, doch der vierte Aspekt ist das Unterbewußtsein oder mit anderen Worten, das „Übergewissen“, welches das Medium des Gedächtnisses darstellt. Alle diese Dinge in uns handeln unabhängig voneinander. Verstehen ist nicht dasselbe wie Fühlen oder Fühlen dasselbe wie Wollen usw., denn jedes ist unabhängig voneinander, was sich jedoch unserem Denken entzieht. Wenn wir alle diese Anlagen in einer einzigen Wahrnehmung miteinander verbinden könnten, wäre es Intuition, doch wir können es nicht. Wir bleiben in unserer Psyche immer getrennt. Wir verstehen etwas, fühlen etwas anderes und wollen noch etwas ganz anderes, wobei wir im Unterbewußtsein womöglich eine vierte, wiederum ganz andere Sache sind; doch die Götter repräsentieren eine vollkommene Vermischung der Mächte aller dieser vier Anlagen. Darum kann man sagen, daß die vier Hände in Wirklichkeit die vier Aspekte der Psyche symbolisieren, durch die ein einziges Bewußtsein - im Falle der Göttinnen - als Intuition, und in unserem Falle als gewöhnliche Erkenntnis handelt.

All diese religiösen Figuren sind Symbole eines höheren abstrakten Prinzips, das normale Menschen nicht verstehen können, und darum benutzen wir Figuren, Bilder, Idole, Vorstellungen, Skulpturen, Malereien und all diese Dinge; ansonsten können wir nicht an Gott denken, da der Verstand in seiner psychischen Funktionsweise und Gedankenmacht so weit heruntergekommen ist, daß wir alles so haben möchten, wie wir selbst es sind, - selbst Gott sollte sein wie wir. Darum glauben wir, daß Gott ein riesiger Mensch ist; das ist es, was wir glauben. Wenn man irgendeine Schrift liest, findet man Gott als riesigen Körper beschrieben, der den ganzen Raum ausfüllt, mit Augen und Nase, wie wir sie haben.

Doch wenn man sagt, daß Gott dieser Beschreibung nicht entspricht, was ist Gott denn sonst? Wenn man sich Gott in keiner Form denken kann, mag dies in der vollkommenen Ablehnung Gottes enden. Darum ist es besser, eine unzulängliche als überhaupt keine Vorstellung von Gott zu haben. Wir benötigen letztendlich etwas, um uns daran festzuhalten.

Dr. Goel: Letztlich müssen wir eine richtige Vorstellung haben.

Swamiji: Es ist für gewöhnliche Sterbliche nicht möglich, eine Vorstellung über die Wahrheit zu entwickeln. Die Leute haben nicht einmal eine richtige Vorstellung über sich selbst. Wie wollen sie da eine richtige Vorstellung über jemand anders entwickeln?

Dr. Goel: Darum müssen wir zuerst eine richtige Vorstellung von uns selbst haben.

Swamiji: Richtig. Wenn man sich selbst nicht richtig kennt, wie will man eine andere Sache richtig beurteilen? Zur Erkenntnis von etwas ist man selbst das Medium, und was auch immer man ist, wird in dem Prozeß der eigenen Wahrnehmung und dem Wissen über die Dinge widergespiegelt. Welche Vorstellung man auch immer von sich selbst hat, wird man auch von allen anderen Dingen haben. Das ist unser Problem.

In Wirklichkeit ist man kein physischer Körper. Man ist auch nicht der Sohn von Herrn Soundso, nicht 1,80m groß, mit einem bestimmten Gewicht, Fleisch und Knochen usw. Es ist schwierig zu erkennen, wer man wirklich genau ist. Man muß viel Zeit dazu aufwenden und tief in die Sache hineingehen, um zu erkennen, daß man sich vollkommen von dem unterscheidet, was man scheinbar zu sein glaubt, doch kann man dabei nicht so leicht vergessen, daß man Herr Soundso ist, aus einem bestimmten Land kommt, von dieser Größe und jenem Gewicht usw. ist. Man kann diese Punkte einfach nicht vergessen.

Man kann sich keine Sekunde lang vorstellen, das konzentrierte Gebilde eines Universalen Teilchen des Bewußtseins in Raum und Zeit zu sein. Könnte man immer diese Bewußtheit bewahren, wäre man nicht dieser Mensch, der man ist. Man würde jeden Tag anders sein, und das, was man sein wird, weiß Gott allein, doch, wer kann so denken? Es ist nicht möglich, denn der Verstand wird Dich herunterziehen und Dir sagen: „Steige nicht zu hoch“.

Man ist nur ein kleiner Strudel im Meer des Universalen Bewußtseins. Das ist es, was man wirklich ist, doch wer kann so denken? Für einen Augenblick mag es funktionieren, doch danach schlüpft man wieder in den alten Zustand zurück und ist einmal mehr derselbe Mensch wie zuvor.

Um das Bewußtsein auf die Ebene der Universalen Wahrnehmung zu erheben und sich mit der ganzen Schöpfung des Universums im Einklang und nicht als unabhängiger Herr Soundso zu fühlen, ist es erforderlich, intensiv zu meditieren. Ein jeder ist als organisches Teil mit dem ganzen Universalen Gebäude verflochten. Wenn man dieses Bewußtsein für immer bewahren kann, ist man auf Dauer in einem Zustand der Meditation.

Amerikanischer Besucher: Bitte, nenne ein paar Einzelheiten über die Götter.

Swamiji: Das Sitzen von Durga auf einem Löwen, von Sarasvati auf einem Schwan und von Lakshmi auf einem Lotus repräsentiert die drei Funktionen dieser drei Kräfte. Es ist schwierig, all diese Dinge in wenigen Minuten zu erklären. Der Löwe repräsentiert die Wildheit menschlicher Wünsche. Wenn man sich den Wünschen entgegenstellt, werden sie wild und sind nicht so einfach zu handhaben. Da wir nur einem geringen Teil unserer Wünsche gegenüberstehen, sieht es nicht so schlimm aus. Das Reiten Durga’s auf dem Rücken des Löwen symbolisiert die Unterwerfung der Wildheit der Wünsche durch die göttliche Macht.

Lakshmi, auf dem Lotus sitzend, bedeutet Schönheit, Wohlstand, Pracht, ästhetische Freude und allerlei Vergnügen.

Besucher: Befindet sich im Hintergrund von Lakshmi normalerweise Wasser?

Swamiji: Ja, Wasser, - jedoch nicht unbedingt. Sarasvati verkörpert auf einem Schwan sitzend Intelligenz und Reinheit. Sarasvati ist vollkommen in Weiß gekleidet, Lakshmi ist in ein prachtvolles Tuch gehüllt, Durga erscheint noch malerischer und man kann sie mit vielen Händen in unterschiedlichen Posen sehen. Die Erstgenannte repräsentiert die Reinheit des Wissens und die Transparenz des Verstehens, das durch die weiße Farbe symbolisiert wird. Die andere repräsentiert den augenfälligen Wohlstand in dieser Welt, was eine Spur menschlicher Wünsche beinhaltet. (Wenn wir keine Wünsche haben, können wir nicht verstehen, was Wohlstand ist.) Durga ist die Macht, die die Grausamkeit der menschlichen Leidenschaften kontrolliert. Dies sind in Kürze ihre Aspekte.

Besucher: Vielen Dank.

Andrea: Swamiji, Du hast die vier Arme der Gottheit erwähnt und sagtest, daß dort ein Wille war...

Swamiji: Verstehen, Wille, Gefühl.

Andrea: Und Du sagtest Erinnerung, außerdem sagtest Du.....

Swamiji: Übergewissen.

Andrea: Ist dies dasselbe wie das Unterbewußtsein?

Swamiji: Es ist dieselbe Sache.

Andrea: Hat es nichts mit Gewissen zu tun?

Swamiji: Das Gewissen ist auch im Unterbewußtsein enthalten. Es ist eine Funktion des Unterbewußtseins.

Andrea: Ich verstehe.

Swamiji: Gedächtnis ist auch ein Teil des Unterbewußtseins. Es hat viele Funktionen, wobei man das Gedächtnis als die eine und das Gewissen als eine andere Funktion, sozusagen als die Stimme Gottes bezeichnen kann. Irgend etwas sagt Dir, daß etwas richtig ist; das ist die Arbeit des Gewissens und auch die Arbeit des Unterbewußtseins.

Dr. Goel: Was ist der Unterschied zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein?

Swamiji: Jetzt arbeitest Du auf der bewußten Ebene. Im Traum befindest Du Dich auf der unterbewußten Ebene. Die Ebene des Bewußten wird in das Unterbewußtsein zurückgezogen, welches die Traumebene ist. Während des Schlafes befindest Du Dich im Unbewußten.

Dr. Goel: Und im Tiefschlaf?

Swamiji: Im Unbewußten.

Eva: Swamiji, bezüglich desselben Themas habe ich eine andere Frage. Du hast am gleichen Tag erwähnt, daß alle vier Fähigkeiten in einem selbst vereint sind.

Swamiji: Wenn alle Fähigkeiten einträchtig zusammenarbeiten, werden sie zur Intuition.

Eva: Ist die Intuition darum größer als das Gewissen?

Swamiji: Sie ist größer als alle vier Fähigkeiten zusammen. Sie ist ein vollkommenes Abbild aller vier.

Andrea: Ich dachte über die Leute nach, die ihren Körper wirklich verlassen wollen, weil es dort für sie keinen Bezugspunkt gibt. Ich weiß und verstehe, warum die Leute ihren Körper verlassen möchten, wenn sie einmal erkannt haben....

Swamiji: In Wirklichkeit ist es nicht der Wunsch, den Körper, sondern das individuelle Bewußtsein zu verlassen, - Körper oder nicht Körper, - das ist eine andere Sache. Wenn man einen Körper hat, sich aber dessen nicht bewußt ist, bereitet er auch keine Sorgen. Der Körper ist nicht die Quelle der Sorgen, sondern das Bewußtsein, daß es einen Körper gibt. Ein reicher Mann ist ein Mann, der sich seiner Reichtümer bewußt ist. Angenommen, er ist sehr reich, aber er ist sich dessen nicht bewußt, dann kann man ihn auch nicht als reich bezeichnen. Was sagst Du dazu?

Besucher: Das ist richtig.

Swamiji: Darum bedeutet Bewußtsein Reichtum. Dies hört sich sehr interessant an! [Gelächter]

Dr. Goel: Alles ist Bewußtsein.

Swamiji: Ja. Angenommen, man hat viel Geld bekommen und man ist sich dessen gar nicht bewußt, kann man das als lohnende Sache bezeichnen? Es ist nutzlos. Darum bedeutet Bewußtsein auch Geld. Sehr interessant! Alles ist Bewußtsein, denn ohne dieses ist alles ohne Bedeutung. Darum bedeutet Bindung das Bewußtsein der Endlichkeit. Es ist nicht die Existenz von irgend etwas, sondern das Bewußtsein der Existenz von etwas. Darum ist Bindung auf bestimmte Art und Weise lediglich ein begrenztes Bewußtsein.

Es geht bei der Frage nicht darum, den Körper zu behalten oder zu verlassen. Laß den Körper Körper sein. Es gibt die Körper; viele Menschen hier haben Körper bekommen. Machst Du Dir deshalb Sorgen? [Gelächter] Warum sorgst Du Dich nur um Deinen Körper? Was ist daran so wichtig? Wenn Du Dich nicht in die Körper anderer Leute einmischst, warum befaßt Du Dich mit Deinem Körper so, als wäre er bedeutender als andere Körper? Das nennt man Bindung des Bewußtseins an eine besonders lokalisierte Individualität.

Dr. Goel: Das ist eine schlimme Sache.

Swamiji: Die ganze Sache ist die, daß es nicht um die Existenz einer Sache geht, sondern um das Bewußtsein von dieser Sache. In der Befreiung wird die Welt nicht zerstört, vielmehr wird die Verbindung von ihr mit der eigenen Endlichkeit aufgehoben. Das eigene Bewußtsein wird alles durchdringen; weshalb es auch keine besondere Bindung zu irgendeinem individuellen Objekt mehr gibt. Freiheit bedeutet zu erkennen, daß das Bewußtsein in allen und nicht nur in einigen Dingen gegenwärtig ist. Wenn es nur in einer Sache vorhanden ist, dann bedeutet es Bindung. Wenn ES überall ist, und nur ES allein ist, dann ist es frei. Nun bist Du und auch noch jemand anders hier, und doch gibt es nur EINS.

Dr. Goel: In der Befreiung?

Swamiji: In der Befreiung gibt es nur EIN SEIN.

Dr. Goel: Und das ist das Universale Bewußtsein.

Swamiji: Ja, denn Bindung ist nicht in der Existenz der Dinge, sondern liegt in dem Bewußtsein von der Existenz der Dinge. Es handelt sich um eine besondere Handlung des Bewußtseins. Das Universale Bewußtsein ist innerhalb eines Körpers eingeschlossen, welches man als „sein eigenes Selbst“ bezeichnet. Es fürchtet sich aufgrund seiner Begrenzungen und der Trennung von den anderen, - außerdem, weil es von vielen anderen Faktoren abhängig ist usw., und weil es befürchtet, diese Individualität heute oder morgen zu verlieren.

Doch angenommen, es ist in allem gegenwärtig, was tatsächlich der Fall ist, dann gibt es solche Furcht nicht, denn Furcht erhebt sich nur aus einer dualen Existenz. Furcht kommt von etwas, das sich außerhalb von Dir befindet. Dieses Außenbewußtsein muß aufgelöst werden; dann vergeht auch die Furcht.

Andrea: Wenn Du das sagst, fühle ich mich irgendwie friedvoll.

Swamiji: Ja. Wenn wir das hören, empfinden wir ein wenig Frieden. Wir verlangen nach aufrichtigem Frieden.

Dr. Goel: Müssen wir uns deshalb davon lösen?

Swamiji: Wir müssen uns nicht lösen, sondern wir müssen uns allem zuwenden, dann findet automatisch die Loslösung von einer Sache statt. Wir fürchten uns immer vor der Loslösung, doch diese Furcht ist unbegründet. Magst Du Hinwendungen? Dann wende Dich allem zu, denn das ist gleichbedeutend mit der Loslösung von einer Sache. Darum liebe die Hinwendung, denn sie bedeutet Freude. Wenn man sich losgelöst hat, kommt große Furcht auf. Niemand mag sich loslösen, darum sollten wir solche Wörter niemals gebrauchen. Sprich niemals von „Verzicht“ usw., sondern wende Dich allem zu. Laß uns abwarten, was geschieht. [Gelächter]

Der Verstand ist solch ein Schwindler. Er will sich weder zu allem hinwenden, noch von irgend etwas loslösen. Wünschst Du ‘etwas’? Gut, dann nimm ‘alles’. Man sollte nicht nur nach einer Sache fragen, sondern alles nehmen, - ansonsten frage nicht. Wonach verlangst Du? Ich gebe Dir alles, doch Du hast keinen Platz, es aufzubewahren. Du kannst die ganze Erde nehmen! [Gelächter]

Niemand kann so boshaft wie der Verstand sein. Er weiß nicht, was er will und doch hat er permanent Wünsche, ohne zu wissen, was er will. Hier liegt das Problem. Warum wendest Du Dich nicht allem zu? Wo ist der Fehler?

Besucher: Das Ego.

Swamiji: Bitte das Ego, sich mit allem zu verbinden, mit jedem Menschen dieser Welt, jedem Gebäude, jedem Baum im Wald und jedem Fluß, jedem Berg, jeder Sonne, Mond und allen Sternen. Wende Dich allen zu, und laß uns sehen, was geschieht. Doch es ist durchaus möglich, daß die Verbindung nicht funktioniert, - was dann? Höchst unvernünftig, selbst in der Hinwendung sind wir unvernünftig! [Gelächter]

Es gibt da eine Geschichte: Archarya Shankara befand sich in einem Raum. Die Tür war verriegelt, und ein Schüler klopfte von außen an die Tür. „Wer ist da?“ fragte der Guru. „Ich.“ „Laß es entweder nichts oder alles sein,“ sagte der Guru.

Es gibt drei Arten von „Ich“: Das Ich, welches nichts ist, das Ich, welches etwas ist und das Ich, das alles ist. Dieses ‘etwas’ ist eine gefährliche Sache. Laß es besser nichts oder alles sein. Dann bist Du frei. Man kann das „Ich“ weder zu nichts noch zu alles machen, darum hängt man in der Mitte. [Gelächter]

Dr. Goel: Das ist das Problem des Lebens.

Swamiji: Selbst, wenn er alles bekommt, will er es nicht. Was für ein Mensch? Nimm alles und sei mit allem verbunden, dann bist Du im VIRAT-Bewußtsein (Kosmos als Körper Gottes). Die „Verbindung des Bewußtseins mit allem“ ist ein anderer Name für Universales Bewußtsein.