Die Essenz der Brihadaranyaka Upanishad

Die Essenz der Brihadranyaka UpanishadDie Bücher von Swami Krishnananda, dem langjährigen General Secretary der Divine Life Society, Rishikesh, sind weltweit bekannt als hervorragende Präsentationen von Antworten auf die täglichen Fragen, die dem Menschen in den Konfrontationen des Alltags begegnen. In diesem Heft sind 108 prägnante Aussagen dieses großen Meisters zur Brihadaranyaka Upanishad zusammengefasst.

„Sein Wissen ist ein Schatz für alle Suchenden,
die von ihm lernen und studieren möchten, und das Wissen von ihm trinken.“
– Swami Sivananda über Swami Krishnananda

Die Essenz der Brihadaranyaka Upanishad

  1. Das Prinzip des höchsten Gesetzes ist immer unsichtbar, obwohl die Auswirkungen in den äußeren Aspekten des Lebens gesehen werden können.
  2. Dharma bedeutet Verhalten, die entsprechende Tat, Gesetz, Bestimmung, Regel.
  3. Die überindividuelle Ebene kann über die individuelle Ebene erreicht werden; Bedingungen können übertreten werden und die bedingungslose Ebene kann erreicht werden.
  4. Wenn der Gedanke an die Stelle der Tat treten kann, so kann das „Sein“ an die Stelle des Gedankens treten.
  5. Es ist ein Dialog zwischen zwei Seelen und kein Vortrag, der von einem Professor für Studenten an einer Universität gegeben wird. Das ist die Besonderheit der Weisheit der Upanishaden.
  6. Die mentale Handlung ist von größerer Bedeutung als die äußere Handlung. Ihre Kapazität ist größer als äußere Aktivität. Ein Gedanke hat größere Kraft als Wort und Tat.
  7. Niemand kann einen Vers der Upanishaden verstehen, wenn er nicht versteht was „Sein“ ist. Wir wissen nicht was Denken ist, geschweige denn was „Sein“ ist.
  8. Das Denken denkt sich niemals selbst, es denkt immer andere. Wir nehmen niemals wahr, dass der eigene Geist sein eigenes Selbst eingehend betrachtet.
  9. Wie kann der Geist wissen, was etwas anderes ist, wenn er nicht weiß, was er selbst ist?
  10. Solange man nicht in die Tiefe des Geistes eintaucht, wird menschliches Handeln nicht verstanden werden.
  11. Die äußere Religion ist das Symbol eines inneren Prinzips, das wahre Religion darstellt, worauf die Upanishaden unseren Geist lenken.
  12. Alles vergeht, nichts in dieser Welt ist von Dauer. Alles vergeht früher oder später.
  13. Die Upanishaden versprechen uns eine Freiheit, die jenseits der Unbeständigkeit aller irdischen Existenz steht.
  14. Das Wissen der Upanishaden ist eine Wissenschaft, die die Eliminierung des Leidens zum Thema hat.
  15. Wenn der Wahrnehmende bekannt ist, ist alles, was mit dem Wahrnehmenden verbunden ist, ebenfalls bekannt.
  16. Das Leiden des Geistes, das Leiden des Individuums, wird nicht durch äußere Umstände verursacht.
  17. Das Adhyatma-Vidya (Wissen vom höchsten Selbst), von dem wir in so vielen Bereichen des spirituellen Lebens hören, ist nicht „eine Art“ von Vidya (Wissen), nicht nur ein Wissensgebiet, sondern der Ursprung aller Wissensbereiche.
  18. Wir können unsere tägliche Nahrung zur Verfügung haben, wir können sehr glückliche und freundschaftliche Beziehungen haben; aber wir können auch mit all diesen Annehmlichkeiten eines Tages sterben.
  19. Die Unfreiheit des Selbst ist ganz eng verknüpft mit der Struktur des Individuums.
  20. Wir durchlaufen nicht zufällig immer neue Erfahrungen, sondern alles geschieht erwartungsgemäß.
  21. Wenn das Wesen der Existenz bezogen auf das Individuum nicht untersucht wird, können seine Leiden weder diagnostiziert noch beseitigt werden.
  22. Das in den Upanishaden enthaltene Wissen ist existentielles Wissen.
  23. Satchidananda (Sein, Wissen, Glücksseligkeit), ein Begriff, über den man viel hört, ist keine Definition eines bestimmten Lebenszustandes.
  24. Obwohl wir das Objekt sehen, können wir es doch nicht richtig erkennen.
  25. Bei mangelndem Verständnis folgt das Leiden automatisch.
  26. Die Sinne nehmen die Welt nicht richtig wahr.
  27. Das Objekt der Sinneswahrnehmung ist das höchste Subjekt, wir betrachten es jedoch irrtümlich als „Objekt“.
  28. Unendlichkeit plus Unendlichkeit ist gleich Unendlichkeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass zwei Unendlichkeiten existieren. Unendlichkeit minus Unendlichkeit ist Unendlichkeit, nicht etwa Null.
  29. Der Raum ist dreidimensional; er kann nicht eindimensional sein.
  30. Unendlichkeit war, Unendlichkeit ist und Unendlichkeit wird sein; nichts anderes kann jemals sein.
  31. Jede Aktivität ist eine psychologische Funktion, sie ist nicht nur Ablauf von physischen Prozessen.
  32. Die Upanishaden führen uns von rituellen Konzepten zu religiösen Anbetungen und schließlich zu spirituellen Visualisierungen.
  33. Es gibt einen Weg von der niederen Wahrheit zur höheren Wahrheit.
  34. Die Erleuchtung des Bewusstseins zum höchsten Sein ist der ganze Prozeß der Weisheit der Upanishaden.
  35. Der kosmische Wind, die Luft, die alles durchdringt, ist das Prana.
  36. Der Mund von Vaisvanara (Seele des Kosmos) ist Agni (Feuer).
  37. Die Atmosphäre ist der Bauch von Vaisvanara, da sie hohl ist.
  38. Die Flüsse sind die Venen und die Arterien von Vaisvanara.
  39. Die Bäume, die Pflanzen und die Sträucher können verglichen werden mit den Haaren des Körpers von Vaisvanara.
  40. Dass sich eine Person von der anderen unterscheidet, ist eine psychologische und keine physische Differenzierung.
  41. Der Raum ist ein Teil der eigentlichen Konstitution des Körpers.
  42. Der beste Freund des Menschen ist Gott.
  43. Die ganze Psychologie der Meditation ist lediglich eine Berichtigung von Denkfehlern.
  44. Was wir Licht nennen ist lediglich die Wahrnehmungsfähigkeit der Sinne.
  45. Schöpfung ist nichts anderes als Äußerlichkeit, die auf unteilbares Sein projiziert wird.
  46. Im Schöpfungsakt wird nichts Neues geschaffen, weil nichts aus dem Nichts kommen kann.
  47. Das Prinzip der äußeren Welt ist keine Substanz. Es ist ein merkwürdiger Bewusstseinszustand.
  48. Das Absolute ist transzendentales Sein, und nicht ein Geist, der denkt. Es ist nicht einmal ein Kausalzustand.
  49. Man kann das Absolute nicht mit Denkprozessen erfassen.
  50. Tod von etwas wird zur Geburt von etwas anderem. Um die Geburt des Individuellen zu ermöglichen, muss das Universelle sterben.
  51. Das Bewusstsein von der Existenz des Universums unterscheidet sich vom Bewusstsein des Absoluten.
  52. Das Absolute ist weder eine Quantität, noch eine Qualität, und somit kann es gedanklich nicht erfasst werden.
  53. Der Gott des Universums, der Schöpfer, manifestierte diese ganze Schöpfung durch seinen Willen.
  54. Wir sind tatsächlich die Objekte; das Universum ist das Subjekt. Das ist die Wahrheit.
  55. Wissen und Macht sind identisch.
  56. Bevor du den ‚Körper des Virat’ (das physische Universum) betrittst, musst du dich erst selbst opfern; andernfalls ist kein Zugang möglich.
  57. Wenn das Selbst sich bewegt, nennen wir es „Liebe“; und wenn es sich nicht bewegt, nennen wir es „Sein“.
  58. Jede Form der Liebe ist die Liebe des „Selbst“.
  59. Jede Tat wird von Wünschen angetrieben.
  60. Dieser Körper ist auch ein Atman für uns. Wir lieben ihn unendlich. So ist er ein Selbst, aber er ist ein falsches Selbst. Er ist nicht das wahre Selbst.
  61. Es gibt keine Zeit bei Gott; dort ist alles Ewigkeit.
  62. Das Pranava (kosmischer Urklang) oder Omkara wird als der Same des gesamten Universums angesehen. Es ist die Essenz des Wortes, das göttlich ist.
  63. In dem Augenblick, wo es ein Bewusstsein von Zeit gibt, sind wir in der Welt der Erfahrung.
  64. Vor der Schöpfung gab es keine Zeit; Zeit und Schöpfung sind identisch.
  65. Im Grunde gibt es keine Materie, es ist bloß Raum-Zeit, die als Materie erscheint.
  66. Jedes Individuum hat den Wunsch, zum Virat (Universales Wesen) zu werden. Das ist der Sinn aller Wünsche.
  67. Raum und Zeit sind lediglich Aspekte des Bewusstseins.
  68. Die Schöpfung des Universums ist das Opfern des Bewußtseins hinein in die Form.
  69. Unser Körper hat Leben, ohne Zweifel. Wir fühlen Wahrnemungen durch den Körper, aber eigentlich hat der Körper kein Leben.
  70. Der Körper ohne Leben ist Medhya, was bedeutet, er ist unrein.
  71. So wie eine Mutter ihr Kind liebt, so liebt Gott das Universum.
  72. Wie man von einer Widerspiegelung zum Original kommen kann, so können wir über das Universum zu Gott kommen.
  73. Die Welt ist beschwerlich für uns, da wir uns außerhalb befinden, und deshalb gehen wir unfreundlich mit ihr um.
  74. Grundsätzlich ist eine Tat eine Bewegung des Selbst in Raum und Zeit.
  75. Konstrukte wie „Ich tue“, „Du tust“ existieren nicht. Es gibt nur eine ursächliche Kraft, die alles bewirkt.
  76. Für den Kosmos existieren Konzepte wie Geburt und Tod nicht.
  77. Die Tendenz zur Vereinigung ist das göttliche Prinzip und der Drang zur Verschiedenartigkeit ist das dämonische Prinzip.
  78. Ein über Hiranyagarbha Prana (kosmische Energie) Kontemplierender ist ein machtvolles Wesen. Niemand kann vor einer solchen Person bestehen.
  79. Es gibt nur ein Subjekt. Überall ist Subjektivität. Selbst im kleinsten Atom und Elektron ist Subjektivität.
  80. Eine Person als Objekt anzusehen ist eine Beleidigung für diese Person, da eine Person kein Objekt ist.
  81. Das Selbstsein aller Dinge ist höchste Meditation. Es ist nicht leicht dieses Stadium zu erreichen.
  82. Wir sehen nur, was außen ist, nicht was innen ist und die Innenschau wird Meditation genannt.
  83. Die Mieter sind die Sinne, der Besitzer ist die Gottheit jedes Sinnes.
  84. Das Böse ist, wo Wirklichkeit nicht ist; und wo Wirklichkeit ist, kann das Böse nicht sein.
  85. Wenn die Augen etwas sehen, so ist es das Prana, das sieht. Wenn die Nase etwas riecht, so ist es das Prana, das riecht. Wenn das Ohr hört, ist es das Prana, das hört.
  86. Wenn die Lebenskraft im Inneren glücklich ist, ist jeder Teil des Körpers glücklich. Der Geist ist ebenfalls glücklich, der Verstand ist glücklich.
  87. Jedes Prinzip ist unsichtbar, aber dies sind die maßgebenden, regelnden Prinzipien im Leben.
  88. Letzten Endes existieren Formen, Gestalten und Individuen nicht.
  89. Wissen wird als höchstmöglicher Besitz betrachtet, und wer sich dessen bewusst ist, erlangt alles.
  90. Die bedingte Form, die verkörpert ist, der Körper, ist von bestimmter Natur; und die unbedingte Wirklichkeit ist von einer gänzlich anderen.
  91. Wir tragen sowohl Glück als auch Unglück in uns.
  92. Das Bewusstsein unseres „Seins“ ist dasselbe wie das Bewusstsein von unserem Körper. Da ist nichts anderes in uns.
  93. Objekte sind inaktiv, wohingegen das Subjekt Bewusstsein darstellt. Objekte ohne Subjekte sind leblos.
  94. Wir leben kein unabhängiges Leben, kein wirkliches Leben; wir sind nicht die wahre Existenz.
  95. Das höchste Selbst allein existierte, nichts anderes existierte. Atman allein war, weil Atman alle Wesen enthielt.
  96. Raum, Zeit, Ursachen, diese Elemente sind absolut erforderlich, damit sich etwas manifestiert.
  97. „Ich bin“, das war das Bewusstsein.
  98. Was als böse und unerwünscht in dieser Welt benannt wird, ist das Kind externer Wirkung. Wenn externe Wirkung nicht existiert, kann auch das Böse nicht existieren.
  99. Das Böse der Berührung (mit der Äußerlichkeit) kann enden, wenn der Wunsch nach Kontakt endet.
  100. Alles, was objektiv manifest ist, ist also in Wirklichkeit eine weitere Form des höchsten Wesens.
  101. Etwas in dieser Welt zu „besitzen“ ist nicht möglich.
  102. Was nicht verloren werden kann, ist allein das Selbst. Alles andere unterliegt der Zerstörung.
  103. Alle Errungenschaften in dieser Welt werden zu Staub und Asche. Sie werden keine Früchte bringen.
  104. „Wo Dualität ist, da ist Furcht“. Wir haben Angst, wenn ein Anderes neben uns existiert. Wenn es keine „Andersartigkeit“ gibt, gibt es keine Furcht.
  105. Wenn Gott bereits zur Welt geworden ist, können wir nicht nach Gott fragen. Er ist nicht mehr dort; er ist vollendet.
  106. Yajnavalkya, der Weise, sagt, dass jedes Individuum nur eine Hälfte darstellt; niemand ist vollständig. Und da jedes Individuum nur eine Hälfte darstellt, ist kein Mensch glücklich.
  107. In unbelebter Materie, wie Steinen, ist lediglich der Existenz- Aspekt Gottes, nicht aber der Bewußtseins-Aspekt oder der Glückseligkeits-Aspekt.
  108. Alle diese Formen des Lebens, genannt Nahrung und Esser der Nahrung, wie die Upanishaden es in ihrer eigenen Sprache ausdrücken

Englischer Originaltitel:
Essence of Brihadaranyaka Upanishad
Aus dem Englischen übersetzt und herausgegeben
vom Bund der Yoga Vidya Lehrer e.V.


Copyright:
The Divine Life Trust Society
P.O. Shivanandanagar – 249 192
Dist. Tehri-Garhwal, U.P., Himalayas, Indien


Deutsche Ausgabe 2006:
Yoga Vidya Verlag / Yoga Vidya GmbH
Yogaweg 7
D-32805 Horn-Bad Meinberg
All copies for free distribution


Kostenlos erhältlich bei:
Yoga Vidya Verlag / Yoga Vidya GmbH
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Hans Joachim Schröer
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