RamaOh Rama! Oh Raghava!
Du bist ein Ozean der Gnade.
Du bist Maryada Purushottama.
Du bist Zuflucht für deine Verehrer.
Ich habe mein Leben
Mit Deiner Liebe gefüllt.
Du hast einen festen Platz
In meinem Herzen
Om Sri Ramaya Namah.

 

Die Gottheiten, die Gandharvas, Siddhas und heiligen Rishis kamen zu Brahma und sagten: „Oh ehrwürdiger Gott! Der Dämon Ravana drangsaliert uns auf verschiedene Weise – dank der Kraft, die Du ihm verliehen hast. Wir sind nicht in der Lage, ihn aufzuhalten. Bitte beschütze uns.“
In der Zwischenzeit war auch Hari  erschienen. Er sprach: „Oh Götter, habt keine
Angst. Ich werde auf die Erde kommen, um Euch alle zu beschützen und den bösen Ravana zu vernichten.“ Vishnu teilte sich in vier Einzelpersonen und wählte
König Dasharatha zu Seinem Vater.

Die Gottesgeburt

König Dasharatha von Ayodhya war vom Glück gesegnet. Er war der Wahrheit verpflichtet, dazu mutig und berühmt, doch leider ohne einen Sohn. Das machte
sein Herz sehr traurig. Daher wandte er sich an seinen Hausastrologen und
Familienlehrer Vasishta und sagte: „Oh mein ehrwürdiger Meister! Ich habe
keinen Familienerben und es macht mich traurig, kinderlos zu sein.“
Vasishta antwortete ihm: „Oh rechtschaffener König! Du wirst vier mächtige Könige zeugen. Hole Rishya Sringa und bereite das Opfer namens Putrakameshti.“
Dasharatha ließ den weisen Rishi holen und leistete die geforderten Opfergaben.
Darauf erschien aus der Mitte der Flammen der Gott des Feuers. Er trug ein
goldenes Gefäß voller Payasa und sprach: „Oh Du größter aller Könige! Nimm
diese von den Göttern des Himmels zubereitete Speise und teile sie an Deine
ehrenwerten Frauen aus. Sie werden Dir mächtige Söhne gebären.“

Dasharatha holte die Einwilligung von Vasishta und Rishya Sringa ein und reichte das Payasa je zur Hälfte an seine Königinnen Kausalya und Kaikeyi. Auch Sumitra, seine dritte Gattin, kam hinzu. Auch sie wollte von dem magischen Gericht kosten, worauf ihr sowohl Kausalya als auch Kaikeyi freudig jeweils die Hälfte ihres Anteils abtraten. Bald darauf wurden alle Königinnen schwanger.
Im zehnten Monat gebar Kausalya einen Sohn von übermenschlicher Gestalt. Es war der neunte Tag des zunehmenden Mondes im Monat Chaitra (März/April), unter der Sternengruppe Punarvasu und im Lagna Karkata (dem  glückverheißenden Sternzeichen des Krebses). Als die fünf Konstellationen im Aszendenten standen, erschien der großartige Rama auf Erden, der ewige Gott, der Meister der Welt, die Freude Dasharathas. Er trug alle glückverheißenden Zeichen an seinem wohlgestalteten Körper. Seine Erscheinung war so hell wie tausend Sonnen.
Kaikeyi brachte Bharata, Sumitra die Zwillinge Lakshmana und Satrughna zur
Welt. Bei ihrer Geburt sangen die Gandharvas, während die Apsaras vor lauter
Freude tanzten. Vom Himmel regnete es Blumen herab.
König Dasharatha schenkte den Brahmanen tausende Dörfer, Gold, edle Stoffe,
Juwelen und Kühe. Dann führte er die Geburtszeremonie Jatakarma durch.
Vasishta verlieh ihnen die Namen: Kausalyas Sohn wurde Rama (wörtlich Freude) genannt, weil Er alle mit Freude und Glück erfüllte. Die Munis (Weisen) fanden Freude an Ihm, denn sie wussten, dass sie dank Seines Wissens den Ozean der Unwissenheit überqueren konnten. Bharata erhielt seinen Namen, weil er alle beschützte.

Lakshmana wurde so genannt, weil er mit vielen glückverheißenden
Attributen ausgestattet war und Satrughna, weil er der Zerstörer der Feinde war.
Rama war ein Avatar Haris (Vishnu), Lakshmana eine Inkarnation Adiseshas,
Bharata und Satrughna waren Avatare von Muschelhorn und Diskus. Sita war eine Inkarnation Lakshmis.

Alle Söhne Dasharathas waren heldenhaft und rechtschaffen. Sie waren sehr bewandert im Studium der Veden. Sie kannten sich sehr gut in der Reitkunst aus und wussten, wie man mit Schwert und Schild umzugehen hat. Aber auch die Kriegs- und Regierungskünste beherrschten sie.
Die Prinzen waren von Kindheit an ausgesprochen hübsch, stark, tugendhaft,
gottgefällig und genügsam. Sie waren geduldig, tapfer, wahrheitsliebend und
standhaft. Schon bald eroberten sie die Herzen des Volkes.
Rama übertraf Seine Brüder noch an Tapferkeit und Aufrichtigkeit. Unter allen
vier Brüdern war Rama der Tugendhafteste.

Ramas göttliche Tugenden

Rama war wohlerzogen, schön und mit königlichen Merkmalen ausgestattet. Er
war der Beste im Umgang mit Pfeil und Bogen. Seine Macht und Sein Einfluss
umspannten die ganze Welt.

Er hatte Augen wie Lotusblätter und Sein Antlitz leuchtete wie der Vollmond.
Seine Stimme war tief, Sein Gang majestätisch wie der eines Löwen. Seine
Gliedmaßen waren wohl proportioniert. Er hatte vier Linien auf seinem Daumen.
Er hatte eine scharf geschnittene Nase und eine hohe Stirn.
Rama hatte rote Augen und sehr kräftige Arme. Seine Schritte waren so kraftvoll wie die eines Elefanten. Er hatte lange Arme, breite Schultern sowie schwarzes, gekräuseltes Haar. Er war tapfer und eine glänzende Erscheinung. Im Kampf war er selbst Indra in keinster Weise unterlegen. Er kannte sich sehr gut in den heiligen Schriften aus und war genauso weise wie Brihaspati. Er war versiert in jeder Wissenschaft. Er war für alle Menschen ein Objekt von Liebe und Ehrfurcht. Er hatte Seine Gefühle perfekt unter Kontrolle. Selbst seine Feinde waren erfreut, Ihn zu sehen. Er war der Schrecken aller Bösen und Schlechten, aber der Behüter der Rechtschaffenen. Er war von scharfer Intelligenz und wurde von niemandem jemals besiegt.
Der Ruhm und die Kräfte Ramas waren grenzenlos. Auf Erden gab es keinen, der Ihm gleichkam. Böswilligkeit war Ihm fremd. Er war höflich und der Schutzpatron Seiner Leute. Er sprach immer freundlich. Niemals verwendete Er harte Worte, selbst dann nicht, wenn Er provoziert wurde.
Rama war nicht nur freundlich und gütig, sondern auch großzügig und besorgt um das Seelenheil aller Menschen, die Ihn umgaben. Er hatte eine starke Konstitution und ein gewinnendes Auftreten. Er besaß eine großmütige Persönlichkeit.
Er war extrem edel, galant und furchtlos. Dabei war Er auch einfach und frei von
jeglicher Prahlerei.
Rama war weise und rechtschaffen und strahlte wie die Sonne selbst. Er war
nachsichtig wie Mutter Erde, intelligent wie Brihaspati, wohlgestaltet wie Vasava und tapfer wie Indra. Er hielt sich an die asketischen Gelübde und ehrte die Heiligen. Er verzieh selbst hunderte gegen Ihn gerichtete schlechte Taten,
erinnerte sich aber dankbar selbst des kleinsten Akts von Freundlichkeit.
In seiner freien Zeit diskutierte Er mit den weisen und älteren Leuten die heiligen Schriften (shastras). Jeden Schritt seines Lebens ging er auf dem Weg der Rechtschaffenheit und vernachlässigte dabei niemals Seine königlichen Pflichten.

Trat jemand an Ihn heran, wandte Er sich ihm sofort zu. Trotz seiner Machtfülle
war Er nie hochmütig oder stolz. Er war der Erhalter der vier Kasten. Er ehrte die Menschen. Er wurde selbst von allen verehrt. Er hatte Sinn für das Gemeinwesen und war den Brahmanen aufs Innigste zugetan.
Rama war ein Freund der Armen und bestrafte die Bösen. Er war ein kosmischer
Wohltäter. Er war gleichermaßen in religiösen, rechtlichen wie gesellschaftlichen
Dingen bewandert. Er sorgte sich um das Wohlergehen Seiner Untergebenen und dafür liebten sie Ihn über alles. Er beherrschte Yajurveda, Dhanur Veda, die
Vedangas und vieles mehr. Er beantwortete alle Fragen so weise wie Brihaspati.
Er war geschickt im Umgang mit allen Waffen. Die Gelehrten der Veden verehrten Ihn. Er war geübt in Philosophie und Dichtkunst.
Selbst in größter Gefahr oder Not griff Rama niemals zur Lüge. Er war tapfer, redlich und bescheiden. Er war die Quelle alles Guten. Er respektierte stets Seine Vorgesetzten und kannte keinen Müßiggang. Er war in allem sehr umsichtig, suchte nie nach etwas Schlechtem und hatte perfekte Kontrolle über den Zorn. Er war immer bereit, ein aufmerksames Auge auf Seine eigenen Fehler zu richten.
Erfahrene und fromme Brahmanen waren Seine Ratgeber.
Er war ein exzellenter Reiter, ein großer Krieger, ein tapferer General und ein
großer Militär-Stratege. Selbst die Götter reichten in dieser Hinsicht nicht an
Ihn heran. Er war auch frei von der negativen Eigenschaft des Kritisierens.
Rama war glücklich im Elend, ruhig in der Not und unerschrocken in der Gefahr.
Rama war ein mächtiger Held. Er war der Held aller Helden. Er tötete mit einer
Hand große und berühmte Krieger wie Khara und Dushana. Er besiegte sogar den unbesiegbaren Vali.

Ramas Einsatz für Wahrheit und Pflichterfüllung

Rama, der Held des Epos Ramayana von Valmiki, ist die Verkörperung jeder
sozialen und häuslichen Tugend. Sein Sinn für Pflichterfüllung kennt in der Weltgeschichte keine Entsprechung. Er verzichtete auf den Titel des Kronprinzen und Mitregenten sowie auf die damit verbundenen Privilegien, um die Worte Seines Vaters zu erfüllen.
Hätte sich Rama wirklich nach dem Thron gesehnt, hätte Er ihn denkbar leicht
besteigen können. Er war sehr beliebt. Er war der Mächtigste aller Helden.
Er zerstörte die Rakshasas und bog und zerbrach den mächtigen Bogen Shivas.
Dabei kam er ohne die geringste physische Kraft aus. Er akzeptierte freudig das von der grausamen und bösen Königin Kaikeyi erwirkte Diktat*. Der Thron besaß für Ihn weniger Faszination als der Gehorsam gegenüber dem Gebot Seines Vaters. So verzichtete Er auf das Königreich und begab sich ohne Groll in das Ihm auferlegte Waldexil. Diese aufrichtige Haltung Ramas kann mit Worten nicht annähernd beschrieben werden.
Ramas Leben war ein Leben des heiligen Gehorsams, der makellosen Reinheit, der beispiellosen Einfachheit, der lobenswerten Zufriedenheit sowie einer bemerkenswerten Selbstaufopferung und Entsagung. Er zollte Seiner Mutter und Seinen Stiefmüttern den gleichen Respekt wie Seinem Vater – und ehrte Seinen Guru.
Rama ist bekannt als Maryada Purushottama. Er befolgte immer die Vorschriften
der Shastras (heilige Schriften; Regeln). Er führte das Leben des idealen Haushälters, um der Welt die Dharmas (Pflichten) eines Grihastha zu lehren. Er wich keinen Zentimeter vom Weg der Wahrheit und Pflichterfüllung ab.
Sein Pflichtbewusstsein war einzigartig. Er gab sogar seine Frau Sita auf, die Sein Ein und Alles war, um das Heil Seiner Untertanen zu wahren und opferte Sein persönliches Glück. Er war bereit, notfalls Sein eigenes Leben zu opfern, nur um das Glück Seines Volkes zu retten und Seine Pflichten zu erfüllen. Rama lebte für Sein Volk.
Einmal bat Sita Ihn, an einem sicheren Ort Schutz zu suchen und die Waldbewohner alleine zu lassen, da es im Wald sehr gefährlich war. Ramas Antwort verdeutlichte Seine feste Absicht, an der Wahrheit festzuhalten und Sein königliches Versprechen gegenüber jenen, die unter Ihm Schutz gesucht hatten, zu halten. Er antwortete ihr: „Oh Sita, Ich würde sogar Dich oder Lakshmana aufgeben. Denn Ich kann niemals die Kraft Meines Wortes schwächen, vor allem wenn Ich es hilflosen Brahmanen gegeben habe. Rama spricht nur einmal und bricht danach nie mehr Sein Versprechen.“

Rama Rajya

Rama war Maryada Purushottama. Er war ein Prema Murti. Er war ein idealer
Sohn, Bruder, Ehemann, Freund und König. Er kann als Verkörperung aller
guten Taten eines Menschen gelten. Er führte das vorbildliche Leben eines
Familienvaters und lehrte Menschlichkeit. Er regierte Sein Volk mit so glücklicher
Hand, dass Seine Regierungszeit Rama Rajya („Die Herrschaft der Recht-
schaffenheit“) genannt wurde, eine Regierung, die allen Glückseligkeit und
Wohlstand bescherte.

Rama war der ideale König. Er regierte Sein Königreich in einzigartiger Weise.
Er war geradlinig und gerecht. Er war tapfer und freundlich. Er war mit
einer sanften und großzügigen Gesinnung ausgestattet. Er war höflich und
zuvorkommend.
Dafür liebten Ihn Seine Untertanen über alles. Es gab keinen einzigen Menschen, der in Seiner Regierungszeit unglücklich war. Er pflegte oft zu sagen: „Ich werde alles für das Wohl Meines Volkes tun, und sollte es nötig sein, würde Ich deswegen sogar Meine eigene Frau aufgeben.“ Daher wurde Seine Regierung als Rama Rajya bezeichnet. Während Seiner Herrschaft gab es keinerlei Verbrecher, denn alle lebten ein tugendhaftes Leben. Niemand sprach die Unwahrheit.
Jeder konnte selbst in den Hauptstraßen einen Sack mit Gold oder Juwelen
unbeaufsichtigt abstellen – keiner hätte ihn auch nur angerührt.
Rama Rajya gründete auf der Wahrheit. Dharma (Gebote Gottes) war sein
Fundament, die Shastras seine Grundprinzipien und Rishis, Yogis, Munis und
Brahma Jnanis die leitenden Lichtgestalten. Die Veden wurden respektiert und
befolgt. Dadurch hielt das Prinzip des Rama Rajya nicht nur an, sondern wuchs
weiter. Heute sehen es viele als die beste Regierungsform an, die es jemals
gegeben hat.

Die Regierung von Rama war ideal. Sein Königreich war frei von Übeltätern aller
Art. Die Leute schlossen ihre Türen nicht ab und machten auch keine Balken vor
ihre Fenster. Ein Sack Gold war auch beim Reisen auf den Landstraßen sicher
aufgehoben. Niemandem stieß irgendein Unglück zu. Die betagten Leute übten
niemals die Begräbnisriten der Jüngeren aus. Niemand verletzte einen anderen.
Jeder war Dharma, der Rechtschaffenheit und der Pflichterfüllung verpflichtet.
Die Menschen erzählten sich allezeit die Heldentaten Ramas. Sie murmelten
ständig Rama, Rama. Die ganze Welt hallte wider vom Namen Ramas.
In regelmäßigen Abständen kamen Regen und Sonne. Die Luft war frisch und
kühl. Die Bäume waren übervoll mit Früchten. Überall blühten Blumen mit den
süßesten Düften. Die Felder brachten reiche Ernten.
Jeder hatte ein langes Leben. Jeder hatte Kinder und Enkelkinder. Die Frauen
waren ihren Männern in Liebe ergeben. Sie waren keusch und rein.
Alle Menschen waren rüstig und gesund. Sie waren reich, zufrieden und tugendhaft. Sie waren frei von Krankheit, Gier und Kummer. Sie waren wahrheitsliebend, gerecht und besaßen Selbstkontrolle. Sie führten ein reines und unbeflecktes Leben.

Die Brahmanen waren sehr bewandert im Studium der Veden. Auch sie waren
tugendhaft und befolgten treu ihre eigenen Pflichten. Die Kshatriyas (Kriegerkaste) waren tapfer. Die Vaishyas (3. Stand) und die Shudras (4. Stand) lebten gemäß ihrem eigenen Svadharma. Sie waren frei von Leidenschaft, Gier und Neid.
Die zweimal Geborenen (Brahmanen) glaubten fest an ihre Riten und Schriften.
Sie waren wahrhaftig in ihren Worten und Taten. Sie hatten eine gottesfürchtige Natur und liebten alle Lebewesen.
Die Truppen waren sehr stark und tapfer. Sie waren lebhaft wie Feuer. Sie wichen in der Schlacht nie einen Schritt zurück und bewachten zuverlässig die Festungswälle.

Nirgendwo gab es Begierde, Furcht oder Schmerz. Die Söhne waren nobel und
männlich, die Töchter hübsch, bescheiden und rein. Jede Stadt und jede Provinz
verfügte über eine große Menge Gold und Getreide. Kein Vater verlor seine
Kinder, keine Frau ihren Mann.
Armut war im Königreich Ramas unbekannt. Jeder besaß Pferde, Vieh, Gold und
Getreide. Niemand sprach die Unwahrheit. Niemand neidete des anderen Reichtum.
Selbst der ärmste Mensch war noch mit Wohlstand und Wissen gesegnet.
Ramas Herrschaft war frei von Feuer, Überschwemmungen, Stürmen, Fieber,
Hunger oder Krankheit.
Wer könnte die Herrlichkeit von Ramas Reich beschreiben? Daher wurde es auch Rama Rajya genannt.

Rama Nama Mahima

Rama Nama, der Name Ramas ist ein Segensspruch, den Millionen von Hindus
seit vielen Jahrhunderten in ihren Herzen bewahren. Er ist der größte Reiniger
der Herzen, der Freudenbringer, der Friedensstifter und Schlüssel zum Tor der
Unsterblichkeit.
Du musst lernen, den Namen Ramas voller Hingabe und Glauben anzunehmen.
Wenn du das Ramayana (Epos) von Tulsidas studierst, wirst du erfahren, wie
groß die göttliche Kraft dieses geheiligten Namens ist.
Ramas Name, seine Erscheinung und seine Taten sind für die Menschen schon seit Urzeiten Gegenstand ständiger Erinnerung, Kontemplation und Nachahmung.
Das Wort „Rama“ wird in der Ramarahasyopanishad als Kombination der Essenz aus Narayana-Ashta-Akshara (dem 8-silbigen Mantra „Om Namo Narayanaya“) und dem Shiva-Pancha-Akshara (dem 5-silbigen Mantra „Om Namah Shivaya“) interpretiert. Ohne Ra und Ma, erlangen Ashtakshara und Panchakshara eine umgekehrte Bedeutung. Rama Nama gilt ferner auch als Essenz der tausend Namen Gottes. Es ist das Taraka Mantra, das Schiff, das den Sterblichen über den Ozean von Samsara oder des Todes bringt. Die ungeheure Kraft des Namens wird darin deutlich, dass selbst seine falsche Aussprache den Schurken Ratnakara in den Weisen Valmiki verwandelte.
Rama Nama verbrennt Unwissenheit, Leidenschaft und Sünde. Ob nun wissend
oder unwissend, ob korrekt rezitiert oder falsch – wenn der Name „Rama“ ausgesprochen wird, so bringt das eine Fülle von Segnungen mit sich. Sri Rama
Brahma Tarakam: Sri Rama ist Brahman, das Absolute, das Dich über den Ozean
der weltlichen Existenz führt. Rama ist das, wonach die Yogis streben, das Selbst im Inneren. Sobald Du Zuflucht bei ihm nimmst, fällt Dein Wohlergehen in Seine Verantwortung.
Gandhi schrieb: „Ihr wundert Euch vielleicht, warum ich dazu rate, den Namen
Rama und nicht eine der vielen anderen Bezeichnungen für den Schöpfer auszusprechen.
Seine Namen sind so zahlreich wie die Blätter eines Baumes und ich
könnte Euch natürlich auch vorschlagen, das Wort ‚Gott’ zu wählen. Doch welche Bedeutung, welche Assoziationen würdet Ihr damit verbinden? Damit ihr bei der Wiederholung des Wortes ‚Gott’ irgendetwas empfindet, müsste ich Euch etwas Englisch beibringen. Ich müsste Euch die Gedanken und Vorstellungen von Ausländern erklären.“
„Doch wenn ich Euch sage, stattdessen den Namen Rama zu wiederholen, nenne ich damit einen Namen, der seit unzähligen Generationen von den Bewohnern dieses Landes (Indien) verehrt worden ist. Ein Name, den alle Tiere und Vögel, alle Bäume und alle Steine von Hindusthan seit vielen tausend Jahren kennen.
Ihr werdet durch das Studium des Ramayana erfahren, wie ein am Wegesrand
liegender Stein beim Vorbeigehen Ramas nur durch die Berührung Seiner Füße
zum Leben erwachte. Du musst lernen, den geheiligten Namen Ramas mit
süßer Wonne zu rezitieren, mit einer solchen Hingabe, dass die Vögel aufhören
zu singen, um Dir zuzuhören, dass die Blätter der Bäume in Deine Richtung
wehen, weil sie durch die heilige Melodie dieses Namens bewegt werden.“
Kabir sandte Kamal zu Tulsidas. In Anwesenheit von Kamal schrieb Tulsidas RamNam auf ein Tulasi-Blatt und sprenkelte die Flüssigkeit über 500 Aussätzige.
Alle wurden geheilt. Kamal war darüber sehr erstaunt. Dann schickte Kabir Kamal zu dem Blinden Surdas. Surdas bat Kamal, ihm den Körper zu bringen, der im vorbei fließenden Fluss lag. Der Leichnam wurde gebracht. Surdas sprach „Ram“ (nicht den ganzen Namen Rama) nur einmal in sein Ohr – und der Körper erwachte zu neuem Leben. Kamals Herz war daraufhin erfüllt von Ehrfurcht
und Verwunderung. So groß ist die Macht von Gottes Namen.
Der Name von Rama ist süßer als das süßeste aller Dinge. Er ist ein Hafen des
Friedens und das wahre Leben der reinen Seelen. Er ist die reinigendste aller
reinigenden Kräfte und löscht das verzehrende Feuer weltlicher Wünsche. Er
erweckt das Wissen um Gott, das in unseren Herzen schläft. Er badet den Aspiranten in einem Ozean von göttlicher Wonne. Ehre sei Rama und Seinem Namen.
Man kann sich Rama nähern, indem man Seinen Namen ruft und sich von
diesem ganz erfüllen lässt. Sauge immer wieder den süßen Nektar und verweile
in diesem gottestrunkenen Zustand. Lasse weder reine noch unreine Gedanken
in Kontakt mit deinem Geist kommen. Es gibt kein unheiliges Objekt in dieser
Welt. Sollte es eines geben, wird es allein durch den Kontakt mit dem Namen
Gottes zum heiligsten aller heiligen Dinge. Trotz aller Anstrengungen wird Maya
demjenigen, der tief in der Liebe Ramas und seines Namens verweilt, nichts
anhaben können.

Warum sich Rama wie ein Mensch verhielt

Einige Leute sagen: „Rama ist doch nur ein normaler Mensch. Er ist keine
Inkarnation Gottes. Nach dem Verlust seiner Frau weinte Er bitterlich. Seine
Betrübnis reichte bis zu den Wolken, als Sein Bruder Lakshmana – von einem
Pfeil Indrajits getroffen – bewusstlos zu Boden fiel. Warum vergaß Rama, dieses
überirdische Wesen, in diesen Momenten Seine göttliche Herkunft? Auch bei der
Entführung Sitas versank Er in tiefe Trauer. Wenn Rama sich Seines wahren
Selbst immer bewusst gewesen wäre – warum grämte Ihn dann der Verlust
Sitas?“
Die Antwort auf diese Fragen lautet: Rama war wirklich das Höchste Selbst.
Nichts brachte Ihn aus der Ruhe. Er war die ganze Zeit unberührt von Trauer oder Freude, von Geburt oder Tod, von Genuss oder Schmerz. Zeit Seines Lebens führte Rama nur scheinbar das Leben eines normalen Menschen. Er musste dies tun, weil der Dämon Ravana mit einem Fluch belegt war, der besagte, dass er niemals von Devas, Asuras, Rakshasas, Yakshas, von einer Schlange oder einem Bären getötet werden könnte. In seinem Hochmut spielte er die Kraft eines normalen Menschen herunter – was ein großer Irrtum war. Da Ravana also nur durch die Hand eines gewöhnlichen Menschen sterben konnte, verstellte sich Rama. Denn hätte Er sich als Gott zu erkennen gegeben, hätte auch Er Ravana nicht vernichten können.

Die transzendente Göttlichkeit Ramas

Für einen Gläubigen ist Rama nicht nur eine gute und bedeutende Persönlichkeit,
sondern Gott selbst. Rama ist der Sohn Dasharathas, des Königs von Ayodhya,
aber gleichzeitig auch eine Inkarnation des Göttlichen, Allgegenwärtigen,
Allmächtigen und Allwissenden. Der Sieg Ramas über den zehnköpfigen Ravana
bedeutet die Überwindung des Geistes bzw. der zehn Sinnes- und Handlungsorgane.
Rama anzubeten heißt, die alles durchdringende Gottheit selbst (Virat
Purusha) anzubeten. Lies die Gebete von Mandothari und Brahma im Yuddha-
Kanda (Kanda = Teil) des Ramayana von Valmiki. Sie beziehen sich auf Rama als
den einen Schöpfer des Universums, den Gott von allen, den Herrscher des
Universums.

Sri Rama Navami

Rama Navami fällt auf den neunten Tag des zunehmenden Mondes im Monat
Chaitra (März/April) – dem Geburtstag Ramas, der siebten Inkarnation Vishnus.
Es ist das bedeutendste Fest der Vaishnava-Gemeinschaft. Doch auch Shiva-
Anhänger feiern mit. Manche fasten an diesem Tag, die Tempel werden
geschmückt und das Bildnis Ramas reich verziert. Das Ramayana wird in den
Tempeln vorgelesen. In Ayodhya, dem Geburtsort Ramas, findet an diesem Tag
ein großes Badefest statt.
In Südindien wird Sri Rama Navami Utsava neun Tage lang mit großer Inbrunst
und Hingabe gefeiert.
Möget ihr alle durch tiefe Hingabe an Rama endgültige Glückseligkeit erreichen!
Möget ihr in der Ekstase göttlicher Liebe leben! Möge Rama, der wie eine Million
Sonnen strahlt und von Göttern und Anhängern gleichermaßen verehrt wird,
euch alle beschützen!
Möge der Segen Ramas mit euch allen sein! Möget ihr alle durch die ständige
Wiederholung des Namens Rama in einem Ozean göttlicher Ekstase baden!
Möge Frieden, Wohlstand und Glückseligkeit mit euch allen sein!

Daher lasst uns alle singen:
Om Sri Ram Jaya Ram Jaya Jaya Ram
Om Sri Ram Jaya Ram Jaya Jaya Ram