Mysterium und Kontolle des Geistes

Auszüge aus dem Buch "Mind - Its Myteries and Control" von Swami Sivananda

5. Kapitel

DOSHAS3 und VRITTIS4 im Geistorgan

Man kann das Geistorgan in einen niederen Geist voller Leidenschaften und einen höheren Geist voller SATTVA20aufteilen. Um wirklich meditieren zu können, muss der gesamte Geist rein, d.h. sattvisch sein. Nur der sattvische Geist ist fähig zur Kontrolle über den instinktgelenkten und mit Leidenschaften befrachteten niederen Geist. Das Geistorgan ist letztlich nichts weiter als ein gebündeltes Gedankenzentrum. Ein fleckenloser Geist kann über das Sprechen, den Gesichtsausdruck und die Augen abgelesen werden. Erhabene Wünsche, edles Streben, hohe Ideale, wahre religiöse Gefühle, Mitleid, Zuneigung, reine selbstlose Liebe, Hingabe, VICHARA24 , Inspiration, Genialität usw. entspringen alle einem sattvischen Geist. Ein rajasischer Geist hingegen zieht belebte Straßen in großen Städten, Unterhaltung, bequemes und ausschweifendes Leben, gewinnträchtiges Denken, Leckerbissen und selbstsüchtige Tätigkeiten vor. Der instinktgelenkte Geist mit all seinen Wünschen, Leidenschaften und Verlangen wird auch der niedere, unreine KAMA31 MANAS30 genannt.
DOSHA bedeutet Fehler oder Störung. Unreinheit, Ablenkung und ein Schleier der Unwissenheit sind die drei Störungen des Geistes. Der Geist wird zwischen den Objekten der Zu- und Abneigung wie eine Feder in stürmischem Wind hin- und hergeschleudert. Er kann aufgrund seiner äußerst wechselhaften Kräfte nicht wirklich an einem Objekt festhalten. Er schwankt und irrt, auf der Suche nach dem rechten Objekt, betäubt vom Ego-Sinn und unerfüllten Freuden, beständig umher. Der Geist sollte zu seiner Befreiung, der Annäherung an seine wahre Natur und somit zur Rückkehr zu seinem Vater, -BRAHMAN15-, befähigt werden. Studiere sorgfältig die Natur des Geist- und Denkorgans. Beruhige den Geist und fixiere ihn auf Gott bzw. verankere ihn in Gott. Lasse den Geist sich durch beständiges und intensives Denken an Gott in Gott auflösen. Erhebe Dich über die Täuschungsmanöver und Versuchungen des Geistes. Die Mehrzahl der Menschen lebt im instinktiven Geist; was auch für die Mehrheit der so genannten zivilisierten und gebildeten Menschen gilt, deren Sinne sehr ausgeprägt sind, um zum Zweck ihrer Befriedigung, hinter immer raffinierteren Dingen herzurennen. Der instinktive, sinnesgelenkte Geist identifiziert sich mit dem physischen Körper und den Sinnen. Sinnenfreuden ziehen Krankheiten mit sich und zerstören die Unterscheidungsfähigkeit. Sie verunreinigen den Geist. Ein weltlicher Geist ist stets zur Aufnahme sexueller Gedanken bereit. Lösche die instinktiven Neigungen des Geistes durch Unterscheidung und die Mithilfe des höheren, sattvischen Geistes aus. Sattvischreiner Geist vereint, wohingegen der instinktgelenkte Geist trennt und spaltet. Die Stimme des Instinkts wird Dich irreführen; reinige den Geist und lausche der Stimme des Gewissens. Opfergaben, Spenden, Mitleid, das Studium der Schriften und Wahrhaftigkeit sind die fünf Reiniger des Geistes. Rechte Buße und Pilgerreisen sind ebenfalls große Reiniger. SATSANGA25, das Zusammentreffen mit heiligen, reinen Menschen dient genauso wie die Rezitation eines Mantras der Geistesreinigung. Das Mantra sollte mit großer Hingabe und tiefer innerer Gefühlsbeteiligung wiederholt werden. Ein Strebender sollte empfindsam sein und dennoch seinen Körper und seine Nerven vollständig beherrschen. Die Reinigung des Geistes ist der unverzichtbare erste Teil im YOGA32.
VRITTIS4 sind Gedankenbewegungen im Geistorgan. Sie sind die Folge von AVIDYA33. Der Geist nimmt durch eigene Anstrengung die Form irgendeines Objektes an, auf das er sich konzentriert. Sobald sich der visionäre Blick nach außen richtet, verfängt sich das Geistorgan im vorbeiziehenden Fluss der sinnenhaften Ereignisse. Das Spiel der nach auswärts gewendeten Energien trägt zur Gewohnheit bei, die Augen und Ohren, den Formen und Klängen nachlaufen zu lassen. Objekte und Wünsche sind nach außen ziehende Kräfte. Der Geist gewinnt große Stärke, wenn die Vrittis ausgemerzt sind. VAIRAGYA11 und Selbstanalyse sind hilfreich zum Erwerb dieses geistigen Ruhezustandes. Man muss den Geist durch Entsagung seiner Wünsche, Objekte und Eigenwilligkeiten (Egoismus) aushungern.
Sobald sich die Gedankenstrahlen konzentrieren, stellt sich Erleuchtung ein. Es ist nicht so einfach, sich der Gedankenwellen zu entledigen, da sie unzählbar sind. Man sollte sich stets einem dieser Gedanken widmen und ihn ausmerzen. Starke Gedankenwellen verbleiben und überfluten häufig täglich am Morgen, unmittelbar nach dem Aufstehen, den Geist. Wenn das Geistorgan vollständig beherrscht wird, verschwinden auch die Vrittis. Dann, und nur dann allein ist der Eintritt in die Stille Gottes wirklich möglich. Sei still. Betritt die Stille, denn diese tiefe, innere Stille ist Gott.