Leben und Werk des Heiligen Arunagirinathar - Arunagiris Werke

(1) Tiruppugazh: Da Arunagiri von Lord Murugan angewiesen wurde, Seine Herr - lichkeit zu besingen, sind die Tiruppugazh Lieder das Hauptwerk des Heiligen. Tiru heißt Gott oder Göttlich und PugazhHerrlichkeit. Entsprechend dem Titel wird daher in diesen Versen, 160000 an der Zahl, in erster Linie der Ruhm Gottes besungen. Heute sind nur noch etwa 1300 erhalten. Selbst aus diesen kann man die außergewöhnliche Fähigkeit des Heiligen erahnen. Die Tiruppu gazh handeln von verschiedenen Themen wie Religion, Kunst, Musik und Literatur; die verschiedenen Yoga-Systeme wie Bhakti, Jnana, Raja, Kundalini, Hatha etc. Obwohl Lord Murugan der einzige Gegenstand der Lobpreisungen ist und jedes Tiruppugazh an Ihn gerichtet ist und mit „Perumale“ usw. endet, bringt Arunagiri sehr geschickt alle anderen Gottheiten wie Vishnu, Brahma, Shiva, Vinayaka, Lakshmi, Saraswati, Parvati, Kali, Rama, Krishna entsprechend ihrer Beziehung zu Skanda als dies oder das herein und verherrlicht sie so alle.

Dadurch bezieht Arunagiri unzählige Anekdoten aus dem Ramayana, Mahabharata, Srimad-Bhagavata, Periya Puranam, Skanda-Purana usw. mit ein. Man geht davon aus, dass Arunagiri als Avatar – abgesehen davon, die Menschen von Sinnlichkeit zu Religion und Hingabe zu lenken – eine neue Ära religiöser Einheit, Toleranz und des Verständnisses zwischen den Vaishnavas und Shaivas eingeleitet hat durch seine Tiruppugazh-Lieder. Denn indem sie Skanda verherrlichen und ihn als den Sohn von Shiva und Uma Devi preisen sowie auch als Schwiegersohn von Vishnu und Lakshmi, stellen sie eine Verbindung zwischen den beiden Richtungen her. Und das ist wahrhaftig keine geringe Leistung. Alle Aspekte des Göttlichen gleichermaßen zu preisen ist eines der herausragenden Merkmale von Arunagiris Tiruppugazh-Liedern. Ähnliches findet man kaum in den Werken irgendeines anderen tamilischen Heiligen oder Poeten. Ein weiteres hervorstechendes Merkmal ist die freie Verwendung von Sanskrit - wörtern, -ausdrücken und selbst ganzen Zeilen in Tiruppugazh und auch im Kandar Alankaram, was nicht nur Arunagiris Meisterschaft dieser Sprache zeigt, sondern auch seine Fähigkeit, sie mit dem Tamilischen zu verschmelzen und so zu zeigen, dass die beiden Sprachen nicht inkompatibel miteinander sind. Die Tiruppugazh Lieder sind im Santham-Versmaß. Arunagiri ist der Pionier dieser Art von Gedichten in tamilischer Sprache. Wenn schon die wenigen verfügbaren, vereinzelten 1300 Tiruppugazhs so viel von dem übermenschlichen Geschick Arunagiris und seinem breiten Wissen auf verschiedenen Gebieten offenbaren, dann können wir uns die Fundgrube an Information und Weisheit vorstellen, die wir hätten erben können, wenn uns alle 16000 Lieder erhalten wären. Aber gleichzeitig können wir uns auch vorstellen, was für eine riesige Verwirrung und Unsicherheit hinsichtlich seiner Lebensgeschichte daraus resultieren würde, da es schon genug Widersprüche und unterschiedliche Ansichten aus den Schlussfolgerungen der uns verfügbaren Gedichte gibt.

Wahrscheinlich würde dem Wenigen, was aus den erhaltenen Versen über sein Leben gesagt wird, völlig widersprochen und ein neues Bild von Arunagiri würde entworfen. Natürlich ist es gut möglich, dass authentischere Hinweise oder sogar eindeutige Informationen verfügbar würden.

(2) Kandar Alankaram: Dies ist ein Werk aus 107 Versen. Wie es der Titel nahe legt, gibt es eine großartige Beschreibung der Göttlichen Persönlichkeit von Lord Skanda von Kopf bis Fuß und seiner kühnen Taten, als auch Beschreibungen seiner Gemahlinnen, Valli und Deivayanai; Seines Vahana (Gefährt), dem Pfau und dem Hahn. Der Stil der Verse ist ebenfalls dramatisch; er weckt Emotionen, ruft Begeisterung hervor oder ermahnt mit aufrüttelnden Worten von durchdringender Wirkung wie bei: „Muss man die Gedichte an Vel-Murugan, die einen von der Wiedergeburt befreien, erst im letzten Moment studieren, wenn der schreckliche Yama(der Totengott) von grimmiger Natur einem seine Schlinge um den Hals wirft und zuzieht?“ „Durch die Berührung des Windes, hervorgerufen von der Bewegung des Gefieders des Pfaus von Lord Murugan, wurde der Berg Meru erschüttert; durch die Schritte des Pfaus sind Berge zu Staub zerfallen; und die Meere, erfüllt von diesem Staub, wurden zu erhobenem Land.“ „Aufgrund der Bewegung der Flügel des Hahns wurden die Ozeane auseinandergerissen, der Himmel brach, die Sterne fielen und die Berge stürzten ein.“ „O Yama!

Ich bin der Verehrer des Herrn von Tiruchchendur (Skanda). Ich habe das Schwert der Weisheit namens „Nicht-Feindseligkeit“, mit dem ich Dich angreifen und mit Deinen Waffen ‚Sula’ und ‚Danda’ niederwerfen werde. Komm mir nahe und sieh (was Dir passiert), wenn Du das möchtest.“ „O Geist, der Du die vergängliche Natur von Wohlstand kennst, wann wirst Du jenseits von Freude und Schmerz gehen? Du wiederholst nicht die Namen wie Vel-Murugan, Vel etc. Wie hoffst Du, Mukti oder Befreiung zu bekommen?“ „O Held (Muruga), der Surapadma (einen Dämonen) zerstört hat! Obwohl ich im Sex versunken sein mag, werde ich dennoch nicht Deinen Vel (Speer) vergessen!“ „Durch die Berührung der Füße von Murugan ist das auf meinen Kopf geschriebene Wort Brahmas (das Schicksal) ausgewischt worden!“ „Shivas Schmuck ist eine Girlande aus Schädeln, Vishnus die Tulasi-Girlande.

Der Schmuck für die Füße von Murugan ist die Krone aus den Köpfen der Devas  und die Kadamba-Girlande; und für den Vel der Ozean, Surapadma und der Krauncha-Berg.“ „O Yama! Ich bin in der Gegenwart von Murugan. Wenn Du Dich mir entgegenstellst, werde ich Dich mit dem Shakti-Schwert in meiner Hand entzwei schneiden und Dich fortjagen. Darum ziehe Dich zurück.“ „Gelehrte Menschen sagen: ,Der Körper ist vergänglich, Wohlstand ist vorübergehend.’ Aber wenn sie um eine Wohltätigkeit bittet, stehlen sie sich still davon. Diese Menschen haben keine Hingabe an Vel-Murugan (Gott). Wie wundervoll ist ihre Weisheit!“ „O Yogis! Es ist unnütz, den Körper mit Hatha Yoga zu quälen. Wenn Du weißt, was Shiva Yoga durch das Upadesa (die Unterweisung, Führung) von Murugan ist, wenn du ‚still’ wirst, dann wirst Du Mukti (Befreiung) erreichen.“ „O Yogis, die ihr harte Yoga-Praktiken übt! Wenn Ihr über die Lotus-Füße des Geliebten von Valli Devi meditiert, werdet ihr leicht Mukti erreichen.“

(3) Tiru Vaguppu: Dies ist ein Werk mit 25 Abschnitten. Jeder ist der Beschreibung der Großartigkeit jeweils eines speziellen Aspektes Murugans gewidmet – Seinen Füßen, Seinen Verehrern, Seiner Hauptwaffe, dem Vel, Seiner Gefährtin Valli, Seinen zwölf Göttlichen Händen, dem gnadenvollen Blick Seiner Augen, Arunagiris Lobgesängen etc. Weil jeder Abschnitt ein besonderes Thema behandelt, wird es im Gegensatz zu seinen anderen Werken Tiru-Vaguppu genannt. Vaguppu bedeutet Abschnitt oder eine Gruppe von Versen und Tiru heißt göttlich oder zum Göttlichen gehörend. Viele behaupten, nur die ersten 18 Abschnitte seien von Arunagiri und die übrigen spätere Erweiterungen. Das Besondere dieses Werkes ist, dass es keine Erwähnung von Sex und der Angst vor dem Tod gibt, während diese beiden Themen unweigerlich in allen anderen Werken von Arunagiri vorkommen. Darum sind viele der Meinung, dass dieses Werk von Arunagiri geschaffen wurde, nachdem er zum Papagei geworden war.

Wie wir oben schon gesehen haben, scheint sich das Wort Sukha aber eher auf den Zustand der Verwirklichung (Ananda, Wonne) zu Beziehen, als auf einen Papagei. Daher kann man auch sagen, dass dieses Werk nachdem Arunagiri Erleuchtung erlangt hatte geschaffen wurde und deshalb gibt es keine Erwähnung von Sex oder Angst vor dem Tod. Aber bedeutet das dann, dass er seine anderen Werke vor dem Erreichen der Erleuchtung gegeben hat? Das kann nicht sein; denn Thayumanavar sagt klar: „Kandar Anubhuti Petru Kandar Anubhuti Sonna“ – „Das Kandar Anubhuti, das nach dem Erreichen von Anubhuti, der direkten Gotteserfahrung (von Lord Skanda) geschrieben wurde.“

Thayumanavar bezieht sich dabei nur auf das Kandar Anubhuti, auf kein anderes Werk. Und seltsam genug, im Kandar Anubhuti werden die bemitleidenswerten Zustände wie von der Lust gequält zu sein und die Angst vor dem Tod beschrieben. Wie seltsam! Der Grund ist, wie ich es unter der Überschrift „Die Notwendigkeit für eine esoterische Bedeutung (im Kandar Anubhuti)“ zu erklären versucht habe, dass es vom Standpunkt eines Sadhakas geschrieben ist, um ihm zu helfen, Anubhuti zu erreichen. Ähnlich können wir, ehe wir nicht den esoterischen, verborgenen Sinn hinter jedem Werk von Arunagiri gefunden haben – was eine Aufgabe der Forschung ist – nichts Endgültiges über seine Werke sagen, einschließlich der Aussage ob ein Werk entstand, bevor oder nachdem er zum Papagei wurde. Und das ganze Thema ist ohnehin hinfällig, wenn wir akzeptieren müssen, dass Arunagiri niemals zu einem Papageien wurde, was ja durchaus zweifelhaft ist und wie wir oben gesehen haben, aus vielen Gründen unhaltbar ist.

(4) Kandar Anthaadi: Dies ist ein Werk aus 100 Versen. Jeder Vers besteht aus vier Zeilen und fast alle Zeilen eines Verses beginnen jeweils mit denselben Worten, natürlich mit verschiedenen Bedeutungen. Antha bedeutet Ende und Aadi bedeutet Anfang. Anthaadi ist eine besondere Art von Werk, worin das letzte Wort oder die letzte Phrase des vorhergehenden Verses den Anfang des nächsten Verses bildet – das Antha, Ende eines Verses, ist das Aadi, der Anfang des folgenden Verses. Man nimmt an, dass dieses Werk das Ergebnis des literarischen Wettstreits zwischen dem gelehrten aber arroganten Villiputturar und dem hingebungsvollen und göttlich inspirierten Arunagiri ist. Der Überlieferung nach war die Bedingung, dass Arunagiri Anthadi-Lieder komponieren und vortragen und Villiputturar sofort ihre Bedeutung erklären sollte. Wer von beiden das nicht könne, galt als besiegt.

Da dieses Werk hauptsächlich zum Zwecke eines literarischen Wettstreits komponiert wurde, sind die Sprache und der Stil so schwierig, dass sie selbst belesene Gelehrte verblüffen. Man kann sich ihren Schwierigkeitsgrad insbesondere wegen der Tatsache vorstellen, dass Villi - putturar, der alle tamilischen Poeten und Pandits (Gelehrte) seiner Zeit besiegt hatte, misslang, das 54. Lied zu deuten, dessen vier Zeilen mit 97 Zeichen nur aus den Buchstaben des Tha-Varga (Verbindung des Konsonanten „th“ mit den Sanskritvokalen) bestehen, d.h. Tha, Thaa, Thi, Thii, Thu, Thuu etc. Nur Arunagiri konnte seine Bedeutung erklären und selbst bis zum heutigen Tag versucht niemand es zu kommentieren, außer Arunagiris eigene Wort-für- Wort-Bedeutung zu wiederholen. Weil der Zweck dieses Werkes klar ist, können wir uns seinen Schwierigkeitsgrad etc. erklären. Ebenso können wir, wenn wir den Zweck anderer Werke genauso kennen, ihre Besonderheiten richtig erklären, aber nicht vorher.

(5) Kandar Anubhuti: Es ist ein Werk aus 51 Versen. Es wird als Mantra-Shastra (Mantra-Schrift) und als krönender Gipfel von Arunagiris Werken aufgrund seines großen spirituellen Wertes und seiner Tiefe hoch geschätzt. Die Verse sind kurz, sogar die kürzesten von all seinen Werken, aber sie sind sehr erhaben. Wie es der Titel nahelegt, ist es ein Werk über (das Erreichen von) Gotteserfahrung. An dieser Stelle muss nicht viel darüber gesagt werden, da dieses Buch seiner Interpretation gewidmet ist. Es gibt manche Ausgaben des Kandar Anubhuti mit 100 Versen, aber die letzten 49 werden allgemein als spätere Ergänzungen von jemand anderem und als nicht von Arunagiri stammend abgelehnt.

(6) Vel Viruttam: Dies ist ein Werk aus 10 Gedichten. Der Vel (Speer) wird von Arunagiri in all seinen Werken überall verstreut verherrlicht. Da ihm das augenscheinlich nicht genügt hat, scheint sich Arunagiri entschlossen zu haben, ein kleines Werk ausschließlich dem Singen des Lobs, Ruhms, der Größe und den tapferen Leistungen des Vels zu widmen.

(7) Mayil Viruttam: Mayil bedeutet Pfau – das Vahana, das Vehikel von Murugan. Dieses Werk ist, wie das Vel Viruttam dem Speer, der Verherrlichung des Pfaus gewidmet, der auch in den verschiedenen Werken Arunagiris beschrieben wurde. Es besteht auch aus 10 Gedichten. (8) Seval Viruttam: Seval heißt Hahn; der Hahn ist das Symbol auf dem Banner von Murugan. Dieses Werk besteht aus 11 Gedichten und handelt von der Großartigkeit des Banners, das in den anderen Werken des Heiligen an verstreuten Stellen beschrieben wird. (9) Tiru Ezhu Kootrirukkai: Dies ist ein nur einziges Gedicht; es fällt unter die Kategorie der Chitra-Kavi-Gedichte; es besteht aus eins bis sieben sich in aufsteigender und absteigender Reihenfolge wiederholender Phrasen (also z.B. 1; 1-2-1; 1-2-3-2-1; 1-2-3-4-3-2-1; usw.) Man kann es in einer Zeichnung darstellen. Es ist ein seltenes Werk, wie es nur von ganz wenigen Poeten komponiert wird.