Swami Krishnananda:

Antwort auf deine Fragen

Kapitel 27

Weibliche Berge

Saravana Raja (männlicher Besucher): Ich möchte einen Zweifel ausräumen.

Swamiji: Gut, erzähle mir von Deinem Zweifel.

Saravana: Baba, im Augenblick beobachte ich jedermanns Bewegungen. Angenommen, hier sind viele Menschen, die sich bewegen, dann fühle ich die Kraft in den Menschen, was bedeutet, daß Gott in ihnen wohnt. Darum sehe ich nur Gott - die Männer als Shivas und die Frauen als Shaktis,- ist das richtig?

Swamiji: Wiederhole bitte noch einmal, was du gesagt hast.

Saravana: Ich sehe die Männer als Gott Shiva, und die Frauen als göttliche Shakti, Parvati. Ist das richtig?

Swamiji: Und wie denkst Du über Bäume und Berge?

Saravana: Bäume und Berge sind natürliche Dinge, die von göttlicher Kraft durchdrungen sind.

Swamiji: Gibt es auch männliche und weibliche Bäume?

Saravana: Ich habe diese Dinge nicht näher betrachtet. Ich weiß es nicht.

Swamiji: Du kennst keine männlichen und weiblichen Berge?

Saravana: Nein.

Swamiji: Dann gibt es auch weder männliche Menschen noch Frauen. Es handelt sich dabei ebenfalls um eine falsche Vorstellung. Wenn Du glaubst, daß es männliche und weibliche Menschen gibt, dann mußt Du auch daran glauben, daß es männliche und weibliche Berge gibt. Wenn Du nicht daran glaubst, daß es männliche und weibliche Berge gibt, gibt es dies auch nicht bei den Menschen. Es handelt sich dabei um ein Mißverständnis.

Genaugenommen gibt es keine männlichen und weiblichen Dinge. Wenn dies jedoch Deiner Auffassung entspricht, gibt es sie überall, und dann findest Du sogar männliche und weibliche Bäume. Ich mache keine Witze, denn es findet beispielsweise auch eine Querbesamung bei Bäumen statt, so daß sich dort Früchte entwickeln können. Dies geschieht nur aufgrund einer Aktivität der männlichen und weiblichen Elemente. Sogar bei Insekten gibt es diese Unterscheidung von Männchen und Weibchen. In einem Bienenvolk, zum Beispiel, gibt es die weibliche Arbeitsbiene, die männliche Drohne und die weibliche Königin. Überall findet man männliche und weibliche Elemente.

Wenn man allerdings dieses Bewußtsein transzendiert und die Macht Gottes allgegenwärtig fühlt, verschmilzt das Positive und das Negative im Gottesbewußtsein und es gibt keinen Unterschied mehr. Diese Unterschiede werden in den unteren Stufen gesehen, aber in den höheren Stufen verschmelzen sie in Gottesenergie oder Gottesbewußtsein. Worin bestehen also Deine Zweifel?

Saravana: Und doch gibt es Mann und Frau. Wenn man auf ihre Gesichter schaut, worauf muß man sich denn dabei vorzugsweise konzentrieren?

Swamiji: „Konzentrieren“ auf was?

Saravana: Zum Beispiel auf die Augen......

Swamiji: Nein, nein. Worauf konzentrierst Du Dich?

Saravana: Angenommen, ich möchte mit Dir sprechen, dann hat alles seinen bestimmten Konzentrationspunkt. Was ist mit Blickrichtung auf das Gesicht von jemandem der geeignete Konzentrationspunkt?

Swamiji: Welchen Grund gibt es, sich auf das Gesicht von irgend jemanden zu konzentrieren?

Saravana: Angenommen, ich würde irgendwann heiraten, dann würde „Devi“ in mein Leben treten. Wenn ich sie anschaue, welches ist dann der richtige Konzentrationspunkt in ihrem Gesicht? Sind es die Augen oder ........

Swamiji: Wessen Augen?

Saravana: Die Augen der Frauen.

Swamiji: Man kann einen Menschen nicht nur nach seinen Augen, Ohren und seiner Nase usw. beurteilen, sondern man muß ihn als Ganzes sehen. Man muß den ganzen Menschen von Kopf bis Fuß auf einmal betrachten und nicht nur auf die Nase oder die Stirn schauen. Wenn man ihn nur Stück für Stück betrachtet, ist jedes Teil für sich ohne Bedeutung. Wenn man ihn als Ganzes sieht, dann ist alles wundervoll. Darum, was auch immer man anschaut, man muß es als vollkommene Struktur sehen. Wenn ich Dich anschaue, dann sehe ich nicht nur Deine Nase, die Augen und den Schnurrbart, sondern ich sehe Dich als vollkommene Persönlichkeit. Dann kann ich verstehen, wer Du bist. Kannst Du mich verstehen?

Saravana: Ja. ich verstehe.

Swamiji: Welches Problem gibt es sonst noch? Denke über das Ganze nach.