Yoga Vidya ist eine spirituelle Lebensgemeinschaft, die in der Tradition von Swami Sivananda lehrt und lebt, aber kann sie auch als eine klassische Kommune gelten? Diese Frage wird im Folgenden anhand der Aspekte des gemeinsamen Wirtschaftens, der Entscheidungsfindung, des organisatorischen Aufbaus und der ethischen Prinzipien Yoga Vidyas näher erläutert.
Wir sprechen bei Yoga Vidya mehr von Gemeinschaft, Ashram-Gemeinschaft oder Sevaka Gemeinschaft. Wir verwenden weniger den Ausdruck Kommune. Das Wort "Kommune" hat verschiedene Bedeutungen:
Kommunen können auf eine lange Geschichte zurückblicken. Letztlich sind Kommunen die ältesten Formen des menschlichen Zusammenlebens. Nach Aufkommen des Privateigentums in den ersten Jahrhunderten v. Chr. gab es immer wieder Menschen, die sich in Gemeinschaften zusammengetan haben. Anfangs waren das meist Menschen, die einer bestimmten religiösen Gruppierung angehörten.
Da gab es beispielsweise die Pythagoräer in der Antike. Und auch die ersten frühchristlichen Gemeinden waren Kommunen, in denen alles Eigentum der Gemeinde gehörte. Im Mittelalter entstanden Klöster, die letztlich auch Kommunen sind. Außerdem gab es damals auch die Beginen und Begarden, die sich in Kommunen organisierten.
Im 16. Jahrhundert entstanden in Deutschland die Huterer, die große erfolgreiche Kommunen insbesondere in Nordamerika gründeten. Des Weiteren entstanden in Amerika eine Reihe von sozialutopischen Gemeinschaften in den 1840er Jahren. Auch in Deutschland kamen Ende des 19. Jahrhunderts, wie auch in den 20er Jahren, verschiedene anarchistische und anthroposophische Land-Kommunen auf. Diese wurden von den Nazis aufgelöst.
Erst im Zuge der 68er Bewegung wurde der Kommune-Gedanke wiederaufgegriffen. Bekannt wurde unter anderem die Kommune K1, welche große Publizität erhielt. Daraufhin entstand Ende der 1960er und in den 1970er Jahren eine breite Kommunen-Bewegung, dann in den 1980er Jahren, ebbte die Euphorie langsam aber sicher ab.
Inzwischen haben sich einige der alten Kommunen aufgelöst, andere neu gegründet. Manche der bestehenden Kommunen stehen teilweise sogar in Kontakt zueinander.
Laut Wikipedia (2021) gelten für den heute gebräuchlichen Begriff der Kommune folgende Grundsätze:
Wenn man die eben genannten 5 Charakteristika auf Yoga Vidya anwendet, kann man feststellen, das Yoga Vidya nur zum Teil eine Kommune ist:
Das Prinzip der gemeinsamen Ökonomie ist bei Yoga Vidya weitestgehend umgesetzt. Die Sevaka betätigen sich beispielsweise als Yogalehrer, im Garten oder in der Küche und halten dadurch den Seminarbetrieb in den Ashrams und Stadtcentern aufrecht. Die Einnahmen kommen dem gemeinnützigen Yoga Vidya e.V. zugute.
Es gibt keinen „Lohn“ oder „leistungsgerechte Entlohnung“. Vielmehr sorgt die spirituelle Ashram Gemeinschaft im Sinne einer umfassenden Daseinsfürsorge für ihre Sevaka-Mitglieder, indem sie Essen, Wohnraum, soziale Absicherung sowie Taschengeld für persönliche Bedürfnisse bereitstellt.
Überhaupt ist das Prinzip der Gleichheit und des Gemeinschaftseigentums vorherrschend: Gemeinsame Küche, gemeinsame Autos, Gemeinschaftsräume. Allerdings müssen Gemeinschaftsmitglieder bei ihrer Aufnahme weder ihr Geld, noch ihr Eigentum der Gemeinschaft überschreiben. Wer Mitglied der Yoga Vidya Sevaka Gemeinschaft ist, hat außerdem kein weiteres eigenes Einkommen. Das Taschengeld für persönliche Bedürfnisse ist für eine Kommune jedoch relativ hoch.
Dabei erhalten Gemeinschaftsmitglieder mit mehr Bedarf an Geld, wie Familien oder Alleinstehende mit Kindern, mehr von der Gemeinschaft als Alleinstehende ohne Kinder.
Yoga Vidya setzt das Konsensprinzip in seiner Organisationsstruktur insofern um, als das alle wichtigen Entscheidungen demokratisch von allen Lebensgemeinschaftsmitgliedern getroffen werden. Dennoch müssen für eine Entscheidung nicht alle Sevakas in ihrer Meinung übereinstimmen.
Vielmehr sind Mehrheitsentscheidungen die Regel. Dem Konsensprinzip wird dadurch Rechnung getragen, dass bei Entscheidungen eine 75% Mehrheit notwendig ist. Wird diese nicht erreicht, kann in einer Folgeabstimmung aber auch mit einfacher Mehrheit (50%) entschieden werden.
Dieser Kommunen-Grundsatz wird bei Yoga Vidya nicht umgesetzt. Je nach Größe der Yoga Vidya Lebensgemeinschaft gibt es mehr oder weniger Hierarchie-Ebenen, die alle mittels Wahlen besetzt werden. Für Bad Meinberg gibt es z.B. den Vorsitzenden von ganz Yoga Vidya, den Ashramleiter, die 8 Bereichsleiter, die Teamleiter und die "normalen" Sevakas.
Für den Alltag haben die Bereichsleiter und Teamleiter auch Weisungsbefugnis. Wenn es aber um wichtige Entscheidungen geht, dann haben alle gleiches Stimmrecht. Und da werden durchaus auch Yoga Vidya Leiter, Bereichsleiter/innen und Ashramleiter/innen überstimmt.
Insgesamt förden wir in unserem gemeinsamen Seva einen freundschaftlichen und wertschätzenden Umgang.
Gemäß unseren ethischen Grundsätzen, spielen ein ökologisches und nachhaltiges Leben bei Yoga Vidya eine große Rolle. Das ist nicht immer so offensichtlich wie bei manchen Kommunen, in denen Nachhaltigkeit äußerlich viel sichtbarer ist. Zu den Yoga Vidya Öko-Prinzipien gehören:
Alle Mahlzeiten sind vegetarisch und vegan und alle Zutaten sind bio-zertifiziert. Bad Meinberg hat die größte vegetarische bio-zertifizierte Küche in Deutschland.
Wir ziehen es vor, alte bereits vorhandene Gebäude billig zu erwerben, anstatt neue Gebäude mitten in die Natur zu stellen.
Im Bad Meinberger Ashram haben die Dächer des Gebäudes Solaranlagen. Die Heizung wird größtenteils aus Biogas gewährleistet. Darüber hinaus ist Yoga Vidya Bad Meinberg Netto-Energie-Produzent.
Reinigungsmittel sind größtenteils ökologisch, das Papier der Broschüren stammt aus dem Recycling.
auf Autofahrten wird soweit wie möglich verzichtet, Fahrrad und Bahn bevorzugt.
In den Außenanlagen werden einige Permakultur-Prinzipien umgesetzt
Wegen des Bezugs von fertigen Immobilien sieht es manchmal nicht so nach Öko aus, dennoch ist es uns sehr wichtig, Mutter Erde und ihre Ressourcen zu achten.
Der Grundsatz einer gewaltfreien, wir nennen es lieber doch wertschätzenden Kommunikation, liegt uns sehr am Herzen. Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch das Beste will und das alle Motive des Menschen letztlich aus dem tiefen Wunsch entstammen Glück zu erfahren und Unglück zu vermeiden.
Zwar drückt sich das im Menschen angelegte Streben nach Wohlbefinden manchmal offensichtlich auch sehr verletzend und zerstörerisch aus. Bei Yoga Vidya bemühen wir uns aber Umstände zu schaffen, die es ermöglichen, dass das Gute im Menschen zum Vorschein kommt. Dazu gehören auch bestimmte Kommunikationsprinzipien.
Diese uralten Yoga Prinzipien der Kommunikation wurden bereits von Mahatma Gandhi gut formuliert und von Marshall Rosenberg mit seinem GfK Konzept (Gewaltfreie Kommunikation) zu einem praktikablen System zusammengefasst. Zwar werden die Gemeinschaftsmitglieder bei Yoga Vidya nicht automatisch im System der GfK geschult, allerdings leiten uns ihre Prinzipien im Alltag.
Dabei gilt es zu beachten: Wir sind weiterhin unvollkommene Menschen. Nicht immer gelingt es uns, nach den hehren Prinzipien der wertschätzenden Kommunikation zu leben.
Wie aus den Erörterungen oben hervorgeht, ist Yoga Vidya keine Kommune im engeren Sinne. Yoga Vidya ist vielmehr eine spirituelle Gemeinschaft und eine Ashram-Gemeinschaft.
Überlegst du, Mitglied einer Kommune zu werden? Wenn du eine hierarchiefreie Kommune mit reinem Konsensprinzip und vollständiger Aufhebung des Privateigentums erwartest, dann wärst du bei Yoga Vidya nicht richtig.
Wenn du hingegen eine spirituelle Lebensgemeinschaft suchst, in der nach demokratischen Prinzipien Ashramleben stattfindet und in der du dich spirituell entwickeln kannst, findest du vielleicht bei Yoga Vidya genau das Richtige. Man kann sagen: Bei Yoga Vidya ist Yoga und Spiritualität das vorherrschende Prinzip.
Es geht hauptsächlich darum, spirituell zu wachsen und Yoga zu verbreiten. Soweit praktikabel, bemühen wir uns nach Kommunen-Prinzipien zu leben. Wenn Kommunen-Prinzipien jedoch die Verbreitung des Yoga erschweren oder mit dem Prinzip der Lehrer-Schüler-Beziehung kollidieren, überwiegen die klassischen Grundprinzipien des Yoga.
Man kann viel erklären, aber am Besten begreifst du natürlich das Leben bei Yoga Vidya, wenn du mal für kürzere oder auch längere Zeit einen Yoga Vidya Ashram besuchst. Dazu hier mehr Info´s:
Leben im Yogacenter. Ein Einblick in das Ashramleben der Sevaka, über unsere Ideale, Aufgaben, Wohnsituation, Ausbildung u.v.m. weiterlesen
Sevaka werden. Wir bieten fortlaufend Plätze für Sevaka in all unseren Stadtcentern sowie Ashrams im Westerwald, Bad Meinberg, Nordsee und Allgäu. weiterlesen
Mithelfer werden. Werde bei Yoga Vidya Mithelfer in Küche, Haushalt und Co. und praktiziere nebenbei Yoga, Asanas, Pranayama, Meditation und Mantra-Singen. weiterlesen