Goraksha Shataka - Version 2

 

Vers 58: Maha Mudra

 

Das Reinigen des Netzwerkes der feinstofflichen Energiekanäle, das Bewegen von Mond und Sonne, sowie das Austrocknen von (physischen, geistigen und emotionalen) Giften wird Maha Mudra genannt.


    शोधनं नाडिजालस्य चालनं चन्द्रसूर्ययोः |
    रसानां शोषणं चैव महामुद्राभिधीयते || ५८ ||


    śodhanaṃ nāḍi-jālasya cālanaṃ candra-sūryayoḥ |
    rasānāṃ śoṣaṇaṃ caiva mahā-mudrābhidhīyate || 58 ||

    shodhanam nadi-jalasya chalanam chandra-suryayoh |
    rasanam shoshanam chaiva maha-mudrabhidhiyate || 58 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    śodhanam : das Reinigen (Shodhana)
    nāḍi-jālasya : des Netzes (Jala) der feinstofflichen Energiekanäle (Nadi)
    cālanam : das Bewegen, Inbewegungsetzen (Chalana)
    candra-sūryayoḥ : von Mond (Chandra) und Sonne (Surya)
    rasānām : der Gifte, Leidenschaften ("Säfte", Rasa)
    śoṣaṇam : das Austrocknen (Shoshana)
    ca : und (Cha)
    eva : ebenso (Eva)
    mahā-mudrā : Mahamudra (das "große Siegel")
    abhidhīyate : wird genannt (abhi + dhā)

Anmerkungen: Dieser Vers wird wortwörtlich in der Yogachudamani Upanishad (Vers 65) überliefert.

Das Bewegen bzw. Inbewegungsetzen (Chalana) von Mond (Chandra) und Sonne (Surya) bezieht sich auf die wechselseitige Stimulierung von Ida und Pingala, vgl. Vers 60.

Mit dem Austrocknen der Gifte bzw. "Säfte" (rasānāṃ śoṣaṇam) ist möglicherweise neben der Neutralisierung physischer, d.h. in Nahrungsmitteln enthaltener Gifte (vgl. Vers 61) auch das Ausmerzen von Gelüsten, Begierden und Stimmungen gemeint, die sich im Gemüt des Yogi wie "Gifte" auswirken. Das Wort Rasa bedeutet u.a. "Saft, Geschmack(srichtung), Begierde, Gift", aber auch "Lebenselixier".