Prana ist die Energie, die Lebenskraft hinter allem. Sie steuert den physischen Körper, ist die Ausstrahlung hinter der Schönheit, ist das Charisma, die Kraft hinter Emotionen und Gedanken. Prana kann grobstofflich oder feinstofflich sein. Um höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen, große Liebesfähigkeit zu entwickeln und Wonne zu erfahren, brauchen wir feinstoffliches Prana, also Ojas (spirituelle Energie).
Anmerkung: Ich verwende hier die Ausdrücke Ojas und Vayus in einem erweiterten Sinn, wie es mein Meister Swami Vishnu-devananda getan hat und wie es der Hatha-Yoga-Tradition entspricht. In der Ayurveda-Tradition haben diese Ausdrücke eine etwas spezifischere Bedeutung.
Um höheres Bewusstsein zu erlangen, muss grobes Prana in feines, spirituelles Ojas umgewandelt werden. Auf dem spirituellen Weg gibt es zahllose Paradoxien. Zum einen heißt es, dass es nichts Leichteres als die Selbstverwirklichung gibt: Da wir ja jetzt schon das unendliche, reine, wonnevolle Selbst sind, gibt es nichts zu erreichen. Das Selbst zu verwirklichen ist daher so einfach wie eine Rose anzuschauen, die wir in unserer Hand halten. Dieser Gedanke kann uns viel Trost und Entspannung schenken. Egal, was wir machen: Wir sind das, ewig reine, makellose Unendliche Bewusstsein. Zum anderen heißt es, dass es nichts Schwereres gibt als die Selbstverwirklichung. Reich zu werden, Macht zu bekommen, andere zu beherrschen und so weiter sei einfach. Sich selbst zu beherrschen dagegen sei schwierig.
Letztlich ist die Selbstverwirklichung der Sinn und Zweck des menschlichen Lebens, sie zieht sich über viele Lebensspannen hinweg.
Es heißt, dass es drei verlangsamende Faktoren für das Erreichen der Selbstverwirklichung gibt: Karma, Samskaras und Ojas.
Prana ist auf der physischen Ebene in Form der fünf Vayus aktiv. Vayus sind die Steuerungsenergien, die die Funktionen des physischen Körpers regulieren. Gemäß der Lehre des Kundalini-Yoga kann der physische Körper allein gar nichts. Es ist das Prana, das für alle Lebensfunktionen verantwortlich ist.
Die fünf Vayus, die die Körperfunktionen steuern, sind:
Mittels diverser Yoga-Techniken kann die Funktion dieser Vayus harmonisiert und so die Gesundheit verbessert werden. Gleichzeitig wird dabei ein Teil dieser Vayus sublimiert, also verfeinert, in Ojas umgewandelt und in den höheren Chakras aufgespeichert.
Der Lehre des Kundalini-Yoga zufolge werden die Vayus als feinstoffliche Energien interpretiert, welche alle physischen und viele geistigen Funktionen steuern. Man kann die Vayus aber auch einfach als physiologische Steuerungsfunktionen bezeichnen, als Zusammenfassung einer ganzen Reihe von physiologischen Prozessen.