Bhava Vibhuti - Göttliche Ekstasen


Alle Stimmungen und Bewusstseinszustände Ma‘s sind Manifestationen von Ananda, der Höchsten Freude. Bei näherer Beobachtung bemerkt man, wie jede Faser Ihres Wesens von Göttlicher Glückseligkeit durchdrungen ist. Sie hat einen Körper voll göttlicher Freude angenommen, um mit Ihren Kindern Ihr Ananda Lila, Ihr Spiel voller Glückseligkeit, zu spielen. So ist es nur natürlich, dass die höchsten Ideale des Lebens und der spirituellen Entwicklung zum Heil aller Menschen in Ihr Ausdruck finden und entfaltet werden, ja gleichsam in Ihr selbst Gestalt annehmen und uns auf zuvor nie gekannte Bereiche hinweisen.
      Bei genauer Beobachtung wird man herausfinden, dass Sie sich auf zweierlei Weise offenbart: Durch die Anmut Ihres äußeren Verhaltens gegenüber allen Menschen und durch die Begnadungen Ihres inneren Lebens. Ihre völlig ruhige, liebevolle und natürliche Umgangsweise mit allen Arten von Menschen - den Frommsten wie den größten Sündern, den kleinen Kindern oder aufbegehrenden Jugendlichen genauso wie Greisen, welche durch Alter und Krankheit gebeugt sind - dieses Verhalten drückt eine wundervolle Anmut, eine einzigartige Schönheit und Würde aus, welche sofort alle Herzen gewinnt. - Ihr anderes, inneres Leben steht mit den Kräften und Mächten der unsichtbaren Welten in Verbindung - jenen himmlischen Mittlern und geistigen Wesen, welche der Menschheit Glück und Unglück, Segen und Fluch bringen. Beide Aspekte Ihres Lebens sind in wunderbar engem und sich ergänzendem Wechselspiel miteinander verwoben.
      In Ihren jungen Jahren und auch nachdem Sie nach Dhaka kam, pflegte Ma oft lange Zeit völlig unbeweglich dazuliegen. Wir erfuhren, dass Sie für lange Stunden in göttliche Ekstase einging, welche kein Wort beschreiben kann. In diesem Zustand verbrachte Sie manchmal mehrere Tage ununterbrochen in tiefer Selbstversunkenheit. Bei Kirtan manifestierten sich Bewegungen und Haltungen durch Ihren Körper, die einen Zustand höchster Glückseligkeit ausdrückten.
      1926 fand eine Kirtanveranstaltung in Shahbag anlässlich des Wintersonnwendfestes, Uttarayan Sankranti, statt. Dies war die erste öffentliche Kirtanveranstaltung in Ma‘s Gegenwart. In dieser Zeit kam auch Shri Shashibhushan Das Gupta von Chittagong zu Ma. Schon vom ersten Anblick an wurde sein Herz von tiefer Hingabe erfüllt. Zu dem Zeitpunkt herrschte dort ein ziemlicher Andrang von Leuten. Er sah lange in Ma‘s Gesicht, und Tränen liefen ihm über die Backen. Er sagte mir: „Ich stehe vor einem Wesen, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nie zuvor gesehen habe. Sie scheint mir die sichtbare Verkörperung der Weitenmutter zu sein.“
      Der Kirtan begann um zehn Uhr morgens, als Ma alle anwesenden Frauen mit dem traditionellen roten Punkt auf der Stirn versah. Plötzlich fiel Ihr das Puderdöschen aus der Hand. Ihr Körper sank flach zu Boden und rollte hin und her. Dann stand Sie langsam auf und stand nur auf den zwei großen Zehen. Beide Arme waren hoch erhoben, während sich Ihr Kopf leicht zur Seite un nach hinten neigte und Ihre strahlenden Augen unverwandt zum Himmel blickten. Kurze Zeit danach begann Sie sich in dieser Haltung zu bewegen. Etwas Himmlisches ging von Ihrem Körper aus. Sie achtete überhaupt nicht auf Ihre lose herabhängende Kleidung. Niemand konnte sie aufhalten, und niemand wollte es. Ihr ganzer Körper bewegte sich in sehr sanftem, rhythmischem Tanz und kam zu der Stelle, wo Kirtan gesungen wurde. Dort sank er gleichsam in einer zerfließenden Bewegung geräuschlos zu Boden. Von einer geheimnisvollen Kraft gelenkt rollte er weiter, wie ein trockenes Blatt, welches von einer sanften Brise bewegt wird. Während Sie noch auf dem Boden lag, erklang nach einer Weile eine sehr leise, sanfte Melodie von Ihren Lippen Hare Murare Madhukaitabhare...“ Ununterbrochen strömten Tränen Ihre Wangen herab. Erst nach einigen Stunden kehrte Sie wieder in Ihren normalen Zustand zurück.
      

Ihr leuchtendes Gesicht, Ihr von unaussprechlicher Liebe erfüllter Blick und Ihre weiche, zarte Stimme, über fließend von göttlicher Hingabe, erinnerte die Anwesenden an die Bilder von Shri Caitanya Deva[22], wie Er in Seinen Biographien beschrieben wird.

 

All die körperlichen Veränderungen, die vor langer, langer Zeit bei Lord Gauranga beobachtet wurden, zeigten sich abermals in Ihrer Person.


      Als Ma gegen Abend die Kirtanhalle wieder betrat, erschienen alle Symptome jener Ekstase vom Mittag erneut. Nach einiger Zeit äußerte Sie Worte in so klarer, weicher Aussprache und durchströmt von der Süße göttlicher Hingabe, dass die Zuhörer sprachlos vor himmlischer Glückseligkeit waren.
      Nach der Verteilung von Süßigkeiten am Ende des Kirtans gab Ma selbst Prasad aus. So eine Anmut und Schönheit war in Ihren Bewegungen und ein solcher Ausdruck von göttlicher Mütterlichkeit, dass die Leute das Gefühl hatten, Sie sei die Verkörperung von Mutter Lakshmi[23], selber. Shashibushan und andere erkannten an jenem Tag, dass Ma‘s Körper nur ein Gefäß für die unendliche Gnade Gottes war. 
      Ungefähr zu jener Zeit wurde Niranjan als Steuerbeamter nach Dhaka versetzt. Eines Abends ging ich mit ihm nach Shahbag, als Neumondkirtan gesungen wurde. Als der Kirtan intensiver wurde, bemerkte man viele Veränderungen an Ma. Sie setzte sich sehr gerade auf, dann neigte sich Ihr Kopf allmählich nach hinten, bis er Ihren Rücken berührte. Hände und Füße verdrehten sich, bis der ganze Körper ausgestreckt zu Boden sank. Ihr Körper bewegte sich in rhythmischen Wellen im Einklang mit Ihrem Atem und rollte mit ausgestreckten Gliedern im Takt der Musik auf dem Boden. So wie das Laub der Bäume sanft vom Wind hin und hergeweht wird, so zar und schwerelos waren Ihre Bewegungen. Kein menschliches Wesen hätte Sie beim besten Willen nachvollziehen können. Jeder fühlte, dass göttliche Energien, welche in wellenartigen Schauern durch Ihr ganzes Wesen pulsierten, Ma auf diese Weise tanzen ließen. Wir versuchten vergeblich, Ihr Einhalt zu gebieten. Schließlich hörten Ihre Bewegungen auf, und Sie wurde unbeweglich wie ein Klumpen Erde. Sie schien in alldurchdringende, alles erfüllende Glückseligkeit versunken zu sein. Ihr Gesicht leuchtete in himmlischem Glanz, und Ihr ganzer Körper war von göttlichem Ananda überströmt. 
      Niranjan sah diesen Anblick zum ersten Mal in seinem Leben und war sprachlos vor Staunen. Dann rezitierte er eine Hymne zu Ehren der Göttin der Welt. „Heute habe ich fürwahr eine Göttin gesehen!“ rief er aus.
      Ein anderes Mal nahm eine große Menschenmenge am Kirtan in Shahbag teil. Ma fiel in einen ähnlichen Zustand wie zuvor beschrieben. Diesmal saß Sie zunächst und legte sich dann auf den Boden. Ihr Atem hörte fast gänzlich auf. Sie lag mit ausgestreckten Armen und Beinen und nach unten gewandtem Gesicht auf dem Boden. Dann begann Sie sich schnell und in wellenförmigen Bewegungen zu rollen. Ohne Hilfe, wie von einem starken Drang nach oben gezogen, erhob Sie sich nach einer Weile langsam und stand auf Ihren beiden großen Zehen, kaum den Boden berührend. Ihr Atem schien völlig aufzuhören, Ihre Arme waren zum Himmel erhoben. Ihr Körper hatte nur sehr geringen Kontakt mit dem Boden, Ihr Kopf war nach hinten auf Ihren Rücken gebogen und Ihre Augen mit leuchtendem Blick gen Himmel gerichtet. Ihre Schritte glichen den Bewegungen einer Marionette, welche von unsichtbaren Fäden durch einen Spieler hinter den Kulissen gelenkt wird. Ihre Augen leuchteten in göttlichem Glanz, Ihr Gesicht strahlte ein himmlisch sanftes Lächeln aus, und Sie sprühte vor Freude. Sie bewegte sich wie ein Wesen der Luft, während Ihr ganzer Körper nur auf Ihren beiden großen Zehen im Takt mit dem Kirtan balancierte, als würde Ihr Gewicht durch eine unsichtbare Macht emporgezogen. Lange verweilte Sie in diesem Zustand. Später schlossen sich Ihre Augen langsam, und Ihr Körper lag mit zurückgebogenem Haupt wie eine reglose Masse auf dem Boden. Am nächsten Morgen gegen zehn Uhr kam Sie wieder in Ihren normalen Zustand zurück.
      Einmal fand Kirtan in Niranjans Haus statt. Alle Hausbewohner, vor allem seine alte Mutter, wünschten sich sehr, Ma in ekstatischem Zustand zu sehen. Die alte Frau betete im Innern zu Ma, mit diesem Anblick gesegnet zu werden. Ma lag im Raum nebenan auf dem Boden. Plötzlich erschien Sie in dem Raum, wo Kirtan gesungen wurde, fiel mit Ihrer göttlich harmonischen Stimme in den Gesang ein und begann mit den Sängern zu tanzen. Nach kurzer Zeit sank Sie zu Boden. Zu Ihrem normalen Zustand zurückgekehrt, verharrte Sie lange Zeit in Schweigen. 
      Abgesehen von den hier erwähnten Erscheinungen äußerten sich Ihre ekstatischen Zustände auf so vielfältige Weise, dass es unmöglich in Worten beschrieben werden kann. Wenn Ihr Körper auf dem Boden rollte, dehnte er sich manchmal zu ungewöhnlicher Länge aus, andere Male schrumpfte er ganz klein zusammen. Manchmal rollte er sich zu einer runden Masse, ein andermal schien er keinerlei Knochen zu besitzen und schnellte beim Tanzen hoch und wieder herab wie ein Gummiball. Die Geschwindigkeit all Ihrer Bewegungen war jedoch so blitzschnell, dass es selbst dem schärfsten Blick nahezu unmöglich war, ihnen zu folgen.     

Wir waren während jener Zeit überzeugt davon, dass Ihr Körper von göttlichen Kräften gelenkt wurde, welche die verschiedenen wunderbaren Bewegungen des Tanzes bewirkten. Ihr Körper schien so von ekstatischer Freude durchdrungen zu sein, dass selbst Ihre Haarwurzeln am ganzen Körper anschwollen und Ihre Haare senkrecht standen. Ihr Gesicht glühte rötlich. Alle selbstmanifestierten Merkmale eines göttlichen Zustandes schienen in den engen Rahmen Ihres Körpers gedrängt zu sein und offenbarten die erlesene Schönheit des Unendlichen voller Anmut auf endlos verschiedene rhythmische Weise. Sie wirkte jedoch wie weit entrückt, völlig unberührt von diesen Manifestationen und den ekstatischen Reaktionen, die sie auslösten. Sie schienen sich ganz natürlich von einer höheren Seinsebene aus durch Ihren Körper zu offenbaren.
      Einmal fragte ich Sie: „Siehst Du irgendeine göttliche Erscheinung, wenn Dein Körper in Samadhi versunken ist?“ Sie antwortete: „Es ist nicht notwendig, da ich kein vorgefasstes Ziel habe. Dieser Körper handelt nicht aus irgendeiner Absicht. Euer starker Wunsch, diesen Körper in Zuständen von Samadhi zu sehen, ist der Grund, warum sich diese Symptome manchmal zeigen. Wann immer ein Gedanke stärkste Intensität erreicht, wird sei ne materielle Verwirklichung unweigerlich folgen. Wenn man sich ganz in der Kontemplation des Göttlichen Namens verliert, kann man in den Ozean himmlischer Schönheit eintauchen. Gott und Seine Namen sind ein und dasselbe. Sobald das Bewusstsein der äußeren Welt verschwindet, findet die sich selbst offenbarende Kraft des NAMENS unweigerlich ihren sichtbaren Ausdruck.“
      Während Kirtans fiel Ihr Körper in einen übernatürlichen, göttlichen Zustand. Aus Ihrem eigenen Mund erfuhren wir, dass es eine Zeit gab, in der Ihr Körper beim bloßen Anblick von Feuer, Wasser, dem Himmel oder irgendetwas Ungewöhnlichem sofort dazu neigte, mit diesen Elementen zu verschmelzen. Bei Sturm fühlte Sie den Impuls, Ihren Körper fortwehen zu lassen wie ein dünnes Tuch. Wenn Sie den tiefen, anhaltenden Ton eines Muschelhorns hörte, begann Ihr Körper zu erstarren und unbeweglich wie Marmor zu werden. Wann immer irgendein Gedankenimpuls durch Ihren Geist ging, manifestierte sich sogleich ein entsprechender physischer Ausdruck durch Ihren ganzen Körper.
      Einmal nahm Sie an den lustigen Spielen einiger Kinder teil und begann dabei so sehr zu lachen, dass Ihrem Gelächter selbst nach einer Stunde Bemühung noch kein Einhalt geboten werden konnte. Ein oder zwei Minuten lang hielt Sie vielleicht inne, aber nur um dann wieder loszulachen. Obwohl Sie in der gleichen Haltung dasaß, lag ein überirdischer Ausdruck in Ihrem Blick, und viele der Anwesenden waren ziemlich bestürzt darüber. Nach einer Weile gewann Sie allmählich wieder Ihre normale Fassung zurück.
      An einem anderen Tag fuhr Sie von Dhaka nach Kalkutta. Viele Jungen und Mädchen, Männer und Frauen kamen zum Bahnhof, um Ihr Lebewohl zu sagen. Alle weinten angesichts der bevorstehenden Trennung. Ma tat es ihnen gleich und fing an, so bitterlich zu weinen, dass es nicht möglich war, Sie zu trösten. Eine Menge Menschen hatten sich bereits angesammelt. Manche meinten: „Wahrscheinlich ist die weinende Frau eine jung verheiratete Braut, die vom Elternhaus zu Ihrem Mann gebracht wird.“ Der Impuls zu weinen hielt von mittags bis abends an.
      Eines Tages fragte Sie mich: „Wo liegt das Zentrum deines Lachens und Weinens?“ Ich antwortete: „Obwohl alle Antriebe vom Gehirn ausgehen, liegt der wirkliche Mittelpunkt bei einem vitalen Zentrum nah dem Herzen.“
      Ma sagte: „Wenn wirkliches Gefühl hinter deinem Lachen oder Weinen ist, will es sich durch jede Faser deines Körpers ausdrücken.“ Ich verstand die Bedeutung Ihrer Worte nicht und blieb daher still. Ein paar Tage später ging ich frühmorgens zum Ashram. Ich traf Ma und ging mit Ihr spazieren. Als ich fragte: „Ma, wie geht es Dir heute?“ antwortete Sie mit solchem Nachdruck: „Es geht mir sehr, sehr gut“, dass mein ganzer Körper von Kopf bis Fuß in der Schwingung Ihrer Worte vibrierte und ich unvermittelt auf dem Weg stehenbleiben musste.
      Ma bemerkte meine Verwirrung und sagte: „Verstehst du jetzt, wo das Zentrum unseres Lachens und Weinens liegt? Wenn irgendein Gefühl oder Gedanke nur durch einen Teil unseres Körpers ausgedrückt wird, kann seine ganze Kraft nicht zur Geltung kommen.“
      Ma sagte auch einmal, wenn alle Gefühle und Gedanken eines Devotees ganz auf Gott ausgerichtet sind, tun ihm die disharmonischen Schwingungen der äußeren Welt, die seinem Streben entgegengesetzt sind, geradezu weh. Wenn jemand dann nur ein Tier oder eine Pflanze verletzt und der geistige Sucher diese Schwingung empfängt, so bereitet ihm dies intensives seelisches Leid. Die Schwingungen von Streit und Sinnenbefriedigung behindern den stetigen Fluss seiner Hingabe an Gott. Solange der Sadhaka sehr mit der Außenwelt verbunden ist, hat er das Gefühl, dass alles, was er mit seinen Sinnen wahrnimmt, mit zu seinem Ich gehört. In einem solchen Stadium bewirkt sogar der Fall eines Blattes kleine Wellen im Strom seines Bewusstseins. In Ma‘s jungen Jahren löste jedes Ereignis der äußeren Welt spontan eine entsprechende Reaktion in Ihrem Innern aus. 

Sobald Ma nach tiefer Trance wieder zu normalem Bewusstsein kam, manifestierten sich von selbst viele Yogavorgänge. Dann konnte man zuerst einen leisen, summenden Ton aus Ihrem Innern vernehmen, etwas später folgten rollende Klänge wie die Brandung von Meereswellen, die vom Sturm aufgepeitscht werden, und dann strömte ein ununterbrochener, äußerst melodischer Fluss göttlicher Wahrheiten in Form von zahlreichen Sanskrithymnen von Ihren Lippen. Offensichtlich nahmen göttliche Wahrheiten aus dem ewigen Absoluten heraus in den mantrischen Lauten Ma‘s Gestalt an. Die fehlerlose Aussprache, die freie, fließende Melodie und darüberhinaus die himmlische Ausstrahlung Ihres Gesichtes bewegten die Herzen der Zuhörer zutiefst. Selbst die klügsten Vedagelehrten hätten trotz erstklassiger Ausbildung und Praxis schwerlich eine so mühelose, flüssige Aussprache gehabt.
      Die Fülle der Bedeutung, die in all diesen spontanen Äußerungen von Ma lag, erstaunte die Gelehrten. Die Sprache, in welche die Verse gekleidet waren, konnte nicht leicht verstanden werden, und so war es nicht möglich, sie vollständig und genau zu notieren.
      Vier solcher heiliger Hymnen, die teilweise mitgeschrieben wurden, sind überliefert. Als wir Ma um Bestätigung bzw. Richtigstellung der Niederschrift baten, erwiderte Sie jedoch: „Wenn es geschehen soll, wird es geschehen. Im Augenblick ist kein Impuls dazu da.“

Eine der vier Hymnen lautet:
      Ehi bhavanayam bhayam ehi yam sam tani tayam bhavamayam bhavamayaharanam he. Yasmim stvaham bhaga paum ham vam krim am he bham ham haum ham him vam lam yam sam tvam tadarau bhaga sam vam lam he deva bhaktamayam mama he.
      Sa tvam hi ham yam vam vayam kam bhavabhakti * * bhavamayam he. Mahatmayam bhavabhayam hara he. Daivatam mayam me sam tam him mattastvam bhavo‘yam yastani tvam taranamayam bhavabhayanasham bhavaya he svabhavasharanagatam pranavajasanam. Bhavanibhavam bhavabhayanashanam he, harasharanagatam * * tayam vibhavatah mamayanam he. Yastaranam tatra dvayarupam mayahi sarvani svarupamayani maya hi sarvah mayahi sarvasharanam he. Dasanityam * * Pranavashrutakaranam mahamaya mahabhavamayamaya he. Mama bho bhaktau taranam ma mama sarvamayam he.
      Yasya rudrarudratvam pranave ram r kritakaranam rudram naumi. Pram vam ham sam am him a bhavamayam he * * samsrshtah keshavah[24]
      
      Übersetzt lautet sie etwa:

      „Du bist das Licht des Universums und der Geist, der es beherrscht und lenkt. Erscheine in unserer Mitte!
      Von Dir geht in jedem Augenblick ein ganzes Gewebe von Welten aus. Du Vertreiber aller Furcht, erscheine Du vor uns!
      Du bist der Same, aus dem das Universum entsteht, in Deinem Sein bin ich gegründet.
      Du bist gegenwärtig in den Herzen all dieser Gläubigen. Verbanne die Furcht aller Geschöpfe, so wie Du hier vor mir stehst.
      Du bist die Verkörperung aller Gottheiten und weit mehr. Du bist aus mir entstanden, und in mir ist die ganze Schöpfung zusammengefaßt.
      Lasst uns den wahren Ursprung des Universums kontemplieren, durch den die Welt Befreiung sucht. Du ruhst in Deiner eigenen ewigen, grundlegenden Natur.
      Du bist aus dem Pranava (OM) entstanden, dem Keimwort und Urgrund allen Seins und der Wahrheit alles Geschaffenen. Die Veden sind nur Funken Deines ewigen Lichts.
      Du symbolisierst das himmlische Paar, Kama und Kameshvari, die zusammen in alldurchdringender Höchster Glückseligkeit verschmelzen und durch Nada und Bindu[25], dargestellt werden, wenn sie getrennt sind, um Dein Spiel (Lila) aufrechtzuerhalten.
      Vertreibe Du die Ängste der Welt! Ich suche Zuflucht in Dir.
      Du bist mein Schutz und meine endgültige Ruhestätte, nimm Du mein ganzes Wesen in Deines.
      Als Erlöser erscheinst Du in zweierlei Gestalt: als Befreier und als der Gläubige, der Befreiung sucht.
      Durch mich allein und nach meinem Ebenbild wurde alles geschaffen.
      Durch mich ist alles in die Welt gesandt worden, und alles geht letztlich wieder in mich ein.
      Ich bin die erste Ursache, die in den Veden als Pranava (OM) bezeichnet wird.
      Ich bin Mahamaya und Mahabhava[26], zusammen. Hingabe an mich führt zu Befreiung.
      Alle sind Mein.
      
Mir verdankt Rudra[27], all Seine Macht, und ich singe den Ruhm Rudras, der sich in allen Handlungen und ihren Ursachen offenbart. [28] 
      
      
Aus dieser Übersetzung wird klar, dass sich Ma‘s subtiles Wesen zum Wohlergehen, zum Frieden und Fortschritt der Welt durch solche Worte ausgedrückt hat. Ihre unbegrenzte Liebe und Barmherzigkeit zu allen Lebewesen strahlt in alle Richtungen, und Sie Selbst ist der erhabene Mittelpunkt, dessen Liebe das ganze Universum umspannt.
      Ma sagte einmal im Hinblick auf diese Hymnen: „Das Eine, Ewige Wort ist der Ursprung des Universums, und gleichzeitig mit der Entfaltung jenes ewigen Wortes vollzieht sich die ganze Entwicklung der materiellen Schöpfung.“
      Während jener Zeit in Ma‘s Leben, als sich viele solcher Hymnen offenbarten, wurde Ihre Stimme manchmal ganz scharf und durchdringend, andere Male war sie wie ein sanfter Abendwind. An bestimmten Tagen wiederum strahlte sie eine machtvolle Ruhe und tiefe Freude aus wie der weite Himmel in einer Vollmondmitternacht. Wenn sich die Melodie und Art und Weise des Gesangs änderte, wandelte sich sofort auch der Ausdruck Ihrer Augen und Ihres Gesichtes.
      
Manchmal waren die Hymnen, die von Ihren Lippen kamen, begleitet von unaufhörlich strömenden Tränen. Ein wunderbar leuchtendes, sanftes Lächeln zusammen mit dem Wechselspiel von Lachen und Weinen, die einander wie Regen und Sonnenschein folgten, verlieh Ihrem glückseligen Gesicht eine himmlische Anmut und Reinheit. Nach dem Singen jener Hymnen pflegte Sie entweder lange Zeit zu schweigen oder sich in tiefster Versenkung auf den Boden zu legen.