Vers 31

Paazhvaazhvu Enum Ippadu Maayaiyile
Veezhvaai Ena Ennai Vidhiththanaiye
Thaazhvaanavai Seithanathaam Ulavo
Vaazhvaai Ininee Mayilvaaganane


In dieses vergängliche Leben der unbeständigen Maya
Hast Du mir bestimmt zu fallen und zu rollen, leider!
Gibt es von mir getane niedrige und sündvolle Handlungen?
O pfaureitender Herr! Mögest Du wohl leben!


„O Reiter des Pfaus! Du hast mir bestimmt, in dieses vergängliche, phänomenale Leben der veränderlichen Maya zu fallen und darin zu leiden! O Gott, gibt es falsche und unangebrachte Taten, die ich in der Vergangenheit getan habe (als Ursache dafür)? Mögest Du lange leben!“

Erklärung:

Das Leben auf der Erde ist nicht dauerhaft. Es kommt und geht. Dieses Leben ist so vergänglich wie ein Traum. Die Dinge vergehen schnell und hinterlassen keine Spur ihrer Existenz, wie in einem Traum. Darum wird die Welt der Erscheinungen Maya genannt. Maya selbst ist vergänglich, d.h. sie ist nichts Substantielles. Man sagt von ihr, sie habe keinen Anfang, aber ein Ende; sie endet, wenn man Gott erreicht. Arunagiri bezieht sich deshalb auf Maya als „Padu“, vergänglich. Wie vergänglich muss dann eine Welt sein, die von dieser Maya heraufbeschworen wird? Und dennoch wird sie von genauen, wissenschaftlichen Gesetzen regiert, von denen das unerbittlichste das Gesetz des Karma ist. Wir ernten unvermeidlich die Früchte unserer vergangenen Handlungen; wir sind verantwortlich für unser Glück und unser Leiden. Es nützt nichts, Gott oder irgendjemand anderen für unseren gegenwärtigen Zustand zu beschuldigen. Wenn wir dieses Unglück des Lebens in einer Sinnenwelt erleiden, dann deshalb, weil wir sie für wirklich hielten, sie wollten und umarmten, ihre täuschende Natur nicht erkannten und auch Gott und seine Größe vergessen haben.

Gott stellt einen nicht mutwillig aus Hass oder Vorurteil heraus in dieses Samsara. Weder liebt noch hasst er irgendjemanden. Er ist zu allen gleich. Aber Sein göttliches Gesetz arbeitet so präzise, dass wir die Früchte unserer Handlungen ernten. Gott ist der Spender von Gerechtigkeit und er bestimmt jeden dazu in solche Verhältnisse hineingeboren zu werden, wie sie für die Ausarbeitung des jeweiligen vergangenen Karmas dienlich sind. So bereitet er den Pfad für die Evolution, da keine Rettung möglich ist, bis die Karmas ausgearbeitet sind. Sollten wir Gott nicht dafür dankbar sein, dass er uns den Boden in Form dieser „vergänglichen Welt“ liefert, so dass wir unser Karma ausarbeiten und Seinen Ewigen Wohnort erreichen können? Gott hat eine vergängliche Welt erschaffen, trotzdem sollten wir mit ihr zufrieden sein, selbst wenn sie voller Schmerz und Leiden ist.

Die Gita sagt, dass diese Welt Anityam und Asukham ist; sie ist nicht nur leidvoll, sie ist auch nicht dauerhaft. Angenommen sie wäre ewig, könnten wir vielleicht eine Anhaftung an sie entwickeln, obwohl sie voller Leiden ist und würden dauerhaft hier leben! Wenn jemand davon träumt, einen großen Schatz zu haben, vielleicht würde er den Traum aufrechterhalten und reich sein, mit all den begleitenden Schmerzen und Ängsten. Darum sind Träume so erschaffen, dass sie nur eine Weile dauern; sie sind Anitya (nicht ewig) im Vergleich zum Wachen. Und dieses Leben der Maya ist genauso verglichen mit dem Wachen des Gottesbewusstseins.

Gott hat also eine vergängliche Welt erschaffen, die von seiner Maya heraufbeschworen wird, die nicht dauerhaft ist und zwar zu unserem Wohle. In unserer Unwissenheit haben wir uns daran gewöhnt, Gott für unsere Geburt und unser Leiden in dieser Welt die Schuld zu geben, indem wir sagen „O Gott, wie schade, Du hast mich dazu bestimmt, in dieser Welt geboren zu werden und zu leiden!“ Aber dann kommt eine Zeit, wo wir erkennen, dass nicht Gott sondern wir dafür verantwortlich sind und dass es vergangene Taten von uns gibt, aufgrund derer Gott uns hier hat geboren werden lassen, was zu unserem letztlichen Wohl ist. Dann beginnen wir die Großartigkeit, Gnade und das Mitgefühl Gottes zu erkennen, wenn wir nicht anders können als ihm dankbar zu sein und ihn aus dem Innersten unseres Seins loben: „Gott, wie mitfühlend bist Du! Mögest Du lange leben!“ All dies übermittelt Arunagiri berührend in diesem Vers.

Das ist ein weiterer Vers, in dem sich Arunagiri in unsere Lage versetzt und zu Gott betet – ähnlich wie in den Versen 25 und 27. Wir leiden aufgrund unserer vergangenen Taten. Wenn wir Zuflucht bei Ihm nehmen, indem wir Sein Lob und Seine Verehrung singen, überwinden wir dieses Gesetz und werden von Samsara befreit. Die Weltenshow wird oft mit einem Versteckspiel verglichen. Die Großmutter beginnt das Spiel und die Kinder unterliegen den Regeln des Spiels nur solange, wie ihnen das Spiel Spaß macht und sie seiner nicht müde werden. Aber in dem Moment, in dem ein Kind zurück kommt und die Großmutter berührt, ist es sofort vom Spiel und seinen Regeln befreit. So lange man das Leben für wirklich hält und es genießt, ist man darin verwickelt. Was kann Gott dafür? Aber wenn man dieses Lebens der Maya müde wird, wenn man seine Wesenlosigkeit erkennt und dann Zuflucht bei Gott sucht, endet das Leiden. Gott zu loben, Seinen Ruhm zu singen, Japa, Verehrungsrituale, Meditation etc. sind die Mittel wie man zu Gott Zuflucht nehmen kann, um vom Samsara befreit zu werden. „ Aufgrund meiner vergangenen Taten hast Du mich in dieses Samsara gestellt. Aber hiernach werde ich mich nur ganz Deiner Verherrlichung hingeben, oh Pfauenreiter. Mögest Du lange leben!“

Dieser Vers wird auch als „Nindastuti“, Lob durch scheinbaren Tadel, bezeichnet. Als ob er enttäuscht von Gott sei, weil Er ihn gnadenlos in dieses Leben der Maya geworfen hat, sagt Arunagiri: „O Gott, obwohl ich Zuflucht bei Dir gesucht habe und keine andere Unterstützung habe, hast Du mich dennoch dazu bestimmt, in diesem schmutzigen Leben zu sein. Du hast Dir diese ungerechte Behandlung für jemanden ausgedacht, der bei Dir Zuflucht gesucht hat. Wie auch immer, mögest Du lange leben, obwohl ich im Samsara leide!“ Obwohl es wie ein Ninda, Tadel Gottes scheinen mag, ist es in Wahrheit Liebe zu Gott, die von großen Verehrern ausgedrückt wird, die eine solche Nähe zu ihm spüren, dass sie sich die Freiheit herausnehmen, Ihn scheinbar zu tadeln. Diese Art von Ninda-Stuti Liedern ist typisch für eine bestimmte Art von Verehrern, die die Einheit mit Gott fühlen.

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Obwohl der Sucher direkt nach seiner Rückkehr in das normale Weltbewusstsein den kurzen Blick auf das Kosmische Bewusstsein und diese Welterfahrung nicht in Einklang bringen konnte (Vers 29), sind ihm die Dinge jetzt klar geworden. Er erkennt jetzt den Grund, nämlich dass es noch ein Ungleichgewicht im Prarabdha Karma (in diesem Leben wirksames Karma) gibt, das ausgearbeitet werden muss und dass er aus diesem Grund wieder zurück gestoßen wurde. Dieser kurze Blick zusammen mit diesem Verständnis gleicht die Dinge aus und er spürt eine innere Freude, die nicht durch äußere Ereignisse gestört werden kann, die aufgrund seines Prarabdha Karmas passieren und darum fühlt er: „Ich sorge mich nicht; lass diesen Körper das Prarabdha erleiden. Ich bin glückselig, damit den Ruhm Gottes zu singen (über Gott zu meditieren).

„O Gott! Du bist Satchidananda, und das reicht mir; meine kleine, vergängliche Welterfahrung ist nichts.“ – Dieses Gefühl spürt man in dem Vers pulsieren. Solche Stimmungen kann man nur auf etwas fortgeschrittenen Stufen haben und aufrechterhalten. Dies ist ein besonderer Zustand, in dem der Sucher die körperlichen Leiden durchlebt, die sein Karma mit sich bringt, aber im Inneren glücklich bleibt, indem er das meditative Bewusstsein aufrechterhält oder durch innere Einstimmung auf Gott durch stille Verherrlichung.)