4. Kapitel - Egofieber

1949 gründete Sivananda die Yoga Vedanta Forest Academy, einen Ort, an dem Menschen die verschiedenen Aspekte des Yoga studieren konnten. Er bestimmte, dass Swamiji der Professor für Hatha Yoga sein sollte. Swamiji war erst 21 Jahre alt und fühlte sich für eine solche Position nicht gerüstet.

Ich mochte Hatha und Raja Yoga von Anfang an. Als ich zum ersten Mal den Meister traf, kam alles zu mir. Ich konnte asanas und pranayama ganz leicht ausüben. Es kam einfach, ich lernte es nicht, wie ich es euch jetzt lehre. Eigentlich waren sie noch nicht einmal Bestandteil des ashram Programms, denn sie waren nicht mehr sehr bekannt und wurden nicht klar unterrichtet. Aber der Meister hat mein Wissen aus vergangenen Leben wiedererweckt, so dass ich in der Lage war, dieses ganze Yogasystem aus der Vergangenheit zu beleben.

Erstens hatte ich nicht die Qualifikation zu einem Professor. Ich hatte noch nicht einmal vom Meister meine Sachen ordentlich gelernt. Ich war erst seit 1 ½ Jahren da. Ich machte mir Sorgen, weil ich nicht wusste, was ich lehren sollte und andauernd Leute zu mir kamen und mich fragten, ob ich sie unterrichten könnte. Ich war noch nicht bereit. Ich übte doch immer noch. Aber der Meister sagte: „Sorge Dich nicht. Habe Vertrauen. Du wirst bereit sein.“ Das genügte. Er stand in dem Augenblick hinter mir, als ich zu unterrichten begann. Wissen begann mich zu durchdringen. Ich wusste, dass jemand bei mir war. Das war der Meister. Er hatte über mich einen Weg der Kommunikation und der Hilfe für die Menschen gefunden. Ich konnte das fühlen, ich konnte Antworten auf viele Fragen geben, die mich erstaunten. Wie konnte ich das? Ich war fähig, irgendetwas einzuschalten und die Antworten strömten einfach aus mir heraus.

Das war so, weil der Meister mich irgendwo berührte. Mein Körper und mein Geist wurden ein Instrument in den Händen meines Meisters, um Hatha Yoga wieder zu erwecken. Damals hatte ich nicht die Erfahrung, die ich heute habe. Aber langsam, langsam kam es, Schritt für Schritt kamen die Methoden, wie die Positionen aussahen, wie man beginnt, wie man endet. So wurde das ganze System aus meinen vergangenen Lebenserfahrungen wieder zurück gebracht und in eine spezielle Unterrichtsmethode geformt.

Swami Vishnu-devananda war auf seine Position im ashram sehr stolz, aber er sah immer noch wie ein Junge aus. Er fand, dass er wie ein großer Yogi aussehen sollte und ließ seine Haare und seinen Bart wachsen. Sivananda sah, dass sein junger Student sich immer wichtiger nahm und ließ seine Aufgeblasenheit mit ein paar einfachen Worten platzen. Eines Tages sagte er zu Swamiji: „Ja, Vishnu Swami, der Bart steht Dir. Ja, es stimmt, wir müssen alle gut aussehen und Menschen beeindrucken. Ja, ja, mach nur so weiter.“

Swamiji rasierte sich sofort den Bart ab und blieb glatt rasiert bis zu dem Zeitpunkt spät in seinem Leben, als er sich nicht mehr selbst rasieren konnte. Von da an ließ er sich lieber einen Bart wachsen, als seinen Pflegern jeden Tag eine Rasur zuzumuten.

*Schüler:

Wie sein Meister wurde auch er ein Experte darin, das Ego seiner Schüler zu verringern, wie das folgende Beispiel veranschaulicht:

Im Sommer 1991 hatte ich die Möglichkeit, Swamiji persönlich zu dienen. Er war in einer sehr schwachen Verfassung und musste sich einer Dialysebehandlung unterziehen. Ich schloss mich dem Team von Swamijis persönlichen Assistenten unter der Führung von Swami Kartikeyananda an und betreute Swamiji nachts. Die nächsten 2 Jahre bis zu seinem Maha samadhi war ich jede Nacht bei ihm.

Ihm lange Zeit so nahe zu sein, war die  Herausfordernste und berührendste Erfahrung meines Lebens. Ich war ständig verwirrt über seine Handlungen und die Situationen um ihn herum. Nichts erschien mir logisch. Die Folge war, dass alle meine Vorurteile zunichte gemacht wurden. Ich musste loslassen, um bei ihm sein zu können.

Das besonders Beeindruckende an Swamiji war, wie er mit dem Ego und dessen unterschiedlichsten Manifestationen in den Persönlichkeiten umging. Swamiji gegenüber kam man sich wie ein Kind vor. In mir ist nicht der Schatten eines Zweifels, dass Swamiji in die tiefsten Nischen meines Herzens schauen konnte. Ihm gegenüber konnte ich nicht so tun, als sei ich jemand anderes. Ich musste ich selbst sein.

Im Laufe meines Dienstes manifestierte sich mein Ego wieder und wieder in unterschiedlichen Formen und ich identifizierte mich mit den verschiedenen Rollen, die ich im Team der Betreuer spielte. Swamiji schaute sich eine Zeit dieses Spiel meines Egos an und dann plötzlich beseitigte er den ganzen Aufbau meines Egos zu einem Zeitpunkt, den er für passend hielt (was für mich immer völlig unerwartet war).

Einige Wochen nachdem ich angefangen hatte, ihm zu assistieren, begann Swamiji eine neue Form von Dialyse. Durch diese neue Behandlung musste er nicht länger zur Dialyse ins Krankenhaus. Es wurde für ein paar Stunden eine spezielle Lösung in seine Bauchhöhle injiziert, welche die Gifte aus seinem Bauch zog. Die Flüssigkeit wurde abgesaugt und dann eine neue Lösung eingeführt. Die Technik war schmerzlos, musste aber regelmäßig 4x am Tag wiederholt werden. Swami Kartikeyananada machte den Austausch 2x pro Tag und ich war für die Nachtbehandlungen verantwortlich.

Diese Behandlung war für Swamiji lebensnotwendig. Jeder Verstoß gegen die hygienischen Vorsichtsmaßnahmen oder fehlende Aufmerksamkeit konnte eine fatale Infektion hervorrufen. Ich begann mich sehr wichtig und stolz zu fühlen, dass mir diese entscheidende Aufgabe anvertraut wurde. Eines Tages nach Ende des satsangs, als wir bereit waren, nach Hause zu fahren, schrie Swamiji: „Glaub bloß nicht, dass Du Arzt oder Krankenschwester bist.“ Er musste es einige Male wiederholen, bevor ich es begriff. Seine Schelte kam total unerwartet, da die Situation überhaupt nichts mit der medi zinischen Versorgung zu tun hatte. Aber Swamijis Worte trafen mich direkt ins Herz. Ich verstand, dass ich vorgab, jemand anderes zu sein, ich identifizierte mich mit meiner Rolle. Swamiji sagte mir: „Sei Du selbst!“

Bald danach ging Swamiji nach Indien. Einige Wochen lang waren eine Menge Leute um ihn herum. Ich bemerkte, dass sein Verhalten zu den Schülern ganz unterschiedlich war. Mit einigen Leuten sprach er sehr freundlich, stellte Fragen und scherzte mit ihnen. Ich war etwas eifersüchtig. Swamiji sprach nie mit mir, nur das Nötigste, um das zu bekommen, was er brauchte. So begann ich eines Tages, als ich mit Swamiji allein war, mit ihm zu plaudern. Kaum hatte ich angefangen, unterbrach er mich auch schon. Er schimpfte kurz und knapp mit mir: „Du redest zuviel. Sag ja oder nein. Das reicht.“ Wieder war mein Ego geplatzt, aber von da an akzeptierte ich meine stille Beziehung zu ihm.

Wenn Swamiji nicht reiste, verbrachte er meist einige Monate im ashram in Val Morin. Er hatte starke  Schlafstörungen, so dass er lange Autofahrten unternahm, die ihm helfen sollten, sich auszuruhen. Er gab uns den Auftrag, Sant Kesavadas Devi Mahatmyam-Kassetten einzulegen und nach Montreal zu fahren, ungefähr eine Autostunde entfernt. Dort hielten wir an, um etwas Heißes zu trinken und einen Krapfen zu essen, um wach zu bleiben und dann fuhren wir zurück zum ashram. Manchmal fuhren wir zwei- bis dreimal pro Nacht.

Nach einigen Wochen fand ich diese Fahrerei ziemlich langweilig und suchte nach etwas Abwechslung. Manchmal fuhr ich von der Schnellstraße ab und entdeckte neue Routen. Swamiji sagte lange Zeit nichts und erlaubte mir, immer dreister zu werden, bis ich den Punkt erreicht hatte, mich für diese oder jene Strecke zu entscheiden, ohne Swamiji um Erlaubnis zu fragen.

Eines Nachts bat mich Swamiji ausdrücklich, ihn eine kurze Strecke nach Sainte Agathe zu fahren. Er wollte am anderen Morgen früh nach Ottawa aufbrechen, um das Yogazentrum zu besuchen. Ich folgte seinen Anweisungen, aber als wir Sainte Agathe erreicht hatten, war er eingeschlafen. Wir waren immer sehr glücklich, wenn er endlich eingeschlafen war. Er schlief wie ein kleines Kind mit einem wunderschönen Ausdruck reiner Unschuld im Gesicht. Normalerweise fuhr ich weiter, bis er aufwachte, deshalb entschloss ich mich diesmal trotz Swamijis Anweisungen, nur nach Sainte Agathe und zurück zu fahren, die Fahrt fortzusetzen.

Wir fuhren nach St. Sauveur und hielten an, um einige Minuten auszuruhen. Ich schlief auf dem Vordersitz ein. Ich wachte von Swamijis Stimme auf, die fragte: „Wo sind wir?“ Ich antwortete: „St. Sauveur, Swamiji.“ „Was? Machst Du, was Du willst? Du glaubst, Du bist jetzt der große Boss!“ Ich verstand nicht, warum er mich so ausschimpfte. Ich dachte, ich hätte das Richtige getan, wenn ich ihn schlafen ließ. Aber als er weiter schimpfte, begriff ich, dass er mir mein Verlangen zeigte, das zu tun, was ich wollte. Er ließ mich klar erkennen, wie mein Ego stärker wurde und ich mich mit meiner Rolle des Nachtfahrers identifizierte. Ich hatte angefangen, mich als denjenigen zu sehen, der bestimmte, wo es lang ging. Danach beruhigte sich mein Geist und ich war zufrieden damit, auf der Schnellstraße nach Montreal und zurück zu fahren.

Swamijis Schelte war, obwohl sie mich erschreckte, wie göttlicher Nektar für mich – unermesslich süß und sanft. Durch sie wurde ich sehr friedvoll, frei von aller Spannung, die ich in meinem Geist kreiert hatte. Die Zeit vor der Schelte war normalerweise eine Zeit voll quälendem mentalem Schmerz, in der das Ego sich widersetzte, rebellisch war und versuchte, sein neu gewonnenes Territorium zu verteidigen. Während dieser Zeit hatte Swamiji eine völlig gleichgültige Haltung mir gegenüber. Ich war von seiner liebenden Energie abgeschnitten, weil ich den Einklang mit ihm verloren hatte. Nach dieser geistigen Agonie war es eine große Erleichterung für mich, dass Swamiji den Ballon meines Egos hatte platzen lassen und mich von meiner Qual befreit hatte.

Diese Zeit meines Lebens, die ich ständig in Swamijis Nähe verbrachte, hatte einen großen Einfluss auf mich mich. Er lehrte mich, ein bisschen mehr in mir selbst glücklich zu sein, indem er mir unermüdlich das Spiel meines Egos zeigte.

Swami Atmaramananda

Swamijis Kampf mit seinem eigenen Ego war noch lange nicht vorbei, nur weil er sich den Bart abrasiert hatte. Hier erzählt er weiter von seinen frühen Jahren im Sivananda ashram:

Jetzt unterrichtete ich alle, und es war einfach zu unterrichten. Aber was geschah mit mir? Sieh, ob ich Fortschritte machte. Was war meine größte Unreinheit? War es nicht mein Ego? Das versteckte Ego war immer noch da. Aber wischte ich es langsam aus oder baute ich es auf? Es ist sehr schwierig, seine eigenen Fehler zu erkennen.

Ich war Lehrer für Hatha Yoga und der persönliche Assistent des Meisters. Ich rettete sogar sein Leben. Und zu was führte das? Mein Ego begann sich aufzublähen. Es blähte sich jetzt wirklich richtig auf. Abgesehen von meinen beiden Stellungen hatte ich eine Menge Arbeit. Das Leben war nicht einfach. Wir hatten nur wenig zu essen und ich stand jeden Morgen um 4 Uhr auf. Danach arbeitete ich ununterbrochen, erledigte alle meine Pflichten, leitete Meditationen und meine Kurse. Wenn alle anderen sich schlafen legten, ging ich zum Ganges, um mein eigenes sadhana und Meditation zu praktizieren, bis Mitternacht. Also hatte ich jede Nacht nur ein paar Stunden Schlaf. Es war äußerst schwierig.

Daneben kam mein Ego. Ich dachte: „Ich bin jetzt seit einigen Jahren hier und was mache ich? Ich mache all diese Arbeit und habe keine Zeit für meine Meditation, für meine eigenen asanas. Ich kann mein pranayama, meine asanas nicht machen, ich werde ständig zu meinen Pflichten gerufen. Das ist kein richtiger ashram, wirklich nicht.“

Mein Ego wuchs stärker: „Swami Sivananda lehrt mich nicht alles. Er lässt mich nur die ganze Zeit arbeiten.“ Ich begann, in meinem eigenen Lehrer Fehler zu sehen. Langsam, langsam entwickelte sich nicht nur mein Ego, sondern eine Wolke des Zweifels zog auf.

Dann schickte mich der Meister zum ersten Mal nach draußen, um ihn zu vertreten. Swami Chidananda und ich waren die ersten, die außerhalb des ashrams Vorträge halten sollten. Es gab eine große Konferenz, wo wir Swami Sivananda vertreten sollten. Das war eine große Ehre, weil es noch so viele andere Swamis gab, die er hätte aus wählen können. Ich hatte die Gelegenheit, asanas vorzuführen. Natürlich zeigten die Menschen den Swamis aus dem Himalaya großen Respekt, besonders den Schülern von Swami Sivananda. Also gab es einen großen Empfang mit Tausenden von Menschen. Wir wurden mit Girlanden geschmückt, wir wurden verehrt, wir wurden hochgehoben wie richtige Götter. Wir hatten das beste Essen, die besten Unterkünfte, Menschen kamen und fielen uns zu Füßen. Ich war immer noch einfach ein junger Mann. Kannst du dir vorstellen, in welchem Zustand ich war? Und was passierte weiter? Mein Ego schoss in die Höhe.

*Schüler:

Swamiji hatte gemischte Gefühle zu diesem Ereignis. Swami Chaitanyananda war eine Zeit lang gleichzeitig mit Swamiji im Sivananda Ashram in Rishikesh. Er erinnert sich an diese Zeit:

Guruji erhielt einen dringlichen Aufruf von den Anhängern aus Jagaadhri in Punjab, einige Swamis zu einem Anlass bei ihnen zu schicken. Der Meister wählte Chidanandaji für die Vorträge, Vishnuji für die Vorführung der Asanas und Sharadanandaji fürs Fotografieren. Als die Aufgabe beendet war, kehrten sie zurück und erzählten Guruji alles, was passiert war, was ihn außerordentlich erfreute. Aber seltsamerweise war Vishnuji darüber verärgert. Er verließ plötzlich den ashram und ging an einen abgelegenen Platz, Phool Chetti, 4 Kilometer entfernt oberhalb von Lakshman Jhoola. Ich war besorgt. Ich konnte mir den Grund für sein Handeln nicht erklären. Ich ging zu ihm, um mit ihm darüber zu sprechen.

„Ich bin nur an Krishna bhakti (Hingabe an Krishna), meiner puja (rituelle Verehrung), meinem kithidi (eine Art Reispudding) und meiner eigenen Yogapraxis interessiert. Ich will nicht hinausgehen, um Vorträge zu halten oder Leute zu unterrichten. Swami Sivananda hat mich nach Jagaadhri geschickt und das hat mein Sadhana total gestört. Also bin ich hierher gekommen, um ungestört mein Sadhana zu praktizieren.“
„Hast Du denn Guruji jemals angedeutet, dass Du das nicht willst?“
„Nein“, gestand er freimütig.
„Dann ist es nicht sehr weise, einfach so wegzugehen. Du solltest zurück kommen. Du hast jede Möglichkeit im ashram, Dich spirituell weiter zu entwickeln, aber nicht hier an diesem einsamen Ort.“
„Ich werde in ein paar Tagen kommen“, stimmte er endlich zu.

Ich ging am nächstren Tag zurück und glücklicherweise kam Swami Vishnu nach 2 oder 3 Tagen wieder. Es ist unnötig zu erwähnen, dass Guruji deutlich den künftigen Weg seines Schülers sah und versuchte, ihn auf seine Rolle eines  weltberühmten Yoga meisters vorzubereiten. Das Wissen eines Schülers über sich ist begrenzt, aber das Wissen des Meisters ist vollkommen und unfehlbar.

Swami Chaitanyananda
Uttar Kashi, India

Swami Vishnus Rückkehr war nur von kurzer Dauer. Seine Stimmung hatte sich nicht geändert.

An dem Tag, als ich in den ashram zurückkehrte, begann die Arbeit von neuem, dieses und jenes und dieses. Der Meister sah mich an und wusste, was mit mir los war. Das war der Zeitpunkt, wo mein Ego einen gefährlichen Grad erreichte. Es ist wie Fieber, weißt du. Es steigt auf 41 Grad und wenn es noch höher steigt, bringt es den Menschen um. Am Abend nahm ich die Laterne und wollte wie immer meine Arbeit machen und den Meister zum Büro, zum satsang beglei ten. Er sagte:

"Vishnu Swami, ich brauche deine Dienste nicht mehr.“ Er rief einen anderen Swami herbei, der meine Arbeit übernehmen sollte. „Du kannst gehen und meditieren. Ich brauche deine Dienste jetzt nicht, jemand anderes wird es tun.“ Das war ungefähr um 8 Uhr abends.

Weißt du, was das bedeutete? Es war der größte Schlag meines Lebens. Solche Worte von meinem Meister zu hören, war nicht einfach. An diesem Abend ging ich weder zum satsang noch zur Meditation. Ich hatte bisher noch nie gefehlt, ich war immer beim Meister gewesen, aber heute Abend kam ein anderer Swami und begleitete ihn. Ich war noch in dem kleinen Zimmer in seinem Haus, in dem ich wohnte. Ich schrieb eine Notiz: „Ich gehe weg.“

In dieser Nacht verließ ich den ashram. Ich hatte nur ein Kleidungsstück, ein kleines Gefäß und eine Decke, aber ich ging direkt in die Berge des Himalayas. Ich ging ungefähr 15, 16 Meilen quer durch das Dickicht und verbrachte die Nacht in der Nähe eines Dorfes. Der Schock saß tief. Es war der größte Schock, den ich jemals hatte. Ich liebte meinen Meister sehr, ich liebe ihn immer noch sehr.

Irgendwie hatte ich ihm missfallen, bewusst oder unbewusst. Vielleicht war ich noch nicht soweit, ihn zu verstehen, aber er hatte mir eine Strafe auferlegt, die ich an diesem Tag nicht ertragen konnte, die größte Strafe. Von nun an begann eine neue Dimension meines spirituellen Lebens. Es gab keine Unterstützung oder Schutz durch den Lehrer mehr. Ich war alleine, versuchte, Antworten zu finden und hatte immer noch den vollkommenen Glauben an meinen Meister im Herzen. Ich vergaß ihn nie, ich dachte mehr an ihn als jemals zuvor. Aber das Leiden war gegenwärtig. Mehr als 1 Jahr war ich auf Wanderschaft als Pilger.

*Schüler:

Swamiji begann ein Leben als Wandermönch. Es war nicht einfach. Er hatte kein Geld und nur das, was er bei sich trug. Swamijis Cousin erzählt uns, was er durch die Geschichten, die Swamiji ihm erzählte, über diese Zeit erfuhr:

Es gab immer jemanden, der ihm half, da es deutlich sichtbar war, dass er ein Heiliger war. Mitten im Sommer besuchte er Dwaraka im Staat Gujarat. Es waren 45 Grad im Schatten ohne Vegetation oder schattige Bäume. Sogar Trinkwasser war sehr knapp. Er erfuhr, dass es einen Tempel gab, in dem 5 Sadhus (Wandermönche) jeden Mittag nach der puja bewirtet wurden. Nach einem Bad im Meer ging er zu diesem Tempel, um etwas zu essen zu bekommen, aber der Priester sagte ihm voller Hochachtung, dass „biksha an diesem Tag schon vorbei sei“. Am nächsten Tag ging er etwas früher zu dem Tempel, aber ach, es erging ihm genauso wie am Tag zuvor. Mittlerweile war er durch den Hunger, den Durst und das heiße Wetter vollkommen geschwächt. Er fand einen stacheligen Baum, der ihm etwas Schatten spendete,
setzte sich unter ihn und begann zu dösen. Jemand rüttelte ihn wach und gab ihm ein Paket mit Erdnüssen. Er aß sie gierig, hatte seit zwei Tagen nichts gegessen. Als ihm bewusst wurde, dass er seinem Wohltäter nicht gedankt hatte, war der Mann bereits verschwunden.

T.L. Nail, Bombay, India

Nachdem er ein Jahr herumgewandert war, kehrte Swamiji in den Sivananda Ashram nach Rishikesh zurück. Er blieb weitere sieben Jahre, diente seinem Meister und bereitete sich auf die nächste Phase seines Lebens vor.