„Yoga ist Biologie“ – 1. Internationaler Yoga Kongress 2010 in Bad Meinberg

19.11.2010
Mit den für Einzelne immer schwerer werdenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geht ein Bewusstseinswandel Hand in Hand. Dabei geht die gesellschaftliche Wechselwirkung in beide Richtungen. Die Auswirkungen der Gesundheitsreformen mit ihren Einsparungen im Kur- und Reha-Wesen hat zu Leerständen von Kurkliniken und schwierigen finanziellen Situationen für einst wohlhabende Kurorte gesorgt. Schlechte Karten für konventionelle Angebote. In Bad Meinberg hat der Verein Yoga Vidya e.V. dieser Entwicklung ein Zeichen entgegengesetzt, mit der Entwicklung von Yoga als Therapie. Rekord-Besucherzahlen und großes Interesse der regionalen und überregionalen Medien sind die Folge. Mittlerweile interessieren sich sogar Journalisten von Finanz- und Wirtschaftsmagazinen für die Arbeit des Vereins. Sie besuchen das Seminarhaus im Teutoburger Wald um ein Konzept verstehen zu lernen, das - obwohl es schon mehrere Tausend Jahre alt ist - gerade jetzt Impulse liefert, den Anforderungen des Arbeitsalltags in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stand zu halten. Darüber hinaus hilft das östliche Wissen nicht nur Stärke zu entwickeln um beruflichen und materiellen Anforderungen zu begegnen. Es kann auch ein Anker sein um dem wachsenden emotionalen Druck den Menschen in der Informationsgesellschaft empfinden zu lindern und ein menschlicheres und aktives Leben zu führen. Wenn der Stress nachlässt, werden auch Beziehungen wieder lebendiger. „Die Übungen auf der Matte, und das Sitzen auf dem Kissen macht man allein“, so Sukadev Bretz, Gründer und Leiter des Yoga Vidya e.V. „Aber die Wissenschaft war überrascht, als festgestellt wurde, dass das Üben von Asanas und Meditation die Menschen kontaktfreudiger macht.“ Yoga macht also extrovertierter – wer hätte das vor einigen Jahren gedacht? Die Steigerung der Selbstsicherheit durch Yoga war ein großes Thema auf dem diesjährigen Kongress. Subodh Tiwari, Leiter des Kaivalyadham Institutes in der Nähe von Bombay stellte in seiner Präsentation vor, wie die Stresssymptome Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Nervosität und Unruhe mit gezielten Yoga-Übungen behandelt werden können. „Stress out – Gesundheit in“ ist die einfache Formel nach der die Selbstheilungskräfte des Körpers Raum finden. Stress im Beruf oder im zwischenmenschlichen, macht für Tiwari dabei keinen Unterschied. „Wenn wir von jemandem konfrontiert werden, entscheiden wir uns oft dafür, aufzubrausen oder in Widerstand zu gehen. Aber schon fünf Minuten Übung am Tag können helfen, das überaktive Denken zu beruhigen“. Dann kommuniziert man auch erfolgreicher. Sein Kollege Sat Bir Singh Khalsa Ph.D., Neurowissenschaftler an der Harvard Medical School in Boston zog in seinem Vortrag eine ähnliche Gleichung. „Yoga ist Biologie“ sagte er zur Eröffnung seines Vortrags. In seinem Institut fand er heraus dass es keinen Unterschied machte, ob die Patienten an die Wirkung der Übungen glauben oder nicht. „Die Praxis veränderte in beiden Gruppen die Hirnströme messbar. Der Anteil der Alpha-Wellen nimmt deutlich zu.“, so Dr. Singh Khalsa. „Über längere Zeiträume verändern sich so nicht nur Reaktions-Prozesse im Gehirn, sondern auch das Gefühl der eigenen Identität wird stabiler und ausgeglichener.“ Was auch Dr. Hannes Hempel, Wissenschaftler an der Universität Gießen bestätigen konnte. Unter seiner Leitung werden in Bad Meinberg zur Zeit die Veränderungen in der Persönlichkeitsstruktur untersucht, die Teilnehmer an den 4-wöchigen und 2-jährigen Ausbildungen zum Yogalehrer erfahren. Der Extra-Bonus für aktive Yoga-Übende auf der Matte: Das gestärkte Selbstvertrauen findet sich dann auch in gesteigerter Flexibilität, Kondition und Muskelkraft. Der nächste Yoga Kongress findet vom 11. – 13. November 2011 in Bad Meinberg statt. Im Frühjahr gibt es darüber hinaus vom 13. – 15. Mai 2011 einen speziellen Kongress zum Thema Yoga für Kinder.