Erfahrungen mit Yoga und Yogatherapie in der Psychiatrie

  • ohne Name (Schwere Lebenskrise mit Suizidversuchen)
  • Karin (Yoga ist hilfreich in der Psychiatrie)
  • Marika (Psychose)

Ohne Name (schwere Lebenskrise mit Suizidversuchen)

Wenn ich dazu beitragen kann, indem ich von meinen Erfahrungen berichte, mache ich das gerne.

Seit 1995 war ich nicht mehr "richtig" in der Welt, 2 Suizidversuche, Psychiatrieaufenthalte, grenzenlose Verzweiflung. Zum Glück auf für mich wichtige, hilfreiche Menschen gestoßen und zum Glück gibt es hier in Deutschland ja immer noch eine relativ gute Sozialabsicherung, auch wenn das wohl zur Zeit immer weniger zu werden scheint.

Im Rahmen einer  Analysetherapie bin ich total zusammen gebrochen, es folgten dazu noch mehrere Schicksalsschläge, Todesfälle von für mich wichtigen Menschen und und und....

Mir fehlte jegliche Erdung, ich wusste nicht mehr, bin ich ein Tier oder ein Tier-Mensch...ich wusste nicht mehr, was ist wahr? Sind die Raubvögel am Himmel echt oder von Menschen geschickt, also ferngesteuert, oder was...

Ich habe KEINE Drogen genommen und bin trotzdem so dermaßen abgestürzt, vielleicht, weil ich die Welt retten wollte und dabei mich selber nicht wahrnehmen konnte.

Yoga, also die Begegnung mit YV hat mich endgültig ins Hier und Jetzt, ins heutige Leben zurückgebracht.

Und, was noch vor nicht allzulanger Zeit beinahe unvorstellbar für mich war, ich liebe das Leben wieder, eindeutig: ja, ich liebe das Leben. Zwar ist es nicht nur leicht, doch das ist es für niemanden.

Was hab ich alles kennengelernt in diesen Jahren... Vielleicht schreibe ich es irgendwann mal auf. Es war viel, die Vielfalt der Psychowelt, der  Esoterikwelt, die Heilpraktikerszene, die Psychiatrien, die "Lichtarbeiterszene", also, die Lichtarbeiter, die lieber aus dem Verborgenen heraus agieren, die Geschäftswelt mit "Sunrider" (TCM-Produkte im Multi-Level-Marketing-Verfahren, Familienaufstellungen, Gesprächstherapie, Aikido.... Arbeit in Dialyse, Altenheimen, Amb.Pflege, Krankenhaus eh schon seit meinem 20. Lebensjahr , Arbeit in einer Bio-Gärtnerei, Arbeit bei einem Bio-Bäcker, Arbeit bei "der Tafel" , Arbeit in einer Hospizgruppe, Arbeit in einer Jugendstrafanstalt, in einem Jugendamt ...

Noch bin ich nicht ganz zur Ruhe gekommen, doch ich bin zuversichtlich, dass ich jetzt so langsam tatsächlich zur Ruhe kommen kann.

Habe einen Platz in dieser Welt gefunden, an dem ich leben, arbeiten und wirken kann... Jetzt, mit fast 45 Jahren bin ich endlich richtig in diesem Leben angekommen und bin so viele Umwege gegangen.

Also ich kann es nur wiederholen: ich hoffe, dass sich Yogatherapie mehr und mehr durchsetzen wird, was Natürlich nicht heißen soll, dass, was für mich gut ist auch für jeden anderen gut ist, doch irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass auf dem Yogaweg jeder genau das finden kann, was gerade er braucht...

Om shanti, Licht und Liebe, Kraft und Energie, gute Begegnungen, das wünsche ich dir, euch...

(60586 - Die Verfasserin dieses Berichtes bat darum, nicht namentlich genannt zu werden.)

Karin (Yoga ist hilfreich in der Psychiatrie)

Erfahrungsbericht von Karin

Yoga ist hilfreich in der Psychiatrie

Ich arbeite seit 14 Jahren im therapeutischen Team einer Psychiatrie und übe Yoga seit 1992. Letztes Jahr beendete ich die 2 jährige Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya.

Durch passende Räumlichkeiten und einem toleranten Chef war es mir möglich vor einem halben Jahr mit einem Yogaprojekt zu starten. Natürlich suchte und suchte ich im Netz, nach Erfahrungsberichten etc. Nach langem Stöbern, nix gefunden, gab ich auf und startete einfach das Projekt, komme was wolle und hoffte auf Führung.

Ich gab einen Flyer heraus, der erstmal für Wirbel sorgte, da keine Krankheit ausgegrenzt wurde, d.h. offene Yogastunde, keine Vorkenntnisse, jeder Patient ist herzlich eingeladen, ob Persönlichkeitsstörungen, Sucht, Depression, Leberzirrhose, Missbrauch etc.

So mischte sich die Gruppe dann auch. Ich begann 6 Patienten zu unterrichten und erstaunlicher Weise verliefen die Yogastunden trotz der unterschiedlichen Diagnosen sehr harmonisch. Jede Stunde war bisher aufregend, immer lernte ich dazu, verbesserte mich und erfreute mich wöchentlich über positive Rückmeldungen und neue Anmeldungen.

Seit Januar gibt es aufgrund der großen Nachfrage noch eine 2. wöchentliche Yogastunde. Ich bin immer noch gespannt und neugierig, wie sich das Projekt, dass jetzt kein Projekt mehr ist, sondern zu einem festen Bestandteil der Therapie geworden ist, entwickelt. Sicher ist, die Patientinnen/en profitieren von dem neuen Angebot. Einige haben sich sogar nach ihrer Entlassung zum Kurs angemeldet (VHS), möchten Yoga unbedingt weiterverfolgen.

Im Laufe der Zeit lernte ich auf einige Dinge besonders zu achten:

- keine Partnerübungen und Korrekturen/Berührungen bei Mißbrauchspatientinnen, auch Ansagen wie: " Beine hüftbreit auseinander" im Liegen sind unangebracht. Augen zu heißt Kontrolle abgeben, ist oft mit sehr viel Angst besetzt.

- Medikamente beeinflussen die Reaktionsfähigkeit, d.h. viele Patienten/innen brauchen eine zweite Ansage und mehr Zeit um die Übungen umzusetzen.

- viele Entspannungsübungen zwischendurch, im Klinikalltag sind Patienten sehr eingespannt. Yoga bietet Ruhe, auch mal nichts tun müssen, daliegen, sein.

- Sonnengruß war für die Mehrzahl zu anstrengend, es waren nur einige Elemente möglich.

überhaupt war ein steter Wechsel liegen, stehen, sitzen bisher unangebracht.(Medikamente, Kreislauf, Schwäche der Patienten)Also begannen die Stunden im Liegen mit Atemübungen/ Krokodilsübungen/Schulterbrücke...ect und es fand ein sanfter Wechsel zum Sitzen/Stehen statt.

- Meditationen habe ich bisher im Liegen angesagt, da viele die Augen nicht schließen konnten, und sich dann ansahen, auch fiel das Sitzen schwer.( keine Kissen wegen der Hygienevorschrift )

- Anfangs/Endentspannung habe ich durchgängig ohne Pause verbal geführt, da nur so sichtbare Entspannung bei den meisten möglich war. Hörte ich auf zu reden, so bewegten sich viele Köpfe nach oben, Unsicherheit machte sich bei einigen breit.

- sanfte Atemübungen standen bisher im Vordergrund, da das Nervenkostüm oft dünn ist. Geübt wurden Atembeobachtung,(erste Hilfe bei Panikattacken) Bauchatmung, Dreifachatmung, langsame Atembewegungen

Durch die neue Therapieseite von Yoga Vidya bekam ich Hoffnung, auf eine/n Yogalehrer/in mit Unterrichtserfahrung in der Psychiatrie zu treffen, (auch Forensik) um Erfahrungen/ Infos auszutauschen. Ich würde mich freuen, durch eine Vernetzung die Qualität des Yogaunterrichtes in der Psychiatrie zu optimieren.

Liebe Grüße, Om Shanti

Karin (ID115210)


Marika (Psychose)

Yoga bei Psychose

1.gesundheitliche Situation vor Yoga – Aufnahme
2.Art, Häufigkeit und Umfang meiner Yogapraxis
3.parallel durchgeführte schulmedizinische Therapie
4.Entwicklung meiner Gesundheit
5.Wie´s mir jetzt geht.
6.Was ich jetzt vorhabe.

Mit dem letzten Punkt will ich beginnen.

zu 6) Ich will anderen und mir helfen. Deshalb schreibe ich stichpunktweise alles auf, was sich seit 2005 bei mir intensiv verändert hat. Ich stehe gerne für Fragen zur Verfügung. Das gegenseitige Geben und Nehmen finde ich sehr wichtig, um uns unteranderem weiterzuentwickeln.
Weiterhin ist ein´s meiner Ziele, meine bisherige Arznei „ergenyl“ irgendwann abzusetzen. Ich durfte am eigenen Leib lernen, daß der eigene Rhythmus einzuhalten ist. Die Überforderung (Streß) ist ansonsten vorprogrammiert.
zu 5) Ich spüre die „Turbulenzen“. Irgendwann kommen die Antworten auf meine Fragen nach den Ursachen und ich weiß, wie ich damit „neu“umgehen will. Jetzt wende ich mein Wissen aus der thiefenpsychologischen Therapie im Alltag an. Die Yogalehrerausbildung hilft mir, weitere oder bereits bekannte „Schattenseiten“ weiter zu verarbeiten, mich mit mir und meiner Vergangenheit auszusöhnen.
zu 1) Ich war überwiegend für andere anstatt für mich da. Habe von mir selbst mit allen möglichen Mitteln wie Arbeit, Rauchen, Alkohol abgelenkt. War nach außen glücklich und zufrieden. Innerlich war ich sehr krank. Das weiß ich heut.
zu 2) Mein erster Kontakt mit Yoga war irritierend. Ich mußte weinen und habe spontan abgebrochen. Weinen in der Öffentlichkeit empfand ich damals als Schwäche. Das weiß ich heute.
2006 nach meinem ersten „Nervenzusammenbruch“ 2005 (lt. Ärzte Psychose – 3 Wochen geschlossene Psychiatrie) besuchte ich bewußt Yoga und blieb „hängen“. Ich spürte mir tut´s irgendwie gut. Heute weiß ich, daß ich den Zugang zu mir selbst und meinem Körper schaffte. Die Meditation half mir, mittels Konzentration auf´s Wesentliche meine 2005 angefangene Steuerfachwirtprüfung trotz enormer Schwäche, Lerndefizit und langer Ausfallzeit zu bestehen. Ich übte ca. ab Herbst 2006 fast täglich. Je nach Bedarf und Kraft variierte ich die Yogaübungen zu Hause. Ich lernte innere Ruhe und Gelassenheit in für mich enorm stressigen Situationen kennen. Pranayama half mir, unbekannte „Turbulenzen“ in mir frei zu lassen.
Nach meinem erneuten Zusammenbruch 2007 (wieder Psycose) viel die Yogapraxis als ich mich im absoluten Tief (der Leere) befand, weg. Ich war orientierungslos und suchte erst langsam nach Wegen aus der Tiefe. Ich befand mich vom Juli bis Oktober 2007 im Nervenkrankenhaus, anfangs geschlossene Psychiatrie später Tagesklinik. Ich fragte mich, was mich aufbaut, was mir bisher Spaß und Freude bereitet hat. Ich stand mit fremder Hilfe wieder auf.
Mit Beginn meiner Yogalehrerausbildung 2009 habe ich die Yogapraxis wieder aufgenommen. Jetzt übe ich seit ca. Mai 2009 wieder täglich (1/2 Sunde Asanas, ½ Stunde Pranayama und ½ Meditation). Je nach Bauchgefühl singe ich zusätzlich Mantras. Positives Denken, Affirmationen praktiziere ich intensiv seit Oktober 2005. Seit April stelle ich bewußt meine Ernährung um d.h. mein Körper sagt mir, was er mag, verträgt usw.
zu 3) Seit meinem ersten Zusammenbruch (Oktober 2005) hatte ich ärztliche Betreuung vom Psychiater bis ca. Mai 2006. Die Arznei(Valproinsäure) setzte ich nach Rücksprache mit meiner Heilpraktikerin stufenweise im August bis September 2006 ab.
Ca. September spürte ich bereits, daß ich Hilfe brauche. Ich suchte mir einen Psychotherpeuten mit dem ich meine Vergangenheit „beläuchtete“. Nach meinem zweiten Zusammenbruch bekam ich mittels tiefenpsychologische und Körpertherapie Zugang zur verdrängten Vergewaltigung und somit zu mir selbst, den infolgedessen verdrängten Gefühlen, Emotionen, Erfahrungen usw. Ich lernte Angst, Lust, Ekel, Scham, Schuld, Ärger, Wut und Haß kennen und lieben. Das alles bin ich.
zu 4) Die kranken Anteile meiner Persönlichkeit entwickeln sich zu starken und gesunden. Ich bin sicher, daß ich irgendwann geheilt bin. Ich habe unteranderem gelernt, daß ich nur meinen Glauben ans Gelingen und an mich, Geduld und Mut brauche.
Bis 2005 hatte ich diverse Unfälle, Abszesse, Kehlkopf-, Halsentzündungen, Ohrenschmerzen, trockene Augen, Zahnprobleme, Krampadern, zwei Mal Thrombose, Stechen in der Brust-Achselhöhle, Atemnot.
Während der Therapie litt ich bzw. ein Teil von mir zeitweise an enormen Schmerzen, Verspannungen im unteren Rücken, Achsel -, Brustbereich sowie Alpträumen. Ich hatte mir angeeignet, zu beobachten, zu akzeptieren und nicht alles verstehen zu wollen. So bewahrte ich mir überwiegen Ruhe und Gelassenheit.
Seit der Yogalehrerausbildung spüre ich zeitweise Verspannungen. Ich nehme bewußt war wie ich im „Teufelskreis“ gefangen bin. Ich akzeptiere und manchmal weine ich, was wie bei der Therapie ein befreiendes Gefühl ist.

Marika