Grundlagen des Ayurveda

Der Begriff

Der Begriff „Ayurveda“ stammt aus dem Sanskrit und heißt wörtlich übersetzt „Wissen vom Leben“. Ayur - das Leben wird in der Sanskritsprache mit einer langen und erfüllten Lebensspanne in Verbindung gebracht. Das Wort „Veda“ bezeichnet ursprünglich „Wissen“ in seiner reinsten Form. „Veda“ sind tiefere Zusammenhänge des Lebens, ewige Wahrheiten, heilige Schriften, Erkenntnisse großer Weiser, Offenbarungen der Stille. Man spricht von den sogenannten „Rishis“ (Weise Indiens), die vor ca. fünftausend Jahren den Grundstein des Ayurveda legten. Die „Rishis“ waren Meister die überaus sensiblen Wahrnehmungsfähigkeiten hatten und die Gabe tiefere Lebensgrundsätze zu erkennen. Mit dem hellsichtigem Wissen, dass sich nach der geistigen Hochkultur, in der sie sich befanden, ein Zeitalter naht, wo Materialismus und Krankheiten herrschen, meditierten die Weisen mit vereinter Kraft. Ihr Ziel war es, den kommenden Generationen einen Weg zu wahrer Lebensqualität aufzuzeigen, zu einem Leben, das Gesundheit, wirtschaftlichen Erfolg, Sinnesgenuss und Spiritualität sinnvoll miteinander vereint.

So wurde der Beginn einer wahrhaftigen Wissenschaft gelegt, wo die Gesetze der Natur und Wirkkräfte des Universums auf die Gesundheit und glückerfüllte Langlebigkeit des Menschen angewendet werden. Seit seiner Entstehung vor ca. fünftausend Jahren hat sich der Ayurveda als eines der wirkungsvollsten Medizinsysteme etabliert und weiterentwickelt. Mit Medizin sei an dieser Stelle nicht ausschließlich die Behandlung von Krankheit gemeint, sondern ebenso die Vorbeugung dieser und weitergehend von Anbeginn des Lebens das größtmögliche körperliche und geistige Potential auszuschöpfen um dauerhaft vollkommene Gesundheit zu erreichen. Es handelt sich um eine alltagstaugliche Medizin für jedermann um mit Vitalität und Lebensfreude seinen persönlichen Zielen nachgehen zu können.

Die Dosha-Lehre

Die Grundlage des Ayurveda bildet die Tatsache, dass die gesamte Natur, einschließlich des Menschen, aus verschiedenen Elementen besteht. Im Ayurveda werden hier die fünf Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther als die Essenz allen Wirkens beschrieben. Aufgrund der verschiedenen Eigenschaften der einzelnen Elemente, nimmt jedes von ihnen essentielle Funktionen ein. Das Erdelement ist schwer und kalt. Es steht für Stabilität und Festigkeit. Lebende Organismen lagern über die Nahrungsaufnahme Erde in Form von Mineralien in ihren Körper ein (z.B. Knochen) um eine feste Struktur aufzubauen. Das Wasserelement ist die Träger- und Transportsubstanz des Lebens. Die meisten Lebewesen bestehen aus über 70% Wasser. Das Feuerelement ist leicht und heiß. Es steht für das Prinzip der Umwandlung. Das Verdauungsfeuer wandelt die Nahrung in für uns verfügbare Energie um. Darüber hinaus hat jede Zelle eines jeden Lebewesens einen eigenen Stoffwechsel, einen eigenen Energiehaushalt. Das Luftelement ist leicht und kalt. Luft schafft Raum in Form von Hohlorganen. Pflanzen, Tiere und Menschen stehen über die Atmung, also über die Luft, in Verbindung mit der Außenwelt. Luft ermöglicht als Zwischenräume Bewegung in Gelenken. Selbst in den Gedärmen der meisten Säugetiere sorgt ein gewisser Anteil an Luft für Bewegungsfreiraum. Äther steht für den subtileren Anteil aller Lebewesen.

Mittlerweile lassen durch technische Hilfsmittel verschiedenste Energieströme im Körper messen. Selbst bei Pflanzen kann man eine Art Aura-Bild erstellen, das beim Menschen noch sehr viel komplexer erscheint. Äther steht für die subtilere Lebensenergie, für Gedankenkraft und geistiges Potenzial. Um die Lehre der Elemente zu vereinfachen und einen gemeinsamen Bezug zum menschlichen Körper und Geist herzustellen vereint Ayurveda die verschiedenen Elemente zu drei Bioenergien, den sogenannten Doshas (Kapha, Pitta, Vata). In jedem Dosha wirken jeweils zwei Elemente mit ähnlichen oder gleichen Eigenschaften und nehmen somit gemeinsame Funktionen im menschlichen Gesamtorganismus ein. Erde und Wasser sind beide kalt und schwer. Im Gegensatz zum harten und festen Stein, wo Erde in seiner reinsten Form erscheint, kommen überall dort, wo im Organischen Stabilität, Schutz und Festigkeit gefragt sind, Erde und Wasser als Duo vor. Die Flexibilität des Wassers ist für die „lebendige Stabilität“ unabdingbar. Die einheitliche Wirkkraft aus Erde und Wasser wird „Kapha“ genannt und findet sich beispielsweise im Knochenbau sowie in jeder stützender und schützender Gewebestruktur. Kapha steht weiterhin für Widerstandskraft und Immunität. Auf geistiger Ebene steht Kapha ebenfalls für Stabilität und weiter für Durchhaltevermögen, Geduld, Gelassenheit sowie liebevolle Fürsorge. So wie das Erdelement nie ganz ohne Wasser im Organismus vorkommt, so ist auch das Feuerelement immer an einen schützenden Wasseranteil gebunden und wird so zu einer wirkenden Bioenergie, genannt „Pitta“. Würde das Feuer alleinig wirken, würde es wichtige Organstrukturen zerstören. Es steht vorrangig für das Prinzip der Umwandlung, welches sich in vielerlei chemisch-biologischen Prozessen im Organismus widerspiegelt. Unsere Verdauung stellt als größtes Umwandlungssystem im Körper die wichtigste Funktion von Pitta dar. Auch hier wissen wir, dass Wasser für eine gut funktionierende Verdauung unabdingbar ist. Pitta steht weiterhin für Körperwärme, Sehkraft, Ausstrahlung, Durchsetzungsvermögen, Enthusiasmus, Temperament und Organisationsvermögen. Die Elemente Luft und Äther sind beide leicht, kalt, beweglich und trocken. Sie vereinen sich zu einer wirkenden Kraft namens „Vata“. Vata steht für Atmung, für das Nervensystem und für alle motorischen Vorgänge im Körper. Vata offenbart sich in Leichtigkeit, Sensibilität, Flexibilität, Auffassungsgabe und Kreativität. Es wird häufig als das Königsdosha bezeichnet, da es von den drei Haupt-Bioenergien die subtilste und einflussreichste ist.

So nimmt jedes Dosha lebenswichtige Aufgaben auf stofflicher, körperlicher und geistiger Ebene ein. Letztendlich kann jeder Vorgang und Zustand in der Natur, jede Handlung, jede Organtätigkeit, jede Wahrnehmung mit dem Wirken der Doshas interpretiert werden, überall finden wir das gesetzmäßige Zusammenspiel der Elemente wieder. Dass ein harmonisches Gleichgewicht von Vata, Pitta und Kapha der Schlüssel zu Gesundheit, Glück und Langlebigkeit ist, stellt die Grundlage der ayurvedischen Lehre dar. Zu viel Festigkeit (Kapha) würde den Bewegungsfreiraum (Vata) einschränken. Zu viel Hitze (Pitta) oder zu viel Leichtigkeit (Vata) würde der Struktur (Kapha) schaden. Beginnend im kleinsten Organell, der einzelnen Zelle, müssen sich die Doshas positiv ergänzen um Leben zu ermöglichen.

Die individuelle Konstitution

Die großartige These des Ayurveda ist, dass jeder Mensch von Geburt an eine individuelle Konstitution mitbringt, die sogenannte Prakriti. Hierbei überwiegen ein oder zwei Doshas, ein drittes ist zwar präsent, wirkt aber im Hintergrund. In seltenen Fällen sind alle drei Doshas gleichmäßig vertreten. Die Prakriti stellt die ureigene Persönlichkeit des Menschen dar. Sie steht für unsere körperlichen Anlagen und Talente. Ein zierlicher Körperbau ist durch Vata geprägt, eine sportliche und dynamische Veranlagung durch Pitta. In einer kräftigen bis pompösen Figur, die zu Trägheit neigt, zeigt sich Kapha. Auch geistige Veranlagungen sind auf die Prakriti zurückzuführen.

Allerdings ist der Mensch im Laufe seines Lebens allerhand Einflüsse ausgesetzt, beginnend mit der Erziehung im Elternhaus und weiter mit der schulischen und beruflichen Ausbildung. Irgendwo hat jeder Mensch eine Art Schicksal, das den Mensch wesentlich prägt. In diesen Moment spricht man von der „Vikriti“, der momentanen Konstitution oder Störungsnatur. So kann sich im Laufe des Lebens durch Alltagsstress oder gar Traumata die körperliche und geistige Konstitution ändern. Kurzweilige aber auch chronische Krankheiten können auftreten. Ein wichtiges Ziel im Ayurveda ist das Zurückfinden und Verwirklichen seiner ureigenen Natur, der Prakriti. An ihr hängt unsere eigentliche Bestimmung im Leben, unsere Zufriedenheit und unser Glück. Wenn wir in unserer Prakriti leben, fühlen wir uns ganz in unserem Element und können unsere persönlichen Ziele mit Leichtigkeit verwirklichen. Leben wir uns nicht auf diese Weise aus, kommt es zu einer Unterdrückung unserer eigentlich dominierenden Bioenergie. Diese staut sich innerlich an, es kommt zur Störung des Elementgleichgewichts, Krankheit kann entstehen.

Ein zweiter wichtiger Grundsatz im Ayurveda ist der Gedanke, dass sich kein Dosha im Körper und Geist auf Dauer zu sehr übersteigern darf. Die drei Doshas bilden gemeinsam eine Dreierwaage. Ist ein Dosha wesentlich dominanter bringt es die anderen beiden ebenfalls aus ihrer Mitte. Zu starkes Vata bewirkt zu viel Unruhe. Nervliche Störungen können die Folge sein. Vata bedeutet auch Trockenheit. Nimmt diese übermäßig zu, kann dies Verstopfung bedeuten oder knackende Gelenke, im Ernstfall Arthrose und Immunkrankheiten. Zu viel Pitta birgt die Gefahr von entzündlichen Prozessen und Ansteckungskrankheiten sowie Leber-/Gallenprobleme, Haut- und Blutkrankheiten jeglicher Art. Ein Übermaß an Kapha kann Übergewicht bedeuten, Krankheiten bei denen übermäßig Schleim im Spiel ist, abnormale Wasseransammlungen, Diabetes als schlimmere Krankheit.

Ayurveda ist die Kunst das natürliche Gleichgewicht der drei Bioenergien aufrecht zu erhalten. Dabei geht es nicht um eine Neutralisierung der drei Doshas sondern vielmehr um ein kreatives Ausleben seiner ureigenen Wesensnatur. Ayurveda kann körperliche und geistige Anzeichen einer Störung frühzeitig deuten und mit sehr naturbezogenen Heilmethoden auskurieren. Die ayurvedische Manualtherapie, bei der der Körper mittels spezieller Kräuteröle und verschiedensten äußeren Behandlungstechniken zu Reinigung und Regenerierung angeregt wird ist ebenso berühmt wie die ayurvedische Kräuterheilkunde, die für jede Krankheit ein Kraut weiß. Ayurveda ist allerdings kein „klassisches“ Medizinsystem, das alleinig bei auftretenden Problemen beginnt und das Symptom in den Vordergrund stellt. Vielmehr wird der Mensch als ganzes betrachtet und die tief sitzende bioenergetische Ursache berücksichtigt. Darüber hinaus bietet uns der Ayurveda eine einzigartige Fülle an wahrhaft gewinnbringenden Lebenspraktiken für alle Lebensphasen. Wie bereiten Mann und Frau eine Schwangerschaft vor, um ein quicklebendiges Kind zu zeugen? Welche Mittel gibt es, die Schwangerschaft ideal zu gestalten? Was gibt es in der Zeit nach der Geburt für Mutter und Kind zu beachten und was in der Pubertät? Wie gestalte ich den Tag optimal abgeschnitten auf meine Konstitution? Wie kann ich meinen Schlaf verbessern? Was esse und trinke ich am besten für vollste Vitalität? Wie kriege in das Fett runter? Was mache ich gegen meine Verdauungsbeschwerden? Was kann ich an Jahreszeitenwechsel beachten? Wie schaffe ich eine Balance zur Zeit der Wechseljahre? Wie lebe ich noch im reifen Alter voller Freude und Gesundheit? Wie bereite ich den Tod vor? Auf all diese Fragen bietet uns Ayurveda, das „Wissen vom Leben“ Antworten. Ayurveda ist Religion der Gesundheit, kosmische Medizin, ein Weg zu Glück, Vollkommenheit und wahrer Verjüngung.

Was heißt Ayurveda bei Yoga Vidya?

„Yoga Vidya Ayurveda“ steht auf sechs Hautsäulen

  1. Individuelle Einzelbehandlungen.
  2. Gesundheitsberatungen
  3. Individuelle Behandlungskuren
  4. Ayurveda-Seminare und -Ausbildungen
  5. Yoga und Meditation
  6. Reine Lebensweise

Darüber steht der ganzheitliche und yogische Ansatz, nicht profitorientiert sondern gerade kostendeckend zu arbeiten und den Menschen gleichzeitig mit hoher Qualität zu dienen. Ayurveda heiß im Einklang zu leben mit den Elementen, die uns im Hier und Jetzt umgeben. Eine besondere Herausforderung für uns, ist es das uralte Wissen auf die heutige Zeit anzuwenden. Zwar sind die tieferen Lebensgrundsätze, wie sie im Ayurveda beschrieben werden, von ewiger Gültigkeit und auf keinen Fall hinfällig, doch bedarf es einer großen Offenheit und frischem Elan um sie in Form von praktischen Techniken für den heutigen westlichen Menschen zugänglich zu machen. Was beispielsweise die Manualtherapie angeht, so ist die klassische Methode derAyurveda-Massage, wie sie vor fünftausend Jahren in Indien optimal war, für den heutigen Normalbürger mit mehr Anstrengung verbunden als damals.

Diese „alte“ Form der Abhyanga (Ganzkörper-Ölmassage) beginnt im Aufrechten Sitzen, der Patient muss die Arme seitlich ausstrecken und während der Behandlung sechsmal die Liege- und Sitzposition wechseln. Mittlerweile hat sich eine, von Ayurveda-Experten anerkannte, zweistellige Abhyanga als sehr viel günstiger erwiesen, wenn es um die Besänftigung des Luftelementes geht, welches in der heutigen Stress-Gesellschaft stark überstiegen ist. Liebevolle Hinwendung und Einfühlungsvermögen sind wichtiger den je zuvor. Auf der anderen Seite braucht es jedoch auch festere Massagetechniken in der Ayurveda-Massage um die neuzeitigen Verspannungsprobleme wie beispielsweise im Rücken-Nacken-Bereich zu lösen. Hier bekommen nun die sogenannten „Mardhana“-Techniken des Ayurveda einen höheren Stellenwert. So ist die sehr beliebt gewordene Ayurveda-Massage bei Yoga Vidya ein harmonischer Wechsel aus fließenden und dynamischen Ausstreichungen mit festeren Griffen und Zügen. Hinsichtlich der Gestaltung des Lebensstils sind wir sehr engagiert, den Menschen Empfehlungen mitzugeben, die vor allem alltagstauglich sind und natürlich zusätzlich an die individuelle Konstitution angepasst werden. Die typengerechte Ernährung und spezifische Kräuterempfehlungen stehen hier neben der Optimierung der Tagesroutine eine wichtige Rolle. Was im Laufe der Verbreitung des Ayurveda im Westen leider vernachlässigt wurde, aber gerade heute in Europa nach dringender Aufmerksamkeit verlangt, ist der spirituelle Bezug zum Leben, zum Körper und auch zu Krankheiten. Wollte Ayurveda krankhafte körperliche und psychische Symptome nur mit äußeren Eingriffen, wie Ölbehandlungen oder Kräuterindikationen bekämpfen, würde es sich nicht sehr von der „modernen westlichen Medizin“ unterscheiden. Laut Ayurveda sind Krankheiten Ausdruck der Seele, im negativen aber auch im positiven. Wie immer auch unserer Körper momentan „konstituiert“ ist, der Bezug zu unserer geistigen und seelischen Natur ist unablässig, wenn wir das ayurvedische Verständnis von Gesundheit verwirklichen wollen: die Einheit von Körper, Geist und Seele.

Das spirituelle Ambiente bei Yoga Vidya bietet ideale Möglichkeiten für das ganzheitliche Gesundsein. Meditation, Mantrasingen, Yoga, vegetarisch-biologische Vollwertkost und die idyllische Umgebung des Teutoburger Waldes sind der Grundrahmen, Gesundheits-, Ernährungs- und Lebensberatungen in Form von Konsultationen die überaus sinnvolle Erweiterung. Eine Fülle von Wellness- und Therapieanwendungen sowie individuelle Behandlungskuren bilden die Krone von Yoga Vidya Ayurveda. Unsere Gäste werden während der gesamten Zeit ihres hiesigen Aufenthaltes durch unsere erfahrenen Therapeuten und der Ayurveda-Rezeption begleitet, beraten und individuell betreut. Unsere Sevakas leben selbst nach ayurvedisch-yogischen Grundsätzen. Die großartigen Vorzüge einer solchen Lebensweise selbst zu kennen, halten wir für eine wichtige Voraussetzung unsere Gäste mit einem hohen Maß an Wohlgefühl und Lebensfreude zu bereichern. In dem Maße, wie Ayurveda bei Yoga Vidya praktiziert und authentisch gelebt und wird, sind wir sicher einzigartig im Westen. In unserem umfangreichen Ayurveda-Seminar- und Ausbildungsangebot werden Grundlagen und weitergehendes Fachwissen in Theorie und Praxis kompetent vermittelt. Eines unserer wichtigsten Ziele ist, die Weisheiten und Heilmethoden des ganzheitlichen Ayurveda an so viele Menschen wie möglich weiterzugeben. Auf diese Weise tragen wir einen sinnvollen Beitrag für wahrhaftigen Frieden.