Yoga Vidya – Glaube, Grundordnung, spirituelle Praxis

Auf dieses Dokument wird ebenfalls in der Satzung des Yoga Vidya e.V. verwiesen und es ist Bestandteil der Satzung

- Fassung vom 8.8.2023 -

Der Yoga Vidya e.V.

Wir, die Mitglieder des Yoga Vidya e.V., stehen in der heiligen Tradition von Swami Sivananda. Wir gründen uns auf der spirituell-religiösen Praxis von integralem Yoga auf Grundlage der monistischen Erlösungslehre desAdvaitavedānta, kurz Yoga Vedānta genannt. Unsere Lehre gehört zu den modernen inklusivistischen und universalistischen Strömungen des Sanātana dharma, des sogenannten Hinduismus. So vertritt Yoga Vidya keinen Alleinvertretungsanspruch. Um Menschen zu dienen, lehrt der Yoga Vidya e.V. den integralen, spirituell-religiösen Yoga und Advaitavedānta, mit der Kernpraxis von Dhyāna (Meditation) und bezieht Āyurveda (traditionell-indische Medizin) ein. Zur weiteren Vertiefung von Yoga Vedānta in zeitgemäßer Umsetzung im westlichen Kontext werden Praktiken für Gesundheit, Heilung, spirituelle und persönliche Entwicklung, auch in Verbindung mit anderen Kulturen, Traditionen und moderner Wissenschaft gelehrt.

 

Gebet

Oh anbetungswürdiger Gott voll Barmherzigkeit und Liebe!

Gruß Dir in Demut gebeugt.

Sein ist Dein Wesen, Wissen und Seligkeit.

Allgegenwärtig bist Du, allmächtig, allwissend.

Im Innern aller Wesen wohnst Du.

Gib uns ein verstehendes Herz,

die rechte Einsicht, ausgeglichenes Gemüt,

Vertrauen, Hingebung und Weisheit.

Lege in uns geistige Kraft,

Versuchungen zu widerstehen, Denken und Wollen zu beherrschen.

Befreie uns von Selbstsucht, Gier, Zorn und Hass.

Erfülle unser Herz mit göttlichen Tugenden.

Lass uns Dich erschauen in all den Namen und Gestalten.

Lass uns Dir dienen in all den Namen und Gestalten.

Lass uns allezeit Deiner gedenken.

Lass uns stets Deine Herrlichkeit singen.

Lass Deinen Namen stets auf unseren Lippen sein.

Lass uns in Dir bleiben allezeit.

(Allumfassendes Gebet, verfasst von Swami Sivananda,
wird täglich bei Yoga Vidya im Satsang (Gottesdienst) gesprochen)

 

Inhalt


1.    Einleitung: Yoga Vidya Selbstverständnis – Gemeindeleben – Gemeindestruktur – spirituell-religiöse Praxis 
1.1.    Glaubensüberzeugung      
1.2.    Organisationsstruktur      
a)    Formelle Struktur
b)    Informelle Struktur
1.3.    Gemeinde-/religiöses Leben 
1.4.    Geistliche  
1.5.    Eigenständigkeit


2.    Wurzeln unseres Glaubens-Bekenntnisses und unserer spirituellen Praxis         
2.1.    Veda - der Ursprung    
2.2.    Ādiśaṅkarācārya und Advaitavedānta 
a)    Advaitavedānta: Umfassende Weltanschauung, Erkenntnissystem
b)    Grundlagen der Lehre und Werke von Ādiśaṅkarācārya                    
c)    Verbreitung seiner Lehre                                    
2.3.    Swami Sivananda und Yoga Vedānta
a)    Yoga Vedānta: Gleichstellung von Yoga und Advaitavedānta                
b)    Integraler Yoga                
c)    Einbeziehung von Āyurveda mit westlicher Schulmedizin                        
d)    Gemeinsamkeiten zwischen Weltanschauungssystemen                 
e)    Gemeinsamkeiten zwischen Glaubensströmungen in Indien            
f)    Verbreitung seiner Lehre und seiner Werke                            
g)    Swami Vishnudevananda und International Sivananda Yoga Vedanta             
 

3.    Yoga Vidya und Sukadev Volker Bretz 
a)    Entwicklung des Yoga Vidya Vereins
b)    Yoga Vidya – der Name
c)    Wesentliche Neuerungen zur Tradition
d)    Die Yoga Vidya Community
3.1.    Spirituelle Leitung (Geistliche/Klerus)
3.2.    Yoga Vedānta bei Yoga Vidya 
a)    Guru-paramparā 
b)    Sieben Prinzipien der Yoga-Vedānta-Lehre
c)    Yogische Lebensführung mit den 6 Yogawegen
d)    Integration westlicher Heilmethoden
3.3.    Heilige Schriften
3.4.    Verbreitung der Lehre
a)    Yoga Vedānta für alle
b)    Übersetzung Swami Sivanandas Werke ins Deutsche
c)    Neue Werke bei Yoga Vidya
d)    Lehrthemen                                        
e)    Aus- und Weiterbildungen                                    
3.5.    Satsaṅga (Gottesdienst), Religiöse Rituale, Gebete, Feiertage
3.6.    Verhältnis zu anderen Religionen, Synkretismus
3.7.    Grundwerte

4.    Ausblick

Anlage 1: Die Lehre des Advaitavedānta von Ādiśaṅkarācārya in Bezug auf jīva
   (der individuellen Seele) anhand des Modells 3 Körper und 5 Hüllen
Anlage 2: Die 6 Yogawege 
Anlage 3: Aus- und Weiterbildungen bei Yoga Vidya
Anlage 4: Beispiele für religiöse Veranstaltungen im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg
Anlage 5: Beipiele für Kernsätze aus den heiligen Schriften 
 

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1.    Einleitung: Yoga Vidya Selbstverständnis – Gemeindestruktur – Gemeindeleben – spirituell-religiöse Praxis 

1.1. Glaubensüberzeugung
Wir, die Yoga Vidya Gemeinschaft haben folgende Glaubensüberzeugungen:
•    Es gibt ein unendliches Göttliches, Brahman, das ewig Absolute.
•    Als Para Brahman ist es der transzendente, eigenschaftslose Aspekt des Brahman (Nirguna Brahman)
•    Als Apara Brahman ist es der immanente, allem innewohnende Aspekt des Brahman (Saguna Brahman), der sich in der Schöpfung ausdrückt. Er wird auch Ishvara genannt, Herr der Welt (persönlicher Gott). Er wird zur heiligen Trinität aus Brahma (Schöpfer), Vishnu (Erhalter) und Shiva (Zerstörer).
•    Das Universum ist einem zyklischen Weltenlauf unterworfen mit verschiedenen Yugas (Zeitalter).
•    Der Mensch ist im Innersten eins mit Brahman, hat seine wahre Natur vergessen (Avidya), unterliegt der Maya (Täuschung), was ihn zu Duhkha (Leiden) führt. Er ist dem Samsara (Kreislauf von Geburt und Tod) unterworfen, unterliegt dem Gesetz des Karma (Ursache und Wirkung).
•    Das Ziel des Lebens ist es, sich zu lösen von den Banden des Karma, von Identifikation, von Wünschen und Begierden, um Samsara zu überwinden und durch Moksha (Erlösung) die Einheit mit Brahman zu erfahren.
•    Um dieses Ziel des Lebens zu erreichen, gehen Menschen unterschiedliche Wege (Margas). Verschiedene Wege der unterschiedlichen spirituellen Traditionen und Religionen führen zum Heil. 
•    Yoga Vidya steht in der Tradition von Swami Sivananda (1887-1963). Dieser hat einen konkreten Heilsweg gelehrt, der auf uralten Traditionen beruht (Yoga Vedanta, Teil der Lehre von Sanatana Dharma, sog. Hinduismus).
•    Wir glauben an die persönliche spirituelle Führung durch Swami Sivananda, der auch nach dem Abstreifen seiner physischen Hülle (physischer Tod) weiter Aspirant:innen erscheint und sie von einer höheren Ebene aus führt. Yoga Vidya als Ganzes sieht sich als Werkzeug von Swami Sivananda, entstanden aus seiner Gnade und seinem Segen (Sankalpa).
•    Bei Yoga Vidya besteht der Weg aus individuellen Praktiken (Sadhana), gemeinsamen Gottesdiensten (Satsang), Ausrichten des ganzen Lebens auf Gott hin (Sattva), und dem Dienst an der Gemeinschaft, an Gott und am Nächsten (Seva). Die spirituell-religiösen Praktiken sind sehr vielfältig, wie von Swami Sivananda gelehrt. Jede:r Aspirant:in geht dabei durch verschiedene Lebensphasen.
•    Uneigennütziger Dienst besteht insbesondere aus dem Lehren und Verbreiten der verschiedenen Aspekte des Yoga Vedanta und allen damit verbundenen Tätigkeiten.

1.2. Organisationsstruktur
Yoga Vidya als spirituelle Gemeinschaft (Religionsgemeinschaft) hat folgende Organisationsstruktur: 

a)    Formelle Struktur
Wir sind ein gemeinnütziger Verein. Wir sehen uns in der Pflege des Yoga in der Tradition des Vedanta, wie überliefert von Swami Sivananda, um Gewissheit über den Sinn der menschlichen Existenz in der Welt zu finden. 2023 gibt es über 4.000 Vereinsmitglieder. Die Mitglieder sehen sich als spirituelle Gemeinschaft (Religionsgemeinschaft im verfassungsrechtlichen Sinn).

Innerhalb des Yoga Vidya e.V. gibt es in den Ashrams (Orte der intensiven spirituellen Praxis und Lehre) die Yoga Vidya Sevaka Gemeinschaft, die als geistliche Genossenschaft (Klostergemeinschaft) das spirituelle Zentrum von Yoga Vidya bildet. Die Sevakas können nach ihrer 3-5-jährigen Ausbildung und mehrjähriger Zugehörigkeit lebenslang im Ashram bleiben und werden bis zum physischen Ableben versorgt. Die Sevaka Gemeinschaft sind formell “Sevaka Mitglieder” des Yoga Vidya e.V. im Sinne von §6c der Satzung des Vereins. Ihr Zusammenleben sowie die genauen Ausprägungen der Daseinsfürsorge sind geregelt durch die Yoga Vidya Smriti, zusammengefasst in der Sevaka Ordnung. 2023 gibt es etwa 250 Sevakas.
Als Geistliche fungieren Purohitas (Priester:innen), Acharyas (spirituelle Lehrer:innen), Sannyasis (zölibatäre spirituelle Lehrer:innen), Swamis genannt, und Dikshakas (Einweihende), deren Ausbildung und Funktionen klar geregelt sind.

Gemeindegliederung: Die Religionsgemeinschaft betreibt Ashrams (Orte der spirituellen Praxis und Lehre), in denen die Sevaka Gemeinschaften leben und lehren. Diese sind das Herz der Yoga Vidya Gemeinschaft. Die Mitglieder des Vereins (die keine Sevakas sind), sind angehalten, mehrmals im Jahr für ein paar Tage oder Wochen in die Ashrams zu kommen. Dabei praktizieren sie die spirituell-religiösen Praktiken, feiern gemeinsam täglich 2 Mal Gottesdienste (Satsang) und Gottesverehrung (Puja/Homa), erhalten spirituell-religiöse Unterweisung, Grundlage für ihre eigene religiös-spirituelle Praxis. Der Verein betreibt eigene Zentren in angemietenen Räumen, in denen mindestens 1 Mal pro Woche, z.T. auch täglich, Gottesdienst (Satsang) zelebriert wird, spirituelle Unterweisung in Form von Kursen, Workshops, Ausbildungen gegeben wird. 

“Online Ashram”: Besonders wichtig ist die rituelle Praxis durch Online Satsangs (Gottesdienste), 2 Mal am Tag übertragen, Übertragung der Feiertage der Sivananda Tradition online, die spirituelle Unterweisung durch Online Vorträge, Übungsanleitungen, mehrwöchige und mehrmonatige Kurse in Verbindung mit persönlicher Online Beratung. Dadurch werden Stand 2023 bis zu 100.000 Menschen täglich erreicht.

b)    Informelle Struktur
Neben den formellen Mitgliedern des e.V. einschließlich Sevakas, gehören auch andere zur Yoga Vidya Gemeinschaft mit unterschiedlicher Intensität der Zugehörigkeit
•    Durch Mantra Diksha (Mantraweihe) und Nama Diksha (Einweihung in einen spirituellen Namen) werden die Aspirant/innen rituell in der Yoga Vidya Tradition Swami Sivanandas eingeweiht, legen ein Versprechen ab, ihr Leben nach den Lehren auszurichten. Ca. 10.000 Menschen haben bei Yoga Vidya eine solche Einweihung erhalten bis 2023.
•    Ausgebildete Yogalehrer:innen, Meditationsanleiter:innen, Absolvent:innen der Yoga Vidya Indische Rituale Ausbildungen, die meist Einweihungen (Mantra Diksha, Nama Diksha) erhalten haben, geben die Lehren an vielen Hundert Orten durch Satsangs, Rituale, Unterweisung, Yogastunden, Kurse etc. weiter. Einige haben selbst die Ausbildung zum Dikshaka absolviert und geben selbst Dikshas. Ca. 20.000 Menschen verbreiten mit Stand 2023 auf diese Weise die Lehren von Yoga Vidya in Deutschland und in der ganzen Welt.
•    Häufig in die Ashrams und Zentren wiederkehrende Praktizierende: Viele sind Aspirant:innen der Yoga Vidya Tradition auch ohne formelle Mitgliedschaft oder rituelle Einweihung. Auch diese leben die Yoga Vidya Lehren sehr konsequent und richten ihr Leben nach den Glaubensüberzeugungen der Gemeinschaft aus. Vermutlich sind das Stand 2023 weitere 50.000 Menschen
•    Daneben gibt es lose mit Yoga Vidya Verbundene, die gelegentlich teilnehmen an den Satsangs, Kursen und Seminaren der Ashrams, Zentren und der von Yoga Vidya ausgebildeten Einzelpersonen oder an Online Seminaren/Kursen/Satsangs. So gehören 2023 zur Yoga Vidya Gemeinschaft lose verbunden etwa 500.000 Menschen.


1.3. Gemeinde-/religiöses Leben 
Zum Gemeindeleben, das für alle Yoga Vidya Mitglieder verbindlich ist, gehört
•    Zelebrieren von Satsangs, Pujas und/oder Homas – für Sevakas mehrmals pro Woche, für andere Gemeindemitglieder normalerweise wöchentlich, auch online
•    Individuelle und gemeinschaftliche, spirituell-religiöse Praxis täglich (Standard ist 1 Stunde)
•    Jährliche Teilnahmen an spirituell-religiöser Unterweisung
•    Ausrichten an einem sattvigen (reinen) Leben (ethische Grundsätze, Verzicht auf Fleisch/Fisch/Alkohol/Tabak/Drogen)
•    Dienst an der Gemeinschaft 
•    Zelebrieren der wichtigen Feiertage unserer Tradition

Zum Gemeindeleben, gehören auch Lebensabschnittsrituale (Samskaras, entspricht den Kasualien).

1.4. Spirituelle Leitung (Geistliche/Klerus)
Bei Yoga Vidya gibt es verschiedene Arten von spirituellen Leiter:innen (Geistliche), darunter Sannyasis (zölibatäre spirituelle Lehrer:innen), Swamis genannt, die ihr Leben dem Göttlichen widmen und auf persönliche Beziehungen und Familie verzichten; Purohitas, die zu Priester:innen geweiht sind und Rituale durchführen; Acharya, die spirituelle Lehrer:innen sind; und Dikshaka, die Einweihungszeremonien durchführen dürfen. Manche langjährige Mitglieder der Ashramgemeinschaft vereinen mehrere dieser Qualifikationen/Ämter. 

Yoga Vidya hat ein umfangreiches und eigenständiges Ausbildungssystem zur Schulung in allem was diese Ämter betrifft. Nach Ausbildungszeit und Überprüfung der Eignung erhalten die Aspirant:innen das heilige Einweihungsritual für das betreffende Amt.

1.5. Eigenständigkeit
Yoga Vidya ist eine eigenständige spirituelle Gemeinschaft (Religionsgemeinschaft). Wir sind eigenständig in unserem Lehren, organisatorisch eigenständig, haben eigene Entscheidungsstrukturen, eigene Ausbildungen für die Geistlichen sowie zum Ausführen aller rituellen Handlungen. Auch wenn wir uns in Unterweisung, spirituellen Praktiken, Gottesdiensten und Ritualen an der Divine Life Society (Hauptsitz Sivananda Ashram Rishikesh/ Indien) orientieren, in Kontakt und Austausch stehen mit anderen Würdenträger:innen, spirituellen Lehrer:innen und Priester:innen anderer spiritueller Gemeinschaften der Sivananda Tradition, des Hinduismus und anderer Religionsgemeinschaften, ist Yoga Vidya in allen Aspekten selbständig und eigenständig.

Im Weiteren werden insbesondere unsere Glaubensüberzeugungen detaillierter beschrieben, insbesondere auch im Hinblick auf Tradition, Heilige Schriften etc.

 

2.    Wurzeln unseres Glaubens-Bekenntnisses und unserer spirituellen Praxis
 

2.1. Veda – der Ursprung
Der Veda gilt als die unumstößliche Wahrheit im sog. Hinduismus in all seinen unterschiedlichen Ausprägungen. Unsere wesentlichen Glaubensgrundsätze beziehen sich auf die Veden, die die Ursprünge des Brahmanismus (1500-500 v.u.Z.) im sog. Hinduismus repräsentieren und weiterer bedeutender Schriften, die in der Epoche des „klassischen Hinduismus“ (500 v. bis 1000 n.u.Z.) entstanden. Wir finden im Veda Hymnen an Gottheiten, Erklärung von Ritualen, und später entstandene, Erkenntnis und Erlösung bringende Offenbarungen, die Upaniṣads (die auch Vedānta, 'Ende des Wissens') genannt werden.
Den Upaniṣads zufolge gibt es nichts mehr zu wissen, wenn das Brahman (das Absolute) als einzige Wirklichkeit, die Gewissheit über den Sinn der menschlichen Existenz in der Welt, erkannt und verwirklicht wurde. Gottverwirklichung (d.h., Verwirklichung des höchsten Göttlichen, Parabrahman) ist das Ziel des Lebens. 

2.2. Ādiśaṅkarācārya und Advaitavedānta
Ādiśaṅkarācārya, der große selbstverwirklichte Vedānta-Lehrmeister und Reformator aus Indien (um 800 n.Chr.),  disputierte des Öfteren mit Andersgläubigen und machte die Vedānta-Philosophie in ganz Indien durch seine Predigten und Schriften bekannt. Er war Schüler von Govindācārya.

a)    Advaitavedānta: Umfassende Weltanschauung, Erkenntnissystem
Im Advaitavedānta in Form von Monismus (Non-Dualismus), ist Brahman (Parabrahman) die alleinige, unendliche, ewige, höchste Wirklichkeit. Brahman, die Essenz von allem wird definiert als saccidānanda (absolutes Sein (sat), Wissen/Bewusstsein (cit) und Glückseligkeit (ānanda)). Es ist Gewahrsein jenseits aller Eigenschaften oder Merkmale. Alles andere ist eine Illusion/Täuschung, welche basiert auf Unwissenheit. Brahman ist die Leinwand, auf die māyā (das kosmische Drama, die Schöpfung) projiziert wird. Brahman erhält das Drama der Schöpfung aufrecht, aber bleibt von ihm unberührt. Diese Lehre fasste Śaṅkara in folgenden drei Lehrsätzen zusammen:

brahma satyaṃ - jagan mithyā - jīvo brahmaiva nāparaḥ
„Das höchste Selbst (brahman) ist wirklich, das Universum (jagat) ist scheinbar wirklich, die individuelle Seele (jīva) ist nichts anderes als das höchste Selbst (brahman).“

Auszug aus Anlage 1: Bis zur Gottverwirklichung des Eigenschaftslosen, Absoluten gilt, dass in dieser Welt das Ursache-Wirkungsprinzip erfahren wird, wo jede Ursache eine Wirkung hat. Daraus ergibt sich das Gesetz des Karmas, das besagt:
•    Der Mensch hat das, was ihm geschieht, selbst geschaffen, d. h. die Ursache dafür gesetzt.
•    Der Mensch ist verantwortlich für das, was ihm in der Zukunft geschieht.
•    Der Mensch wächst anhand der Erfahrungen. Ereignisse sind nicht als Belohnung oder Bestrafung anzusehen, sondern als Möglichkeiten zum Wachsen.
Die Yogalehre geht davon aus, dass das Ernten von Früchten der eigenen Handlungen nicht in diesem Leben geschehen muss, sondern in weiteren Inkarnationen. So gehört die Lehre von Karma und Reinkarnation zu den fundamentalen Lehren in der Vedānta Tradition: Im Moment des physischen Todes verlässt die Seele die sterbliche Hülle, geht in feinstoffliche Ebenen ein. Wenn die Seele für die nächste Inkarnation bereit ist, beginnt eine neue Reinkarnation, um das Karma weiter auszuarbeiten. 

b)    Grundlagen der Lehre und Werke von Ādiśaṅkarācārya
Die Grundlagen seiner Lehre bezog Ādiśaṅkarācārya aus folgenden Schriften, zu denen er auch jeweils Bhāṣya (Kommentare) verfasste:
•    Upaniṣad (Erkenntnis und Erlösung bringende Offenbarungen), darunter Chāndogya, Kena, Aitareya, Taittirīya, Bṛhadāraṇyaka, Īśā, Śvetāśvatara, Kathā, Muṇḍaka, Māṇḍūkya und Praśna Upaniṣad
•    Bhagavadgītā (offenbarterText aus dem Epos Mahābhārata), wohl weltweit der bekannteste Text Indiens
•    Brahmasūtras (grundlegendes Werk der Vedānta-Lehre, eine Systematisierung der Lehren der Upaniṣad)

Ādiśaṅkarācārya vefasste weitere eigenständige Texte, darunter Upadeśasāhasrī (Tausend Lehren) und Viveka-cūḍāmaṇi (Kleinod der Unterscheidungskraft). In seinem Werk Viveka-cūḍāmaṇi erörterte er unter anderem die Lehre des Advaitavedānta in Bezug auf jīva (die individuelle Seele) anhand des Modells 3 Körper und 5 Hüllen. Diese wird bei Yoga Vidya im Rahmen der Sevaka-, Yogalehrerausbildung und bei Weiterbildungen gelehrt. In Satsaṅga (Gottesdienst) wird im Vortrag darauf Bezug genommen. Siehe Anlage 1.
Es werden ihm neben der Hymne für Brahman, Prātaḥ-smaraṇa-stotra, auch Hymnen für Gottheiten zugeschrieben. Darunter befinden sich für Formen von Śiva, Dakṣiṇāmūrtistotra, Nirvāṇa-ṣaṭka, Liṅgāṣṭaka, für Avatare von Viṣṇu, Acyutāṣṭaka, sowie Hymnen für die göttliche Mutter, welche immer wieder in unseren Satsaṅga (Gottesdiensten) und entsprechenden Aus- und Weiterbildungen rezitiert werden. 

c)    Verbreitung seiner Lehre
Die Lehre wurde in der Regel im direkten Austausch zwischen Lehrer und Schüler weitergegeben. Desweiteren wurde oft disputiert unter den Gelehrten über die Lehre und Weltanschauungen. 
Ādiśaṅkarācārya wird die Gründung der Daśanāmi Orden (zehn Mönchsorden) zugeschrieben, die bis heute bestehen. Die 4 Hauptschüler von Ādiśaṅkarācārya waren Padmapāda, Hastāmalaka, Toṭaka (bzw. Troṭaka) und Sureśvara (bzw. Maṇḍana Miśra), die den 4 Śaṅkarācārya - Maṭhas (Klöster) vorstanden. 

Varṇāśramadharma, also spezielle Pflichten für Varṇa (Kasten=Stände) und Cāturāśrama (unterschiedliche Lebensalter) spielten eine wichtige Rolle. Die Kastentrennung in Indien sah vor, dass das Wissen über Brahman (den Veden) in Verbindung mit Lehre nur den Brahmanen bestimmt war. Cāturāśrama, die 4 Lebensphasen sind:
•    Brahmacarya (Schülerschaft) Leben der Enthaltsamkeit, Einfachheit und Entsagung, ganz ausgerichtet auf Gott
•    Gārhasthya (Berufs- und Familienleben) verbunden mit spiritueller Praxis 
•    Vānaprastha (im Wald lebend) Rückzug nach Erfüllung der Pflichten des Berufs- und Familienlebens und Intensivierung der spirituellen Praxis und der Aufgabe, die Lehre weiterzugeben
•    Sannyāsa (Entsagender) Abkehr von Familie, Partnerschaft, Berufsleben und sein ganzes Leben intensiv der spirituellen Suche und Lehre widmen
Die Lehre des Advaitavedānta enthielt den Weg der Entsagung, zu dem sich Sannyāsi (Entsagende) als Svāmī verpflichteten. Diesen Weg konnte man auch direkt nach Brahmacāri (Schülerschaft) einschlagen.

1.3. Swami Sivananda und Yoga Vedānta 
Der Sadguru (Weisheitslehrer), der selbstverwirklichte Meister und der spirituelle Hauptlehrer unseres Glaubens Swami Sivananda (1887-1963) war eine der angesehensten Persönlichkeiten des modernen Hinduismus. Er war verbunden mit der Lehre, den Texten und Prinzipien des Sarasvatī- Ordens, eines der von Ādiśaṅkarācārya gegründeten Daśanāmi Orden. Swami Sivananda und Yoga Vidya stehen in der Tradition von Sureśvara und sind verbunden mit dem Sringeri Matha. Das besondere Werk von Swami Sivananda besteht darin, dass er verschiedene religiöse Strömungen Indiens miteinander verband. Desweiteren verband er das klassische spirituelle Wissen Indiens mit modernen westlichen Ansätzen. Er gründete die Divine Life Society, die auch heute weiter tätig ist. Mit ihr steht Yoga Vidya in engem Kontakt, z.B. mit der Durchführung von Schülerreisen in den Rishikesh Ashram der Divine Life Society.


a)    Yoga Vedānta: Gleichstellung von Yoga und Advaitavedānta    
Swami Sivananda gründete in seinem Āśrama (Ort der spirituellen Praxis und Lehre) in Rishikesh, Indien, die Yoga-Vedanta-Forest Academy, in der das klassische spirituelle Wissen des reinen Vedānta, als Wissenschaft der Selbsterkenntnis und -verwirklichung, mit Yoga als integrales Übungssystem verbunden wird. Das Wort Yoga ist abgeleitet von der Sanskrit-Wurzel yuj (verbinden, vereinigen). Yoga bezweckt die Vereinigung mit Brahman. 


b)    Integraler Yoga
Im Westen denkt man bei Yoga oft an ein körperliches Übungssystem, aber es ist ein breiterer Begriff. Er steht für Praktiken, die sowohl den Körper als auch den Geist entwickeln mit dem Ziel des spirituellen Fortschritts bis zur Gottverwirklichung. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich besonders in Indien viele Disziplinen, die zu innerer Harmonie und Einheit führen, entwickelt. Swami Sivananda hat als integrales System verschiedene Yogawege gelehrt, die gleichberechtigt nebeneinander stehen und eine Synthese bilden. Sie fördern den spirituellen Fortschritt des Individuums auf allen Ebenen des Seins und bereiten auf das Verstehen und die Verwirklichung der höchsten Wahrheit vor.


Jñānayoga (Yoga des Wissens). Hier setzt der Suchende seinen klaren, zum Verstehen der Lehre geeigneten Geist der Vedānta-Lehre aus. Idealerweise wird die Lehre von einem qualifizierten Lehrer erläutert. Der Sucher übt die 4 grundlegenden spirituellen Praktiken des Jñānayoga, Śravaṇa (hören), Manana (nachdenken), Nididhyāsana (meditieren) und Anubhava (verwirklichen).


Rājayoga (Yoga der Geistesbeherrschung) umfasst die Techniken des mentalen Trainings und Dhyāna (der Meditation). Rājayoga erklärt, wie der menschliche Geist funktioniert und wie wir ihn beherrschen können. Durch Beherrschung des Geistes erreicht der Übende Kaivalya (Erlösung, Befreiung).
Bhaktiyoga (Yoga der Hingabe) hat zum Ziel über liebevolle Gottesverehrung, durch Gebet, Mantra-Singen, Rituale, Erzählen von Mythen und Heiligengeschichten mit Gott zu verschmelzen. 


Karmayoga (Yoga der Tat) lehrt, das Schicksal als Chance zu begreifen. Es ist der Yoga des uneigennützigen Dienens und des verhaftungslosen Handelns, um die Fesseln der Individualität zu überwinden. Durch uneigennütziges Dienen und Nächstenliebe die Einheit mit allen Wesen erfahren, um schließlich in jedem das Göttliche zu sehen. 


Kuṇḍalinīyoga (Yoga der Energie) lehrt Energiepraktiken, um die Kuṇḍalinī (göttliche Urkraft im Menschen) zu erwecken, diese in höhere Cakra (Energiezentren) zu führen. Wird die Kuṇḍalinī in das oberste, das sahasrāracakra geführt, ist die bedingungslose Einheit mit dem Göttlichen erfahrbar. 


Haṭhayoga (Yoga der spirituellen Erfahrung durch Körperübungen) lehrt Prāṇa (Lebensenergie) zu aktivieren und zu harmonisieren. Darüber wird der Geist ruhig. Dann entstehen die Fähigkeiten zur Meditation, Unterscheidung und des Loslösens. Haṭhayoga hilft auch die Kuṇḍalinī zu erwecken. 


Mantrayoga (Yoga der Namen Gottes) ist die genaue Wissenschaft, bei der man ein Mantra nutzt und durch Manana (dauerndes Denken oder Erinnern) vom Rad der Geburten und Tode befreit wird. Mantra ist Göttlichkeit. Mantra ist göttliche Macht. Die rhythmischen Schwingungen des Klangs regulieren die unruhigen Schwingungen der Hüllen der Aspirant:innen und transformieren hin zur Göttlichkeit. 


Nādayoga (Yoga des Klanges) Nada Brahma, die Welt ist Klang, ist Schwingung. Nādayoga meint Einheit oder Vereinigung mit dem ewigen Klang als Quelle alles Lebendigen. Er beruht auf der Erfahrung, dass hinter den hörbaren Klängen eine Welt der transzendenten, schöpferischen Klänge existiert, die uns mit dem göttlichen Ursprung verbinden. 


Layayoga (Yoga der Auflösung) Durch Dhāraṇā (feste Konzentration) geschieht das Auflösen von Worten, Bildern und Körperregionen. Bewusstseinslenkung und Fühlen ist auch Layayoga. Durch das Auflösen von allem Bewussten wird das Göttliche erfahrbar.


Kriyāyoga (Tapas, der praktische Yoga) Rituale und Gebete mit dem Ziel, Gottes Gnade zu erlangen und keine anderen Wünsche zu verfolgen. Damit über die Sphäre des Karma sich erheben. Die Achtsamkeit ganz bei Gott haben. Dinge verstehen und bewusster leben, Svādhyāya (Selbststudium, Introspektion, Studium der Schriften). Dinge loslassen und sich hingeben, Īśvarapraṇidhāna (Hingabe an Gott, Loslassen). Kriyāyoga sind auch Energieerweckungs- und Lenkungstechniken.
…und weitere Yogawege


Eine ausführlichere Beschreibung der ersten 6 Yogawege (Jñānayoga bis Haṭhayoga) enthält Anlage 2.

c)    Gemeinsamkeiten zwischen Weltanschauungssystemen 
Swami Sivananda hat die Gemeinsamkeiten verschiedener Darśana (klassischer Philosophie-/Weltanschauungssysteme Indiens) erkannt und gelehrt. Er hat ihre Zusammenhänge vermittelt. Darunter Uttaramīmāṃsa (Vedānta: Non-Dualismus), Sāṅkhya (Dualismus) und Yoga (Praxissystem).

d)    Gemeinsamkeiten zwischen Glaubensströmungen in Indien
Swami Sivananda hat die Gemeinsamkeiten verschiedener Glaubensströmungen erkannt und gelehrt. Er hat ihre Zusammenhänge vermittelt. Vor allem Shivaismus, Vishnuismus und Shaktismus.

e)    Einbeziehung von Āyurveda mit westlicher Schulmedizin
Swami Sivanandas Konzept des integralen Yoga ist allumfassend: Ein spirituelles Leben soll Menschen ermöglichen, ein glückliches, gesundes, erfülltes, soziales Leben zu führen, das von ethischen Prinzipien erfüllt und auf Gott ausgerichtet ist. Zum spirituellen Leben gehört auch:
•    Die Pflege der physischen Gesundheit, weil der Körper der Tempel der Seele ist
•    das Kümmern um die psychische Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung, weil ein klarer Geist, der zu hoher Konzentration fähig ist, in Meditation und Kontemplation fallen, Gotteserfahrung ermöglichen kann 
Er engagierte sich als Arzt. Dabei verband er in seiner Lehre die Heilmethoden des Āyurveda mit denen der westlichen Schulmedizin. In seinem Āśrama (Ort der spirituellen Praxis und Lehre) unterhielt er eine Krankenstation, in der vorrangig westliche Schulmedizin Anwendung fand.

f)    Verbreitung seiner Lehre und seiner Werke
Swami Sivananda hat mehr als 200 Bücher verfasst, weiträumig Flugblätter verteilt, die Druckerpresse des Āśrama (Ort der spirituellen Praxis und Lehre) sollte nicht still stehen. Mit unermüdlichen Engagement teilte er die Lehre des Yoga Vedānta an alle, nicht nur in Indien. Er hatte auch viele Schüler in westlichen Ländern, sowie auch Frauen als Schülerinnen, was ebenfalls revolutionär war in Indien für die damalige Zeit. Viele seiner engen Schüler in seinem Āśrama erreichten ebenfalls die Gottverwirklichung. Er schickte sie in verschiedene Teile der Welt, damit sie die Lehre weiterverbreiten konnten. 

Swami Sivananda lehrte, dass Varṇa (Kasten) Phasen der spirituellen Entwicklung bedeuten. Er sah es so, wie Kṛṣṇa das in der Bhagavadgītā beschreibt, dass Varṇa aus der Prakṛti (der Natur des Menschen) entsteht. Er machte - in Indien revolutionär - seine Lehre allen zugänglich, ungeachtet ihrer sozialen Zugehörigkeit und ihres Geschlechts. Dabei beachtete er die 4 Puruṣārtha (Grundbedürfnisse) im Individuum. So gab er Suchenden, je nach deren Lebensphase unterscheidend, unterschiedliche Empfehlungen für die spirituelle Praxis, Lebensführung, Berufs- und Partnerwahl. Die 4 Puruṣārtha (Bedürfniskategorien des Menschen) sind: 
•    Dharma: Ethik, Rechtschaffenheit, Ausführen seiner Pflichten, Gutes bewirken für andere
•    Kāma: Sinnesbefriedigung, Befriedigung der emotionalen und sozialen Bedürfnisse
•    Artha: Erreichen weltlicher Ziele wie Geld und Nutzen
•    Mokṣa: Befreiung, Gottverwirklichung
Swami Sivananda gab jenen, die ihn um Unterweisung baten, verschiedene Anteile der spirituellen Lehre und Praxis weiter und berücksichtigte dabei besonders auch den Entwicklungsstand.

Er propagierte das Mönchstum und weihte viele seiner Schüler:innen zum Sannyāsa (Entsagende:r). Der Āśrama lebt bis heute rein auf Spendenbasis.

g)    Swami Vishnudevananda und International Sivananda Yoga Vedanta 
Swami Vishnudevananda, einer seiner Schüler, ging in den Westen, wo er als eigenständige Abspaltung und als eigene Religionsgemeinschaft die International Sivananda Yoga Vedanta gründete. Er passte das Lehrsystem weiter der verschiedenartigen Kultur des Westens an. Sukadev Volker Bretz, Gründer von Yoga Vidya, lebte 12 Jahre in der Gemeinschaft von Swami Vishnudevananda und war dort Priester. 

Om namaḥ śivāya gurave ' sac-cid-ānanda-mūrtaye /
niṣ-prapañcāya śāntāya ' śrī śivānandāya te namaḥ //
Ehrerbietung an Swami Sivananda, dem göttlichen Lehrer, Verkörperung der Höchsten Göttlichen Glückseligkeit. Möge er uns helfen, alles Weltliche zu transzendieren. 
(Gebet aus der Gurugītā, rezitiert vor Yogastunden und Vorträgen)

3.    Yoga Vidya und Sukadev Volker Bretz


Der Gründer von Yoga Vidya Sukadev Volker Bretz, steht in der direkten Traditionslinie von Swami Sivananda. Sukadev hat bei mehreren Schülern vom Swami Sivananda, vor allem wie oben beschrieben bei Swami Vishnudevananda gelernt und Dīkṣā (Einweihungen) erhalten. Weitere Schüler, von denen Sukadev lernte, waren unter anderem Swami Chidananda (1. Nachfolger von Swami Sivananda in Rishikesh), Swami Vimalananda (nach dem Tod von Swami Chidananda der 2. Nachfolger von Swami Sivananda in Rishikesh) und Swami Nityananda. Die Weisheit der Veden und des Yoga wurden an ihn weitergegeben. Er hatte bei Swami Vishnudevananda in lehrender und ritueller Hinsicht Leitungsfunktion.

a)    Entwicklung des Yoga Vidya Vereins
Sukadev hatte 1987 während der Feierlichkeiten um den 100. Geburtstag von Swami Sivananda eine Vision von Swami Sivananda. Dabei ist ihm der Auftrag erteilt worden, Yoga im großen Stil zu verbreiten, insbesondere die tiefen spirituell-religiösen Elemente zu verstärken und zu verbinden mit einer demokratischen Organisationsstruktur, einer stärkeren Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Institutionen und universitärer Wissenschaft. Sukadevs Bemühungen, seinen Meister Swami Vishnudevananda und andere in den Sivananda Yoga Vedanta Zentren zu gewinnen, diese Ideen umzusetzen, blieben erfolglos. Nachdem ihm dies nicht gelang, verließ er Ende 1991 die von Swami Vishnudevananda gegründeten Sivananda Yoga Vedanta Zentren. Sukadev reiste einige Monate nach Indien, um nach Inspiration zu suchen, wie er seine Vision umsetzen konnte. 1992 hatte er eine weitere Vision in der Wirkstätte von Swami Sivananda im Rishikesh Āśrama in Indien erhalten. Die Vision zur Gründung und zur Entwicklung des eigenständigen, abgespaltenen Vereins Yoga Vidya. Diese Vision war nun noch konkreter. Er erfuhr, dass er in Frankfurt (Main) ein Yoga Center aufmachen sollte, woraus dann eine größere Yoga Bewegung entstehen würde mit mehreren Ashrams, vielen Yoga Zentren.
So begann Yoga Vidya mit einem kleinen Stadtzentrum in Frankfurt (Main). Die tiefe spirituell-religiöse Ausrichtung wurde gelebt. Nach außen hin zeigten wir uns bedeckt, weil in dieser Zeit und auch noch viele Jahre danach ein “sektenfeindliches” Klima wahrgenommen wurde. Im Jahr 1995 begann der Yoga Vidya e.V. als gemeinnütziger Verein tätig zu werden, der zunächst bewusst den Zweck der Volksbildung hatte. Im Jahr 1996 entstand der erste Āśrama im Westerwald, weiterhin in einem kleinen Rahmen. Die kleine klosterähnliche Gemeinschaft lebte tief spirituell ausgerichtet und demokratisch zusammen, entwickelte die einfache Vereinssatzung weiter und entwickelte 1998 eine einfache erste Smṛti (Regelwerk der Sevaka-Gemeinschaft, wie die Ordensregeln in christlichen Gemeinschaften), welche das Zusammenleben der Sevakas im Āśrama regelte. Zu Anfang wurde der Ashram als „Ashram Gut Hoffnungstal“ bezeichnet. Als es aber Irritationen in der umliegenden Bevölkerung gab, wurde die Bezeichnung „Seminarhaus“ gewählt. Mehrere Sektenbeauftragte der umliegenden Bistümer und der evangelischen Landeskirchen besuchten den Ashram und warnten vor dem Besuch von Seminaren im Ashram. Die Gemeinschaft wurde darin bestärkt, nach innen konsequent zu praktizieren, nach außen sich aber eher bedeckt zu halten. Ab 1998 begann Schritt für Schritt das Klima gegenüber neureligiösen Gruppen von mehr Toleranz geprägt zu sein.

Als 2003 der Āśrama in Bad Meinberg hinzukam, war dies der Ausgangspunkt, dass schrittweise weitere wesentliche Bestandteile einer Religionsgemeinschaft sich entwickelten. So entstanden beispielsweise 2005 die Ausbildungen der Ācārya (Spirituelle:n Lehrer:innen/ Yogameister:innen). 2006 begann die Ausbildung zu Dīkṣāka (Einweihenden) und die indische Rituale Ausbildung. Seit 2014 ist die Ausbildung zum Yoga Vidya Purohita (Priester:in) bei Yoga Vidya möglich. 2015 wurde formell auch die Satzung um den Vereinszweck „Förderung der Religion“ und die religiösen Inhalte in §2 und §6 der Satzung aufgenommen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war der Verein als das sichtbar, was er bereits lebte, eine Religionsgemeinschaft.

Der Verein ist im Jahr 2023 inzwischen auf 4.000 Mitglieder angewachsen. Die Mitglieder der Gemeinschaft sehen sich als Religionsgemeinschaft, welche durch immer wieder neue Herausforderungen geht, diese als Chance nutzt, um sich immer klarer in ihrem Glauben und in ihren Werten zu definieren. So wird sowohl die Satzung als auch die Smṛti (Regelwerk der Sevaka-Gemeinschaft) beständig weiterentwickelt und fortgeschrieben. Jetzt, mit diesem Dokument wird das Glaubensbekenntnis und die Form der spirituellen Praxis für den Verein niedergeschrieben. Wesentliche Elemente sind dabei der Smṛti entnommen.

Yoga Vidya ist ein Zentrum für viele Menschen in Deutschland und Europa geworden, die sich vom Glaubenskern des Yoga Vedānta angezogen fühlen. Es gibt vorrangig westliche Lehrer:innen, welche die östlich-indische Tradition weitergeben. Auch die Schüler:innen entstammen vor allem der westlichen Kultur. Das Herz des Vereins bilden die Sevaka Gemeinschaften. Ernsthafte Aspirant:innen dienen und wohnen in Āśrama (Orte der spirituellen Praxis und Lehre), um ihr Leben ganz auf spirituelle Praxis auszurichten mit dem Ziel die Gottverwirklichung zu erreichen. Die Lehre des Yoga Vedānta wird an diesen Orten besonders intensiv auch für alle Gäste des Āśrama erlebbar und erfahrbar gemacht. 

b)    Yoga Vidya - der Name
Yoga Vidya enthält in seinem Namen die beiden Grundelemente des Yoga Vedānta. Durch Yoga als spirituelle Praxis können die Mitglieder das höchste Yoga „die Einheit“ erfahren. Durch das Studium von Vidyā „dem Wissen, der Wissenschaft“ können die Mitglieder zu Vedānta „dem Ende des Wissens“ gelangen. Vidyā meint neben dem höchsten Wissen auch das niedere Wissen. Das ist Ausdruck des Bildungsauftrags von Yoga Vidya, den Menschen zu dienen, um vom niederen Wissen zum höchsten Wissen zu gelangen. Yoga Vidya als Religionsgemeinschaft ist der Erfahrung der göttlichen Gegenwart hin zur Gottverwirklichung der Mitglieder und Suchenden und der Verbreitung von Yoga und Vidyā gewidmet. Das Wort Vidyā hat neben der wörtlichen Bedeutung “Wissen, Wissenschaft” auch weitere Bedeutungen, so bedeutet es in den Upaniṣad mystische Meditationstechniken, mit denen Brahman (die Höchste Wahrheit) verwirklicht werden kann.

c)    Wesentliche Neuerungen zur Tradition 
Yoga Vidya sieht sich der Lehre des Yoga Vedānta nach Swami Sivananda verpflichtet und bringt wesentliche Neuerungen bei Gründung und Entwicklung zur eigenständigen Religionsgemeinschaft ein. 

Grundwerte
Bei seiner Interpretation der hinduistischen Wurzeln ist Yoga Vidya e.V. einem humanistisch-spirituellen Welt- und Menschenbild verpflichtet, das ausdrücklich von Respekt zu allen Menschen unabhängig ihrer religiösen, kulturellen, ethnischen Herkunft und sexuellen Orientierung geprägt ist. Er steht auf der Basis des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Demokratisches Grundsystem
Die Mitglieder gestalten gemeinschaftlich den Yoga Vidya Verein über Mitgliederversammlungen. Die Sevakas (spirituelle Aspirant:innen in Āśrama Gemeinschaften) gestalten gemeinschaftlich ihr Zusammenleben und -wirken über örtliche und überörtliche Sevaka Versammlungen. Alle Ämter werden demokratisch gewählt. Es gibt Vertrauenspersonen, welche auf Wunsch der Betroffenen bei Problemlösungen unterstützen. Es gibt auch eine:n externe:n Ahimsa-Beauftragte:n, welche:r vertrauensvoll unterstützt bei aufgetretenen Konflikten. Er/Sie führt vorbeugende Schulungen für die Sevakas durch. Der Shantirat kann zu Schlichtungen für alle Bereiche, wie Seva (Dienst) und Zusammenleben, angerufen werden. Ein:e Elternsprecher:in vertritt die Interessen der Familien mit Kindern. Ein:e Tierschutzbeauftragte:r vertritt die Anliegen der Tierhalter:innnen. 

Enthaltsamkeit und umfängliches Familienleben
In der Divine Live Society wird reines Mönchstum im Āśrama gelebt. Bei Yoga Vidya leben wir in und außerhalb der Āśrama ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Brahmacāri (Vorstufe zum Sannyāsin), Sannyāsin (Mönch/Nonne), auch Svāmī genannt, Singles, festen Partnerschaften und Familien mit Kindern. 
Im orthodoxen Hinduismus gilt die auf das ganze Leben angelegte und durch Ritual vollzogene Ehe zwischen Mann und Frau als heilig. Gleichwertig angesehen werden bei Yoga Vidya auch andere Formen des menschlichen Zusammenlebens, sofern sie von Liebe, gegenseitigem Respekt, Gleichberechtigung, gegenseitigem Einverständnis geprägt sind und als Basis der spirituellen Entwicklung betrachtet werden. Auch Wechsel von Partnerschaft und Wiederheirat, so sie langfristig ausgerichtet sind, liegen im Rahmen unserer Prinzipien.

Gleichberechtigung 
Bei Yoga Vidya sind Frauen und Männer vollständig gleichgestellt. Alle Rezitationen und Rituale können von Angehörigen jeden Geschlechts ausgeführt werden, alle Ämter, einschliesslich Purohita (Priester:in), von allen bekleidet werden.

LGBQT+
Yoga Vidya anerkennt in vollem Umfang die gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und Ehen und ist offen gegenüber allen sexuellen Orientierungen der LGBTQ+ Community. 

Finanzierung
Bei Yoga Vidya gibt es ein umfangreiches Seminar-, Ausbildungs- und Weiterbildungsangebot, welches die Verbreitung des Wissens vor Ort sicherstellt und eine wesentliche Absicherung der Finanzierung des Vereins ermöglicht. Das Wachstum durch Verbreitung des Wissens geht damit einher mit dem Wachstum der Zentren und Āśrama. Yoga Vidya bildet Yogalehrer:innen (ebenso wie die International Sivananda Yoga Vedanta Zentren) und auch Meditationskursleiter:innen in der Tradition aus, welche dann das Wissen wieder weitergeben. Auf diesem Wege werden viele Menschen erreicht und es wird einer großen Anzahl von Menschen ermöglicht, in einen ersten Kontakt mit der spirituell-religiösen Praxis des Yoga zu kommen. Yoga Vidya finanziert sich zusätzlich über Spenden.

Absicherung der Sevakas
Sevakas (spirituelle Aspirant:innen in Āśrama Gemeinschaften wohnend und dienend) erhalten eine soziale Absicherung, welche es ihnen ermöglicht, einen guten Übergang in die Berufswelt zu finden, falls sie ihre Sevaka Mitgliedschaft beenden. Ab 3 Jahren Sevaka Mitgliedschaft wird eine zusätzliche Rentenversicherung für sie abgeschlossen. Sie erhalten desweiteren eine umfassende Daseinsfürsorge die neben Unterkunft, Verpflegung, Haushaltsmittel, etc. ein Taschengeld vorsieht, so dass auch für ihre persönlichen Sonder-Bedürfnisse gesorgt ist. Desweiteren gibt es eine Sevaka-Unterstützungskasse. Sevakas können ihre sevafreien Zeiten kostenfrei in einem der Āśrama verbringen. Sevakas dienen selbstlos, sie haben ganz bewusst kein Angestelltenverhältnis. Das fördert ihr spirituelles Wachstum in besonderem Maße.
 

Mitspracherecht der Sevakas beim Dienst
Sevakas werden organisatorisch in bestimmte Aufgabenbereiche eingesetzt, es ist ihnen aber auch möglich, einen anderen Aufgabenbereich zu wählen, wenn sie mit der ihnen gestellten Aufgabe nicht zurecht kommen.

a)    Die Yoga Vidya Community
Hier kurz zusammengefasst, ausführlicher unter Punkt 1.2. Organisationsstruktur
Mitglieder im Yoga Vidya e.V.
•    Sevaka Mitglieder leben beständig in geistlicher Genossenschaft zusammen, um die hinduistische Āśrama Spiritualität konsequent zu leben
•    Karma Yogi Mitglieder leben zeitweise in der Āśrama Gemeinschaft für konsequent spirituelles Leben 
•    Einfache Mitglieder, welche die Yoga Vidya Lehre und Praxis leben
•    Fördermitglieder unterstützen die Vereinsziele
•    Ehrenmitglieder haben sich durch ihr Wirken besondere Verdienste für den Verein erworben
•    Die Leiter:innen der Yoga Vidya Kooperationszentren sind Mitglieder und leben und lehren Yoga Vedānta an verschiedenen Standorten

Weitere Mitglieder der Yoga Vidya Community
•    Aspirant:innen, die Mantra Diksha (Mantraweihe) und Nama Diksha (Einweihung in einen spirituellen Namen) erhalten haben
•    Absolvent:innen unserer Aus- und Weiterbildungen geben die Lehren vielerorts weiter. Einige haben selbst die Ausbildung zum Dikshaka absolviert und geben selbst Dikshas.
•    Regelmäßige Besucher:innen der Āśrama und Zentren
•    Regelmäßige Satsaṅga (Gottesdienst) Besucher:innen, in Zentren/Āśrama, auch Online
•    Lose mit Yoga Vidya Verbundene, die gelegentlich teilnehmen an den spirituell-religiösen Programmen (auch Online) 
•    Besucher:innen der umfangreichen Webseiten, die auch in der „Diaspora“, also ohne Unterstützung durch ausreichend große Vor-Ort-Gemeinden, Unterstützung in ihrer spirituell-religiösen Praxis finden, spirituelle Unterweisungen erhalten und an den Ritualen unserer Tradition teilnehmen können.

1.1. Spirituelle Leitung (Geistliche/Klerus)
Bei Yoga Vidya gibt es verschiedene Arten von spirituellen Leiter:innen, die unter 1.4 ausführlich beschrieben sind, ebenso wie das zugehörige Ausbildungssystem. (s. auch Anlage 3)
Yoga Vidya hat ein spirituelles Leitungsgremium. Dieses entscheidet in religiösen und rituellen Fragen die Angelegenheiten der Religionsgemeinschaft und ihrer Mitglieder. 


1.2. Yoga Vedānta bei Yoga Vidya
Yoga Vidya verbindet die Praxis des integralen Yoga mit dem Wissen des Vedānta. Oberstes Ziel ist es, Ātman (das Selbst = Brahman bezogen auf das Individuum), zu verwirklichen und die Göttlichkeit zu erfahren. Alle Praktiken des integralen Yoga dienen der Vorbereitung, um die transzendierende Erkenntnis zu erlangen. Ausgerichtet auf die verschiedenen Temperamente der Suchenden bilden sie die Grundlage für eine allseitige Spiritualität, die die Menschen auf den verschiedenen Interessens- und Entwicklungsstufen abholt, und sie bei ihren individuellen Entwicklungsprozessen begleitet und ihnen Orientierung gibt. Die traditionelle Lehre wird, neben der Anpassung an die westliche Kultur, erweitert um westliche Heilmethoden.

a)    Guru-paramparā 
Hingabe gilt den Lehrern unserer Tradition, die uns die Weisheit über Brahman (das Absolute) lehren und uns die rechten Mittel zeigen, diese Weisheit zu erlangen. Bei allen wichtigen Dīkṣā (Einweihungsritualen) bei Yoga Vidya wird die Guru-paramparā (die Traditionslinie unserer großen Meister) rezitiert mit Ādiśaṅkarācārya und Swami Sivananda und wir rufen damit ihren Segen an. Das Wissen der Lehrer sehen wir als einen großen Strom, der die Yoga Vidya Gemeinschaft inspiriert und orientiert. Unserer Überzeugung nach kann eine Verbindung zu einem/einer Lehrer:in hergestellt werden, auch wenn er/sie nicht in einem physischen Körper ist.  Dies ist das Aufeinander-Folgen von Lehrer:innen (und Schüler:innen). Neben dem direkten Lernen von einem/einer Lehrer:in, wird auch die Einstimmung durch Mantra Rezitation auf den/die innere:n Lehrer:in, den/die Weltenlehrer:in und den Guru (spirituelle Lehrer:in) als wichtig angesehen. 

Wir erleben Swami Sivananda bis heute als die treibende Kraft hinter dem Wirken des Yoga Vidya e.V. Seine Worte sind es, die unsere Lehr-Räume füllen, sein Segen ist die Kraftquelle hinter der eigenständigen Entwicklung unseres Vereins und jedem einzelnen Mitglied. 

b)    Sieben Prinzipien der Yoga-Vedānta-Lehre
Die folgenden sieben Prinzipien der Yoga-Vedānta-Lehre bilden die Grundlage für das spirituelle und religiöse Leben bei Yoga Vidya:
1)    Brahman (das Absolute). Es gibt nur eine höhere Wirklichkeit, die identisch ist mit Ātman (dem Selbst) in allem. Das Ziel ist, es zu erkennen und zu verwirklichen.
2)    Māyā (Illusion, Verblendung). Die relative Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist eine Illusion aufgrund ihrer ständigen Veränderung, unserer gefilterten Wahrnehmung und unseres irrigen Glaubens an die Trennung von Brahman. Es gilt, dies durch Interaktion mit den Menschen und Dingen in der Ordnung dieser Welt (in der Karmayoga Haltung) zu erkennen. 
3)    Duḥkha (Leiden). Unser Unvermögen, die letztendliche Realität zu erkennen, führt zu existenziellem Leiden, da wir in einer vergänglichen Welt nach dauerhaftem Glück suchen. Aus Duḥkha können wir aber herauskommen.
4)    Mokṣa (Befreiung, Selbstverwirklichung, Erleuchtung). Es ist möglich, falsche Vorstellungen über das Selbst, Gott und die Welt aufzulösen, die Identifikation mit Vergänglichem zu reduzieren, dass sich selbst enthüllende Brahman als seine eigene Essenz zu erkennen und zu verwirklichen und in diesem Leben befreit zu werden. Wie kommen wir dorthin?
5)    Abhyāsa (Übung). Wir können Schritte zur Befreiung durch spirituelle Praxis machen, die Yoga, Meditation, ethische Lebensführung und das Studium der spirituellen Schriften umfasst.
6)    Karma (das Leben als Schule). Wir lernen und wachsen spirituell aus allen Erfahrungen des Lebens. Bis zur Erfüllung all seiner Aufgaben, bis zur Verwirklichung des Höchsten Selbst inkarniert sich der Mensch wieder und wieder. 
7)    Kṛpā (Gnade). Angemessene Anstrengung öffnet die Kanäle für die göttliche Gnade, die zur Gotteserfahrung bzw. zur Selbsterkenntnis führt. Der Sucher hat in seinem Verantwortungsbereich die Möglichkeit, die notwendigen Qualifikationen zu erwerben und die Identifikation mit den Hüllen zu reduzieren.
Charakteristisch für Yoga Vidya ist also der Glaube an Brahman als höchste transzendente und immanente Wirklichkeit, der Glaube an Reinkarnation und das Gesetz des Karma als Weltdeutung und Sinngebung für das ganze Leben und Handeln sowie der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele. 
Siehe dazu auch die Ausführungen unter Punkt 1.2.a).

c)    Yogische Lebensführung mit den 6 Yogawegen
Die spirituelle Praxis (Abhyāsa) und das Leben bei Yoga Vidya sind charakterisiert durch die “4 S” (Sādhana, Satsaṅga, Sattva, Sevā). Diese ermöglichen in ihrer Gesamtheit die Weiterentwicklung des Menschen auf 6 Yogawegen, die Yoga Vidya aus Swami Sivanandas Integralem Yoga hervorgestellt hat. Die “4 S” sind:
•    Sādhana: Die tägliche spirituelle Praxis, typischerweise Dhyāna (Meditation), Āsana (Körperübungen), Prāṇāyāma (Atemübungen), Mantrarezitation, Svādhyāya (Studium Heiliger Schriften), Ausführung eigener Rituale wie Ārati (Lichtzeremonie), Pūjā (Verehrungszeremonie) etc.
•    Satsaṅga (Satsang): Gottesdienstbesuch in den Āśrama und Yogazentren; wenn physisch nicht möglich, über Live Online Satsang
•    Sattva: Ein reiner spiritueller Lebensstil. Das heißt unter anderem Verzicht auf Fleisch, Fisch, alkoholische Getränke, Tabak, bewusstseinsverändernde Drogen. Es beinhaltet auch einen ethischen Lebensstil und Empfehlungen für Kleidung, Musik, Verzicht auf Schimpfwörter, respektvoller Umgang mit anderen
•    Sevā: Uneigennütziges Dienen immer und überall

Im Folgenden sind die 6 Yogawege aufgeführt, die bei Yoga Vidya gelebt und gelernt werden:
•    Jñānayoga (Yoga des Wissens) 
•    Rājayoga (Yoga der Geistesbeherrschung) 
•    Bhaktiyoga (Yoga der Hingabe) 
•    Karmayoga (Yoga der Tat) 
•    Kuṇḍalinīyoga (Yoga der Energie) 
•    Haṭhayoga (Yoga der spirituellen Erfahrung durch Körperübungen)
Die weiteren Yogawege, die Swami Sivananda als Bestandteil des integralen Yoga gesehen hat, wie Mantrayoga (Yoga der Namen Gottes), Nādayoga (Yoga des Klanges), Layayoga (Yoga der Auflösung) und Kriyāyoga (Tapas, der praktische Yoga) werden unter Kuṇḍalinīyoga praktiziert und gelehrt. Siehe zu den 6 Yogawegen auch die Ausführungen unter Punkt 2.3.b) und Anlage 2.

d)    Integration westlicher Heilmethoden
Die Yoga Vedānta Lehre wird bei Yoga Vidya fortgeschrieben durch die Integration westlicher Heilmethoden. Der Körper ist das Instrument der Seele und damit das Boot um den Ozean von Saṃsāra (Kreislauf/Rad von Geburt und Tod) zu überqueren. Daher gilt es, den Körper und den Geist (die Psyche) gesund zu halten, den Tempel der Seele (den Körper) zu pflegen.

Āyurveda und westliche Naturheilkunde
Yoga Vidya hat eine eigene Āyurveda Abteilung, in der westliche Naturheilkunde einfliesst. So werden regionale Kräuter auf ihre Wirkungen im Sinne des Āyurveda untersucht. Es finden sowohl Beratungen, Anwendungen, als auch Seminare und Ausbildungen für Sevakas, andere Vereinsmitglieder und Gäste statt. Alle sind eingebunden in das Āśrama-Programm und erfahren auf diese Weise die Wirkungsweise von Yoga und Vedānta. 

Yogatherapie
Yoga Vidya stellt Leidenden neben einer umfänglichen Beratung, auch Gruppen- und Einzeltherapien zur Verfügung, die Erkenntnisse aus Physiotherapie, Psychologie und Yoga verbinden. Die Lehre des Stressmanagement verbindet die Erkenntnisse der Wirkweise des Yoga mit psychologischen Erkenntnissen. Es wurde ein 7 Punkte System für Yoga bei Beschwerden entwickelt. Yoga Vidya bildet Menschen als Yogatherapeut:innen aus, um dieses wertvolle und gut wirkende Zusammenspiel zu verbreiten. So wird auch körperlich und psychisch belasteten Menschen der Weg zum Yoga und damit zur Gottverwirklichung in unserer Tradition und Lehre eröffnet.

Yoga und Sportmedizin 
Swami Sivanandas Ansatz, Erkenntnisse aus der Sportmedizin in das Yoga zu integrieren, wurde erweitert. Es entstanden neue Yogastilausrichtungen wie die Yoga Vidya Fitnessreihe und Yoga Bodywork (Partneryoga). Aufgrund der vielen Menschen mit Rückenbeschwerden in Deutschland entwickelte sich auch “Yoga für den Rücken”. Auch hiermit soll der Zugang zum Yoga und damit zu einer spirituellen Lebensausrichtung uneingeschränkt möglich sein.
 

1.1. Heilige Schriften 
svādhyāyād-iṣṭa-devatā saṁprayogaḥ
Studium der Heiligen Schriften (Svādhyāya), führt zur Vereinigung mit Gott (yogasūtra II 44)
Zu den wichtigsten Heiligen Schriften bei Yoga Vidya gehören die 3 Säulen des Advaitavedānta nach Ādiśaṅkarācārya Upaniṣad, Bhagavadgītā und Brahmasūtras, weiterhin Werke für die Yogawege wie Yogasūtra von Patañjali (Grundlagenwerk des Rājayoga) und Haṭhapradīpikā von Svātmārāma (grundlegende Haṭhayoga-Schrift). Desweiteren von Śaṅkarā verfasste Werke wie Viveka-cūḍāmaṇi, sowie die zahlreichen Bücher von Swami Sivananda (z.B. Sādhana, Inspiration und Weisheit). Veröffentlichungen des Yoga Vidya Verlags geben weitere Orientierung (z.B. Karma und Reinkarnation, Yoga Vidya – Entstehung – Entwicklung - Leben im Ashram, Yoga Vidya Glaubenssystem). In Anlage 5 findest du beispielhaft einige, für den Yoga Vidya e.V. wichtige Kernsätze aus den heiligen Schriften. 

1.2. Verbreitung der Lehre 
Bei Yoga Vidya einzigartig ist die Tiefe der religiösen Unterweisung und Bildung in Yoga Vedānta außerhalb Indiens. Dies geschieht durch systematisches Studium der entsprechenden Schriften, Ausbildungen zu Purohita (Priester:in), Ācārya (Spirituelle:r Lehrer:in/ Yogameister:in), Dīkṣaka (Einweihende:r), etc. 
Es finden verschiedenste tiefgehende Seminare statt, darunter Āsana-Intensiv und Meditations-Retreats schweigend. Die Unterrichtenden sind meist langjährige Sevakas bei Yoga Vidya, aber auch spirituelle Meister:innen und Svāmī aus Indien und anderen Teilen der Welt.
Darüber hinaus ermöglicht Yoga Vidya die Verbreitung der Lehre in der Breite unter dem Motto: “Yoga ist für alle da”. Ein wichtiger Zweck der Yoga Vidya Gemeinschaft ist es, das spirituelle Wissen und die religiösen Bräuche im Alltag lebendig zu erfahren und - angepasst an die Bedingungen in Deutschland und Europa - weiterzugeben.

a)    Yoga Vedānta für alle 
In Fortführung von Swami Sivananda spielt das Konzept der Varṇa (Kasten=Stände) bei Yoga Vidya in der Praxis keine Rolle. Wir wollen das spirituelle heilsame Wissen allen Interessierten vermitteln und es allen ermöglichen, dieses es weiterzugeben, unabhängig von Herkunft, Ethnie und religiöser Ausrichtung. Dies unter der Voraussetzung, dass ethische Grundlagen berücksichtigt werden. 

Yoga Vidya bietet in seinen Āśrama (Orten der spirituellen Praxis und Lehre) verschiedene Zimmerkategorien an, um die Lehre des Yoga vor Ort möglichst jedermann zugänglich zu machen, unabhängig von seinen finanziellen Möglichkeiten. Bei Mithilfe im Āśrama ist auch kostenfreie Teilnahme am Ashramleben, spiritueller Unterweisung, Unterkunft und Verpflegung möglich. 

Der Weiterführung der weiten Verbreitung der Lehre des Yoga unter Swami Sivananda, trägt Yoga Vidya u.a. Rechnung durch die Einführung unterschiedlichster Yogakurse. Dabei wird auf die verschiedenen Entwicklungsstufen, die Lebensphasen im westlichen Kontext, und die 4 Puruṣārtha (Bedürfniskategorien des Menschen) eingegangen. So werden u.a. Yogastunden angeboten für verschiedene Level, wie Anfänger, Mittelstufe, Fortgeschrittene und bezogen auf die Lebensphase Kinderyoga, Schwangerenyoga, Yoga für den Rücken/bei Beschwerden und Yoga auf dem Stuhl. Auch im Rahmen von Business Yoga wurden spezielle Yogastunden entwickelt. Yogastunden bei Yoga Vidya gehen gezielt auf die einzelnen Yogawege ein. So gibt es für Bhaktiyoga, Mantra-, Klang- und Ritualyogastunden, für Jñānayoga Heilige Schriften Rezitations-YS, für Rājayoga Affirmations-YS, für Karmayoga Eigenschafts-YS (wie Selbstvertrauen und Mut), für Kuṇḍalinī-YS Chakrakonzentration- und Prāṇāyāma-YS, sowie klassische Haṭhayogastunden. In gleichem Maße werden in Seminaren und im Aus- und Weiterbildungsangebot die verschiedenen Wissensstufen berücksichtigt und es wird auf unterschiedliche Themen der Yoga Vedānta Lehre eingegangen. So ist das Spektrum an Yogastunden und die Themenvielfalt im Bildungsbereich größer geworden als bei Swami Sivananda.

Wie im klassischen Indien kann die Übung des Yoga auch mit beruflicher Aus-, Weiter- und Fortbildung, Erlernen von Sanskrit und anderen beruflichen Fähigkeiten verbunden werden.

Spirituelle Unterweisung gibt es in den Yoga Vidya Zentren und  Āśrama täglich auch in öffentlich zugänglichen Vorträgen, Seminaren, Workshops für Individualgäste sowie in Kursen in den Yoga Vidya Zentren. Für Menschen, die außerhalb der Reichweite einer Yoga Vidya Einrichtung leben, ermöglicht Yoga Vidya spirituelle Unterweisung auch durch:
•    Veröffentlichung von Büchern
•    Internet Videos und Videoreihen
•    Internet Audios und Podcasts
•    Umfangreiche Internetseiten
•    Yoga Vidya App
•    Yoga Wiki
Von besonderer Bedeutung ist die Yoga Vidya Schulungsreihe, die in 681 Lektionen per Video und Audio in alle Aspekte der Yoga Vidya Spiritualität einführt, einen Kommentar zur Heiligen Schrift Bhagavadgītā enthält, weitere Yoga Schriften wie Yogasūtra und Haṭha-pradīpikā kommentiert, in die Sanskritsprache einführt, und Hinduistische Rituale erläutert (siehe z.B. wiki.yoga-vidya.de/YVS).

b)    Übersetzung Swami Sivanandas Werke ins Deutsche
Der Yoga Vidya e.V. sieht eine wichtige Aufgabe darin, die Bücher von Swami Sivananda ins Deutsche zu übersetzen und somit das großartige spirituelle Wissen in Deutschland und Europa zu verbreiten. Bis 2023 wurden schon über 20 Werke von Swami Sivananda ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. Hier einige Beispiele:
•    Götter und Göttinnen im Hinduismus
•    Mit Konzentration und Meditation zur Selbstverwirklichung
•    Die wichtigsten Upanishaden
•    Japa Yoga
•    Feste und Fastentage im Hinduismus
•    Samadhi Yoga
•    Göttliches Elixier 
•    Inspiration und Weisheit
•    Karma Yoga
•    Sivanandas Botschaft vom göttlichen Leben
•    Vedanta für Anfänger
•    Sadhana, die spirituelle Praxis

c)    Neue Werke bei Yoga Vidya
Im Yoga Vidya Verlag werden auch eigenständig produzierte Veröffentlichungen publiziert. Wichtigster Autor ist hier Sukadev Bretz, der mithilfe der Sevakas viele Werke geschrieben hat. Beispielhaft:
•    Sukadev Bretz: Karma und Reinkarnation, Horn-Bad Meinberg 2010.
•    Sukadev Bretz: Bhagavad Gita für Menschen von heute, Bad Meinberg 2016.
•    Sukadev Bretz: Yoga Vidya - Entstehung, Entwicklung, Leben im Ashram, Horn-Bad Meinberg 2022
•    Sukadev Bretz: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute (Verlag via nova)

Für die Verbreitung der Lehre gilt: Karmayoga (selbstloses Handeln), ist ein wichtiger Aspekt im Yoga Vedānta.

d)    Lehrthemen
Yoga Vidya e.V. steht für einen spirituell, religiös ausgerichteten Yoga. Um Menschen zu dienen wird bei Yoga Vidya Yoga, Vedānta, Dhyāna (Meditation) und Āyurveda etc. auch für Gesundheit, Heilung, Persönlichkeitsentwicklung etc. gelehrt. Christliche Kirchen betreiben karitative Institutionen, betreiben Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Bildungshäuser, Hospize, um Nächstenliebe, ein Gebot ihrer Religion zu praktizieren. Das Gleiche tun Āśrama in Indien, die sich auch für Bildung, Krankenversorgung, Katastrophenhilfe, Armenspeisung kümmern. Ähnlich veranstaltet der Yoga Vidya e.V. Yogastunden, Yogakurse, Āyurveda Seminare und Ausbildungen sowie andere Kurse, Workshops und Seminare, soweit sie dem Menschen dienen und mit dem Yoga Vedānta Glaube kompatibel sind, als seinen Beitrag, Gott und den Menschen zu dienen. 

Alle Kurse, Seminare, Ausbildungen in den Zentren und Ashrams von Yoga Vidya stehen in Verbindung mit der spirituellen Praxis des Yoga und mit der Lehre des Yoga. Die Seminarteilnehmer nehmen dabei gleichfalls am Āśrama-Programm teil, insbesondere zweimal täglich am Satsaṅga (Gottesdienst) und erfahren auf diese Weise die ganzheitliche Wirkungsweise von Yoga und Vedānta. Sie folgen bei ihrem Aufenthalt auch den Āśrama-Regeln (vegetarische Ernährung, kein Alkohol, Schweigezeiten, etc.). 

Schwerpunkt: Traditionelle Lehrthemen
Um Menschen dauerhaft zu einem besseren Leben zu verhelfen, ist neben Sādhana (spiritueller Praxis) insbesondere Bildung in den verschiedenen Formen von Yoga, Vedānta, Dhyāna (Meditation), Āyurveda (gemäß Swami Sivananda in Verbindung mit westlicher Schulmedizin) etc. besonders wichtig. Diese können sein: 
•    Spirituelle Praxis
•    Techniken für die Gottverwirklichung im Alltag
•    Techniken für Gesundheit (u.a. Āyurveda, westliche Schulmedizin, Naturheilkunde und Ernährungskunde, andere Medizinsysteme)
•    Techniken für Heilung (Therapie) unter Beachtung der jeweils gültigen Gesetze
•    Mittel zu Persönlichkeitsentwicklung und zur Steigerung der Fähigkeiten

Ergänzende Lehrthemen
In den Zentren und Āśrama von Yoga Vidya werden die Techniken, Weisheitslehren, Philosophiesysteme und Praktiken aus Indien mit solchen aus anderen Kulturen und moderner Wissenschaft in Fortschreibung der Yoga Vedānta Lehre zeitgemäß verbunden. Anliegen des Vereines ist es unter anderem, alles was im Zusammenhang mit Yoga Vedānta im weiteren Sinne, also der Bildung, Forschung und Lehre steht, einzubeziehen. Dadurch kann Yoga Vidya einen wertvollen Beitrag zur Völkerverständigung und zum Dialog der Kulturen leisten. Im Zeitalter der Spezialisierung und Separierung will Yoga Vidya zur Verbindung und Integration beitragen und Menschen durch Yoga Vedanta Wege aufzeigen zu einem gesunden, erfüllten und sinnvollen Leben sowie tiefgreifendem Glück durch Gottverwirklichung. 
 

Aus- und Weiterbildungen


Auszug aus Anlage 3: 


Die Ausbildungen für Sevakas sind in der Ausbildungsordnung geregelt. Folgende mehrjährige Ausbildungen werden für Sevakas angeboten: 
•    Yoga Vidya Ācārya (Spirituelle:r Lehrer:in/ Yogameister:in) 
•    Ācārya Yoga Vidya Āyurveda (Lehrer:in des Ayurveda)
•    Ācārya Yoga Vidya Therapie (Lehrer:in der Yoga Therapie)
•    Yoga Vidya Purohita (Priester:in)
•    Yoga Vidya Śramaṇa (spirituell intensiv Praktizierende:r, dauerhafte:r Āśrama-Bewohner:in)
Sie setzen eine mindestens dreijährige ununterbrochene Mitgliedschaft in der Sevakagemeinschaft voraus. In der Ausbildungsordnung sind die Aus- und Weiterbildungen (aus dem öffentlich angebotenen Programm) benannt, die zu absolvieren sind. Zusätzlich kommen Praxis- und Unterrichtserfahrung hinzu, die nachgewiesen werden sollen: Unterrichtete Yoga- und Meditationskurse, durchgeführte Rituale, Konsultationen, Mitwirkung bei Ausbildungen usw. 

Auch für andere Mitglieder der Yoga Vidya Gemeinschaft, die nicht dauerhaft in Ashrams leben, und für Gäste wird eine Vielzahl von Aus- und Weiterbildungen angeboten. In allen Aus- und Weiterbildungen werden im Rahmenprogramm die 6 Yogawege praktiziert. Den höchsten Stellenwert hat hier die bausteinartig aufgebaute Yoga Vidya Visharada-Ausbildung. 
Der grundlegende Baustein für alle sind die Yogalehrerausbildungen. In ihnen werden die Absolvent:innen mit dem Wissen und der Praxis der 6 Yogawege und der Advaitavedānta Philosophie vertraut gemacht. In den Yogalehrerausbildungen spielen die heiligen Schriften wie Bhagavadgītā, Yogasūtra von Patañjali und Haṭha-pradīpikā von Svātmārāma eine wichtige Rolle. In Weiterbildungen werden weitere Schriften wie Tattvabodha, Upaniṣad, Ātmabodha integriert.
Einen wichtigen Bereich stellen die Meditationskursleiterausbildungen dar, in denen Menschen lernen, andere systematisch in Meditation anzuleiten. Am tiefsten in die Religiösität der Yoga Vedānta Tradition von Yoga Vidya reicht die Meditationslehrer-Ausbildung. Hier erlernt man das wichtige Ritual der Mantra dīkṣā (Mantraweihe) sowie Nama dīkṣā (spirituelle Namensgebung) durchzuführen und wird in einer feierlichen Weihe dazu autorisiert.

Ausbildungen sind auch wichtig, um das spirituelle Wissen einer großen Zahl von Menschen zugänglich zu machen. Yoga- und Meditationskurse können auf diese Weise Menschen in ganz Deutschland angeboten werden.

1.1. Satsaṅga (Gottesdienst), Religiöse Rituale, Gebete, Feiertage


Satsaṅga (Gottesdienst)
Satsaṅga ist das Zusammensein (saṅg) im Sinne der höheren Wahrheit (sat). Satsaṅga im Hinduismus entspricht dem Gottesdienst im Christentum. Satsaṅga findet in allen Yoga Vidya Ashrams zwei Mal am Tag statt. In den Yoga Vidya Stadtzentren findet Satsaṅga meist einmal am Tag, mindestens jedoch einmal pro Woche statt. Der Satsaṅga ist das zentrale und die Gemeinschaft verbindende Ritual, an dem sowohl die Sevakas, andere Mitglieder des Vereins als auch die Gäste teilnehmen. Um auch Menschen außerhalb der Āśrama und Zentren Satsaṅga-Besuch zu ermöglichen, wird der Satsaṅga aus Bad Meinberg täglich um 7h und 20h live im Internet übertragen.  Die Liturgie des Satsaṅga entspricht der Liturgie in den Sivananda Ashrams, insbesondere dem Sivananda Ashram Rishikesh. Die Liturgie wird beschrieben im Yoga Vidya Kirtanbuch. Dort finden sich auch die meisten gesungenen Kīrtana (Gesänge). 
Grundform des Satsangs: 
•    3x Om
•    Āvāhana Mantra zur Anrufung des Göttlichen in seinen verschiedenen Manifestationen
•    Dhyāna (Meditation)
•    Jaya Ganeśa Kīrtana: Anrufung der verschiedenen Aspekte des Göttlichen Ganeśa, Subrahmaṇya, Sarasvatī, Guru, Rāma, Kṛṣṇa, Śiva
•    Weitere Kīrtana (spirituelle Gesänge)
•    Lesung/Vortrag (Predigt)
•    Friedensgebete
•    Allumfassendes Gebet
•    Gruß an die Meister
•    Ārati (Lichtzeremonie)
•    Abschlussgebet
•    Austeilung von Prasāda (geweihte Speise)

Religiöse Rituale, Gebete, Feiertage
Zur Yoga Vedānta Tradition gehören neben dem täglichen Satsaṅga religiöse Rituale. Diese können individuell und gemeinsam ausgeführt werden. Die wichtigsten Rituale sind nachfolgend beschrieben.
•    Pūjā (Gottesverehrung): Durch Kombination von Gesten, symbolischen Objekten, Mantras und Gebeten werden die geistigen Instrumente des Ausführenden und der Teilnehmer:innen am Ritual konzentriert und auf den Gegenstand der Verehrung ausgerichtet. Dies kann zum Beispiel der Śiva-Aspekt des Göttlichen sein. Die Mūrti (Götterfigur) von Śiva ist der sichtbare Bezugspunkt, um in Verbindung zu treten mit dem nicht sichtbaren im Kāraṇa śarīra (Kausalkörper) angesiedelten Aspekt von Śiva. Pūjā findet regelmäßig bei Yoga Vidya im kleineren aber auch größeren Rahmen (mit mehreren Hundert Teilnehmer:innen) statt.
•    Homa (Vedische Feuerrituale): In einem rituellen Kontext wird Öl bei Rezitation von Mantras in ein hl. Feuer geopfert. Auch hier wird der Bezug zu einem Aspekt des Göttlichen hergestellt durch Gesten, Mantras und vor allem die Opferhandlung. 
•    Ārati: Lichtzeremonie mit Rezitation heiliger Mantras. Ārati ist der rituelle Abschluss eines jeden Satsaṅga, kann aber unabhängig praktiziert werden.
•    Rezitation Heiliger Schriften: Auch die Sanskrit Rezitation Heiliger Schriften gilt als wichtige Form der spirituellen Praxis. 
•    Saṃskāra (Lebensabschnittsrituale/Kasualien) werden rituell begangen. Insbesondere wie Jātakarman (Geburt), Vivāha (Hochzeit), Śrāddha (Tod).
Beispiele für religiöse Veranstaltungen in den Āśrama befinden sich in Anlage 4.

Bei Yoga Vidya werden die wichtigsten hinduistischen Feiertage mit Pūjā, Homa, Akhaṇḍa Kīrtana (mehrstündiges Singen der zu dem Feiertag verehrten Aspekte des Göttlichen) und Lesungen begangen. Dazu gehören insbesondere Śivarātri (Śiva-Fest), Hanumān Jayantī (Geburtstag des Gottes Hanumān), Guru Pūrṇimā (Fest des Guru), Kṛṣṇa Janmāṣṭamī (Erscheinungstag von Kṛṣṇā), Sivanandas Geburtstag, Navarātri (neuntägiges Fest der Göttlichen Mutter), Vijaya Daśamī (Fest der Durgā), Dīvālī (Lichterfest). Die wichtigsten dieser Feste sind Śivarātri, Swami Sivanandas Geburtstag und Navarātri, bei denen Pūjā und Homas mit mehreren Hundert Teilnehmer:innen zelebriert werden.

Alle Rituale und ihre Ausführung werden beschrieben in Swami Sivanandas Buch “Feste und Fastentage im Hinduismus” (Yoga Vidya Verlag) sowie spezifisch im “Yoga Vidya Purohita Handbuch”. Für die Durchführung mancher Rituale bedarf es einer sehr ausführlichen Schulung und Einweihung; sie können also nur von dafür geweihten Personen ausgeführt werden. Manche Rituale können jedoch auch von Laien ausgeführt werden. Um dies zu erlernen, gibt es Schulungen, Seminare, Ausbildungen.

In der Yoga Vedānta Tradition gibt es verschiedene Einweihungen wie Mantra dīkṣā (Mantraweihe) und Nama dīkṣā (Verleihung eines spirituellen Namens), die bereits oben erläutert wurden.

Rituale entstammen ursprünglich den Veden (Homa). Sie haben sich in den verschiedenen Traditionen weiterentwickelt. Puja ist als Ritual später hinzugekommen. Die Priester:innen für die Rituale werden bei Yoga Vidya ausgebildet. Es besteht dabei ein Austausch mit anderen Organisationen, insbesondere mit der Divine Life Society in Rishikesh/Indien.

Die Rituale geben dem Leben der Sevakas, der weiteren Vereinsmitglieder und Gäste eine Struktur. Die Gottesverehrer:innen können die o.g. wichtigen Lebensabschnittsrituale auch in der Yoga Vidya Tradition feiern. Dies hilft zum Beispiel bei der Verarbeitung von Trauer, beim Verlust eines nahestehenden Menschen. Die Rituale sind auch geeignet, festgefahrene Gedanken und Emotionen in Bewegung zu bringen und den Verarbeitungs- und Sublimationsprozess zu unterstützen. Die Aufmerksamkeit kann von schmerzhaften und begrenzenden Emotionen und Gedanken gelöst und auf ein göttliches und erhebendes Prinzip gerichtet werden.

Gebete sind ein fester Bestandteil der Religionsausübung bei Yoga Vidya. Folgendes Gebet wird in jedem Satsaṅga gemeinsam gebetet.

Gebet
tvam eva mātā ca pitā tvam eva ' tvam eva bandhuś ca sakhā tvam eva
tvam eva vidyā draviṇaṃ tvam eva ' tvam eva sarvaṃ mama deva-deva // 1 //
Oh Gott der Götter! Du allein bist Mutter, Vater, Verwandter, Freund, Wissen, Reichtum und alles.

kāyena vācā manasendriyair vā ' buddhyātmanā vā prakṛteḥ svabhāvāt
karomi yad yat sakalaṃ parasmai ' nārāyaṇāyeti samarpayāmi // 2 //
Was auch immer ich an Handlungen mit Körper, Sprache, Geist, Sinnen, Intellekt, Natur oder Emotionen ausführe, alle diese opfere ich dem Höchsten Gott.

Die weiteren, wie zum Beispiel die Friedensgebete, werden auf Sanskrit gesprochen. In den Ausbildungen und Einführungsseminaren erlernen die Teilnehmer:innen die Rezitation und die Bedeutung dieser Gebete.

1.2. Verhältnis zu anderen Religionen, Synkretismus
Yoga Vidya vertritt einen einschließenden Ansatz und folgt dabei der Divine Life Society sowie vielen Strömungen des Hinduismus. Dazu gehört die Anerkennung, dass Gott sich auf verschiedene Weisen manifestiert, dass die unterschiedlichen Religionen und spirituellen Richtungen zu Moksha, zur Erlösung führen können, dass sie letztlich alle eins sind, und dass die Praktiken verschiedener Religionen auch miteinander kombiniert werden können. Yoga Vidya sieht diesen synkretistischen Ansatz auch als wichtig und hilfreich für das friedvolle Zusammenleben der Menschen aller Religionen, Weltanschauungen und Kulturen an. „Unity in Diversity“, Einheit in Verschiedenheit, war eines der zentralen Mottos von Swami Sivananda. So werden bei Yoga Vidya auch Zitate aus den Heiligen Schriften und den Heiligen von anderen Religionen verwendet, deren spirituelle Praktiken auch praktiziert. Es wird akzeptiert, dass Mitglieder von Yoga Vidya auch anderen Religionsgemeinschaften angehören können, sofern sie den zentralen Aussagen in diesem Dokument zustimmen, die spirituell-religiösen Praktiken, die Ethik und den Lebensstil unserer Tradition befolgen. Yoga Vidya erkennt an, dass andere Religionsgemeinschaften das anders sehen. Yoga Vidya interpretiert manchmal Aussagen aus anderen Religionen aus der Sicht des Yoga Vedanta bzw. Sanatana Dharma, die z.T.  von den Inhalten der betreffenden Religion abweichen können. Dieser verbindende, synkretistische Ansatz soll dem Dialog der unterschiedlichen Religionen dienen. Wir respektieren und akzeptieren natürlich die Lehren der jeweiligen Religion.
 

1.1. Grundwerte 
Die Mitglieder des Yoga Vidya e.V. verstehen sich als Teil einer Religionsgemeinschaft. Der Yoga Vidya e.V ist bei seiner Interpretation der hinduistischen Wurzeln einem humanistisch-spirituellen Welt- und Menschenbild verpflichtet, das ausdrücklich von Respekt zu allen Menschen unabhängig ihrer religiösen, kulturellen, ethnischen Herkunft und sexuellen Orientierung geprägt ist und steht auf der Basis des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. 
Die im Yoga Vidya e.V. vereinigten Mitglieder fühlen sich verpflichtet, den Menschen durch die Verbreitung der Wissenschaft des Yoga und verwandter Übungssysteme zu dienen.  

Ethische Grundlagen 
Ethisches Verhalten ist in allen religiös-spirituellen Traditionen ein unverzichtbarer Bestandteil und weitgehend stimmen die Grundprinzipien in den verschiedensten Religionen überein. Maßgeblich für uns sind insbesondere die 5 Yama und 5 Niyama, das Ethik-Konzept aus dem Yogasūtra nach Patañjali. Desweiteren in Anlage 5 beispielhafte Auszüge aus der Bhagavadgītā (Verse 13.7-11). Ahiṃsā (Nichtverletzen, Gewaltlosigkeit), Liebe, Mitgefühl, Wohlwollen, Freundlichkeit, Fröhlichkeit, Toleranz, Zufriedenheit, Bescheidenheit, Großzügigkeit, Gelassenheit, Gleichmut, Geduld, Optimismus und Mut sind göttliche Tugenden und unsere Werte. 
Unter Punkt 2.a) sind die ethischen Grundlagen für Yoga Vidya in Bezug auf Sexualität, Partnerschaft, Heirat in Bezug auf Zwei- und Gleichgeschlechtigkeit, sowie der Umgang im Sinne LGBQT+ erläutert. 

Yoga Vidya positioniert sich klar gegen Ahimsa-Verstöße aller Art (physische, psychische und soziale) und hat umfassende Maßnahmen entwickelt, um den Gefahren von Manipulation, Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen vorzubeugen. Dazu gehören präventive Sicherungsmechanismen und Prozeduren zur Verhinderung von sexueller Übergriffigkeit, Ausnutzen von Machtpositionen und dass der spirituelle Status als Entschuldigung für sexuelle Übergriffe genutzt wird. Neben einer klaren, offenen Kommunikation, verbindlichen Ethik-Richtlinien, die alle Unterrichtenden unterschreiben müssen, gehören dazu auch gewählte Vertrauenspersonen sowie der Shanti-Rat (Friedens-Rat) und und ein/e externe/r Ahimsa-Beauftragte/r, der/die auf Gewaltprävention und Deeskalation spezialisiert ist.
Die ethischen Werte werden als Grundlage gesehen für einen klaren und zur Unterscheidung fähigen Geist. Ein wichtiger Wert ist Ahiṃsā (die Gewaltlosigkeit). Das zuvorbeschriebene Absolute, die höchste Wahrheit (Brahman) muss jede:r Einzelne auf seine eigene Situation beziehen und eine moralische Urteilskraft entwickeln. Erzeugt ein Mensch bspw. durch eine gewalttätige Sprache Probleme mit den Menschen in seiner Umgebung ist er damit beschäftigt diese Probleme wieder zu beseitigen. Die Zeit kann er nicht für spirituelle Praxis nutzen. Es ist dann wichtig, dass er seinen Anteil an der problematischen Situation erkennt und die Gewalt in seiner Sprache auflöst. Erst wenn diese gedankliche Identifikation mit Gewalt gelöst wurde, ist der Suchende bereit sich feineren Verhaftungen zuzuwenden und letztlich seine Identität als ewiges, ungeborenes, vollständiges Gewahrsein zu erkennen.


5 Yama (ethische Grundregeln im Umgang mit Anderen) aus dem Yogasūtra nach Patañjali:
•    Ahiṃsā (Gewaltlosigkeit): das Nichtverletzen und das Schützen von Anderem. Hier auch des Planeten, was Yoga Vidya und jedes Mitglied zu einem ökologischen Verhalten und Leben führt. Ahiṃsā ist das Konzept der Gewaltlosigkeit, d.h. der Nichtschädigung anderer in Gedanken, Worten und Taten. Ahimsa steht an erster Stelle der fünf Yamas. Ahimsa schließt seelisches Nicht-Verletzen ein und geht in dem Sinn noch vor Wahrhaftigkeit: Wahrheit darf möglichst nie verletzen, heisst manchmal eventuell zu schweigen.
Stattdessen: Entwickeln von Liebe zu anderen. Lernen zu vergeben. Entwickeln von positiven Gefühlen gegenüber anderen. Jeden Tag mindestens eine freundliche Handlung machen, die nicht zum Aufgabenbereich gehört. Anderen ein Lächeln und ein verständiges Ohr schenken.
•    Satya (Wahrhaftigkeit): ehrlich sein, authentisch sein, nichts vorgeben, was man nicht ist.
•    Asteya (Nichtstehlen): nichts nehmen, was dir nicht gegeben wurde, nicht davon stehlen, nicht gierig sein, nicht raffen, nichts nehmen, was man nicht braucht, nicht versuchen, weniger zu machen als andere, sondern mehr
Stattdessen: Üben in Großzügigkeit. Lernen zu geben statt zu nehmen.
•    Brahmacarya (Keuschheit bei Brahmacāri und Sannyāsin, bei Yoga Vidya bei allen weiteren Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten): die Enthaltsamkeit, auch die sexuelle Enthaltsamkeit. Brahmacharya heißt Verzicht auf jede Form der Sexualität, die anderen Leid zufügt, nicht die Lehrerrolle missbrauchen gegenüber Teilnehmer/innen
Stattdessen: spirituell praktizieren, ggf. feste Partnerschaft, die beruht auf Liebe, gegenseitigem Respekt, Gleichberechtigung, gegenseitigem Einverständnis und als Basis der spirituellen Entwicklung betrachtet wird
•    Aparigraha (keine Gier): Unbestechlichkeit, bemühen nicht Vorteile anzuhäufen, nicht versuchen immer mehr herauszuschlagen, zurückweisen von Geschenken, bei denen eine Gegenleistung erwartet wird, Nicht-Besitzen-Wollen
Stattdessen: sich darin üben, zu handeln und zu geben ohne eine Gegenleistung zu erwarten

5 Niyama (ethische Grundregeln im Umgang mit sich selbst) aus dem Yogasūtra nach Patañjali:
•    Śauca (die Reinheit) Innere und äußere Reinheit. Reinigen der Gedanken, der Worte, der Handlungen. Überwinden der Ich-Bezogenheit. Regelmäßig die Kriyas (Reinigungstechniken) praktizieren. Sattvige Ernährung. Körperhygiene. Sauberhalten des Altars und des Wohnbereichs. Sich in der Umgebung für Sauberkeit bemühen. Verzicht auf Fleisch, Fisch, Alkohol, Tabak, Drogen.
•    Santoṣa (die Zufriedenheit): Zufriedenheit, Bescheidenheit, Schlichtheit, Anspruchslosigkeit. Sieh das Positive in allem. Sieh die Vorteile und Segnungen des spirituellen Lebens. 
In einer Krise: um Hilfe bitten, mit einem spirituellen Berater sprechen (Yoga Vidya-Online Beratung oder bei einem Ashram Aufenthalt oder Zentrumsbesuch)
•    Tapas (die Askese, Praxis, Disziplin): Auch Einfachheit. Beständig an sich arbeiten bis zur Vollkommenheit, die Meisterschaft erreicht ist. Unermüdlich disziplinieren. Alte Eindrücke kommen immer wieder hoch, bis die Wurzel erfasst sind. Diese sitzen oft sehr fest und sehr tief. Daher braucht es die Beständigkeit in der Praxis. Vereinfachen des Lebens. Verzichten auf Unnötiges. Ab und zu fasten. Früh aufstehen. 
•    Svādhyāya (das Selbststudium). In den heiligen Schriften lesen. Vorträge von Yogameistern hören. Sich und den Geist studieren. Versuchen zu verstehen, versuchen zu erkennen. Meditieren über Weisheiten. Einen tief gefestigten Glaube entstehen lassen durch Reflektion und nicht einfach nur blind Anweisungen folgen. Sich klar werden über sich selbst, relativ und absolut. Überprüfen der Motive. Erkennen der Fehler. Die Beweggründe des Handelns anschauen. An sich arbeiten und um Ratschlag bitten (Yoga Vidya-Online Beratung oder bei einem Ashram Aufenthalt oder Zentrumsbesuch). Fassen von bestimmten Vorsätzen und ein spirituelles Tagebuch führen zur Kontrolle der Umsetzung.
•    Īśvarapraṇidhāna (die Hingabe an Gott). Vertiefen der Hingabe. Den Geist erfüllen mit göttlichen Gedanken. Gottesverehrung in Gedanken, Worten und Taten. Beten, durchführen von Ritualen.



4. Ausblick


Weitere Stärkung der spirituellen Schwingung und Lichtkraft für die ganze Atmosphäre und inneren und äußeren Frieden. 

Ausbau der Internationalisierung
Der Austausch zu indischen Partner:innen und Religionsgemeinschaften im In- und Ausland wird gestärkt. So ist in Bad Meinberg bereits ein Tempelraum entstanden, in dem die Lehre der Bhagavad Gita in Zusammenarbeit mit Gita Vidya verkündet wird. Desweiteren soll am Hauptstandort Bad Meinberg ein original indischer Tempel errichtet werden, in dem indische Priester:innen aus ganz Deutschland und anderen Ländern Rituale durchführen. Hier wird die Zusammenarbeit mit der Hinduistischen Gemeinde mit Hauptsitz Hamm vertieft. Es werden Veranstaltungen am Yoga Vidya Hauptstandort stattfinden, wo viele indische Partner:innen und Religionsgemeinschaften zusammentreffen. 

Yoga Vidya beteiligt sich an der Aufstellung für einheitliche Standards in Bezug auf weltweite Yogalehrerausbildungen.


asato mā sad gamaya'
tamaso mā jyotir gamaya /
mṛtyor māmṛtaṅ gamaya //
(Führe mich vom Unwirklichen zum Wirklichen, von der Dunkelheit zum Licht, vom Tod zur Unsterblichkeit) 
(Bṛhadāraṇyaka Upaniṣad)

Glück kommt, wenn das Individuum mit Gott verschmilzt.
(Letzte Worte von Swami Sivananda in seinem letzten Werk „Elixir Divine“)

Yoga Vidya e.V., Yogaweg 7, 32805 Horn-Bad Meinberg, informationen@yoga-vidya.de, www.yoga-vidya.de
(Amtsgericht Lemgo, Vereinsregister-Nr. VR 1274, vertreten durch den Vorsitzenden Volker Bretz; Ust. Nr. DE241612897) 
 

Anlagen

Anlage 1: Die Lehre des Advaitavedānta von Ādiśaṅkarācārya in Bezug auf jīva (die individuelle Seele) anhand des Modells 3 Körper und 5 Hüllen:

Diese Lehre ist seinem Werk Viveka-cūḍāmaṇi entnommen und wird bei Yoga Vidya im Rahmen der Sevaka- und Yogalehrerausbildung und Weiterbildungen gelehrt. In Satsaṅga (Gottesdienst) wird im Vortragsteil darauf Bezug genommen:
Das 5 Hüllenmodell (auch 3 Körpermodell) verdeutlicht mit welchen Erscheinungen, Identifikationen der individuellen Seele möglich sind. Durch diese Identifikationen wird Brahman, bezogen auf das Individuum Ātman genannt, verhüllt unter dem Einfluss von avidyā (Unwissenheit). So entsteht die Vorstellung: meine Identität ist der physische Körper. Man bezeichnet ein Wesen mit dieser Vorstellung als jīva. Die 5 Hüllen, die ātman verschleiern, sind:
•    anna-maya-kośa (physische Hülle/Nahrungshülle; anna – Nahrung; -maya – gemacht; kośa – Hülle)
•    prāṇa-maya-kośa (Energiehülle, Lebenshülle)
•    mano-maya-kośa (geistig-emotionale Hülle)
•    vijnāna-maya-kośa (intellektuelle Hülle)
•    ānanda-maya-kośa (Wonnehülle)
Die Vedāntalehre ist das geeignete Mittel, um diesen Fehlschluss zu erkennen und in einem Erkenntnis- und Wachstumsprozess zu korrigieren. Das Modell deutet die Vielzahl der Identifikationsmöglichkeiten mit physischem Körper, Energien, Gefühlen, Gedanken und Karmas an. Daher geht die Vedānta-Lehre von langwierigen Prozessen mit viel spiritueller Praxis zur Entfernung der Unwissenheit aus.
Die ānanda-maya-kośa oder Wonnehülle beinhaltet alle Gesetze, z. B. Naturgesetze, die notwendig sind, um die Welt am Laufen zu halten. Hier sind auch alle Vāsanā oder Saṃskāra (Wünsche und geistige Eindrücke) angesiedelt. Jede Handlung die aus menschlicher Identifikation heraus getan wird, hinterlässt eine Wirkung (Karma). Da in dieser Welt das Ursache Wirkungsprinzip gilt, muss jede Ursache eine Wirkung haben. Daraus ergibt sich das Gesetz des Karmas, das besagt:
o    Der Mensch hat das, was ihm geschieht, selbst geschaffen, d. h. die Ursache dafür gesetzt.
o    Der Mensch ist verantwortlich für das, was ihm in der Zukunft geschieht.
o    Der Mensch wächst anhand der Erfahrungen. Ereignisse sind nicht als Belohnung oder Bestrafung anzusehen, sondern als Möglichkeiten zum Wachsen.

Das Karma eines Menschen wird in drei Abschnitte unterteilt: Sañcita, Prārabdha, Āgāmī (oder Krīya māṇa). Sañcita-karma ist der große gespeicherte Vorrat aller angehäuften Taten der Vergangenheit, deren Früchte noch nicht geerntet worden sind. Āgāmī-karma wird laufend in diesem Leben gebildet und kommt zu dem Vorrat von Sañcita-karma dazu. Prārabdha-karma ist das Karma, das uns für dieses Leben auferlegt worden ist; die Früchte unserer vergangenen Handlungen werden in diesem Leben geerntet. Prārabdha ist ein Teil von Sañcita; der Unterschied zwischen den beiden ist, dass Sañcita noch nicht wirksam ist, während Prārabdha nun beginnt, Früchte zu tragen. Die Früchte aller Karma müssen vom Individuum selbst geerntet werden, da sein Charakter und seine Lebensumstände durch sein Prārabdha-karma bestimmt werden. Prārabdha-karma kann in keiner Weise vermieden werden, nicht einmal vom Weisen.

Das Erlangen von Selbsterkenntnis befähigt den Menschen dazu, durch innere Karmayoga Haltung, Handlungen ohne neues Karma schaffende Wirkungen (Āgāmī-karma) auszuführen oder mit den Auswirkungen der angesammelten Handlungen (Sañcita-karma), die noch nicht wirksam geworden sind, angemessen umzugehen. Prārabdha hingegen, das begonnen hat, Früchte zu tragen, muss geerntet werden. Wer jedoch Selbsterkenntnis erlangt hat, wird nicht wirklich unter den Ergebnissen leiden, denn er ist nicht mit dem Körper und den Sinnesorganen identifiziert. Seine Identität ist das alldurchdringende formlose Brahman geworden. Karma berühren ihn nicht. 

Die Lehre geht davon aus, dass das Ernten von Früchten der eigenen Handlungen nicht in diesem Leben geschehen muss, sondern in einer weiteren Inkarnation. So gehört die Lehre von Karma und Reinkarnation zu den fundamentalen Lehren in der Yoga Vedānta Tradition: Im Moment des physischen Todes verlässt die Seele die sterbliche Hülle, geht in eine der feinstofflichen Ebenen (Bhūrloka, Bhuvarloka, Swarloka) ein. Wenn das Karma für die nächste Inkarnation bereit ist, beginnt eine neue Reinkarnation.

Eindrücke aus dem jetzigen und den früheren Leben, die im Kāranasharīra (Kausalkörper) bzw. der ānanda-maya-kośa (Wonnehülle) liegen, treiben den mit dem Körper und dem Karma identifizierten jīva von Geburt zu Geburt. Der sich in avidyā (Unwissenheit) befindliche jīva versucht, die unzähligen Wünsche nach Sicherheit, Vergnügen und Tugendhaftigkeit zu befriedigen. Durch avidyā (Unwissenheit) erkennt er nicht, dass sein innerstes Wesen die Quelle von ānanda (des Glücks) ist. Vielmehr verbindet er es fälschlicherweise mit dem Besitz von äußeren Objekten oder dem Erleben von äußeren und inneren Erfahrungen.  

So wie eine starke Abhängigkeit den Süchtigen dazu treibt, die Droge immer wieder zu nehmen, auch wenn er es nicht will, ist unser Wunsch, in einen Körper zurückzukehren und uns wieder in die Erfahrungen der Sinne zu stürzen, viel tiefer, als wir erkennen, und daher muss unser Sādhana (spirituelle Praxis) regelmäßig und ununterbrochen sein. Nur wenn die Saṃskāras durch Sādhana weit genug abgeschwächt worden sind, wird das Stadium des vollkommenen Yoga erreicht und der Geist des jīva klar genug sein, um seinen Irrtum zu erkennen. Dann wird Mokṣa (die Befreiung, die Erlösung) erreicht.  
 
Anlage 2: Die 6 Yogawege 
Jñānayoga: Im Jñānayoga (Yoga des Wissens) setzt der Suchende seinen klaren, zum Verstehen der Lehre geeigneten Geist der Vedānta-Lehre aus. Idealerweise wird die Lehre von einem qualifizierten Lehrer erläutert. Der Suchende übt die 4 grundlegenden spirituellen Praktiken des Jñānayoga, Śravaṇa (hören), Manana (nachdenken), Nididhyāsana (meditieren) und Anubhava (verwirklichen). Jñānayoga lenkt den Geist des Suchenden auf die unveränderlichen Grundprinzipien: Brahman, ātman, māyā, avidyā, īśvara und jīva. Eine große Rolle spielen im Jñānayoga Modelle, die die grundlegenden Zusammenhänge für den Suchenden transparenter machen: wie das 3 Körper Modell und das 5 Hüllenmodell. Siehe hierzu Anlage 1. Die Modelle deuten die Vielzahl der Identifikationsmöglichkeiten mit physischem Körper, Energien, Gefühlen, Gedanken und Karmas an. Daher geht die Vedānta-Lehre von langwierigen Prozessen mit viel spiritueller Praxis und Erweiterung des Wissens aus, um sich von diesen Identifikationen zu lösen, um Brahman (das Absolute) zu erfahren

Rājayoga: Rājayoga (Yoga der Geistesbeherrschung) umfasst die Techniken des mentalen Trainings und Dhyāna (der Meditation). Rājayoga erklärt, wie der menschliche Geist funktioniert und wie wir ihn beherrschen können. Übungen des Rāja-yoga umfassen Affirmation, Visualisierung, Achtsamkeit, Selbstbeobachtung und die verschiedensten Meditationstechniken. Durch Beherrschung des Geistes erreicht der Übende Kaivalya (Erlösung, Befreiung).

Bhaktiyoga: Bhaktiyoga (Yoga der Hingabe). Durch Gottesverehrung, durch Gebet, Mantra-Singen, Rituale, Erzählen von Mythen und Heiligengeschichten öffnet sich das Herz. Das Individuum kommt in Kontakt mit dem Göttlichen, fühlt sich als Teil einer größeren Ordnung. Durch Verehrung Gottes, erfährt der Gläubige Göttliche Gnade und Göttliche Gegenwart. Es ist ein besonders wichtiger Bestandteil des spirituellen Weges, da es den spirituellen Sucher zu einer tiefen emotionalen Bindung an das Göttliche führen und ihm helfen kann, die Dualität zwischen dem Sucher und dem Objekt der Hingabe zu überwinden. Bhakti heißt, sich in Gott zu sehen. Bhakti ist das Fließen von Hingabe gleich dem Fließen eines Flusses. Bhakti ist Kontinuität von Hingabe. Bhakti ist das Hingezogen sein des jīva zu Gott, so wie die Nadel zum Magnet hingezogen wird.

Man entwickelt und kultiviert Hingabe durch die Praxis rechten Verhaltens, von Satsaṅga (Satsang, Gottesdienst), Japa (Wiederholung eines Mantra), Smaraṇa (sich erinnern an Gott), Kīrtana (Mantra-Singen), Gebet und Ritualen, Dienst an Heiligen, Aufenthalt an Wallfahrtsorten, Dienst an Armen und Kranken mit göttlichem Bhāva (Gefühl, Hingabe), Einhaltung der Pflichten des täglichen Lebens, Opfern aller Handlungen und deren Früchte an Gott, Gefühl der Gegenwart Gottes in allen Wesen, Verneigen vor dem Bild und vor Heiligen, Verzicht auf weltliche Freuden und weltlichen Reichtum, Wohltätigkeit, Mäßigung und Gelübde, von Ahiṃsā (Nicht-Verletzen), Satya (Wahrhaftigkeit) und Brahmacarya (Enthaltsamkeit) – all das wird dir helfen, Bhakti zu entwickeln. 

Karmayoga: Karmayoga (Yoga der Tat) lehrt, das Schicksal als Chance zu begreifen. Karmayoga stellt Techniken bereit, um Entscheidungen richtig zu treffen und jeden Teil des Lebens zu spiritualisieren. Karmayoga ist das Ausführen von notwendigen Aufgaben in der Welt, ohne an den Ergebnissen der Handlung zu hängen bzw. sie als Dienst für das Ganze zu sehen. Die Karmayoga Haltung hilft, den Fokus auf die auszuführende Handlung zu halten und die genaueren Zusammenhänge in der Situation zu verstehen und sich eins mit allen Wesen zu fühlen.

Auszug aus Anlage 1: Da in dieser Welt das Ursache Wirkungsprinzip gilt muss jede Ursache eine Wirkung haben. Daraus ergibt sich das Gesetz des Karmas, das besagt:
•    Der Mensch hat das, was ihm geschieht, selbst geschaffen, d. h. die Ursache dafür gesetzt.
•    Der Mensch ist verantwortlich für das, was ihm in der Zukunft geschieht.
•    Der Mensch wächst anhand der Erfahrungen. Ereignisse sind nicht als Belohnung oder Bestrafung anzusehen, sondern als Möglichkeiten zum Wachsen.
Die Yogalehre geht davon aus, dass das Ernten von Früchten der eigenen Handlungen nicht in diesem Leben geschehen muss, sondern in einer weiteren Inkarnation. So gehört die Lehre von Karma und Reinkarnation zu den fundamentalen Lehren in der Yoga Vedānta Tradition: Im Moment des physischen Todes verlässt die Seele die sterbliche Hülle, geht in eine der feinstofflichen Ebenen (Bhūrloka, Bhuvarloka, Swarloka) ein. Wenn das Karma für die nächste Inkarnation bereit ist, beginnt eine neue Reinkarnation.

Kuṇḍalinīyoga: Kuṇḍalinīyoga (Yoga der Energie) beschreibt den Astralkörper mit seinen Cakra (Energiezentren) und Nāḍi (Energiekanälen). Dieser durchdringt den physischen Körper auf einer höheren Schwingungsebene. Im Kuṇḍalinīyoga gibt es Übungen, welche den Astralkörper reinigen, Prāṇa (die Lebensenergie) stark erhöhen, Cakra (die Energiezentren) harmonisieren und öffnen. Wenn der Suchende bereit ist, erwacht die machtvolle Kuṇḍalinī-Energie entweder langsam, allmählich oder spontan, plötzlich. Das Erwachen der Kuṇḍalinī ist mit vielen überwältigenden, auch außersinnlichen Erfahrungen, einem starken Glücksgefühl, Erweiterung geistiger Fähigkeiten verbunden. Ein gereinigter Astralkörper und die erhöhte Lebensenergie sind unerlässliche Basis für die Wirksamkeit der geistigen Instrumente beim Jñānayoga sādhana.

Haṭhayoga: Haṭhayoga (Yoga der spirituellen Erfahrung durch Körperarbeit) ist der wohl bekannteste Teil des Yoga. Er umfasst die körperorientierten Praktiken: Āsanas (Yogastellungen), Prāṇāyāma (yogische Atemübungen), Tiefenentspannungs- und Meditationstechniken. Außerdem gibt es im Haṭhayoga Ratschläge für eine gesunde Lebensführung, u.a. vegetarische/vegane Vollwerternährung. Der gesunde Körper, den der Suchende mit dem Haṭhayoga entwickeln kann, ist eine wichtige Grundlage für die höheren Einsichten des Jñānayoga.

Der gebotenen Kürze wegen, sind weitere wichtige Glaubenskonzepte in Bezug zu den 6 Yogawegen hier stichpunktartig aufgeführt:
 
Jñānayoga (Yoga des Wissens)
•    Modell 3 Körper und 5 Hüllen (siehe Anlage 1)
•    Saptabhūmikā (7 Stadien zur Vollkommenheit)
•    Sādhana-catuṣṭaya (4 Mittel zur Befreiung)
•    Ṣaṭ-sampad (6 edlen Tugenden der Gelassenheit)
•    Vivekas (4 Methoden zur Unterscheidung)
•    Ṣaḍdarśana (6 klassische indische Philosophiesysteme)
•    Tattvas (fundamentale Prinzipien)
•    Makrokosmos – Mikrokosmos
•    Reinkarnation und Lokas, was geschieht mit der Seele nach dem Tod (siehe Anlage 1)
•    Gesetz des Karma (siehe Anlage 1)

Rājayoga (Yoga der Geistesbeherrschung) 
•    Aṣṭāṅga (8 gliedriger Pfad zur Vollkommenheit)
•    Pañca vṛtti
•    6 Arten von Samādhi (Überbewusstsein)
•    Kriyāyoga nach Patañjali (Grundpraktiken im Rājayoga)
•    antaḥ-karaṇa (4 Teile des Geistes)
•    Antarāya (geistige Hindernisse und ihre Überwindung)
•    Kleśa (5 Ursachen des Leidens und ihre Überwindung)
•    Vibhūti und Saṃyama (Überbewusstsein und göttliche Kräfte)
•    Siddhi (übernatürliche Kräfte und deren 5 Ursachen) 
•    Dharmameghasamādhi (höchster Samadhi)
•    Kaivalya (Befreiung)

Bhaktiyoga (Yoga der Hingabe)
•    Pañca bhāva (5 Arten der Gottesliebe)
•    Navaratnamālikā (9 Bhakti Sadhana Praktiken, siehe Anlage 2)
•    Daśāvatāra (10 Avatare von Viṣṇu dem Erhalter)

Karmayoga (Yoga der Tat)
•    Puṇya und Pāpa (gute Taten und Sünden) mit Dāna (Gabe), Tapas (Diziplin, Askese), Yajña (Ritual) 
•    Dharma (rechtes Verhalten) und Adharma (unrechtes Verhalten)
•    5 Untergesetze des Karmas
•    5facher Sinn des Lebens

Kuṇḍalinīyoga (Yoga der Energie)
•    Liṅga-śarīra und Sūkṣma-śarīra (Astralkörper) mit Prāṇa (feinstoffliche Energie), Nāḍī (72.000 Energiekanäle im Astralkörper) und Cakra (Energiezentren)
•    Shiva-Shakti-Philosophie
•    SchöpfungsmythenHaṭhayoga (Yoga der spirituellen Erfahrung durch Körperarbeit)
•    5 Grundpraktiken im Haṭhayoga
•    ṣaṭkriyā (6 Reinigungsübungen)
•    Mitāhāra (Speisevorschriften, sattvige Nahrung)
•    Mahākumbhaka (8 große Atemübungen = großartige Weisen, die Luft anzuhalten)
•    Mudrā (Körper- und Fingerhaltungen als Siegel)
•    Bhandas (Verschlüsse)

Anlage 3: Aus- und Weiterbildungen bei Yoga Vidya

Die Yoga Vidya Gemeinschaft erkennt die große Bedeutung von Ausbildungen für die individuelle Weiterentwicklung und den Wissenserwerb an. Es werden daher Ausbildungen für Sevaka Mitglieder des Yoga Vidya e. V. und weitere Mitglieder des Vereins sowie Gäste angeboten.

Die Ausbildungen für Sevakas sind in der Ausbildungsordnung geregelt. Folgende mehrjährige Ausbildungen werden für Sevakas angeboten. 
•    Yoga Vidya Ācārya
•    Ācārya Yoga Vidya Āyurveda 
•    Ācārya Yoga Vidya Therapie 
•    Yoga Vidya Purohita (Priester)
•    Yoga Vidya Śramaṇa
Sie setzen eine mindestens dreijährige ununterbrochene Mitgliedschaft in der Sevakagemeinschaft voraus. In der Ausbildungsordnung sind die Aus- und Weiterbildungen (aus dem öffentlich angebotenen Programm) benannt, die zu absolvieren sind. Zusätzlich kommen Praxis- und Unterrichtserfahrung hinzu, die nachgewiesen werden sollen: Unterrichtete Yoga- und Meditationskurse, durchgeführte Rituale, Konsultationen, Mitwirkung bei Ausbildungen usw.

Auch für andere Mitglieder der Yoga Vidya Gemeinschaft, die nicht dauerhaft in Ashrams leben, wird eine Vielzahl von Ausbildungen angeboten. Den höchsten Stellenwert hat die bausteinartig aufgebaute Yoga Vidya Visharada-Ausbildung. Zusätzlich zur 2- oder 3 Jahresyogalehrerausbildung sind fünf 9-tägige Weiterbildungen zu den wichtigen Yoga Schriften, die Meditationskursleiter Ausbildung, eine Asana Intensiv Woche, weitere Wochenendseminare sowie 4 Wochen Mithilfe im Ashram zu absolvieren. Die Ausbildung schließt mit einer 50-seitigen Arbeit ab. Alternativ können auch 100 zusätzliche Unterrichtseinheiten absolviert werden.

Eine wichtige Grundlage sind die Yogalehrerausbildungen, die in verschiedenen Formen angeboten werden: 4 Wochen Intensivausbildung, 2 Jahresausbildung im Stadtcenter (im Zusammenwirken mit den Ashrams), 2 Jahresausbildung im Modulsystem und die 3 Jahresausbildung. In ihnen werden die Absolventen mit dem grundlegenden Wissen der 6 verschiedenen Yogawege vertraut gemacht und sie entwickeln eine solide Praxis darin. Die Ausbildungen zielen darauf ab, Lehrer für Haṭhayoga zu werden. Die anderen Praktiken sind ebenfalls von Bedeutung. In den Yogalehrerausbildungen spielen die oben erläuterten heiligen Schriften eine wichtige Rolle. Die Bhagavadgītā, die Yogasūtra von Patañjali und die Haṭha-pradīpikā von Svātmārāma werden in den 2 und 3-jährigen umfassend behandelt. In den Ausbildungen im Modulsystem werden neben den bereits genannten weitere Schriften wie Tattvabodha, Upaniṣad, Ātmabodha integriert. Die Yogalehrerausbildungen haben daher einen hohen Anteil an Wissen der spirituellen Yoga Vedānta Tradition, das in den Ausbildungen vermittelt wird.

Einen weiteren wichtigen Bereich stellen die Meditationsausbildungen dar. Die 12-tägige Meditationskursleiterausbildung ist die Basisausbildung, in der Menschen lernen andere systematisch in Meditation anzuleiten. Die Teilnehmer lernen die typische Abfolge eines 10-wöchigen Meditationskurses anzuleiten, üben in Kleingruppen Vorträge und Meditationsanleitungen zu halten und praktizieren selber intensiv Meditation. 

Aufbauend darauf kann man sich in weiteren Bereichen spezialisieren, oder eine übergreifende Meditationsleiter Bausteinausbildung absolvieren. Zum Beispiel im Bereich der Vedānta Meditation. Die Vedānta Meditation Kursleiterausbildung ist zusammen mit der Vedānta Kursleiterausbildung vor allem für diejenigen gedacht, die ein tieferes Verstehen, Erfahren und Unterscheiden in den subtileren Bereichen der fünf Hüllen gewinnen wollen. Es geht darum, auf die Natur von Ātman mit Worten zu enthüllen und Ātman von den gröberen Erscheinungen wie Karmas, Gedanken und Gefühle sowie Energien zu unterscheiden.

Am tiefsten in die Religiösität der Yoga Vedānta Tradition von Yoga Vidya reicht die Meditationslehrer Ausbildung. Hier erlernt man das wichtige Ritual der Mantra dīkṣā (Mantraweihe) sowie Nama dīkṣā (spirituelle Namensgebung) durchzuführen. Die Mantra dīkṣā (Mantraweihe) ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg des Bhaktiyoga. Menschen absolvieren die Mantra dīkṣā (Mantraweihe), wenn sie bereit sind täglich mindestens 20 Minuten mit einem Mantra zu meditieren. Die regelmäßige Meditation stellt einen intensiven Bezug zwischen dem jīva (mit Körper und Geist identifizierter Mensch) und der umfassenderen Ordnung (Īśvara genannt) her. Der Suchende entwickelt einen Kanal zum Göttlichen. Im Ritual der Mantraweihe wird dieser Kanal durch eine in der Regel intensive und erhebende Meditationserfahrung geöffnet. Nama dīkṣā (spirituelle Namensgebung) hilft dem Suchenden, seine spirituelle Orientierung und Weihung in der Yoga Vedānta Tradition nach außen sicht- und hörbar zu machen und diese so weiter zu vertiefen und zu bekennen.

Es gibt eine Vielzahl von weiteren Aus-, Weiter- und Kursleiterausbildungen. Sie alle nehmen Bezug auf die Tradition des Yoga und Vedānta. Bezugnehmend auf das Fünfhüllenmodell helfen die Praktiken und das Wissen, die Identifikationen mit den Hüllen zu erkennen und schrittweise aufzulösen. Durch z.B. die intensive Meditation in einer Meditationskursleiterausbildung und der Fortsetzung der Meditationspraxis auch in einem Meditationskurs mit weiteren Teilnehmern erkennt man Gedankenketten, die zuvor unbewusst waren.  Wenn ein Meditierender sich der beschränkenden oder selbstzerstörerischen Gedanken und Gefühle bewusst wird ist das der erste Schritt, um liebevollere und gesündere Gedanken und Gefühle kultivieren zu können. 

Ausbildungen sind auch wichtig, um das spirituelle Wissen einer großen Zahl von Menschen zugänglich zu machen. Yoga- und Meditationskurse können auf diese Weise Menschen in ganz Deutschland angeboten werden.

Spirituelle Unterweisung gibt es in den Yoga Vidya Zentren und  Āśrama täglich auch in öffentlich zugänglichen Vorträgen, Seminaren, Workshops für  Āśrama Individualgäste sowie in Kursen in den Yoga Vidya Zentren. Für Menschen, die außerhalb der Reichweite einer Yoga Vidya Einrichtung leben, ermöglicht, ermöglicht Yoga Vidya spirituelle Unterweisung auch durch:
•    Veröffentlichung von Büchern
•    Internet Videos und Videoreihen
•    Internet Audios und Podcasts
•    Umfangreiche Internetseiten
•    Yoga Vidya App
•    Yoga Wiki

Von besonderer Bedeutung ist die Yoga Vidya Schulungsreihe, die in 681 Lektionen per Video und Audio in alle Aspekte der Yoga Vidya Spiritualität einführt, einen Kommentar zur Heiligen Schrift Bhagavadgītā enthält, weitere Yoga Schriften wie Yogasūtra und Haṭha-pradīpikā kommentiert, in die Sanskritsprache einführt, und Hinduistische Rituale erläutert (siehe z.B.
Anlage 4: Beispiele für religiöse Veranstaltungen im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg
Tägliche Programme:
•    von 5.00 h bis 6.00 h: Homa (Feuerzeremonie) 
•    von 5.00-6.45 Uhr Dhyāna (Morgenmeditation) in unserem Kloster (Shivalaya)
•    von 6.00 h bis 6.50 h: Intensives Prāṇāyāma
•    von 6.00 h bis 7.15 h: Dhyāna (Geführte Meditation) (an ausgewählten Tagen)
•    von 7.00 h bis 8.00 h: Satsaṅga (Gottesdienst)
•    8-9h Spirituelle Unterweisung (Vorträge)
•    9.15h Yogastunden
•    9.30-10.00h: Mahāmṛtyuñjayamantra (Om Tryambakam) Rezitation 
•    10h Pūjā
•    10.30h Prasāda (Essenssegnung)
•    12.30 Devī Ārati
•    12.30h Kālī Pūjā
•    14.30h Spirituelle Unterweisung (Vorträge/Workshops)
•    16.15h Yogastunden
•    16.15-18h Dhyāna (Angeleitete Meditationen) in den Tempelräumen
•    17.30h Prasāda (Essenssegnung)
•    18.20-19h Kṛṣṇa Pūjā
•    19-20h Rezitation aus Bhagavadgītā (Heiliges Buch des Hinduismus)
•    von 19.00 h bis 20.00 h: Oṃ namo Nārāyaṇāya Singen – Mantrawiederholung für den Weltfrieden
•    von 20.00 h bis 21.00 h: Satsaṅga (Gottesdienst)
•    21.-22h Spirituelle Unterweisung (Vortrag)
Zusätzliche, sich wöchentlich wiederholende Programme:
•    Freitags: Devī Ārati und Devī Pūjā, Meditation 
•    Samstags:  Devī Ārati, Hanumān Pūjā, Dhyāna (Meditation), Hanumān cālīsā Rezitation
•    Sonntags: Devī Ārati, Lakṣmī Pūjā, Dhyāna (Meditation) und Bhagavadgītā Rezitation
•    Montags: oṃ namo bhagavate śivānandāya Rezitation, Śiva Pūjā, Devī Ārati, Dhyāna (Meditation), Rezitation für Śiva, Bhagavadgītā Rezitation
•    Dienstags: Devī Ārati, Guru Pūjā, Dhyāna (Meditation)
•    Mittwochs: Devi Arati, Navagraha Puja, Dhyāna (Meditation), Kṛṣṇa Pūjā
•    Donnerstags: Satsaṅga (Gottesdienst) mit einstündiger Meditation, Devī Ārati, Gaṇeśa Pūjā, Dhyāna (Meditation), oṃ namo bhagavate śivānandāya Rezitation, Guru Pūjā

Anlage 5: Beipiele für Kernsätze aus den heiligen Schriften auf denen die Yoga Vidya Lehre beruht und die maßgeblich im Alltag umgesetzt werden sollen:
Aus den Upaniṣad: 
अहं ब्रह्मास्मि 
aham brahmāsmi (Ich bin Brahman)
(Bṛhadāraṇyaka Upaniṣad)
तत्त्वमसि 
tat tvam asi (Das bist du)
(Chāndogya Upaniṣad)
अयमात्मा ब्रह्म 
ayam ātmā brahma (Dieses Selbst ist Brahman)
(Māṇḍūkya Upaniṣad)
सत्यं ज्ञानमनन्तं ब्रह्म  
satyam jnānam anantam brahma (Wahrheit, Wissen, Unendlichkeit ist Brahman) 
(Taittirīya Upaniṣad)
एकं सद्विप्रा बहुधा वदन्ति
ekam sat viprā bahudhā vadanti (Die Wahrheit ist eine, die Weisen sprechen davon auf verschiedene Weise) 
(Ṛgveda)
ॐ पूर्णमदः पूर्णमिदम् पूर्णात् पूर्णमुदच्यते|
पूर्णस्य पूर्णमादाय पूर्णमेवावशिष्यते 
oṃ pūrṇamadaḥ pūrṇamidam pūrṇāt pūrṇamudacyate /
pūrṇasya pūrṇamādāya pūrṇamevāvaśiṣyate //
(Dieses ist vollständig, jenes ist vollständig. Wenn man das Vollständige vom Vollständigen wegnimmt, bleibt das Vollständige übrig)
 (Īśā Upaniṣad)
सर्वं खल्विदं ब्रह्म 
sarvaṃ khalvidaṃ brahma (Alles ist Brahman) 
(Chāndogya Upaniṣad)
असतो मा सद्गमय 
तमसो मा ज्योतिर्गमय 
मृत्योर्माऽमृतं गमय
asato mā sad gamaya'
tamaso mā jyotir gamaya /
mṛtyor māmṛtaṅ gamaya //
(Führe mich vom Unwirklichen zum Wirklichen, von der Dunkelheit zum Licht, vom Tod zur Unsterblichkeit) 
Diese Präambel betont das Ziel unserer spirituellen Praxis und das Streben nach Befreiung / Realisierung des höchsten Bewusstseins.
(Bṛhadāraṇyaka Upaniṣad)
Aus dem Viveka-cūḍāmaṇi von Ādi Śaṃkarācārya: 
„Die Welt, die durch Unwissenheit geschaffen wurde, existiert aufgrund der Wahrnehmung, aber das Selbst, das jenseits der Wahrnehmung liegt, ist die wahre Natur der Dinge."
"Derjenige, der seinen Geist durch Nachdenken und Kontemplation gereinigt hat, erkennt, dass Brahman das einzige wirkliche Prinzip ist und dass alles andere eine Illusion ist."
"Die wahre Natur des Selbst ist Bewusstsein und Glückseligkeit. Wenn der Geist ruhig und still ist, wird das Selbst erkannt."
Der Körper ist vergänglich, die Sinne sind vergänglich, die Gedanken sind vergänglich. Nur das Selbst, das unsterblich und unvergänglich ist, bleibt."
Die Weisheit, die das Selbst erkennt, führt zur Befreiung von Leid und Sorgen. Diejenigen, die das Selbst erkannt haben, erfahren unendliche Glückseligkeit."
Die Wahrheit kann nur durch direkte Erfahrung erkannt werden. Diejenigen, die die Wahrheit erkannt haben, werden von Furcht und Leiden befreit sein."
Das wahre Selbst ist jenseits aller Dualität. Es gibt weder Geburt noch Tod, weder Vergänglichkeit noch Veränderung. Es ist unveränderlich, unendlich und ewig."
"Die wahre Natur des Selbst kann nicht durch Bücher oder Worte vermittelt werden. Es kann nur durch direkte Erfahrung erkannt werden."
"Das höchste Ziel des menschlichen Lebens ist die Erkenntnis des Selbst. Wer das Selbst erkennt, wird frei von allen Bindungen und erfährt unendliche Glückseligkeit."
"Das Selbst ist das einzige wirkliche Prinzip. Alles andere ist vergänglich und illusorisch. Wer das Selbst erkennt, wird von allen Illusionen befreit sein."
Aus Brahma-sūtra von Vedavyāsa (philosophischer Grundtext des Vedanta): 
Hier heißt es u. a.: 
oṁ athāto brahma jijñāsā oṁ (Kap. 1.1.1.) 
(Jetzt, in der menschlichen Lebensform, ist die Zeit gekommen, das Absolute zu erforschen)
Dieser Ausspruch betont die Bedeutung der Sehnsucht nach Erkenntnis von Brahman, dem höchsten Bewusstsein oder absoluten Sein. Letztlich ist das menschliche Leben dazu bestimmt, nach Gott zu streben. Es drückt die Idee aus, dass der Mensch nach dem Erreichen bestimmter Lebensziele, wie Dharma (rechte Handlung), Artha (Materieller Wohlstand) und Kāma (Freuden), nach Mokṣa (der höchsten spirituellen Wahrheit, nämlich Brahman) streben soll. Das Zitat ermutigt uns als spirituell Strebende und Wahrheitssucher, uns mit dem Wissen über Brahman als ultimative Realität auseinanderzusetzen, es schrittweise in der täglichen Praxis umzusetzen, um letztendlich Mokṣa (Befreiung) von der Unwissenheit und den Banden des Karma zu erlangen.
oṁ anāvṛttiḥ śabdād anāvṛttiḥ śabdāt oṁ (Kap. 4.4.22)
(Befreiung kommt nur durch das Wissen von Brahman)

Aus Bhagavadgītā (Gesang Gottes):
Sie gilt als eine der wichtigsten Heiligen Schriften des Hinduismus und enthält eine Vielzahl von Zitaten, die für viele Gläubige und besonders auch für unsere Yoga Vidya Sevaka Gemeinschaft eine bedeutende spirituelle Bedeutung haben. Hier steht der Dialog zwischen Kṛṣṇa (Inkarnation Gottes) und Arjuna auf dem Schlachtfeld von Kurukṣetra im Mittelpunkt, wobei es um ethische und philosophische Grundsätze des Vedānta geht, letztlich ist es aber die Auseinandersetzung jedes einzelnen Menschen mit dem täglichen Leben, den inneren und äußeren Herausforderungen/Kämpfen und deren Meisterung:

dhṛtarāṣṭra uvāca /
dharma-kṣetre kuru-kṣetre ꞌ samavetā yuyutsavaḥ /
māmakāḥ pāṇḍavāś caiva ꞌ kim akurvata sañjaya // 1.1 //
(Dhṛtarāṣṭra sprach: Im heilgen Land, im Kuru-Land, zusammentreffend kampfbereit, Was taten dort, o Sañjaya, die Meinen und die Pāṇḍava?)
Weitere wichtige Zitate:
vidyā-vinaya-saṃpanne ꞌ brāhmaṇe gavi hastini /
śuni caiva śva-pāke ca ꞌ paṇḍitāḥ sama-darśinaḥ // 5.18 // 
(Höchstes Wissen ist die Erkenntnis, dass Gott in allen Wesen gegenwärtig ist. Dann verfällt man nicht mehr in Irrtum und Täuschung.)
karmaṇy evādhikāras te ꞌ mā phaleṣu kadācana /
mā karma-phala-hetur bhūr ꞌ mā te saṅgo ʼstv akarmaṇi // 2.47 //
(Handele uneigennützig, ohne an den Früchten deiner Handlung zu haften. Lass dich nicht vom Erfolg oder Misserfolg beeinflussen. So wirst du wahrhaftig handeln und nicht anhaftend sein.)

yat karoṣi yad aśnāsi ꞌ yaj juhoṣi dadāsi yat /
yat tapasyasi kaunteya ꞌ tat kuruṣva mad-arpaṇam // 9.27 //
(Denn wer in dieser Welt unermüdlich Gutes tut, ohne dabei irgendwelche Ansprüche zu erheben, kommt sicher zur höchsten Vollendung.) 
yoga-sthaḥ kuru karmāṇi ꞌ saṅgaṃ tyaktvā dhanañjaya /
siddhy-asiddhyoḥ samo bhūtvā ꞌ samatvaṃ yoga ucyate // 2.48 //
(Sei immer im Yoga, o Arjuna. Verwurzle dich fest in ihm und führe deine Pflicht aus, ohne an den Früchten deiner Handlungen zu hängen. So wirst du frei von Bindungen sein.)
vidyā-vinaya-saṃpanne ꞌ brāhmaṇe gavi hastini /
śuni caiva śva-pāke ca ꞌ paṇḍitāḥ sama-darśinaḥ // 5.18 // 
(Die Weisen sehen mit gleichem Auge einen Brahmanen, einen Elefanten, einen Hund und einen Ausgestoßenen.)
Diese Zitate betonen die Wichtigkeit von uneigennützigem Handeln, spiritueller Disziplin und dem Bewusstsein der Einheit allen Seins. Sie sind Ausdruck der Vedanta-Philosophie und haben einen starken Einfluss – nicht nur auf die hinduistische Spiritualität und Philosophie – sondern auch auf unser Denken, Leben und Handeln im Ashram.
Ein Beispielauszug für die ethische Werten, wie sie in der Bhagavadgītā gelehrt werden, die als Ideal für spirituellen Fortschritt wegweisend sind. 
icchā dveṣaḥ sukhaṃ duḥkhaṃ ꞌ saṅghātaś cetanā dhṛtiḥ /
etat kṣetraṃ samāsena ꞌ sa-vikāram udāhṛtam // 13:7 //
amānitvam adambhitvam ꞌ ahiṃsā kṣāntir ārjavam /
ācāryopāsanaṃ śaucaṃ ꞌ sthairyam ātma-vinigrahaḥ // 13:8 // 
indriyārtheṣu vairāgyam ꞌ anahaṅkāra eva ca /
janma-mṛtyu-jarā-vyādhi- ꞌ duḥkha-doṣānudarśanam // 13:9 //
asaktir anabhiṣvaṅgaḥ ꞌ putra-dāra-gṛhādiṣu /
nityaṃ ca sama-cittatvam ꞌ iṣṭāniṣṭopapattiṣu // 13:10 //
mayi cānanya-yogena ꞌ bhaktir avyabhicāriṇī /
vivikta-deśa-sevitvam ꞌ aratir jana-saṃsadi // 13:11 //
(Demut, Bescheidenheit, Sanftmut, Nachsicht, Geradlinigkeit, Ehrerbietung an die großen Meister, Reinheit, Beständigkeit, Selbstbeherrschung, Nichtanhaften und auch das Fehlen von Überheblichkeit, das Erkennen von (oder das Nachdenken über) Leid in Geburt, Tod, Alter, Krankheit und Schmerz,
Nichtanhaftung, Nichtidentifikation des Selbst mit Familie, Heim und allem anderen und ständige Gelassenheit, gleichviel ob das Erwünschte oder Unerwünschte eintritt, Beständigkeit der Selbsterkenntnis und Wahrnehmung des Zieles wahren Wissens – das wird Wissen genannt, und das, was dem entgegensteht, ist Unwissenheit.)  

Aus Yogasūtras von Patañjali: 
atha yoga-anuśāsanam // 1.1 //
(Jetzt beginnt die Unterweisung im Yoga.) 
yogaś-citta-vṛtti-nirodhaḥ // 1.2 //
(Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist.) 
tadā draṣṭuḥ svarūpe-vasthānam // 1.3 //
(Dann ruht der Sehende in seinem eigenen Wesen.) 
abhyāsa-vairāgya-ābhyāṁ tan-nirodhaḥ // 1.12 //
(Durch Übung und Nichtanhaftung wird das Gedankenfluktuieren zur Ruhe gebracht.) 
heyaṁ duḥkham-anāgatam // 2.16 //
(Vermeide das zukünftige Leid.) 
sthira-sukham-āsanam // 2.46 //
(Das Asana sollte stabil und angenehm sein.) 
Diese Zitate betonen die Wichtigkeit von Geistestraining, Praxis, Achtsamkeit, Ausdauer, Stabilität und Nicht-Anhaftung und sind deshalb bedeutsam für die Yogapraxis innerhalb unserer spirituellen Gemeinschaft.
Aus Haṭha-pradīpikā von Svātmārāma: 
Sie ist eine wichtige Schrift des Haṭhayoga, dem körperorientierten Zweig des Yoga.  Dieses Werk betont die Bedeutung der Reinigung des Körpers, Es beschreibt Āsana, Prāṇāyāma, Mudrā, Bandha u.v.m., um den physischen Körper gesund zu halten und zum Überbewusstsein zu kommen: 
pīṭhāni kumbhakāś citrā divyāni karaṇāni ca
sarvāṇy api haṭhābhyāse rāja-yoga-phalāvadhi // 1.70 //
Übe Körperstellungen, Atemübungen, mudrās und alle haṭha-yoga-Techniken bis zur Frucht des rāja-yoga, die spirituelle Vollkommenheit
cale vāte calaṁ cittaṁ niścale niścalaṁ bhavet
yogī sthāṇutvam āpnoti tato vāyuṁ nirodhayet //2.2. 
Wenn der Atem  unruhig ist, wird auch der Geist unruhig. Wenn der Atem ruhig ist, wird auch der Geist stabil. Daher erreiche durch Herrschaft über den Atem Nirodha, tiefe Meditation. 
ṣaṭ-karma-nirgata-sthaulya-kapha-doṣa-malādikaḥ
prāṇāyāmaṁ tataḥ kuryād anāyāsena sidhyati  // 2.36 //
Wenn man prāṇāyāma praktiziert, nachdem man durch die sechs Reinigungstechniken von Übergewicht, einem Übermaß an kapha und anderen Unreinheiten geheilt ist, stellt sich der Erfolg mühelos ein. 
Diese Zitate betonen die Wichtigkeit von Āsana, Prāṇāyāma, Mudrā, Bandha, Dhyāna (Meditation), Kriyā (Reinigungstechniken) und der Auswahl der richtigen Nahrung für den Erfolg im Haṭhayoga. Sie sind Ausdruck der Haṭhayoga-Philosophie und haben einen starken Einfluss auf die Yoga-Praxis und Philosophie gehabt.