Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti (Telugu జిడ్డు కృష్ణమూర్తి Jiḍḍu Kr̥ṣṇamūrti; * 12. Mai 1895 in Madanapalle, Indien; † 17. Februar 1986 in Ojai, Kalifornien) war ein indischer Philosoph, Autor und spiritueller Lehrer.

Krishnamurti wurde schon im Kindesalter von Mitgliedern der Theosophischen Gesellschaft entdeckt und von Annie Besant als kommender "Weltlehrer" erklärt. Annie Besant war es auch, die für ihn den theosophischen Orden Order of the Star in the East gründete. Im Jahr 1929 löste Krishnamurti diesen Orden auf, als er erkannte, dass die Wahrheit frei von jeglichem System oder jeglicher Religion erfahrbar ist. Dies führte ihn zu seinem zentralen Thema; "der Freiheit des Menschen."

Die Lehre der freien Selbsterkenntnis

Jiddu Krishnamurti kann als Verfechter für die freie und subjektive Entfaltung der Selbsterkenntnis angesehen werden. Als beispielhaft für die Essenz seiner Lehre, kann dementsprechend seine Rede zur Auflösung des eigens von ihm gegründeten religiösen Ordens angesehen werden:

Ich behaupte, dass die Wahrheit ein pfadloses Land ist und dass es keine Pfade gibt, die zu ihr hinführen – keine Religionen, keine Sekten. Das ist mein Standpunkt, den ich absolut und bedingungslos vertrete. Die Wahrheit ist grenzenlos, sie kann nicht konditioniert, sie kann nicht auf vorgegebenen Wegen erreicht und daher auch nicht organisiert werden. Deshalb sollten keine Organisationen gegründet werden, die die Menschen auf einen bestimmten Pfad führen oder nötigen. Wenn ihr das einmal verstanden habt, werdet ihr einsehen, dass es vollkommen unmöglich ist, einen Glauben zu organisieren. Der Glaube ist eine absolut individuelle Angelegenheit und man kann und darf ihn nicht in Organisationen pressen. Falls man es tut, wird er zu etwas Totem, Starrem; er wird zu Gier, zu einer Sekte, einer Religion, die anderen aufgezwungen wird. […] Ich möchte keiner spirituellen Organisation, ganz gleich welcher Art, angehören, und ich bitte euch, das zu verstehen. Ich betone noch einmal, dass keine Organisation einen Menschen zur Spiritualität führen kann. Wenn eine Organisation zu diesem Zweck gegründet wird, so wird sie zu einer Krücke, die euch schwächt, zu einem Gefängnis. Solche Organisationen verkrüppeln das Individuum, hindern es daran zu wachsen und seine Einzigartigkeit zu leben, die ja darin liegt, dass es ganz alleine diese absolute, uneingeschränkte Wahrheit entdeckt. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass ich mich – da ich der Präsident des Ordens bin – entschlossen habe, den Orden aufzulösen. Niemand hat mich zu dieser Entscheidung gedrängt oder überredet. Das ist keine großartige Tat, denn ich will keine Jünger oder Anhänger; ich meine das so, wie ich es sage. In dem Moment, in dem man beginnt, jemandem zu folgen, hört man auf, der Wahrheit zu folgen.“ (zitiert nach Jayakar 1988, S. 86f)

Spirituelle Namensbedeutung

Biographie

Jiddu Krishnamurti wurde am l2. Mai l895 in Mandanapalle, Südindien geboren. Als er 14 Jahre alt war, begannen führende Persönlichkeiten der Theosophischen Gesellschaft sich seiner besonders anzunehmen, weil sie glaubten eine ungewöhnlich reine Aura bei ihm wahrzunehmen. Sie betrachteten ihn als den kommenden "Weltlehrer".

Krishnamurtis eigener Orden

Schon mit 15 Jahren machte man ihn zum Oberhaupt des Theosophischen Ordens «Star of the East». Krishnamurti wurde weltweit bekannt als ein kraftvoller, kompromissloser, nicht kategorisierbarer Lehrer, dessen Reden und Schriften keine Verbindung zu bestimmten Religionen oder philosophischen Systemen hatten. Zum Entsetzen seiner theosophischen Umgebung, löste Krishnamurti den Sternenorden, dem mehrere tausend Mitglieder angehörten, am 3. August 1929 auf. In einer Rede vor 3000 Sternenorden-Mitgliedern teilte er seinen denkwürdigen und wohlüberlegten Entscheid öffentlich mit.

Ablehnung des Guru-Status

Für den Rest seines Lebens widersetzte er sich dem Guru-Status, den andere ihm aufdrängen wollten. Er bereiste weiterhin viele Teile der Welt und sprach überall sowohl vor großem Publikum als auch mit zahlreichen Einzelpersonen aus allen sozialen Schichten. Er wollte jedoch keine Autorität darstellen und akzeptierte keine Anhänger. Er sprach immer von Mensch zu Mensch.

«Schaffen Sie sich bitte kein Bild vom Sprecher. Der Sprecher ist nicht sehr wertvoll – was bedeutungsvoll ist, ist das, was er sagt»

(Zitat aus der Rede Nr. 1 in Saanen, 1984)

Die Lehre

Der Kern von Jiddu Krishnamurtis Lehre war die Erkenntnis, dass die Gesellschaft nur grundlegend verändert werden kann, wenn das Bewusstsein des Einzelnen transformiert wird, dementsprechend betonte er in seinen Reden immer wieder die Notwendigkeit der Selbsterkenntnis. Zudem hielt er es für unabdingbar den Menschen zu zeigen, dass sie in einengenden, trennenden Einflüssen kultureller, religiöser und nationalistischer Prägungen und Konditionierungen existieren.

Der Wille sich zu ändern

"Wie können wir der Menschheit am besten helfen, Ihre Lehre zu verstehen und zu leben?", fragte man Krishnamurti, anlässlich einer Rede, vom 17. April 1935 in Rio de Janeiro, Brasilien. Krishnamurti antwortete:

«Dies ist sehr einfach: dadurch, dass man sie selbst lebt. Was ist es denn, das ich lehre? Ich gebe Ihnen kein neues System und keine neuen Glaubenssätze, aber ich sage, erkennt die Ursache, die zu diesem Mangel an Liebe, zu dieser Angst, zu fortwährenden Kriegen, Hass, Standesunterschieden und Isolation der Menschen geführt hat.

Die Ursache ist der grundsätzliche Wunsch aller Menschen, sich durch Macht zu schützen. Wir alle möchten der Welt helfen, aber wir beginnen nie bei uns selbst. Wir möchten die Welt umgestalten, aber die grundlegende Veränderung muss in uns selbst zuerst stattfinden. Beginnen Sie also, Verstand und Herzen von der Besitzgier zu befreien. Dies erfordert nicht bloßen Verzicht, sondern Scharfsinn und Intelligenz.»

(Zitat aus: Krishnamurti – 100 Jahre, von Evelyne Blau, Aquamarin-Verlag)

Reden auf der ganzen Welt

Krishnamurti reiste lebenslang unermüdlich, um überall auf der Welt Reden zu halten und die Schulen und Zentren zu besuchen, die er in den USA, Indien und England gegründet hatte. 25 Jahre lang (1961 bis 1985) lebte und sprach Krishnamurti jeden Sommer mehrere Wochen in Saanen im Berner Oberland. Er liebte die Berge und die wunderbare Landschaft.

Lebenswerk

Leben und Lehre von Krishnamurti sind untrennbar miteinander verbunden. Er entwickelte seine einzigartige Lehre aus seinem eigenen Sein und Leben heraus, denn er las keine philosophischen und religiösen Bücher. Seine Reden, Dialoge, Tagebücher und Briefe wurden in mehr als 60 Büchern gesammelt und in viele Sprachen übersetzt, sodass sich jedermann anhand dieser authentischen Quellen ein eigenes Bild über den Inhalt der Botschaft verschaffen kann, die Krishnamurti der Menschheit zu vermitteln versuchte. Krishnamurti starb 1986 im 91. Lebensjahr in Ojai, Kalifornien.