Das Ajna Chakra ist das sechste der sieben Haupt-Chakras. Es wird auch als Drittes Auge, als Auge der Intuition, bezeichnet. Das Ajna Chakra ist das Chakra der besonderen Erkenntnis.
Ajna heißt "befehlen", "steuern", "wahrnehmen". Das Ajna Chakra steht für höhere Wahrnehmung, also Intuition. Es wird auch "Auge der Intuition" genannt. Es steht auch für Erkenntnis und Klarheit, für die Buddhi, die Vernunft, und gilt daher als das "Meister-Chakra".

Sitz und Lage des Ajna Chakras

Sitz des Ajna Chakras ist in der Mitte des Kopfes, hinter dem Punkt zwischen den Augenbrauen. Es strahlt aus nach vorne zum Punkt zwischen den Augenbrauen, Trikuti, und zur Mitte der Stirn. Manche Menschen spüren Trikuti mehr zwischen den Augenbrauen, manche mehr in der Mitte der Stirn. Damit ist das dritte Auge eigentlich ein Kshetra, also ein Ausstrahlungsfeld des Ajna Chakras. Auch der Ausdruck "Stirnchakra" ist mehr auf das Kshetra zu beziehen als auf das Ajna Chakra an sich. Das Ajna Chakra strahlt auch nach hinten, zum Hinterkopf hin, aus. Das Energie-Zentrum hinten am Kopf wird auch als Bindu bzw. Bindu-Chakra bezeichnet. Das Ajna Chakra entspricht dem ganzen Gehirn, welches ja auch den ganzen Körper (und Geist) steuert. Es entspricht auch der Hypophyse, der "Meister-Drüse" im Gehirn, welche die Funktion der anderen Drüsen mit steuert/beeinflusst.

Funktion und Symbolik des Ajna Chakras

Das Ajna Chakra entspricht dem Geistelement, Manas bzw. Buddhi, im Tantra Avyakta, das Unmanifestierte, genannt. Die meisten Symbole des Ajna Chakras stehen für den reinen Geist.
Das Bija Mantra des Ajna Chakra ist OM, die Essenz aller Mantras.
Die Farbe ist strahlendes Weiß.
Yantra ist der weiße Kreis, manchmal mit einem kleinen weißen Dreieck in der Mitte. Kreis steht für Einheit, das Dreieck für den Beginn der Schöpfung.
Das Ajna Chakra hat zwei Blütenblätter. Diese beiden stehen für Ida und Pingala, die beiden Energie-Kanäle, die sich im Ajna Chakra kreuzen.
Die beiden Blütenblätter sind ebenfalls weiß, manchmal werden sie auch als Indigo-farben gemalt. Weiß ist die Farbe des reinen Geistelementes. So wie weiß alle Farben in sich enthält, ist im Ajna Chakra alles enthalten.
Die Bija-Mantras der Blütenblätter sind Ham und Ksham. Die beiden Blütenblätter stehen für Sonnen- und Mondenergie, das Manifeste und das Unmanifeste. Manchmal wird gesagt, dass die beiden Blütenblätter für Hypophyse und Zirbeldrüse stehen.
Herschende Gottheit ist Sadashiva, die gütige Liebe bzw. Shambhu Nada, der freundliche Klang.
Göttin des Stirnchakras ist Shakti Hakini, die so weiß ist wie der Mond. Sie hat 6 Gesichter, 6 Arme. Sie hält in ihren Händen ein Buch, einen Schädel, eine Trommel, einen Rosenkranz und macht mit ihren Händen die Mudras (Gesten) von Abhayam (Vertrauen) und Dana (Geben).
Manchmal wird im Ajna Chakra auch Ardhanishvara dargestellt: Ardhanishwara steht für Gott als Hermaphrodit Shiva-Shakti, halb Shiva, halb Parvati.

Das Ajna Chakra steuert Tapo Lokah sowie Karana Sharira, den Astralkörper.
Unter den Sinnen wird dem Ajna Chakra das "Denken" zugeordnet. Denken ist zwar eigentlich kein Sinn, aber steuert, kombiniert und wertet alle Sinnesinformationen aus.
Ajna Chakra steht für alle geistigen Kräfte, insbesondere die beiden Grunderkenntnisarten Intellekt und Intuition . Aktivierung des Ajna Chakras verhilft insbesondere für Stärkung der Intuition. Geistige Bilder und ein sanftes Pulsieren im Stirnbereich sind ein Zeichen, dass Ajna Chakra aktiv wird.
Chid, reines Wissen, ist der Aspekt der Wahrheit (Satchidananda), welcher sich besonders im Ajna Chakra manifestiert.
Die im Ajna Chakra manifesten Motive sind Wunsch nach Erkenntnis, Wissendurst, Wunsch nach Selbstverwirklichung (Mumukshutva).

Rudra Granthi

Im bzw. oberhalb des Ajna Chakras befindet sich der Rudra Granthi, der oberste der "Knoten", welche das Bewusstsein an die äußere Welt fesseln. Rudra Granthi steht für die Schwierigkeit, aus einer transzenden Form der Wonne in die Formlosigkeit aufzusteigen. Damit das funktioniert, gilt es, über viele Jahre sein Ego zu transzendieren.

Aktivierung des Ajna Chakras

Es gibt im Yoga zahllose Techniken zur Erweckung des Ajna Chakras. Dazu gehören unter anderem:

  • Spezielle Ajna Chakra Visualisierungs-Meditationen. Insbesondere Visualiserung des weißen Lichtes bzw. eines weißen Kreises
  • Affirmationen wie: „Ich finde Zugang zu meiner Intuition", "Ich vertraue meiner Intuition"
  • Verschiedene Formen von Tratak, unter anderem spezielle Blickrichtungen, Augenbewegungen (Shambhavi Mudra)
  • Stimulierung des Gaumens mit der Zunge auf spezielle Weise (Nabho Mudra)
  • Rezitieren des Mantras Om
  • Spezielle Pranayamas und Mudras insbesondere Anuloma Viloma
  • Mantra-Singen
  • Asanas: Insbesondere Shirshasana, Navasana, Bhujangasana, Matsyendrasana 

Andere Namen und Traditionen des Ajna Chakras

  • In Tantra: Ajita-Patra, Ajna, Ajna-Pura, Ajna-Puri, Ajnamhuja, Ajnapankaja, Bhru-Madhya, Bhru-Madhya-Chakra, Bhru-Madhyaga-Padma, Bhru-Mandala, Bhru-Mula, Bhru-Saroruha, Dwidala, Dwidala-Kamala, Dwidalambuja, Dwipatra, Jnana-Padma, Netra-Padma, Netra-Patra, Shiva-Padma, Triweni-Kamala
  • In den Veden, Upanishaden: Ajna, Baindawa-Sthana, Bhru Chakra, Bhruyugamadhyabila, Dwidala
  • In den Puranas: Ajna, Dwidala, Trirasna
  • Im Vajrayana Tibetischen Buddhismus kennt man auch das Dritte Auge
  • Im chinesischen Tao QiQong entspricht des höchste Tantien dem dritten Auge.
  • Im Sufi Lataif-e-sitta System existiert ein Lataif namens Khafi, "subtiles Geheimnis", an der gleichen Stelle wie das Ajna Chakra, und steht dort für die mystische Intuition
  • In der Kabbalah gibt es zwei Sephiroth, die man mit dem Ajna Chakra in Verbindung bringen kann: Chokmah (Weisheit) und Binah (Erkenntnis)

Ajna Chakra Meditation zur Öffnung des dritten Auges