Der Königsweg zur Gelassenheit, Teil 220 Weiterführung Raja Yoga – König – Minister

Gelassenheit Entwickeln - Podcast für mehr Gelassenheit im Alltag

Dieser Podcast ist ja als Vorbereitung entstanden für ein Buch: Der Königsweg zur Gelassenheit. Ursprünglich hieß auch dieser Podcast der Königsweg zur Gelassenheit Irgendwann habe ich ihn umbenannt in “Yoga Vidya Gelassenheits-Podcast”. Dieser Podcast hat sich entwickelt zu einer gründlichen Schulung der Persönlichkeit und des spirituellen Wachstums. Ich möchte jetzt wieder zurückkommen zum Konzept des Königs und seiner Minister. Du erinnerst dich vielleicht:   Ein sehr machtvoller Weg zur Gelassenheit ist das Konzept von König und Minister: Alles in dir ist ein Ausdruck berechtigter Anliegen. Scheinbare Unruhe wie Ärger, Wut, Verzweiflung, Ängste, innere Konflikte sind Kommunikationsweisen deiner Minister.   Wenn du dich über etwas ärgerst, oder über dich selbst ärgerst, oder Emotionen hilflos ausgeliefert zu sein scheinst, kannst du einen Moment zurücktreten. Du kannst dich als König etablieren und in dein Inneres fragen:   Welcher Minister versucht sich gerade bemerkbar zu machen? Du kannst ihn würdigen, ihn respektieren, sein Anliegen entgegennehmen.  Dann kannst du eine Ministerkonferenz einberufen:   Du kannst fragen: Gibt es da einen zweiten Minister, der dazu etwas zu sagen hat? Auch ihn kannst du fragen, ihm danken, ihn würdigen, sein Anliegen entgegennehmen.  Dann frage noch, ob es einen dritten Minister gibt, der etwas sagen möchte.   Nach den Aussagen von mindestens drei Ministern kannst du dann selbst entscheiden, was du machen willst. Oder du kannst dich zurücklehnen und einfach dankbar sein, dass du so engagierte Minister hast.  Beispiel: Mutter ärgert sich über unordentlichen Teenie.   Beispiel: Du ärgerst dich über den Autofahrer vor dir, der so langsam fährt.  Nicht immer musst du eine ganze Ministerkonferenz einberufen. Manchmal kannst du schmunzelnd zur Kenntnis nehmen: Aha, da meldet sich mein Minister für Leistung und Geschwindigkeit…

Dies ist die 220. Folge des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcast von und mit Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya.

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Diese Texte sind ja als Vorbereitung entstanden für ein Buch, „Der Königsweg zur Gelassenheit“. Ursprünglich hieß auch diese Textreihe „Der Königsweg zur Gelassenheit“. Irgendwann bin ich immer weitergegangen und habe sie umbenannt und sie hat sich entwickelt zu einer gründlichen Schulung der Persönlichkeit und des spirituellen Wachstums. Ich habe sehr vieles von dem, was ich im Lauf der Jahrzehnte der eigenen Praxis und des Unterrichtens für wirkungsvoll gefunden habe, hier hineingebracht.

Jetzt möchte ich wieder zurückkehren zum Konzept des Königs und seiner Minister. Du erinnerst dich vielleicht, ich hatte es an anderer Stelle schon mehrfach dargestellt. Ein sehr machtvoller Weg zur Gelassenheit ist nämlich dieses Konzept von Königin und Minister. Du gehst heraus aus der Hilflosigkeit, du gehst raus aus der Identifikation mit der Emotion. Du erkennst, alles in dir ist ein Ausdruck berechtigter Anliegen. Scheinbare Unruhe, wie Ärger, Wut, Verzweiflung, Ängste, innere Konflikte, sind nur Kommunikationsweisen deiner Minister, die sich hörbar machen wollen. Wenn du dich über etwas ärgerst oder dich über dich selbst ärgerst, ängstlich bist, traurig bist, Emotionen hilflos ausgeliefert zu sein scheinst, kannst du einen Moment zurücktreten. Du kannst dich als König etablieren und dein Inneres fragen: „Welcher Minister versucht sich gerade bemerkbar zu machen?“ Du kannst ihn würdigen, ihn respektieren, sein Anliegen entgegennehmen. Danach kannst du eine Ministerkonferenz einberufen. Du kannst fragen: „Gibt es da einen zweiten Minister, der etwas dazu zu sagen hat?“ Auch ihn kannst du fragen, ihm danken, ihn würdigen, sein Anliegen entgegennehmen. Dann frage noch: „Gibt es einen dritten Minister, der etwas sagen möchte?“ Nach den Aussagen von mindestens drei Ministern, kannst du dann selbst entscheiden, was du machen willst. Oder du kannst dich zurücklehnen und einfach dankbar sein, dass du so engagierte Minister hast, auch wenn der Konflikt gar nicht lösbar ist.

Nehmen wir ein Beispiel: Mutter ärgert sich über unordentlichen Teenie. Am Morgen hat Mutter ausgemacht, dass, wenn sie zurückkommt von der Arbeit, der Teenager sein Zimmer aufgeräumt hat. Sie kommt am Abend zurück, der Teenager hatte mehrere Stunden Zeit, er lümmelt dort in seinem Zimmer, hat die Musik laut aufgedreht und spielt irgendwelche Ballerspiele an seinem Computer, seiner Play-Station. Mutter ärgert sich furchtbar. Sie will gerade reinrennen und schimpfen. Dann regt sich in ihr etwas anderes und spürt irgendeine Hemmung. Sie rennt trotzdem rein und schimpft mit ihm. Nach einer Weile kommt sie raus und denkt: „Ah, ich hätte doch nicht so laut sein dürfen und vielleicht hat er ja seine Gründe.“ Und sie kehrt nach einer halben Stunde wieder zurück und sagt: „Können wir vielleicht das Zimmer zusammen saubermachen?“ Und sie umarmt ihn und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Teenie ist absolut verwirrt und weiß auch nicht, wie ihm geschieht.

Wie könnte die Mutter es stattdessen machen? Sie könnte mindestens zunächst mal lernen, mit ihrer eigenen Emotion umzugehen, denn nachdem sie all das gemacht hat, ist sie ja furchtbar frustriert und perplex. Sie versteht sich nicht, Teenie nicht, alles nicht. Was könnte die Mutter machen? Zunächst wenn sie reinkommt und diese Wut in sich aufsteigen spürt, könnte sie zunächst mal sagen: „Ja, da meldet sich jemand in mir.“ Da meldet sich der Minister für Gerechtigkeit, meldet sich der Ordnungsminister und sagt: „So geht das nicht. Wir haben das ausgemacht. Es muss gemacht werden.“ Und die Mutter kann sagen: „Ja, danke Ordnungsminister, du hast Recht. So geht das nicht, wir haben das ausgemacht.“ Dann kann die Mutter fragen: „Wer ist denn da noch da?“ Dann meldet sich vielleicht die Ministerin für Fürsorge. Und die Ministerin für Fürsorge sagt: „Ja, du weißt ja gar nicht, was dort ist. Vielleicht hat dein Sohn einen schwierigen Tag gehabt. Vielleicht hat er sich es ja vorgenommen. Du hast ja mitbekommen, er hat etwas Liebeskummer. Sei doch freundlich zu ihm.“ Mutter kann weiterfragen: „Ja, ist da noch jemand in mir?“ Dann meldet sich der Erziehungsminister und sagt: „Ja, du willst doch, dass dein Teenie Konsequenz lernt. Du musst schon konsequent sein. Als verantwortungsbewusste Mutter solltest du das, was gesagt wurde, auch umsetzen. Aber du solltest es nicht ärgerlich tun. Wenn du willst, dass dein Sohn dich ernstnimmt, musst du souverän und gelassen bleiben.“ Die Mutter kann als nächstes noch jemanden fragen: „Gibt es da noch jemanden?“ Meldet sich vielleicht die Ministerin für Bequemlichkeit und für Entspannung und sagt: „Weißt du, schimpfen kannst du noch später. Setze dich erst hin, trinke einen Kräutertee, zünde eine Kerze an, iss einen Apfel, dann kannst du weitersehen.“ Gut, dann kann Mutter überlegen, es ist zum einen zwar noch etwas Wut da, aber es ist nicht ihre eigene Wut, sondern da ist weiter der Minister für Ordnung. Des Weiteren ist da der Minister für Erziehung und Fürsorge. Vielleicht entscheidet sie sich dann erst mal, sich den Kräutertee zu machen, eine Kerze anzuzünden, einen Apfel zu essen. Dann geht sie hinein zu dem Teenager und kann dann sagen, „du, wir hatten was ausgemacht“, und dann schauen, wie es weitergeht. Man kann jetzt auch sich bewusstmachen: „Ja, auch der Teenager mag seine eigenen Gründe haben. Auch er wird vielleicht einen Minister für Bequemlichkeit haben, er wird auch einen Minister für Ordnung in sich haben, der vielleicht jetzt ein schlechtes Gewissen hat.“ Und sie kann dann überlegen, wie sie damit umgeht. Dieses Konzept ist noch lange nicht die Lösung aller Probleme im Äußeren, aber zumindest ist es eine Lösung der Probleme des Ärgers, es ist eine Möglichkeit, zur Gelassenheit zu kommen.

Zweites Beispiel: Du ärgerst dich über den Autofahrer vor dir, der so langsam fährt. Du fängst an, zu schimpfen. In dir spürst du, wie das hochkommt. Du überlegst: „Was ist denn da los? Ich kann doch nichts ändern.“ Du kannst fragen: „Na, wer ist denn da? Und wer meldet sich denn hier?“ Denn jede Emotion ist ein Zeichen, dort ist irgendein Minister, der sich bemerkbar macht. Du kannst fragen: „Wer meldet sich denn da?“ Und dann hörst du vielleicht den Minister für Ordnung, der meldet sich: „Wenn man Auto fährt, sollte man auch ausreichend schnell fahren. Und wer zu langsam fährt, der sollte etwas weiter rechts fahren.“ Du fragst: „Ja, wen gibt es denn noch da?“ Es meldet sich der Minister für Geschwindigkeit und Wirtschaft und sagt: „Ja, ich habe so wenig Zeit, ich habe noch so viel zu tun, es muss doch schneller gehen.“ Du fragst weiter: „Gibt es noch jemanden, der da etwas sagt?“ Dann meldet sich der Minister für Gemütlichkeit und sagt: „Ist doch schön, ich habe etwas mehr Zeit. Ich sollte einfach mich zurücklehnen und die Landschaft genießen.“ Du kannst so ein paar Mal fragen und du wirst dann vielleicht sagen: „Ok, Minister für Ordnung, du hast ja Recht, aber ich kann jetzt nichts ändern. Danke, dass du so aktiv bist.“ Du kannst dem Wirtschaftsminister beruhigen und kannst sagen: „Ja, es stimmt schon, vieles hätte ich zu tun, aber es nutzt ja jetzt nichts. Am meisten kann ich jetzt tun, indem ich mich entspanne und indem ich jetzt tief atme, die Gegenwart bewusst genieße.“ Nicht immer musst du eine ganze Ministerkonferenz einberufen. Manchmal kannst du schmunzelnd zur Kenntnis nehmen: „Aha, da meldet sich mein Minister für Leistung und Geschwindigkeit. Ist doch toll, dass der da ist.“ Und schmunzelnd kannst du das zur Kenntnis nehmen und dich entweder von ihm leiten lassen oder eben auch nicht. Bis zum nächsten Mal kannst du dieses Konzept ja mal ausprobieren. Du kannst nochmal überlegen, ob du mit diesem Konzept von Minister und König umgehen kannst. Du kannst dich selbst als König etablieren und du kannst dich fragen: „Welche Minister melden sich?“ Und wie gesagt, nimm jede Emotion, jede Unruhe und jede körperliche Anspannung als einen Versuch deiner Minister, sich bemerkbar zu machen. Nimm das als solches zur Kenntnis und fange dann an, mit ihnen zu sprechen.

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