Der Königsweg zur Gelassenheit, 99 Liebe als Urmotivation

Gelassenheit Entwickeln - Podcast für mehr Gelassenheit im Alltag

Liebe ist Urmotivation des Menschen. Dieses Konzept kennst du von der 73. Ausgabe des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcasts. Darüber erfährst du hier etwas mehr. So wird die Serie des Ayurveda Gelassenheits-Podcasts unterbrochen von einigen Ausgaben über Liebe als Grundlage für Gelassenheit. Heute: Überlege: Wie könntest du jede Handlung eines Menschen deuten als Wunsch, Liebe zu geben oder um Liebe zu bitten. Oft ist für viele Probleme des Zusammenlebens das Ausdrücken und Annehmen von Liebe die Lösung. Und manchmal muss man gelassen irrationales Verhalten der anderen (und von sich) als unabänderlich hinnehmen – liebevoll verstehend. Enttäuschte Liebe kann auch starke Motivation sein. Schaue: Hast du solche Neigungen: welche deiner irrationalen Handlungen, Verletztheiten und Gekränktheiten beruhen auf unerfüllter Liebe? Wie könntest du geschickter deine Liebe ausdrücken und um Liebe bitten? Sukadev gibt in diesem Podcast eine Reihe Beispiele, sodass es recht konkret wird – und du einiges findest, was auch auf dich zutreffen kann.

Dies ist die 99. Ausgabe des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcast von und mit Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya.

Play

***

Wir machen gerade eine Pause vom Ayurveda Weg zur Gelassenheit. Ich will nochmals sprechen über Liebe und Mitgefühl als Hilfe für ein gelassenes Leben oder umgekehrt- gelassenes Leben als Hilfe zur Entwicklung von Liebe und Mitgefühl. Im 73. Kapitel habe ich unter anderem darüber geschrieben, dass Liebe ein ganz starkes Motiv ist. Mensch strebt danach Liebe zu geben und Liebe zu empfangen. Man kann geradezu sagen, ein Mensch wird durch Liebe gemacht und besteht aus Liebe, er gibt die Liebe weiter. Und ich habe damals erklärt, dass Du selbst von der Hypothese ausgehen kannst, dass jeder Mensch Liebe geben kann und Liebe empfangen will und dass Du selbst eine Übung dazu machen kannst. Wie könntest Du jede Handlung eines Menschen deuten als Wunsch Liebe zu geben oder um Liebe zu bitten?

Menschen sind aber oft ungeschickt, Liebe auszudrücken oder um Liebe zu bitten. Ein Beispiel: Der Ehemann bleibt länger bei der Arbeit um mehr Geld zu verdienen, um die Familie zu stützen und um ein Vorbild für seinen Sohn zu sein. Die Ehefrau deutet das als „meinem Mann ist die Karriere wichtiges als die Familie.“ Aus Liebe zu ihrem Mann bittet sie ihn, früher nach Hause zu kommen, mehr Zeit mit ihr und dem Sohn zu verbringen und macht ihm Vorwürfe. Beide handeln aus Liebe, beide fühlen sich vom anderen abgelehnt. Wenn beide erkennen würden, dass ihr Verhalten sich aus Liebe füreinander und aus Liebe für ihren Sohn oder ihre Kinder erklärbar ist, dann könnten sie einen guten Weg finden. Wenn sie sich nur in Vorwürfe ergehen, dann entsteht daraus verletzte Liebe und verletzte Liebe ist auch ein starkes Motiv und nicht für die besten Handlungen und nicht für die besten Gemütszustände.

Zwei weitere Beispiele, die zeigen, Liebe als Urmotivation des Menschen und ein erst einmal unverständlicher Ausdruck davon kann auch Jahrzehnte vorher den Grundstock gelegt bekommen haben. Beispielsweise, Marta hat in der Kindheit gelernt, dass sie um Aufmerksamkeit zu bekommen, lamentieren und schimpfen muss. Vielleicht hatte Marta Eltern gehabt, die sehr beschäftigt waren, vielleicht waren beide berufstätig oder die Mutter war sehr engagiert in gemeinnützigen Vereinen und jetzt hat sie das gelernt und jetzt macht Marta das auch als erwachsener Mensch. Sie lamentiert und schimpft häufig. Die anderen ziehen sich zurück. Sie bittet eigentlich um Liebe, weil die anderen sich zurückziehen, intensiviert Marta ihr schimpfen. Oder Petra. Petra hatte eine Mutter die in der Drogenberatung tätig war. Die Mutter war sehr engagiert, hat sich zusätzlich zu ihrem Job auch in gemeinnützigen Initiativen engagiert. Petra hat gelernt, dass die Mutter sich besonders um die kümmert, die drogensüchtig sind. Also hat Petra Drogen genommen um endlich die Aufmerksamkeit von der Mutter zu bekommen. Weiteres Beispiel: Peter lernt dass Krankheit ein Weg ist, die Liebe der Eltern zu bekommen. Als Erwachsener leidet Peter immer wieder an undefinierbaren Krankheiten. Die anderen helfen auch erstmal, ziehen sich dann zurück und Peter muss wieder neue Krankheiten entwickeln um die Liebe der anderen zu bekommen. Oft ist für viele Probleme des Zusammenlebens das Ausdrücken und Annehmen von Liebe die Ursache und das Ausdrücken und Annehmen von Liebe wäre auch die Lösung.

Du könntest selbst schauen, ob du, wenn Du mit solchen Menschen konfrontiert wirst, die sich komisch verhalten, ihnen einfach Liebe geben kannst oder ihnen danken kannst. Manchmal musst Du allerdings gelassen bleiben, irrationales Verhalten der anderen als unabänderlich hinnehmen, liebevoll verstehen und manchmal musst Du auch Dein eigenes irrationales Verhalten als unabänderlich hinnehmen und liebevoll verstehen. Unabänderlich ist vielleicht zu stark ausgedrückt aber zunächst als nicht änderbar hinzunehmen. Indem Du verstehst, dass dahinter eine gute Motivation steckt, kannst du damit besser umgehen. Enttäuschte Liebe kann auch eine starke Motivation sein und ist die Grundlage von vielem aufgeregtem, ängstlichem und deprimiertem Verhalten, auch aggressivem Verhalten.

Kevin hatte einen Übervater der wohlmeinend Kevin in allem bevormundet hat. Kevin musste sich durch Rebellion von seinem Vater absetzen. Er wollte ihm aus Liebe zeigen, dass er selbst ein ganzer Kerl ist, eben indem er anders ist als sein Vater und vielleicht hat sein Vater das sogar anerkannt insgeheim. Zumindest hat Kevin sich das eingebildet. Kevin setzt dieses Verhalten der Rebellion jetzt auch gegenüber seinem Chef und seinen Vermietern fort. Er will durch enttäuschte Liebe von seinem Vater jetzt die Liebe zu seinem Vater zeigen gegenüber Chef und Vermietern. Kevin hatte einen Vater der gewollt hat, dass Kevin sehr stark ist, aber weil der Vater so dominant war, konnte Kevin sich gegenüber seinem Vater nicht wirklich durchsetzen und sein Vater fand das irgendwo schlecht und fand Kevin memmenhaft. Und so hat sich sein Vater von Kevin etwas zurückgezogen, weil er seinen Sohn irgendwo als nicht ausreichend gut erlebt hat. Zumindest hat Kevin das so erlebt. Vermutlich hat es sein Vater gar nicht so gemeint. Vielleicht hat sein Vater gemeint, dass er sich etwas zurückziehen muss um Kevin Raum zu geben. Kevin hat gedacht, mein Vater lehnt mich ab, weil ich eine Memme bin. Und so will Kevin durch Rebellion gegenüber Chef und Vermietern vielleicht sogar durch aggressives Verhalten gegenüber seiner Frau oder wechselnden Frauen oder Kindern zeigen, ja ich tauge etwas, ich bin stark. Also enttäuschte, verletzte Liebe kann eine starke Motivation sein.

Noch ein Beispiel: Michael ist das mittlere von drei Geschwistern. Er hatte das Gefühl, dass er weniger Liebe von seinen Eltern erfahren hatte als die beiden anderen. Der älteste bekam als Ältester die meiste Aufmerksamkeit, er ist Stammhalter und bleibt nun mal immer der erste Sohn. Die jüngste war das einzige Mädchen und bekam deshalb besondere Aufmerksamkeit. Die Eltern hatten ja gedacht, dass die Brüder vielleicht das Mädchen zu sehr unterdrücken also bekam die Schwester besondere Aufmerksamkeit. Nach dem Tod der Eltern verwickelt Michael die beiden anderen in Gerichtsprozesse, in Erbstreitigkeiten mit den beiden Geschwistern kämpft er nachträglich verbissen um gleiche Liebe der Eltern.

Eine Übung. Schau nach, hast Du solche Neigungen, deine Bitte um Liebe und dein Befürfnis , Liebe zu geben, irrational auszudrücken? Welche deiner irrationalen Handlungen, Verletzungen und Kränkungen beruhen auf unerfüllter Liebe? Wie oft bist Du zornig und ärgerlich gegenüber anderen über das angemessene Maß hinaus, weil da vielleicht irgendwo eine Gekränktheit, eine Verletzung aus unerfüllter Liebe da ist? Wie könntest du geschickter deine Liebe ausdrücken und um Liebe bitten? Während der nächsten Tage praktiziere das und überlege es auch immer wieder. Es geht ja auch immer um mehr Bewusstheit im Alltag. Also frage dich immer wieder, welche Deiner irrationalen Verletzungsgefühle, Gekränktheiten, Handlungen, Emotionen beruhen auf unerfüllter Liebe? Wie könntest du geschickter deine Liebe ausdrücken und um Liebe bitten? Und wie könnte es dir bewusst sein, dass die Menschen mit denen du jetzt zu tun hast, nicht unbedingt identisch sind mit deiner Mutter, deinem Vater, deinen Geschwistern, deiner Oma, deinem Opa oder wer auch immer sonst wichtig für dich war und auch nicht Ausdruck deiner Ex Frau, deiner Frau, deines Mannes, deiner früheren Liebschaften, die du hattest. Schau nach, wie kannst du auf den Menschen, der vor dir ist, richtig eingehen und auch diesem Menschen gegenüber Deine Liebe und Mitgefühl ausdrücken und sein/ihr Leben, Mitgefühl auch annehmen oder auch einfach mal darum bitten?

0 Kommentare zu “Der Königsweg zur Gelassenheit, 99 Liebe als Urmotivation

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.