Über Religion

Religion ist nicht das Ziel selbst. Das Einssein mit Gott ist das letztendliche Ziel. Es gibt so viele Religionen, weil unreife Menschen dazu neigen, belanglose Unterschiede zu betonen, anstelle von wichtigen Gemeinsamkeiten. Unterschiede zwischen Glaubensrichtungen liegen eher in Glaubensbekenntnissen und Ritualen als in religiösen Grundsätzen.
Wie verschieden die vielen Wege manchmal auch scheinen mögen – treffen sie sich nicht doch schließlich alle auf demselben Gipfel? Streben sie denn nicht alle nach dem gleichen Ziel?
Wenn du zu einem Glauben geführt wirst, dann benutze ihn als Trittbrett zu Gott, nicht als Schranke zwischen dir und Gottes übrigen Kindern oder als Turm, der dich über die anderen erhebt. Wenn du nicht zu einem Glauben geführt wirst (oder sogar dann), suche Gott in der Stille – suche in dir.
Wenn wir versuchen, andere auszuschließen, dann schließen wir uns nur selbst aus. Wir sind alle Gottes Kinder, es gibt keine Lieblingskinder. Gott offenbart sich allen, die ihn suchen; Gott spricht zu allen, die hören wollen. Sei ruhig und erkenne Gott.

Ich bin ein tiefreligiöser Mensch, aber ich gehöre keiner Konfession an. Ich folge dem Geist des Gesetzes Gottes und nicht seinen Buchstaben. Man kann sich so an äußerliche Symbole und Strukturen der Religionen verlieren, daß man die ursprüngliche Absicht vergißt – die Annäherung an Gott. Wir können den Zugang zum Königreich Gottes nur dann finden, wenn wir erkennen, daß es sowohl in uns, als auch in der gesamten Menschheit ist. Sei dir klar darüber, daß wir alle Tropfen im Ozean der Unendlichkeit sind, wobei ein jeder zum Wohlergehen des anderen beiträgt.
Ich las die ganze King James Version des Neuen Testamentes und einige Auszüge aus dem Alten Testament kurz nach dem Beginn meiner Pilgerreise. Für viele Menschen sind das sehr wichtige Bücher, und es drängte mich, ihren Inhalt zu erforschen, um andere besser erreichen zu können. Ja, in der Bibel stehen viele Wahrheiten, aber oft werden diese Wahrheiten nicht richtig verstanden. Die Menschen ersetzen den Geist des Gesetzes durch seine Buchstaben, und die Wahrheit wird in ihr Gegenteil verkehrt. Wenn man eine Wahrheit bestätigt haben möchte, so sucht man am besten in sich selbst und nicht auf einem bedruckten Blatt Papier.

Es wird dir auffallen, daß Jesus sagt: „Was heißt ihr mich aber 'Herr, Herr' und tut nicht, was ich euch sage?“* Er drückt diesen Gedanken mehr als einmal aus. Deshalb meine ich, daß ein wirklicher Christ nach dem Gesetz Gottes leben sollte, wie Jesus es lehrte. Jesus sagte auch. „Man wird auch nicht sagen: 'Siehe hier', oder 'siehe da', denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“** In so vielen Gleichnissen lehrt er die Menschen, was für Fähigkeiten sie besitzen. Wirkliche Christen würden es zulassen, daß ihr Leben vom Reich Gottes in ihnen – von der auf Gott konzentrierten Natur – beherrscht wird, die man manchmal auch den innewohnenden Christus nennt.
Viele Menschen bekennen sich zum Christentum. Wenige leben es – fast niemand. Und wenn man es lebt, so halten einen die Menschen für verrückt. Es ist tatsächlich war, daß sich die Welt über jemanden, der das Christentum ablehnt, ebenso entrüstet, wie über den, der es lebt.
Ich glaube, daß Jesus mit mir zufrieden wäre, weil ich das tue, was er den Menschen predigte. Das heißt jedoch nicht, daß alle, die sich Christen nennen, mit mir zufrieden wären. Natürlich liebe ich Jesus und verehre ihn, und ich wünschte, die Christen würden lernen, seinen Geboten zu gehorchen. Es wäre eine wunderbare Welt.

   *) Lukas 6,46
 **) Lukas 7,21