Goraksha Shataka - Version 2

 

Vers 68: Bindu

 

Der männliche Same wiederum ist die Ursache des Körpers. In diesem (Samen) sind die (feinstofflichen) Kanäle begründet, die den (ganzen) Körper nähren, vom Scheitel bis zur Sohle.


    बिन्दुमूलं शरीरं तु शिरास्तत्र प्रतिष्ठिताः |
    भावयन्ति शरीरं या आपादतलमस्तकम् || ६८ ||


    bindu-mūlaṃ śarīraṃ tu śirās tatra pratiṣṭhitāḥ |
    bhāvayanti śarīraṃ yā ā-pāda-tala-mastakam || 68 ||

    bindu-mulam shariram tu shiras tatra pratishthitah |
    bhavayanti shariram ya a-pada-tala-mastakam || 68 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    bindu-mūlam : hat den männlichen Samen ("Tropfen", Bindu) zur Ursache ("Wurzel", Mula)
    śarīram : der Körper (Sharira)
    tu : aber, wiederum (Tu)
    śirāḥ : die (feinstofflichen) Kanäle, Adern, Nerven, Gefäße (Shira)
    tatra : in diesem, auf diesem (Samen, Tatra)
    pratiṣṭhitāḥ : sind begründet, haben ihre Ursache, beruhen (Pratishthita)
    bhāvayanti : nähren ("beleben", bhū)
    śarīram : den Körper
    yāḥ : welche (Yad)
    ā-pāda-tala-mastakam : von (ā) den Fußsohlen (Padatala) bis zum Kopf (Mastaka)

Anmerkungen: Dieser Vers wird mit einigen Lesarten in der Yogachudamani Upanishad (Vers 56) überliefert. In der Hatha Yoga Pradipika 3.90 wird im Kontext der Vajroli genannten Praxis (HYP 3.83-91) in Bezug auf den männlichen Samen eine ähnliche Aussage gemacht:

    cittāyattaṃ nṛṇāṃ śukraṃ śukrāyattaṃ ca jīvitam |
    tasmāc chukraṃ manaś caiva rakṣaṇīyaṃ prayatnataḥ || 3.90 ||

"Der Samen (Shukra) der Männer (Nri) ist vom Geist (Chitta) abhängig (Ayatta), und das Leben (Jivita) ist von Samen abhängig. Daher sollte sowohl der Samen als auch der Geist sorgfältig behütet (Rakshaniya) werden." (HYP 3.90)