Goraksha Shataka

 

Vers 68: Dharanas über die fünf Elemente

 

Mann soll die einzelnen Konzentrationsübungen über die fünf Elemente, jede für sich, im Inneren üben. Die Konzentration wird in Form der Bewegungslosigkeit des Geistes praktiziert.


    हृदये पञ्चभूतानां धारणाश्च पृथक्पृथक् |
    मनसो निश्चलत्वेन धारणा च विधीयते || ६८ ||


    hṛdaye pañca-bhūtānāṃ dhāraṇāś ca pṛthak pṛthak |
    manaso niścalatvena dhāraṇā ca vidhīyate || 68 ||

    hridaye pancha-bhutanam dharanash cha prithak prithak |
    manaso nishchalatvena dharana cha vidhiyate || 68 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    hṛdaye : im Inneren, innerlich ("im Herzen", Hridaya)
    pañca-bhūtānām : der fünf Elemente (Panchabhuta)
    dhāraṇāḥ : die Konzentration(sübungen, Dharana)
    ca : aber (Cha)
    pṛthak pṛthak : jeweils, einzeln, jede für sich (Prithak)
    manaso : des Geistes (Manas)
    niścalatvena : als, mit, in Form der Bewegungslosigkeit, Unbeweglichkeit (Nishchalatva)
    dhāraṇā : die Konzentration
    ca : aber
    vidhīyate : wird ausgeführt, praktiziert (vi + dhā)

Anmerkungen: Das fehlende Verb (samabhyaset "man soll üben") im ersten Halbvers wird aus dem vorangehenden Vers 67 ergänzt. In den folgenden fünf Versen (69-73) werden die einzelnen Konzentrationsübungen über die fünf Elemente gelehrt, wobei die entsprechenden Visualisierungen in den jeweils zugeordneten Körperregionen bzw. Konzentrationspunkten (Adhara) vorgenommen werden. Daher ist hṛdaye "im Herzen" hier nicht wörtlich zu verstehen, sondern es verweist auf das "Innere, Geistige" im Allgemeinen. Im zweiten Halbvers wird mit manaso niścalatvena "in Form der Bewegungslosigkeit des Geistes" eine kurzgefasste Definition für Dharana (wörtl.: "das Festhalten") gegeben, vgl. hierzu Patanjalis Definition in Yogasutra 3.1: deśa-bandhaś cittasya dhāraṇā "Die Bindung (Bandha) des Bewusstseins (Chitta) an einen Ort (Desha) ist Konzentration (Dharana)".

In der Gheranda Samhita werden diese Konzentrationsübungen über die fünf Elemente unter der Bezeichnung pañca-dhāraṇā im Zusammenhang mit den Mudras gelehrt. In den Versen 3.68-69 werden ihre Wirkungen wie folgt gepriesen:

    kathitā śāṃbhavī mudrā śṛṇuṣva pañca-dhāraṇām |
    dhāraṇāni samāsādya kiṃ na sidhyati bhū-tale || 3.68 ||

"Höre nun, nachdem die Shambhavi Mudra gelehrt wurde, die fünf (Pancha) Konzentrationstechniken (über die fünf Elemente, Dharana). Was erreicht einer nicht auf Erden (Bhutala), der diese Konzentrationstechniken beherrscht?" (GhS 3.68)

    anena nara-dehena svargeṣu gamanāgamam |
    mano-gatir bhavet tasya khe-caratvaṃ na cānyathā || 3.69 ||

"(So) kann er mit diesem menschlichen (Nara) Körper (Deha) in den Himmeln (Svarga) ein- und ausgehen (Gamana-Agama), nach Belieben gehen, wohin er will (Manogati), sich durch die Luft bewegen (Khecharatva), nicht (aber) auf andere Weise." (GhS 3.69)