Gedichte, Gebete und Lieder

Die meisten der folgenden Gedichte hat Peace Pilgrim auf ihren ersten Pilgerreisen geschrieben, und sie erschienen in einem kleinen Heftchen unter dem Titel: „Gedichte für unsere Zeit“. Ihre Version der „Seligpreisungen“ erschien in einem ihrer wenigen Rundbriefe mit dem Titel „Des Pilgers Wanderschaft“* und auch .in „Schritte zum inneren Frieden“. Peace liebte es, anderen Lieder beizubringen, und häufig beendete sie eine Versammlung, indem sie die Leute aus vollem Herzen das Lied „Quelle der Liebe“ singen ließ.

*) Wohl in Anlehnung an das auch heute noch im englischen Sprachraum sehr verbreitete religiöse Erbauungs-buch „The pilgrim's progress from this world to that which is to come“ von John Bunyan, 1678. Anm. d. Übers

Die Christliche Kirche

Er sagte: „Natürlich kann ich mich irren,
doch wäre ich nicht überrascht,
wäre dies die größte christliche Kirche,
die die Menschheit je erdacht.

Unsere Orgel ist die allergrößte,
unser Chor – kein falscher Ton,
unsere Buntglasfenster – unbezahlbar,
unsere Kanzel gleicht einem Thron.“

Doch nur die Reichen waren willkommen,
man liebte dort Klatsch und die Lüge.
Und von der preisgekrönten Kanzel
verherrlichten Prediger Kriege.

„Kann man denn mehr von der Kirche verlangen?“
sagte er mir stolz und dumm.
„Ja, eines“, gab ich ihm zur Antwort
„Christentum!“

Die Welt ohne den Menschen

Vor mir floß der gleichmäßig plätschernde Fluß.
Hinter mir erhob sich der bewaldete, friedliche Berg.
„Der Mensch sagt, dies sei seine Welt“ , dachte ich.
„Und doch gab es eine Zeit, in der der Mensch nicht war.
Hat diese alte Welt auch ohne ihn bestanden?“
„Damals floß ich“, murmelte der Fluß.
„Ich stand fest“, flüsterte der Berg.
„Der Mensch heute“, dachte ich,
„scheint versessen auf Selbstzerstörung.
Millionen teuflischer Dinge hat er erfunden
eines tödlicher als das andere.
Wenn ihm die Selbstauslöschung gelingt,
wird dann die Welt, die er die seine nennt, auch ohne ihn bestehen?“
„Ich werde weiter fließen“, murmelte der Fluß.
„Ich werde dann noch stehen“, flüsterte der Berg.

Kriegfieber

Diese entsetzliche Blindheit!
Sie läßt den Feind dir als Teufel erscheinen
und du wirst zum Teufel für ihn.
Kriegsfieber!

Dieser gräßliche Wahnsinn!
Er rechnet als hohe Kriegskunst dir an, was
den Feind elend verraten wird.         
Kriegsfieber!

Diese schreckliche Trunkenheit!
Sie verwirrt den Geist, verkehrt richtig und falsch, aus
Haß wird das Gute, aus Mord eine Tugend.
Kriegsfieber!

Diese furchtbare Krankheit!
Bei der man nicht nach Heilung sucht,
sondern nach Wegen, sie auszubreiten.
Kriegsfieber!

Einberufung

Vor langer Zeit, als die Menschen noch Barbaren waren,
bestimmten sie einen Menschen oder zwei zum Sterben,
als Opfer für den Gott der Stürme, Thor.
Doch nun, da sie zivilisiert und Christen wurden,
bestimmen sie ein oder zwei Millionen zum Sterben,
als Opfer für den Gott des Grauens, Krieg.

Krieg

Auf dem narbigen Schlachtfeld, wohin zu gehen man mich zwang,
traf ich einen Mann – meinen Feind, so sagte man mir,
und ich rannte die Klinge in ihn hinein!
Als ich sie herauszog und sein Blut verströmte,
war ich plötzlich von quälenden Gewissensbissen erfüllt.
„Ich habe einen Mann getötet!“ sagte ich.
Er war mager und jung und angsterfüllt wie ich,
und kein Teufel, wie man ihn mir beschrieben hatte.
„Sie schickten mich, Dich zu töten“, seufzte er.
„Bei Gott! Ich wollt, Du hättest es getan!“, fluchte ich.
„Ja, ich weiß nicht einmal, für was ich kämpfe.“ „Ich auch nicht“, hauchte er und starb.

Der Sieger

Während der vom Menschen bewirkten Zerstörung
wird die Natur nie stille stehen.
Während der Todesschreie und Kugelhagel
kommen Winter und gehen.

Aus dem Lauf eines alten verrosteten Gewehres
wächst bald schon zartes, junges Gras.
Und durch die Augen eines grinsenden Totenschädels
windet sich ein Hahnenfuß.

An einen Kriegdienstverweigerer

Der Meister schaute auf die Welt
Neunzehnhundertsiebzig und zwei.
Er fand die Menschen von Haß verzehrt,
Nur wenige waren ihm treu.
Er sah, wie die Menschen Blut vergossen,
Sie quälten einander unsäglich.
Ich hörte den Meister leise sagen,
„Zu ihnen sprach ich vergeblich!“

Doch dann sah er einen edlen Mann
Verachtet, verschmäht und allein, Weil
er nicht haßte und tötete,
Ein Gefängnis war sein Heim.
Sein Ziel war nicht, reich zu sein,
Sondern den Menschen zu dienen.
Ich hörte den Meister leise sagen,
„In ihm bin ich neu erschienen!“

Gier

(Eine Geschichte von Menschen und Nationen)

Zwei Männer hatten einen Streit
Über den Grenzverlauf.
Der eine sagte: „Das Land gehört mir.“
„Nein, mir!“ gab der andere drauf.

So kämpften sie wie wilde Tiere,
Und vergossen sehr viel Blut,
Bis der eine von ihnen ein Krüppel war,
Der andere aber tot!

Der Krüppel lebte in großer Not
Und schrie in Raserei:
„Wie dumm war es, so gierig zu sein!
Hier war genug für zwei!“

Deine Zukunft

In dieser Welt wird dir gegeben, wie du gibst,
Und dir wird vergeben, so wie du vergibst -
Während du deinen Weg gehst,
Und jeden Tag fröhlich aufstehst,
Schaffst du die Zukunft, so wie du lebst.

Peace Pilgrim's Seligpreisungen

Selig sind, die für ihr Geben keinen Dank erwarten, denn sie sollen reichlich belohnt werden.

Selig
sind, die alles, was sie als gut erkennen, in die Tat umsetzen, denn immer höhere Wahrheiten sollen ihnen enthüllt werden.

Selig
sind, die Gotteswillen tun, ohne nach Ergebnissen zu fragen, denn groß soll ihre Belohnung sein.

Selig sind, die ihren Nächsten lieben und ihm vertrauen, denn sie werden zum Guten im Menschen vordringen und eine liebevolle Antwort erhalten.

Selig sind, die die Wirklichkeit gesehen haben, denn sie wissen, daß nicht das irdene Gewand wirklich und unzerstörbar ist, sondern das, was das irdene Gewand belebt.

Selig sind, die den Übergang, den wir Tod nennen, als Befreiung von den Beschränkungen dieses Erdenlebens sehen, denn sie sollen sich mit ihren Lieben freuen, die den glorreichen Übergang vollziehen.

Selig sind, die gesegnet wurden, weil sie ihr Leben hingaben und den Mut und den Glauben besaßen, die Schwierigkeiten auf dem vor ihnen liegenden Pfad zu überwinden, denn sie sollen erneut gesegnet werden.

Selig sind, die auf dem spirituellen Pfad fortschreiten, ohne das selbstsüchtige Motiv, den inneren Frieden zu suchen, denn sie sollen ihn finden.

Selig sind, die nicht versuchen, die Tore zum Himmelreich mit Gewalt einzuschlagen, sondern sich ihnen statt dessen in Demut, Liebe und Reinheit nähern, denn sie sollen geradewegs hindurchgehen.

Aloha Oe!

(Diese Version des bekannten Liedes aus Hawaii lehrte Peace denen, die sie 1980 auf ihrer speziellen Inspirationsreise auf die Inseln begleiteten.)

Sieh' dies Land der funkelnden Gewässer,
Fühle, wie warm ist Südsee's Sonnenschein,
Geh durch duftende Blumenfelder,
Lausche dem Klang der süßen Hawaii-Musik.

Aloha OE – ich liebe dich,
Geh sacht durch dieses Land aus Licht und Blumen.
Aloha OE – auch Gott liebt dich,
Und segnet jeden Schritt auf deinem Weg!

Quelle der Liebe

Quelle der Liebe
Meine Kraft liegt in dir -
Dein liebender Wille
Gibt Freiheit mir -
Es kommt der Tag,
da erkennen wir
Die Hoffnung der Welt
Ist Liebe!

Ein Gebet für den Frieden in unserer kriegsmüden Welt

Oh wundersamer Geist der Ruhe, berühre, besänftige und ermutige uns und alle Menschen. Nimm die Bomben und Bajonette aus unseren angsterfüllten Händen. Bewaffne uns stattdessen mit Vertrauen. Bewaffne uns mit Weisheit und Liebe, damit auf allen unseren Wegen, in wessen Land auch immer, wir Leben bringen und nicht Tod. Dies, so wissen wir, ist der Wille des Friedensfürsten.
 
Amen.