Kinder und der Weg des Friedens

Ich traf ein Ehepaar, das entschlossen war, seine vier Kinder den Weg des Friedens zu lehren. Jeden Tag beim Abendessen hielten sie eine regelrechte Predigt über Frieden. Aber eines Abends hörte ich, wie der Vater den ältesten Sohn anschrie. Am nächsten Abend hörte ich, wie der älteste Sohn den jüngeren Bruder in demselben Ton anschrie. Die Worte der Eltern hatten nicht den geringsten Eindruck auf die Kinder gemacht – ihren Taten folgten die Kinder.
Es ist sehr wichtig, den Kindern spirituelle Werte einzupflanzen. Viele Menschen leben ihr ganzes Leben nach den Werten, die ihnen in der Kindheit mitgegeben wurden. Wenn Kinder lernen, daß sie dann am meisten Aufmerksamkeit und Liebe anziehen, wenn sie konstruktive Dinge tun, so werden sie aufhören, destruktiv zu handeln. Am wichtigsten aber, vergiß nicht, daß Kinder durch Beispiel lernen. Was immer du auch sagen magst, was du tust, ist das, was sie beeinflußt.

Das ist eine große Herausforderung für die Eltern. Lehrt ihr eure Kinder den Weg der Liebe, der der Weg der Zukunft ist?
Es macht mich betroffen, wenn ich sehe, wie ein kleines Kind im Fernsehen beobachtet, wie der Held den Bösewicht erschießt. Dadurch lehrt man kleine Kinder, daß das Töten von Menschen heldenhaft ist. Der Held hat es getan, und es hat gewirkt. Es war akzeptiert und der Held stand anschließend gut da.
Wenn genügend von uns inneren Frieden finden, um die Institution Fernsehen beeinflussen zu können, so wird das Kind sehen, wie der Held den Bösewicht verändert und zu einem besseren Leben führt. Es wird sehen, wie der Held etwas Bedeutsames im Dienste seiner Mitmenschen vollbringt. So wird den kleinen Kindern die Vorstellung vermittelt, daß man, wenn man ein Held sein will, den Menschen helfen muß.
Ich kenne einen Prediger, der einige Zeit in Rußland verbrachte. Er sah kein einziges russisches Kind mit Pistolen spielen. Er besuchte die großen Spielzeugläden in Moskau und entdeckte, daß es keine Spielzeugpistolen oder sonstige Zerstörungswerkzeuge als Spielzeug zu kaufen gab.

Friedenserziehung gibt es in einigen kleinen Kulturen inmitten unserer größeren Kultur. Ich kannte ein Ehepaar, das zehn oder zwölf Jahre unter den Hopi-Indianern lebte. Sie sagten zu mir: „Peace, es ist erstaunlich – sie verletzen niemals irgend jemanden.“
Ich selbst bin unter den Amish gewandert. Man lebt dort in ziemlich großen Gemeinschaften. Es sind friedliche, sichere und gewaltlose Gemeinschaften. Ich sprach mit ihnen und fand als Grund heraus, daß sie von Kind auf lernen, wie undenkbar es ist, einen Menschen zu verletzen. Deshalb kommt das nie vor. Das alles kann man durch Erziehung erreichen.
Einmal brachte mir eine Frau ihr vier oder fünf Jahre altes Mädchen herüber und sagte: „Peace, kannst du meiner Tochter erklären, was gut und was schlecht ist?“ Ich sagte zu dem Kind: „Schlecht ist etwas, das jemandem schadet. Wenn du junk food ißt, so schadet dir das, deshalb ist das schlecht.“ Sie verstand. „Gut ist etwas, das jemandem hilft. Wenn du deine Spielsachen aufräumst und sie in die Spielzeugschachtel zurückbringst, so hilfst du damit deiner Mutter, deshalb ist das gut.“ Sie verstand. Manchmal ist die einfachste Erklärung die beste.

Wenn meine Eltern mich zu Bett brachten, so pflegten sie – sehr klug – zu sagen: „Es wird dunkel, damit es für dich ein ruhevoller Schlaf wird. Nun schlafe ein in dieser freundlichen, ruhevollen Dunkelheit.“ So ist mir Dunkelheit immer als etwas Freundliches und ruhevolles erschienen. Ob ich jetzt die ganze Nacht laufe, um mich warm zu halten, oder ob ich am Straßenrand schlafe, immer bin ich in dieser freundlichen, ruhevollen Dunkelheit.
Kinder müssen irgendwo Wurzeln haben, wenn sie aufwachsen, und die Eltern wären gut beraten, sich den Ort sorgfältig auszusuchen, wo sie ihre Kinder aufziehen wollen, bevor sie sie in die Welt setzen.