von Swami Sivananda
Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
Sarva Sadhana Sangraba
Dreiergruppen
in den vier Haupt Sadhana Pfaden
- KARMA YOGA Wachsen Ausdehnen
Opfern Dienen Geben Reinigen
- BHAKTI YOGA Lieben Singen Hingeben
Gedenken Weinen Verehren (Ram Ram Ram)
- JNANA YOGA Hören Überlegen
Meditieren Fragen Forschen Folgern
Behaupten Wissen Fühlen Suchen
Verstehen Verwirklichen (Om Om Om)
Swara Sadhana
Erklärung
Im menschlichen Körper gibt es 72 000 Nadis, Astralkanäle,
die Energie befördern. Von diesen sind 24 von besonderer Bedeutung.
Von diesen 24 sind wiederum 10 wichtig, und davon sind 3 die wichtigsten.
Diese drei Nadis sind 1) Ida oder Ingala oder Chandra, 2) Pingala oder
Surya und 3) Sushumna.
Im Laufe eines Tages und einer Nacht fließt der Atem 21 600 Mal
ein und aus.
Wenn der Atem durch das rechte Nasenloch ein- und ausströmt, arbeitet
Surya oder Pingala Nadi. Wenn der Atem durch das linke Nasenloch ein-
und ausströmt, arbeitet Chandra oder Ida.
Die Farbe von Prithivi Tattva (Erde) ist gelb; die Farbe von Jala Tattva
(Wasser) ist weiß; die Farbe von Agni Tattva (Feuer) ist rot;
die Farbe von Vayu Tattva (Wind) ist grün; die Farbe von Akasha
Tattva (Äther) ist schwarz.
Wenn am Morgen Surya Nadi arbeitet, ist es günstig, erst den rechten
Fuß auf den Boden zu setzen, entweder in östlicher oder in
nördlicher Richtung. Es ist günstiger, beim Aufstehen aus
dem Bett zuerst den Fuß aufzusetzen, der dem Nadi entspricht.
Wenn Chandra Nadi arbeitet, gehe man drei Schritte in südliche
oder westliche Richtung, wobei zuerst der linke Fuß auf den Boden
gesetzt wird.
Wenn ein Mensch eine Frage stellt, und wenn zur selben Zeit Surya Nadi
arbeitet, und wenn der Fragende sich unten oder rechts befindet, wird
es erfolgreich sein. Wenn Chandra Nadi arbeitet, und der Mensch sich
oben, vorne oder links befindet, wird es erfolgreich sein.
Frühmorgens nach dem Aufstehen die rechte Handfläche zu sehen
ist günstig. Frühmorgens das Gesicht mit der Handfläche
zu berühren, die der Nadi entspricht, ist überaus nutzbringend.
Wenn Surya Nadi arbeitet, berühre man das Gesicht mit der rechten
Hand.
Die drei Tage von Surya Nadi sind Sonntag, Dienstag und Samstag. Die
Tage für Chandra Nadi sind Montag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag.
Wenn an diesen Tagen, in diesen Nadis Fragen gestellt werden, sind sie
fruchtbringend. Eine Frage, die gestellt wird, wenn Sushumna fließt,
ist nicht fruchtbringend.
Die Länge der ausgeatmeten Luft beträgt 12 Finger; beim Essen
sind es 20 Finger, 24 Finger beim Gehen, 30 Finger im Schlaf, 36 Finger
beim Geschlechtsverkehr und noch mehr bei körperlicher Anstrengung.
Die Nadis wechseln bei einem gesunden Menschen in einem Intervall von
2 1/2 Ghatikas, das ist eine Stunde. Wenn Sushumna fließt, meditiere
über Gott.
In der hellen Hälfte jeden Monats ist in den ersten drei Tagen
das Wirksamsein von Chandra Nadi günstig. Surya Nadi ist günstig
am 4., 5. und 6. Tag. Chandra Nadi ist nutzbringend am 7., 8. und 9.
Tag. Am 10., 11. und 12. Tag ist Surya Nadi und am 13., 14. und 15.
Chandra Nadi günstig. In der dunklen Hälfte des Monats ist
an den ersten drei Tagen Surya Nadi günstig, usw. Verrichte heilige
Taten, wenn Surya Nadi fließt. Iß und habe Geschlechtsverkehr,
wenn Surya Nadi fließt. Ida Nadi ergießt Nektar in alle
Körperteile.
Wenn Chandra Nadi fließt, beginne eine lange Reise und Pilgerfahrt,
vollführe religiöse Zeremonien, grabe Brunnen und Becken,
weihe Tempel und Bilder, nimm Medizin ein, führe Hochzeiten durch,
betritt ein neues Haus, beginne mit der Landwirtschaft, besuche einen
Meister oder Freund, verehre deinen Lehrer und beginne ein Studium.
Mache Körperübungen, wenn Surya Nadi fließt. Wenn du
ein Haus oder eine Stadt betrittst oder verläßt, setze den
der Nadi entsprechenden Fuß zuerst auf.
Übe Shanmukhi oder Yoni Mudra - schließe die beiden Ohren
mit den Daumen, die Nasenlöcher mit den Mittelfingern, den Mund
mit den letzten beiden Fingern und die beiden Augenwinkel mit den Zeigefingern.
Übe sanftes Kumbhak, Atemanhalten, und konzentriere dich auf den
Punkt zwischen den Augenbrauen.
Wenn der Kreis, den du siehst, gelblich ist, ist es Prithivi Tattva;
ist er rot, ist es Agni Tattva; ist er schwarz, ist es Akasha Tattva.
Die Zahlen für Surya Nadi sind 3, 5, 7, 9, also ungerade, während
jene für Chandra Nadi gerade sind, 2, 4, 6, 8, usw. Wenn zur Zeit
von Surya Nadi eine Frage gestellt wird und die Buchstaben dieser Frage
ungerade sind, wird die Frage gute Früchte tragen.
Wenn eine Frage gestellt wird, ob ein Sohn oder eine Tochter geboren
wird, wird in Surya Nadi ein Sohn und in Chandra Nadi eine Tochter geboren
und in Sushumna ein Zwitter. Nach einem Bad am fünften Tag der
Menstruation, wenn im Mann Surya Nadi und in der Frau Chandra Nadi fließt,
wird bei der Vereinigung zu dieser Zeit ein Sohn gezeugt. Wenn die Frage
nach dem Kind gestellt wird, während man auf der Seite der Nadi
steht, wird ein Sohn geboren; wenn sie von der leeren Seite gestellt
wird, eine Tochter; in der Sushumna hingegen Zwillinge.
Technik
Durch das Wissen über Ein- und Ausatmung kennt und durch ein umfassendes
Verständnis und die Praxis von Swara Sadhana (die Wissenschaft
des Atems) entsteht Wissen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Diese Wissenschaft, das Allerverborgenste, das Allergeheimste, der Spender
von Wonne und höchstem Wissen ist eine Perle, ein kostbarer Edelstein
auf dem Kopf des Weisen. Diese Wissen ist leicht zu verstehen, wenn
der Strebende aufrichtig Glauben, Interesse und Beachtung zeigt.
Es erregt Erstaunen in den Ungläubigen. Im Svara liegen die Veden
und Sastras. Svara ist die Reflexion von Para Brahman. Eine verborgenere
Wissenschaft als die vom Atem, und ein nützlicherer Besitz als
die Wissenschaft vom Atem wurde niemals gesehen oder erfahren. Freunde
werden zusammengeführt durch die Macht des Atems.
Im Körper sind die Nadis und haben viele Formen und Ausdehnungen.
Um der Erkenntnis willen müssen Weise und Suchende sie kennen.
Von der Wurzel, Kanda, im Nabel aus verzweigen sich 72000 Nadis in den
Körper. Kundalini Shakti schläft wie eine Schlange im Muladhara
Chakra. Von dort gehen 10 Nadis nach oben und 10 nach unten. Von all
diesen sind 3 Nadis, nämlich Ida, Pingala und Sushumna die wichtigsten.
Ida befindet sich im linken Teil, Pingala im rechten Teil und Sushumna
ist in der Mitte der Wirbelsäule. Prana fließt durch all
diese Nadis in die verschiedenen Teile des Körpers. Ida fließt
durch das linke Nasenloch, Pingala durch das rechte und Sushumna durch
beide. Ida ist die Mond- oder Chandra Nadi, Pingala ist die Sonnen-
oder Surya Nadi. Der Jiva wiederholt ohne Unterbrechung das Soham Mantra.
Beobachte den Atem sorgfältig. Du wirst feststellen, daß
der Laut SO bei der Einatmung entsteht und HAM beim Ausatmen erzeugt
wird. Beobachte sehr genau die Bewegung von Ida und Pingala. Halte Prana
und Geist ruhig. Für Menschen, die Sonne und Mond in der richtigen
Ordnung halten, wird das Wissen um Vergangenheit und Zukunft sehr einfach
und ist für sie offensichtlich.
In Ida erscheint der Atem als Amrita. Sie ist der große Erhalter
der Welt. In der rechten wird die Welt stets geboren. In der Mitte bewegt
sich Sushumna. Führe ruhige Handlungen aus, während der Mond
fließt. Führe heftige Handlungen aus, wenn die Sonne fließt.
Führe Handlungen, die das Erreichen psychischer Kräfte, Yoga
und Befreiung zur Folge haben, dann aus, wenn Sushumna fließt.
Mond und Sonne dauern 5 Ghatikas (2 Stunden). Sie fließen während
der 60 Ghatikas eines Tages in einer Ordnung. Dann fließt in jedem
Ghatika jeweils eines der fünf Tattvas. Die Tage beginnen mit dem
Pratipada (der 1. Mondtag). Wenn die Reihenfolge umgekehrt wird, wird
auch die Wirkung umgekehrt. In den hellen vierzehn Tagen ist die linke
Seite mächtig. In den dunklen vierzehn Tagen ist die recht Seite
mächtig. Wenn der Atem bei Sonnenaufgang durch Ida aufsteigt und
den Tag hindurch fließt, und wenn bei Sonnenuntergang Pingala
aufsteigt und die Nacht hindurch fließt, bringt das beachtliche
Erfolge.
Der Atem fließt den ganzen Tag hindurch von Sonnenaufgang bis
Sonnenuntergang durch Ida, das linke Nasenloch, und durch Pingala, das
rechte Nasenloch, die Nacht hindurch von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.
Das ist die Praxis von Svara Sadhana.
Wer dies praktiziert, ist wahrlich ein großer Yogi. Übe dies.
Schüttle deine gewohnte Trägheit, Faulheit, Unbeweglichkeit
und alle Aspekte von Tamas ab. Gib nutzlose Gespräche, Tratsch,
und die widerwärtige Gewohnheit, andere zu kritisieren, auf. Mache
etwas Nützliches. Mache etwas Praktisches. Falsches Svara ist die
Ursache einer Unmenge von Krankheiten. Die Beachtung von richtigem Svara,
wie oben beschrieben, bringt Gesundheit und Langlebigkeit. Dies schenkt
zweifellos wundervollen Nutzen.
Wie kann der Fluß verändert werden?
Die folgenden Übungen dienen dazu, den Fluß von Ida zu Pingala
zu verändern. Wähle die Methode, die dir am meisten zusagt.
Um den Fluß von Pingala auf Ida zu wechseln, mache die gleiche
Übung auf der anderen Seite:
1) Blockiere das linke Nasenloch einige Minuten lang mit einem Stückchen
Watte oder mit einem feinen Tuch.
2) Lege dich zehn Minuten auf die linke Seite.
3) Sitze aufrecht. Ziehe das linke Knie hoch, und halte die linke Ferse
an die linke Gesäßhälfte. Jetzt drücke die linke
Achselhöhle auf das Knie. Binnen weniger Sekunden wird der Fluß
durch Pingala gehen.
4) Halte beide Fersen zusammen an die rechte obere Gesäßhälfte.
Das rechte Knie ist über dem linken Knie. Stütze die linke
Handfläche etwa dreißig Zentimeter entfernt auf dem Boden
ab und lege das Gewicht des Rumpfes auf die linke Hand. Drehe auch den
Kopf nach links. Dies ist eine wirkungsvolle Methode. Fasse den linken
Knöchel mit der rechten Hand.
5) Der Atemfluß kann auch durch Nauli Kriya geändert werden.
6) Lege das u-förmige Ende der Yoga Danda (ein etwa 90 cm langer
Holzstab) unter die linke Achselhöhle und lehne die linke Seite
darauf.
7) Das wirkungsvollste und unmittelbarste Ergebnis wird erzielt, wenn
der Atemfluß durch Kechari Mudra bewirkt wird. Der Yogi dreht
die Zunge nach innen und blockiert den Kanal mit der Zungenspitze.
Laya yoga sadhana
Die Methode von Laya Yoga
Sadhana
Dharana ist die intensive und vollkommene Konzentration des Geistes
auf eines der inneren Zentren oder auf ein äußeres Objekt
oder Töne wie Anahata Töne oder eine abstrakte Idee bei gleichzeitiger
vollkommener Abstraktion von allem, was mit dem äußerem Universum
oder der Welt der Sinne zu tun hat. Dharana ist absolut notwendig für
Laya Yoga.
Sitze in Padma oder Siddha Asan. Mache Yoni Mudra, durch Verschließen
der Ohren mit den Daumen. Höre den inneren Klang durch das rechte
Ohr. Der gehörte Klang macht taub für alle äußeren
Klänge. Nach Überwindung aller Hindernisse wirst du durch
die Praxis von Laya Yoga binnen vierzehn Tagen den Turiya Zustand erreichen.
Zu Beginn der Übung werden viele laute Klänge hörbar.
Sie werden allmählich höher, und nach beständiger Übung
werden sie immer feiner. Versuche, feinere Töne zu unterscheiden.
Die Konzentration kann von den gröberen zu den feineren Tönen
gehen oder vom feinen zum groben Klang, aber dem Geist darf nicht gestattet
werden, von diesen zu irgendwelchen anderen Dingen abgelenkt zu werden.
Nachdem sich der Geist zuerst auf irgendeinen Klang konzentriert hat,
richtet er sich nun fest darauf und geht ganz darin auf. Der Geist,
der für äußere Eindrücke unempfindlich wird, wird
eins mit dem Klang, wie Milch mit Wasser, und geht dann rasch in Chidakasa
auf. Den Objekten gegenüber gleichgültig und mit beherrschten
Leidenschaften konzentriere deine Aufmerksamkeit durch fortgesetztes
Üben auf den Klang, das wird den Geist vernichten. Nach Aufgabe
aller Gedanken und frei von allen Handlungen konzentriere die Aufmerksamkeit
stets auf den Klang, dann wird Chitta sich darin auflösen. So wie
die Biene, die den Honig trinkt, sehnt sich auch das Chitta, das stets
im Klang aufgegangen ist, nicht mehr nach Sinnesobjekten, da es an den
süßen Geruch von Nada (Anahata-Klang) gebunden ist und seine
wandernde Natur aufgegeben hat. Die Schlange Chitta geht durch das Lauschen
auf Nada ganz in diesem auf. Chitta verliert das Bewußtsein für
alles und konzentriert sich auf den Klang. Der Klang dient als scharfer
Stachelstock, um das verrückt gewordene Elefanten-Chitta zu kontrollieren,
am Jahrmarkt der Sinnesobjekte umherstreift. Er dient als Schlinge zum
Binden des Reh-Chitta. Er dient auch als Ufer für die Meereswellen
von Chitta.
Der Klang, der aus Pranava kommt, das Brahman ist, ist von der Natur
von Glanz. Der Geist geht darin auf. Das ist der erhabene Sitz Vishnus.
Der Geist existiert solange als es Klang gibt, wenn dieser aber aufhört,
dann ist der Zustand erreicht, der Turiya genannt wird. Der Klang ist
in Brahman aufgegangen, und der klanglose Zustand ist der erhabene
Sitz. Der Geist dessen karmische Verbindungen zusammen mit Prana durch
ständige Konzentration auf Nada zerstört worden sind, ist
in Brahman aufgegangen. Darüber gibt es keinen Zweifel. Frei von
allen Zuständen und Gedanken erscheint der Körper als toter
Körper oder wie ein Holzklotz und fühlt nicht Hitze und Kälte,
Freude oder Sorge. Wenn der spirituelle Blick fest wird, ohne Objekt,
das zu sehen ist, wenn das Prana ohne jede Mühe still wird, und
wenn Chitta ohne jede Unterstützung fest wird, wirst du Brahman.
Wenn Maya zerstört ist, wenn Tugenden und Sünden verbrannt
sind, erstrahlst du als das glänzende, makellose, ewige, fleckenlose
Shuddha Brahman. Nun bist du ein Mukta.
Erfahrungen im Laya Yoga
Sadhana
Sitze im Padmasana, Siddhasana oder Sukhasana. Schließe die Ohren
mit den Daumen. Das ist Shanmukti Mudra, Vaishnavi Mudra oder Yoni Mudra.
Höre den Anahata Klang aufmerksam. Gelegentlich werden die Klänge
auch durch das linke Ohr hörbar. Übe, nur vom rechten Ohr
zu hören. Warum hörst du nur durch das rechte Ohr deutlich?
Wegen des Sonnennadis; Pingala an der rechten Seite der Nase. Der Anahata
Klang wird auch Omkara Dhvani genannt. Er entsteht aus dem Schwingen
des Pranas.
Übe Japa (Ajapa Japa) von Soham mit dem Atem oder Japa irgendeines
Mantras. Übe ein zwei Monate lang Pranayama. Du wirst die
zehn Anahata Klänge klar hören und die Musik der Seele genießen.
Gib alle weltlichen Gedanken auf. Sammle die zerstreuten Strahlen des
Geistes und konzentriere sie auf den Anahata Klang. Praktiziere Yama
(Selbstbeherrschung) und Sadachara (richtiges Verhalten).
Es gibt zehn Arten von Nada oder Anahata, die man hören kann. Der
erste ist Chini (wie der Klang des Wortes chini); der zweite ist Chini-Chini;
der dritte ist der Klang einer Glocke; der vierte ist wie ein Muschelhorn;
der fünfte wie Tantri (Laute); der sechste ist wie der Klang von
Tala (Zimbeln); der siebente ist der einer Flöte; der achte ist
der von Bheri (Trommel); der neunte ist der von Mridanga (Doppeltrommel);
und der zehnte ist der Klang des Donners. Man kann den zehnten Klang,
ohne die ersten neun Töne, durch Einweihung durch einen Guru erfahren.
Allmählich muß die Konzentration vom groben zum subtilen
Klang verändert werden.
Bevor du den Fuß auf die höheren Sprossen der Leiter des
Nada Yoga setzt, übe, die Stimme deines inneren Gottes in sieben
Arten zu hören. Die erste ist wie die süße Stimme der
Nachtigall, die ihrem Gefährten ein Abschiedslied singt. Der zweite
kommt als der Klang der Silberzimbel der Dhyanis, die die funkelnden
Sterne erwecken. Der nächste ist wie das Klagelied des Meergeistes,
der in seiner Muschel gefangen ist. Und darauf folgt der melodische
Klang der Vina. Der fünfte Klang der Bambusflöte schrillt
in deinem Ohr. Er verändert sich als nächstes zu einem Trompetenstoß.
Der letzte vibriert wie das dumpfe Grollen einer Donnerwolke. Der siebente
verschlingt alle anderen Klänge. Sie alle sterben, und dann wird
die feine Musik der Seele im Inneren hörbar.
Im siebenten wird Wissen um Verborgenes zugänglich. In späteren
Stufen wirst du Paravak hören und das göttliche Auge entwickeln.
Und letztendlich wirst du Para Brahman erlangen.
Der Klang fängt den Geist ein. Der Geist wird eins mit dem Klang,
wie Milch mit Wasser. Er geht auf in Brahman, dem Absoluten.
Ohne Reinigung des Herzens können keine greifbaren Ergebnisse auf
dem Weg des Laya Yoga erzielt werden. Zuerst muß das Herz durch
unermüdliches selbstloses Dienen, Kirtan, Japa, Meditation und
die Pflege göttlicher Tugenden gereinigt werden, um dadurch die
negativen Eigenschaften auszurotten. Du mußt mit den vier Mitteln
ausgestattet sein und Laya Yoga Sadhana üben. Nur dann wirst du
den Sitz von ewiger Wonne und Unsterblichkeit erlangen.
Pranava Sadhana
Pranava (OM) ist eine Fähre für Menschen, die in den nie
endenden Ozean des weltlichen Lebens gefallen sind. Viele haben diesen
Ozean mit Hilfe dieser Fähre überquert. Du kannst das auch
tun, wenn du ständig über OM meditierst und im Geist von OM
lebst.
OM ist das einzige Symbol für dieses unsterbliche, alldurchdringende
Selbst. Denke an OM unter Ausschluß von allem anderen. Schließe
alle weltlichen Gedanken aus. Sie können natürlich immer wieder
zurückkehren. Aber die Gedanken an das reine Selbst müssen
wiederholt entwickelt werden. Verbinde die Konzepte von Reinheit, Vollkommenheit,
Freiheit, Wissen, Unsterblichkeit, Ewigkeit, Unendlichkeit, usw. mit
OM. Wiederhole OM geistig.
Meditiere ständig über folgende Gedanken und wiederhole geistig:
Alldurchdringender Ozean von Licht bin ich, OM OM OM
Licht der Lichter bin ich, OM OM OM
Sonne der Sonnen bin ich, OM OM OM
Unendlichkeit bin ich, OM OM OM
Reines Bewußtsein bin ich, OM OM OM
Alldurchdringendes Licht bin ich, OM OM OM
Vyapaka paripurna bin ich, OM OM OM
Jyotirmaya Brahman bin ich, OM OM OM
Allmächtig, allwissend bin ich, OM OM OM
All-Seligkeit, All-Reinheit bin ich, OM OM OM
All-Herrlichkeit, All-Freude bin ich, OM OM OM
All-Gesundheit, All-Frieden bin ich, Om OM OM
Kühner Suchender! Denke stets an das letzte Wort von Advaita:
„Tat Tvam Asi“- Das bist Du. Fühle dich so. Erkenne dich als solches.
Verwirkliche deine wahre Identität mit dem all-wonnevollen Selbst,
jetzt sofort, noch in diesem Moment!
Sich verbinden mit OM ist Einswerden mit dem Wichtigen. „Tat-Japah tadartha
bhavanam.“ Versuche dich mit dem all-wonnevollen Selbst zu identifizieren,
wenn du Om denkst, darüber meditierst oder OM singst, und verneine
die fünf Koshas als von Maya geschaffene Hüllen der Illusion.
Das Symbol OM muß als Sat-Chid-Ananda Brahman oder Atman verstanden
werden. Das ist die Bedeutung. In der Meditation fühle, daß
du All-Reinheit, All-Licht, alldurchdringendes Sein, usw. bist. Meditiere
täglich über das Selbst. Denke, daß du etwas ganz und
gar anderes bist als Geist und Körper. Fühle: Ich bin Sat-Chid-Ananda
Atman, ich bin alldurchdringendes Bewußtsein. Das ist die vedantische
Meditation.
Meditation über OM mit Bhavana und Bedeutung führt zur Verwirklichung
von Brahma-Jnana. Das ist Jnana Yoga. Außer A, U, M und Ardha
Matra gibt es vier weitere Teile von OM, nämlich Bindu, Bija, Shakti
und Santi. Die vier letzteren müssen durch Bhavana oder Gefühl
in der Meditation erspürt werden. Laya Chintan von OM führt
zu Advaita Nishtha oder Nirvikalpa Samadhi.
a) Visva erlangt Laya oder Auflösung in Virat: Virat in „A“.
b) Taijasa erlangt Laya in Hiranyagarbha: Hiranyagarbha in „U“.
c) Prajna erlangt Laya in Ishvara: Ishvara in „M“.
Turiya gehört zu beiden, Jiva und Ishvara. „A“ Matra erlangt Laya
in Kutashta - Jiva Brahmaikyam - Einssein von Jiva und Brahman. Verwirkliche
so deine Identität mit dem höchsten Selbst durch dieses Pranava
Sadhana.
Möget ihr im nichtdualen Brahman ruhen und den Nektar der Unsterblichkeit
trinken. Möget ihr alle den vierten Zustand der Wonne (Turiya)
durch die Analyse der Erfahrungen im Wach- Traum- und Tiefschlafzustand
erreichen. Möget ihr alle ein umfassendes Verständnis von
Omkara oder Pranava und dem „A“ Matra haben. Möget ihr alle durch
Transzendieren der Töne A, U, M in das klanglose OM eingehen. Möget
ihr alle über OM meditieren und das Ziel des Lebens, die letztendliche
Wirklichkeit, erreichen. Möge dieses OM euch leiten. Möge
dieses OM euch Zentrum, Ideal und Ziel sein!
Soham Sadhana
Soham bedeutet Er bin Ich oder Ich bin Brahman. Sa bedeutet Er, Aham
bedeutet Ich. Es ist das großartigste Mantra. Es ist ein Abheda
Bodha Vakya, das die Identität des Jiva, der individuellen Seele,
und Brahmans, des höchsten Selbst, ausdrückt.
Soham ist einzig und allein OM. Lasse die Konsonanten S und H weg.
Du erhältst OM. Soham ist abgeändertes Pranava oder OM. Meditation
über Soham ist dasselbe wie Meditation über OM. Vor dem Soham
Sadhana muß die Neti Neti Lehre (nicht dies, nicht dies) geübt
werden. Der Körper und die anderen Koshas müssen durch das
Wiederholen von „Naham Idam Sharinam“ - „Ahametat na“ verneint oder
verleugnet werden. Ich bin nicht dieser Körper, dieser Geist oder
dieses Prana. Ich bin Er, Er ist Ich - Soham, Soham!
Der Jiva, die individuelle Seele, wiederholt dieses Mantra unbewußt
21.600mal in 24 Stunden. Sogar im Schlaf geht die Wiederholung von Soham
von selbst weiter. Beobachte den Atem sorgfältig, und du wirst
es erkennen. Beim Einatmen entsteht der Laut ›So‹ und beim Ausatmen
›ham‹. Es wird Ajapa Mantra genannt.
Wiederhole dieses Mantra geistig. Fühle aus ganzem Herzen und ganzer
Seele, daß du die allerfüllende, allwonnevolle Seele, Brahman,
bist. Rein mechanisches Wiederholen hilft nicht viel. Aber höchster
Nutzen kann durch Anubhuti oder Gefühl allein erreicht werden.
Wenn der Intellekt versucht zu fühlen: Ich bin Brahman, Ich bin
der Allmächtige, Chitta jedoch zu fühlen versucht: Ich bin
so und so, ich bin schwach, ich bin hilflos, usw., ist Verwirklichung
nicht möglich. Alle falschen Samskaras müssen zerstört
werden, alle falschen Vorstellungen, Schwächen, Aberglauben und
Ängste. Avidya, die Unwissenheit, muß zerstört werden.
Avidya, der Geist, verursacht diese Begrenzung durch Identifikation
mit dem vergänglichen Körper. Durchstoße den Schleier
der Unwissenheit. Ignoranz. Zerreiße die fünf Hüllen.
Entferne den Vorhang von Avidya und bleibe in deinem eigentlichen Sat-Chid-Ananda
Svarupa durch die Kraft von Soham Sadhana. Stelle fest: „Aham Brahmasmi“.
Behaupte: „Tat Tvam Asi“.
Singe:
Ich bin weder Geist noch Körper; unsterbliches Selbst bin ich,
Ich bin Beobachter der drei Zustände; absolutes Sein,
Ich bin Beobachter der drei Zustände; absolutes Wissen,
Ich bin Beobachter der drei Zustände; absolute Wonne.
Soham Soham, Sivoham Soham,
Soham Soham, Sivoham Soham.
Ich bin nicht dieser Körper; der Körper gehört mir nicht,
Ich bin nicht dieses Prana; das Prana gehört mir nicht,
Ich bin nicht dieser Geist; der Geist gehört mir nicht,
Ich bin nicht dieser Buddhi; der Buddhi gehört mir nicht,
Ich bin, der ich bin, Ich bin, der ich bin
Ich bin, Der ich bin, Das bin ich Das, ich bin Das
(Soham Soham....)
Ich bin Sat Chid; Ananda Svarupa.
Ich bin Nitya Suddha Buddha; Mukta Svabhava
Ich bin Akarta Abhokta; Ich bin Asanga Sakshi
Prajnanam Brahma; Aham Brahma Asmi
Tat Twam Asi; Ayam Atma Brahma
Satyam Jnanam; Anantam Brahma.
Ekam Eva Advitiyam; Sarvam Khalvidam
Brahma Neha Nanasti Kinchana
(OM OM OM OM, OM OM OM OM)
Erkenne dein Svarupa durch Verneinung des Körpergedankens und
durch Identifikation mit dem höchsten Selbst. Wiederhole geistig
immer das Soham. Meditiere über Sat-Chid-Ananda, das nichtduale
Brahman. Beobachte den Atem während der stillen Wiederholung von
Soham im Sitzen, Stehen, Essen, Sprechen, usw. Das ist eine einfache
Methode zur Konzentration. Das Soham Bhava muß zur Gewohnheit
werden.
Das Soham Sadhana ist nur für die fortgeschrittenen Schüler
auf dem spirituellen Pfad geeignet, besonders für jene, die eine
Neigung zum klösterlichen Leben haben. Es müssen jedoch zuerst
die vorbereitenden spirituellen Übungen durchgegangen werden. Die
Yogaleiter muß Sprosse um Sprosse erklommen werden. Solange das
Herz nicht geläutert und der Geist nicht von Schlacken gereinigt
ist, solange der Gedanke, der Handelnde zu sein, und das kleine selbstbezogene
Ego nicht vollkommen geläutert sind, kann kein greifbares Ergebnis
auf dem Weg des Soham Sadhana erzielt werden.
Vichara Sadhana I
Sehr oft laufen wir dem Schatten nach und stellen das Eigentliche in
den Hintergrund. Im spirituellen Sinn ist diese Theorie die tatsächliche
Wurzel der Bindung. Anstatt Gott zu suchen und die Einheit mit Ihm zu
erkennen, läuft der Mensch Seinem Schatten nach, der Welt. Das
ist die Ursache allen Elends auf der Erde.
Auch wenn es um die Bedeutung des Wortes „Gott“ selbst geht, verstehen
wir zumeist nur den „Schatten“ anstatt der wahren „Substanz“, die Gott
ausmacht. Wir konzentrieren uns so sehr auf dieses Unwirkliche,
daß wir im Laufe der Zeit das Bewußtsein des Baumes verlieren,
und es entgeht uns das großartige Schauspiel des Waldes!
Dies gilt auch für unser Verständnis der Schriften. Wie oft
mußten nicht Reformer Millionen feindlich Gesinnter die wahre
Bedeutung der Lehren der Propheten und Heiligen entgegenschleudern und
die Dunkelheit falscher Begriffe zerstreuen, die das Wesentliche verdeckt
hatten! Der Ursprung der meisten Weltreligionen könnte auf diese
Art von Wiederentstehung zurückverfolgt werden. Die Quelle war
nur eine einzige Religion. Im Laufe der Zeit begannen Menschen mit falschem
Verständnis sie unterschiedlich als Grundsätze zu definieren
und Parteien zu bilden. Sie splitterten sich in gegnerische Lager auf,
wobei jedes von sich behauptete, die alleinigen Vertreter der wirklichen
Bedeutung der Äußerungen der Alten zu sein. Dann wird ein
Stern aufgehen, der tiefer in den Ozean der Weisheit tauchen und die
Perle der Wahrheit hervorbringen wird. Einige werden ihm folgen; andere
werden weiterhin den Mißton anschlagen. Der neue Prophet wird
eine Gruppe von Anhängern um sich scharen, um seine Lehren zu verbreiten;
und sie werden eine neue Religion gründen. Und so geht das Spiel
seit Menschengedenken!
Neben der Lehre aus den Schriften hatten alle Religionen die „Aussprüche“
ihrer Propheten. Diese fallen auch unter Sprichwörter, obwohl sie
andere Gedanken beinhalten. Die Sprichwörter, die solch einen spirituellen
Hintergrund haben, haben eine ebenso tiefe, geheime und mystische Bedeutung
wie die Aussagen der Schriften selbst. Dies bewirkt, daß der wahre
Gedanke, den sie vermitteln wollen, von den Nachkommen mißdeutet
wird; und häufig werden völlig unsinnige Töne angeschlagen
im müßigen Versuch, diese erhabene Musik zum Erklingen zu
bringen.
Nehmen wir einige Beispiele aus der Tamil Literatur. Da gibt es
ein schönes Sprichwort (heute hat es auch eine heitere Bedeutung
bekommen), das sagt: „Wenn du (den) Hund siehst, ist kein Stein da;
wenn du (den) Stein siehst, ist kein Hund da.“ Das wird als eine Bemerkung
betrachtet, die Menschen in leichtem Ton dahinsagen, jedenfalls nicht
in besonders ernsthafter Stimmung. Das Sprichwort wird als das genommen,
was es wörtlich aussagt. Ein Mann geht in einem Dorf die Straße
entlang. Einige Hunde streichen um ihn herum. „Wie schade!“ denkt er,
„So viele Hunde um mich herum. Ich wünschte, ich hätte einen
Stein zur Hand, um ihn ihnen nachzuwerfen.“ Auf einer Pilgerreise
sieht derselbe Mann wunderschöne blankpolierte Steine am Gangesufer
und denkt: „Wieder ist es schade! Hier gibt es nun jede Menge der schönsten
Steine. Aber keinen einzigen Hund, dem man sie nachwerfen könnte.“
Das ist die Interpretation des populären Sprichwortes. Auch der
ernsthafteste Mensch wird es heutzutage bestenfalls dahingehend interpretieren,
daß dieses Sprichwort lediglich einen alten Gedanken irdische
Reichtümer betreffend neu formuliert. Wo Geld am meisten gebraucht
wird, ist es gewöhnlich nicht vorhanden; wo es bereits im Überfluß
vorhanden ist, findet man es in immer größerer Fülle.
Wenige machen sich die Mühe, zu überlegen, was das Sprichwort
tatsächlich mitzuteilen hat.
Bevor wir fortfahren, den Sinn zu untersuchen, der diesem Sprichwort
zugrunde liegt, lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf „Gott“ im Gegensatz
zur Welt. Was ist diese Welt und was ist Gott? „Brahma Satyam Jagan
Mithya Jivo Brahmaiva Naaparah“, brüllten die alten Seher. Gott
allein ist Wahrheit; die Welt existiert überhaupt nicht, sagten
sie. Aber wir sehen sie! - stellten die Nichteingeweihten fest. Ja,
wir sehen sie, wie wir eine Schlange im Seil sehen; wie wir Wasser in
der Fata Morgana sehen; wie wir Silber im Perlmutt sehen. Ein Mann kommt
müde und erschöpft aus dem Büro nach Hause, und als er
sein Haus betritt, hat er das Gefühl, auf eine Schlange getreten
zu sein. In der Dunkelheit ist er nicht in der Lage, die Sache zu prüfen.
In seiner Erschöpfung läßt ihn die Vernunft im Stich.
In seinem Kopf dreht sich alles, er ist von Furcht erfaßt. Er
stellt sich vor, daß er von dieser Schlange fürchterlich
gebissen wurde. Er wankt ins Haus und bricht im nächsten Bett zusammen.
Sofort Zeter und Mordio! Der Mann wurde von der Schlange gebissen. Er
verliert beinahe das Bewußtsein. Viele Menschen scharen sich um
sein Lager. Weinend und wehklagend, betend und plappernd; Tumult herrscht
im Haus. Ein betagter Mann mit dem grauen wallenden Haar der Weisheit
tritt ein und ruft: „Geht aus dem Weg, laßt mich den Patienten
untersuchen!“ Er tritt ans Bett und untersucht ruhig den Mann. Er kann
keinerlei Anzeichen für einen Schlangenbiß feststellen und
überlegt, wobei er sich mit den Händen über den langen
Bart streicht: „Nein, das kann nicht sein.“ Er ist entschlossen! „Zeige
mir“, sagt er, „wo hat dich die Schlange gebissen?“ Der Sterbende antwortet
leise: „Etwa vier Meter vom Eingang entfernt.“ Mit einer Laterne in
der Hand macht sich er alte Mann an seinen Auftrag. Natürlich,
wenn die Schlange ihn gebissen hätte, würde sie sicher nicht
mehr an der selben Stelle liegen. Genau an dem vom Patienten beschriebenen
Platz lag die Schlange. Aber der Lichtstrahl hatte sie in eine Blumengirlande
verwandelt! Triumphierend, mit der Girlanden-Schlange in der Hand, kehrt
der alte Mann zum Totenbett zurück und, mit einem klugen Lächeln
auf den Lippen, zeigt er dem erstaunten Publikum die Schlange: „Das,
mein lieber Mann, ist die Schlange, die dich gebissen hat. Sie hat keine
Giftzähne. Also wache auf. Wechsle dein schweißdurchtränktes
Hemd.“ Der Sterbende ist sofort wie elektrisiert, und Schmerz und Angst
fallen von ihm ab. Strahlend steht er auf, umarmt seinen Retter und
verabschiedet sich von der Menge!
So ist die Welt. Sie ist eine Überlagerung auf Brahman. Eigentlich
ist sie nicht vorhanden; wenigstens nicht als das, was sie zu sein scheint.
Solange man sie im Dunkeln sieht, erscheint sie als die Schlange. Entzünde
die Lampe der Weisheit, und in ihrem Glanze wird die Welt als solche
verschwinden, und das Eigentliche, Brahman, in all Seiner Großartigkeit,
wird sichtbar. Einige Tamil Heilige haben in wundervollen und erhabenen
Versen diesen Gedanken vermittelt. Wer Gott sieht, nimmt die aus den
fünf Elementen bestehende Welt nicht wahr; und wer vom Spiel der
Elemente in Anspruch genommen ist, ist blind für die Sicht Gottes.
Um zur wirklichen Bedeutung des Sprichwortes zu gelangen, muß
man den Kontext kennen, in dem das Sprichwort entstand. Nur dann kann
der Sinn verstanden werden, den die Buchstaben übermitteln wollen.
Ein Bildhauer geht um einen alten Tempel, und all seine Sinne und sein
Geist sind gefangen von der Schönheit der Skulpturen an den Wänden
des Tempels. Er befühlt den Schwanz einer Katze: „Ah wie schön!
Hier das Maul dieses Löwen mit der Steinkugel darin!“ So geht er
von einer Skulptur zur nächsten. Er biegt um die Ecke. „Oh! Dieser
riesige Hund! Wenn er mich anspringt! Seine scharfen Zähne; und
seine blutrünstig aus dem Maul hängende Zunge. Er schaut direkt
auf mich. Oh mein Gott, was soll ich jetzt tun?“ Bestürzt schließt
er die Augen. Eine Minute vergeht, zwei, drei, vier. Der Hund zögert
immer noch. „Warum? Wahrscheinlich ist er an der Kette!“ Er wirft einen
kleinen Stein nach ihm. Er bewegt sich nicht. Er kommt näher. Er
steht immer noch, wo er war, und starrt ihn die ganze Zeit an. „Warum
bewegt er nicht einmal seinen Schwanz? Es muß ein seltsamer Hund
sein!“ Er tritt noch näher und berührt seinen Schwanz. Sein
ganzer Körper schüttelt sich vor Lachen über sein idiotisches
Benehmen. Er ist aus Stein! Aber die handwerkliche Technik, die Färbung
und die Kunst waren so groß, daß er tatsächlich wie
ein lebendiger Hund aussieht. Das meinte der Dichter, wenn er sagte:
„Wenn ein Hund da ist, ist kein Stein da; wenn ein Stein da ist, ist
kein Hund da.“ Wenn man den Hund sieht, denkt man nicht daran, daß
er aus Stein ist. Wenn man sieht, daß er aus Stein ist, verschwindet
der Gedanke an den Hund. Welch ein Zerrbild der Wahrheit ist es, diesem
Sprichwort, das die höchste Wahrheit mitteilt, alle möglichen
seltsamen Ideen zu überlagern. Wenn man Verschiedenheit sieht,
verschwindet die Einheit; und umgekehrt. Wenn man Gott verwirklicht,
verschwindet die Welt; wenn man sich in der Welt verliert, kann man
Gott nicht verwirklichen.
Dieser Gedanke findet in zahlreichen Gedichten der Tamil Literatur wunderbaren
Ausdruck. Einer sagt: „Der Elefant verdeckte den Wald; und im Wald verschwand
der Elefant.“ Es klingt mystisch! Nimm ein Beispiel. Ein kleines Kind
hat einen Elefanten aus Mangoholz, den ihm seine liebenden Eltern geschenkt
haben. Ein Zimmermann arbeitet auf der Veranda. Es läuft zu ihm
und zeigt ihm den Elefanten. „Schau, wie groß seine Beine sind.
Und schau seine Flügelohren. Puh! Die Stoßzähne werden
deinen Brustkorb durchbohren!“ Es spielt mit ihm, als wäre es ein
wirklicher Elefant. Der Zimmermann nimmt die Figur in die Hand und prüft
sie. „Nun mein Kind? Er ist nicht gut!“ „Was, mein Elefant?“ „Ja, er
ist aus Mangoholz, er wird schnell kaputt sein!“ Für den Zimmermann
ist es kein Elefant; sondern ein Stück Holz. Ein solcher Unterschied
besteht in der Einstellung zur Welt zwischen einem weltlichen Menschen
und einem Heiligen. Der weltliche Mensch sieht die Welt als Vielfalt,
als Mischung von Freude und Schmerz, als eine Anhäufung von Objekten;
der Heilige nimmt die eine verborgene Essenz wahr, die das gesamte Universum
durchdringt; für ihn ist es ein „Abhasa“ dieses Brahmans von absolutem
Sein - absolutem Wissen - absoluter Wonne.
II
Nun ein anderes Sprichwort. Übersetzt bedeutet es: „Wenn das ›Ooru‹
gespalten ist, hat es der Tänzer leicht“. Das Wort ›Ooru‹ wurde
als Dorf gedeutet. Einmal lebte in einem Dorf ein großer Zamindar,
dem das ganze Dorf allein gehörte. Ein Straßentänzer
besuchte den Ort einmal täglich und bekam vom Zamindar reiche Geschenke
nach Darbietung seiner Kunst. Der Zamindar starb, und seine beiden Söhne
erbten den Besitz des Vaters. Natürlich wurde er unter beiden aufgeteilt.
Wie es bei den meisten südindischen Familien der Fall ist, gründen
beide ihren eigenen Haushalt. Nun besuchte der Straßentänzer
das Dorf wieder und fand den Haushalt des Zamindars auf die beiden Brüder
aufgeteilt. Er ging zum einen Bruder und zeigte seine Kunststücke.
Er bekam reiche Geschenke von ihm. Dann besuchte er den anderen Bruder
und gab auch dort eine Darbietung. Auch dieser Bruder gab ihm reiche
Geschenke; bald jedoch fand er den Wert der Geschenke des Bruders heraus.
Aber aus reiner Eitelkeit gab er mehr als sein Bruder! Also anstatt
nur Geschenke vom Zamindar zu bekommen, konnte der Tänzer nun einen
Löwenanteil bekommen, angesichts der Tatsache, daß die Familie
in zwei gespalten war. Das gilt als die wahre Bedeutung des Sprichworts.
Die Moral, die normalerweise in der Geschichte gesehen wird, ist, daß
Familien immer versuchen sollten, vereinigt zu bleiben, ansonsten würde
eine ›dritte‹ Partei beide zum eigenen Vorteil auf Kosten beider Teile
ausplündern! Wenn wir aber die wirkliche Bedeutung verstehen, lachen
wir nur über so verdrehte Erklärungen.
Ein wichtiges Wort im Sprichwort, nämlich ›Ooru‹, wurde fälschlich
als Dorf verstanden, und eine ganze Parabel wird darum gewoben. Bei
einiger Überlegung wird mit Sicherheit die wirkliche Bedeutung
des ganzen Sprichwortes klar. Das Wort ›Ooru‹ wurde aus dem Sanskrit
geliehen, und bedeutet „Oberschenkel“.
Vermutlich ist die Geschichte von der Geburt Urvasis bekannt. Der Weise
Narayana tat unzählige Jahre lang strenge Askese im Himalaya. Indra,
der gewöhnlich darüber verärgert ist, wenn ein Heiliger
Askese übt, wollte Narayanas Bemühungen durchkreuzen. Er sandte
zahlreiche himmlische Mädchen, die den Weisen Narayana in Versuchung
führen sollten. Mit dieser Absicht näherten sie sich ihm.
Sie tanzten, sangen und breiteten ihr verführerisches Netz über
den in seinem Selbst versunkenen Heiligen. Er erahnte die Gefahr, öffnete
die Augen und sah die Mädchen, die all ihre Nerven anstrengten,
um ihn zu stören. Er lächelte über ihre Torheit. Und
als sie hersahen, schlug er mit der Hand auf seinen rechten Oberschenkel.
Zur Bestürzung der Himmlischen entstieg diesem Oberschenkel eine
wahre Heerschar der unwiderstehlichsten weiblichen Gestalten. Letztere
bezauberten die Boten Indras, die ihnen sofort zum Opfer fielen. Sie
vergaßen bald vollständig ihre Mission und blieben. Indra
wartete und wartete. Schließlich verzweifelte er an der Rückkehr
seiner Boten und sandte einige Abgesandte, die den Grund ihrer Verspätung
feststellen sollten. Diese Devas fielen ihrerseits den Geschöpfen
des Weisen Narayana zum Opfer. Später kam Indra selbst und überzeugte
sich von den Fakten. Aber wäre nicht die Gnade des Weisen gewesen,
Indra selbst wäre den lustvollen Blicken dieser Frauen zum Opfer
gefallen. Als Indra seine Machtlosigkeit erkannte, verneigte er sich
sofort zu Narayanas Füßen und bat ihn um Verzeihung. Er befürchtete,
daß seine eigenen Himmlischen in Bedeutungslosigkeit verschwinden
könnten, wenn den Geschöpfen des Weisen gestattet würde,
mit ihnen zu konkurrieren, und bat Narayana, die Frauen, die er erschaffen
hatte, zurückzunehmen. Der Weise rief sofort alle Mädchen,
außer einem, wieder in seinen Oberschenkel zurück. Dieses
schickte er mit Indra. Es war Urvasi - die im Oberschenkel Narayanas
gelebt hatte.
Das ist die Bedeutung des Wortes „Ooru“. Nun analysieren wir das Sprichwort
mit dieser Bedeutung des Wortes noch einmal. „Die Spaltung des Oberschenkels
machte es dem Tänzer leicht.“ Die berühmte Geschichte vom
Tanz Sivas tritt vor unser geistiges Auge. Parvati, Gott Sivas Gefährtin,
forderte ihren Ehemann zu einem Tanzwettbewerb heraus. Um seine Überlegenheit
über sie zu beweisen, tanzte der Herr sehr lange. Parvati war jedoch
ebenso meisterlich. Sie erwies sich ihm als in jeder Hinsicht ebenbürtig.
Schließlich verfiel er auf eine sonderbare Idee. Er hob ein Bein
hoch und tanzte weiter. Keine achtbare Frau konnte das tun, ohne ihre
Keuschheit und ihr gutes Benehmen aufs Spiel zu setzen. Parvati überlegte
für einen Moment und gab nach. Sie gab sich geschlagen. Das Sprichwort
erinnert uns an dieses göttliche Ereignis: „War es nicht deshalb,
weil die Oberschenkel getrennt wurden, daß der Tänzer einen
leichten Sieg errang?“
III
Noch eines zu diesem Punkt.
Es gibt ein allgemein als amüsant angesehenes Sprichwort, das wörtlich
heißt: „Das Verbrennungsghat kann man erst kennenlernen, wenn
man vorher gestorben ist.“ Es ist im ersten Moment absurd. Es ist nicht
notwendig, zuerst gestorben zu sein, um zu wissen, wo die Leichen verbrannt
werden. Man geht oft genug am Verbrennungsghat des Dorfes vorbei, um
zu wissen, wo es ist. Außerdem weiß jemand, der stirbt,
nicht, wohin er gebracht wird. So ist also für einen Toten unmöglich,
das Verbrennungsghat zu kennen.
Ein Sprichwort kann nicht bedeutungslos sein; und die Bedeutung ist
oft in einem Geheimnis versteckt. Dieses Sprichwort hat sicher eine
Bedeutung; er ist nicht nur zum Spaß da.
Nun untersuchen wir etwas tiefer. „Verbrennungsghat“ steht für
Zerstörung, das, was brennt. Der erste Teil des Sprichworts bedeutet
wörtlich: „Erst beim Tod von ›vorher‹ und ›nachher‹....“ Wir wissen
alle, daß das Erste, das sich im Menschen behauptet, das ‹Ich‹
ist, das falsche Ego, das für sich in Anspruch nimmt, Ausführender
jeder Handlung zu sein. Das nächste ist eine natürliche Folge
des Ersten - der Gedanke von „Mein“, der sein besitzergreifendes Netz
über ein großes Feld ausbreitet und selbst das „Ich“ in seinen
Maschen verstrickt. Jeder Heilige und Seher Indiens hat ausdrücklich
erklärt, daß der Mensch nicht Errettung finden kann, solange
das falsche Ego nicht vollständig vernichtet ist. Egal welcher
Weg beschritten wird, das ist eine Voraussetzung für die Verwirklichung.
Alle Tamil Heiligen Südindiens trompeteten diese Wahrheit in unmißverständlichen
Worten aus; und einer wählte die Form dieses Sprichwortes, um das
auszudrücken: „Oh Narr! Erst wenn das Erste (Ich) und das Folgende
(Geist) sterben, kann dieses Ghat der Erkenntnis wahrgenommen werden,
das die Unwissenheit verbrennt.“ Welch erhabener Gedanke! Und welch
tragische Verstümmelung erfuhr er im Laufe der Zeit und durch den
Umstand, daß er nicht denkenden Zechbrüdern in die Hände
fiel!
Möget ihr alle die wahre Bedeutung der großen Aussprüche
verstehen und sie in euer tägliches Leben aufnehmen!
Om Shanti! Shanti! Shanti!
Dhyana Yoga Sadhana
Voraussetzungen zur
Praxis von Dhyana
Bevor der Geist mit Gedanken über Brahman gesättigt wird,
müssen zuerst die göttlichen Gedanken assimiliert werden.
Zuerst Assimilierung und dann Sättigung. Dann tritt Verwirklichung
sofort ein, ohne einen Augenblick Verzögerung. Erinnere dich dieser
Dreiheit: ASSIMILIERUNG - SÄTTIGUNG - VERWIRKLICHUNG.
Der Wille muß stärker, reiner und unwiderstehlicher gemacht
werden durch mehr Atma Chintana, Ausrotten von Vasanas, Kontrolle der
Sinne und mehr inneres Leben. Jede Sekunde an Sonn- und Feiertagen muß
bestens zum spirituellen Vorteil genützt werden.
Wenn man einen Monat lang Rasagulla - eine bengalische Süßspeise
- gegessen hat, entsteht geistige Bindung an Rasagulla im Geist. In
Gesellschaft von Sannyasins oder durch die Lektüre von Büchern
über Yoga, Vedanta, usw. findet im Geist eine ähnliche Bindung
zur Erlangung von Gottverwirklichung und Gottesbewußtsein statt.
Rein geistige Bindung hilft jedoch nicht viel. Brennende Vairagya und
brennendes Mumukshutwa, die Fähigkeit zu spirituellem Sadhana,
intensives und ständiges Bemühen und Nididhyasan (Meditation)
sind notwendig. Nur dann ist Selbsterkenntnis möglich.
Ein tugendhaftes Leben zu führen ist alleine nicht ausreichend
zur Gottverwirklichung. Ständige Meditation ist unbedingt notwendig.
Ein gutes, tugendhaftes Leben bereitet den Geist nur darauf vor, ein
geeignetes Instrument für Konzentration und Meditation zu sein.
Konzentration und Meditation führen schließlich zu Gottverwirklichung.
Diese Begriffe sind häufig in der Gita zu finden, „Manmanah Matparah“.
Diese Begriffe bedeuten, daß der ganze Geist ungeteilt zu 100
Prozent an Gott gegeben werden muß. Nur dann hat man Selbstverwirklichung.
Wenn auch nur ein einziger Strahl des Geistes nach außen läuft,
ist es unmöglich, Gottesbewußtsein zu erlangen.
So wie trübes Wasser durch Beigabe von Klärnuß (Strychnos
potatorum) gereinigt wird, so muß auch der trübe Geist, der
mit Vasanas und falschen Sankalpas gefüllt ist, durch Brahmachintana
(Nachsinnen und Reflexion über das Absolute) geläutert werden.
Erst dann gibt es wahre Erleuchtung.
Sehne dich nicht voreilig sofort nach den Früchten, wenn du mit
Meditation beginnst. Eine junge Frau ging 108mal um einen Aswatthabaum
(Fileus Religiosa) herum, um ein Kind bekommen, und befühlte dann
sofort ihren Bauch, um zu sehen, ob dort ein Kind war oder nicht. Das
ist schlichte Dummheit! Sie muß einige Monate warten. Genauso,
wenn du einige Zeit regelmäßig meditierst, reift der Geist,
und schließlich erlangst du Atma-Sakshathara (Selbsterkenntnis).
Eile schadet.
Es ist sehr richtig für fortgeschrittene Grihasta Yogaschüler
(Personen im Ehestand), alle weltlichen Aktivitäten beenden zu
müssen, wenn sie Fortschritte in der Meditation machen und sich
weiterentwickeln wollen. Sie werden gezwungen sein, alle Arbeit aufzugeben,
wenn sie wirklich ernsthaft sind. Arbeit ist ein Hindernis in der Meditation
für fortgeschrittene Schüler. Darum sagt Sri Krishna in der
Gita: „Für einen Weisen, der Yoga sucht, ist Handlung der Weg;
für denselben Weisen, der sich auf dem Thron des Yoga befindet
(Zustand von Yogarudha), gilt Gelassenheit (Shama) als der Weg.“ Dann
werden Arbeit und Meditation unvereinbar wie Säure und Base, Feuer
und Wasser oder Licht und Dunkelheit.
Leidenschaftslosigkeit, Meditation und sattvige Tugenden, wie
Geduld, Ausdauer, Barmherzigkeit, Liebe, Vergebung, Reinheit, usw. müssen
täglich gesteigert werden. Vairagya und gute Eigenschaften sind
hilfreich für die Meditation. Meditation steigert die sattvigen
Eigenschaften.
Habe das eine alldurchdringende Brahma Bhavana (Gefühl). Verneine
den endlichen Körper als bloßen Schein. Versuche dieses Gefühl
immer aufrecht zu erhalten.
Warum in der Meditation die Augen schließen? Öffne die Augen
und meditiere. Das geistige Gleichgewicht muß auch im geschäftigen
Treiben einer Stadt aufrecht erhalten werden. Erst dann ist man vollkommen.
Zu Beginn, als Anfänger, kann man die Augen schließen, um
Ablenkungen des Geistes zu verhindern, da man sehr schwach ist. Später
jedoch muß man mit offenen Augen meditieren, sogar im Gehen. Denke
fest, daß die Welt unwirklich ist, daß es keine Welt gibt,
daß es nur Atman gibt. Wenn man auch mit offenen Augen über
Atman meditieren kann, ist man ein starker Mensch. Man kann nicht leicht
gestört werden. Du kannst nur meditieren, wenn der Geist jenseits
aller Sorgen und Ängste ist.
In Meditation und Konzentration muß der Geist in mannigfaltiger
Weise geschult werden. Nur dann wird der grobe Geist fein (Sukshma).
Alle Vrittis wie Zorn, Eifersucht, Haß, usw. nehmen durch regelmäßige
Praxis von Japa und Meditation feinere Formen an. Sie werden ausgedünnt.
Durch Samadhi werden sie ganz vernichtet. Dann erst ist man sicher.
Verborgene Vrittis warten auf Gelegenheiten, um eine schwerwiegende
und große Form anzunehmen. Man muß stets vorsichtig und
wachsam sein.
Widerstehe dem verhängnisvollen Zug nach unten, den die dunklen
feindlichen Kräfte verursachen, durch regelmäßige Meditation.
Hemme das ziellose Herumziehen des Geistes durch klares und ordentliches
Denken. Höre nicht auf die falschen Einflüsterungen des niederen
Geistes. Richte den inneren Blick auf das göttliche Zentrum. Habe
keine Angst vor den schlimmen Rückschlägen, denen du auf deiner
Reise begegnen wirst. Schreite kühn weiter, bis du schließlich
in deinem Zentrum immerwährender Wonne Ruhe findest.
In einer großen Stadt herrscht um 8.00 abends viel Geschäftigkeit
und Lärm. Um 9.00 ist nicht mehr so viel geschäftiges Treiben
und Lärm. Um 10.00 ist es noch geringer, und um 11.00 ist es noch
ruhiger. Um 1.00 morgens herrscht überall Frieden. Genauso sind
zu Beginn der Yoga Praxis unzählige Vrittis im Geist. Der Geist
ist sehr bewegt und geschüttelt. Nach und nach vergehen die Gedankenwellen.
Am Ende sind alle geistigen Erscheinungsformen beherrscht. Der Yogi
genießt vollkommenen Frieden.
Wenn man durch den Markt einer großen Stadt geht, kann
man leise Geräusche nicht hören, wenn man aber morgens zur
gemeinsamen Meditation mit Freunden in einem stillen Raum sitzt, kann
man sogar ein kleines Niesen oder Husten wahrnehmen. Ebenso kann man
die schlechten Gedanken nicht erkennen, wenn man durch die eine oder
andere Arbeit in Anspruch genommen ist, man kann sie aber erkennen,
wenn man sich zur Meditation setzt. Fürchte dich nicht, wenn schlechte
Gedanken durch den Geist ziehen, wenn du in der Meditation sitzt. Übe
intensiv Japa und Meditation. Sie werden bald vergehen.
Der Yoga Schüler besitze nicht viel Reichtum, da dieser ihn zu
weltlichen Versuchungen ziehen würde. Er kann eine kleine Summe
haben, um die körperlichen Bedürfnisse zu decken. Wirtschaftliche
Unabhängigkeit erleichtert den Geist von Befürchtungen und
versetzt ihn in die Lage, sein Sadhana ungebrochen fortzusetzen.
Notwendigkeit der sitzenden
Stellung in der Meditation
Meditation muß im Sitzen geübt werden, es ist nicht möglich,
im Stehen oder im Liegen zu meditieren. Das Sitzen in der Meditation
ist notwendig, denn Dhyana ist die Stetigkeit des geistigen Zustandes,
und eine solch Stetigkeit gibt es nicht, wenn man geht oder läuft,
denn der Geist bleibt beim Körper und kann sich nicht konzentrieren,
oder wenn man liegt, denn dann wird er rasch vom Schlaf übermannt.
Upasana, dessen Wesen in der Hauptsache Konzentration ist, muß
in sitzender Stellung geübt werden, die der Konzentration förderlich
ist. Da Konzentration ein unausgesetzter und ungestörter Strom
von Gedanken ist, der auf ein spezielles Objekt gelenkt wird, ist die
sitzende Stellung unerläßlich.
In Upasana muß der Geist auf ein einziges Objekt konzentriert
werden. Das ist nicht möglich, wenn man steht oder liegt. Der Geist
eines stehenden Menschen ist darauf gerichtet, den Körper im Gleichgewicht
oder in einer aufrechten Position zu halten, und daher ungeeignet zur
Reflexion über Subtiles. Ein Mensch, der sitzt, kann diese ungünstigen
Vorkommnisse leicht vermeiden, und ist daher in einer Position, um die
Meditation fortzusetzen. Die sitzende Stellung bringt die Sammlung des
Geistes mit sich, die das sine qua non der Meditation ist. Meditation
ist nur in sitzender Stellung zu üben. Nur so ist wirkliche Meditation
möglich. Außerdem kann ein solches Fließen der Gedanken,
d.h. Dhyana, nur entstehen, wenn die Glieder nicht aktiv sind und der
Geist ruhig ist.
Das Wort Upasana bedeutet auch genau dasselbe wie Meditation, nämlich
Konzentration auf ein einziges Objekt mit festem Blick, wobei kein Körperteil
bewegt wird. Das ist nur in einer sitzenden Position möglich.
Bei Karmanga Upasanas stellt sich nicht die Frage, ob sie sitzend oder
stehend auszuführen sind, da sie vom jeweiligen Karma abhängen.
In reiner Verwirklichung oder vollkommener Intuition kann es eine solche
Frage nicht geben, da es vom Objekt einer solchen Verwirklichung abhängig
ist. In anderen Upasanas ist Sitzen notwendig für die Meditation.
Man könnte einwenden, daß, da Meditation etwas Geistiges
ist, es keine Einschränkungen bezüglich der Körperhaltung
geben kann. Aber die genannten Argumente zeigen klar die Nichtigkeit
des Einwandes.
Ständiges Denken an den Herrn oder Brahman kann immer praktiziert
werden. Es kann auch ohne die sitzende Stellung praktiziert werden.
Aber tiefe Meditation ist nur in sitzender Stellung möglich. Sie
ist nur möglich für den Menschen, der wach und aufrecht sitzt,
nicht für den, der im Bett liegt; vom Schlaf überwältigt
oder im Stehen oder Gehen; für sie würde notwendigerweise
Ablenkung eintreten. Meditation ist bloßem Nachdenken weit überlegen.
Darüber besteht kein Zweifel. So ist die Notwendigkeit der sitzenden
Stellung in der Meditation bewiesen.
Meditation bedeutet ein länger dauerndes Fortführen desselben
Gedankenflusses. Von einem Menschen, dessen Geist auf ein und dasselbe
Objekt konzentriert ist, während sein Blick fest ist und seine
Glieder sich nicht bewegen, sagt man, er sei nachdenklich. Man sagt,
Ramakrishna ist nachdenklich. Eine solche Nachdenklichkeit ist einfach
für jemanden, der sitzt. Die Frau sitzt und ist tief in Gedanken
versunken über ihren Mann, der eine weite Reise angetreten hat.
Daraus wird also geschlossen, daß Meditation die Beschäftigung
einer sitzenden Person ist.
Dhyana oder Meditation ist das fortlaufende Denken an einen einzigen
Gegenstand, ohne Einfließen von Gedanken, die mit dem Gegenstand
der Meditation nichts zu tun haben. Eine solche Meditation ist nur in
sitzender Stellung möglich und nicht im Liegen, Stehen, usw., denn
die Ablenkung des Geistes ist am geringsten, wenn man im Sitzen meditiert.
Deshalb wähle man sowohl zum Gebet als auch zur Meditation eine
sitzende Stellung.
Der Erde wird Nachdenklichkeit zugeschrieben, aufgrund ihrer Unbeweglichkeit
oder Beständigkeit. Das hilft uns auch zu folgern, daß Meditation
für jemanden möglich ist, wenn er sitzt, und nicht im Stehen
oder Gehen. Beständigkeit geht mit Meditation einher. Festigkeit
von Körper und Geist ist nur möglich im Sitzen und nicht im
Stehen oder Gehen.
Bezüglich der Unbeweglichkeit der Erde meint die Schrift, daß
die Erde mit Konzentration beschäftigt ist, als stünde sie
fest im Raum in frommer Meditation. Das legt nahe, daß solch eine
feste Aufmerksamkeit des Geistes nur durch Meditation in sitzender Stellung
erreicht werden kann.
Aus demselben Grund lehrt das Yoga Shastra verschiedene Sitzhaltungen,
nämlich Padmasana, Siddhasana, Sukhasana, usw. für die Meditation.
Saguna Dhyana Sadhana
Saguna Meditation ist Meditation über eine Form oder ein Objekt.
Es ist eine konkrete Meditationsform für Menschen mit frommer Wesensart.
Es ist Meditation mit Gunas, den Attributen Gottes. Wähle die Murti
oder Gottheit, die dir am besten gefällt, entweder Siva, Vishnu,
Krishna, oder Rama, je nach Neigung oder Geschmack. Ein Bogenschütze
zielt zuerst auf gröbere, größere Objekte. Dann nimmt
er mittlere Objekte. Letztendlich schießt er auf feinere und subtilere
Objekte. Genauso beginne man mit Saguna Meditation, und wenn der Geist
gut geschult und diszipliniert ist, kommt Nirguna oder Nirakara Meditation
von selbst.
Sitze in Padma, Siddha oder Sukhasana und halte Kopf, Hals und Rumpf
aufrecht. Stelle ein Bild deines Ishta Devata vor dich, z.B. ein Bild
von Gott Hari. Starre für einige Zeit fest auf das Bild, dann schließe
die Augen und versuche dir die Form entweder im Punkt zwischen den Augenbrauen,
im Herzen oder an der Nasenspitze vorzustellen, dort wo es dir angenehm
ist. Während der Visualisierung bewege den Geist über die
einzelnen Teile der Gottheit. Visualisiere zuerst die Füße
und dann in folgender Reihenfolge: Seine Füße, Sein gelbes
Seidengewand, Seine goldene edelsteinbesetzte Halskette, dann das Gesicht,
die Krone auf dem Kopf, dann die Scheibe in der rechten oberen Hand,
das Muschelhorn in der linken oberen Hand, die Keule in der rechten
unteren Hand und die Lotusblüte in der linken unteren Hand. Dann
gehe den gleichen Weg zu den Füßen zurück. Wiederhole
diesen Vorgang immer wieder. Lasse den Geist schließlich fest
auf den Füßen oder dem Gesicht.
Wenn die Form verblaßt oder zu wanken beginnt, öffne die
Augen und starre wieder ständig auf das Bild. Dann stelle dir die
Form im Inneren vor. Setze den Vorgang fort, bis du perfekt ohne Hilfe
des Bildes meditieren kannst. In der Meditation wiederhole das Ishta
Mantra von Gott Hari „Om Namo Narayanaya“. Denke an Seine Eigenschaften
wie Allgegenwart, Allmacht, Allwissenheit, Reinheit, das barmherzige
Wesen, usw. Angenommen, du meditierst im Herzen, d.h. im Anahata Chakra,
stelle dir vor, daß Gott Hari auf dem leuchtenden, 16-blättrigen
Lotus sitzt oder steht, und seine ganze Gestalt in einem so glänzenden
Licht erstrahlt, wie dem der Sonne. Fühle, daß Seine göttlichen
Eigenschaften unmittelbar zu dir hinfließen, du bist nun gereinigt
und geläutert von allen Unreinheiten, du bist nun die Verkörperung
aller göttlichen Eigenschaften. Dieser Prozeß wird deinen
Fortschritt beschleunigen.
In gleicher Weise kann auf die Gestalt von Gott Siva oder Rama oder
Krishna meditiert werden, ganz nach Geschmack.
Meditiere am frühen Morgen zwischen drei und sechs Uhr. Das ist
die beste Zeit zur Meditation. Man kann auch tief in der Nacht meditieren.
Die Atmosphäre ist friedvoller und heiter. Es ist nicht wahrscheinlich,
daß man gestört wird. Der Geist geht automatisch in eine
meditative Stimmung. Er ist wie ein leeres Blatt Papier. Man kann auch
noch eine weitere Sitzung machen, bevor man zu Bett geht.
Es ist gut und angebracht, einen eigenen Meditationsraum zu haben. Halte
den Raum immer sauber und rein. Erlaube nie jemandem, den Raum zu betreten.
Verbrenne Ghrita Pradipa oder Kerzen und Räucherstäbchen vor
der Gottheit. Das macht den Geist meditativer. Die Konzentration wird
gut sein. Wenn möglich, nimm ein Bad oder wasche wenigstens Gesicht,
Füße, usw., bevor du dich zur Meditation setzt. Halte den
Geist immer rein, heiter und ruhig. Habe heilige, göttliche Gedanken.
Wenn du meditierst, beachte nicht die Dinge, die durch die Sinne aus
der Geistsubstanz erwachen. Vermeide sorgfältig die Vergleiche
mit allen anderen Querverweisen und Erinnerungen. Konzentriere die gesamte
Energie des Geistes auf den Gedanken an Gott. Vermeide alle anderen
Sinneseindrücke und Gedanken. Beuge Komplikationen vor, die aus
der damit in Verbindung stehenden Handlung in der Geistsubstanz aufsteigen.
Fasse den Geist ganz im Meditationsobjekt zusammen. Schließe alle
anderen Meditationsverfahren aus. Nun wird der ganze Geist mit nur einem
einzigen Gedanken erfüllt sein. Nishta wird sich daraus ergeben.
So wie das Wiederauftreten oder die Wiederholung eines Gedankens oder
einer Handlung zur Vervollkommnung dieses Gedankens oder dieser Handlung
führt, so führt auch die Wiederkehr desselben Vorgangs, desselben
Gedankens, zur Vervollkommnung oder zur Zusammenfassung, zu Konzentration
und ununterbrochener Meditation.
In der Meditation tauchen alle möglichen Gedanken, subtilen Eindrücke
und Erinnerungen aus der Vergangenheit im Geist auf. Sie sind hinderlich
für die Meditation. Nur fortgesetztes und geduldiges Bemühen
und Üben kann sie unter Kontrolle bringen. Versuche es niemals
mit Gewalt. Sonst schlagen sie mit doppelter Kraft zurück. Wenn
du in der Meditation sitzt, entspanne den Geist vollkommen. Sei vollständig
gelassen. Beobachte die Gedanken sehr sorgfältig. Sei wachsam.
Sei ein stummer Beobachter der Gedanken und ihres Spiels. Dann fasse
allmählich die zerstreuten Strahlen des Geistes zusammen und konzentriere
sie auf das Objekt. Immer wenn die schlechten Gedanken aufkommen, wende
den Geist sofort den heiligen Eigenschaften des Herrn zu und vergiß
alle schlechten Eindrücke vollständig.
Mit einem Geist, der durch die Nichtbeachtung moralischer Grundlagen
unvorbereitet ist, Meditation zu praktizieren ist so, als errichte man
ein Haus auf verfaulten und schwachen Grundmauern. Reinheit des Geistes
durch ethische Schulung ist also von allergrößter Bedeutung,
wenn man in der Meditation erfolgreich sein will. Sei vollkommen fest
in Yama und Niyama. Führe ein geregeltes moralisches Leben. Pflege
Askese der Sprache. Iß nur einmal am Tag und nimm abends eine
leichte Mahlzeit aus Früchten und Milch zu dir. Das macht den Geist
fester. Vollkommene Gelassenheit, die Pflege göttlicher Tugenden,
die Beschäftigung mit heiligen Gedanken, Disziplin in der Ernährung
- all das ebnet den Weg zum Erfolg auf dem spirituellen Pfad.
Nirguna Dhyana Sadhana: die sechs
Methoden
Ein starker Wille und Manana sind die zwei wichtigen Faktoren, die eine
bemerkenswerte Rolle in Nirguna Dhyana Sadhana, dem vedantischen Sadhana
spielen. Vor Manana kommt Sravana, das Hören der Srutis; es wird
letztlich gefolgt von Nididhyasana stetiger Art mit Eifer und Begeisterung.
Nididhyasana ist tiefe Meditation. Sakshatkara oder Aparoksha Verwirklichung
ist Nididhyasana. So wie ein Tropfen Wasser, der auf heißes Eisen
fällt, von heißem Eisen aufgelöst wird, so lösen
sich auch Geist und Abhasa Chaitanya (reflektiertes Bewußtsein)
in Brahman auf. Das verbleibende Gleichgewicht ist Chinmatra Chaitanya,
das absolute Bewußtsein. So kann man durch diesen Vorgang von
Sadhana Chatushtaya, Sravan und Manan die Voraussetzungen für die
Praxis von Nirguna Dhyana Sadhana erwerben.
In Nirguna Dhyana verliert der Geist sein eigenes Bewußtsein und
identifiziert sich mit dem alldurchdringenden, formlosen, namenlosen
und eigenschaftlosen, einen, absoluten, ungeteilten, nicht manifesten
unendlichen Sein. Der Meditierende und das, worüber meditiert wird,
der Denker und der Gedanke, Aham und Idam (Ich und dies) werden eins.
Das ist die letzte Phase von Nirguna Dhyana Sadhana. Die Welt verschwindet
aus dem Blick des Meditierenden, und er ruht in Suddha Nirguna Brahman.
Im allgemeinen kann festgestellt werden, daß durch den unmittelbaren
Beginn mit Nirguna Dhyana Sadhana keine merklichen Ergebnisse erzielt
werden können, solange nicht in Saguna Dhyana beträchtliche
Fortschritte erzielt wurden. Wer fest ist im Pfad von Yama, Niyama und
Sadhana Chatushtaya, nimmt die allerfüllende homogene Seele, durch
intensives selbstloses Dienen und durch Beseitigung des kleinlichen
Gefühls, der Ausführende zu sein, und des sich selbst behauptenden
Egos in allem wahr, und wer durch Unterscheidung, Leidenschaftslosigkeit
und durch die Praxis von Sravana und Manana vollkommene Ruhe des Geistes
erlangt hat, kann dieses Nirguna Dhyana Sadhana in Angriff nehmen und
das Allerhöchste in sehr viel kürzerer Zeit erreichen als
durch andere Mittel.
Dieses Sadhana wird auf sechs Arten praktiziert. Sie sind: 1) die Methode
von Neti Neti, 2) die Methode von Sakshi, 3) die Methode von Anvaya
Vyatireka, 4) die Methode von Bhaga Tyaga Lakshana, 5) die Methode von
Laya Chintana, 6) die Methode der Meditation über Om mit Tadrupa
Tadartha Bhavana.
Ich werde nun kurz jede einzeln beschreiben. Sie müssen ständig
mit eisernem Willen und Eifer praktiziert werden.
1) Die Neti Neti Methode - nicht dies, nicht dies. Das ist die Methode
der Verneinung. Die Upanishaden erklären, daß dieser physische
Körper nicht der Atman oder Brahman ist, dieses Prana nicht der
Atman oder Brahman ist, dieser Geist nicht der Atman ist, dieser Buddhi
(Verstand) nicht der Atman ist und diese Anandamaya Kosha nicht der
Atman ist (Neti Neti). So bleibt als Ergebnis der Rechnung nach Verneinung
oder Preisgabe dieser falschen, täuschenden und begrenzenden Hüllen,
die auf Brahman überlagert sind, Suddha, Vyapaka, Sat-Chid-Ananda
Atman. Man ist in Wahrheit dieser Atman. Das ist der Prozeß der
Erklärung durch Nishedha.
2) Die Sakshi Methode - Sakshi bedeutet Beobachter. Halte Innenschau
und beobachte die Vrittis. Löse dich von den Vrittis des Geistes
lösen, indem du dich nicht mit ihnen identifizierst. Sei ein Sakshi,
ohne von den Vrittis berührt zu werden. Wiederhole allezeit geistig
›Om Sakshi Aham‹-‹Ich bin Sakshi‹. Dieser Gedanke muß durch ständiges
Wiederholen und Gefühl fest verankert werden. Schließlich
wird man unpersönlich. Das Jiva Bhavana wird gänzlich verschwinden.
Auch während der Arbeit sei ein Sakshi in allen Handlungen, die
du ausführst. In Wahrheit sind es Geist und Sinne, die alles tun.
Du bist nur der Beobachter. Dieser Gedanke muß immer gepflegt
werden. Wiederhole ständig den achten Sloka des V. Kapitels der
Gita: „Ich tue nichts.‹, so denke der Mensch in Harmonie, der die Essenz
der Dinge kennt, wenn er sieht, hört, berührt, riecht, ißt,
sich bewegt, schläft und atmet.“ Die Sinne bewegen sich zwischen
den Sinnesobjekten.
3) Die Anvaya Vyatireka Methode - Jedes Objekt hat 5 Teile, nämlich
Nama, Rupa, Asti, Bhati, Priya - Name, Form, Sein, Wissen und Wonne.
Namen und Formen sind Illusion. Sie sind Teil der Maya. Asti, Bhati
und Priya sind Svarupa von Brahman. Sie sind real. Asti, Bhati, Priya
bedeutet ›Sat-Chid-Ananda‹. Namen und Formen sind unterschiedlich, aber
Asti, Bhati und Priya sind dasselbe in allem. Sie sind die Attribute
des Atman. Namen und Formen sind Vyatireka. Asti, Bhati und Priya sind
Anvaya. Durch Anvaya Vyatireka Yukti müssen Namen und Formen beseitigt
und der Asti, Bhati und Priya Atman, der in allen Dingen verborgen ist,
herausgeholt (verwirklicht) werden. Das ist natürlich das Mittel,
um die letzte Phase von Nirguna Dhyana Sadhana zu erlangen, in der man
sich mit dem eigenschaftslosen Selbst identifiziert. Durch ständiges
Denken und die Kraft der Meditation werden Namen und Formen verschwinden.
Asti, Bhati und Priya alleine werden überall erstrahlen. Übe
das immer, auch bei der Arbeit.
4) Die Bhaga Tyaga Lakshana Methode - Hier geht es um das Mahavakya
Tat Twam Asi. Tat und Twam hat zwei Bedeutungen. Die erste ist die wörtliche
Bedeutung, nämlich Tat ist Ishwara, und die zweite ist die inhaltliche
Bedeutung, nämlich Tat ist Brahman. Die erste Bedeutung von Twam
ist Jiva, und die zweite Bedeutung von Twam ist Kutastha, die Identifikation
mit dem Brahman. Die Upadhi Avidya, ihr Dharma und das in Avidya reflektierte
Bewußtsein müssen im Falle des Jiva beseitigt werden, und
die Upadhi Maya, ihre Dharmas und das in Maya reflektierte Chaitanya
im Falle von Ishvara. Die Jiva und Ishvara gemeinsame Essenz muß
herausgeholt und die Identität mit ihnen gezeigt werden. Das ist
Bhagatyagalakshana. Die gemeinsame Essenz ist herauszupflücken.
Nun kann über die Identität von Jiva und Brahman mittels der
beschriebenen Methode meditiert werden.
5) Die Laya Chintana Methode - Laya bedeutet Zurückführen
der Wirkung in die Ursache. Es gibt drei Möglichkeiten der Praxis.
Die erste ist der Gedanke, daß der Geist sich in Buddhi auflöst,
Buddhi in Avyaktam und Avyaktam in Brahman. Die zweite ist der Gedanke,
daß die Erde im Wasser aufgeht, das Wasser im Feuer, das Feuer
in der Luft, die Luft in Akasha (Äther), Akasha in Avyaktam und
Avyaktam in Brahman. Der dritte Prozeß ist der Gedanke, daß
Vishva (Mikrokosmos) in Virat (Makrokosmos) aufgeht, Taijasa in Hiranyagarbha
und Prajna in Ishvara. Kutastha wird eins mit Brahman. So wird hier
sichtbar, daß alle äußeren Elemente oder Attribute
allmählich in der einen gemeinsamen Quelle, Brahman, aufgehen.
Man geht zurück zur ursprünglichen Quelle, Brahman, zum Mutterschoß
aller Geiste und Pancha Bhutas. Letztlich ruht man einzig und allein
in Brahman.
6) Meditation über Om mit Tadrupa Tadartha Bhavana - Man verbindet
sich mit OM in den Ideen von Reinheit, Vollendung, Frieden, Unendlichkeit,
usw., so wie in „Pranava Sadhana“ beschrieben.
Es gibt verschiedene geistige Temperamente und Typen. Daher gibt es
auch verschiedene Möglichkeiten der Annäherung an Brahman,
um den unterschiedlichen Individuen zu entsprechen.
Jeder kann die Methode anwenden, die ihm am meisten entspricht, und
dann durch dieses spezielle Sadhana an seiner Selbstverwirklichung arbeiten.
Japa Yoga Sadhana
Einleitung
Sadhana reinigt und beruhigt den Geist und heftet ihn auf den Herrn.
Ohne Sadhana kann das Sadhya, das Meditationsobjekt, d.h. das höchste
Wesen, der Ort von Unsterblichkeit und Wonne nicht erreicht werden.
Japa ist ein wichtiges Sadhana. Fasse den Vorsatz: „Ich werde
heute zehn Malas Japa machen“ und erhebe dich nicht von deiner Asana,
deinem Sitz, bevor du nicht die erforderliche Anzahl von Malas abgeschlossen
hast. Das stärkt den Willen und ermöglicht eine leichte Beherrschung
des Geistes.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, daß das Sadhana nicht unterbrochen
werden darf, bis die erforderliche Anzahl von Malas abgeschlossen ist.
Das Auftauchen von weltlichen Gedanken, Planen, usw. stellen eine Unterbrechung
dar. Wenn nach zwei Malas eine Unterbrechung auftritt, zähle diese
beiden Malas Japa nicht dazu. Du mußt das Japa neu beginnen und
versuchen, zehn Malas abzuschließen. Wenn nach vier Malas eine
Unterbrechung eintritt, zähle die vier Malas nicht mit. Versuche
wieder, die zehn Malas abzuschließen. Das stellt tatsächlich
die Disziplin auf die Probe. Aber die Frucht eines solchen Sadhanas
ist Unsterblichkeit, ein immerwährendes wonnevolles Leben im Atman.
Es muß geübt werden, wenn die höchste Absicht, das erhabene
Ziel erreicht werden soll.
Wenn ein Kind einen Fehler macht, fordert der Lehrer es auf, sich an
den Ohren zu fassen und zehnmal ununterbrochen ›Baitaks‹ zu machen als
eine Art Bestrafung. Wenn er nach vier ›Baitaks‹ eine Pause macht, sagt
er ihm, daß er weitere zehn ›Baitaks‹ ohne Pause machen muß.
Ähnlich verhält es sich mit Japa Yoga Sadhana. Ähnlich
ist die Strafe, die dem Geist auferlegt werden muß, wenn man Japa
Sadhana macht. Dem darf nicht nachgegeben werden. Schone die Rute, und
du verdirbst das Kind. Sei nachsichtig, und der Geist wird sich auf
dich stürzen.
Sobald du in der Asana in einem geschlossenen Raum sitzt, spüre,
daß du im Geist ein Sannyasin bist. Du hast mit der Welt und deiner
Familie nichts zu tun. Vergiß alles. Wenn jemand an deine Tür
klopft, lasse dich nicht stören. Öffne die Tür nicht.
Sage deiner Familie, daß man dich auf keinen Fall stören
soll, bis du mit deinem Sadhana fertig bist.
Wenn du den Raum verläßt, versuche dasselbe sattvige Bhava
zu erhalten. Sage stets das Mantra oder den Namen Gottes. In einer Pause
setze dieses Erinnern fort. Allmählich werden Meditation und Mantrawiederholung
zur Gewohnheit, Sahaja. Der unterbewußte oder subjektive Geist
wird stets den Namen wiederholen, selbst wenn es der bewußte oder
objektive Geist auch gelegentlich vergißt.
Die Samskaras oder Eindrücke, die in der Zeit des Sadhana im geschlossenen
Raum geschaffen worden sind, werden, wenn man während der aktiven
Zeit in der Welt nicht vorsichtig und wachsam ist, ausgelöscht.
Man muß vorsichtig sein hinsichtlich der Gesellschaft, die man
hat, der weltlichen Gespräche, der Nahrung, die man ißt,
der Worte, die man hört, usw.
Sprich keine gewöhnlichen oder scharfen Worte. Nimm sattive Nahrung
zu dir und trage schlichte Kleidung. Meide Kinos. Der Geist muß
dazu gebracht werden, sich stets mit der Gestalt des Herrn zu beschäftigen
und einen Stempel davon auf jede Form zu drücken, die man sieht.
Meide Klubs. Lies keine Zeitungen und Romane. Romane, Zeitungen oder
Kinos sind schlechtes Sanga. Sie lassen weltliche Gedanken entstehen
und stören den Frieden des Geistes. Man gewinnt nichts.
Die Welt ist voller Hindernisse und Schwierigkeiten. Wenn man jedoch
Unsterblichkeit erlangen möchte, müssen die Regeln des Yoga
befolgt werden. Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wenn starkes Streben
und glühendes Mumukshutva vorhanden sind, kommt die Kraft von innen,
und man kann alle Regeln einhalten, auch wenn man nur in der Welt bleibt.
Pandit Madanmohan Malaviya, Gandhiji und viele andere haben sich entwickelt,
während sie in der Welt lebten. Keine lahmen Entschuldigungen.
Die Welt ist kein Hindernis auf dem spirituellen Weg. Die Welt ist dein
Guru. Die Welt ist eine Schule. Die Welt ist Virat oder Ishvara.
Verbringe Freizeit und Ferien an einsamen Plätzen - wie Rishikesh
- und mache intensives Sadhana. Komme alleine und lebe für diese
Zeit wie ein Sannyasin.
Möget ihr alle Befreiung aus dem Zyklus von Geburt und Tod finden.
Möget ihr euch an nichts anderem erfreuen als alleine an dem innersten
Atman, dem Ozean von Wonne, dem Brunnen von Freude, dem Becken von Weisheit,
dem Meer von Frieden, der Quelle ewiger Zufriedenheit!
Praktische Hilfen für Japa Sadhana
Gründliches Wissen über Japa Yoga und die Herrlichkeit der
Namen ist vorhanden. Nun kann noch in dieser Minute mit dem wirklichen
Sadhana begonnen werden. Ich gebe in der Folge eine Reihe von Hinweisen,
die für das tägliche Sadhana von großem Nutzen sind.
Nimm sie bitte zur Kenntnis und folge ihnen sorgfältig.
1. Fixe Zeiten: Die beste Zeit für Japa ist die frühe Morgendämmerung,
Brahmamuhurta, und die Abenddämmerung, wenn Sattva vorherrscht.
Regelmäßigkeit im Japa ist sehr wesentlich.
2. Fester Platz: Es ist überaus vorteilhaft, jeden Tag am selben
Platz zu sitzen. Wechsle ihn nicht hin und wieder. Wenn du dort sitzt,
wirst du automatisch in der Stimmung sein, Japa zu machen. So wie du
in der Stimmung bist, Bücher zu lesen, wenn du die Bücherei
betrittst, oder betest, wenn du einen Tempel betrittst, so wirst du
auch in die Stimmung kommen, Japa zu machen, wenn du an deiner gewohnten
Asana sitzt.
3. Eine feste Stellung: Eine bequeme Asana hilft auch, den Geist ruhig
zu machen, kontrolliert Rajas und ist auch der Konzentration förderlich.
Konzentration kann nicht erreicht werden von jemandem, dessen Sitz nicht
fest ist. Halte die (Wirbelsäule) Merudand immer aufrecht. Wenn
du den Kopf hängen läßt wie ein alter Mann, wenn du
für Japa und Meditation sitzt, wird dein Geist immer flackern und
umherwandern. Sitze fest während der ganzen Phase des Japa.
4. Blick nach Norden oder Osten: Das hat einen subtilen Einfluß
und verstärkt die Wirkung von Japa. Weise und Rishis des Himalaya
helfen den Menschen, die beim Japa nach Norden gewandt sind, weil sie
mit ihnen in Kontakt treten, wenn sie nach Norden schauen.
5. Der Sitz: Man verwende eine Rehhaut, Kusamatte oder einen Teppich.
Die Gita sagt „Chailajinakusottaram“. Habe eine Kusamatte, darüber
eine Rehhaut und darüber ein sauberes weißes Tuch. Das ist
der Sitz, den die Gita vorsieht. Energie wird bewahrt, die andernfalls
ohne den richtigen Sitz vergeudet wird.
6. Sage erhebende Gebete: Die Anrufung der Hilfe des Ishtam mit entsprechenden
Gebeten bringt das richtige sattvige Bhava. Bei jedem spirituellen Sadhana
ist göttliche Hilfe eine Voraussetzung. Ohne sie kann kein spiritueller
Fortschritt erzielt werden, und die Kontrolle über den herumwandernden,
schädlichen Geist wird unmöglich.
7. Klare Aussprache: Beginne Japa, indem du das Mantra deutlich und
ohne Fehler aussprichst. Mantra Shakti wird rasch erweckt, der Geist
wird leicht erhoben und einpünktig gemacht, wenn die Aussprache
klar und deutlich ist.
8. Aufmerksamkeit und Wachsamkeit: Das ist sehr wichtig. Zu Beginn ist
man frisch und wach. Nach einiger Zeit wird der Geist unbewußt
müde, beginnt zu wandern, und Schläfrigkeit überwältigt
dich. Vermeide diesen Zustand. Einige schlafen während Japa und
Meditation und meinen, sie hätten spirituelle Wonne erreicht. Das
ist bloße Halluzination.
9. Japa Mala: Eine Mala zu benützen hilft der Wachsamkeit und wirkt
als Ansporn, Japa unausgesetzt fortzusetzen. Beschließe, eine
bestimmte Zahl von Malas abzuschließen, bevor du den Sitz verläßt.
Der Geist täuscht dich, wenn du ohne Mala Japa machst. Du wirst
meinen, lange Zeit Japa gemacht und mehr getan zu haben als die erforderliche
Zahl.
10. Abwechslung im Japa: Das ist notwendig, um das Interesse zu erhalten,
Ermüdung zu vermeiden und der Monotonie entgegenzuwirken. Wiederhole
eine Zeit lang laut, dann summe das Mantra und wiederhole es manchmal
geistig. Wenn die wirkliche Wonne und der Geschmack an Japa erworben
ist, wird Japa zur Gewohnheit und angenehm. Dann gibt es keine Monotonie.
Die Abwechslung im Japa ist nur für Anfänger. Geistiges Japa
ist am wirkungsvollsten. Es wirkt direkt gegen schlechte Vrittis des
Geistes und reinigt den Geist.
11. Meditation: Parallel zu Japa stelle dir vor, der Herr steht vor
dir und veranschauliche dir Seine überwältigende schöne
Form. Diese Übung steigert enorm die Wirksamkeit und Kraft des
Sadhana. Durch diese Übung ist der Geist von der Form des Herrn
vollständig in Anspruch genommen und hat keine Möglichkeit,
sich der Sinnesobjekte zu bemächtigen, die wie Stroh und Hülsen
sind angesichts der Wonne der Gegenwart Gottes.
12. Abschließendes Gebet und Ruhe: Das ist wichtig. Nach dem Japa
verlasse nicht sofort den Platz, begib dich nicht in die Gesellschaft
von jedermann und stürze dich nicht in weltliche Aktivitäten.
Sitze wenigstens etwa 10 Minuten sehr ruhig und sprich leise ein Gebet,
denke an den Herrn oder sinne über Seine unendliche Liebe nach.
Danach verbeuge dich demütig, verlasse den Platz und beginne deine
Arbeit. Spirituelle Schwingungen werden in Takt sein. Du wirst
es leicht finden, auch während der Arbeit an Gott zu denken. Verbinde
das Gebet mit den täglichen Handlungen und denke gelegentlich an
Ihn.
Die Großartigkeit
des göttlichen Namens
Die Herrlichkeit von Gottes Namen kann nicht durch Überlegung
festgestellt werden. Sie kann sicherlich erfahren werden durch Glauben,
Hingabe und ständige Wiederholung. Habe Ehrfurcht vor den Namen
und glaube an sie. Argumentiere nicht. Jeder Name ist mit unzähligen
Kräften erfüllt. So wie Feuer die natürliche Eigenschaft
hat, Dinge zu verbrennen, so hat auch der Name Gottes die Kraft, Sünden
und Wünsche zu verbrennen. Die Kraft des Namens ist unauslöschlich.
Die Herrlichkeit ist unbeschreiblich. Die Wirksamkeit und die innewohnende
Shakti von Gottes Namen sind unergründlich.
Oh Mensch! Nimm Zuflucht zum Namen. Nami und Name sind untrennbar. Singe
unaufhörlich Gottes Namen. Denke bei jeder Ein- und Ausatmung an
den Namen Gottes. In diesem eisernen Zeitalter ist Namasmaran oder Japa
der einfachste, schnellste, geradeste und sicherste Weg, um zu Gott
zu kommen und Unsterblichkeit und immerwährende Freude zu erlangen.
Ehre sei dem Herrn! Ehre sei Seinem Namen!
Höre nur die Herrlichkeit von Ram Nam. Mahatma Gandhiji schreibt:
„Vielleicht fragst du mich, warum ich sage, du sollst das Wort Ram benutzen
und nicht einen der vielen anderen Namen des Schöpfers. Ja, Seine
Namen sind so viele und mehr als die Blätter auf einem Baum; und
ich fordere dich vielleicht zum Beispiel auf, das Wort Gott zu benutzen.
Aber welche Bedeutung, welche Assoziation würde es hier für
dich haben. Um dich zu befähigen, etwas zu fühlen, wenn du
das Wort Gott wiederholst, muß ich dir vielleicht ein wenig Englisch
beibringen. Ich müßte dir die Gedanken und Assoziationen
fremder Menschen erklären.
„Aber wenn ich die sage, du sollst den Namen Ram wiederholen, gebe ich
dir einen Namen, der seit unzähligen Generationen von den Menschen
dieses Landes verehrt wurde - ein Name, der selbst Tieren und Vögeln
vertraut ist, wie auch den Bäumen und Steinen von Hindustan, durch
viele Jahrtausende. Aus dem Ramayana erfährt man, wie ein Stein
am Straßenrand zum Leben erwachte bei der Berührung von Ram‹s
Füßen, als er vorüber ging. Du mußt lernen, den
gesegneten Namen von Ram mit Reinheit und solcher Hingabe zu wiederholen,
daß die Vögel ihr Singen unterbrechen und dir zuhören
- daß selbst die Bäume ihre Blätter vor dir beugen,
aufgewühlt von der göttlichen Melodie dieses Namens.“
Sant Kabirdas sandte seinen Sohn Kamal zu Sant Tulsidas. Tulsidas schrieb
Ram Nam auf ein Tulsi Blatt und goß den Saft über 500 Leprakranke.
Alle wurden geheilt. Kamal war sehr erstaunt. Dann sandte Kabir Kamal
zum blinden Sur Das. Sur Das bat Kamal, den Leichnam zu bringen, der
im Fluß trieb. Sur Das sagte nur einmal Ram in ein Ohr des Leichnams,
und er war wieder am Leben. Kamals Herz war voller Staunen und Verwunderung.
Das ist die Kraft von Gottes Namen. Kabir sagt: „Dem, der Ram, Ram sagt,
wenn auch nur im Traum, dem möchte ich ein Paar Schuhe aus meiner
Haut machen, damit er sie täglich verwende.“
Wer kann die Herrlichkeit des heiligen Namens Gottes beschreiben?
Wer kann wirklich die Größe und Pracht der heiligen Namen
Gottes beschreiben? Selbst Parvati, die Gefährtin Gott Sivas, konnte
die Größe und wahrhafte Bedeutung von Gottes Namen nicht
adäquat beschreiben. Wenn jemand Seinen Namen singt oder hört,
wie er gesungen wird, wird ohne daß er es weiß, zu unvergleichlichen
spirituellen Höhen erhoben. Er verliert sein Körperbewußtsein.
Er taucht in Freude ein. Er trinkt ausgiebig vom göttlichen Nektar
der Unsterblichkeit. Er kommt in einen göttlichen Rausch. Die Wiederholung
von Gottes Namen läßt den Gläubigen Gottes Gegenwart,
die göttliche Herrlichkeit und göttliches Bewußtsein
in sich selbst und überall fühlen. Wie süß ist
Haris Name! Wie kraftvoll ist Gottes Name! Wieviel Freude, Frieden und
Kraft bringt es dem Menschen, der Seinen Namen wiederholt! Wirklich
gesegnet sind diejenigen, die Gottes Namen wiederholen, denn sie werden
frei sein vom Rad von Geburt und Tod und Unsterblichkeit erlangen.
Du weißt vielleicht, wie Ganika (die Prostituierte) Pingala auf
geheimnisvolle Weise in eine Heilige verwandelt wurde durch die Kraft
des Namens (Wiederholung des Namens von Sri Ram) durch ihren Guru, einen
Papagei, den sie als Liebeslohn von einem Dieb erhalten hatte, und wie
sie leicht Befreiung erlangte. Der Papagei war abgerichtet, den Namen
„Sri Rama, Sri Rama“ zu sagen. Pingala wußte nichts von Rama-Nama.
Sie hörte den Klang von Rama-Rama durch den Mund des Papageis.
Er war sehr melodisch und bezaubernd. Pingala war sehr davon angezogen.
Sie heftete ihren Geist auf Rama-Nama, den der Papagei sagte, und ging
auf geheimnisvolle Weise in Bhava Samadhi (Einheit mit Rama). Das ist
die Kraft des Namens des Herrn.
Tabelle für Japa
Nr. Mantras Geschwindigkeit pro Minute Anzahl von Japa in einer Stunde
Dauer eines Purascharana bei 6 Stunden täglich y
1. OM langs.
mittel rasch 140
250 400 langs.
mittel
rasch 8400
15000
24000
Monate Tage
Stunden
Minuten langs.
..... .....
11
54 mittel
..... .....
6
40 rasch
..... .....
4
10
2. Hari Om od. Sri Ram 120
200 300 7200
12000
18000 langs.
.....
1 3
47 mittel
.....
..... 16
40 rasch
.....
..... 11
7
3. OM Namah Sivaya 80
120 140
4800
7200
9000 langs.
.....
17 2
10 mittel
.....
11 3
30 rasch
.....
9
1
35
4. OM Namo Narayanaya 60
80 120 3600
4800
7200 langs.
.....
7
0
15 mittel
.....
27
4
45 rasch
.....
18
3
15
5. OM Namo Bhagavate Vasudevaya 40
60 90 2400
3600
5400 langs.
2
23
2
0 mittel
1
25
3
30 rasch
1
7
0
15
6. Gayatri Mantra 6
8 10
360
480
600 langs.
36
16
0
45 mittel
29
18
5
30 rasch
19
15
3
35
7. Maha Mantra od. Hare Rama Mantra 8
10 15 480
600
900 langs.
36
16
0
45 mittel
29
8
5
30 rasch
19
17
3
35
Gayatri Sadhana
Philosophie des Gayatri
Sadhana
Alle Kraft liegt im Atman. Die Natur des Selbst ist Allmacht. Der Atman
ist im Besitz von Anantashakti. Diese Kraft manifestiert sich zuerst
als Klang, aus dem die gesamte Schöpfung entsteht. Alles Wahrnehmbare
ist aus dem Klang entstanden. Die Veden enthalten in sich diesen Klangaspekt
des Höchsten. Jedes Mantra in den Veden ist ein Speicher unendlicher
Kraft. Jedes Mantra ein wahres Lager grenzenloser Shakti. Auf diese
göttliche Mantrakraft vertraut der wahrhaft Suchende. Das ist das
Geheimnis seiner Kraft. Von allen Mantras ist die höchste und machtvollste
Kraft aller Kräfte das große glorreiche Gayatri Mantra.
Es ist Leben und Halt jeden Hindus, ja sogar Halt jeden Suchers nach
der Wahrheit, der an seine Wirksamkeit, Kraft und Herrlichkeit glaubt,
gleich welcher Kaste, welchem Glaubensbekenntnis, welchem Land oder
welcher Gruppe er angehört. Nur der Glaube und die Reinheit des
Herzens zählen wirklich. In der Tat, Gayatri ist eine undurchdringliche
spirituelle Rüstung, eine wahre Festung, die ihren Verehrer bewahrt
und beschützt, ihn göttlich macht und ihn mit dem strahlenden
Licht der höchsten spirituellen Erleuchtung segnet. Egal, welchen
Ishta Devata du hast, die regelmäßige Wiederholung einiger
Malas des Gayatri täglich wird dir alles schenken, was für
dich verheißungsvoll und hilfreich ist, jetzt und später.
Es ist falsch anzunehmen, daß es einzig und allein für die
auserwählte orthodoxe Brahmanenkaste gedacht ist. Es ist universell
anwendbar, denn es ist nichts anderes als ein aufrichtiges Gebet um
Licht, das sich an den allmächtigen, höchsten Geist richtet.
Es ist wahrlich das einzige transzendentale Leitlicht für die Menschheit.
Es liegt in der Natur des Gayatri, daß es in jeder beliebigen
Form und in jedem beliebigen Namen verehrt und angebetet werden kann.
Im allgemeinen wird von der Mehrzahl der Gläubigen angenommen,
daß seine Gottheit ein Aspekt von Shakti ist, eine fünfgesichtige
Devi. Falls du ein Shakta, ein Verehrer des Mutteraspekts von Gott bist,
kannst du bei deinem Glauben bleiben.
Doch in seinem wahren Licht spricht das Gayatri niemals von einem Mutteraspekt.
Im gesamten Gayatri Mantra findet sich nicht ein einziges Wort, das
von einem Mutteraspekt Gottes spricht. Allein das Wort Gayatri kann
seine Gottheit nicht weiblich machen. Es ist nur der Name eines Versmaßes,
und nicht die Gottheit. Und manche meinen, daß die Sonne das Gayatri
regiert. Tatsächlich muß auch dieser Gedanke ein wenig modifiziert
werden. Die Sonne, von der es spricht, ist nicht die Sonne, die vor
unseren physischen Augen erscheint, sondern dieses ›Tat Savituh‹, diese
Sonne, die große Sonne, die nicht von dieser Sonne und diesem
Mond erhellt wird, und die das unpersönliche, absolute Brahman
ist.
Deswegen ist es das größte Mantra und die regierende Gottheit
ist Para Brahman selbst. Und doch kann es von jedem Suchenden angenommen
werden, denn es ist zur Verehrung von Devi, zur Verehrung von Gott Hari,
zur Verehrung von Aditya, der Sonne, und auch zu reiner Nirguna Verehrung
von Brahman gedacht.
Das Tejas des Brahmachari liegt in seinem Gayatri Japa. Der Halt und
der Wohlstand des Grihastha sind ebenfalls das Gayatri, Kraft und Trost
des Vanaprastha sind ebenfalls das Gayatri. So bleibt vom Augenblick
des Upanayanam (Ausstattung mit dem kleinen Faden) des jungen Schülers
bis zu dem Moment, da er den ruhmreichen Stand von Sannyasa betritt,
sein ganzen Leben lang das Gayatri Mantra sein ständiger Führer,
sein Rückhalt und seine Stärke. Für ihn ist das Gayatri
Mantra das „Summum bonum“ des Lebens.
So groß ist seine Bedeutung, daß das Japa des Gayatri als
obligatorisches tägliches Sadhana im Leben jedes Hindus festgelegt
ist. Egal was sein Kuladevata (Familiengottheit) ist, egal was sein
Ishta Devata ist, die tägliche Wiederholung des Gayatri Mantras
und die Opferung von Arghya, wobei das Gayatri wiederholt wird, ist
jedem Hindu auferlegt. Auch als Angehöriger einer anderen Religion
oder Kaste kann man Gayatri Sadhana machen, wenn man wirklich aufrichtig,
ernsthaft und vertrauensvoll ist. Das Leben wird tatsächlich gesegnet
sein. Liebe Suchende, erkennt die wunderbare Stärke des glorreichen
Gayatri. Erkennt klar, welch kostbares Erbe ihr in diesem Mantra habt!
Schätzt diese heilige Shakti, die die Rishis von einst hinterlassen
haben, nicht gering! Das ist die einzige wahre Shakti, vor der Elektrizität,
nukleare Radioaktivität und Atomkraft bloß als gewöhnliche
flüchtige unerhebliche Belanglosigkeiten erscheinen. Beginne mit
regelmäßigem täglichem Gayatri Japa und spüre für
dich selbst die erstaunliche Kraft, die du daraus erhältst. Setze
eine bestimmte Zeit für das Japa fest und halte daran dauerhaft
fest, wenigstens eine Japa Mala muß täglich ohne Unterbrechung
gemacht werden. Es wird dich vor allen Gefahren bewahren, dir die unendliche
Kraft geben, alle Schwierigkeiten zu überwinden, und dich zum höchsten
Gipfel der Herrlichkeit, der Kraft, des Friedens und der Freude tragen.
Die Praxis von Gayatri Sadhana
Brahma molk gleichsam aus den drei Veden den Buchstaben A, den Buchstaben
U und den Buchstaben M, formte durch ihre Verbindung drei dreiteilige
Einsilber, zusammen mit drei mystischen Worten - Bhur, Bhuvah und Svah,
Erde, Himmel und Himmelreich. Gleichfalls aus den drei Veden molk der
Herr der Geschöpfe erfolgreich, unbegreifbar und erhaben die drei
Versmaße dieses unaussprechlichen Textes, beginnend mit dem Wort
Tat und genannt Savitri oder Gayatri (Manu Smriti, Kap. III).
So kam:
OM Bhur Bhuva Svah; Tat Saviturvarenyam
Bhargo devasya dhimahi; dhiyo yo nah Prachodayat.
„Meditieren wir über Ishvara und Seine Herrlichkeit, der das Universum
geschaffen hat, der verehrungswürdig ist, der alle Sünden
und Unwissenheit beseitigt. Möge Er unseren Intellekt erhellen!“
Was ist diese Erleuchtung? Jetzt hast du Deha Atmabuddhi, einen Buddhi,
der dich veranlaßt, dich mit dem Körper zu identifizieren
und ihn fälschlicherweise für die Seele zu halten. Nun betest
du zur verehrten Mutter der Veden - Gayatri; sie gebe dir einen reinen
sattvigen Intellekt, der dir helfen wird zu verwirklichen - „Aham Brahma
Asmi“ - Ich bin das Brahman. Das ist die advaitische Bedeutung des Gayatri.
Fortgeschrittene Schüler im Yoga mögen diese Bedeutung nehmen:
Ich bin das höchste Licht aller Lichter, das dem Buddhi, dem Intellekt,
das Licht gibt“.
Der Herr sagt in den Veden: „Samano Mantrah“ - ein Mantra sei allen
gemeinsam, und dieses Mantra ist das Gayatri. Die geheime Überlieferung
der Upanishaden ist die Essenz der 4 Veden, während das Gayatri
mit den drei Vaykritis die Essenz der Upanishaden ist. Derjenige ist
in der Tat ein Brahmane, der das Gayatri in dieser Weise kennt und versteht.
Ohne dieses Verstehen ist er wahrlich ein Sudra, auch wenn er die vier
Veden ausgezeichnet kennen mag.
Gayatri ist die Mutter der Veden und zerstört alle Sünden.
Das einsilbige OM ist ein Sinnbild des Höchsten. Es gibt nichts
Läuternderes auf der Erde als das Gayatri. Japa des Gayatri bringt
dieselben Früchte wie die Rezitation aller Veden mit den Angas.
Dieses einzigartige Mantra, wenn es aufrichtig und mit klarem Bewußtsein
wiederholt wird, bringt das höchste Gut.
Gayatri vernichtet die vier Arten von Purushartha, nämlich Dharma,
Artha, Kama und Moksha - Rechtschaffenheit, Reichtum, Wunschobjekte
und Befreiung. Es zerstört die drei Granthis oder Knoten der Unwissenheit
- Avidya, Kama und Karma. Es ist ein großartiger Läuterer
und schenkt klares Bewußtsein. Schließlich gibt das Gayatri
Freiheit oder Befreiung vom Rad von Geburt und Tod.
Die Wiederholung des Gayatri bringt letztlich den Darshan von Gayatri,
führt zur Verwirklichung des advaitischen Brahman, zur Einheit
des Bewußtseins, zum Einssein, und der Suchende, der zu Beginn
Mutter Gayatri um Licht bat, singt nun in überschwenglicher Freude:
„Ich bin das Licht aller Lichter, ich gebe dem Buddhi Licht!“
Mantra Yoga Sadhana
Psychologie Des Mantra
Yoga Sadhana
Mantra Yoga ist eine exakte Wissenschaft. ›Mananat Trayate Iti Mantrah
- das Manan (das konstante Denken, die Sammlung) durch welches man vom
Rad von Geburten und Toden befreit wird, ist Mantra!
Jedes Mantra hat einen Rishi, der es der Welt gegeben hat. Ein Matra,
einen Devata, Bija, den Samen, der ihm eine spezielle Kraft gibt; die
Shakti und das Kilakam, die Säule.
Ein Mantra ist Göttlichkeit. Das Mantra und der es regierende Devata
sind eins. Das Mantra selbst ist Devata. Das Mantra ist göttliche
Kraft, Daivi Shakti, die sich in einem Klangkörper manifestiert.
Ständige Wiederholung des Mantras mit Glauben, Hingabe und Reinheit
vermehrt die Shakti, die Kraft des Strebenden, reinigt, erweckt das
im Mantra verborgene Mantra Chaitanya und verleiht dem Sadhaka Mantra
Siddhi, Erleuchtung, Freiheit, Frieden, ewige Wonne und Unsterblichkeit.
Durch ständiges Wiederholen des Mantras nimmt der Sadhak die Tugenden
und Kräfte der Gottheit, die das Mantra regiert, in sich auf. Die
Wiederholung des Surya Mantras schenkt Gesundheit, langes Leben, Kraft,
Vitalität und Tejas, Strahlen. Es beseitigt alle Krankheiten des
Körpers und die Krankheiten der Augen. Kein Feind vermag irgendwie
zu schaden. Die Wiederholung des Aditya-Hridayam am frühen Morgen
ist von höchstem Nutzen. Gott Rama bezwang Ravana durch Wiederholung
des Aditya-Hridayam, das Agastya Rishi ihm gegeben hatte.
Mantras haben die Form einer Huldigung und wenden sich flehend um Mitleid
und Hilfe an die Gottheiten. Einige Mantras kontrollieren und befehligen
die bösen Geister. Rhythmische Klangschwingungen lassen Formen
entstehen. Rezitation der Mantras läßt die spezielle Gestalt
der Gottheit entstehen.
Die Wiederholung des Sarasvati Mantras ›OM Sarasvatyai Namah‹ schenkt
Weisheit und gute Intelligenz. Man wird inspiriert und verfaßt
Gedichte. Das Wiederholen von ›OM Sri Mahalakshmyai Namah‹ schenkt Reichtum
und beseitigt Armut. Das Ganesh Mantra beseitigt jedes Hindernis bei
jeglichem Unternehmen. Das Maha Mrityunjaya Mantra verhindert Unfälle
und unheilbare Krankheiten und schenkt langes Leben und Unsterblichkeit.
Es ist auch ein Moksha Mantra.
Die Wiederholung des Subrahmanya Mantras ›OM Saravanabhavya Namah‹ gibt
Erfolg bei jedem Vorhaben und Berühmtheit. Es vertreibt die bösen
Einflüsse und bösen Geister. Die Wiederholung des Sri Hanuman
Mantras ›OM Hanumate Namah‹ gibt Sieg und Kraft. Die Wiederholung des
Panchadasakshava und Sodasakshara (Sri Vidya) gibt Wohlstand, Macht,
Freiheit, usw. Es gibt dir, was immer du willst. Dieses Vidya kann nur
von einem Guru erlernt werden.
Die Wiederholung von Gayatri, Pranava oder OM Namassivaya, OM Namo Narayanaya,
OM Namo Bhagavate Vasudevaya ein und ein Viertel Lakh mal mit Glauben
und Hingabe bringt Mantra Siddhi.
OM, Soham, Sivoham und Aham Brahmasmi sind Moksha Mantras. Sie helfen,
Selbstverwirklichung zu erreichen. OM Sri Ramaya Namah oder OM Namo
Bhagavate Vasudevaya sind Saguna Mantras, die zuerst Sanguna Verwirklichung
schenken und schließlich Nirguna Verwirklichung.
Mantras zur Heilung von Skorpionstichen und Schlangenbissen sind an
Tagen der Sonnenfinsternis zu wiederholen, um rasch Mantra Siddhi zu
erlangen. Man stehe im Wasser und wiederhole das Mantra. Das ist stärker
und wirkungsvoller. Sie können auch an normalen Tagen wiederholt
werden, um Mantra Siddhi zu erlangen.
Mantra Siddhi um Skorpionstiche, Schlangenbisse, usw. zu heilen, kann
in 40 Tagen erlangt werden. Wiederhole das Mantra regelmäßig
mit Glauben und Hingabe. Mache eine Sitzung am frühen Morgen nach
dem Bad. Halte Brahmacharaya und lebe 40 Tage lang von Milch und Früchten.
Oder halte eine strenge Diät.
Chronische Leiden können durch Mantras geheilt werden. Mantrasingen
läßt kraftvolle, spirituelle Wellen oder göttliche Schwingungen
entstehen. Sie dringen in den physischen und astralen Körper der
Patienten ein und entfernen die Grundursachen der Leiden. Sie erfüllen
die Zellen mit reinem Sattva, göttlicher Energie. Sie zerstören
die Mikroben und beleben Zellen und Gewebe. Sie sind die besten und
wirkungsvollsten Antiseptika und Keimtöter. Sie sind stärker
als Ultraviolettstrahlen und Röntgenstrahlen.
Mantra Siddhi darf nicht zur Zerstörung anderer mißbraucht
werden. Wer die Kraft der Mantras dazu mißbraucht, andere zu zerstören,
wird am Schluß selbst zerstört.
Wer die Mantrakraft dazu verwendet, um Schlangenbisse, Skorpionstiche
und chronische Krankheiten zu heilen, darf keine Geschenke und kein
Geld annehmen. Er muß absolut uneigennützig sein. Er darf
nicht einmal Früchte oder Kleider annehmen. Er wird die Kraft verlieren,
wenn er die Kraft für eigennützige Zwecke benutzt. Wenn er
absolut uneigennützig ist und den Menschen mit Sarvathma Bhav dient,
wird seine Kraft durch die Gnade Gottes anwachsen.
Wer Mantra Siddhi erreicht hat, kann Skorpionstiche, Schlangenbisse
oder chronische Leiden usw. durch bloßes Berühren des betroffenen
Teiles heilen. Wenn ein Mensch von einer Kobra gebissen wird, wird dem
Mantra Siddha ein Telegramm geschickt. Der Mantra Siddha rezitiert das
Mantra, und der von der Kobra Gebissene ist geheilt. Beweist dies nicht
die ungeheure Kraft von Mantras?
Erhalte Mantra Einweihung von deinem Guru. Oder bete zu deinem Ishta
Devata und beginne das Japa des Mantras, wenn es schwierig für
dich ist, einen Guru zu finden.
Die Methode von Mantra Purascharana
Das Wiederholen eines Mantras unter strenger Einhaltung spiritueller
Regeln in einer bestimmten Zahl um raschen spirituellen Fortschritt
zu machen, wird Mantra Purascharana genannt. Es kann auch für materiellen
Fortschritt gemacht werden. Der Praktizierende muß Regeln einhalten
und sich strengen Diätvorschriften unterwerfen, um rasch Mantra
Siddhi zu erlangen.
Während des Purascharana iß nur frisches Gemüse, Früchte,
Milch, Wurzeln, Gerste und Havis Anna (Reis gekocht mit Ghee, Zucker
und Milch). Ein Sadhak kann auch nur von Bhiksha (Almosen) leben. Wenn
es möglich ist, in der Phase des Purascharana nur von Milch zu
leben, ist das überaus lobenswert. Mantra Siddhi kann auch erreicht
werden, wenn man das Mantra 100 000mal wiederholt.
Wähle einen heiligen Pilgerort am Ufer des heiligen Ganges, am
Zusammenfluß von Flüssen, in Bergtälern mit lieblicher
Landschaft, Tempel, Tulsi Gärten, unter Ashvatha Bäumen oder
mache einen Teil deines Hauses zu einem Tempel, indem du ein Bild des
Herrn aufstellst, Räucherwerk brennst, usw. und mit passenden Dekorationen.
Purascharana, das an heiligen Plätzen geübt wird, hat einen
hundertfach höheren Gewinn als das im eigenen Haus praktizierte.
Jedes Mantra kann für Purascharana gewählt werden. Das Guru
Mantra oder Ishta Mantra ist am besten. Die Sandhya Zeiten, Sonnenaufgang,
Sonnenuntergang und die Mittagszeit, werden allen für Japa empfohlen.
Wiederhole das Mantra so viele 100 000mal, wie Buchstaben in dem Mantra
sind. Es kann die Hälfte dieser Anzahl gemacht werden. In keinem
Fall sollte es weniger als 100 000 sein.
Sitze zum Japa mit dem Gesicht nach Osten oder Norden. Wähle Siddha,
Padma, Svastika oder Virasana zum Japa. Setze dich niemals mit vollem
Magen zum Japa. Habe feste Zeitpunkte für das Japa. Bade, bevor
du beginnst, wenn möglich, oder wasche dir wenigstens Hände
und Füße. Mache Achamana, Nippen am gesegneten Mantra Wasser.
Rehleder, Stoff, eine Decke, Kusagras oder ein Tigerfell können
als Sitzunterlage zum Japa genommen werden. Spatika, Tulsi oder Rudraksha
Malas können zum Zählen der Anzahl der Japas verwendet werden.
Nimm eine Mala mit 108 Perlen, der Hälfte oder einem Viertel davon.
Wenn der Geist von allen weltlichen Objekten gelöst und man in
der inneren Bedeutung des Mantras aufgegangen ist und an den Herrn denkt,
wiederhole man das Mantra mit konstanter Geschwindigkeit. Volle Konzentration
des Geistes auf Bedeutung und Gottheit des Mantras schenkt schnell Mantra
Siddhi. Mache solange Purascharana bis Mantra Siddhi erreicht ist. Höre
nicht bei einem Purascharana auf. Bedingt durch die Doshas des Geistes
erlangst du vielleicht nicht sofort Mantra Siddhi. Madhusudana Sarasvati
machte 18 Purascharana des Gayatri, bis er Siddhi erlangt hatte.
Schlafen auf einem harten Bett (strenges Meiden von Kissen und dergleichen),
Einhalten strenger Enthaltsamkeit, dreimal täglich Gottesdienst,
dreimal täglich baden, Aufgabe von Ölbädern, Fleisch,
Fisch, Zwiebel, Knoblauch, Tee, Kaffee, Chillis, Tamarinden, Schweigen
oder Reduzieren der Worte auf ein Minimum, Beachtung von Ahimsa, Sprechen
der Wahrheit und Verzicht auf jeden Luxus, so soll Purascharana
gemacht werden. Meide so weit wie möglich Gedankenlosigkeit. Faulheit,
Spucken beim Japa, Entspannen von Händen und Beinen, Schlafen am
Tag, Gesellschaft mit unerwünschten Personen, Kontakt mit Frauen,
Annehmen von Geschenken, Betrachtung obszöner Bilder, Lügen,
Gesellschaft mit leidenschaftlichen Menschen, Kauen von Betel, Rauchen,
Trinken, usw., zuviel sprechen, schlecht über andere sprechen,
bei anderen Fehler finden und das Verletzen anderer in Gedanke, Wort
oder Tat während der Zeit von Purascharana. Zerstreue nicht die
Energie während des Japa durch unnötiges von Seite zu Seite
Schauen, Lachen, Bewegen des Körpers, usw.
Jeden Tag muß ausnahmslos dieselbe Anzahl von Japa gemacht werden.
Nach jedem Lakh Japa oder zum Abschluß eines Purascharana wird
ein Homa oder Havan gemacht.
Nach vollständigem Abschluß des Purascharana werden Homas
gemacht 1/10 der Zahl der Japas, Tarpana (Wassertrinkopfer) in 1/10
der Anzahl der Homas, Marjana (Besprengen) 1/10 der Anzahl von Tarpana
und Speisen von Brahmanen 1/10 der Anzahl der Tarpanas. Das Speisen
und Geben von Almosen kann je nach den Möglichkeiten gemacht werden,
wenn es nicht möglich ist, das Gesagte genau einzuhalten.
Mantra Purascharana hat unschätzbaren Nutzen. Helligkeit, Klarheit
oder Ruhe des Geistes, Leidenschaftslosigkeit gegenüber weltlichen
Vergnügungen, Darshan des Ishta Devata, Erfolg in allen Vorhaben,
das Erreichen von Reinheit des Geistes - all dies wird daraus resultieren.
Widme der Durchführung von Purascharana deine beste Aufmerksamkeit
und Ernsthaftigkeit.
Mögest du durch das Vollziehen von einer Reihe von Mantra Purascharanas
Moksha, Unsterblichkeit erlangen!
Nutzen des Schreibens von Mantras
(Eine einfache, praktische und wissenschaftliche Form
von Yoga für moderne beschäftigte Menschen.)
Mantraschreiben führt zu Meditation
Von den einzelnen in den Schriften beschriebenen Methoden von Japa ist
Mantraschreiben die wirksamste. Es hilft dem Suchenden, den Geist zu
konzentrieren und führt allmählich zu Meditation.
Nutzen
1) Konzentration - Ablenkungen werden auf ein Minimum beschränkt,
da Geist, Zunge, Hände und Augen mit dem Mantra beschäftigt
sind. Das steigert die Konzentrationskraft und die Leistungsfähigkeit
bei der Arbeit.
2) Kontrolle - Der Geist wird durch die Kraft des Mantras kontrolliert
und wird besser und schneller für dich arbeiten.
3) Entwicklung - Aufgrund wiederholter unzähligen Einwirkungen
des Mantras auf den unterbewußten Geist werden subtile spirituelle
Eindrücke hinterlassen, die den Fortschritt der Seele bei ihrer
Entwicklung beschleunigen.
4) Friede - Wenn man durch Sorgen oder Unglücksfälle beeinträchtigt
ist, wird der Geist ruhig und friedvoll.
5) Kraft - Eine mächtige spirituelle Kraft entsteht im Laufe der
Zeit in der Atmosphäre des Ortes, an dem die Mantras geschrieben
oder die Hefte aufbewahrt werden. Es hilft im weltlichen und im spirituellen
Fortschritt.
Demgemäß - beginne heute. Zögere nicht. Mache einen
ernsthaften Versuch. Sei Herr deines Geistes, nicht sein Sklave. Schreibe
ein bis drei Seiten pro Tag. Befolge so weit wie möglich die Regeln,
wenn du schnellere Ergebnisse haben möchtest.
Regeln für das Mantraschreiben
1) Wähle ein Mantra, oder einen Namen Gottes, und schreibe es mit
Tinte in ein Heft, täglich 1 bis 3 Seiten, in beliebiger Schrift.
2) Sitze täglich am selben Platz zur selben Zeit. Wenn möglich
halte ihn verschlossen.
3) Schreibe, nachdem du gebadet oder Hände, Füße, Gesicht
und Mund gewaschen hast.
4) Sitze die ganze Zeit in einer Stellung. Bewege dich nicht, bis du
fertig bist.
5) Schweige und vermeide Sprechen, Verabredungen oder Anrufe.
6) Hefte die Augen auf das Notizheft. Bewege dich nicht, bis du fertig
bist.
7) Wiederhole das Mantra oder den Namen geistig, während du schreibst.
8) Hefte den Geist auf die Form und die Eigenschaften des Herrn, während
du Namen oder Mantra schreibst.
9) Bleibe bei einem einheitlichen System des Schreibens, von oben nach
unten oder von links nach rechts.
10) Schreibe jedes Mantra oder jeden Namen jedesmal vollständig
und nicht in Teilen.
11) Wechsle nicht Mantra oder Namen. Wähle eines und bleibe dein
ganzes Leben lang dabei.
12) Bewahre alle fertigen Notizhefte bei deinem Gebetsplatz auf.
Sankirtan Sadhana
Sankirtan ist das Singen von Gottes Namen mit Gefühl (Bhav), Liebe
(Prem) und Glauben (Sraddha). Im Sankirtan finden sich Menschen zusammen
und singen in der Gruppe an einem gemeinsamen Ort den Namen Gottes.
Sankritan ist eine der neun Arten von Bhakti. Durch Kirtan alleine kann
Gott verwirklicht werden. Es ist die einfachste Methode, um im Kali Yuga, dem eisernen Zeitalter, Gottesbewußtsein zu erreichen, „Kalau
Kesava Kirtanat“.
Wenn Menschen zusammenkommen und Sankirtan praktizieren, wird ein mächtiger
spiritueller Strom, Mahashakti, erzeugt. Dies reinigt das Herz der Suchenden
und erhebt sie zu höchsten Höhen göttlicher Ekstase oder
Samadhi. Die machtvollen Schwingungen werden zu entfernten Plätzen
getragen. Sie erheben den Geist aller Menschen, bringen ihnen Trost
und Kraft und wirken als Verkünder von Frieden, Harmonie und Eintracht.
Sie zerstören feindliche Kräfte und bringen rasch Frieden
und Glückseligkeit in die ganze Welt.
Gott Hari sagt zu Narada: „Naham Vasami Vaikunthe Yoginam Hridaye na
cha, Madbhakta Yatra Gayanti Tatra Tishthami Navada“ - „Ich bin nicht
in Vaikuntha und auch nicht in den Herzen von Yogis, sondern Ich bin
dort, wo Menschen, die Mich verehren, Meinen Namen singen, Oh Narada“.
Kirtan vernichtet Sünden, Vasanas und Samskaras, füllt das
Herz mit Liebe und Hingabe und führt den Gläubigen vor das
Angesicht Gottes.
Akhanda Kirtan ist sehr kraftvoll. Er reinigt das Herz. Das Mahamantra:
„Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare - Hare Krishna, Hare Krishna,
Krishna Krishna, Hare Hare“ oder „OM Namashivaya“ wird ohne Unterbrechung
gesungen - 3 Stunden oder 24 Stunden lang, drei Tage oder eine Woche.
Dann müssen Gruppen gemacht werden. Einer führt, und die anderen
folgen. Mache Akhanda Kirtan an Sonntagen oder in den Ferien. Mache
Prabhata Pheri Kirtan am Morgen, in den Straßen. Kirtan am frühen
Morgen ist wirkungsvoller als abends.
Sitze abends mit deinen Kindern und anderen Familienmitgliedern und
Bediensteten vor dem Bild des Herrn. Mache eine oder zwei Stunden lang
Kirtan. Sei regelmäßig in dieser Übung. Du wirst unglaublich
großen Frieden und Kraft gewinnen.
Singe den Namen des Herrn aus tiefstem Herzen. Sei vollständig
und einzig und allein Ihm ergeben. Verzögerung bei Gottverwirklichung
ist äußerst leidvoll. Gehe in Ihm auf. Lebe in Ihm. Sei in
Ihm verankert.
Mögen Friede und Wohlergehen mit euch allen sein. Lokassamastha
Sukhino Bhavantu.
Tantra Yoga Sadhana
Tantra Sadhana gibt ungeheure Siddhis oder Kräfte. Es muß
unter Anleitung eines Siddha Tantra Guru gelernt werden. Der Tantra
Schüler muß über Reinheit, Glauben, Hingabe, Ergebenheit
zum Guru, Leidenschaftslosigkeit, Demut, Mut, kosmische Liebe, Wahrhaftigkeit,
Nichtbegehrlichkeit und Zufriedenheit verfügen. Wenn diese Eigenschaften
im Praktizierenden fehlen, bedeutet das einen schweren Mißbrauch
des Shaktismus.
Der Shaktismus war eine der machtvollsten Kräfte für die spirituelle
Erneuerung der Hindus. Als er von unwissenden, unerleuchteten und unqualifizierten
Menschen praktiziert wurde, führte er zu bestimmten Mißbräuchen,
und es kann nicht geleugnet werden, daß einige entartete Formen
von Shaktismus nichts anderes gesucht haben als Magie, Unmoral und okkulte
Kräfte. Ein Beispiel für den pervertierten Ausdruck der Wahrheit,
eine Verzerrung der ursprünglichen Praktiken, ist die Theorie von
den fünf Makaras - Madya oder Wein, Mamsa oder Fleisch, Matsya
oder Fisch, Mudra oder symbolische Handlungen und Maithuna oder Beischlaf.
In der Shakti Lehre ist Shiva das unveränderliche ewige Bewußtsein
und Shakti ist Seine dynamische Kraft. Das Universum ist Kraft. Das
Universum ist eine Manifestation der Herrlichkeit Devis. Davon geht
die Shakti Lehre aus. Da Shakti die Kraft Gottes ist, ist ein Shakta
ein Mensch, der Shakti besitzt.
Es gibt 3 Arten von Sadhakas, Pasu, Vira und Divya. Nur der Pasu Sadhaka
praktiziert die Pancha Makaras - nämlich Matsya, Mamsa, Madya,
Mudra und Maithuna. Die esoterische Bedeutung dieser 5 Makaras ist:
„Töte das Ichdenken, beherrsche das Fleisch, trinke den Wein der
göttlichen Berauschung und vereine dich mit Gott Siva“. Das ist
die göttliche Praxis von Divya Sadhakas, die das göttliche
Leben führen. Gib Pasu Vritti auf, die animalischen Neigungen,
und verstärke Divya Vritti, die göttliche Natur.
So wie die Frucht im Samen verborgen ist, Butter in der Milch und Manneskraft
im Knabenalter, so schlummern auch verschiedene Shaktis im Menschen,
verdeckt von Unwissenheit. Wenn der Intellekt gereinigt wird und Konzentration
und Meditation geübt werden, kommen alle diese Kräfte zum
Vorschein.
Die höchste Frucht von Meditation oder Upasana ist die Identität
mit, das nicht getrennt Sein vom Objekt der Meditation. Der Meditierende
und der Gegenstand der Meditation werden eins. Der Verehrer von Devi
erreicht Verwirklichung der Einheit durch intensives Upasana oder Verehrung.
Shava Sadhana
Suchenden können in folgende Gruppen eingeteilt werden: Ein sattviger
Mensch ist ein spiritueller Mensch. Er besitzt Divya, göttliche,
Eigenschaften. Er hat Divya Bhava. Er ist ruhig, rein, leidenschaftslos,
weise, kühl, egolos, mitfühlend, freundlich, fromm und hingebungsvoll.
Sattva Guna herrscht bei ihm vor.
Wenn Tamas in einem Menschen vorherrscht, hat er Pasu Bhava. Er ist
Pasu, ein Tier. Er ist mit Unwissenheit, Irrtum, Nachlässigkeit,
Trägheit, Faulheit, usw. behaftet.
Wenn Rajas in einem Menschen vorherrscht, ist er ein Vira. Er hat Vira
Bhava.
Divya Bhava ist das Beste. Vira das Nächstbeste, und Pasu das Niedrigste.
Vom Zustand des Pasu erhebt sich ein Mensch in diesem oder einem anderen
Leben zum Vira Zustand. Divya Bhava, oder Devata Bhava wird durch Vira
Bhava erweckt.
Shava Sadhana fällt in die Kategorie der Praktiken von Tantra Sadhana.
Es wird von manchen Vira Sadhakas an Orten der Leichenverbrennung praktiziert.
Nur der Furchtlose kann diese Art Sadhana praktizieren.
Die Leiche eines Menschen wird mit dem Gesicht nach unten hingelegt.
Der Sadhak sitzt auf dem Rücken des Toten. Er zeichnet ein Yantra
auf dem Rücken und macht dann die Verehrung.
Wenn der Ritus erfolgreich ist, dreht sich der Kopf der Leiche herum
und fragt den Sadhaka, welchen Wunsch er hat; sei es Errettung oder
ein materieller Vorteil.
Die Devi spricht aus dem Mund des Toten.
Die sechs Reinigungsübungen sind Dhauti, Basti, Neti, Nauli, Tratak
und Kapalabhati.
Dhauti
Es gibt zwei Arten von Reinigung, innere und äußere. Innere
Reinigung kann auf verschiedene Weise erfolgen. Hier wird die Technik
einer wichtigen Übung beschrieben.
Nimm ein feines Stück Tuch; ca. 5 cm breit und 1,5 m lang. Die
Ränder müssen gut gesäumt sein, und kein loser Faden
darf weghängen. Wasche es mit Seife und halte es stets sauber.
Tauche es in lauwarmes Wasser. Wringe das Wasser aus und schlucke ein
Ende davon Stück für Stück. Am ersten Tag schlucke nur
30 Zentimeter des Tuches und ziehe es vorsichtig wieder heraus. Nach
allmählicher Übung kann die ganze Länge verschluckt werden,
wobei das Ende festgehalten wird. Behalte es einige Minuten lang im
Magen und ziehe es dann langsam heraus. Das Tuch nicht hastig oder gewaltsam
herausziehen. Nach der Kriya trinke ein Glas Milch. Das ist ein Art
Einfetten der Kehle. Mache es mit leerem Magen. Morgens ist gut. Es
ist völlig ausreichend, es alle 4 oder 5 Tage zu praktizieren.
Das ist eine ausgezeichnete Übung für Menschen mit schlaffer
und phlegmatischer Konstitution. Allmähliches und stetiges Üben
heilt Verschleimung, Gastritis und Verdauungsstörungen und ebenso
alle anderen Erkrankungen des Magens.
Nauli
Nauli ist eine kraftvolle Übung zur Regeneration, Kräftigung
und Belebung von Bauchorganen, Magen und Darm- und Verdauungssystems.
Für die Übung von Nauli bedarf es einer guten Praxis von Uddhiyana
Bandha.
Man stellt die Beine etwa 30 cm auseinander, stützt die Hände
auf die Oberschenkel und beugt leicht den Rücken. Man atmet stark
und betont durch den Mund aus und läßt die Lungen vollkommen
leer. Die Bauchmuskeln werden kontrahiert und kräftig zum
Rücken hingezogen. Das ist Uddhiyana Bandha. Das ist die erste
Phase von Nauli.
Dann wird das Zentrum des Bauches losgelassen. Die ganze linke und rechte
Seite des Bauches kommen zum Vorschein. Alle Muskeln sind in einer vertikalen
Linie. Das heißt Madhyama Nauli. Es wird solange gehalten, als
die Stellung bequem ist. Dann können die Muskeln gelöst werden
und man atmet ein. Das ist die 2. Phase von Nauli.
Nach einiger Übung wird die rechte Seite des Bauches zusammengezogen
und die linke losgelassen. Das heißt Dakshina Nauli. Bei einer
solchen stufenweisen Praxis erlernt man, den zentralen und die Muskeln
auf der rechten und linken Seite des Bauches von Seite zu Seite zu ziehen.
So übt man einige Tage.
Dann werden die Muskeln in die Mitte gezogen. Man bewegt sie langsam
kreisförmig zur rechten Seite und dann zur linken Seite. Das wird
einige Male von rechts nach links und dann umgekehrt von links nach
rechts gemacht. Die Muskeln müssen immer langsam kreisend bewegt
werden. Wer in dieser Übung fortgeschritten ist, kann sie schneller
bewegen. Diese letzte Phase von Nauli sieht aus wie ›Butterschlagen‹,
wenn die Bauchmuskeln isoliert und von einer Seite zur anderen gedreht
werden. Wenn Nauli von fortgeschrittenen Schülern demonstriert
wird, ist es überraschend, die Bewegungen der Bauchmuskeln zu beobachten.
Es sieht aus, als würde eine Maschine in der Bauchfabrik arbeiten.
Wenn Anfänger Dakshina Nauli machen wollen, können sie sich
leicht nach links beugen und die linken Muskeln zusammenziehen. Wenn
sie Vamana Nauli machen wollen, können sie sich ein wenig nach
rechts beugen. Bei Madhyama Nauli werden alle Muskeln durch Zusammenziehen
beider Seiten nach vorne gedrückt.
Nauli Kriya beseitigt chronische Verstopfung, Verdauungsstörungen
und alle anderen Krankheiten des Magen-Darmtraktes. Leber und Bauchspeicheldrüse
werden belebt. Alle anderen Organe werden ordentlich arbeiten.
Tratak
Das ist das feste Starren auf einen bestimmten Punkt oder ein Objekt,
ohne zu zwinkern. Es dient besonders dazu, Konzentrationsfähigkeit
und geistige Konzentration zu entwickeln. Es ist für jeden sehr
nützlich.
Man sitzt in Padmasana oder Siddhasana. Man kann auch aufrecht auf einem
Stuhl sitzen. Das Bild des Ishta Devata, das OM-Zeichen oder ein schwarzer
Punkt auf einem weißen Blatt Papier wird hingestellt. Man starrt
sehr fest auf das Bild oder den Punkt. Man kann auf einen hellen Stern
oder auf eine Kerze starren. Auch das Starren auf die Nasenspitze
oder auf den Punkt zwischen den Augenbrauen ist Tratak. Wenn man auf
einen bestimmten Punkt oder ein Bild starrt, ist das Tratak. Man schließt
die Augen und schafft ein geistiges Bild des Objekts. Man übt zwei
Minuten und steigert behutsam die Dauer.
Tratak verbessert das Augenlicht. Augenleiden werden beseitigt. Viele
haben nach einiger Übung von Tratak die Brille weggeworfen. Es
entwickelt Konzentrationsfähigkeit zu einem hohen Grad.
Kapalabhati
Kapalabhati ist eine Übung zur Reinigung des Schädels. Kapala
bedeutet ›Schädel‹ und Bhati bedeutet ›leuchten‹. Diese Übung
bringt den Schädel zum Leuchten.
Sitze in Padmasan oder Siddhasan. Schließe die Augen. Mache rasch
Rechak und Purak. Es muß sehr kräftig gemacht werden. Man
wird reichlich schwitzen. Es ist auch eine gut Übung für die
Lungen. Wer Kapalabhati gut beherrscht, kann leicht Bhastrika machen.
Rechaka erfolgt sehr kräftig durch Zusammenziehen der Bauchmuskeln.
Stoße die Luft 20mal pro Runde aus und steigere die Anzahl schrittweise
auf 120. Bei Kapalabhati gibt es kein Kumbhak. Kapalabhati reinigt das
Atmungssystem und die Nasenwege. Es beseitigt Krämpfe aus den Bronchien.
Daher wird Asthma gelindert und im Laufe der Zeit sogar geheilt. Die
Lungenspitzen werden ordentlich mit Sauerstoff versorgt. Schwindsucht
wird geheilt. Blutunreinheiten werden ausgeschieden. Kreislauf und Atemsystem
werden in beträchtlichem Maße angeregt.
Sangita Sadhana
Das Leben des Individuums in seinem onotologischen Aspekt ist nichts
als ein unaufhörliches Streben nach nicht endender, ungetrübter
Seligkeit, ewiger, unvergänglicher, immerwährender Wonne.
Die Schriften haben es ohne Zweifel erwiesen. Weise und Heilige verkünden
seit dem Aufdämmern der Schöpfung, daß die höchste
Wonne im eigenen Selbst gefunden werden kann und muß. So ist also
Selbstverwirklichung, Selbstbewußtheit oder Ganzheitserfahrung
des Selbst, Aparokshanubhuti das summum bonum der menschlichen Existenz.
Das allein beendet all unser Leid und unseren Kummer. Aber wie können
wir es am besten erreichen?
Atmachaitanya Samadhi oder Aparoksha Jnana ist nur möglich, wenn
der Geist rein und sattvig wird. Reinheit des Geistes wird erst erlangt,
wenn dieses kleine ›Ich‹, das Ichdenken oder Ahamkara, gezügelt
ist, aufgelöst, was bedeutet, daß ›Ich‹ und ›Mein‹ aufgegeben
worden sind. Das wiederum führt zu Reinheit und Kontrolle der Indriyas.
Solange der Geist nicht diszipliniert und kontrolliert ist, können
die Indriyas nicht beherrscht werden. So kehren wir im Kreis wieder
zum Geist zurück. Zurecht riefen die Weisen aus: Mana Eva Manushyanaam
Karanam Bandhamokshayoh - Der Geist allein ist Ursache für Befreiung
oder Knechtschaft des Menschen.
Praktisches Forschen in dieser Richtung hat die Weisen zu dem Schluß
geführt, daß Prana und Geist in ihren Funktionsmöglichkeiten
von einander abhängig sind. Solange eines von beiden unkontrolliert
bleibt, kann das andere nicht kontrolliert werden. Wenn eines kontrolliert
wird, begibt sich das andere freiwillig unter Kontrolle. Es genügt
nicht, sie einfach nur zu kontrollieren. Solange sie nicht vernichtet
sind, werden die Vasanas uns nicht verlassen. Solange die Vasanas nicht
zerstört sind, kann Chitta nicht zerstört werden. Nur die
Zerstörung von Chitta kann zu Jnana führen.
Wir haben also zwei Möglichkeiten. Erstens kann das Prana durch
verschiedene mühsame Yogaprozesse unter Kontrolle gebracht werden,
um dann den Geist zu beherrschen, ihn von äußeren Sinnesobjekten
abzuziehen und auf das Selbst zu richten. Zweitens kann versucht werden,
den Geist durch die Praxis von Mano Laya zu zerstören, wobei ein
so viel machtvolleres Prinzip gefunden wird, auf das der Geist sich
auf natürliche Weise zubewegen wird, in dem er aufgeht und somit
in den Zustand von Laya gelangt. Die Weisen stellten fest, daß
Mano Laya, gefolgt von Mano Nasha ein sichererer Weg war, um Selbstverwirklichung
zu erreichen, als der schwierige Prozeß der Geisteskontrolle,
bei dessen Praxis immer die Gefahr besteht, daß der Geist jederzeit
in die alten Furchen der Vasanas zurückspringt.
Im Laufe weiterer praktischer Forschung fanden die Weisen und Seher,
daß der Klang die Macht hatte, den Geist auf sich zu lenken und
sozusagen zu absorbieren.
So stellte man fest, daß Mano Laya und Mano Nasha durch Nada-Yoga
(Vereinigung oder Aufgehen im Klang) ein wirksames und sicheres Mittel
zur Selbstverwirklichung ist.
Nadanusandhanam bedeutet Meditation über Nada, den Klang, der im
Anahata Chakra zu hören ist.
Die Grundvoraussetzungen für diese Art von Sadhana sind dieselben,
wie für jedes andere Yoga Sadhana. Ethische und moralische Vorbereitung
sind die ersten wichtigen Voraussetzungen. Genauso ist die Beherrschung
von Hatha Yoga und Pranayama grundlegend. Es ist besser, wenn man in
Konzentration und Meditation genügend geübt ist. Das erleichtert
die Konzentration nach innen und die Meditation über die Anahata
Klänge. Ajapa Japa oder Japa von ›Soham‹ mit dem Atem hilft bei
der Konzentration auf die subtilen Klänge. Das allein bringt dich
zum Anahataklang.
Es gibt zwei Aspekte dieser Klänge, grobstoffliche und feinstoffliche.
Man muß vom Grobstofflichen zum Feinstofflichen weitergehen. Wenn
der Geist sich nur den groben Klängen zuwendet, lasse dich nicht
verwirren. Lasse ihn sich zuerst daran gewöhnen und im groben Klang
niederlassen. Dann kann er zum subtilen Klang geführt werden.
Bedenke, daß nicht Mano Laya das Ziel ist, sondern Mano Nasha
und Selbstverwirklichung.
Denke daran, keine spezielle Neigung oder Vorliebe für einen bestimmten
Klang zu entwickeln, sondern versuche, den Geist vom ersten zum zweiten,
vom zweiten zum dritten und so weiter bis zum zehnten zu führen.
Es gibt eine andere Schule des Nada Yoga, die drei verschiedene Phasen
beim Hören des Klanges unterscheidet.
Die erste Phase ist, wenn Prana und Apana zum Brahmarandhra geführt
wurden. Die zweite Phase ist erreicht, wenn sie das Brahmarandhra betreten,
und die dritte, wenn sie darin fest verankert sind. In der ersten Phase
werden Klänge wie das Rauschen des Meeres, der Klang von Trommeln,
usw. gehört. In der zweiten Klänge wie die der Mridanga, des
Muschelhorns, usw. In der dritten Phase hört man Klänge wie
von Kinkini, Summen von Bienen, den Klang der Flöte oder Laute,
usw.
Wissen über Verborgenes entsteht in einem Menschen, der den siebenten
Klang (ähnlich dem der Flöte) gut hören kann.
Höchst interessant und sehr beliebt unter den Formen von Nadopasana
ist Sangita (Musik). In Sangita treffen sich Sreyas und Preyas, die
ansonsten Gegensätze sind. Sreyas ist das, was sonst zum ewigen
Gut des Menschen führt, d.h. Selbstverwirklichung. Preyas ist das,
was sofort angenehm ist. Im allgemeinen heißt es, daß das,
was Preyas ist, nicht Sreyas ist und umgekehrt. Aber hier im Sangita
oder Sankirtana werden Sreyas und Preyas zusammen beobachtet. Sangita
erfreut das Ohr, ist ein großer Leckerbissen für die Sinne
und den Geist - in der Tat so stark, daß die Sinne und der Geist
von ihr gezähmt und kontrolliert werden; und Sangita veredelt die
Seele und offenbart das Selbst im Inneren. Musik wird daher als die
beste Form von Nadopasana angesehen.
Dieser Fürst aller Musiker, der Kaiser unter den Komponisten, das
Kronjuwel unter den Heiligen, der Bhakta Siromani, der den Herrn mit
süßer, seelenbewegender und vollendeter Musik verehrte -
Sri Tyagaraja, dessen inspirierende Lieder zur Verehrung von Lord Rama
und über die grundlegenden Wahrheiten des spirituellen Lebens in
ganz Indien von jedem Musikliebhaber zur Inspiration und zur Unterhaltung
gesungen werden, hat wiederholt die göttliche Herrlichkeit der
Musik betont. Er hat immer wieder hervorgehoben, daß Musik nicht
nur Nahrung für die Sinne ist, sondern Nahrung für die Seele.
Tygaraja sagt in der Kriti Nadopasana: „Durch Nadopasana sind die Trimurtis,
die weisen Verfasser großer Schriften, die Maha Rishis, die das
Gesetz des Dharma darlegten, die Seher, die Meister der Künste
und Wissenschaften sind, die der Musik mit ihren drei integralen Bestandteilen
von Bhava, Raga und Tala anhängen - sie alle sind Experten in Nadopasana“.
Es ist eine große Wahrheit, die es zu bedenken gilt, daß
alle unsere großen Schriften - die Veden, Smritis, Puranas, usw.
alle vertont und metrische Kompositionen sind. Es ist Rhythmus, Metrik
und Melodie in ihnen. Der Sama Veda ganz besonders ist unvergleichlich
in seiner Musik. Darum betrachtet Sri Tagaraja alle Maha Rishis und
Seher als Nadopasakas.
Tyagaraja sagt: „Die Kenntnis der Musikwissenschaft kann den Zustand
von Sarupya verleihen (in seinem Kriti Sangita Sastra Jnanamu). Warum?
Weil „alle Klänge aus Om kommen“. (In seiner Kriti, die die Essenz
des Pranava ist - kann das Omkara, das selbst die Essenz aller Veden,
Agamas, Sastras und Puranas ist - alle Sorgen beseitigen und Göttliche Erkenntniss schenken“. Er krönt diese Aussage mit der wunderbaren Offenbarung:
„Dieses Sangita hat in dieser Welt als Rama Gestalt angenommen.“ Deshalb
sagt er in einer anderen Kriti, daß derjenige, der Gott durch
Sangita verehrt, Sarupya Mukti erlangen wird. Denn Sangita ist identisch
mit Gott; und in Übereinstimmung mit der Wahrheit, daß man
zu dem wird, worüber man beharrlich meditiert, wird der Nadopasaka
Nadasvarupa oder Gott.
Sangita ist nicht nur Stimulation der Nerven. Es ist ein Yoga, der sich
auf diese Wahrheit konzentriert. Sri Tyagaraja sagt in seiner „Sri Papriya“:
„Musik die aus den sieben Svaras komponiert ist, ist ein Schatz für
die großen Tapasvins, die die Taapa Traya (Adhyatmik, Adhidaivik,
und Adhibontik Tapas) gekühlt haben.“
In der Tat geht Tyagaraja so weit zu sagen, daß Moksha unmöglich
ist für jemanden, der keine Musik in sich hat! Er sagt in der „Mokshamugalada“:
„Gibt es Moksha für Menschen, die keine Kenntnis der auf Bhakti
basierenden Musik haben, die die Wahrheit nicht erkennen, daß
die Sapta Svaras aus dem Pranava stammen, das aus der Vereinigung von
Prana und Agni geboren wurde, und die nur die Melodie der Vina mögen,
jedoch das Siva Tattva nicht verstanden haben?“ Während also die
Musik in den Status eines starken Sadhanas erhoben wird, das Moksha
bringen kann, verabsäumt es Tyagaraja nicht, immer aufzuzeigen,
daß das bloße Äußern von Klängen dem Sänger
nicht Moksha schenken wird, und daß es nach der Verwirklichung
der Quelle und des Zieles der Musik zu suchen gilt.
Wer diese Wahrheit erkennt, erlangt Jivanmukti. Tyagaraja sagt in seinem
Raga Sudharasa: „Trinke den Nektar von Ragam und erlange Erleuchtung.
Jede Siddhi, die schwierigsten Übungen wie Yaga, Yoga, usw. geben
können, bekommst du ganz einfach durch Nadopasana. Sie sind Jivanmuktas,
die erkannt haben, daß die Musik nichts anderes ist als Omkara,
das aus dem Selbst entstand und dessen Körper Nada ist - diese
Musik geschmückt mit den Sapta Svaras ist selbst die Form von Sadasiva.
Daher wird der Sadhaka aufgefordert, das Siva Tattva zu verwirklichen,
das die Grundlage der Musik ist.“
Man kann nicht anders als tief bewegt sein von dem wunderbaren Respekt,
den Tyagaraja der Musik zollt, dem Nadopasana, in seinem Lied, „Intakannaanandamemi“,
in dem er sagt: „Das Singen Deiner herrlichen Namen in melodischen Klängen
und das Tanzen aus Freude, mit dem einzigen Ziel, deinen Darshan zu
haben - genügt das nicht? Ist das nicht der Zustand, nach dem sogar
Weise streben?“ Denn, so erklärt Tyagaraja, Nadopasana selbst schenkt
dem Sadhaka advaitische Verwirklichung. Im selben Lied sagt er: „In
Dir sehe ich die Welt, und ich gehe in Dir auf, wenn mein Intellekt
klar und erleuchtet ist.“
Sadhana durch Gebet
Gebet ist die Bemühung des Menschen, mit Gott in Verbindung zu
treten. Gebet ist eine mächtige spirituelle Kraft. Sie ist so real
wie die Schwerkraft oder die Anziehungskraft.
Gebet erhebt den Geist. Es erfüllt den Geist mit Reinheit. Es ist
verbunden mit dem Lob Gottes. Es hält den Geist mit Gott im Gleichklang.
Das Gebet kann ein Reich betreten, in das die Vernunft sich nicht vorwagt
- es kann zum spirituellen Reich, zum Königreich Gottes geleiten.
Es befreit den Gläubigen von der Angst vor dem Tod. Es bringt ihn
Gott näher und läßt ihn seine eigentliche unsterbliche
und wonnevolle Natur fühlen.
Die Kraft des Gebets ist unbeschreiblich. Seine Herrlichkeit ist unaussprechlich.
Nur aufrichtig Glaubende erkennen seinen Nutzen und seine Größe.
Es muß mit Ehrfurcht, Glauben, Nishkamya Bhava (ohne die Erwartung
von Früchten) und mit einem von Hingabe feuchten Herz verrichtet
werden. Streite nicht über die Wirksamkeit des Gebets. Du wirst
scheitern. Über spirituelle Dinge ist nicht zu argumentieren. Der
Intellekt ist ein begrenztes und schwaches Instrument. Traue diesem
Intellekt nicht. Beseitige nun die Dunkelheit deiner Unwissenheit durch
das Licht des Gebets.
Draupadi betete inbrünstig; Krishna kam von Dvaraka gerannt, um
ihre Qual zu lindern. Gajendra betete inniglich; Gott Hari marschierte
mit seinem Diskus an, um ihn zu beschützen. Es war das Gebet von
Prahlada, das das kochende Öl abkühlte, als es über seinen
Kopf gegossen wurde. Es war die Kraft des Gebets von Mira, das das Nagelbett
in ein Bett von Rosen verwandelte; eine Kobra in eine Blumengirlande.
Wenn du betest, bist du im Einklang mit dem Unendlichen, du verbindest
dich mit dem unerschöpflichen, kosmischen Kraftwerk (Hiranyagarbha)
und beziehst so Kraft, Energie, Licht und Stärke von Ihm.
Das Gebet verlangt keine hohe Intelligenz oder Beredsamkeit. Gott will
dein Herz, wenn du betest. Bereits einige Worte von einer demütigen
reinen Seele - wenn auch ungebildet - werden den Herrn mehr ansprechen
als die beredten flüssigen Worte eines Redners oder Pandits.
Selbst wenn die Schulmedizin einen Fall für hoffnungslos erklärt
hat, kommt das Gebet zu Hilfe, und der Patient wird auf wunderbare Weise
geheilt. Es gibt viele Beispiele dieser Art. Das ist vielleicht bekannt.
Heilen durch Gebet ist wahrhaft wundersam und mysteriös.
Wer regelmäßig betet, hat die spirituelle Reise in das Reich
ewigen Friedens und immerwährender Freude bereits angetreten. Der
Mensch, der nicht betet, lebt umsonst.
Das Gebet hat einen gewaltigen Einfluß. Ich habe viele Erfahrungen.
Wenn das Gebet aufrichtig ist und aus der Tiefe des Herzens kommt (Antarika),
wird es sogleich das Herz Gottes erweichen.
Bete nicht aus selbstsüchtigen Gründen oder um weltliche Gaben.
Bete um Seine Gnade. Bete um göttliches Licht, Reinheit und spirituelle
Führung. Bete ständig: „Oh Herr, laß mich allezeit an
Dich denken. Laß meinen Geist auf Deine Lotusfüße geheftet
sein. Beseitige meine schlechten Gewohnheiten.“
Das Gebet läßt gute, spirituelle Strömungen entstehen
und bewirkt Ruhe des Geistes. Durch regelmäßiges Beten wird
sich das Leben nach und nach ändern und formen. Das Gebet muß
zur Gewohnheit werden. Wenn das Gebet zur Gewohnheit geworden ist, wirst
du das Gefühl haben, nicht mehr ohne Es leben zu könnten.
Das Gebet kann Berge versetzen. Das Gebet kann Wunder wirken. Bete nur
einmal aus der Tiefe deines Herzens: „Oh Gott, ich bin Dein. Dein Wille
geschehe. Habe Mitleid mit mir. Ich bin Dein Diener. Verzeihe. Führe.
Beschütze. Erleuchte. Pahi mam. Prachodayat. Habe eine bescheidene,
aufnahmefähige Geisteshaltung. Pflege Bhav in deinem Herzen. Dann
wird das Gebet sofort gehört und beantwortet. Tue das im täglichen
Lebenskampf und erkenne sofort die hohe Wirksamkeit des Gebets. Du mußt
starken Astikya Buddhi (starke Überzeugung hinsichtlich der Existenz
Gottes haben).
Bete nicht mit selbstsüchtigen Motiven zum Herrn. Bete nie: „Oh
Herr, laß mich reich werden. Laß mich viele Kinder, Vieh
und Besitz haben. Laß meine Feinde umkommen. Laß mich lange
Zeit den Himmel genießen.“ Niemals, niemals bete so. Mache niemals
einen Handel mit dem Herrn. Der Herr Selbst kennt alle deine Bedürfnisse,
bevor du daran denkst, darum zu bitten. Er wohnt im Inneren, Antaryamin.
Er ernährt und kleidet das ganze Universum. Wird Er dich je vergessen?
Christen haben verschiedene Gebete, um bestimmte Gaben und Geschenke
von Gott zu bekommen. Die Moslems und alle anderen Religionen haben
tägliche Gebete zu Sonnenaufgang, Mittag, Sonnenuntergang, vor
dem zu Bett gehen und vor dem Essen. Gebet ist der Beginn von
Yoga. Gebet ist das erste wichtige Anga oder Glied von Yoga. Vorbereitendes
spirituelles Sadhana (spirituelle Praxis) ist Gebet.
Ein Yogi kann durch sein inneres Auge tatsächlich die dynamischen
und wohltuenden Wirkungen des Gebets auf Geist und Körper sehen.
Bete zu Gott selbstlos und aufrichtig. Du wirst Hingabe, Reinheit, Licht
und göttliches Wissen erlangen.
Stehe frühmorgens auf und sprich ein Gebet. Bete so wie du es gerne
möchtest. Werde so einfach wie ein Kind. Öffne freimütig
die Kammern deines Herzens. Lege List und Tücke ab. Du wirst alles
bekommen. Ernsthafte Bhaktas wissen ganz genau um die hohe Wirksamkeit
des Gebets. Narada Muni betet noch immer. Nam Dev betete, und Vittal
kam aus dem Bild, um seine Speise zu essen. Ekanath betete, und Gott
Hari zeigte seine vierarmige Gestalt. Mira betete, und Gott Krishna
diente ihr wie ein Sklave. Damaji betete, und Gott Krishna spielte die
Rolle eines Knechtes, indem er Badshah seine Schulden bezahlte. Was
willst du mehr? Bete inbrünstig, jetzt, von dieser Sekunde an.
Möget ihr alle durch selbstlose und aufrichtige Gebete, die ihr
dem Herrn in den frühen Morgenstunden darbringt, Unsterblichkeit
erlangen. Möge das Gebet integraler Bestandteil eures Seins werden!
Möge das innere Auge der Intuition in euch durch das Gebet geöffnet
werden!
Sadhana des Yogas der Synthese
Logisches Zerlegen, kluge haarspalterische Argumente, intellektuelle
Gymnastik und Wortakrobatik tragen nicht dazu bei, Selbstverwirklichung
zu erlangen. Kopf, Herz und Hand müssen durch die Praxis des Yogas
der Synthese harmonisch entwickelt werden. Nur dann erlangt man Vollendung
und eine integrale Entwicklung.
Es ist einfach, „Aham Brahma Asmi“ oder „Sivoham“ zu wiederholen, aber
es ist sehr schwierig, es zu fühlen und die Einheit aller Wesen
zu erkennen. Samadhi ist unmöglich, solange die Unreinheiten des
Geistes nicht durch unermüdliches selbstloses Dienen, Japa, Kirtan
und Upasana beseitigt worden sind. Die Schwankungen des Geistes können
durch Japa und Upasana beseitigt werden. Wie kann man erwarten, Brahma
Bhavana zu haben, wenn der Geist schwankt und herumspringt?
Nur Menschen wie Dattatreya und Yajnavalkya sind wirklich reif für
Vedanta Sadhana und das Wiederholen von „Sivoham“. Nur wer sich über
das Körperbewußtsein erhoben hat, kann wirklich mit Überzeugung
und Kraft sagen: „Die Welt ist Illusion. Es gibt keine Welt. Diese Welt
ist wie eine Fata Morgana oder ein Traum.“ Du bist nur Rottis und Dhal.
24 Stunden am Tag lebst du in der Annamaya Kosha. Wenn kein Zucker im
Tee ist oder kein oder zu wenig Salz im Dhal, bist du verärgert.
Du kannst es nicht essen. Es ist einfach absurd und bedeutungslos, wenn
du „Sivoham“ oder „Aham Brahma Asmi“ oder „Soham“ hersagst.
Du meinst, du bist im Turiya Zustand, der höchsten Jnana Bhumika,
dem Stadium der Weisheit. Du bildest dir ein, du hättest das Körperbewußtsein
überschritten, aber du wirst hoffnungslos versagen, wenn es zum
praktischen Test kommt, wenn glühende Holzkohle auf deinen Körper
gelegt wird. Buddha wurde geprüft. Mara erschien vor ihm und führte
ihn in Versuchung. Appar und andere Heilige, alle wurden Prüfungen
unterzogen. Sie gingen als Sieger aus der Prüfung hervor.
Der Überbau von Vedanta kann nur errichtet werden, wenn das Fundament
fest durch das Einhalten von Yama und Niyama gelegt wurde, wenn das
Herz durch unablässiges selbstloses Dienen und Upasana oder die
Verehrung des Saguna Brahman gründlich gereinigt wurde. Die subtilen
schlechten Vrittis, die im Geist lauern, können in ihrer Gesamtheit
nur durch die Gnade des Herrn zerstört werden. Sie können
nicht durch persönliche Anstrengung oder Sadhana ausgerottet werden,
nicht einmal in Myriaden von Leben. Der Herr wählt den Menschen
aus, den er zu Seinen Füßen nehmen will, und macht ihn vollkommen
und frei. Dies ist auch die ausdrückliche Erklärung der Kathopanishad.
Jemand spricht vielleicht stundenlang über Advaita Philosophie.
Jemand interpretiert vielleicht einen Vers auf hundert und eine Arten.
Jemand spricht vielleicht eine Woche lang über einen einzigen Vers
der Gita, und dennoch besitzen diese Menschen vielleicht keinen Funken
Hingabe oder praktische Verwirklichung der vedantischen Einheit. Es
ist nichts als trockene intellektuelle Übung. Nicht mehr als das.
Vedanta ist lebendige Erfahrung. Ein Vedantin muß nicht ankündigen,
daß er ein Advaitin ist. Der süße, göttliche Duft
vedantischer Einheit wird immer von ihm ausgehen. Jeder wird das spüren.
Ein Vedantin schämt sich, sich vor einem Bild im Tempel zu verneigen
oder niederzuwerfen. Er hat das Gefühl, daß sein Advaita
sich verflüchtigt, wenn er sich verneigt. Studiere die Leben der
berühmten Tamil Heiligen Appar, Sundarar, Sambandhar, usw. Sie
hatten die höchste advaitische Verwirklichung. Sie sahen Gott Siva
überall, und dennoch besuchten sie alle Sivatempel, verbeugten
sich vor dem Bild und sangen Hymnen, an die man sich jetzt erinnert.
Die dreiundsechzig Nayanar Heiligen praktizierten nur Chariyai und Kiriyai
und erlangten Verwirklichung. Sie fegten den Tempelboden, sammelten
Blumen, machten Girlanden für den Herrn und entzündeten Lichter
im Tempel. Sie waren ungebildet, erlangten aber die höchste Verwirklichung.
Sie waren praktische Yogis, und ihre Herzen waren voll reiner Hingabe.
Sie waren eine Verkörperung von Karma Yoga. Sie alle praktizierten
den Yoga der Synthese. Das Bild im Tempel war nichts als Chaitanya,
Bewußtsein, für sie. Es war nicht nur ein Steinblock.
Wie schwer ist es, diese Teegewohnheit abzulegen, eine Gewohnheit, die
nur in den paar Jahren erworben wurde. Wenn nur für einen Tag darauf
verzichtet wird, klagt man über Kopfschmerzen, Verstopfung, usw.
Man kann nicht arbeiten. Wie schwach ist man geworden! Um wieviel schwieriger
wird es sein, die schlechten Vrittis auszumerzen, die tief im Geist
verwurzelt sind und große Kraft erlangt haben, da sie seit undenklichen
Zeiten wiederholt wurden.
Es ist leicht, ein Vedanta-Lektor zu werden. Man setzt sich einige Jahre
in eine Bibliothek, bereichert Wortschatz und Ausdrucksweise und lernt
einige Passagen auswendig, dann kann man in zwei drei Jahren gute Vorträge
halten, aber es ist nicht so einfach, eine schlechte Gewohnheit auszurotten.
Nur ein wahrhaft Suchender, der Sadhana macht, erkennt diese Schwierigkeit.
Schließe einfach die Augen und finde heraus, wieviele wirklich
tugendhafte selbstlose Handlungen du in deinem Leben getan hast, die
wirklich als Opfer an den Herrn angesehen werden können, und die
Gott wirklich erfreuen können. Vielleicht ist da überhaupt
keine selbstlose lobenswerte Handlung. Die Praxis von Karma Yoga erfordert
nicht viel Wohlstand. Sie erfordert ein Herz, das bereit ist, den Menschen
zu dienen. Wenn du einen armen Menschen leidend am Straßenrand
siehst, nimm ihn auf deine Schultern und bringe ihn ins Krankenhaus,
diene den armen kranken Menschen in deiner Nachbarschaft und pflege
sie. Gehe ins Krankenhaus und besuche mit liebevollem Herzen die Kranken.
Bete für ihre baldige Genesung. Lies die Gita in ihrer Gegenwart.
Derartige Handlungen reinigen das Herz und lassen Einheit mit allen
Wesen fühlbar und erkennbar werden. Nun lächelst du mit der
Rose und sprichst mit den Bäumen, den rauschenden Bächen und
den Bergen. Auch nur eine einzige edle Tat ohne einen Hauch von Selbstsucht
als Opfer für den Herrn reinigt das Herz, lenkt den Geist sofort
auf den Herrn und bereitet dich auf den Empfang des göttlichen
Lichts und der göttlichen Gnade vor.
Das bloße Sitzen in Padmasan in einem geschlossenen Raum mit geschlossenen
Augen, ohne den Schmutz und das Unkraut aus dem Herzen zu beseitigen,
wird in keiner Weise helfen, Samadhi oder Selbstverwirklichung zu erlangen.
Vielleicht baust du Luftschlösser, Mano Rajya. Vielleicht bist
du im Zustand von Tandri, Halbschlaf. Vielleicht gehst du in Tushnimbhuta
Avastha, den natürlichen Zustand des Geistes. Unwissende Suchende
halten alle diese Zustände fälschlich für Samadhi oder
Verwirklichung. Das ist ein ernsthafter Fehler. Auch wenn jemand ernsthaft
und tief mit Einpünktigkeit eine halbe Stunde lang meditieren kann,
wird er ein dynamischer Yogi sein. Er wird an Tausende, die mit ihm
in Kontakt kommen, Frieden, Freude, Kraft und Stärke ausstrahlen.
Ein wahrer Vedantin, der die Einheit mit allen fühlt, kann nicht
einmal eine Tasse Milch für sich behalten. Er teilt alles mit anderen.
Zuerst wird er schauen, ob irgendein kranker Mensch die Milch tatsächlich
braucht. Er wird mit keuchendem Atem zu ihm laufen, sie ihm sogleich
geben und Freude bei solchem Dienst empfinden. Heutzutage leben Menschen
im Ruhestand am Gangesufer, lesen ein paar Bücher über Vedanta
und denken, sie hätten den Zustand von Jivanmukti erreicht. Sie
geben alles für sich selbst aus und schicken den größten
Teil ihrer Pension ihren Söhnen. Sie haben ihr Herz nicht entwickelt.
Sie können nicht mit anderen fühlen. Sie haben keinen Zentimeter
Fortschritt auf dem spirituellen Pfad gemacht, denn sie haben kein Chittavisalata
oder Udaravritti (Ausdehnung des Herzens). Sie bleiben im selben Stadium,
in dem sie schon vor fünfzehn Jahren waren. Das ist in der Tat
ein trauriger Zustand! Mögen sie ein Jahr lang von Bhiksha leben
und ihre ganze Pension in den Dienst der Armen stellen. In diesem Jahr
werden sie Selbstverwirklichung erlangen. Sie sollten ihr Haus im Winter
für zwei Monate ohne Geld verlassen, in unbekannten Gegenden herumwandern
und von Almosen leben. Sie werden demütig, mitfühlend und
großzügiger werden. Sie werden Willenskraft und Ausdauer
entwickeln. Sie werden die geheimnisvollen Wege des Herrn während
ihrer Wanderungen verstehen und erkennen. Sie werden mehr Vertrauen
in den Herrn bekommen. Sie werden die Qualen des Hungers und das Klirren
der Kälte erfahren. Nun werden sie sehr gut Verstehen, wie die
Armen wirklich leiden. Sie werden Decken an die Armen verteilen und
den Hungrigen Speisen geben, weil sie ihr Leid jetzt voll verstehen.
Du verschwendest deine Zeit. Du übst keine Innenschau. Du stehst
morgens auf, frühstückst, ziehst dich an und gehst ins Büro
zur Arbeit. Du gehst in den Club, verplauderst den Abend, spielst Karten,
besuchst Kinos und schnarchst bis 8 Uhr. So vergeudest du dein ganzes
Leben. Du machst weder Japa noch Meditation. Du weißt nicht, welche
Vritti dir Probleme bereitet, welche Guna zu einer bestimmten Zeit vorherrscht.
Du weißt nichts über Kontrolle des Geistes. Du weißt
nicht, was Brahma Vichara ist, was Atma Chintan ist, und was Brahma
Nishta ist. Du hast nicht Zuflucht gesucht bei Satsanga mit Mahatmas,
Yogis und Bhagavatas. Du hast keinen Plan in deinem Leben. Sogar noch
nach der Pensionierung versuchst du, im Staatsdienst unterzukommen,
weil du deine Zeit nicht mit spirituellen Beschäftigungen zuzubringen
weißt, da du kein inneres Leben der Reflexion und Suche hast,
und da du in deiner Jugend kein Leben spiritueller Disziplin geführt
hast. Du hast umsonst gelebt, um Taschen und Bauch zu füllen.
Sankirtan ist auch für Vedantins eine große Hilfe. Wenn der
Geist müde ist, wird Sankirtan ihn mit neuer Kraft und Energie
erfüllen. Sankirtan entspannt den Geist, erhebt ihn und bereitet
ihn darauf vor, neuerlich in Meditation zu sitzen. Wenn der Geist sich
sträubt zu meditieren, lockt und zähmt ihn Sankirtan und bringt
ihn zum Lakshya, dem Punkt, zurück. Nur wer Meditation praktiziert,
kann das verstehen, kann diese Wahrheit erkennen.
Kannst du 24 Stunden lang meditieren? Sicher nicht. Wie verbringst du
also vierundzwanzig Stunden? Um der Meditation willen gestatte dir nicht,
tamasig zu werden. Wenn der Geist zu wandern beginnt, wenn du es schwierig
findest, ihn zu konzentrieren, verlasse sogleich den Raum, tue etwas
Nützliches. Halte den Strom der Meditation auch während des
Dienens aufrecht oder mache intensiv Japa im Geist. Die Meditation muß
dich fröhlich, nach innen gekehrt, nachdenklich, stark, friedvoll,
energiegeladen und dynamisch machen. Wenn es dir an diesen Tugenden
mangelt, stimmt sicher etwas nicht in deiner Meditation. Vielleicht
bist du nicht bereit für stetigen Dhyana Yoga. Verbinde Arbeit
mit Meditation; nur dann wirst du dich rasch entwickeln.
Ein Vogel kann nur mit zwei Flügeln fliegen. Der Vogel hat vielleicht
zwei Flügel, aber ohne Schwanz kann er nicht fliegen. Der Schwanz
hält das Gleichgewicht, lenkt den Flug des Vogels in die richtige
Richtung und bewahrt ihn vor dem Absturz. Dieser Schwanz ist Bhakti,
das Karma und Jnana im Gleichgewicht hält. Die beiden Flügel
sind Karma und Jnana. Karma, Bhakti und Jnana sind nötig, um dich
vollkommen zu machen; um Kopf, Hand und Herz zu entwickeln, und um zu
helfen, das Ziel zu erreichen.
Hast du das Bild von Gott Sivas Familie gesehen? Mutter Parvati ist
in der Mitte. Sie hat Ganesha und Subramanya zur Seite. Ganesha ist
der Herr der Weisheit. Subramanya der Herr des Handelns. Er ist der
General der Armee der Devas. Mutter Parvati ist Bhakti. Lerne eine spirituelle
Lektion aus diesem Bild. Dieses Bild lehrt, daß Vollendung nur
durch den Yoga der Synthese erlangt werden kann.
Sri Krishna ist ein Meister des Yogas der Synthese. Er ist ein Wagenlenker.
Er ist ein Staatsmann. Er ist ein Musikvirtuose. Er ist ein erstklassiger
Tänzer der Rasa Lila. Er ist ein geschickter Bogenschütze.
Er sagt: „Es gibt nichts in den drei Welten, das von Mir getan werden
müßte, und es gibt auch nichts zu erreichen.“ Sri Sankara,
Jesus, Buddha, sie alle waren Meister des Yogas der Synthese. Sri Aurobindo,
Mahatma Gandhi, Sadhu Vasvani, usw., sie alle praktizierten den höchsten
Yoga, den Yoga der Synthese.
Jnana Yoga wurzelt in Sadhana Chatushtaya (Unterscheidung und Selbstverleugnung),
erblüht als Brahma Jnana und trägt die Früchte von Moksha
oder Kaivalya (absolute Unabhängigkeit), Freiheit und Vollendung.
Bhakti wurzelt in Vertrauen und Selbsthingabe, erblüht als intensive
Prem und trägt die Früchte des Einsseins mit Gott (Ishvara
Prapti), Ekstase oder Bhavasamadhi.
Raja Yoga wurzelt in Yama (rechtes Verhalten) und Niyama, erblüht
als Ekagrata Chitta (Einpünktigkeit des Geistes) und trägt
die Früchte von Asamprajnata oder Nirvikalpa Samadhi (überbewußter
Zustand).
Karma Yoga wurzelt in Selbstaufopferung, erblüht als Chitta Suddhi
(Reinheit des Herzens) und Chitta Visalata (Weitwerden des Herzens)
und trägt die Früchte der Erkenntnis des Unvergänglichen.
Kundalini Yoga wurzelt in Satya und Brahmacharya, erblüht als die
Gnade der göttlichen Mutter und trägt die Früchte der
Vereinigung mit Siva.
Hatha Yoga wurzelt in Asanas und Pranayama, erblüht in Ruhe und
trägt die Früchte von vollkommener Gesundheit, langem Leben
und dem Erwachen der Kundalini.
Sadhana des Yogas der Synthese
Logisches Zerlegen, kluge haarspalterische Argumente, intellektuelle
Gymnastik und Wortakrobatik tragen nicht dazu bei, Selbstverwirklichung
zu erlangen. Kopf, Herz und Hand müssen durch die Praxis des Yogas
der Synthese harmonisch entwickelt werden. Nur dann erlangt man Vollendung
und eine integrale Entwicklung.
Es ist einfach, „Aham Brahma Asmi“ oder „Sivoham“ zu wiederholen, aber
es ist sehr schwierig, es zu fühlen und die Einheit aller Wesen
zu erkennen. Samadhi ist unmöglich, solange die Unreinheiten des
Geistes nicht durch unermüdliches selbstloses Dienen, Japa, Kirtan
und Upasana beseitigt worden sind. Die Schwankungen des Geistes können
durch Japa und Upasana beseitigt werden. Wie kann man erwarten, Brahma
Bhavana zu haben, wenn der Geist schwankt und herumspringt?
Nur Menschen wie Dattatreya und Yajnavalkya sind wirklich reif für
Vedanta Sadhana und das Wiederholen von „Sivoham“. Nur wer sich über
das Körperbewußtsein erhoben hat, kann wirklich mit Überzeugung
und Kraft sagen: „Die Welt ist Illusion. Es gibt keine Welt. Diese Welt
ist wie eine Fata Morgana oder ein Traum.“ Du bist nur Rottis und Dhal.
24 Stunden am Tag lebst du in der Annamaya Kosha. Wenn kein Zucker im
Tee ist oder kein oder zu wenig Salz im Dhal, bist du verärgert.
Du kannst es nicht essen. Es ist einfach absurd und bedeutungslos, wenn
du „Sivoham“ oder „Aham Brahma Asmi“ oder „Soham“ hersagst.
Du meinst, du bist im Turiya Zustand, der höchsten Jnana Bhumika,
dem Stadium der Weisheit. Du bildest dir ein, du hättest das Körperbewußtsein
überschritten, aber du wirst hoffnungslos versagen, wenn es zum
praktischen Test kommt, wenn glühende Holzkohle auf deinen Körper
gelegt wird. Buddha wurde geprüft. Mara erschien vor ihm und führte
ihn in Versuchung. Appar und andere Heilige, alle wurden Prüfungen
unterzogen. Sie gingen als Sieger aus der Prüfung hervor.
Der Überbau von Vedanta kann nur errichtet werden, wenn das Fundament
fest durch das Einhalten von Yama und Niyama gelegt wurde, wenn das
Herz durch unablässiges selbstloses Dienen und Upasana oder die
Verehrung des Saguna Brahman gründlich gereinigt wurde. Die subtilen
schlechten Vrittis, die im Geist lauern, können in ihrer Gesamtheit
nur durch die Gnade des Herrn zerstört werden. Sie können
nicht durch persönliche Anstrengung oder Sadhana ausgerottet werden,
nicht einmal in Myriaden von Leben. Der Herr wählt den Menschen
aus, den er zu Seinen Füßen nehmen will, und macht ihn vollkommen
und frei. Dies ist auch die ausdrückliche Erklärung der Kathopanishad.
Jemand spricht vielleicht stundenlang über Advaita Philosophie.
Jemand interpretiert vielleicht einen Vers auf hundert und eine Arten.
Jemand spricht vielleicht eine Woche lang über einen einzigen Vers
der Gita, und dennoch besitzen diese Menschen vielleicht keinen Funken
Hingabe oder praktische Verwirklichung der vedantischen Einheit. Es
ist nichts als trockene intellektuelle Übung. Nicht mehr als das.
Vedanta ist lebendige Erfahrung. Ein Vedantin muß nicht ankündigen,
daß er ein Advaitin ist. Der süße, göttliche Duft
vedantischer Einheit wird immer von ihm ausgehen. Jeder wird das spüren.
Ein Vedantin schämt sich, sich vor einem Bild im Tempel zu verneigen
oder niederzuwerfen. Er hat das Gefühl, daß sein Advaita
sich verflüchtigt, wenn er sich verneigt. Studiere die Leben der
berühmten Tamil Heiligen Appar, Sundarar, Sambandhar, usw. Sie
hatten die höchste advaitische Verwirklichung. Sie sahen Gott Siva
überall, und dennoch besuchten sie alle Sivatempel, verbeugten
sich vor dem Bild und sangen Hymnen, an die man sich jetzt erinnert.
Die dreiundsechzig Nayanar Heiligen praktizierten nur Chariyai und Kiriyai
und erlangten Verwirklichung. Sie fegten den Tempelboden, sammelten
Blumen, machten Girlanden für den Herrn und entzündeten Lichter
im Tempel. Sie waren ungebildet, erlangten aber die höchste Verwirklichung.
Sie waren praktische Yogis, und ihre Herzen waren voll reiner Hingabe.
Sie waren eine Verkörperung von Karma Yoga. Sie alle praktizierten
den Yoga der Synthese. Das Bild im Tempel war nichts als Chaitanya,
Bewußtsein, für sie. Es war nicht nur ein Steinblock.
Wie schwer ist es, diese Teegewohnheit abzulegen, eine Gewohnheit, die
nur in den paar Jahren erworben wurde. Wenn nur für einen Tag darauf
verzichtet wird, klagt man über Kopfschmerzen, Verstopfung, usw.
Man kann nicht arbeiten. Wie schwach ist man geworden! Um wieviel schwieriger
wird es sein, die schlechten Vrittis auszumerzen, die tief im Geist
verwurzelt sind und große Kraft erlangt haben, da sie seit undenklichen
Zeiten wiederholt wurden.
Es ist leicht, ein Vedanta-Lektor zu werden. Man setzt sich einige Jahre
in eine Bibliothek, bereichert Wortschatz und Ausdrucksweise und lernt
einige Passagen auswendig, dann kann man in zwei drei Jahren gute Vorträge
halten, aber es ist nicht so einfach, eine schlechte Gewohnheit auszurotten.
Nur ein wahrhaft Suchender, der Sadhana macht, erkennt diese Schwierigkeit.
Schließe einfach die Augen und finde heraus, wieviele wirklich
tugendhafte selbstlose Handlungen du in deinem Leben getan hast, die
wirklich als Opfer an den Herrn angesehen werden können, und die
Gott wirklich erfreuen können. Vielleicht ist da überhaupt
keine selbstlose lobenswerte Handlung. Die Praxis von Karma Yoga erfordert
nicht viel Wohlstand. Sie erfordert ein Herz, das bereit ist, den Menschen
zu dienen. Wenn du einen armen Menschen leidend am Straßenrand
siehst, nimm ihn auf deine Schultern und bringe ihn ins Krankenhaus,
diene den armen kranken Menschen in deiner Nachbarschaft und pflege
sie. Gehe ins Krankenhaus und besuche mit liebevollem Herzen die Kranken.
Bete für ihre baldige Genesung. Lies die Gita in ihrer Gegenwart.
Derartige Handlungen reinigen das Herz und lassen Einheit mit allen
Wesen fühlbar und erkennbar werden. Nun lächelst du mit der
Rose und sprichst mit den Bäumen, den rauschenden Bächen und
den Bergen. Auch nur eine einzige edle Tat ohne einen Hauch von Selbstsucht
als Opfer für den Herrn reinigt das Herz, lenkt den Geist sofort
auf den Herrn und bereitet dich auf den Empfang des göttlichen
Lichts und der göttlichen Gnade vor.
Das bloße Sitzen in Padmasan in einem geschlossenen Raum mit geschlossenen
Augen, ohne den Schmutz und das Unkraut aus dem Herzen zu beseitigen,
wird in keiner Weise helfen, Samadhi oder Selbstverwirklichung zu erlangen.
Vielleicht baust du Luftschlösser, Mano Rajya. Vielleicht bist
du im Zustand von Tandri, Halbschlaf. Vielleicht gehst du in Tushnimbhuta
Avastha, den natürlichen Zustand des Geistes. Unwissende Suchende
halten alle diese Zustände fälschlich für Samadhi oder
Verwirklichung. Das ist ein ernsthafter Fehler. Auch wenn jemand ernsthaft
und tief mit Einpünktigkeit eine halbe Stunde lang meditieren kann,
wird er ein dynamischer Yogi sein. Er wird an Tausende, die mit ihm
in Kontakt kommen, Frieden, Freude, Kraft und Stärke ausstrahlen.
Ein wahrer Vedantin, der die Einheit mit allen fühlt, kann nicht
einmal eine Tasse Milch für sich behalten. Er teilt alles mit anderen.
Zuerst wird er schauen, ob irgendein kranker Mensch die Milch tatsächlich
braucht. Er wird mit keuchendem Atem zu ihm laufen, sie ihm sogleich
geben und Freude bei solchem Dienst empfinden. Heutzutage leben Menschen
im Ruhestand am Gangesufer, lesen ein paar Bücher über Vedanta
und denken, sie hätten den Zustand von Jivanmukti erreicht. Sie
geben alles für sich selbst aus und schicken den größten
Teil ihrer Pension ihren Söhnen. Sie haben ihr Herz nicht entwickelt.
Sie können nicht mit anderen fühlen. Sie haben keinen Zentimeter
Fortschritt auf dem spirituellen Pfad gemacht, denn sie haben kein Chittavisalata
oder Udaravritti (Ausdehnung des Herzens). Sie bleiben im selben Stadium,
in dem sie schon vor fünfzehn Jahren waren. Das ist in der Tat
ein trauriger Zustand! Mögen sie ein Jahr lang von Bhiksha leben
und ihre ganze Pension in den Dienst der Armen stellen. In diesem Jahr
werden sie Selbstverwirklichung erlangen. Sie sollten ihr Haus im Winter
für zwei Monate ohne Geld verlassen, in unbekannten Gegenden herumwandern
und von Almosen leben. Sie werden demütig, mitfühlend und
großzügiger werden. Sie werden Willenskraft und Ausdauer
entwickeln. Sie werden die geheimnisvollen Wege des Herrn während
ihrer Wanderungen verstehen und erkennen. Sie werden mehr Vertrauen
in den Herrn bekommen. Sie werden die Qualen des Hungers und das Klirren
der Kälte erfahren. Nun werden sie sehr gut Verstehen, wie die
Armen wirklich leiden. Sie werden Decken an die Armen verteilen und
den Hungrigen Speisen geben, weil sie ihr Leid jetzt voll verstehen.
Du verschwendest deine Zeit. Du übst keine Innenschau. Du stehst
morgens auf, frühstückst, ziehst dich an und gehst ins Büro
zur Arbeit. Du gehst in den Club, verplauderst den Abend, spielst Karten,
besuchst Kinos und schnarchst bis 8 Uhr. So vergeudest du dein ganzes
Leben. Du machst weder Japa noch Meditation. Du weißt nicht, welche
Vritti dir Probleme bereitet, welche Guna zu einer bestimmten Zeit vorherrscht.
Du weißt nichts über Kontrolle des Geistes. Du weißt
nicht, was Brahma Vichara ist, was Atma Chintan ist, und was Brahma
Nishta ist. Du hast nicht Zuflucht gesucht bei Satsanga mit Mahatmas,
Yogis und Bhagavatas. Du hast keinen Plan in deinem Leben. Sogar noch
nach der Pensionierung versuchst du, im Staatsdienst unterzukommen,
weil du deine Zeit nicht mit spirituellen Beschäftigungen zuzubringen
weißt, da du kein inneres Leben der Reflexion und Suche hast,
und da du in deiner Jugend kein Leben spiritueller Disziplin geführt
hast. Du hast umsonst gelebt, um Taschen und Bauch zu füllen.
Sankirtan ist auch für Vedantins eine große Hilfe. Wenn der
Geist müde ist, wird Sankirtan ihn mit neuer Kraft und Energie
erfüllen. Sankirtan entspannt den Geist, erhebt ihn und bereitet
ihn darauf vor, neuerlich in Meditation zu sitzen. Wenn der Geist sich
sträubt zu meditieren, lockt und zähmt ihn Sankirtan und bringt
ihn zum Lakshya, dem Punkt, zurück. Nur wer Meditation praktiziert,
kann das verstehen, kann diese Wahrheit erkennen.
Kannst du 24 Stunden lang meditieren? Sicher nicht. Wie verbringst du
also vierundzwanzig Stunden? Um der Meditation willen gestatte dir nicht,
tamasig zu werden. Wenn der Geist zu wandern beginnt, wenn du es schwierig
findest, ihn zu konzentrieren, verlasse sogleich den Raum, tue etwas
Nützliches. Halte den Strom der Meditation auch während des
Dienens aufrecht oder mache intensiv Japa im Geist. Die Meditation muß
dich fröhlich, nach innen gekehrt, nachdenklich, stark, friedvoll,
energiegeladen und dynamisch machen. Wenn es dir an diesen Tugenden
mangelt, stimmt sicher etwas nicht in deiner Meditation. Vielleicht
bist du nicht bereit für stetigen Dhyana Yoga. Verbinde Arbeit
mit Meditation; nur dann wirst du dich rasch entwickeln.
Ein Vogel kann nur mit zwei Flügeln fliegen. Der Vogel hat vielleicht
zwei Flügel, aber ohne Schwanz kann er nicht fliegen. Der Schwanz
hält das Gleichgewicht, lenkt den Flug des Vogels in die richtige
Richtung und bewahrt ihn vor dem Absturz. Dieser Schwanz ist Bhakti,
das Karma und Jnana im Gleichgewicht hält. Die beiden Flügel
sind Karma und Jnana. Karma, Bhakti und Jnana sind nötig, um dich
vollkommen zu machen; um Kopf, Hand und Herz zu entwickeln, und um zu
helfen, das Ziel zu erreichen.
Hast du das Bild von Gott Sivas Familie gesehen? Mutter Parvati ist
in der Mitte. Sie hat Ganesha und Subramanya zur Seite. Ganesha ist
der Herr der Weisheit. Subramanya der Herr des Handelns. Er ist der
General der Armee der Devas. Mutter Parvati ist Bhakti. Lerne eine spirituelle
Lektion aus diesem Bild. Dieses Bild lehrt, daß Vollendung nur
durch den Yoga der Synthese erlangt werden kann.
Sri Krishna ist ein Meister des Yogas der Synthese. Er ist ein Wagenlenker.
Er ist ein Staatsmann. Er ist ein Musikvirtuose. Er ist ein erstklassiger
Tänzer der Rasa Lila. Er ist ein geschickter Bogenschütze.
Er sagt: „Es gibt nichts in den drei Welten, das von Mir getan werden
müßte, und es gibt auch nichts zu erreichen.“ Sri Sankara,
Jesus, Buddha, sie alle waren Meister des Yogas der Synthese. Sri Aurobindo,
Mahatma Gandhi, Sadhu Vasvani, usw., sie alle praktizierten den höchsten
Yoga, den Yoga der Synthese.
Jnana Yoga wurzelt in Sadhana Chatushtaya (Unterscheidung und Selbstverleugnung),
erblüht als Brahma Jnana und trägt die Früchte von Moksha
oder Kaivalya (absolute Unabhängigkeit), Freiheit und Vollendung.
Bhakti wurzelt in Vertrauen und Selbsthingabe, erblüht als intensive
Prem und trägt die Früchte des Einsseins mit Gott (Ishvara
Prapti), Ekstase oder Bhavasamadhi.
Raja Yoga wurzelt in Yama (rechtes Verhalten) und Niyama, erblüht
als Ekagrata Chitta (Einpünktigkeit des Geistes) und trägt
die Früchte von Asamprajnata oder Nirvikalpa Samadhi (überbewußter
Zustand).
Karma Yoga wurzelt in Selbstaufopferung, erblüht als Chitta Suddhi
(Reinheit des Herzens) und Chitta Visalata (Weitwerden des Herzens)
und trägt die Früchte der Erkenntnis des Unvergänglichen.
Kundalini Yoga wurzelt in Satya und Brahmacharya, erblüht als die
Gnade der göttlichen Mutter und trägt die Früchte der
Vereinigung mit Siva.
Hatha Yoga wurzelt in Asanas und Pranayama, erblüht in Ruhe und
trägt die Früchte von vollkommener Gesundheit, langem Leben
und dem Erwachen der Kundalini.
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