Sadhana
zur Beherrschung des Geistes
Man achtet sehr auf den Körper. Man möchte ihn sauber,
gesund, schön und stark haben. Man badet mit duftender Seife
und heißem Wasser. Man gibt ihm regelmäßig nahrhafte
Speisen. Beim kleinsten Schmerz oder einer Krankheit wird Medizin
verabreicht. Man geht zum Arzt. Aber kein Gedanke wird auf das viel
wichtigere verschwendet - den Geist. Der Körper ist nur die äußere
Erscheinung, eine Projektion des Geistes. Der Geist arbeitet durch
Sinne und Sinnesorgane. Wenn es dem Geist gut geht, geht es dem Körper
gut. Wenn der Geist kränkelt, wird der Körper krank. Der
Geist ist alles. Er kontrolliert das ganze Leben. Von ihm hängen
Glück und Kummer, Erfolg und Niederlage ab. ›Mana eva Manusyanam
Karanam Bandha Mokshayoh‹, sagen die Upanishaden. Und weiter: ›Yena
Mano jitam Jagat Jitam Tena.‹ Das ist die große Wahrheit. Wie
du denkst, so wirst du. Verstehst du nun, wie überaus wichtig
es ist, den Geist zu kontrollieren, zu trainieren und schließlich
zu überwinden? So lange hast du dich nicht um die Pflege des
Geistes gekümmert. Kümmere dich von nun an um dieses lebenswichtige
Thema. Beherrschung des Geistes bedeutet Erfolg in allen Lebensbereichen.
Um diese Herrschaft zu erlangen, muß der Geist erforscht werden.
Seine Natur, seine Gewohnheiten, seine Tricks und die wirksamen Methoden,
um ihn zu zügeln, müssen verstanden werden.
Der Geist ist ein Bündel von Wünschen, Gedanken, Gefühlen und
Emotionen. Er ist nichts als eine Ansammlung von Samskaras, von Wünschen,
die durch den Kontakt der Sinnesorgane mit verschiedenen Objekten entstehen,
von Gefühlen, die durch weltliche Belästigungen geweckt werden, und
von Ideen, die aus den verschiedensten Objekten zusammengesammelt sind. Diese
Wünsche, Gefühle und Ideen sind nicht von Bestand, sie verändern
sich dauernd. Die einen gehen plötzlich unter, und andere nehmen ihren
Platz ein wie die Wellen im Meer. Alte verlassen den Speicher, den Geist, und
neue ersetzen sie sofort. Er ist auch ein Bündel von Gewohnheiten. Die
schlechten Gewohnheiten und Vorurteile, obwohl sie durch die eigene Natur verdeckt
sind, steigen hoch und nehmen die Oberfläche des Geistes ein, sobald sich
die Möglichkeit bietet.
Das philosophische System der Vedanta sagt, der Geist ist mittelgroß (so
groß wie der Körper), er ist atomar (Anu), sagt die Nyaya Schule,
und Patanjali Maharishi sagt im Raja Yoga, daß er Vibhu (alldurchdringend)
ist. Die meisten westlichen Ärzte, die immer noch in tiefster Dunkelheit
tappen, sagen, er sei eine Absonderung des Gehirns, wie Gallenflüssigkeit
von der Leber.
Sri Krishna sagt: „Die Sinne, deren sechster der Geist ist, (Manah shashtanindriyani).“ -
Gita, Kap. XV.7. Hier sind die fünf Sinne die fünf Jnana Indriyas,
nämlich: Ohr, Haut, Zunge, Nase, Auge; und der Geist wird als sechster
bezeichnet. Der Geist ist der gemeinsame Sinn und eine Summe der fünf
Sinne. Da alle fünf Sinne mit ihm verbunden sind, kann der Geist sehen,
hören, riechen, schmecken und fühlen, unabhängig von den Sinnen.
Der Geist nimmt sofort die Form jeden Objekts an, an das er denkt.
Wenn er an eine Mango denkt, nimmt er die Form einer Mango auf. Er
entwickelt Verhaftung
an die Mango. Nun entsteht im Geist das Verlangen, sie zu kosten. Dann faßt
der Geist den festen Entschluß, diese Mango zu essen und sich zufriedenzustellen.
Ein Gedanke folgt dem anderen. Der Gedanke an die Mango bringt sofort den Gedanken
an den Mangoverkäufer mit sich, an den Baum, den Garten, in dem der Baum
steht. Und so weiter und so fort. Das ist die Ausweitung der Gedanken, Sankalpas.
Die ganze Welt ist nichts anderes als eine Ausweitung von Sankalpas. Diese
Ausweitung von Sankalpas des Geistes zu den verschiedenen Objekten hin, nennt
man BINDUNG. Die Menschen heutzutage haben kein richtiges Verstehen, können
nicht unterscheiden zwischen dem Unwahren und dem Wahren. Sie sind vollständig
von Maya verblendet. Sie sind in den starken Fängen, im Krokodilsmaul
von Maya. Sie sind weltlichen Wünschen und Vergnügungen zum Opfer
gefallen. Deshalb sind sie Opfer dieser Bindung und vergessen vollkommen ihr
göttliches Geburtsrecht - Befreiung von der schrecklichen Krankheit von
Geburt und Tod und das Erlangen von Unsterblichkeit, das ewige Leben und die
letztendliche Glückseligkeit!
Der Geist jedoch ist ein Affe, der von einem Ort zum anderen springt. Er
ist wie die Luft, die sich stets bewegt (Chanchala). Wie das Quecksilber
verstreut
er seine Strahlen über verschiedene Objekte. Wegen seines leidenschaftlichen
Ungestüms kann er auch mit einem wilden Elefanten verglichen werden. Wie
der Fisch auf dem Trockenen dürstet er immer danach, seinen schlechten
Gewohnheiten nachzugehen und schlechte verderbliche Gedanken zu hegen. Man
nennt ihn auch „Großer Vogel“, weil er von einem Objekt zum anderen fliegt,
so wie ein Vogel von einem Baum zum anderen wandert, von einem Platz zum anderen, von
einem Zweig zum anderen, von einem Ort zum anderen.
Der letzte Gedanke bestimmt die nächste Geburt. „Wer am Ende den Körper
verläßt und an irgendein Wesen denkt, geht zu diesem Wesen, Oh Kaunteya!
wegen des ständigen Gedankens an dieses Wesen.“ Gita, Kap.VIII.6. Der
Gedanke, den du beim letzten Atemzug hegst, bestimmt deine nächste Geburt.
Dieser Gedanke hängt vollständig von den ständigen Wünschen
und Ideen ab, die du dein ganzes Leben lang hattest.
Jeder Mensch hat einen bestimmten Standpunkt zum Leben; durch die Kraft des
Geistes hat er ein bestimmtes Denken, eine bestimmte Sehnsucht und Hoffnung
und einen bestimmten Charakter, ein Temperament, einen Geschmack, eine Haltung.
Um den Geist zufriedenzustellen werden diese Wünsche, Sehnsüchte,
usw. immer wieder wiederholt, und das hinterläßt bestimmte Eindrücke
im Unterbewußtsein. Diese Eindrücke nehmen eindeutige Formen im
Unterbewußtsein an.
In der Stunde des Todes wird der ganze Speicher, das Unterbewußtsein,
der gefüllt ist mit verschiedenen Gedanken, Gefühlen, Ideen, usw.
umgewühlt, und der stärkste und am meisten gehegte Wunsch kommt an
die Oberfläche des Unterbewußtseins, in den Bereich der geistigen
Bewußtheit. Diese aufgeschlagene Butter oder Sahne (der Herzenswunsch)
hält die Aufmerksamkeit fest, damit er sofort befriedigt werde. Nur an
diesen Wunsch wirst du in der Stunde des Todes denken. Wenn du sehr an dein
Hündchen verhaftet bist, wird der Gedanke an einen Hund zur Stunde des
Todes kommen, und du wirst im nächsten Leben die Form eines Hundes annehmen.
Wenn du immer an den Körper denkst und dich mit dem vergänglichen
Körper identifizierst, wirst du wiedergeboren. Wenn du zu Lebzeiten immer
an das Unsterbliche Selbst denkst, wirst du in der Stunde des Todes nur den
Gedanken an den Atman haben und mit Sicherheit Freiheit von Tod und Geburt,
Unsterblichkeit und immerwährende Wonne erlangen! Dazu bedarf es eines
wohlgeordneten, vollendet disziplinierten, korrekt geformten, gut kontrollierten,
reinen und auch hingebungsvollen Geistes. Besonders zu beachten! die Wichtigkeit
von Sadhana, besonders der Geisteskontrolle, das zentrale Ziel von Sadhana!
Der Geist ist wie ein Spiegel. Wenn der Spiegel verstaubt und voller Schmutz
ist, kannst du dein Gesicht nicht klar sehen. Und auch wenn der Geist schmutzig,
voll Unreinheiten und im Netzwerk von Wünschen gefangen ist, kann der
Atman, die Wahrheit nicht gefunden werden. So wie ein Ekzem am Bein oder Krätze
an der Hand ständig juckt, juckt auch der Geist ständig von Lust.
Reinige und kontrolliere den juckenden Geist durch die ununterbrochene, furchtlose
und regelmäßige Praxis von Sadhana, Meditation, Hingabe, selbstlose
Arbeit, durch Weisheit, Vichara, leichte sattvige Nahrung, Japa, das Studium
der Gita, Satsang und Asanas.
Der Geist der meisten Menschen durfte wild umherziehen und seinem süßen
Wollen und seinen Begierden folgen. Er ist wie ein verwöhntes Kind, mit
dem die Eltern zu nachsichtig waren, oder wie ein schlecht dressiertes Tier.
Die Geiste der meisten von uns sind wie eine Menagerie wilder Tiere, jedes
folgt dem Hang seiner Natur und geht seinen eigenen Weg. Wie die leichte Feder
im Wind und ein Schiff im schweren Sturm wird der Geist zwischen Objekten von
Liebe und Haß herumgeschleudert. Er wirbelt weit und breit umher, wie
ein streunender Straßenköter, sinnlos zwischen den Sinnesobjekten.
Er rast beim bloßen Anblick des mit Fleisch bedeckten und modisch mit
bunten Seidenkleidern umhüllten Skeletts. Er ist berauscht von Reichtum.
Er huscht in einem einzigen Augenblick geschwinder als Luft von Kalkutta nach
New York. In einer Sekunde ist er in Paris und denkt an die neueste Mode. Kurz,
er schwankt, ist aufgeregt und verwirrt. Er huscht von Objekt zu Objekt, ist
ewig unzufrieden und nie befriedigt. Er genießt vergebens. Er weint vor
Reue. Einen Augenblick lang ist er beschämt. Und dann wieder ist er stolzgebläht
und gefüllt mit Ahamkara.
Der Geist richtet durch die Vorstellungskraft Schaden an. Eingebildete Ängste
der unterschiedlichsten Art, Übertreibung, Erfindung, geistiges Dramatisieren
oder Luftschlösserbauen, all das geschieht durch die Kraft der Vorstellung.
Sogar ein vollkommen gesunder Mensch hat die eine oder andere Krankheit, hervorgerufen
durch die Vorstellungskraft. Viel Energie geht durch eingebildete Ängste
verloren. Der Geist schwindelt und spielt. Er will immer dieses oder jenes
tun, und wenn er von etwas gefesselt ist, hängt er daran, fühlt sich
unterhalten und glücklich. Ein Kartenspiel zum Beispiel hat nichts an
sich, aber die Verhaftung und die Aufmerksamkeit geben das Vergnügen.
Ohne zu wissen, daß diese augenblicklichen Freuden in Leid enden werden,
erfreuen sich die Menschen daran und wiederholen dieselbe Handlung immer wieder.
Diese üblen Handlungen werden im Lauf der Zeit zu schlechten Gewohnheiten.
Dann wird es sehr schwierig, den Geist von solchen schlechten Gewohnheiten,
die seit der Kindheit gepflegt wurden, abzubringen.
Durch Reinigung von Haital (gelbes Arsenopimentoxid) Bhasma zu machen, dauert
sehr lange. Das Harital muß sieben Tage lang in Kuhurin eingeweicht werden,
zehn Tage in Zitronenwasser und sieben Tage in Milch. Dann muß es hundertachtmal
ausgebrannt werden, um es zu Bhasma (Asche) zu machen. Es dauert auch lange,
den Geist zu reinigen und den Zustand von Glückseligkeit zu erreichen,
aber der Erfolg ist bei diesem ernsten Unternehmen sicher und gewiß.
Strebe voller Eifer. Sei wachsam. Sei auf der Hut. Beobachte den Geist immer
sehr sorgfältig. Kontrolliere die sich erhebenden Gefühle und blubbernden
Gedanken. Gestatte den Wellen von Reizbarkeit, Eifersucht, Zorn, Lust und Haß nicht,
sich im Geist zu erheben. Erlaube dem Strom von schlechten Gedanken, üblen
Vorstellungen und lasterhaften Gedanken nicht, durch deinen Geist zu ziehen.
Der Geist wird gewöhnlich von strahlendem Licht, Schönheit, Intelligenz,
mannigfaltigen Farben und angenehmen Tönen angezogen. Lasse dich nicht
von diesen belanglosen Dingen verführen. Frage dich: „Was ist das Adhishthana,
die Grundlage all dieser Dinge? Was ist der Hintergrund all dieser Dinge?“ Dann
wirst du feststellen, daß tatsächlich eine Essenz hinter diesen
Namen und Formen steckt - jenseits der Objekte dieses scheinbaren Universums
der Sinne. Diese wahre Essenz ist der allerfüllende, allselige, alldurchdringende
Atman, der allen Wesen innewohnt. Identifiziere dich mit diesem Atman, und
du wirst das Höchste erreichen!
Das Positive siegt immer über das Negative - das ist ein Naturgesetz.
Wenn die Sonne aufgeht, verschwindet der Nebel - das geschieht täglich.
Wenn in einem dunklen Raum Licht gemacht wird, ist die Dunkelheit verschwunden
- das ist etwas ganz Normales. Wenn du göttliche, tugendhafte Qualitäten
aufbaust, werden die schlimmen Eigenschaften verschwinden. Wenn du neue erhabene
Gedanken pflegst, werden die alten, lasterhaften Gedanken von selbst verschwinden.
Mut bezwingt Furcht. Geduld bezwingt Zorn und Reizbarkeit. Liebe besiegt Haß.
Reinheit besiegt Lust. Wende dieses Pratipaksha Bhavana an (die Methode der
Meditation über das Gegenteil). Früh am Morgen, zur wertvollen Brahmamuhurta
Zeit, meditiere über eine tugendhafte Eigenschaft. Denke an ihre einzelnen
Merkmale, ihre Vorteile und einige moralische Geschichten, die von dieser Tugend
handeln. Fühle Tag für Tag, daß du diese Tugend besitzt. Allmählich
wird diese Tugend entwickelt. Das Laster wird zerstört. Die schlimmen
Eigenschaften werden eine nach der anderen den Halt verlieren. Du kannst jetzt
eine nach der anderen mit doppelter Kraft zügeln. Die üblen Gewohnheiten,
die einst, seit undenklichen Zeiten bis jetzt, willkommen geheißen, gepflegt
und genährt wurden, werden davonfliegen. Du wirst eine wunderbare Veränderung
feststellen. Der Geist wird sich wohl fühlen. Er wird einpünktig.
Denke an den verborgenen Innewohnenden. Denke in jedem Augenblick nur an
Seine Lilas. Unterscheide zwischen dem Wahren und Unwahren. Beschließe, Brahma Chintan zu machen. So wie Wasser mit Salz oder Zucker angereichert wird, so
muß der Geist mit Gedanken an Gott oder Brahman angereichert werden,
mit göttlicher Herrlichkeit, göttlicher Gegenwart und mit erhabenen,
herzergreifenden und spirituell erweckenden Gedanken. Erst dann wird der einpünktige
Geist immer im göttlichen Bewußtsein verankert sein.
Die Sinne durch Versenkung kontrollieren, Vairagya entwickeln, um die Sinne
zu zügeln, Aufgeben der Objekte, die ein bestimmtes Indriya zu ergreifen
versucht, das Dürsten nach Objekten und Sinnesvergnügen zerstören,
Brahmacharya halten und den Geist allmählich auf den Ishta Devata heften
- das ist höchste Gnade. Das muß Ziel des Lebens sein.
Nicht mehr an Gelagen teilnehmen und vulgäre Musik hören oder ins
Kino gehen, nicht mehr begehrlich nach Frauen schauen, kein Parfüm mehr
benutzen, um jeden Preis die Wahrheit sprechen, von einfacher, sattviger Nahrung
leben, an Ekadasi Tagen fasten, wenig sprechen und Mauna halten - das ist übergroße
Gnade. Mache das zur Praxis deines Alltags.
Methoden
zur Kontrolle des Geistes
Der Geist kann mittels Abhyasa und Vairagya kontrolliert werden.
Abhyasa ist die ständige Bemühung, den Geist auf Gott oder
Atman zu richten. Vairagya ist Leidenschaftslosigkeit, Nichtverhaftetsein
an Sinnesobjekte.
Frage: „Wer bin ich?“ Übe Vichara. Praktiziere geistiges Japa von OM und
meditiere über Atman. Alle Gedanken werden von selbst vergehen. Du wirst
im Sat-Chit-Ananda Atman ruhen.
Sitze alleine und beobachte die Vrittis (Gedankenwellen) des Geistes. Sei unberührt.
Bleibe ein Sakshi (Beobachter). Identifiziere dich nicht mit den Vrittis. Dann
wird der Geist unter deiner Kontrolle sein.
Zerstöre den Brennstoff des Wunsches, und das Gedankenfeuer wird erlöschen.
Durch die Vernichtung von Sankalpa wird die Wirklichkeit Brahmans erstrahlen.
Entwickle göttliche Eigenschaften wie Freundlichkeit, Nächstenliebe,
Zufriedenheit, Frohsinn und Gleichmut gegenüber Glück, Schmerz, Tugend
und Laster. So wirst du Frieden des Geistes erlangen.
Denke nicht an die Vergangenheit. Plane nicht für die Zukunft. Gestatte
dem Geist nicht, Bilder zu schaffen. Lebe in der festen Gegenwart.
Tue etwas, was der Geist nicht tun will. Tue etwas nicht, was der Geist tun
will.
Versuche nicht, deine Wünsche zu befriedigen. Hoffe nicht. Erwarte nichts.
Zerstöre die lasterhaften Wünsche durch tugendhafte Wünsche
und zerstöre auch noch die tugendhaften Wünsche durch den einen einzigen
starken Wunsch nach Befreiung.
Die Praxis von Pranayama zerstört Rajas und Tamas und macht den Geist
fest und einpünktig.
Das Studium religiöser Schriften, Tapas, Nächstenliebe und die Gemeinschaft
mit Mahatmas, Sadhus und Sannyasins überprüfen weltliche lasterhafte
Samskaras (latente Eindrücke) und ebnen den Weg für die Kontrolle
des Geistes.
Japa jeden Mantras und Upasana (Gottesverehrung) zerstören die Unreinheiten
des Geistes, kehren den Geist nach innen, bringen Leidenschaftslosigkeit, helfen
der Konzentration und führen schließlich zu Geisteskontrolle und
Erlangung von Gottesbewußtsein.
„
Kalau Kesavakirtanam.“ „In diesem Kali Yuga ist der einfachste Weg zur Geisteskontrolle
und zur Erlangung von Moksha Kirtan, das Singen der Namen des Herrn.“
Die Nahrung hat Einfluß auf den Geist. Sattvige Speisen (Milchprodukte,
etc.) beruhigen den Geist. Rajasige Speisen (Fleisch, Alkohol, etc.) erregen
den Geist. Nimm sattvige Nahrung zu dir, pflege Mitahara (Mäßigung
in der Ernährung).
Zerstöre schlechte Gewohnheiten durch Festigung neuer guter Gewohnheiten.
Zügle den niederen instinktiven Geist durch den höheren sattvigen
Geist.
Beständiges selbstloses Dienen mit Atma Bhava ist höchst wirkungsvoll,
um den Geist zu reinigen und zu beherrschen.
Ringe und kämpfe nicht mit dem Geist. Sei regelmäßig in Konzentration
und Meditation.
Sadhana
zur Kontrolle der zehn Sinne
Verdrängen und Unterdrücken verursachen eine heftige Reaktion,
und die Sinne werden furchtbar aufgewühlt und ungestüm.
Die Sublimierung der Sinne durch verfeinerten und guten Gebrauch
ist notwendig, nicht aber Verdrängen und Unterdrücken.
Zunächst müssen die Sinne durch die Praxis von Pranayama
verfeinert werden. Vairagya (Leidenschaftslosigkeit), Tyaga (Entsagung),
Meditation, Verringerung der Wünsche und Beherrschung
der Wünsche helfen sehr bei der Sinneskontrolle.
Die Sinne sind sehr stark und ungestüm. Sie müssen allmählich
durch kluge Methoden, Analyse und Unterscheidungskraft kontrolliert werden.
Heftiges tamasiges Tapas hilft nicht wirklich, um sie zu kontrollieren. Es
ist nicht die Arbeit eines Tages oder eines Monats. Es ist ein geduldiger,
ständiger Kampf. Schreite mit Geduld und Ausdauer stetig voran. Satsang
gibt Kraft und hilft, sie in wirksamer Weise zu kontrollieren. Vor allem anderen
ist die Gnade Gottes äußerst notwendig. Gewinne sie durch Selbstaufgabe,
Glauben und Hingabe.
Jnana
Indriyas (Wahrnehmungsorgane)
Kontrolliere die Ohren durch Hören der Herrlichkeiten, der Lilas und des
Kirtans des Herrn und durch Hören der Anahataklänge durch die
Praxis von Yoni Mudra.
Kontrolliere den Tastsinn durch die Praxis von Brahmacharya, Schlafen auf einer
rauhen Matte und die Benutzung rauhen, derben Tuches und derber Kleider.
Ü
be täglich Tratak und kontrolliere die herumziehenden Augen. Spüre,
daß jede Form die Form des Herrn ist. Drücke jeder Form geistig
den Stempel des Bildes des Herrn auf. Übe Tratak auf deinen Ishta
Devata und stelle dir das Bild mit geschlossenen Augen vor.
Gib für eine Woche oder einen Monat die Dinge auf, die der Geist am liebsten
mag. Verwende an Sonntagen kein Salz. Trinke ungesüßte Milch. Verzichte
auf Pickels und Chutneys. Nimm kein zusätzliches Salz und keinen Zucker
für Tee oder Milch. Nimm sehr einfache milde Speisen zu dir. Iß nur
drei Dinge. Faste an Ekadasi, Amavasya, Purnima, Janmashtami, Sivaratri,
Vaikuntha Ekadasi und Dassera.
Karma
Indriyas (Handlungsorgane)
Schweige täglich 2 Stunden und 24 Stunden an Sonntagen. Sprich gemessene
Worte. Sprich sanft. Sprich die Wahrheit. So kann das Sprechorgan kontrolliert
werden.
Diene den Kranken und den Armen. Diene den Eltern. Diene den Sadhus. Übe
Ahimsa, Gewaltlosigkeit, in Gedanke, Wort und Tat. Mache Archana, opfere dem
Herrn Blumen. Entzünde Lichter im Tempel. Kehre den Boden im Tempel. Bringe
Wasser für Abhisheka. Mache sonstige Dienstleistungen im Tempel. Gib Spenden.
Du kannst die Hände kontrollieren.
Besuche den Tempel. Besuche heilige Pilgerstätten. Umschreite den Tempel.
Sitze 2 - 3 Stunden in einer Asana. Du kannst die Rastlosigkeit der Beine kontrollieren.
Ü
be Brahmacharya. Du kannst das Fortpflanzungsorgan kontrollieren.
Iß mäßig. Faste. Du kannst den Anus kontrollieren.
Sadhana
zur Entwicklung von Vairagya
Sinnenfreuden sind nicht von Dauer, sie sind trügerisch, täuschend
und eingebildet. Ein Senfkorn Freude ist vermischt mit einem Berg
von Leid. Der Genuß kann einen Wunsch nicht befriedigen. Im
Gegenteil, der Geist wird durch starkes Verlangen nach dem Genuß noch
ruheloser. Sinnenfreude ist der Feind von Brahma Jnana. Sinnesvergnügen
ist die Ursache für Geburt und Tod. Dieser Körper ist nichts
als eine Masse von Fleisch, Knochen und diversem Schmutz.
Präsentiere dem Geist die Früchte der Selbstverwirklichung, das Leben
in der Seele, Brahman, dem Ewigen, wie Unsterblichkeit, ewigen Frieden, höchste
Wonne, unendliches Wissen.
Wenn man immer an die genannten Punkte denkt, wird der Geist von der Sehnsucht
nach Sinnenfreuden abgebracht. Vairagya, Viveka und Mumukshutva (Leidenschaftslosigkeit,
Unterscheidung zwischen Wahrem und Unwahrem und starkes Sehnen nach Befreiung
von Geburt und Tod) werden aufsteigen. Betrachte ernsthaft die Mängel
des sinnlichen Lebens (Dosha Drishti) und die unwirkliche Natur des weltlichen
Lebens (Mithya Drishti).
Lies dies sofort nach dem Aufstehen.
In Augenblicken des Zweifelns ist Satsang sehr hilfreich. Ständiger Kontakt
mit Mahatmas macht die Stärkung von Vairagya möglich. Lies wieder
und wieder Bücher wie Bhartrihari. Vairagya kann aus verschiedenen Gründen
nachlassen, und so wird es notwendig, sich zu stärken, immer wenn der
Geist wegzieht. Sprich mit verwirklichten Seelen über religiöse Themen
und halte die Flamme von Vairagya am Brennen. Es muß höchstes Vairagya
sein. Unterscheidung muß unter allen Umständen gepflegt werden.
Wenn der Körper von einer Krankheit geheilt wurde oder man sich plötzlich
in einer Situation von Wohlhabenheit befindet, wird auf Gott oder Atman völlig
vergessen. Das Wirken von Maya oder die Kraft von Avidya läßt glauben,
daß es jenseits dieser Welt nichts gibt, läßt glauben, daß Reichtum
und Kinder alles Glück geben können, das man wünscht, läßt
glauben, daß Glück in den Dingen der Welt liegt. Deshalb erhebe
dich durch Satsang mit Mahatmas über die Täuschungen von Maya. Diene
ihnen und versuche, ihre Sympathie zu gewinnen.
Wenn man jedoch nicht in Gesellschaft von Heiligen sein kann, werden Bücher,
die von großen Seelen geschrieben worden sind, überaus hilfreich
sein. Aber der Verfasser muß eine verwirklichte Seele sein, jemand, der
den Weg gegangen ist, intensives Tapascharya gemacht hat und ein wahrer Vedantin
ist. So hätte ein Suchender, der den großen Werken eines Vedantins
folgt, wenn er nicht das Glück hat, einen verwirklichten Guru zu haben,
der ihn führt, wenigstens sehr gute Samskaras zu verzeichnen, die ihn
am Ende zu Brahma Loka bringen, wo sein Hunger gestillt werden wird. Er wird
in die Mysterien von Kaivalya eingeweiht und zum Zwecke von Loka Sangraha als
Weiser auf der Erde wiedergeboren werden. Auch wenn noch ein Schleier vorhanden
ist, er wird ihn lüften können und die Identität mit dem Höchsten
Selbst erkennen.
Sadhana
zur Beseitigung von Egoismus
I
Egoismus ist das Prinzip, das den Menschen dazu bringt, sich selbst zu behaupten.
Er ist eine Vritti, eine Erscheinungsform, die im Geist entsteht. Patanjali
Maharshi nennt sie Asmita. Derselbe Geist nimmt die Form von Egoismus an, wenn
man beginnt, sich selbst zu behaupten. Ahamkara zeigt sich zuerst, dann kommt
Mamata, Verhaftung.
Dieser verhängnisvolle Egoismus läßt Handlungen, Wünsche
und Leid entstehen. Er ist die Quelle allen Übels. Er ist Illusion. Er
täuscht Menschen. Obwohl er nichts ist, ist er für weltliche Menschen
alles. Er ist der Verbündete von Besitzdenken. Er entsteht aus Avidya,
Unwissenheit. Er rührt von falscher Selbstgefälligkeit her. Eitelkeit
nährt ihn. Er ist der größte Feind des Friedens. Wenn man diesem
schrecklichen Ahamkara entsagt, wird man stets glücklich sein. Das Geheimnis
der Entsagung ist Verzicht auf Ichdenken.
Ahamkara hat seinen Sitz im Geist. Unter dem Einfluß von Egoismus begeht
der Mensch schlechte und falsche Handlungen. Es sitzt tief. Ängste und
Sorgen entstehen aus Ichdenken. Es ist eine wirkliche Krankheit. Stolz, Gier,
Zorn, Täuschung, Habgier, Eifersucht, Liebe und Haß begleiten Ahamkara.
Ahamkara zerstört die Tugenden und den geistigen Frieden. Es legt die
Schlinge der Zuneigung, um den Menschen einzufangen. Wer frei ist von Egoismus,
ist immer glücklich und friedvoll. Wünsche vervielfachen sich und
breiten sich durch Egoismus aus. Der hartnäckige Feind des Menschen, der
Egoismus, hat den Zauber von Frau, Kindern, Freunden und Verwandten über
ihn gelegt, dessen Faszination schwer zu brechen ist. Es gibt keinen größeren
Feind als den Egoismus.
Wer weder etwas wünscht noch ablehnt, wer jederzeit Ruhe des Geistes bewahrt,
wird vom Gefühl des Egoismus nicht betroffen.
Es gibt drei Arten von Egoismus. Davon sind zwei Arten des Egoismus vorteilhaft
und höherstehend, die dritte aber ist schlecht und jeder muß ihn
aufgeben. Die erste ist das höchste und ungeteilte Ego, das ewig ist und
die ganze Welt durchdringt. Es ist die höchste Seele (Paramatman), neben
der es in der Natur nichts gibt. Meditiere über die Formel „Aham Brahma
Asmi - Ich bin Brahman“. Identifiziere dich mit Brahman. Es ist sattviges Ahamkara.
Das Wissen, das erkennen läßt, daß das eigene Selbst feiner
ist als das untere Ende von ungeschältem Reis, oder so winzig wie der
hundertste Teil eines Haares, und daß es immer existiert, ist die zweite
Art von Ahamkara. Diese beiden Arten von Egoismus finden sich in Jivanmuktas,
befreiten Weisen. Sie führen zur Befreiung des Menschen. Sie verursachen
keine Bindung. Daher sind sie vorteilhaft und höherstehend.
Die dritte Art von Ahamkara ist das Wissen, das das „Ich“ mit dem Körper
identifiziert, der sich aus fünf Elementen zusammensetzt, und den Körper
für Atman hält. Das ist die schlechteste und niedrigste Form des
Ichdenkens. Sie findet sich in allen weltlichen Menschen. Das ist der Grund
für das Wachstum des giftigen Baumes der Wiedergeburt. Wer diese Art des
Egoismus besitzt, kann nie wirklich zur Besinnung kommen. Unzählige Menschen
wurden von dieser Form des Ahamkara getäuscht. Sie verloren Intelligenz,
Unterscheidungskraft und die Fähigkeit, Fragen zu stellen. Diese Art von
Egoismus erzeugt unheilvolle Ergebnisse. Menschen geraten unter den Einfluß aller Übel
des Lebens. Wer Sklave dieser Form des Ahamkara ist, wird durch verschiedene
Wünsche geplagt, die ihn dazu bringen, falsch zu handeln. Sie erniedrigt
ihn auf die Stufe des Tieres. Diese Art von Ahamkara muß mittels der
beiden anderen Arten von Ahamkara zerstört werden. Je mehr dieser Egoismus
geschwächt wird, desto mehr Wissen über Brahman oder das Licht des
Selbst wird erlangt.
Wieder gibt es drei Unterformen von Ahamkara, nämlich sattvigen Egoismus,
rajasigen Egoismus und tamasigen Egoismus. Sattviger Egoismus bindet den Menschen
nicht an Samsara. Er hilft dem Suchenden, die letztendliche Befreiung zu erlangen.
Wenn man festzustellen versucht: „Ich bin der Diener des Herrn, Er ist die
manifeste Form in mir, und mir wurde diese Geburt gegeben, um dem Herrn zu
dienen, der sich in allem offenbart.“ Sogar im Jivanmukta ist eine schwache
Spur von diesem sattvigen Egoismus. Er handelt durch diesen sattvigen Egoismus. „Ich
bin ein König. Ich weiß alles. Ich bin sehr klug.“ - das ist die
Form von rajasigem Egoismus. „Ich bin ein Dummkopf, ich weiß nichts.“ Wenn
jemand dies sagt, aber unverschämt und anmaßend ist - ist das tamasiger
Egoismus.
Die wörtliche Bedeutung oder Vachya Artha von ›Aham‹ Pada ist Aham Vritti,
die im Geist auftaucht, das kleine ›Ich‹, das sich mit dem physischen Körper
identifiziert. Die angedeutete Bedeutung oder Lakshya Artha von ›Aham‹ Pada
ist Atman, Brahman, das unendliche ›Ich‹. Nichts anderes als Illusion, Maya,
ist die Ursache von Egoismus. Wissen ist der Grund von Egoismus. Wissen entsteht
durch die unwirklichen Dinge wie Körper, Baum, Fluß, Berg, Tiere,
etc. Wenn die Dinge nicht existieren, können wir weder an sie denken,
noch etwas wissen. Wenn es keine Dinge gibt, haben wir überhaupt kein
Wissen über Dinge. Dann wird sich Egoismus, der Same von Manas, auflösen.
Dieser Gedanke von ›Ich‹, der das Nest ist, in dem alle Schwächen liegen,
ist der Same des Geistbaumes. Der Keim, der als erster aus dem Samen von Ahamkara
entspringt, ist Buddhi, der Intellekt. Von diesem Keim nehmen die sich verzweigenden Äste,
genannt Sankalpas, ihren Ursprung. Durch diese Differenzierung sind Geist,
Chitta und Buddhi nichts als die einzelnen Namen oder Eigenschaften des einen
Ahamkara. Die Zweige der Vasanas werden natürlich unzählige Ernten
von Karmas erzeugen, wenn sie jedoch mit dem Schwert von Jnana aus tiefstem
Herzen abgetrennt werden, werden sie zerstört. Schneide die Äste
des gewaltigen Geistbaumes ab und zerstöre schließlich den Baum
vollständig an seiner Wurzel. Die Zweige abzuschneiden ist nur zweitrangig
- erstrangig ist die völlige Vernichtung des Baumes an seiner Wurzel.
Wenn du durch rechtschaffene Handlungen die Vorstellung von ›Ich‹ an der Wurzel
des Baumes (Geist) zerstörst, wird er nicht aufkeimen. Atma Jivana, Selbsterkenntnis,
ist das Feuer, das das Konzept von Ahamkara, den Samen des Baumes (Geist),
zerstört.
Es gibt eine andere Klassifizierung von Egoismus, grob (Sthula) und fein
(Sukshma). Identifikation mit dem groben physischen Körper ist grober Egoismus. Identifikation
mit Geist und Karana Sarira (Samenkörper) ist feiner Egoismus. Wenn man
Stolz, Selbstsucht, Wünsche und die Identifikation mit dem Körper
zerstört, verschwindet der grobe Egoismus, aber der feine Egoismus bleibt.
Auch der feine Egoismus muß vernichtet werden. Feiner Egoismus ist gefährlicher
und schwieriger auszurotten. „Ich bin ein reicher Mann. Ich bin ein König.
Ich bin ein Brahmane.“ - das ist grobstofflicher Egoismus. „Ich bin ein Yogi.
Ich bin ein Jnani. Ich bin ein guter Karma Yogi. Ich bin ein moralischer Mensch.
Ich bin ein guter Sadhaka oder eine Sadhu.“ - das ist feinstofflicher Egoismus.
Es gibt noch eine andere Einteilung des Egoismus: Samanya Ahamkara (gewöhnlicher
Egoismus) und Visesha Ahamkara (besonderer Egoismus). Gewöhnlicher Egoismus
ist in Tieren vorhanden. Visesha Egoismus ist in Menschen vorhanden.
Man sagt: „Dieser Körper gehört mir.“ Geier, Schakale und Fische
sagen auch: „Dieser Körper gehört mir.“ Wenn eine Schicht der Zwiebel
nach der anderen abgelöst wird, schrumpft die Zwiebel zu einen luftigen
Nichts. So ist das ‹Ich‹. Dieser Körper, dieser Geist, dieses Prana, diese
Sinne, usw., all das sind Kombinationen der fünf Elemente oder Tanmatras.
Sie alle sind nur Erscheinungsformen von Prakriti. Wo ist dann das ‹Ich‹? ‹Ich‹ ist
ein trügerisches Nichts, das der Gaukler Geist geschaffen hat. Von nichts
kann man sagen, daß es existiert, wenn es nicht durch eine Ursache hervorgerufen
wurde. Dieser Körper, der durch Karmas entstanden ist, ist nicht selbst
die Ursache. Das Wissen, das Bewußtsein, das wir von ihm haben ist selbst
unwirklich. Deshalb existieren auch Ahamkara und andere Wirkungen nicht, die
aus der Täuschung von Wissen entstehen. Das wirkliche ‹Ich‹ ist nichts
anderes als Sat-Chid-Ananada Brahman.
Genauso wie die Bewegung des Zuges oder Bootes auf den Baum übertragen
wird, wird auch das ›Ich‹ durch die Gaukelei des Geistes auf Körper, Geist,
Prana und Sinne übertragen. Wenn man sagt: „Ich bin dick. Ich bin dünn.“, überträgt
sich das ›Ich‹ auf die Sinne, und man identifiziert sich mit den Sinnen; wenn
man sagt: „Ich bin hungrig, ich bin durstig.“, überträgt sich das ›Ich‹ auf
das Prana; wenn man sagt: „Ich bin zornig, ich bin geizig.“, überträgt
sich das ›Ich‹ auf den Geist. Wenn man sich mit dem höchsten Selbst identifiziert,
verschwinden alle falschen Identifikationen.
Wenn der Armeekommandant getötet ist, können die Soldaten sehr leicht
besiegt werden. Genauso, wenn dieser Kommandant - Egoismus in der adhyatmischen
Schlacht getötet wurde, können sehr leicht die Soldaten, nämlich
Lust, Zorn, Stolz, Eifersucht, Habsucht, Verblendung und Heuchelei besiegt
werden, die für ihren Meister, den Egoismus kämpfen.
Versuche, mittels der ersten beiden Arten des höheren Egoismus, Brahman
zu erreichen. Wenn du in diesem erhabenen, reinen Zustand fest verankert bist,
in dem sogar diese beiden Arten des höheren Egoismus nacheinander aufgegeben
werden, ist solch ein Zustand der unvergängliche Sitz Brahmans. Identifiziere
das ›Ich‹ nicht mit dem physischen Körper. Identifiziere dich mit dem
höchsten Selbst, Para Brahman.
Du hast vielleicht deinen Egoismus in einem sehr großen Ausmaß reduziert
oder geschwächt, wenn du aber für Tadel und Lob noch empfänglich
bist, wisse, daß der feine Egoismus noch immer in dir lauert.
Ein Suchender auf dem Pfad der Hingabe zerstört sein Ichdenken durch Hingabe
seiner selbst, Atma-Nivedan, an den Herrn. Er sagt: „Ich bin Dein mein Herr,
alles ist Dein, Dein Wille geschehe.“ Er fühlt, daß er ein Werkzeug
in den Händen des Herrn ist. Er widmet all seine Handlungen und die Früchte
seiner Handlungen dem Herrn. Er fühlt, daß es nichts gibt außer
dem Herrn, daß alles durch den Herrn geschieht, daß sich nicht
einmal ein Atom ohne Ihn bewegen kann, und daß alle Wesen in Ihm leben,
sich in Ihm bewegen und ihr eigentliches Sein in Ihm haben.
Ein Karma Yogi zerstört sein Ichdenken, dadurch daß er sich opfert.
Ein Jnana Yogi tötet sein Ichdenken durch Verneinung und Verleugnung seiner
selbst, durch Vichar und die Praxis der Neti-Neti Lehre - ›Ich bin nicht dieser
Körper, ich bin nicht dieses Prana, ich bin nicht dieser Geist oder die
Sinne.‹ und durch Identifikation mit dem höchsten Selbst durch Meditation über
die Formel: ›Ich bin das alldurchdringende Selbst, Brahman.‹
II
Das Ego ist eine Stahlwand, die den Menschen vom Herrn, dem unsterblichen
Atman, trennt. Es ist eine stinkende Substanz, die den Menschen
von seiner höchsten, göttlichen Ebene heruntergeholt
hat und ihn zu einem Wesen mit niedrigen tierischen Instinkten
und brutalen Impulsen degenerieren ließ. Es ist eine Zauberchemikalie,
hergestellt im Labor von Prakriti oder Maya, welche ihm seine ursprüngliche,
wesentliche, göttliche Natur vergessen und ihn dem zweifelhaften
Tand einer weltlichen vergänglichen Kombination von Opium,
Canabis, Alkohol, Wein, Brandy, Gin, Rum, Traubenessenz, Malz,
Whisky und etwas anderem, dessen Zusammensetzung den Wissenschaftern
und sogar Brahma, dem Schöpfer, unbekannt ist, nachlaufen
ließ. Es ist ein mysteriöses Gas, das sich für
den, der Fragen stellt, in Nichts auflöst, aber für einen
Menschen, der nicht unterscheidet und weltlich ist, aussieht wie
ein Granitfels, der nicht einmal mit Dynamit und mächtigen
Bomben weggeblasen werden kann.
Es ist höchst machtvoll. Seine Methoden sind außerordentlich. Seine
Natur ist unbeschreiblich. Seine mysteriöse Wirkungsweise übersteigt
den Verstand. Es ist heimtückisch und hinterhältig, wenn es eindringt
oder angreift. Es bringt einen Yogi oder Sannyasin, der zu einer großen
Höhe auf der Leiter des Yoga aufgestiegen ist, im Handumdrehen auf ein
niedriges Niveau. Es nimmt verschiedene Formen an, attackiert auf verschiedene
Weise und täuscht den Menschen.
Diese ganze Welt ist ein Spiel des Ego. Ego, Sexualität und Welt sind
untrennbar. Wenn man die Natur des Ego versteht, hat man das ganze Mysterium
der Schöpfung verstanden. Deshalb analysiere. Genaues Studium des Egos
ist unbedingt erforderlich. Es trägt dazu bei, ewige Wonne, die letztendliche
Wirklichkeit, zu erreichen.
Ego ist eine Erscheinungsform von Prakriti oder Maya. Es ist das Tattva oder
Prinzip, das Selbstbehauptung ermöglicht. Es ist ein Ergebnis von Avidya.
Es entstand aus Unwissenheit. Es hat drei Formen, nämlich sattviges Ego,
rajasiges Ego und tamasiges Ego. Sattviges Ego führt zu Befreiung, rajasiges
und tamasiges Ego binden an das Rad von Geburten und Toden.
Am liebsten verweilt es im Geist eines Reichen, eines trockenen Pandit, eines
großen Offiziers, Ministers, Wissenschafters, Arztes, Atheisten, Rationalisten,
Agnostikers oder Kommunisten, deren Geiste von Religion und dem Streben nach
der Wahrheit abgewandt sind.
Man fühlt Aham Asmi, ›Ich bin.‹ Das ist sattviges Ichdenken. Vibhishana
und Tulsidas sagten: „Ich neige mein Haupt vor keinem anderen Gott als Sri
Ram.“ Das ist sattviges Ego. Der Wunsch, sich selbst zu erkennen, Befreiung
zu erlangen und ein tugendhaftes Leben zu führen, entsteht aus sattvigem
Ichdenken. Der Wunsch, andere zu beherrschen, Land zu besitzen, eine gute Stellung,
Macht und Ansehen zu haben, entstehen aus rajasigem Ichdenken. Müßiggang,
Zögerlichkeit, Sorglosigkeit, Trägheit, Starrsinn und Eigensinn entstehen
aus tamasigem Ichdenken.
Ego ist eine Vritti oder Erscheinungsform des Geistes. Zuerst manifestiert
sich Aham Vritti, und dann heften sich alle anderen Vrittis an diese Aham Vritti.
Aus dem Ego entsteht Geist. Intellektuelles Überlegen, das mit dem Ego
verbunden ist, ist Jiva. Es verursacht, daß der Jiva sich mit dem physischen
Körper identifiziert. Dann entsteht die Vorstellung von ›Ich‹ im Körper.
Das ist der Grund für menschliches Elend und Leid.
Wohlstand, Schönheit, körperliche Kraft, Besitz von Tugenden, Gelehrsamkeit
und rajasige Ernährung mästen das Ego und machen es fett. Satsang,
Japa, Meditation, Studium religiöser Bücher, sattvige Ernährung
und Kirtan schwächen das Ego.
Wenn das Ego direkt durch Brahma Chintan, das Fragen: ›Wer bin ich?‹ oder Jnana
Abhyasa getötet wird, gehen alle seine Erscheinungsformen von selbst zugrunde.
Sie haben keine unabhängige Existenz. Zerstörung von Lust, Zorn,
usw. führt zu Abschwächung des Egoismus.
Durch Wiederholung von Handlungen werden Lust, Zorn und Stolz gestärkt.
Sie verwurzeln sich tief und werden zur Gewohnheit. Man muß sehr hart
und mit großer Geduld und unbezähmbarem Willen kämpfen, um
diese schlechten Vrittis auszurotten.
Stolz und Eitelkeit sind alte Verbündete des Ego. Er verläßt
nicht einmal fortgeschrittene Sannyasins und Yogis. Wenn ihnen nicht der nötige
Respekt erwiesen wird, sind sie gekränkt, auch wenn sie keine heftigen
Wutausbrüche zeigen. Was ist der Grund dafür? Es ist zurückzuführen
auf verletzte Eitelkeit. Das Ego bleibt hartnäckig. Es wünscht Respekt
und Anerkennung zu seiner geheimen Genugtuung.
Wenn man das Bhava des Dieners bewahrt, auch wenn man sich in hoher Position
befindet, kann Eitelkeit nicht gefährlich werden. Bedenke auch, daß die
hohe Position sich in jedem Augenblick ändern kann.
Wenn ein Sannyasin, ein Yogi oder ein bedeutender Mensch sehr oft von seinen
Bewunderern und Schülern verehrt, gegrüßt und mit Girlanden
bekränzt wird, oder wenn er immer auf einem hohen Sitz Platz nimmt, findet
er es schwierig, die Grüße zu erwidern, seinen Körper zu neigen
oder auf dem Boden zu sitzen. Nach einiger Zeit schleicht sich allmählich
unbewußt Eitelkeit in seinen Geist ein, und er wird zum Sklaven von Respekt
und Verehrung.
Manchmal drängt sich ein rajasiger Mensch in den Vordergrund und sagt: „Ich
werde nie meine Bemerkungen und Aussagen zurücknehmen, auch nicht wenn
ich sterbe. Ich werde nie nachgeben. Ich werde nie zuerst zu ihm sprechen.
Ich werde ihn nie zuerst grüßen. Ich werde mich nie entschuldigen.
Ich muß den ersten Platz haben.“ So spricht ein eitler Mensch. Wenn seine
Eitelkeit verletzt wird, tut er alles, um diejenigen anzugreifen und zu töten,
die seine Eitelkeit verletzt haben. Wenn ein Mensch seine Natur korrigiert
und ein wenig Demut und Anpassungsfähigkeit entwickelt, wenn er sich ein
bißchen beugen und süße Worte sprechen kann, kann er die Herzen
aller gewinnen und der wahre König der ganzen Welt werden. Der Mensch
leidet schrecklich an seinem verletzten Stolz. Er kann nicht in seiner Position,
an einem Ort, bei einem Vorgesetzten, bei einem Guru bleiben. Er macht Schwierigkeiten,
kämpft und streitet, er verliert seine Annehmlichkeiten und andere Vorteile,
wandert ziellos von Ort zu Ort und führt ein freudloses Leben. All das
wegen seiner verletzten Eitelkeit und seines starren Egos, das härter
ist als Stahl und Granit.
Maya ist mächtig. Sie täuscht ihn. Er hat keine Zeit, Innenschau
zu halten und zu analysieren, um seine Fehler herauszufinden. Er ist verärgert,
auch wenn ihm seine Fehler von seinen besten Freunden aufgezeigt werden. Er
hat nicht die Kraft, seine Fehler zu beseitigen, seine Eitelkeit zu zerstören.
Diese Fehler lauern in seinem Geist Geburt um Geburt. Er wiederholt die gleichen
Fehler immer wieder und führt ein elendes Leben. Es ist leicht, an der
Universität den Doktor zu machen oder einen Titel zu erwerben. Es ist
leicht, faszinierende Vorträge zu halten und die Hörerschaft zu begeistern,
aber es ist schwierig, diese Eitelkeit und dieses starre Ego zu beseitigen,
das der Urgrund menschlichen Leidens.
Ego verschont nicht einmal einen Yogi oder Vedantin. Eine Frau ist stolz auf
ihre physische Schönheit und Grazie, ein König auf seine Herrschaftsgebiete,
ein Vedantin auf seine Gelehrsamkeit, ein Yogi auf sein Samadhi und seine Siddhis,
ein Brahmachari auf seine Reinheit. Nur ein wirklicher Bhakta, der von dem üblen
Zug frei ist, wird vor diesem schrecklichen Feind durch die Gnade des Herrn
gerettet.
Oh Mensch! Verstehe genau, was dieses unheilvolle Ego ist. Untersuche seine
Natur sehr sorgfältig. Sitze täglich einige Minuten ruhig mit geschlossenen
Augen. Halte Innenschau und finde deine Fehler heraus. Sei regelmäßig
in deiner Meditation. Habe immer wieder Satsang. Beseitige Eitelkeit. Lösche
dieses Ego aus und ruhe in deinem ursprünglichen Zustand von Satchidananda.
III
Das Wirken des Egos ist überaus rätselhaft. Es ist sehr
schwierig, seine verschiedenen Arbeitsweisen zu entlarven. Es bedarf
eines subtilen und scharfen Intellekts und genauer Selbstbeobachtung,
um seine Arbeitsweisen herauszufinden. Wenn man täglich Selbstbeobachtung
praktiziert und unterscheidet, wird man seine mysteriösen Wirkungsweisen
herausfinden können.
Ü
berall, wo Ego ist, sind Selbstsucht, Zu- und Abneigungen, Arroganz, Selbstgefälligkeit,
Unverschämtheit, Vasanas, Trishnas oder Sehnsüchte, Vrittis und Sankalpas,
ein Hängen am irdischen Leben von Heuchelei und die Vorstellung, Handelnder
und Ausführender zu sein. Man muß ein sehr klares Verstehen haben,
wenn dieses Ego vernichtet werden soll. Nur geduldige und ausdauernde Bemühungen
können zum Erfolg führen.
Dieses Ego liebt den eigenen Geburtsort, die eigene Provinz, die Menschen aus
dieser Provinz, die Muttersprache, die Verwandten und Freunde, die Eßgewohnheiten,
die Art, sich zu kleiden und Ähnliches. Es hat seine Vorlieben und Prioritäten.
Es lehnt andere Gewohnheiten zu essen oder sich zu kleiden ab.
Diese Ego will Macht und Einfluß auf andere ausüben. Es will Titel,
Prestige, Status, Respekt, Reichtum, Haus, Frau und Kinder. Es will sich selbst
vergrößern. Es hat den Wunsch, zu dominieren und über andere
zu herrschen. Wenn jemand seine Fehler aufzeigt, ist seine Eitelkeit gekränkt.
Wenn jemand es lobt, ist es hocherfreut. So sagt das Ego: „Ich weiß alles.
Er weiß nichts. Was ich sage ist richtig. Was er sagt ist ganz falsch.
Er ist mir unterlegen. Ich bin ihm überlegen.“ Es zwingt andere, seiner
Richtung und seinen Ansichten zu folgen. Dies sind die allgemeinen Erscheinungsformen
des Ego.
Dieses Ego lauert wie ein Dieb, wenn man mit Selbstbeobachtung und Selbstanalyse
beginnt. Es wird sich dem Verstehen entziehen. Man muß stets wachsam
und aufmerksam sein. Wenn man die Gnade des Herrn durch Japa, Kirtan, Gebet
und Frömmigkeit erlangt, kann dieses Ego leicht getötet werden. Allein
durch die Gnade des Herrn wird die Selbstaufgabe vollkommen werden. Wenn dieses
Ego im kosmischen Ego aufgeht, wird durch Selbstverwirklichung man Gemeinschaft
mit dem Herrn erlangt.
Versuche, die Methoden und Gewohnheiten dieses Ahamkara zu erkennen. Es dürstet
danach, sich selbst zu vergrößern, fortzuschreiten, nach Macht,
Besitz von Dingen und Genuß. Töte dieses Ahamkara und die Selbstsucht.
Sei neutral. Setze deinen Glauben in die entgegengesetzten Tugenden, den Geist
des Opferns und des Dienens als die führenden Prinzipien des Lebens. Sofort
wirst du ein reiches, erweitertes spirituelles Leben haben.
Entfache die Widerstandskräfte. Halte das positive Ideal des aktiven Dienens
für die Menschen und der reinen Liebe aufrecht. Erzeuge den positiven,
sattvigen Gegenstrom von Energie, um die abwärtsgerichteten, negativen
Ströme von Vasanas zu bekämpfen. Halte dich in einem positiven Zustand. Überwinde
negative Gedanken durch die Pflege positiver göttlicher Gedanken. Erhebe
dich über Unreinheit, Unfähigkeit und Schwäche des Herzens.
Sei kühn, sei immer froh. Kultiviere Daivi Sampat als Barmherzigkeit,
Frieden, Nachsichtigkeit, Toleranz, usw. Zerstöre Asurig Sampat wie Arroganz,
Egoismus, Stolz, Zorn, Lust, usw. Du wirst sicherlich die höchste Wonne
und Kenntnis des Ewigen erreichen.
Kühne Suchende! Nehmt Zuflucht zu euch selbst, zur unsterblichen Seele.
Seid fest in eurem Entschluß. Beschreitet den Pfad von Wahrheit und Rechtschaffenheit.
Beobachtet den Geist sehr sorgfältig. Seid wachsam und gewissenhaft. Diszipliniert
die ungestümen Indriyas. Haltet Zunge und unreine Wünsche im Zaum.
Ihr werdet den Ozean von Samskara überqueren und Unsterblichkeit, immerwährenden
Frieden und Freude erreichen.
Sechs
Sadhanas zur Beseitigung von Eifersucht
Es gibt sechs Möglichkeiten, dieses Gefühl der Eifersucht
zu vernichten:
1. die Methode des Raja Yoga
2. die Methode der Vedanta
3. die Methode des Bhakta
4. die Methode des Karma Yogi
5. die Methode von Vichara des Vivekin
6. die Methode des Theosophen
1. Die Methode des Raja Yoga: Ein Raja Yogi zerstört die Vritti
durch „Yogah Chittavritti Nirodhah“. Er zerstört alle Sankalpas
von Eifersucht durch Innenschau, sorgfältige Beobachtung und
Meditation. Er wendet auch die Methode von „Pratipaksha Bhavana“ an,
indem er die der Eifersucht entgegengesetzten Tugenden, wie Edelmut
oder Großherzigkeit pflegt. Eifersucht ist das Ergebnis von
Kleinlichkeit. Wenn Edelmut an die Stelle tritt, stirbt Eifersucht
von selbst. Habe einen Meditationsraum. Sitze morgens eine halbe
Stunde lang in Padma oder Siddha oder Sukha Asana. Meditiere über
diese Tugend, Edelmut. Denke an die Vorteile, die der Besitz dieser
Tugend bringt, und an die Nachteile, die sich aus Eifersucht ergeben.
Denke an die großen Menschen, die diese Tugend, Großmut,
besitzen. Stelle dir vor, daß du, wenn du dich in Gesellschaft
begibst, tatsächlich im Besitz dieser Eigenschaft bist. Wiederhole
während des Tages geistig unaufhörlich die Schlagworte „Om
Edelmut“. Halte dir das Wortbild „Edelmut“ geistig vor Augen. Praktiziere
die Autosuggestion: „Ich werde jeden Tag, auf jede Weise besser und
besser.“ Du wirst diese Tugend zweifellos innerhalb einiger Monate
entwickeln. Auch wenn du scheiterst, macht es nicht viel aus. Nil
desperandum. Verzweifle nie. Setze das beschriebene Sadhana (die
Praxis) systematisch und regelmäßig fort. Schließlich
wird diese tugendhafte Eigenschaft, Edelmut, integraler Bestandteil
deines Wesens. Eifersucht wird völlig verschwinden.
2) Die Methode der Vedanta: Der Vedantin wiederholt die Formel: „Ich bin alles.“ „Ich
bin alles in allem.“ „Alles ist Selbst.“ „Es gibt nichts als mein Selbst in
diesem ganzen Universum. Ich sehe mein Selbst überall. Wer ist eifersüchtig
auf wen?“, sagt er. Er versucht, sich mit einem Feind, einem Straßenkehrer,
einem Dieb, einem Trunkenbold, einem Mörder, einem Stein, einer Schlage,
einem Tiger oder einem Skorpion zu identifizieren (kosmische Identifikation).
Eifersucht verschwindet durch dieses vedantische Sadhana.
3) Die Methode des Bhakta: Ein Bhakta, ein frommer Mensch, sieht Narayan, Krishna, überall.
Er sagt: „Sarvam Vishnumayam Jagat“ - Alles ist Gott Vishnu. Durch diese Praxis
stirbt die Eifersucht schließlich.
4) Die Methode des Karma Yogi: Ein Karma Yogi reduziert seine Bedürfnisse
und kontrolliert langsam die Indriyas. Er dient allen mit reiner kosmischer
Liebe, mit Sama Bhavana (universeller Sicht) als Manifestation des Herrn. Eifersucht
verschwindet auf lange Sicht völlig durch fortgesetztes Dienen.
5) Die Methode von Vichara des Vivekin: Wenn dein Bruder eine hohe erfolgreiche
Stellung hat, bist du nicht eifersüchtig. Wenn dein bester Freund, dein
Kumpel, sich in wohlhabenden Verhältnissen befindet, zeigst du keine Eifersucht.
Wenn sich also eine Vritti der Eifersucht hinsichtlich anderer Menschen erhebt,
identifiziere dich mit diesen Menschen als deinem liebsten Freund. Sofort geht
die Vritti der Eifersucht zugrunde. Durch wiederholte Praxis dieser Art kann
Eifersucht langsam ausgerottet werden.
6) Die Methode der Theosophen: Dies basiert auf der Ebene der universellen
Bruderschaft. Alle sind gleich. Alle sind Kinder des einen universellen Vaters
- Ishvara. Durch ständiges Denken an diese Idee der Bruderschaft kann
Eifersucht beseitigt werden.
Die Sanskrit Bezeichnung für Eifersucht ist Irshya. Matsarya
und Asuya bedeuten ebenfalls dasselbe. Es gibt jedoch einen feinen
Unterschied. Eifersucht ist eine besondere Art von Emotion oder Vritti,
die im rajasigen Geist entsteht, wobei der Betroffenen mit neidischem
Auge auf Wohlstand, Erfolg oder höhere tugendhafte Eigenschaften
anderer blickt. Sein Herz brennt, wenn ein anderer wohlhabender oder
glücklicher ist als er selbst. Haß und Zorn sind die Erscheinungsform
von Eifersucht. Ein Mensch, der von Eifersucht erfüllt ist,
haßt einen anderen, wenn er in einer besseren Position ist
als er selbst. Er fühlt Kummer beim Anblick des Erfolges eines
anderen. Er tut alles, um ihn hinabzuziehen, ihn durch verschiedene
schmutzige Mittel, durch Verleumdung, Klatsch oder Schmähung
zu schwächen. Er versucht, ihn zu verletzen. Er bemüht
sich, ihn zu vernichten. Er erzeugt Uneinigkeit und Parteilichkeit
unter seinen Freunden. Das sind die äußeren physischen
Manifestationen eines eifersüchtigen Menschen.
Ein Mensch von Irshya denkt, daß er keinerlei Schmerz oder Unbequemlichkeit
verspüren sollte, und daß jene, die er haßt, betrübt
sein und leiden sollten. Es kann keine schlechtere und bösartigere Natur
eines Menschen geben als seine Eifersucht anderen gegenüber. Sie ist schmutzig,
gemein und tierisch. Die unwissenden, irregeführten Seelen mit sehr engem
Geist sind höchst beeinflußt von diesem tödlichen Krebs. Ein
Mensch, der unruhig wird, wenn es einem anderer gut geht, wird als Asuya bezeichnet.
Ein Mensch von Matsarya kann den Anblick eines Menschen nicht ertragen, der
wohlhabender ist und bessere Eigenschaften hat als er selbst. Das ist der feine
Unterschied zwischen Irshya, Asuya und Matsarya.
Eifersucht ist die eigentliche Wurzel aller Übel. Sie ist ein großes
Hindernis für alle Suchenden. Sie ist auch in der Sadhu Klasse sehr verbreitet.
Das ist einer der Hauptgründe für ihre Entartung. Sogar hochgebildete
kultivierte Menschen sind davon betroffen. Das ist auf die Gemeinheit in ihrem
Geist und ihr unreines, schmutziges Herz zurückzuführen. Niemand
kann ein Jota wirklichen Glücks genießen, wenn sein Geist von Eifersucht
erfüllt ist. Wie kann es Frieden im Geist geben, wenn das Herz vor Eifersucht
brennt? Sie steigert nur das Unbehagen des Geistes.
Jeder Suchende muß immer auf der Hut sein. Man darf nicht Sklave von
Ruhm und Ehre, physischer Bequemlichkeit oder der Befriedigung des Gaumens
werden. Wenn Eifersucht herrscht, ist Gott weit weg. Man muß sich am
Wohlergehen anderer erfreuen. Zuerst muß das Herz durch völlige
Selbstaufopferung zum Wohle und zum Besten anderer gereinigt werden. Wirkliche
Entsagung ist die wirkungsvollste Methode, um Eifersucht loszuwerden. Unterscheidung
und Leidenschaftslosigkeit sind die sichersten Mittel, um Eifersucht auszurotten.
In jedem Augenblick des Lebens muß zwischen Gut und Böse, zwischen
Wirklichem und Unwirklichem unterschieden werden. Nur dann kann man diesen
tödlichen Fluch loswerden. Denke stets daran, daß alle die Kinder
desselben Gottes sind und die Früchte ihres Karmas ernten, seien sie gut
oder schlecht. Eifersucht auf den Wohlstand anderer nützt nichts. Man
kann denselben Zustand erreichen, wenn man gute Handlungen ausführt, sein
Bestes gibt und beständig ist. Alle Fähigkeiten und Tüchtigkeiten
schlummern in dir. Alles ist da. Einzig und allein Bemühung und Ausdauer
können die latenten Fähigkeiten zu Tage bringen. Es ist wahrlich
die übelste Eigenschaft eines feigen, furchtsamen und schwachen Menschen,
auf andere eifersüchtig zu sein.
Jede Form von Eifersucht muß durch Innenschau, sorgfältige Beobachtung
des Geistes, Unterscheidung und Meditation zerstört werden. Die Methode
von Pratipaksha Bhavana ist anzuwenden, das heißt die Pflege von der
Eifersucht entgegengesetzten tugendhaften Eigenschaften, wie Edelmut oder Großmut.
Eifersucht ist das Ergebnis von Engstirnigkeit. Wenn Edelmut an die Stelle
tritt, stirbt die Eifersucht von selbst.
Sadhana
zur Zerstörung von Arroganz
Das Sanskritwort für Arroganz ist „Darpa“. Arroganz ist die
ungerechtfertigte Annahme, bedeutend zu sein. Arroganz fordert stolz
und unverschämt. Sie ist eine Mischung aus rajas-tamasigem Egoismus,
Anmaßung, Roheit, rücksichtslosem Wesen und Unverschämtheit
oder Frechheit. Sie ist eine Erscheinungsform von Egoismus. Sie ist
Ahamkara selbst. Sie entsteht aus Unwissenheit. Maya hält ihre
Lila, ihr Spiel, durch die Arroganz der irregeleiteten Seelen aufrecht.
Jemand verhält sich anmaßend gegenüber einem älteren Menschen,
behandelt ihn verächtlich, spottet über ihn und spricht respektlose
Worte. Das ist Arroganz.
Ein anderer wirft im Zorn jemandem ein Buch oder ein Heft vor die Füße
und sagt geschmacklose Worte. Das ist Arroganz.
Ein anderer sagt zu jemandem im Zorn: „Weißt du nicht, wer ich bin? Ich
breche dir die Kiefer. Ich breche dir den Schädel. Ich breche dir die
Zähne. Ich trinke dein Blut!“ Das ist Arroganz.
Ein anderer sagt: „Niemand hat mir etwas vorzuschreiben. Ich haben meine eigenen
Methoden. Niemand kann von mir etwas verlangen. Ich tanze nicht nach seiner
Pfeife. Warum sollte ich zu ihm gehen? Warum sollte ich seinen Anweisungen
folgen? Ist er gebildeter als ich? Wer ist er schließlich? Wer bist du,
mir Befehle zu geben? Wer bist du, mir Fragen zu stellen?“ Das ist Arroganz.
Im allgemeinen sagt ein gedankenloser Mensch, der weder Innenschau noch Selbstanalyse
praktiziert: „Ich bin überhaupt nicht arrogant. Ich bin bescheiden, nett
und freundlich.“ Aber wenn der Test kommt, scheitert er tausendundeinmal hoffnungslos
und elend. So stark und mächtig ist Arroganz.
Ein Sadhak ist sehr gut. Er ist sehr intelligent. Er ist ein gebildeter Mensch.
Er hält Vorträge. Er meditiert stundenlang ohne Unterbrechung still
in einem einsamen Raum. Und doch ist er nicht frei von Arroganz. Wenn jemand
seinem Herzenswunsch und Willen widerspricht, wenn jemand schlecht von ihm
spricht oder ihn kritisiert, oder wenn er nicht respektiert wird, wird er arrogant
und verhält sich sehr grob.
Arroganz nimmt verschiedene Formen an. Der eine ist vielleicht arrogant wegen
seiner großen körperlichen Kraft. Vielleicht sagt er: „Ich schlage
dich nieder. Verschwinde.“ Ein anderer ist vielleicht arrogant aufgrund seines
Wohlstandes, seiner Stellung und seiner Macht. Ein anderer ist vielleicht arrogant
aufgrund seiner weltlichen Bildung.
Ein anderer ist vielleicht arrogant infolge
seiner Schriftgelehrtheit. Ein anderer ist vielleicht arrogant wegen seiner
psychischen Siddhis, seiner moralischen Tugenden, seines spirituellen Fortschritts,
seines Sannyasintums, seiner Mahantheit, etc.
Ein Mann mag seiner Frau, seinen Kindern, seinem Besitz, seiner Stellung,
seinem Wohlstand, usw. entsagen. Er entsagt vielleicht der Welt und lebt
jahrelang
in einer Höhle im Himalaya, wo er Yoga praktiziert, und doch ist es für
ihn schwierig, der Arroganz zu entsagen. Wenn er impulsiv wird, wird er von
Arroganz überwältigt. Er weiß gar nicht, was genau er tut.
Nachher tut es ihm leid. Der Impuls ist eine Triebkraft, die den Menschen arrogant
werden läßt.
Beobachte Gedanken, Worte und Handlungen sehr sorgfältig. Wisse um die
Macht der Worte und benutze sie vorsichtig. Respektiere jeden. Sprich sanfte
wohlüberlegte Worte. Sei freundlich. Pflege Geduld, Liebe, Demut. Analysiere.
Halte Mauna, das Schweigegelübde. Denke immer wieder: „Diese Welt ist
unwirklich. Was bringt es mir, wenn ich arrogant bin?“ Denke an den enormen
Vorteil der gegenteiligen Tugend, Demut.
Du scheiterst vielleicht hundertmal. Stehe aber wieder auf und bekräftige
deine Entschlüsse: „Gestern habe ich versagt. Heute werde ich demütig,
freundlich und geduldig sein.“ Allmählich wird sich die Willenskraft entwickeln,
und die Arroganz wird besiegt sein - der Feind von Frieden, Frömmigkeit
und Weisheit.
Trotz aller Sorgfalt und Wachsamkeit wird die Arroganz mehrmals am Tag
zischen und ihren Kopf heben. Nimm die Rute von Viveka, Unterscheidung,
und das Schwert
der Demut und schlage ihr den Kopf ab. Arroganz ist ein Ungeheuer mit Myriaden
von Köpfen, ein Asura wie der Raktabij, der mit Devi kämpfte. Es
wachsen ihr immer neue Köpfe. Kämpfe weiter mit mehr Energie, Kraft
und Stärke. Benutze eine Kombination von Methoden, Gebet, Meditation,
Fragen, Brahmacharya, Selbstbeherrschung, Japa, Kirtan, Pranayama. Nimm Zuflucht
zum Yoga der Synthese. Sie wird vollständig zu Asche verbrannt werden.
Wenn ein arroganter Mensch in einer Höhle oder im Zimmer bleibt, gibt
es für ihn keinen Anlaß, diese Vritti auszurotten. Sie lauert in
seinem Geist und quält ihn. Ein Suchender muß sich unter Menschen
verschiedener Mentalität und unterschiedlichen Temperaments aufhalten
und seine Gedanken beobachten, wenn er schlecht behandelt, mißachtet
und verfolgt wird. Wenn er sogar in den schlimmsten mühsamsten Umständen
ruhig, gelassen und demütig bleibt, dann wisse, daß er diesen schrecklichen
Widersacher vernichtet hat.
Je höher die Bildung, desto größer die Arroganz. Je größer
die Stellung, desto stärker die Arroganz. Je größer der Reichtum,
desto größer die Arroganz.
Mögt ihr alle frei sein von diesem schlechten Wesenszug. Mögt ihr
alle diesen Dämon durch Demut, Geduld, Güte und Liebe bezwingen und
ewige Wonne und Unsterblichkeit genießen.
Sadhana
zur Unterwerfung Von Haß
Adveshta Sarvabhutanam Maitrah Karuna Eva Cha
Nirmamo Nirahankarah Samaduhkhasukhah Kshami
Ein Bhagavata, ein Gläubiger, der Gottverwirklichung erreicht
hat, haßt nichts. Er ist freundlich und mitfühlend. Er
ist ohne Verhaftung und Egoismus. Er ist ausgewogen in Freude und
Leid und versöhnlich. (Gita, XII-13)
Haß kann durch die Pflege von Tugenden wie Freundlichkeit, Mitleid und
Versöhnlichkeit und durch das Ausrotten von Egoismus und Besitzdenken
beseitigt werden. Das Positive besiegt das Negative.
Ein egoistischer Mensch verliert wegen Kleinigkeiten leicht die Fassung. Da
sein Herz voller Eitelkeit und Stolz ist, wirft ihn eine kleine Unhöflichkeit,
ein rauhes Wort, ein sanfter Tadel oder eine Mißbilligung aus dem Gleichgewicht.
Er haßt andere, weil seine Eitelkeit verletzt wurde. Deshalb ebnet die
Beseitigung von Stolz und Egoismus den Weg Ausrottung des Hasses.
Haß entsteht aus Egoismus. Ausrottung von Egoismus, der die Grundursache
ist, führt selbst zu Vernichtung von Haß.
Wenn man an etwas hängt, haßt man denjenigen, der versucht, einem
das wegzunehmen, woran man hängt. Wenn der Gedanke von Besitz und Eigentum
beseitigt und der Zustand von Nirmamata erreicht wird, verschwindet der Haß.
Wenn man die Eigenschaft der Versöhnlichkeit besitzt, entschuldigt man
den Menschen, der versuchte, einen zu verletzen, oder der einem Schaden zugefügt
hat, und haßt niemanden.
Die Pflege göttlicher Tugenden wie Mitgefühl, Liebe, Nachsicht, usw.
vermindert oder schwächt nur den Haß. Gottesschau, Gottverwirklichung
oder die Erkenntnis des höchsten Wesens können Haß vollständig
entwurzeln und verbrennen.
Sadhana
zur Beherrschung von Zorn
Zorn zerstört in einem einzigen Augenblick alles, was man spirituell
erreicht hatte. Er ist allesverzehrend und allesverschmutzend, ein
großer Feind des Friedens und ein direktes Tor zur Hölle.
Der Suchende muß seinen Zorn beherrschen, wenn er auf dem spirituellen
Pfad weiterkommen und Glück erreichen möchte. Wer seinen
Zorn beherrscht hat, ist wahrlich ein Yogi. Das sagt Sri Krishna
in der Gita: „Wer in der Lage ist, schon hier (auf dieser Welt),
noch vor der Befreiung aus dem Körper, dem aus Wunsch und Zorn
geborenen Drang zu widerstehen, ist ein Yogi, ist ein glücklicher
Mensch.“ (Gita, V-23)
Entwickle Geduld zu einem hohen Maß. Menschen verlieren die Fassung,
wenn sie ungeduldig werden. Lasse den Geist dauernd bei der dem Zorn entgegengesetzten
Tugend - Geduld - verweilen. Das ist die Pratipaksha - Bhavana Methode der
Raja Yogis.
Versuche zuerst, die kleine Welle von Reizbarkeit zu kontrollieren, wenn sie
im unterbewußten Geist entsteht. Ersticke sie im Keim. Erlaube ihr nicht,
die große Form einer Welle anzunehmen. Wenn du den Zorn nicht beherrschen
kannst, verlasse sofort den Ort, mache einen Spaziergang und singe dabei Om.
Trinke etwas kaltes Wasser. Zähle 1,2,3,4 bis 20. Wiederhole Om Shanti,
Om Shanti, Om Shanti. Diskutiere nicht viel. Widersprich nicht. Sprich sanft.
Sage nur wohlüberlegte Worte. Wenn dich jemand beschimpft oder beleidigt,
bleibe still. Identifiziere dich mit dem Atman. Der Atman ist in jedem. Er
kann nie verletzt oder beleidigt werden. Mache dem Ärger keine Luft. Sei
regelmäßig in Japa, Meditation und Kirtan. Das wird dir große
innere spirituelle Kraft geben.
Ernährung hat viel mit Reizbarkeit zu tun. Nimm sattvige Speisen zu dir:
Milch, Früchte, Käse, Spinat, Gerste, Nüsse, Buttermilch, usw.
Versage dir Karotten, Zwiebel, Knoblauch, Fleisch, Alkohol und andere stimulierende
Nahrungsmittel.
Halte täglich zwei Stunden Mauna und sechs Stunden an Sonntagen. Halte
gelegentlich einen ganzen Tag lang Mauna. Das wird den Sprechimpuls zügeln.
In der Aufregung sagt man alles Mögliche. Man hat keine Kontrolle über
das Sprechorgan. Deshalb ist die Askese der Sprache (Mauna) sehr wichtig, um
Impulse der Reizbarkeit zu bekämpfen.
Prana umfängt den Geist wie eine Schlingpflanze. Prana ist der Mantel
des Geistes. Kontrolle des Pranas führt zur Kontrolle des Geistes. Die
Praxis von Pranayama bremst den Sprechimpuls. Sie gibt genügend Energie,
um den Zorn zu kontrollieren.
Ein Vedantin verneint Körper und Geist als trügerische Hüllen.
Er macht Vichara, er fragt: „Wer bin ich?“ und praktiziert „Neti-Neti - nicht
dies, nicht dies“: „Ich bin nicht der Körper, und ich bin auch nicht der
Geist; Chidananda rupah Sivoham - Ich bin der wonnevolle Siva oder Atman“.
Er identifiziert sich mit Brahman oder Atman, dem Ewigen. Die Welt ist unwirklich
für ihn. Er wiederholt Om, singt Om, macht Japa von Om, meditiert über
Om und erlangt Seelenstärke und spirituelle Kraft von der immerwährenden
Quelle Om. Wenn du immer mit Mithya Drishti oder Dosha Drishti beschäftigt
bist, wenn du die Fehler des Zorns und die Vorzüge der Geduld untersuchst,
wirst du nie zornig werden.
Die kombinierte Praxis dieser Methoden macht die Beherrschung von Zorn möglich
und gibt spirituelle Kraft, Frieden und Glück.
Sadhana
zur Bezwingung von Angst
Angst ist ein sehr großes Hindernis auf dem Pfad des Sadhana.
Ein zaghafter Aspirant ist völlig ungeeignet für den spirituellen
Pfad. Man muß auch das Leben riskieren, wenn man Unsterblichkeit
erreichen möchte. Der spirituelle Reichtum kann nicht ohne Selbstopfer,
Selbstverleugnung oder Selbstaufgabe erreicht werden.
Angst ist nichts anderes als eine eingebildete Nicht-Wesenheit. Sie ist ein
Instinkt, der in jedem ist. Auch die Elemente der Natur, Tiere, Insekten und
praktisch jede Schöpfung auf der Erde unterliegen der Angst. Diese schlimme
Krankheit des Geistes muß besiegt werden, wenn man erfolgreich sein möchte,
sowohl auf dem materiellen als auch auf dem spirituellen Pfad. Wer die Angst
besiegt, ist auf dem Weg zum Erfolg. Freiheit von Angst kann durch Befreiung
von den Objekten der Angst erreicht werden. Umerziehen des Geistes, Hervorbringen
der inneren Seelenstärke, Beschäftigung mit praktischen Angelegenheiten
und sorgfältige Umsetzung des Wissens, das man besitzt, das alles sind
wesentliche Faktoren, um die Angst zu überwinden. Man muß spüren,
daß es nichts auf der Erde gibt, wovor man Angst haben, oder wovor man
sich fürchten müßte. Man muß im wesentlichen kühn,
mutig und ritterlich sein.
Angst ist im allgemeinen des Ergebnis von Schmerz, Verletzung und Unbehagen.
Es gibt einen erblichen Aspekt dieses Instinkts, der verantwortlich ist für
seine Allgemeinheit und Beharrlichkeit. Umwelt- und Erziehungsfaktoren spielen
ebenfalls eine Rolle. Die Vorstellung von einer äußeren Macht, die
einem überlegen ist, ist die Hauptursache für Angst. Dementsprechend
nimmt der Geist eine völlig andere Einstellung an. Der Standpunkt ändert
sich. Grelle Wahrnehmung versagt. Der Geist ist nicht ausgeglichen. Es ist
Ungewöhnliches in Gedanken und Handlungen. Hysterische und neurasthenische
Zuckungen beruhen alle auf der einen oder anderen Form von Angst. Der Drang
oder Wunsch, aus der gefährlichen Situation zu entkommen oder zu fliehen,
ist das unmittelbare Ergebnis.
Wie kann jedoch die Angst besiegt werden? Wenn ein Kind sich vor etwas fürchtet,
sagt man ihm, daß da nichts ist, wovor es Angst zu haben braucht, und
verneint so das Objekt der Angst. Verneinen ist der erste Schritt bei diesem
Prozeß. Danach erklärt man dem Kind, was tatsächlich ist, die
Wahrheit. So überzeugt man es, daß es nur seine Phantasie war, die
das Gefühl der Angst in ihm hervorgerufen hat. Das, was wahr ist, muß positiv
bestätigt und behauptet werden. Man muß ununterbrochen das Wissen
entwickeln, daß es nichts im Universum gibt, das Angst verursacht. Der
unterbewußte Geist, der zuerst von einem ungewöhnlichen Anblick
oder einer aus dem Zusammenhang gerissenen Stimme erschreckt wird, muß davon überzeugt
werden, daß all diese Dinge nur falsch sind, und daß die Wahrheit
dahinter mit dem normalen Empfindungsvermögen und Wissen völlig übereinstimmt.
Wenn die Angst völlig beseitigt ist, kann man von nichts verletzt werden.
Bloßes Umerziehen des Geistes stärkt den Mut nicht. Es bei jeder
Gelegenheit in die Praxis umzusetzen, ist sehr wichtig. Nur ein gut entwickeltes
Wissen gepaart mit Praxis kann den Menschen von Angst befreien.
Durch Verneinen von Angst kann das Objekt der Angst selbst überwunden
werden. Es darf keinen Dualismus im Geist geben. Kosmische Liebe und universelle
Brüderlichkeit sind stets zu entwickeln. Wo Liebe und Brüderlichkeit
sind, gibt es keine Feindschaft. Es gibt nichts, das mehr oder weniger Macht
hat. Es gibt weder Freude noch Leid. Letztlich gibt es keine Angst. Das ist
die einleitende Phase. Die Endphase ist, Einheit mit allem zu fühlen.
Alle sind die manifestierten Formen Brahmans. Alles geht in Brahman auf. Man
kann dieses Gefühl entwickeln, wenn man alle Verhaftung an diesen vergänglichen
Körper aufgibt und sich mit dem Innewohnenden, dem höchsten Atman,
identifiziert. Dieser Prozeß entwurzelt die Angst vollständig und
führt zu ewigem Frieden. Angst kommt nicht von einem selbst. Selbsterkenntnis,
die ewige Wahrheit, vernichtet Angst vollständig.
Der Sadhak von hingebungsvollem Temperament vertraue unter allen Umständen
vollständig auf Gott, suche Zuflucht bei Ihm und sei gänzlich davon überzeugt,
daß Er allein seine einzige Zuflucht ist. Sei sehr praktisch. Tritt zuerst
denen mutig gegenüber, vor denen du Angst hast.
Denke über die verschiedenen Darlegungen der Wahrheit nach, die in den
Schriften enthalten sind; dann wird sich das Auge der Weisheit öffnen,
du wirst mit dem rechten Verstehen beschenkt und die Wahrheit erkennen. Das
ist Gottesverehrung. Das ist Anbetung des Herrn. Das befreit von allem Übel.
Wenn man geistig arbeitet, körperlich übt, zu jeder Zeit spirituell
bei göttlichen Gedanken verweilt und so in einer höheren Schicht
des Geistes bleibt, überwindet man nicht nur die Angst, sondern geht in
Brahman Selbst auf.