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Yoga Vidya Journal Ausgabe 4, Herbst
2000 Hier: Ohne die Bilder der gedruckten Ausgabe, um die Ladezeit zu beschleunigen. Vorwort/Editorial Liebe Leserinnen
und Leser, rechtzeitig zum diesjährigen Yoga Vidya Kongress ist die neue Ausgabe des Yoga Vidya Journals fertig geworden. Und erneut sind eine Vielzahl interessanter und ansprechender Beiträge und Gedichte zusammengekommen. Der herbstlichen Jahreszeit entsprechend, können die Beiträge der nunmehr 4. Ausgabe dazu beitragen, die Gedanken wieder mehr nach innen zu richten und sich ein wenig mit dem eigenen Yogaweg auseinanderzusetzen. Die Autoren und Autorinnen geben teilweise einen sehr persönlichen Einblick in Ihre eigene Gedankenwelt, ob in Form eines Textbeitrages (Hans-Peter Sperzel) oder in Gedichtform (Hans-Peter Sperzel, Gisela Sievers, Lore Tomalla). Die Abhandlung Sukadevs
über die verschiedenen indischen Schriften sind ein besonderer Genuss
und wecken die Lust sich gerade jetzt in den Herbst- und bevorstehenden
Wintermonaten wieder ein wenig mehr in die theoretischen Grundlagen zu
vertiefen, die eine Quelle ständiger Inspiration sein können. Der Bericht "Theorie und Praxis der Meditation", ein Auszug aus dem Buch "Yoga als universelle Wissenschaft" von Shri Swami Krishnananda Maharaj, bringt ein wenig Licht in das "Mysterium" der Meditation und gibt wieder viele hilfreiche Ratschläge für die eigene Meditationspraxis. Der Umfang der Darlegungen bringt es mit sich, dass in der nächsten Ausgabe des Yoga Vidya Journals eine Fortsetzung erscheinen wird. Allen Autorinnen und Autoren gebührt an dieser Stelle wieder ein ganz herzlicher Dank für ihre Beiträge, die dem neuen Yoga Yidya Journal "Leben" einhauchen. Und Narendra hat wiederum ein wunderschönes Layout zustande gebracht, das die Lektüre zu einem ganz besonderen Genuss macht. Viel Freude mit dem neuen Journal wünscht Euch Nataraj Matthias
Geis Liebe Yoga-Freundin, lieber Yoga-Freund, herzliche Grüße aus dem Haus Yoga Vidya. Nachdem ich im letzten Journal als Neuigkeiten über Schneefälle geschrieben habe, die dann aber wegen Verzögerungen im Hochsommer erschienen, enthalte ich mich etwaiger Wetterbeobachtungen... Wir hatten hier im Haus eine wunderschöne Sommersaison, mit erheblich mehr Gästen als jemals zuvor. Wir erleben geradezu einen Yoga-Boom! Sehr viele, auch viele ernsthafte Aspiranten haben hier den Einstieg oder neue Impulse für ihre Yogapraxis erhalten. Seit den Yogalehrer-Ausbildungen April/Mai, Juni/Juli und August/September diesen Jahres gibt es wieder knapp 150 neue Yogalehrer (BYV) in Deutschland. So erhält die Verbreitung des Yoga immer neue Impulse. 1. Neuigkeiten vom Bund der Yoga Vidya Lehrer Die Mitgliederzahl des Bundes der Yoga Vidya Lehrer wächst beständig. Wir dürften der am schnellsten wachsende Yogalehrer-Verband Deutschlands sein. In den vergangenen Wochen haben wir uns bemüht, bei der Neuregelung der Krankenkassen für präventive Maßnahmen mitzuwirken. Leider konnten wir die Verantwortlichen bei den Krankenkassenverbänden nicht dazu bewegen, Yogalehrer als Anbieter von Präventionsmaßnahmen zu akzeptieren. Die Bezuschussung beschränkt sich auf einige wenige sehr spezifische Bereiche, die noch dazu nur von Dipl. Sportlehrern, Dipl. Sportmedizinern oder Diplompsychologen angeboten werden müssen. De facto ändert sich also für Yogalehrer/innen nichts. Die erhoffte Krankenkassenförderung von Yogakursen, wie sie vor einigen Jahren üblich war, kommt vorerst nicht wieder. Am 10.-12.November findet der nächste Yoga Vidya Kongreß statt. Mit über 30 Referenten und Yogalehrern verspricht er noch großartiger zu werden als letztes Jahr. 2. Neuigkeiten aus dem Haus Yoga Vidya Zu Anfang der Sommersaison wurden einige wichtige Erweiterungen fertig: Das Badehaus mit zusätzlichen Duschen, WCs etc. wurde in den letzten Monaten eifrig genutzt und kam besonders den Campern zugute. Die großartigste Neuerung ist der Mahavidya Mandir, der sich rasch zu einem neuen Kraftort am Haus Yoga Vidya entwickelt hat. Der Mandir ist ein achteckiges Holzgebäude am anderen Ufer des Baches, errichtet nach den traditionellen Richtlinien des Vastu (das indische Feng Shui). Dort führen wir täglich um 19.15h Homas (Feuerzeremonien) aus und rezitieren Mantras. Die dabei entstehende Kraft ist heilend und erhebend. Dies ist für alle Gäste im Haus Yoga Vidya spürbar, und strahlt auch als Friedenskraft in die ganze Gegend und die ganze Welt. Auf Wunsch ist es auch möglich, ein Ritual für einen bestimmten Menschen auszuführen. Viele Gäste und besonders die Mitarbeiter/innen nutzen diesen Kraftort auch für eigene Meditation und als stillen Ort für Gebet und Mantra-Rezitation. Die große Mahavidya-Einweihungsfeier im Juni mit Sumitra und Sita Devi war ein besonderer Segen. Ein weiterer Höhepunkt der Sommersaison war das Sommerfest am 15. Juli. Neben vielen künstlerischen und anderen bunten Darbietungen, Yogastunden, Meditationen, Mantrasingen und Festessen heirateten Sukadev und Shivakami nach indisch-vedischer Tradition. Ausgeführt und vorbereitet wurde die Zeremonie von Sumitra und Sita Devi. Über 200 Gäste waren anwesend. Vielen Dank für all die Glückwünsche und Geschenke, die uns noch jetzt erreichen! Um mehr Platz im Haus für Gäste zu schaffen, planen wir für die Mitarbeiter ein Haus in Oberlahr anzumieten, nachdem das mit der Bruchermühle nicht geklappt hat. Nun hoffen wir, daß demnächst 6-8 Mitarbeiter dort eine Bleibe finden. Wir haben das Genehmigungsverfahren für den Umbau unseres Yoga- und Ess-Zeltes in einen festen Raum eingeleitet und hoffen, in etwa 6-12 Monaten (deutsche Behörden mahlen langsam...) mit den Arbeiten beginnen zu können. Wir haben eine Reihe von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich hier um ihre eigene spirituelle Entwicklung, das Wohl unserer Gäste und die Verbreitung des Yoga kümmern wollen: Saraswati Noyet hat vor 15 Jahren noch bei Swami Vishnu-Devananda ihre Yogalehrer-Ausbildung gemacht. Sie ist jetzt verantwortlich für den Garten. Sie bereichert unseren Menüplan mit ihren Kochkünsten und den Satsang mit ihrer weichen, melodiösen Stimme und ihrem Gitarrespiel. Robert Rohde ist seit Mai für die Buchhaltung und unser Computer-Netzwerk zuständig. Als Physiotherapeut und Wellness-Experte gibt er sehr beliebte Massagen und Workshops. Hubertus Dicke bringt das Internet ständig auf den neuesten Stand und baut unsere Internetseiten systematisch aus. Hubertus ist schon länger auf dem spirituellen Weg, hat Indien-Erfahrung und hat sich schon viel mit Ernährung und ganzheitlicher Gesundheit beschäftigt. Daneben ist er auch ein hervorragender Musiker und Harmoniumspieler. Karin Moll verstärkt das Büro-Team und bemüht sich um die weitere Verschönerung und Neugestaltung unserer Broschüren. 3. Neuigkeiten aus den Yoga Vidya Zentren Koblenz Frankfurt Köln Bonn 4. Yoga im sonnigen Süden Nächstes Jahr bieten wir erstmalig Yoga-Wochenkurse im sonnigen Süden an. Hier kannst Du wunderbar Ferien mit Yoga-Erfahrung verbinden. Diese Seminare werden an folgenden Orten und Daten stattfinden: - Teneriffa: 12.-19. Januar 2001 - Kundalini Yoga Intensiv - Griechenland:
8.-22. Juni 2001 - 3 Kurse parallel · Portugal:
7.-14.9. bzw. 14.-21. September 2001 Gerne schicken wir Dir die Sonderbroschüren zu. Diese Yogaseminare im sonnigen Süden sollen auch ein Testlauf sein. Falls sie gut angenommen werden, wollen wir im Jahre 2002 versuchen, einen Ashram irgendwo im sonnigen Süden zu eröffnen. Dafür suchen wir dann Kapitalgeber und Mitarbeiter! Als weitere ganz
besonders inspirierende Veranstaltungen planen wir für 2001: 5. Weitere Projekte im Yoga Vidya e.V. Der Yoga Vidya e.V.
ist in den 8 Jahren seines Bestehens eine der treibenden Kräfte bei
der Verbreitung des Yoga im deutschsprachigen Raum geworden. Inzwischen
drei Zentren mit insgesamt 25 Vollzeit-Mitarbeitern, über 250 kooperierende
Yogalehrer im Bund der Yoga Vidya Lehrer und bisher über 900 ausgebildete
Yogalehrer legen beredtes Zeugnis ab. Wir fühlen uns weiter inspiriert
und getragen und spüren, daß die Yoga-Bewegung sich erst am
Anfang befindet. a) Entwicklung eines Kooperationsmodells für weitere Yoga Vidya Zentren, die nicht vom Verein selbst finanziert sind, aber doch eng mit uns zusammen arbeiten (ähnlich wie Franchising, nur eben nicht gewinnzielorientiert). Ende Oktober wird das Konzept stehen. Es ist auch schon mit Steuerberater und Finanzamt abgesprochen. Die Hoffnung ist, daß es in naher Zukunft in jeder Region in Deutschland ein Yoga Vidya Zentrum gibt, mit einem ähnlichen Angebot an Kursen und Workshops in Yoga, Meditation etc.. Wer Interesse hat, bitte melden. b) Unterrichten von Seminaren in dafür gemieteten Seminarhäusern in attraktiven Gegenden c) Yoga Vidya Seminarhaus im sonnigen Süden (Kanaren oder Mittelmeerküste oder Mittelmeerinsel) für 30-40 Gäste und 6-8 Mitarbeiter. Ab 2001. d) Eröffnung weiterer Yoga Vidya Zentren im Rahmen des Yoga Vidya e.V. Nächstes Center ist vielleicht Bonn ab Januar 2001. e)Yoga Dorf. Die Yoga-Dorf-Idee ist eine langfristige Vision. Wie in einem Dorf sollen dort verschiedene teilweise voneinander unabhängige Teile und Aktivitäten rund ums Yoga bestehen, zum Beispiel:
Nächstes Jahr will Sukadev drei Monate in Klausur gehen (Sept-Dez.), um sehr intensiv Meditation und Yoga zu üben. Die größeren Projekte (d) und (e) können erst danach in Angriff genommen werden. Es soll ja auch nicht aus dem Ego kommen, sondern als selbstloser Dienst geschehen. 6. Neue Publikationen Für weitere Hilfe beim Übersetzen und Korrigieren sind wir dankbar. 7. Website www.yoga-vidya.de Es gibt auch einen monatlichen Newsletter mit jeweils einer Übung des Monats, vegetarischen Kochrezepten und Informationen zu den Yoga Vidya Zentren. Zum Abonnieren: Einfach Email schicken an Information@Yoga-Vidya.de mit der Bitte, auf den Newsletter-Verteiler aufgenommen zu werden. Aber die eigene Übung kann kein Internet, kein Computer und keine äußere Aktivität ersetzen! In diesem Sinne wünsche ich Dir weiter viel Inspiration bei der Praxis von Yoga. OM SHANTI Herzliche Grüße Sukadev Bewegt - Der Versuch, eine Frage zu stellen Da gibt es Gedanken in mir, die aufsteigen und arbeiten, und obwohl ich ihrem Sinn nachgehe, ihnen offen und frei gegenüberzutreten versuche, legt sich oft eine seltsame Schwermut über meine Seele. Seltsam ist diese Schwermut, weil ihr Wesen sich in Gelassenheit, aber nicht in mentaler Ruhe, sich in Tiefe, aber nicht in Stille äußert. Diese Stimmung dann läßt mich zurückweichen vor den vielen Kleinigkeiten des alltäglichen, läßt mich inmitten der Menge stiller werden. Ist es stets die selbe Idee, die immer wiederkehrend im Geiste sich bewegt? Mit jedem Versuch, in Worte zu fassen, Klarheit zu erlangen, was diese meine Stimmung nährt, steigen andere Assoziationen und Begriffe auf, ein unwirklicher Aufbau der Gedanken, dessen Struktur solange andere Formen annimmt, bis sich ganz langsam, aber zunehmend klarer und deutlicher, ein Satz von erbarmungsloser Trivialität verdichtet. Eine einfache Aussage ist es meistens nur, die so selbstverständlich klingt, dass sie unbemerkt im Schneetreiben der Gedanken unterzugehen droht. Manchmal ist es nur ein Wort, manchmal auch ein von einer Analogie getragene, aber immer einfache Aussage, die sich dann so rücksichtslos in mein scheinbar fest gefügtes Leben einschleicht und sich in hartnäckigen Zweifeln manifestiert. Zwischen Arbeit und Beschäftigung, zwischen Konversation und Gespräch sind diese Zweifel dann ständig präsent. Ich spüre Bewegung in mir, bin hin und her gerissen zwischen ”gefunden haben” und ”verloren scheinen”. Stunden und Tage vergehen so, und dann, unmerklich fast, beruhigt sich alles in mir, die Schwermut weicht und die Normalität kehrt zurück. Reflektiere ich so mein Leben? Erschafft sich so jede kleine Erkenntnis ihren Raum im Strom des Bewußtseins?. Diese Frage stellt sich mir nach jeder dieser Reisen. Mühsam erscheint diese Weise, ein Puzzle von unendlicher Ausdehnung. Ich suche oft nach einem Grund, nach einem Auslöser dieser Abenteuer, der irgendwo doch in meiner Vergangenheit, wo sonst, liegen muß. Erinnerungen steigen dann auf, Sätze, Bilder und Begebenheiten, und die meisten von ihnen, fast alle, sind negativ besetzt. Wo sind die angenehmen Dinge des Gewesenseins? Suche ich nach ihnen, sind sie da in großer Zahl. Warum kommen sie nicht von selbst zurück, warum muß ich diese immer erst willentlich erzwingen? Diese Weise des Erinnerns läßt mich oft an meiner Aufrichtigkeit mir selbst gegenüber zweifeln. Ich erkenne leicht viele Verletzungen und mit ihnen die entstandenen Vorurteile. Warum hinterlassen die vielen guten Begebenheiten dagegen in mir keinen wirklichen Eindruck? Sind sie da, aber nicht greifbar? Entziehen sie sich mir vielleicht nur, weil ich sie nicht festhalten kann, sie mir nicht wichtig genug erscheinen? Bin ich etwa im Negativen fixiert? Ich versuche, mit immer neuen Varianten, das umzuformen, was einst zu einem Scheitern geführt hat. Warum geben mir die vielen guten Stunden kein Feedback? Ist es vielleicht dieses Fehlende, daß mich oft leidend, oft schwermütig macht? Ich realisiere etwas nicht und ich versuche, Wege zu finden, dieses zu ändern, doch etwas in mir hält mich fest, läßt mich es nicht finden. Suche ich wirklich ohne Ziel? Gibt es dieses Ziel überhaupt, oder finde ich von Zeit zu Zeit nur einen der vielen Fäden, die mich unendlich durchs Labyrinth eines Leben führen? Und was wäre, wenn all dieses Denken nur Unsinn ist, Zeitverschwendung? Es fällt mir schwer, unter diesen Bedingungen klar zu sein, und selbst, wenn das Denken in mir etwas vollständig erfaßt zu haben glaubt, stößt dessen Ausführung, die Handlung oft auf Widerstände, sowohl im Außen als auch, und dies ganz besonders heftig, im Innen. Der Umgang mit den äußeren Gegebenheiten erscheint machbar, hat mit alltäglichem und mitmenschlichem zu tun und erscheint zwar nicht immer einfach, aber zur Lösung fähig. Beim Innen allerdings bin ich oft ratlos und furchtsam, entzieht es sich doch meist meiner Erkenntnis im gleichen Rhythmus meiner Annäherung. Kann es möglich sein, daß etwas in mir mir entgegen geht und mich im Zurückweichen lockt, mich ihm folgen läßt, und wenn, wohin wird es mich führen? Bin ich wie der Esel, der einer Möhre nachrennt? Und wenn dies so ist, wer hält mir diese Möhre vor? Ich versuche, weiter folgend, meine neuen, aber nur als jetzig erkannte Vorstellungen von Klarheit in mein Denken und meine Handlungen einfließen zu lassen, und doch, trotz dieses Wissens, nach manchem Wort und nach mancher Handlung bin ich noch immer entsetzt über diese Unvollständigkeit einer Vorstellung, die noch eine Minute vorher vollkommen klar erschien. Ich fühle mich erinnert an den Mythos des Sysiphus. Ich habe doch erkannt, was mich quält, ich weiß darüber und könnte dieses Wissen auch nutzen, mich befreien, und doch gelingt es mir nicht! Es ist schwer, aufrichtig und ehrlich zu sein, wenn die Bedingungen und die Definitionen von Aufrichtigkeit und Ehre, die erkannt werden können, ständig im Fluß begriffen zu sein scheinen, sich schon geändert haben werden, bevor der darauf sich berufende Gedanke sich manifestieren konnte. Worauf ist Verlaß in dieser Welt, worauf kann ich mein Denken und Handeln gründen? Sollte wirklich das einzige, was ewig unverändert bleibt, der Wandel sein? Ist Wandel das Fundament des Erkennens? Dieses Fundament gleicht dann aber mehr einem Floß, daß drehend und schlingernd auf wildem Wasser vorwärts treibt und dessen Steuermann fest schläft. Die Bereitschaft zur Akzeptanz unveränderlicher Dinge, wie sie die Vergangenheit erzeugt, ist in mir nicht immer gegeben. Ich suche oft nach der Sicherheit eines Planes, nach dem einen Moment der Ruhe, der mich nicht fortwährend in einer ”Hab-Acht-Haltung” festlegt. Die Zukunft ist und bleibt doch ungewiß, warum also ihr vorgreifen? Trotzdem projiziert dieselbe Vergangenheit ihre Bilder fortwährend in diese mich beängstigende Zukunft. Und obwohl ich weiß, das jede Möglichkeit der Einwirkung fehlt, die Vergangenheit endgültig vergangen ist, und obwohl ich weiß, daß nachträgliche Rechtfertigung die Lage meist nur verschlimmert, nimmt der Strom dieser Gedanken immer wieder sein verzehrendes Wirken auf. Meine einzige Zuflucht ist dann die Stille, und nur hier bin ich fähig, diese Ketten zu zerbrechen. Meist nur für einen Augenblick verebbt dann der unselige Strom, und an seine Stelle tritt eine Kraft, die ich weder fühlen noch beschreiben, deren Wirkung ich aber lange verfolgen kann. Jeder dieser Momente erscheint vollkommen. Sie geben mir den Mut und die Zuversicht, lassen mich die Schmerzen der Wechselhaftigkeit ertragen. Aber was sind sie wirklich, diese Momente? Ist diese Kraft aus dem Nichts bereits das, was die Welt lenkt? Entspringen aus ihr etwa nur die guten Dinge, die überall verehrt und hochgehalten werden? Oder ist sogar alles, gut und nicht-gut, groß und klein, heilig und trivial, eine Manifestation ihres Wesens? Und wenn dies so wäre, warum dann diese Heimlichkeit, warum zeigt sie nicht ihr wahres Wesen? Ich weiß wieder etwas nicht, und in jeder Minute meines Nachsinnens verliere ich ein Stück meines so sicher geglaubten Wissens mehr. Ich versuche meist, tolerant zu sein, Menschen und Situationen so anzunehmen, wie ich sie antreffe. Und doch läßt das Wissen um den ewigen Wechsel spontanes nicht immer zu, durchkaut und verformt es manche Eingebung bis zur Unkenntlichkeit. Der häufige Versuch, etwas zu sagen, was nach dem Verklingen der Worte noch immer gültig ist, erscheint lächerlich. Und ich weiß nicht, wie ich mit diesem Mangel leben kann, ohne die Weitsicht und die Verantwortung, die Zuneigung und ”das gute Wollen”, das mir innewohnt, zu beeinträchtigen. Ich verliere mich und komme ständig zu spät. Auch das Mitfühlen leidet unter diesem Verlieren. Ich entwerfe Lösungen und Systeme dort, wo ein einfaches Wort genügen würde, setze mein ”Ich” dort ein, wo nur ”Sein” gefragt ist. Und ein Gefühl, zu spät geäußert, wirkt meist verheerender als der Sturm der Spontaneität. Das letztere zerstört oft, läßt aber auch vieles unberührt, um im Schluß alle befreit aufatmen zu lassen; während ersteres sich in der Leere verliert, nichts schafft und nichts zurückläßt. Wo immer ich gehe, wo immer ich stehe, die Seiten der Medaillen meiner Einsicht stehen Rücken an Rücken, und soviel Mühe ich mir auch gebe, ich kann weder die richtige Seite finden noch die Mitte entdecken, in der der Widerspruch verschwimmt. Ganz gleich, ob spontan oder überlegt, die Ungewißheit des Wissens bleibt und manifestiert ihr zerstörendes Wesen bereits im Moment der Entscheidung. Ist dass das, was man Leben nennt? Ist das gemeint, wenn seit alters her von ”werden und vergehen” geschrieben und gesprochen wurde? Die Anmut der Jugend liegt schon lange hinter mir, und diese Lücke, die vom Rat der Jahre erfüllt sein sollte, erscheint mir bedenklich leer. Das ”angekommen-sein” wird langsam, aber stetig vom ”gehen-müssen” überrollt. Und an manchen, gar stillen Tagen höre ich bereits in der Ferne die Brandung rauschen, die mich einst heimholen wird. Ich möchte gerne wissen vor diesem Tag, wohin die letzte Reise geht, aber trotz der Wichtigkeit dieses Wollens soll auch mein Leben, dieses Leben gelebt sein, kann ich dieses Wissen nur im Leben finden, darf ich dieses nicht vernachlässigen. Ist Wissen denn nur möglich im Wissen des ”Nicht-Wissen-Könnens”? Ich finde immerfort nur neue Fragen und nicht eine Antwort, die mich tröstet. Ist dieses Fragen-Müssen so nicht richtig? Sollte ich besser erst an diesem arbeiten, statt nach Antworten zu suchen? Wenn die Frage schon fraglich ist, wie wird dann erst die Antwort sein? Ich soll die Stärke meiner Seele nähren, und ich frage mich oft, womit? Ich soll Liebe in die Welt hinaus entsenden, und ich frage mich, was dieses Wort eigentlich bedeutet und wie dieses vor sich gehen soll. Ich soll den Frieden zu erhalten suchen, und doch ist oft mein Friede nicht der meines Nächsten. Soll ich weiterhin dem allem folgen, auch wenn es mich hinterfragen läßt, also aktiv in die Welt hinausstürmen; oder sollte ich mich besser zurückhalten, die Stille suchen; oder kann ich gar beides Tun zur gleichen Zeit? Fragen, nichts als Fragen! Die Geschäftigkeit des Alltags ermüdet mich, und wo ich alle meine Kraft aufwenden müßte, um meine Antwort, in Bescheidenheit eine einzige nur aus unendlicher Zahl, zu finden, erreiche ich die Stunden der Muße, in der ein Finden mir erst möglich erscheint, erst dann, wenn die Kraft in mir stagniert. Viele Lösungen, die mir bisher einfielen in meiner Zeit, stellten die Wahrheit nicht dar, nein, sie verstellten nur den einen Zugang, um einen anderen zu öffnen, verlagerten nur das Problem. Alle Möglichkeiten scheinen permanent erschöpft zu sein. Soll ich aufgeben? Können wir sie überhaupt finden, diese eine bescheidene Antwort auf diese eine Frage? Gibt es sie, diese Frage, die sich beantworten läßt; und wenn ich sie beantworten könnte, würde ich dann verzichten können auf alle anderen? Oder würden sich nur neue Fragen öffnen und mich vor neue Tiefen setzen, würden neue Abgründe sich vor meinen Füßen öffnen. Wäre ich dann nur noch ratloser als zuvor? Ich habe Fragen in mir in unendlicher Zahl, könnte Regale füllen mit ihrer Niederschrift, und ich wünschte, ich könnte nur einen winzigen Notizzettel füllen mit nur einer einzigen Antwort. Und du, lieber Freund, der diese Zeilen ließt, hast du eine Antwort, nur eine einzige, für mich bereit? Es ist dies mein einziger Wunsch, eine Antwort zu finden nur auf eine dieser Fragen. Viele Dinge in dieser Welt erscheinen von Bedeutung, ich will sie alle nicht haben, diese Dinge, sie sind nicht so wichtig; ich will nur eine Antwort auf eine meiner Fragen, nicht mehr, aber auch nicht weniger, vielleicht nicht heute oder morgen, aber bitte noch, bitte, in dieser meiner verbleibenden Zeit! Gajananam (Dhyana Slokas) Schon der Name dieses
Mantras (Dhyana Slokas) spicht die Bedeutung aus, die diese Zeilen haben: Ihre tiefe Symbolik und die Bedeutungen der bildlichen Ausdrücke verweisen auf das Bild der spirituellen Schulung hin, einer Schulung, die alle Aspekte und alle Bereiche des menschlichen Lebens erfaßt und so, in seiner Ganzheit, den Menschen zu erheben vermag. Gajananam Bhutaganadi
Sevitam Ich neige mich
vor den Lotusfüßen Ganeshas, der alle Hindernisse beseitigt. Wir als Schüler nehmen uns die Gestalt Ganeshas zum Vorbild, der durch großen Fleiß, Einsatz und Hingabe die Hindernisse zu brechen wußte, die der spirituellen Entwicklung seines Wesens im Wege standen. Als Kinder des Kosmos (Uma, der Beiname von Durga, representiert die mütterliche kosmische Energie) tragen wir alle Voraussetzungen dazu in uns. Wir stehen zwar im Leben der weltlichen Werte, ihrer Leidenschaft und Gelüste (Wir lieben die süßen Früchte...), aber wir haben unsere Möglichkeiten (die zur Befreiung führen) erkannt und arbeiten in Gemeinschaft mit anderen an deren Verwirklichung. In der Gemeinschaft der Schulung sind wir Dienende gegenüber unseren Lehrern, unseren Mitschülern und der ganzen Welt. In diesem Vers wird das Bild des Wassers abgebildet, des Elementes, das ständig fließt, sich staut und seine Kräfte sammelt, um so jedes Hindernis zu überwinden. Es dringt in die größten Tiefen des Menschseins ein, unterspült und reinigt, füllt und erweicht, und bereitet so den Boden für unser Wachstum. Shadananam Kumkuma Raktavarnam, Ich suche Zuflucht
in Sharavanabhava, der in der Höhle (Guha) meines Herzens wohnt, Tief in meinem Herzen besitze ich sechs Gesichter wie Sharavanabhava (Subramanya) und meine Farbe dort ist ein tiefes Rot. Wir betonen hier in diesem Vers das Bild des Kriegers, der sich im Symbol der roten Farbe eröffnet und sich spiegelt im Bild der Heerscharen, die mit Feuer und Schwert die Feinde bezwingen. Nicht alles auf dem spirituellen Pfad ist leicht. Wir werden Opfer bringen müssen, um die Weisheit und das Wissen, die latent in uns ruhen, zu befreien. Hierzu müssen wir unseren Stolz bezwingen und unsere Begierde, die sich symbolisch im Reiten des Pfaus ausdrückt. Und ein weiteres Bild drängt sich auf, das auch wie eine Warnung wirkt: Die Wirkung des Krieges wirkt wie das des Feuers unwiderruflich, ist der Weg also beschritten und hat der Krieg oder das Feuer seine Wirkung entfaltet, gibt es keine Rückkehr in unser altes Leben. Verbranntes ist verbrannt für alle Zeit. Die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther, die sich erhöhend verbinden zum sechsten, bilden eine Analogie für die sechs Gesichter in diesem Vers. Ya Kundendu Tushara
Hara Dhavala, Möge die
Göttin Saraswati mich beschützen. Auf unserem Weg, der viele Veränderungen beinhaltet und uns neue Perspektiven eröffnet, werden unsere Mauern brechen. Wir werden uns öffnen, aber wir werden auch verletzbarer werden. Daher suchen wir Schutz in den Tugenden der Weisheit, der Kreativität und der Kunst des Lebens (welche von Saraswati verkörpert werden). Wenn wir unsere Reinheit bewahren, unsere Fröhlichkeit und Lebensfreude, werden sich die Kräfte des Kosmos (Brahma, Vishnu und Shiva) nicht gegen uns wenden, sondern uns fördern und tragen (verehren), wir werden Erkenntnis gewinnen und lernen, mit ihnen (den Kräften) zu spielen und sie zu gebrauchen zum Wohle aller Lebewesen. Es werden die Leidenschaften und Widerstände in uns (Faulheit und Trägheit) ihre Macht verlieren, wir werden unseren Weg erkennen und ihn dann Schritt für Schritt verwirklichen. Dieser Vers verkörpert das Element der Luft, das alles durchdringt und jeden Raum ausfüllt, das uns erhebt und in die Weite führt. Om Namah Shivaya
Gurave Verehrung dem
Guru Shiva, der sich in Swami Sivananda maifestiert. Wir sehen unser Ziel wie Swami Sivandanda es uns gelehrt hat, im Zustand des Seins, des Wissens und der Glückseligkeit. Aber wir sind uns bewußt, das dieses nicht unseren weltlichen Vorstellungen und Wünschen entsprechen kann. Das Leben in dieser von uns wahrgenommenen Welt kann nicht für immer friedvoll gestaltet werden. Sat-Chid-Ananda ist mit unserer Lebensgestalt als sterblicher Mensch nicht vereinbar. Daher sind alle Beschreibungen, alle Bilder und Geschichten niemals die Wahrheit an sich, sondern nur Spiegelungen, Simplifizierungen und mit dem Ziel formuliert, uns Mut zu geben und auf den Weg zu führen. Gehen müssen wir diesen Weg allein. Zwar werden wir Hilfe erfahren von allen, die diesen Weg vor uns gingen (Swami Sivananda), aber wir werden auch unsere ganze Kraft und Energie einbringen müssen. Hier ist das Element des Äthers beschrieben, das uns verbinden kann mit der Unendlichkeit und Ewigkeit des Kosmos. Dies in uns zu bilden und voll zu entfalten, ist unsere wichtigste Aufgabe, denn hier liegt unser Schlüssel zur Weisheit. Om Sarva Mangala
Mangalye Verehrung der
dreiäugigen Mutter Narayani. Doch bei allen großen Zielen, bei allen Wegen, die wir beschreiten und allen Opfern und Einsätzen, die wir hierfür aufbringen müssen, leben wir auf und in dieser Welt. Auch diesem Aspekt unseres Seins müssen wir Rechnung tragen. Nicht all unsere Wünsche sind schlecht, nicht alle Begierden sind unrein. Wir sind Menschen und unsere Aufgabe schließt die Erfahrung der Schatten des Menschseins mit ein. Wenn wir uns erheben wollen aus der Dunkelheit, so können wir dies nicht nur mit einem Teil unseres Wesens, sondern uns erheben und aufsteigen können wir nur als Ganzes. Ganz zu werden, heißt alles zu integrieren, Licht und Schatten, Freude und Leid, Leichtigkeit und Schwere, und all dies zu erheben ins Licht der Wahrheit. Hier hat keine Lüge Platz, hier hält sich keine Maske. Und so führen uns diese Verse, die uns erheben wollten über Wasser, Feuer, Luft und Äther zur Glückseligkeit, wieder zurück in unser Sein, zurück ins Hier und Jetzt, zurück zur Erde. Hier in diesem Element beginnt unser Weg, er ist lang, beschwert und mühevoll, aber es lohnt sich, ihn zu gehen. So manche Blume am Wegesrand wird uns dabei den Tag versüßen, so mancher erhabene Ausblick wird uns die Mühe vergelten. Und beginnen werden wir unser Wandern wie anders als mit dem ersten Schritt, das ist im Leben so wie auch in der Schule des Yoga: Wir suchen, erkennen
und realisieren unseren Weg, und wir sprechen es aus: Gajananam... Der
Baum aus dem Gedichtband
"Ein Weiser deine Zügel hält" von Gisela Sievers Der Baum ein Symbol
für Kraft und Leben Indische
Schriften
Theorien der westlichen
Orientalistik Für die Zeit um 2000 v.Chr. werden die Ausgrabungsfunde geringer und schon um 1500 v.Chr. gibt es keine Zeugnisse mehr von der Induskultur. Aus unbekannten Gründen hat sie sich irgendwann aufgelöst, ohne Anzeichen größerer Schlachten oder sonstiger Katastrophen. Eine Theorie westlicher Orientalisten vermutet einen wenig ökologischen Landbau, so daß das Land allmählich ausgelaugt war und die Bewohner die Böden verlassen mußten. Eine zweite Theorie
bezieht sich auf die Einwanderung der Indogermanen um 1500 v.Chr.. Ihre
Bezeichnung als Arier weckt zwar angesichts der weltgeschichtlichen Erfahrungen
im 20. Jahrhundert andere Assoziationen, erscheint jedoch schon in dem
indischen Nationalepos Bhagavad Gita und So wird angenommen,
daß die Arier zwischen 1500 und 1200 v.Chr. erst das Industal eroberten,
dann die Ganges-Tiefebene und schrittweise den nordindischen Subkontinent.
In Südindien dagegen blieben die sogenannten Drawiden. Sie gelten
als Ureinwohner und hatten auch eine eigene Manchmal spricht
man von der indischen Kultur oder dem indischen Volk. Das stimmt ebenso
wenig, wie man von einem europäischen Volk sprechen kann, obgleich
es bis zu einem gewissen Grad in Europa eine einheitliche Kultur gibt.
Aber man kann nicht unbedingt sagen, daß die Spanier, Italiener,
Skandinavier, Russen, Griechen, Deutschen alle gleich seien. Genauso ist
es auch mit der Völkervielfalt in Indien. Klassische indische Theorie Nach klassischer
indischer Chronologie sind die Schriften zu Beginn des Kali Yuga entstanden,
also um 3500 v.Chr.. Die mündliche Überlieferung geht noch erheblich
weiter zurück. Es gibt neuerdings
auch einige Untersuchungen der Veden unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten.
Die Inder sind sehr wissenschaftlich orientiert. Sie haben die Atombombe,
ihre Satelliten kreisen im Weltraum und sie sind in der Computerwissenschaft,
beim Programmieren, an der Weltspitze. Beispielsweise gibt
es eine Analyse des Sternenhimmels zur vedischen Zeit. Der in den Veden
beschriebene Sternenhimmel war ein anderer als der heutige. Da die Erde
leicht schief im Weltraum kreist, verschiebt sich der Sternenhimmel von
der Erde aus gesehen etwa alle 2000 Jahre um 30 Weitere Theorien Es gibt noch eine andere interessante Theorie, die Swami Vishnu gelegentlich erzählt hat. Sie ist in den Schriften erwähnt, es gibt aber dafür – wie für die der westlichen Orientalistik – keine archäologische Beweisführung: Danach wären wir die Nachfahren der Induskultur. Krishnas nordindischer Volksstamm der Yadavas war besonders heldenhaft. Krishna wollte aber nicht in die Politik und die Kämpfe seiner Zeit hineingezogen werden. Deshalb schuf er aus seiner Yoga Maya – seiner Yogakraft – einen Kontinent namens Dvaraka, vor Indien gelegen, auf den er mit seinem Volk auswanderte, um dort ein ideales Staatswesen zu gründen. Aber selbst Krishna ist an den Menschen gescheitert. Er schuf ein gut funktionierendes Wirtschaftssystem, so daß es allen gut ging. Aber wie es so ist, wenn es einem Menschen sehr gut geht, der Schritt zu Korruption und Materialismus ist nicht weit. Daher bestimmte Krishna, daß der Kontinent nach seinem Tod untergehen solle und beauftragte seinen Schüler Arjuna, die Yadavas alsbald nördlich der großen Schneeberge zu führen. Und so geschah es. Krishna starb; damit
begann das Kali Yuga; Arjuna ging nach Dvaraka, erfüllte Krishnas
Wunsch und zog mit den Yadavas – zumindest mit denen, die ihm glaubten,
was nicht die Mehrheit war –, nördlich Schließlich
gibt es noch die Theorien, wonach die gesamte irdische Zivilisation nicht
hier begonnen hat, sondern auf anderen Planeten. Und wenn man die Bücher
von Däniken liest oder die indischen Schriften oder die Bibel, dann
spricht durchaus einiges dafür. Man findet sehr oft Hinweise auf fliegende
Gefährte, zum Beispiel im Ramayana. Dort werden Flugzeuge beschrieben,
die großen Lärm machen, Feuer speien, und bei einer bestimmten
Geschwindigkeit – wie beim Durchbrechen der Schallmauer – gibt es einen
fruchtbaren Knall. Manche fliegen nur durch die Kraft der Gedanken und
sind noch erheblich schneller. Sie fliegen zu anderen Planeten und kehren
zurück. Hier eröffnet sich ein Gebiet wilder Ausführungen. Swami Vishnu hat
sich dazu nicht umfassend geäußert, aber er sagte, wir seien
nicht die erste Raumfahrtkultur, und die Zivilisation habe nicht auf der
Erde angefangen, denn die Zeit seit der Entstehung des Lebens auf der Erde
sei zu kurz gewesen, um sich so schnell so weit zu verändern und Über die Kastenentstehung gibt es noch eine andere Lehre, wonach die Kasteneinteilung nicht durch Religionszuhörigkeit, sondern aus inneren Motiven entsteht. Es gibt die vier Hauptwünsche des Menschen:
Und anders als bei
uns im Westen ist es nicht so, daß man mehr Rechte hat, je höher
die Schicht, und Einteilung der indischen Schriften Als die Menschen ursprünglich die Schriften schufen, haben sie sich natürlich nicht an irgendwelchen Kriterien orientiert. Alle Einteilungen sind erst nachträglich entstanden, als man eine logische Aufgliederungen der Schriften plante. Die Einteilungen sind auch in verschiedenen Schulen unterschiedlich. Die indischen Hauptschriften gliedern sich in vier Teile:
Sie sind die ältesten,
ursprünglichen indischen Schriften. Veda heißt
Wissen – Wissen, das den Rishis, den Sehern, enthüllt, offenbart worden
ist. Es heißt, das gesamte Wissen der Menschheit sei in den Veden
enthalten. Brahma, der Schöpfer, soll vor der Erschaffung der Welt
erst die Veden geschaffen haben. Natürlich hat er sie nicht zuerst
aufgeschrieben – wo und wie hätte er sie auch aufschreiben sollen!
– aber Veda als das Wissen um die Gesetze des Universums braucht man zuerst,
um anschließend die Welt zu erschaffen. Und aus welchem Material
hat er sie geschaffen? Er hat Tapas (Askese) geübt, daraus Energie
gewonnen und mit dieser Energie und seinen Gedanken die Welt geschaffen.
Das ist einer der vielen Schöpfungsmythen, die man in Indien findet.
Jeder dieser vier Hauptveden besteht wiederum aus vier Teilen:
-Die Aranyakas geben Erklärungen und Erläuterungen dazu. -Die Brahmanas beschreiben die rituelle Anwendung und die genaue Ausführung der Rituale. Alle drei zusammen bilden den Karma-Kanda-Teil der Veden, der sich mit Ritualen beschäftigt. - Die Upanishaden bilden den Jnana Kanda, den Teil, bei dem es um Wissen und Weisheit geht. Sie stellen den metaphysischen, philosophischen Abschnitt der Veden dar, in dem grundlegende Fragen behandelt werden wie "Wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich, was ist der Sinn des Ganzen, wie erlange ich Befreiung?". Sie sind der für den Yoga wichtigste Teil mit den Grundlagen des Jnana Yoga.
Man nimmt an, daß die Smritis um 1200 bis 500 v.Chr. geschrieben wurden. Allerdings differieren die Zeitangaben in Büchern und Artikeln über Orientalistik um ein paar Jahrhunderte. Smriti heißt
wörtlich 'Erinnerung'. Die Smritis sind die Gesetzbücher, die
Umsetzung der Shrutis, der Weisheit der Veden, in Regeln und Gesetze und
deren Anwendung im täglichen Leben. Shrutis sind die ewige Wahrheit,
das, was immer bleibt; Smritis sind veränderlich. Es gibt sehr viele
verschiedene Smritis. Sie ändern sich auch je nach den gesellschaftlichen,
wirtschaftlichen, kulturellen Umständen der Zeit. Ursprünglich
waren es sehr hilfreiche gesellschaftliche Regeln für das Zusammenleben
von Menschen aus verschiedenen Kulturen, Religionen, Kasten, Generationen.
Im Laufe der Zeit sind sie immer mehr verkrustet und es gab mehr und mehr
Vorschriften. Ähnliches erleben wir ja auch bei Die großen
Yogis der Gegenwart sagen, es müsse einen neuen Manu geben, also einen
neuen Gesetzgeber, der Regeln vorgibt, wie man diese klassische Spiritualität
in das praktische Leben integrieren kann, wie eine ideale Gesellschaft
beschaffen sein müßte, die religiös, spirituell, orientiert Die alten Smritis,
in denen zum Beispiel die vier Ashramas (Lebensstadien) und die vier Varnas
(Kasten) idealtypisch beschrieben sind, sind durchaus kunstvoll und faszinierend. Letztendlich muß jeder für sich zu einer Entscheidung kommen, wo er keine Kompromisse machen darf und wo Kompromisse nötig sind, um die Prinzipien im praktischen Leben überhaupt umsetzen zu können. Also Shruti, die hohe Wahrheit und Smriti, die praktische Umsetzung. Die Puranas und Itihasas Die Puranas sind
Göttergeschichten. Die Itihasas sind die sogenannten Heldenepen, wo
zwar auch Götter eine Rolle spielen, es aber in der Hauptsache um
Menschen geht, ähnlich wie in den griechischen Götter- und Heldensagen:
Im ersten Teil spielen die Götter die Hauptrolle, im späteren
Teil, in der Odyssee und Äneis, die Menschen. Puranas und Itihasas
waren für das "gemeine Volk" bestimmt. Die Shrutis und Smritis waren
den Brahmanen vorbehalten, die zwölf Jahre studiert hatten. Ähnlich
wie das BGB und das HGB mehr für die Juristen ist, und gleichfalls
die Straßenverkehrsordnung, während das "gewöhnliche Volk"
im So ähnlich muß man es hier auch sehen. Puranas und Itihasas erklären die spirituellen Prinzipien auf einfache Weise. Denn die Menschen haben immer schon lieber Romane gelesen als philosophische Abhandlungen und sehen heute lieber Liebesfilme und Krimis als Videos über spirituelle Themen oder absolute Wahrheiten. Die zwei Dinge, die den Menschen schon immer am meisten fasziniert haben, sind Sex und Gewalt, Liebe und Krieg. Daher sind die Puranas und Itihasas voll von Liebesgeschichten, kriegerischen Eroberungen und menschlichen Dramen. Aber dazwischen ist die spirituelle Botschaft verpackt. Ab und zu trifft jemand einen Weisen, fragt ihn etwas und der Weise antwortet. Die Erzählung darf dann zwar nicht zu lange dauern, sonst schalten die Menschen wieder ab, aber es kann wie in der Bhagavad Gita durchaus achthundert Verse umfassen. Die Bhagavad Gita ist ja Teil der Itihasas. Nach der Theorie
westlicher Orientalisten sollen die Puranas und Itihasas ein paar hundert
Jahre vor Christus geschrieben worden sein, wobei schon das drawidische
Gedankengut eingeflossen ist, so daß die alten vedischen Götter
wie Indra, Varuna und Agni nicht mehr zentral waren. Man hat sie Seit dieser Zeit kann man in Indien hauptsächlich drei religiöse Strömungen unterscheiden. Wie im Christentum die Hauptströmungen Katholizismus, Orthodoxie und Protestantismus, gibt es im Hinduismus mehrere religiöse Hauptrichtungen:
Innerhalb dieser Richtungen gibt es jeweils noch zahlreiche Untergliederungen. Manche Shaktas verehren Durga besonders oder Lakshmi oder Kali. Aber mehr oder weniger werden alle miteinander gleichgesetzt; es sind einfach Manifestationen der gleichen Shakti. Auch manche Puranas sind mehr auf einen Aspekt der Gottheit ausgerichtet. Es gibt zum Beispiel Shiva Puranas, Vishnu Puranas (die Bhagavatapurana, kurz Bhagavatam genannt) und die Shakti Puranas. Alle Unterströmungen haben ihre eigene Kultur, Riten, Religionen, Tempel und so weiter. Letztlich kann man
sagen, dem indischen Kastenwesen liegt eine multikulturelle Gesellschaft
zugrunde, wobei jede Kaste ihre eigene Weise der Verehrung hat. Jede Kaste
organisiert sich selbst, regiert sich selbst, und das in ganz unterschiedlicher
Weise. Manche sind demokratisch, bei manchen ist die Herrschaft über
die Gemeinschaft eher erblich, bei anderen durch Los bestimmt. Wir kennen
im Westen oft nur die vier Hauptkasten: Yoga war in Indien
immer religionsübergreifend. Yoga ist die Mystik hinter der Religion,
wenn man das Göttliche nicht nur glauben, sondern wirklich erfahren
will. Man geht nicht nur einfach in den Tempel, nimmt das Prasad oder macht
ein paar Riten, um etwas Bestimmtes zu bekommen, so wie Solche Dinge sind auch in Indien üblich. Aber Yoga umfaßt eben die Techniken in all diesen verschiedenen Traditionen, die dazu verhelfen wollen, das Göttliche selbst direkt zu erfahren und zu einer authentischen spirituellen Entwicklung zu kommen. Die vier orthodoxen Hauptschriften – die Veden bzw. Shrutis, Smritis, Puranas und Itihasas – werden von allen Hindus als Autorität anerkannt. Für den Yoga von besonderer Bedeutung sind die Upanishaden, die Quintessenz der Veden, und von den Itihasas die Bhagavad Gita als Teil des Mahabharata. Daneben gibt es zahlreiche spätere, nicht-orthodoxe Schriften, die sich jeweils nur auf ein Teilgebiet oder eine bestimmte Glaubensrichtung beziehen und nicht von allen Hindus anerkannt werden. Dazu gehören zum Beispiel die Sutras. Eine Sutra ist ein Leitfaden und die kürzeste Weise, etwas auszudrücken, während Puranas und Itihasas die längstmögliche Weise sind, etwas auszudrücken. Das Mahabharata ist bis heute das längste Epos der Weltliteratur. Alle deutschen oder englischen Ausgaben sind nur Zusammenfassungen. Das Original ist für unseren heutigen schnellebigen Geist auch etwas zu langatmig. Für den Yoga von größter Bedeutung sind Yoga Sutras von Patanjali über den Raja Yoga und die Brahma Sutras über das Jnana Yoga. Daneben gibt es noch sehr viel mehr Sutras über verschiedenste Bereiche. Agamas und Tantras Das Wort Tantra hat
eine vielfältige Bedeutung. Zum einen bezeichnet Tantra neben Shaivismus
und Vaishnavismus eine der drei Hauptreligionsrichtungen Indiens. Zum zweiten
ist Tantra ein bestimmtes Philosophiesystem, nämlich die Shiva-Shakti-Philosophie.
Und zum dritten ist Tantra der Name für einen bestimmten Schrifttyp,
die Agamas, die jeweils nur einer Tradition zugeordnet sind. Es gibt Vishnu
Agamas, Shiva Agamas und Shakti Agamas, wobei die Shakti Agamas als Tantra
bezeichnet werden. Hatha Yoga Schriften Es gibt vier Hauptschriften des Hatha Yoga:
Lichtgedanken "Meine Gedichte sind
Versuche, das Unsagbare einzufangen. Es sind Schwingungen, die sich mir
offenbaren und denen ich eine Wortgestalt gebe. Ich suche Kontakte, um
zu erfahren, was diese Aussage im Leser anrührt, welche Gedankenverbindungen
bei ihm aufsteigen, wenn er sich mit dem Gesagten auseinandersetzt" Kindheit
Weben YGGDRASIL DER SIEBENTE TAG SPRICH ES AUS (Zwei Wochen in einem buddhistischen Retreat)
Im Juli 2000 besuchte ich zwei Wochen ein Retreat in Südwestfrankreich, geleitet von dem vietnamesischem, buddhistischen Mönch Thich Nhat Hanh. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit (über 40 Bücher in Englisch, viele davon ins Deutsche und andere Sprachen übersetzt) engagiert er sich in der Friedensarbeit, Flüchtlingsbetreuung und in der sozialen Betreuung von vietnamesischen Kindern. In Europa und Nordamerika gibt er regelmäßig meditative Seminare des Rückzugs, der Besinnung und des achtsamen Lebens. Hier vermittelt er u.a. die kleinen Schritte der Bewußtseinserweiterung, des Innehaltens und der Achtsamkeit im Alltag auf klare und pragmatische Weise. In meinem folgenden Reisebericht habe ich meine Erlebnisse und Erfahrungen während dieser zwei Wochen niedergeschrieben. ANREISETAG Im strömenden Regen stehe ich am Bahnhof von St.-Foie de Grande in Südwestfrankreich und warte auf den Shuttle-Bus, der mich nach Plum Village bringen soll, dem Ort, wo ich die nächsten vierzehn Tage Achtsamkeit praktizieren und in das meditative Leben eintauchen möchte. Im Augenblick starre ich allerdings etwas zweifelnd in den kalten Regen und frage mich, warum ich hier bin. Gut, daß ich kurzfristig noch ein Bett gebucht habe, Zelten wäre im Moment eine mehr als naßkalte Angelegenheit! Als jedoch die Autos vorfahren und Nonnen mit freundlichen Gesichtern uns begrüßen (es haben sich mittlerweile mehrere Personen versammelt), vergeht die trübe Stimmung. Auf der Fahrt komme ich mit einer Amerikanerin ins Gespräch und fühle mich gleich besser. Nach ca. 45 Minuten sind wir in Lower Hamlet angekommen Es gibt vier sog. Hamlets in Plum Village, die einige Kilometer voneinander entfernt sind. Männer und Frauen sind getrennt untergebracht (außer Paare und Familien). Wir Frauen wohnen in Lower Hamlet, die Männer in Upper Hamlet, Familien und Paare sind auf alle Hamlets verteilt. Bei der Anmeldung erklärt mir eine Nonne den Weg zu meinem Zimmer. Als das Telefon klingelt, hält sie kurz inne und schließt für einen Moment die Augen. Auf meinen neugierigen Blick erklärt sie mir, daß bei jedem Läuten, ob Glocke oder Telefon, alle in ihrer Arbeit innehalten, drei Atemzüge lang. Und das wird mich die nächsten vierzehn Tage begleiten. Sobald eine Glocke angeschlagen wird (oder eingeladen, wie man hier sagt), halten alle inne, egal, ob sie gehen, kochen, sprechen oder essen und atmen dreimal, um sich des Augenblicks bewußt zu werden. Am Anfang etwas ungewohnt, und ich ertappe mich oft dabei, daß ich einfach weitergehe oder esse, aber ich gewöhne mich daran und es gefällt mir. Eine gute Möglichkeit, kurz zu sich zu kommen und Ruhe zu finden. Ich beziehe mein Zimmer, das ich mit vier anderen Frauen teile, schlucke kurz bei der Enge, aber auch das spielt schnell keine Rolle mehr. Nach dem Abendessen gibt es eine allgemeine Einführung, in der ich erfahre, was mich die nächsten Tage erwartet. Die leise Skepsis schleicht sich bei mir wieder ein, als ich das Tagesprogramm studiere. Der Tag ist gefüllt, das steht fest. Um 5.00 Uhr (!) weckt die Glocke, 5.00-5.30 Sitzmediation, danach ca. 15 Minuten Gehmeditation. 6.30 Uhr Frühstück, 8.30 -11.00 Uhr Dharma Talk (Vorträge von Thich Nhat Hanh in einem der Hamlets), danach Gehmeditation, 13.00 Uhr Mittagessen, von 15.-16.30 Uhr Arbeitsmeditation, 16.30-18.00 Uhr diverse Programme, 18.00-19.00 Uhr Abendessen, 19.45-21.15 Uhr Dharma Diskussion in der Gruppe, 21.30-22.00 Uhr Sitzmeditation, 22.30 Uhr Lichter aus. Ab 21.30 Uhr bis nach dem Frühstück wird nicht gesprochen (Noble Silence). Etwas erschlagen und mit der Frage, wo Zeit für mich ist, gehe ich schlafen. 1. TAG Um 6.00 Uhr werde ich von den Geräuschen meiner Mitbewohnerinnen geweckt und stelle fest, daß ich total verschlafen habe, keine Glocke gehört, Wecker falsch gestellt. Nicht weiter schlimm, sage ich mir, es wird noch genug Gelegenheit zum Meditieren geben. Nach dem Frühstück gehe ich die drei Kilometer zum Upper Hamlet, wo Thây ( der Lehrer, wie Thich Nhat Hanh hier liebevoll genannt wird) heute seinen ersten Vortrag halten wird. Nebelschwaden gehen durch die Täler, die Sonne kommt langsam durch, die frische Luft macht mich munter. Ich freue mich auf ein paar vertraute Gesichter aus meiner Meditationsgruppe in Frankfurt, die in Upper Hamlet wohnen. Als ich ankomme, sind schon alle in der großen Meditationhalle versammelt (zusammen etwa 400 Leute aus allen Ländern) und warten. Thây hält seine Vorträge abwechselnd auf Vietnamesisch, Englisch und Französisch, es wird simultan ins Deutsche und andere Sprachen übersetzt. Kaum habe ich meine Freunde begrüßt, erklingt auch schon die Glocke. Ein kleiner Mann, eingehüllt in einen Anorak, betritt die Halle und geht zu seinem Pult. Ich betrachte neugierig Thây, und fühle sofort, daß eine starke Ausstrahlung von ihm ausgeht. Er begrüßt uns mit Verbeugung, was wir erwidern und beginnt mit seinemVortrag. Er spricht über unsere Schönheit, die wir so oft vergessen, über die Liebe, über Achtsamkeit und über den Wert der Meditation. Einfache Sätze mit großer Wirkung. Ich muß ihn immer wieder anschauen, seine Augen strahlen ein helles Licht aus. Er ist so einfach und klar, daß es einfach Spaß macht, ihm zuzuhören. Die ersten dreißig Minuten spricht er für die Kinder, die die vordersten Reihen belegen, um in seiner Nähe zu sein. Daß er Kinder liebt, ist mir die ganze Zeit über aufgefallen, egal ob bei den Vorträgen, beim Fragenstellen oder bei der Gehmeditation, die Kinder waren immer an erster Stelle. Nach dem Vortrag
gibt es eine Gehmeditation von ca. 30 Minuten, Thay vorneweg mit Kindern
an der Hand. Sehr beeindruckt von der friedlichen Atmosphäre lasse
ich mich auf mein Gehen ein, langsam und achtsam, jeder Schritt eine bewußte
Handlung. Am Abend lerne ich dann meine „Familie“ kennen. Man ist in sog. Familien oder Gruppen aufgeteilt, mit denen man seine Erfahrungen teilt, zusammen ißt und über die Vorträge und alles, was einen bewegt, sprechen kann. Vorstellungsrunde: Neun Frauen aus sechs verschiedenen Ländern, neugierig mustern wir uns. Unsere beiden Sisters (Nonnen aus Lower Hamlet, die unsere Gruppe anleiten) erklären uns, daß wir nun die Woche zusammen arbeiten, essen und diskutieren werden. Ich beäuge „unsere“ Nonnen, sie kommen mir so jung vor. Das Wetter wird schön!
Wir machen uns auf zur Vollmondmeditation, sitzen auf einer großen
Terasse und betrachten eine Stunde schweigend und meditierend den Mond.
Es ist so hell, daß man weit ins Land schauen kann, ein Mönch
spielt Flöte, es ist unglaublich friedlich. 2. TAG Es wird warm und schön! Ich beschließe, doch in mein Zelt umzuziehen, so daß ich auch mal ein bißchen alleine sein kann. Ich habe die Morgenmeditation schon wieder verschlafen. Aber hier ist keiner streng, alles ist freiwillig und ich weiß, ab morgen bin ich dabei. Um 7.30 Uhr werden wir mit Bussen abgeholt und zum 13 km entfernten New Hamlet gebracht, wo Thay heute seinen Vortrag hält. Diesmal spricht er über die Samen, die jeder Mensch in sich hat, positive und negative. Der Mensch entwickelt sich, wie seine Samen gewässert werden. Samen des Ärgers und der Eifersucht z.B. entstehen, wenn diese durch andere Personen gewässert werden, umgekehrt entwickeln sich die positiven Samen wie Liebe und Glück! Seine Botschaft: „Laß nicht zu, daß jemand Deine negativen Samen wässert, erlaube es niemandem!“ Seine Aussagen und Bilder sind wieder so verblüffend einfach und klar, daß ich meinen „bewässerten“ Geist praktisch vor meinen Augen sehe. Ich gebe hier nur kurze Eindrücke wieder, wer mehr über die Inhalte der Dharmavorträge wissen möchte, siehe bitte Literaturliste am Ende. Nach der Rückfahrt
und dem Mittagessen gibt es die sog. working meditation, im Ashram bestens
als KarmaYoga bekannt. Meine Familie ist für die Meditationshalle
zuständig, wir fegen, putzen, gießen Blumen, klopfen Matten
aus usw., alles mit Bewußtsein und Acht-samkeit. In Plum Village
wird jede Tätigkeit als Meditation verstanden, nicht nur das Sitzen.
Arbeiten, essen, gehen, aufs Klo gehen, Zähneputzen, alles ist eine
meditative Handlung voller Achtsamkeit, jeden Moment Bewußtsein.
Daß jede Aktion langsam und bewußt ausgeführt wird, ist
für eine „schnelle“ Frau wie mich eine echte Herausforderung. Hausarbeit
normalerweise so schnell wie möglich, essen zack, zack, bloß
nicht so lange trödeln, hier ist alles anders. Die ersten 15 Minuten
des Essens werden nicht gesprochen, sondern jeder Bissen bewußt wahrgenommen,
im Bewußtsein darüber, wie viele Hände Arbeit nötig
sind, bis das Essen auf meinem Teller landet. Das ganze Universum ist hier
vereint, die Sonne, der Regen, die Arbeit, alle Elemente dieser Erde. Ich
beginne, mein Essen mit anderen Sinnen wahrzunehmen. Nach der Sitzmeditation krieche ich in mein Zelt, lausche noch etwas in die Nacht und bin eingeschlafen. 3. TAG Heute ist Lazy Day!
Das heißt, es ist kein Programm, Frühstück erst um 8.00
Uhr und erst abends werden wir uns wieder treffen. Am Ende der Woche
gibt es die Möglichkeit, in einer Zeremonie diese Übungen „anzunehmen“.
d.h. sich vorzunehmen, sie ins Leben und in den Alltag zu integrieren und
so seine Lebens- und Denkweisen genauer zu verstehen. Viele schrecken erst
mal davor zurück, da sie fürchten zu „versagen“ oder „die Regeln
zu brechen“. Ich verstehe die Übungen nicht als Regeln, sondern als
eine Art der Bewußtseinswerdung. Je länger ich mich damit beschäftige,
muß ich feststellen, daß sie sehr den Yamas und Niyamas ähneln.
Überhaupt sehe ich in dieser Zeit viele Parallelen zur Vedantaphilosophie,
allerdings oft auch Differenzen wie z.B. in der Reinkarnationstheorie.
Dennoch sehe ich eine gute Möglichkeit, die Fünf-Achtsamkeits-Übungen
in mein Yogaleben zu integrieren und es zu bereichern. Ich beschließe,
sie in der zweiten Woche anzunehmen. 4. UND 5. TAG Mittlerweile schaffe
ich es fast problemlos zur Morgenmeditation, manchmal laufe ich danach
ein bißchen in den Sonnenaufgang. Wieso geht das hier so leicht,
zu Hause würde ich jeden, der mich auffordert, um 6.00 Uhr zu joggen,
für verrückt erklären. 6. TAG Ich bin schlecht
drauf. Habe Alpträume gehabt, nachts gefroren. Irgendwas ist los mit
mir, der Aufenthalt zeigt therapeutische Wirkung. Lustlos gehe ich zum
Vortrag. Abends in der Runde
praktizieren wir das sog. „Beginning Anew“. Das bedeutet, daß alles,
was sich in der Woche aufgestaut hat, Schönes und weniger Schönes,
besonders innerhalb der Familie, angesprochen wird. Thây empfiehlt
es besonders Familien und Paaren, regelmäßig einmal die Woche.
Ich finde, eine gute Idee, um die Dinge konkret und klar anzusprechen und
keine Probleme „unter den Teppich zu kehren“, wie es in unserer „sprachlosen“
Gesellschaft meist üblich ist. Ich bin erstaunt, wie ich von den Frauen
in der Woche wahrgenommen werde und ich freue mich sehr über die Offenheit.
Die trübe Stimmung vom Morgen ist verschwunden. 7. - 14. TAG Die zweite Woche ähnelt vom Programm her der ersten. Thâys Vorträge handeln von falschen Wahrnehmungen, denen wir oft ausgesetzt sind, von der Frage: Wer bin ich?, von Reinkarnation, vom Sein und Nichtsein. Vieles wiederholt sich, aber das macht nichts, ich kann es immer wieder hören und es festigt das Aufgenommene der ersten Woche. Ich stelle fest, daß ich langsamer geworden bin, die Hektik aus meinem Tag genommen habe. Ich esse bewußter, spreche bewußter und achte bewußter auf die „kleinen“ Dinge des Lebens, ein Spinnennetz, auf dem sich Tau bildet, die Formen der Wolken am Himmel, das Heranreifen der Pflaumen. Ich fühle mich etwas wie diese Pflaumen, am Anfang des Retreats noch grün und hart, jetzt sonnengereift und weich. Es gibt aber auch Tage, wo mich das ewige Anhalten beim Glockenklang nervt, ich mal wieder allein sein will, mich durch unachtsames Verhalten verletzt fühle. Aber warum sollte es hier anders sein als „draußen“, schließlich praktiziere ich ja für mein Alltagsleben, also auch die nicht so angenehmen Augenblicke anzunehmen und zu akzeptieren. Die letzten vierzehn Tage waren eine Bereicherung meines Lebens, ich glaube, mich wieder ein bißchen besser kennengelernt zu haben. Ich habe neue Freundschaften geschlossen und meine Langsamkeit entdeckt, in mein Herz geschaut und bin ein Stück weiter auf meinem Weg gegangen. Jetzt sitze ich hier
am Atlantik und schreibe diesen Bericht. Ich bin noch sehr oft im Augenblick
und hoffe, daß ich das weiterhin praktizieren werde. Aber allein
ist es oft schwierig, man braucht Gleichgesinnte, wie beim Yoga, um gemeinsam
zu praktizieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Thây nennt
das eine Sangha (Gemeinschaft). Und während ich auf das Meer schaue,
hoffe ich, irgendwann meine Sangha zu finden. Anhang: Zentrum von Thich
Nhat Hanh: Literaturbeispiele: Das Herz von Buddhas
Lehre Wunder
gibt es nicht Nur tiefer Glaube,
innige Gebete in Erfüllung geh‘n, Der
Lotussitz - Padmasana Der Lotussitz ist eine der nutzvollsten und wichtigsten Asana. Er ist die bevorzugte Haltung für die Meditation und die Atemübungen des Pranayama. Das Einnehmen dieser Haltung erfordert eine hohe Beweglichkeit im Hüftbereich und kann daher nur Übenden eingenommen werden, die regelmäßig und intensiv praktizieren. Die Hatha Yoga
Pradipika über das Üben in Padmasana: Vorübungen
zur Lotushaltung: Beschreibung der
Übung: Körperliche
Wirkungen: Energetische Wirkungen: Der innere Aufbau: Gegenanzeigen: Das Einüben
der Haltung: Literaturnachweis: Theorie
und Praxis der Meditation (1) Nun betreten wir ein Kapitel, das sich ausschließlich mit der Praxis beschäftigt, während wir uns zuvor mit den theoretischen Grundlagen des Yoga, wie von Patanjali dargelegt, beschäftigt haben. Vielleicht ist der praktische Teil auch der schwierigste Teil der Lehre. Dharana, Dhyana und Samadhi sind die letzten drei Stufen und bilden den Hauptteil des Yoga beim achtfachen Yogapfad. Die vorhergehenden Kapitel sind das Vorspiel zu diesem letzten Sprung, der den Sucher in das Unbekannte führt. Im vorhergehenden Kapitel wurden einige Ideen über Dharana - die Konzentration -, seine Bedeutung und seinen Wert dargelegt. Im Allgemeinen wenden sich die Yogaschüler unter dem Eindruck, daß Yoga Meditation bedeutet, direkt der Meditation zu. Obwohl diese Auffassung richtig ist, so ist es doch ohne eine gute Vorbereitung mit Hilfe verschiedener Yogatechniken, für den Geist ein schwieriger Prozeß. Wenn wir uns zur Konzentration hinsetzen, können wir uns prüfen, wie wir uns dabei fühlen. Fürchten wir uns? Sind wir erschöpft? Möchten wir so schnell wie möglich wieder aufstehen und geht unsere Aufmerksamkeit in irgendeine andere Richtung? Haben wir manchmal das Gefühl, daß die Konzentration oder Meditation schmerzhaft für uns ist, und möchten wir uns so schnell wie möglich wieder davon befreien? Oder sind wir andererseits beglückter, je häufiger und länger wir uns zur Konzentration hinsetzen? Fühlen wir, wenn wir uns nach der Meditation erheben mehr Energie, mehr Zufriedenheit und mehr Verständnis für die Dinge als zuvor? Oder fühlen wir, wenn wir uns erheben, eine Art Niedergeschlagenheit, so als würde unsere Hoffnungslosigkeit bestätigt oder haben wir ein flaues Gefühl? Diese Fragen sollte sich jeder stellen, und die Antworten lassen ihn erkennen, wo man steht. Wähle den Konzentrationspunkt. Yogalehrer können hunderterlei über die Konzentration erzählen. Jeder Yogalehrer wird seine eigene Technik propagieren, - was auch immer er studiert haben mag, oder was auch immer er gehört hat, oder was auch immer er selbst praktiziert. All diese Methoden sind zulässig. Alle Methoden sind gut, vorausgesetzt sie werden mit dem rechten Ernst betrieben. Die Anfangsschwierigkeiten liegen für jeden Yogaschüler in der Wahl des Konzentrationobjektes; dabei geht es um die Frage, ob man ein inneres oder äußeres Objekt wählen sollte? Dies ist schwer zu entscheiden, denn beide Alternativen scheinen richtig zu sein, und der Schüler schwankt zwischen diesen beiden Alternativen. Selbst wenn er sich für das eine oder andere entscheidet, weiß er nicht, was er sich vorstellen soll. Woran denkt der er? Viele antworten dann: "Wenn ich mich konzentriere, denken ich an nichts." Dies ist eine dumme Antwort. Es ist unmöglich, an nichts zu denken, solange man nicht schläft oder sich in einem übernatürlichen Zustand des Bewußtseins oder in einer Versenkung befindet. Ein Anfänger kann sich nicht in einem Zustand befinden, wo der Geist nicht aktiv ist. Es mag aufgrund totaler Versenkung in eine Sache so ausschauen, als gäbe es keine Aktivität. Wenn sich der Geist weit in eine Richtung hineinbewegt, kann es so aussehen, als ob keine Aktivität mehr vorhanden wäre, doch der Geist bleibt aktiv. Um diese Schwierigkeiten
der Auswahl zu vermeiden und nach eigenem Gutdünken zu entscheiden,
wurde immer empfohlen, die Schüler einzuweihen. Einweihung bedeutet,
daß die Schüler mit dem Konzentrationsprozeß und der Beschreibung
des Objektes vertraut gemacht werden, wobei auf kleinere Schwierigkeiten,
die dem Schüler beim Üben auf dem Weg begegnen könnten,
hingewiesen wurde. Besonders bei der traditionellen Mystik bzw. Yoga hat
normalerweise niemand selbständig begonnen. Jeder erhielt eine Vollmacht
oder eine Einweihung von einem Meister. Selbst alle großen Meister
hatten ihren Guru. Die Einweihung auf diesem mystischen Yogapfad, der Meditation,
der Spiritualität oder dem Gottesbewußtsein ist durch einen
Guru erforderlich. Jedes Objekt ist so gut wie das andere, vorausgesetzt
es ist möglich, die Werte zu finden, nach denen wir im Leben suchen.
Das Objekt selbst ist unbedeutend. Was wir in ihm sehen ist wichtig. Das
Visualisieren der Werte in dem Objekt ist als Folge von Bedeutung und nicht
das substantielle Objekt. Was ist in dem Menschen oder in den Dingen dieser
Welt, mit Ausnahme der Bausteine, aus denen die Dinge bestehen, wie Erde,
Luft, Feuer, Wasser und Äther? Der Körper eines jeden Menschen
besteht aus diesen Elementen, und jedes gesegnete Ding besteht ausschließlich
aus diesen Elementen. Doch erkennen wir darüber hinaus keine Unterschiede?
Der eine Mensch hat diesen, der andere jenen Wert. Das eine Ding ist dies,
das andere ist etwas anderes. Wir müssen aus gutem Grund etwas in
den Menschen und Dingen der Welt erkennen. Und das, was wir in den Menschen
und Dingen lesen, hat Konsequenzen für uns und nicht für jene
Menschen oder Dinge. Ansonsten gibt es nichts Wertvolles in dieser Welt,
es sei denn, wir erkennen irgendeinen Wert darin. Das Visualisieren der Werte in den Meditationsobjekten und Objekten der Verehrung. Das Visualisieren der Werte in den Objekten ist ebenfalls schwierig. Wenn wir ein Bildnis, eine Idee oder etwas Körperliches verehren, verlagern wir die gesamte Charakteristik des transzendenten Seins auf dieses Objekt. Verneigen wir uns nicht häufig vor Fotos oder Portraits von Persönlichkeiten, die wir als verehrungswürdig erachten? Was gibt es außer Papier und Tinte in einer Fotografie? Verneigen wir uns nicht vor Papier und Tinte? Nein. Aufgrund unserer Psyche, die etwas Besonderes mit diesem Objekt verbindet, stellen wir zu diesem Foto einen bedeutsamen oder besonderen Zusammenhang her. Dies scheint fremdartig und nur schwer verständlich. Niemand weiß, worin die tiefere Bedeutung bzw. der Wert liegt oder wo es herkommt; ob es von uns selbst ausgeht oder ob es vom Objekt kommt. Man kann nicht sagen, daß es von unserem Kopf ausgeht. Wir verehren nicht irgend etwas in unserem Kopf, denn wir sehen etwas außerhalb. Und doch kann man nicht behaupten, daß es wirklich außerhalb ist. Es findet eine seltsame Vermischung von Werten statt. Religiöse Menschen glauben, daß es mit der Natur des Geistes zu tun hat, mit der Charakteristik ihres Strebens nach Gott. In jeder Religion gibt es bestimmte Vorstellungen, selbst bei denen, wo kein besonderer Wert auf Idole und Bildnisse gelegt wird. Es gibt keine Religionen ohne Idole. Lediglich die Definitionen unterscheiden sich. Einige verehren Steine, andere verehren Bildnisse, Marmorstatuen, Portraits oder gar eine Art von Atmosphäre, die sie physisch erschaffen, wo gebetet und wo jene Atmosphäre als das Idol ihrer Anbetung angesehen wird. Welcher Gestalt das Idol auch immer sein mag, es handelt sich um einen Gedanken, der notwendigerweise aus dem religiösen Streben heraus, die physikalische äußere Atmosphäre überlagert. Auf diese Weise beten wir in den Tempeln, Auditorien, Kirchen oder Moscheen, wo sich unser Geist versammelt, um eine Macht anzurufen, die als Gegenwart gefühlt und damit in das Bildnis, den Gedanken oder das Portrait transferiert wird und dann irgendwie in mysteriöser Weise beseelt, wobei es in der Lage ist, nur durch den Anhänger und niemanden sonst geschätzt zu werden. Wir fangen an, das Durchdringen von irgend etwas Mächtigem in dem Objekt unserer Anbetung zu fühlen. Wir opfern unsere Gebete irgendeinem körperlichen Objekt. Es handelt sich nicht um ein Gebet oder ein Verehren eines Gemäldes im körperlichen Sinne. Es ist eine psychologische Atmosphäre, die wir in uns aktivieren. Oder besser ausgedrückt, es handelt sich um eine spirituelle Atmosphäre, die sich unter bestimmten Bedingungen jenseits unseres psychologischen und logischen Horizontes erhebt. Religion übersteigt die Grenzen des Wissens und der Logik, und sie können nichts darüber mitteilen. Sie können nichts sagen, denn sie liegen außerhalb des religiösen Bereiches. Der religiöse Geist und das Einfließen der Seele in das Absolute. Es gibt etwas im Menschen, das sich den Definitionen von Wissen und Logik widersetzt. Es gibt etwas im Menschen, das ihm sagt, das er mehr als ein Mensch ist, obwohl er sich selbst nur als Mensch betrachtet. Es gibt so eine Ahnung, daß in uns mehr als nur ein Mensch steckt, und dieses Gefühl kommt in einem Zustand intensiven Entzückens an die Oberfläche, was entweder durch große Freude oder Sorge verursacht wird. Heftige Schmerzen und ausgelassene Zufriedenheit durchbrechen die Grenzen unserer Persönlichkeit. Zu diesem Zeitpunkt fühlt man sich weder als Mann noch als Frau. Man ist in dieser Situation jemand, den man nicht beschreiben kann. Dieser Geist, der den Einzelnen manchmal überkommt und die Grenzen durchbricht, ist ein religiöser Geist. Niemand kann Religion definieren. Nur jemand, der religiös ist, weiß was Religion ist. Religion ist weder etwas, was man in einem Buch beschreiben kann, noch ist es etwas, was man in Bibliothek als Information finden wird. Niemand kann weder „Sorgen“ definieren noch Freude beschreiben, es sei denn, er hat es am eigenen Leib erfahren. Seht! So verhält es sich mit diesem religiösen Geist, der die Ursache aller Ursachen ist, der hinter unserer Lebensmühsal steckt, der uns um etwas bemühen läßt, das wir nicht in dieser Welt sehen und doch in allen Formen visualisieren können. Die Menschen beten Bäume, Steine und selbst den Himmel an, der scheinbar leer ist. Sie schauen in die Leere und beten zur großen Allmacht, die sie gegenwärtig fühlen, gleichgültig, ob sie es mit ihren Augen, oder ob sie es mit ihrem normalen Geist wahrnehmen oder nicht. Wenn wir nicht von einem religiösen Geist besessen sind und die Bedeutung von Religion nicht richtig verstehen, wird es für uns unmöglich, Yogakonzentration oder Meditation ernsthaft zu beginnen. Meditation oder Konzentration ist kein Experimentieren mit irgendwelchen Dingen, sondern es ist ein Einfließen der Seele in das Absolute, wobei sie von dem Wert vollkommen überzeugt ist, und darum ist es nicht notwendig, in irgendeiner Form zu experimentieren. Wenn jemand mit Yoga experimentiert, kommt nichts dabei heraus, genauso wenig wie man mit Menschen experimentieren darf, um zu sehen, ob beispielsweise jemand ein guter Freund ist oder nicht. Man wird durch etwas zum Freund, was jenseits unserer normalen mit Wissen behafteten Beobachtungsgaben liegt. Wir werden manchmal direkt zu etwas, zu jemanden hingezogen oder durch Faktoren abgestoßen, die häufig genug jenseits unseres Urteilvermögens liegen. Wir mögen etwas oder mögen plötzlich etwas nicht, nicht weil wir einen logischen Entschluß aufgrund einer gründlichen Analyse gefaßt haben, sondern weil uns etwas beeinflußt, was jenseits dieser Welt ist. Wenn wir wirkliche Yogaschüler sind, wird uns ein derartiger Geist besitzen, besonders dann, wenn wir auf der Stufe von Dharana oder Dhyana sind. Dies sind sehr weit fortgeschrittene Stufen, und wir sollten nicht glauben, daß wir immer bereit dazu sind. Wir müssen die vorhergehenden Yogastufen geradewegs tief durchschreiten und schauen, wo wir uns bezüglich der Anforderungen befinden. Wir haben versucht, etwas über Yama, Niyama und die anderen Stufen zu verstehen, - jene Stufen, die dieser Stufe vorausgehen, über die wir gerade sprechen. Wir sollten nicht glauben, daß alles vorbei ist, und wir hätten all diese Stufen umgangen. Niemand kann sie so einfach umgehen, denn ihre Fangarme können jeden einfangen, gleichgültig welche Größe jemand erreicht haben mag. Niemand hat die Größe, die Welt vollständig zu beherrschen. Darum müssen wir jederzeit wachsam sein, auch wenn wir manchmal glauben, im Yoga ziemlich weit fortgeschritten zu sein, - selbst dann müssen wir wachsam sein und prüfen, ob wir mit beiden Beinen in der Bedeutung der vorhergehenden Stufen fest verwurzelt sind. Wir können alles als unser Konzentrationsobjekt auswählen, denn alle Objekte sind gleich gut, insoweit wie diese Objekte wiederum mit allem verbunden sind. Wenn wir eine Sache kennen, besteht keine Notwendigkeit andere Dinge kennenzulernen. Das ist die Natur. Wenn wir uns in irgend etwas tief versenken, sind wir in die Tiefen aller Dinge gegangen. Wenn wir eine Sache richtig berührt haben, haben wir alle Dinge berührt. Auf diese Weise können wir uns zu unserem Zweck für jede Form entscheiden. Häufig wählen sich die Menschen ein Gottesideal als Konzentrationsobjekt. Dies wird sehr häufig gemacht, obwohl auch andere Menschen ein reine unpersönliche Form, wie eine Flamme, Blume oder ein strahlendes Licht als Objekt nutzen. Der Grund, weshalb die Menschen ein Gottesideal als Konzentrationsobjekt wählen, ist der Glaube an Gott. Wir können uns davon nicht lösen. Auf diese Weise sind wir wohl oder übel davon angezogen, und welche Vorstellung wir auch immer von Allmacht haben, diese Vorstellung wird sich bei Dharana durchsetzen. Welches Gottesideal wir auch immer haben, welche gedankliche Vorstellung wir auch immer damit verbinden, ist richtig. Die Psychologie oder
die Konzentrationslogik läßt sich auf alle Formen anwenden,
ob sie religiös oder nicht religiös ist. Die Schöpferidee
ist der allgemeine Anfangsgedanke in der religiösen Praxis, und wir
können diese Technik insoweit hervorheben, als dies die Vorliebe allen
Denkens bei allen Religionen ist. Wer kann leugnen, daß er sich nicht
manchmal zu etwas Unsichtbarem hingezogen fühlt, von dem er sich Beistand
erhofft, wenn er am Ertrinken ist? Der innere Geist, der sich selbst in
einer größeren Gemeinschaft zu überwinden versucht, ist
der religiöse Geist. Dies muß uns in unserer Yogapraxis leiten.
Darum laßt uns für unser Gottesideal als Konzentrationsobjekt
im Yoga entscheiden, denn wir haben keine andere Wahl. Gott und seine Allgegenwart Die nächste Frage beschäftigt sich damit, wie wir uns selbst bei unserer Hingabe zu Gott in unserem Herzen richtig verhalten können. Was ist Gott? Welche Vorstellung wir auch immer von dem Schöpfer haben mögen, welcher Religion wir auch immer angehören, wir glauben sicherlich an die Allgegenwart Gottes. Und diese Vorbedingung in Bezug auf den Absoluten Schöpfer gilt für alle Religionen, und niemand wird behaupten, daß sich Gott nur an einem Ort befindet. Während dies die Grundidee bei allen Religionen ist, so ist es doch für den Geist sehr schwierig diese Allgegenwart Gottes zu glauben. Man kann sagen, daß Gott allgegenwärtig ist, doch wir können uns dies nicht wirklich vorstellen. Wir mögen uns um diese gedankliche Vorstellung bemühen, doch es wird meistens schiefgehen. Denn diese Verwicklung ist verheerend, und wir sind nicht darauf vorbereitet. Wir können nur sagen, daß ER allgegenwärtig ist und dann stillschweigen. Doch sollten wir in die Bedeutung oder die logische Folgerung dieser Tatsache unseres Akzeptierens nicht tiefer eindringen. Also belasten wir unseren Geist nicht allzusehr damit und geben uns mit der Allgegenwart Gottes zusammen mit Seiner Allwissenheit zufrieden, und setzen unsere tatsächliche Idee von Gott noch in Beziehung mit der Allgegenwart göttlichen Seins, um Seine Allgegenwart zu respektieren. Was allgegenwärtig ist, muß automatisch auch allwissend und allmächtig sein. Dies folgt und muß folgen. Was überall ist, steht auch mit allem in Verbindung, und darum kennt es auch alles. Daraus schließen wir, daß der Allgegenwart auch Allwissenheit folgt. Insoweit, wie ER alle Wurzeln und Zweige kennt, muß ER auch über alles wachen, und darum ist ER allmächtig. Darum ist Gott allgegenwärtig, allwissend und allmächtig. Sarvantaryami, Sarvajna, Sarvasaktiman ist Gott. Wenn Gott überall ist, dann ist ER auch in allem. Darum können wir alles als Symbol Seiner Gegenwart betrachten. Dies zieht uns zu Bildnissen, Formen, Ideen oder was auch immer hin. Das, was überall ist, befindet sich auch in jeder Einzelheit. Wenn ER in jeder Einzelheit zu finden ist, so ist auch alles als Konzentrationsobjekt geeignet. Alle Formen sind Gesichter oder Finger Gottes. Darum kann sich der Yogaschüler glücklich schätzen, daß er auf Gott selbst, den Schöpfer, meditiert, obwohl er nur ein kleines Bildnis vor sich hat. Dies macht nichts, denn selbst dieses kleine Bildnis ist Teil Seiner Gegenwart. Der Schüler sollte sich tief im Inneren selbst als Teil dieses großartigen Schatzes betrachten, daß er seinem Meditationsobjekt auferlegt. Dies ist notwendig. Wenn jede Form in der Lage ist, Seine Allgegenwart zu bewahren, und wenn es nur einen Schöpfer gibt, dann erfüllt jede Form ihren Zweck. Und darum kann es keine unterschiedlichen Glaubensgrundlagen in den verschiedenen Religionen geben. Auf diese Weise ist jede Differenzierung der Religionen untereinander falsch. Dies kann man nicht
als Religion bezeichnen. Dies ist ein Hohn. Wenn Religionen soziologisch
und politisch werden, was tatsächlich geschieht, ist das ein Hohn,
- um so schlimmer für eine Religion. Es ist unsere Pflicht, die Religionen
nicht auf diese Weise zu betrachten, sondern so, wie sie eigentlich sein
sollten. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist jede Form ein "Fahrzeug"
der allgegenwärtigen Allmacht. Eine derartige innere Überzeugung
wird in uns eine Kraft der Freude hervorrufen, eine Macht der Zufriedenheit,
einen Drang, den wir manchmal nicht in der Lage sind zu kontrollieren.
Wenn diese Überzeugung tief in unseren Geist eingedrungen ist, daß
die Formen die Allgegenwart selbst darstellt, werden wir von dem Kern und
bei dem bloßen Gedanken daran überwältigt und verblüfft
zugleich sein. Und dieses religiöse Erstaunen, wird durch die Macht
der Konzentration hervorgebracht. Das ist Meditation. Tiefe Meditation
ist nichts weiter als ein Zustand eines erstaunten Geistes, der sich von
Angesicht zu Angesicht der allgegenwärtigen Allmacht in einer Form,
einem Bildnis, einer Vorstellung oder irgendeinem Idol gegenübersieht.
Wenn wir uns zur Konzentration oder Meditation hinsetzten, sollte solch
ein religiöser Geist von uns Besitz ergreifen. Meditation - eine kosmische Aktivität und kein individuelles Ereignis Nachdem wir uns mit den übernatürlichen Aspekten der Meditation beschäftigt haben, kommen wir nun zum praktischen Teil für die Eingangsstufen. Wie sollen wir uns am Anfang verhalten? Wir müssen sitzen; das ist alles. Sthira-sukham asanam: wir müssen sitzen und nicht stehen. Wir haben bereits kennengelernt, daß es sich nicht um eine richtige Haltung handelt. Wir können uns nicht hinlegen. Wir müssen uns in solch einer Asana hinsetzen, die angenehm ist und nicht schmerzt. Und wir sollten unseren Geist mit noblen, feinfühligen und göttlichen Gedanken betrauen. Wir sollten zu uns selbst sagen, daß wir für einen großartigen Zweck sitzen, selbst wenn es nur für einige Minuten ist, und daß es nicht nur für uns selbst, sondern für die ganze Gesellschaft oder gar für die ganze Welt wertvoll ist. Daß es sich bei der Meditation lediglich um ein individuelles Ereignis handelt, ist falsch und muß darum aus unserem Gedankengut entfernt werden. Viele sogenannte spirituelle Menschen und religiöse Anhänger vertreten die irrtümliche Auffassung, daß Meditation eine individuelle Angelegenheit wäre und keine Beziehung zu anderen Menschen hätte. Einige spirituelle Sucher mögen diese Auffassung vertreten. Andere wiederum machen einen Unterschied zwischen sozialem Service und spiritueller Meditation, als wären es zwei verschiedene paar Schuhe. Sie glauben, daß sozialer Dienst eine größere Anzahl Menschen erreichen würde, als die individuelle Meditation, die nur für den Meditierenden selbst gut sei. Dieser Gedanke spukt mächtig in unseren Köpfen herum, selbst wenn wir den Rand Gottes berühren. Der Teufel will uns selbst im letzten Augenblick nicht verlassen. Der Teufel ist am übelsten, wenn er unseren Intellekt direkt angreift, und danach können wir nicht mehr ordentlich denken. Wer auf Erden behauptet denn, daß sich das Äußere vom Inneren unterscheidet? Haben wir nicht wiederholt darauf hingewiesen, daß es in dieser weiten Schöpfungsmacht von Purusha und Prakriti, nichts Innerliches und Äußerliches gibt? Was ist in dieser weiten Atmosphäre eines Beziehungssystems von Werten, - genannt Schöpfung -, innen und außen? Wieso kann es da ein individuelles Bemühen geben? Ist nicht die Bhagavad Gita das große Epos darüber, daß es so etwas wie individuelle Aktivität überhaupt nicht geben kann? So etwas existiert nicht, und darum gibt es auch keine individuelle Meditation. Es gibt kein: „Meine Meditationspraxis“. Darum ist es auch dumm zu glauben, daß Sozialarbeit sich von spiritueller Meditation unterscheidet. Beide sind nicht voneinander trennbar. Meditation ist eine kosmische Aktivität und kein individuelles Bemühen. Es ist nicht nur ein Mann oder eine Frau, die irgendwo in der Ecke eines Hauses sitzen und über irgend etwas nachdenken, - was dann „Meditation“ genannt wird, - sondern es ist die Berührung der Wurzel und der Schalthebel des Kosmos. Wenn wir uns den Anforderungen aufrichtiger Konzentration oder Meditation anpassen, mischen wir uns direkt in die Struktur des Kosmos ein. In diesem Augenblick sind wir weder Individuen noch Teil der Gesellschaft, sondern wir sind Funken des „Spirits“ und Teil der Kosmischen Kraft. Wenn ein einzelner Tropen des Ozeans ganz normal zu denken anfinge, würde dieser Tropfen den ganzen Ozean beeinflussen. Es gibt diese Art von individuellen Tropfen natürlich nicht. Jeder einzelne Tropfen ist der Ozean als solches. Wenn dieser Ozean nun aktiv wird, wird der ganze Ozean aktiv. Wenn nun ein Einzelner anfängt, sich mit dem richtigen Verständnis zu konzentrieren, konzentriert sich das ganze Universum. Welche Freude, welch eine Zufriedenheit, welch eine Energie steigt auf und wie glücklich ist der einzelne Mensch dabei! Danach ist man nicht mehr in der Lage zu sprechen. Der Mund bleibt angesichts dieser enormen einströmenden Energie und ebenso einwirkenden Freude, aufgrund des richtigen Verstehens der wahren Bedeutung der Konzentration, geschlossen. Wie großartig Yoga ist! Dies müssen wir reflektieren und die Wahrheit über Dharana und Dhyana verstehen. Wir tun nichts für uns allein, sondern für alle. Den größten Dienst, den wir der ganzen Schöpfung erweisen können, ist das Vereinen mit dem Schöpfer, der sich nicht von Seiner Schöpfung unterscheidet. Der spirituelle Sucher muß sich diese ehrenwerten Gedanken immer wieder vor Augen führen. Es mag einige Zeit dauern, bis dies möglich ist. Das heißt nicht, daß er in dem Augenblick daran denken muß, wenn er sich zur Meditation hinsetzt. Der Geist wird das nicht mitmachen, denn der hat seine eigenen Einstellungen, Ängste, Gefühle und Sorgen. Wenn man Emotionen und Spannungen verspürt, sollte man nicht meditieren. Dann sollte man sich besser hinlegen, ausruhen oder eine Stunde schlafen. Wenn man sehr viel innere Unruhe verspürt, wäre es ratsamer, sich hinzulegen und zu schlafen, eine Tasse Tee zu trinken oder einen langen Spaziergang zu machen, um darüber nachzudenken, was die Sorgen im Geist verursacht haben mag. Niemand kann ein Freund Gottes sein, wenn er gleichzeitig ein Feind der Menschen ist. Man muß mit jeder Stufe der Schöpfung im Frieden leben, und Yoga ist nichts weiter, als mit jeder Stufe der Schöpfung Freundschaft zu schließen. Alle Spannungen und Ungleichheiten werden auf allen Ebenen schrittweise überwunden. Darum sollte man innerlich eine gesunde Einstellung haben, wenn man sich zur Meditation hinsetzt. Sonst wird es langweilig, denn diese edlen Gedanken werden nicht auf ewig den Geist beschäftigen. Manchmal kommen solche Gedanken in Gegenwart großer Persönlichkeiten, man liest gerade eine großartige Schrift oder ein Wunder geschieht. In diesem Gemütszustand, mit einem ernsthaften Geist, ohne ablenkende Gedanken oder Ideen, sollte man sich in angenehmer Haltung hinsetzen und versuchen, sich in der vorgeschlagenen Art und Weise zu konzentrieren. Zu Anfang bedarf es bei der Konzentration möglicherweise einer äußeren Form. Wie könnte man - ohne irgendeine äußere Form - an irgend etwas denken? Dies ist der Grund, warum viele Schüler vor sich ein Bild aufstellen. Es mag sich dabei um ein Bild von Christus, Krishna, Devi oder irgendeiner anderen gesegneten Persönlichkeit handeln. Der Meditierende schaut mit offenen Augen auf das Bild der Inkarnation, die er als Göttlich verehrt. Fühlen wir uns nicht berührt, wenn wir ein Bild einer großen Persönlichkeit anschauen, die wir als ein mächtiges Genie in dieser Welt verehren? Wieviel mehr fühlen wir uns berührt, wenn es sich dabei um eine göttliche Inkarnation handelt? Wenn wir ein göttliches Bild anschauen, sind wir berührt. Warum müssen wir uns erst den Inkarnationen zuwenden? Selbst wenn wir uns einem Portrait eines Meisters auf irgendeinem Gebiet des Lebens zuwenden, fühlen wir uns irgendwie berührt. Dies empfinden wir selbst bei Churchill, Chruschtschew, Einstein oder Kennedy. Wenn wir uns diese Gesichter anschauen, fühlen wir uns im psychologischen Sinne irgendwie bewegt. Und wenn wir vor uns ein Portrait von solch großen Persönlichkeiten wie Krishna, Jesus Christus oder Mohammed, oder mystischen Meistern wie Laotse, Konfuzius, Zoroaster oder anderen großen Meistern, die diese Erde je betreten haben, anschauen, fühlen wir uns irgendwie über uns selbst hinaus gehoben. Dieses erhebende Gefühle ist bereits Konzentration und Meditation. Wir können uns beim Anblick dieser Bilder nicht selbst in diese gehobene Stimmung versetzen; dies geschieht automatisch. Aus diesem Grunde nutzen wir diesen psychologischen Vorteil eines Bildes für unsere Meditation. Dies sind die ersten Schritte der Konzentration. Viele Menschen lieben ihren Vater oder ihre Mutter außerordentlich. Darum laßt diese Menschen Bilder ihrer Eltern zur Meditation benutzen. Andere wiederum mögen aus irgendwelchen Gründen bestimmte Dinge (Bilder) dieser Welt, und auch diese Dinge sind genauso gut, vorausgesetzt sie versetzen uns in die Lage, daß wir uns über uns selbst erheben. Die Technik und die Meditationsstufen Man sollte ein Bild bzw. Bildnis betrachten, sollte das Idol anschauen und seine Größe, Würde, Sublimierung, Ausstrahlungskraft, das Wissen, die Macht und die Fähigkeiten desjenigen oder dessen Inkarnation spüren. Dann sollte man die Augen schließen, das äußere Bildnis vergessen und aus dem Geist verbannen. Und so sollte man darüber nachdenken: "Wie mag Einstein wohl gedacht haben? Er war eine großartige Persönlichkeit. Wie hätte er wohl gedacht? Woran liegt es, daß ich nicht so wie er denken kann?" Wenn man seine eigenen Gedankengänge analysiert, wird man automatisch emporgehoben. Der Verstand Einsteins konnte über die Grenzen weltlicher Objekte hinausgehen und in die Mystik von Raum, Zeit und Ursache eindringen. Oh, wie wundervoll! Wie mag Jesus Christus zu seiner Zeit wohl gedacht haben? Was für Gedanken hatte wohl Krishna? Was mag er jeden Tag, von morgens bis abends, gedacht haben? Wenn wir uns andauernd damit beschäftigen, könnten wir verrückt werden. Wie müssen wir uns vorstellen, was sie gedacht haben? Was mag Sankaracharya wohl jeden Tag - von morgens bis abends - gedacht haben? Woran hat wohl der Herr Krishna gedacht? Woran mögen Brahma, Vishnu oder Shiva in diesem Augenblick wohl denken? Wir werden sofort verrückt, wenn wir auf diese Weise anfangen wollen, irgendwelche Vorstellungen zu entwickeln. Nun gut, diese Verrücktheit mag gut sein, wenn sie von uns Besitz ergreift, denn damit kann der Geist zu seiner ursprünglichen Konzentration zurückgebracht werden. Wenn man nicht mehr denken kann, sollte man die Augen öffnen, der Blick kann wieder auf das Bildnis gerichtet werden, und man kann sich dann die wundervollen Werte dieser Persönlichkeit vor Augen führen. Die Augen können wieder geschlossen werden und man kann versuchen, unabhängig von dem äußeren Bildnis, diesen Gedanken nachzugehen. All dies kann über mehrere Monate oder gar Jahre hinweg geübt werden. Der Geist kann nicht so leicht für spirituelle Zwecke zur Ausdauer bewegt werden, denn er hat viele gespeicherte Eindrücke, Samskaras, unterdrückte Wünsche und Frustrationen. Nach Monaten oder Jahren dieser Praxis ist möglicherweise ein äußerliches Bildnis nicht mehr erforderlich. Vorbild und Bildnis werden überflüssig; man kann seine eigene Vorstellung darüber entwickeln. Doch wenn man darüber nachdenkt, befindet man sich in dem früheren Denkmuster. Obwohl es nichts Äußeres mehr gibt, findet innerlich derselbe Denkvorgang statt, der zuvor über das äußere Bildnis empfunden wurde. Auf diese Weise erhebt sich lediglich ein Unterschied zwischen dem Bild und dem Gedankeninhalt, doch beide haben dieselbe Charakteristik. In der weiteren Stufe der Konzentration beschäftigt man sich - unabhängig von der äußeren Form - nur mit dem Gedankeninhalt. Solange man sich nicht auf Gedankeninhalte konzentrieren kann, muß die anfänglich beschriebene Praxis beharrlich über einen langen Zeitraum fortgesetzt werden. All dies ist lediglich eine Ausführung der möglichen Stufen, die der spirituelle Sucher durchlaufen muß. Obwohl sich die Stufen von einem zum anderen im Detail unterscheiden mögen, so stimmen sie im weitesten Sinne mit der obigen Beschreibung überein. Zu Anfang bedarf es der äußeren Form. Nach einiger Zeit ist dies nicht mehr erforderlich. Man bekommt die Fähigkeit, sich ausschließlich auf etwas Gedankliches zu konzentrieren. Die dritte Stufe bedeutet noch mehr Fortschritt, und hier kommt wirkliche Religion, Spiritualität, Mystik und Yoga ins Spiel. Wir können das, was von uns Besitz ergreift, als etwas wirklich Göttliches bezeichnen. Die Allgegenwart der Allmacht, die wir an bestimmte gedankliche „Erscheinungen“ zu binden suchen, wird sogar außerhalb dieser Erscheinungsformen fühlbar, genauso wie bei einem im Ozean versunkenen Topf, bei dem das Wasser innerhalb und außerhalb zu finden ist. SEINE Allgegenwart befindet sich nicht nur innerhalb des Meditationsobjektes, sondern auch außerhalb. Wenn sich diese Allgegenwart in einer Erscheinungsform befindet, warum sollte sie sich nicht dann auch in anderen Formen befinden? Diese Gnade, die in einer höheren Religion entwickelt wird, ist jenseits der gegenwärtigen Religionen in dieser Welt. Wenn man Gott in allem und nicht nur in einer Erscheinungsform, wie in Christus, Krishna, Brahma oder Allah erblickt, wird man wirklich religiös. Man geht über das normale religiöse Vertrauen hinaus, wird wirklich religiös, zu einem Überindividuum und bleibt nicht länger ein einzelner Anhänger einer Religion, wie zuvor. Die Allgegenwart der Allmacht vermittelt selbst das Gefühl auch außerhalb der verehrten Erscheinungsform zu sein. Zu diesem Zeitpunkt nimmt der Sucher vor sich eine Art Lichtblitz wahr. Bis dahin wird kein Licht wahrgenommen. Der Sucher wird nur unter der Konzentration leiden, und manchmal werden aufgrund dieser Anstrengung sogar Schmerzen empfunden. Doch wenn er zur dritten Stufe kommt, wird er durch das Licht eine Befreiung von der Konzentration empfinden, - ein Licht, was wie ein normales Licht wahrgenommen wird, wird vor seinem geistigen Auge aufblitzen. Er glaubt mit eigenen Augen vor sich ein Licht zu sehen, obwohl es sich nicht um ein wirklich physisches Licht handelt, sondern um ein Licht, das aus der Konzentrationspraxis entsteht. So wie bei einem Bombardement mit einer Atombombe Energie frei wird, befreit sich aus dem bombardierten Geistatom Energie in Form eines Lichts, das überphysisch ist. In der dritten Stufe der Konzentration empfindet der Sucher in einem begnadeten Zustand, so als wäre er über die Erde erhoben. Er glaubt nicht mehr länger ein Mensch dieser Welt zu sein. Er gehört auch anderen Welten an. Und er hat nicht nur Freunde von dieser Welt, sondern auch in anderen Reichen. Er kann sich all ihrer Unterstützung bedienen. Er wird Lichtblitze in allen möglichen Variationen und Mustern sehen und er hat überall Freunde. Er wird jedem zulächeln. Er braucht nicht die Stirn zu runzeln oder seine Augen vor irgend jemanden in dieser Welt zu verschließen. Er hat keine Feinde und Abneigungen sind ihm fremd, denn dies ist für ihn völlig ausgeschlossen. Alles ist voller Liebe, was früher völlig unbekannt für ihn war. (Fortsetzung folgt) Der Steuertip für Yogalehrer - Tipp 2 Fallbeispiel: Fragen: Bis zu einem Jahreseinkommen von DM 3600 (Übungsleiterpauschale ab 2000) durch den Nebenverdienst (Yogaunterricht) ändert sich nichts. Dieser Betrag kann in der Steuererklärung angegeben werden. Er ist steuerfrei und nicht sozialversicherungspflichtig. Zu beachten ist, daß diese Pauschale verfällt, wenn sie überschritten wird. Bis zu einen Jahreseinkommen von DM 7560 (DM 630 monatlich) und einem Zeitaufwand von nicht mehr als 15 Std wöchentlich durch den Nebenverdienst (Yogaunterricht) übt sie steuerrechtlich einen Nebenverdienst aus. Sie erstellt eine Gewinn/Verlustrechnung und gibt den Gewinn in der Steuererklärung an. Der eigene Yogaraum kann wie ein Arbeitszimmer in die Gewinn/Verlustrechnung einfließen, Heizung, die anteiligen Nebenkosten sowie Einrichtung, Matten, Getränke, Sitzkissen usw. werden als Unkosten angerechnet. Der Umbau ist nur als selbstständige Gewerbetreibende absetzbar. Da bereits eine Krankenversicherung besteht, verursacht dieser Schritt keine größeren Unkosten. Allerdings ist der Aufwand für die Steuererklärung, die Gewerbeanmeldung und die Einrichtung des eigenen Studios mit größerem Aufwand verbunden, da hier umfangreiche Vorschriften einzuhalten sind. Hierzu sollte sie sich bei den zuständigen Behörden informieren, die auch gleich bei der Anmeldung helfen. Auch sollte der Arbeitgeber informiert werden, um Iritationen zu meiden. Beim Unterricht zuhause erscheint es sinnvoll, eine private Haftpflicht abzuschließen. Sehr schnell ist z.B.eine Brille zerbrochen, die dann von der Versicherung ersetzt wird. Diese Versicherung kostet um die 160,00 DM jährlich und kann über den Verband bzw. mit unserem Versicherungspartner abgeschlossen werden. Die Versicherung wurde speziell für diese Absicherung gestaltet. Ab einem Jahreseinkommen von DM 32.500 beginnt die Umsatzsteuer; ab DM 48.000 tritt die Gewerbesteuer auf den Plan, und spätestens, wenn eine dieser Grenzen erreicht wird, sollte sie sich einen Steuerberater leisten. Ich wünsche
allen Yogalehrern viel Erfolg bei ihrer wichtigen Tätigkeit! Hanspeter |
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