von Swami Sivananda
Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
Yoga Sadhana
Yoga Sadhana: Einführung
Die ersten Seher, die die Wahrheit erkannten, erklärten den kosmischen
Fortschritt als das Wirken von Maya, der unergründlichen Kraft
des höchsten Geistes. Durch das Wirken dieser verhüllenden
Kraft wird das ungeteilte, absolute und wonnevolle Eine veranlaßt,
sich in einer unendlichen Vielzahl von Namen und Formen widerzuspiegeln.
Wie im 6.Vers, Kapitel IV der Gita beschrieben, erschafft Maya diese
Existenz des Wahrnehmbaren mit ihrer Dualität und Mannigfaltigkeit.
Jedes Bewußtseinszentrum, das so vom Unendlichen einbezogen ist,
muß daher Maya transzendieren, um seine eigentliche Identität
mit dem höchsten Wesen zu verwirklichen.
Maya ist die ewige Verneinung, die sich von der letztendlichen Wirklichkeit
unterscheidet, die als das ewige „Ich bin“ erstrahlt, als das ewige
›SAT‹. Maya wird dazu benutzt, um die Summe der negativen Kräfte
auszudrücken. Unwissenheit, Schwanken, Täuschung, Verhaftung,
Egoismus, Unstimmigkeit, Zwietracht und Sinnlichkeit sind einige der
wesentlichen Formen, in denen sie auf der menschlichen Ebene Ausdruck
findet. Yoga macht es sich zur Aufgabe, die Individuen in die Lage zu
versetzen, mit den genannten Faktoren, die in dieser Existenz des Wahrnehmbaren
festhalten, wirkungsvoll umzugehen und sie zu überwinden. Ein Zustand
der Erkenntnis durch ständiges Unterscheiden zwischen dem Wirklichen
und dem Unwirklichen, verbunden mit ständiger Identifikation mit
den Gedanken von Allwissenheit und Vollendung, ein Zustand von unerschütterlichem
Gleichgewicht und Einpünktigkeit, Verhaftungslosigkeit gegenüber
allem Weltlichen, gekoppelt mit einer intensiven, unverminderten Verhaftung
an bestimmte Aspekte des Göttlichen, eine vollständige Selbstauslöschung
und aktive Selbstlosigkeit stellen daher die wichtigsten Mittel dar,
um Maya zu besiegen. Eine entschlossene Entwicklung auf jeder dieser
Linien, oder auf mehreren, wird die Wege von Erkenntnis, okkulter Meditation,
Gebet, Frömmigkeit, göttlicher Liebe und selbstlosen Handelns
bilden.
Der Prozeß des Yoga stellt den Aufstieg zu Reinheit dar, zu jener
absoluten Vollendung, die der Urzustand des Menschen ist. Er setzt daher
das Entfernen der umhüllenden Unreinheit voraus, die Beruhigung
des ungleichmäßigen Schwingungstaktes der niederen Koshas
und die Errichtung eines Zustandes von perfektem Gleichgewicht und vollkommener
Harmonie.
Man sieht, wie alle genannten Faktoren, die den Jiva festhalten, auf
breiter Skala in allen Menschen wirken. Das gegenwärtige Zeitalter
ist verstrickt in Unwissenheit, gekennzeichnet durch Rastlosigkeit,
ein blindes Hängen an irdischer Existenz; falsch verstandener Individualismus,
wollüstige Hingabe an Fleischesgelüste und Gewalt, Kampf und
Zwietracht in allen Lebensbereichen.
Das moderne Zeitalter ist das Maschinenzeitalter. Daher ist es machtbesessen.
Die Entdeckung neuer Methoden der Krafterzeugung, die Ausbeutung neuer
Aspekte bekannter Kräfte, die Erfindung von Maschinen, um Maschinen
herzustellen, sind nun die Manie des Menschen, die der Mensch zu beherrschen
vermag, der Mensch selbst hingegen hat weder Sinne noch Verstand unter
Kontrolle. Dies resultiert in Mißbrauch und Ausbeutung der Früchte
von Zivilisation und Wissenschaft, denn alle Macht korrumpiert. Wenn
ein yogischer Lebensstil angenommen wird, bedeutet das, einen derartigen
Machtmißbrauch und die sich daraus ergebende Katastrophe aufzugeben
und sich dagegen abzusichern. Die Schulung im Yoga bringt dem Menschen
bestimmte übernormale Kräfte, die keine Maschine jemals produzieren
kann. Aber die Disziplin, die der Weg erfordert, sichert gegen Mißbrauch
ab.
Alle Yogamethoden haben ethische Ausbildung und moralische Vollkommenheit
zur Grundlage. Die Beseitigung von Lastern und die Entwicklung bestimmter
Tugenden stellen die ersten Stufen auf der Yogaleiter dar. Disziplinierung
des Wesens und Bildung eines festen und reinen Charakters durch eine
Anzahl richtiger Gewohnheiten und regelmäßiger täglicher
Disziplin ist der nächste Schritt. Das ist Yama Niyama im Raja
Yoga; das Erlangen von Sadhana Chatushtaya durch den Anfänger auf
dem Pfad der Erkenntnis und das Festhalten an Sraddha, Sadachara, Hingabe
seiner selbst, Wunschlosigkeit und Opfer für den Gläubigen
und für den Karma Yogi in gleicher Weise haben dementsprechend
Charakterbildung und ethische Vollkommenheit zum Ziel. So wird eine
neue Welt von Liebe und Opfer, Zusammenarbeit und Brüderlichkeit
eingeläutet, und die Verwirklichung der Ideale universeller Vollendung
kann durch bewußtes und uneingeschränktes Engagement schon
in den Anfangsphasen des Yoga bewirkt werden. Auf dieser soliden Basis
eines fest verankerten und tugendhaften moralischen Charakters werden
alle weiteren Strukturen des Yoga errichtet.
Die dem Geist innewohnende Ruhelosigkeit ist das größte Problem
des Yogaschülers. Die eigentliche Natur des Geistes ist es, immer
nach außen zu gehen. Und er ist auch immer unstet. Das entschiedene
sich Abwenden von irdischer Verhaftung, das entschlossene Tilgen des
Egos, das bewußte Anhalten aller unharmonischen geistigen Vorgänge
und das ständige Beharren auf einem einzigen Gedanken, alle diese
Methoden erfordern eine feste Kontrolle des Geistes und die bewußte
Ausrichtung seiner Kräfte auf das erhoffte Ziel.
Die größte äußere Manifestation der geistigen
Impulse ist physisches Handeln. Wenn sich Handlungen wiederholen, kristallisieren
sie sich zu Gewohnheiten. Im Laufe der Zeit werden Gewohnheiten, wenn
man ihnen nachgibt, zu deutlichen Charakterzügen der Persönlichkeit.
Der Plan der Wissenschaft des Yoga bei der Erlangung von Meisterschaft
über den Geist ist es, äußerst systematisch Schritt
für Schritt vorzugehen, zunächst die grobstofflicheren und
dann die subtileren Manifestation zu regulieren und zu beherrschen.
Yama überwindet alle Laster und pflanzt Tugenden ein. Es schwächt
alle schlechten Charakterzüge ab und pflanzt göttliche Eigenschaften
ein. Niyama reguliert die Gewohnheiten und zielt darauf ab, dem Sadhaka
Herrschaft über sein Verhalten zu geben. Anstatt Sklave von Gewohnheiten
zu sein, kontrolliert der Suchende jetzt sein Verhalten und entwickelt
durch entschlossenen Willen bestimmte Gewohnheiten. Als nächstes
wird der angeborene Drang nach Aktivität durch Asanalogie gezügelt.
Durch Übung eines Systems von unbeweglichen Stellungen wird die
Tendenz zu unbeherrschten und ziellosen Bewegungen im Zaume gehalten
und überwunden. Nachdem der Charakter entwickelt, edle Züge
erworben, alte Gewohnheiten überwunden und durch neue ersetzt,
und Aktivität reguliert und gezügelt wurden, werden nun die
Launen des Geistes als nächstes durch Kontrolle seines Gegenstücks,
des Atems, bezähmt. Dieses Studium ist Pranayama. Obwohl die Gedanken
gezügelt werden, bleibt der Geist in Form von Wünschen und
Sehnsüchten weiterhin aktiv. So ist das fünfte Glied von Yoga
das Abziehen aller zentripetalen sinnesgerichteten Bewegungen des Wunschbereiches
im Geist, das sich Abwenden von der äußeren Welt und das
Abziehen der Sinne von den Objekten. Pratyahara ebnet den Weg für
die sechste Stufe auf der Leiter des Yoga, Dharana, Konzentration des
Geistes auf einen einzigen Punkt. Der nach innen gezogene Geist wird
dazu gebracht, sich auf irgendeinen Gedanken oder ein Bild zu heften,
das technisch als Lakshya, Objekt der Meditation, bezeichnet wird. Wenn
Dharana vertieft und verlängert wird, wird es zu Meditation. Wenn
Dhyana (Meditation) intensiviert und anhaltend gemacht wird, ist Samadhi
das Ergebnis. Ein Zustand wonnevoller Vereinigung mit dem unendlichen
Bewußtsein, der Überseele, befreit ihn aus der Knechtschaft
von Geburt und Tod. Diese transzendentale Erfahrung formt ihn um zu
einem Wesen mit kosmischer Vision, Yoga Sadhana: Einführung
Die ersten Seher, die die Wahrheit erkannten, erklärten den kosmischen
Fortschritt als das Wirken von Maya, der unergründlichen Kraft
des höchsten Geistes. Durch das Wirken dieser verhüllenden
Kraft wird das ungeteilte, absolute und wonnevolle Eine veranlaßt,
sich in einer unendlichen Vielzahl von Namen und Formen widerzuspiegeln.
Wie im 6.Vers, Kapitel IV der Gita beschrieben, erschafft Maya diese
Existenz des Wahrnehmbaren mit ihrer Dualität und Mannigfaltigkeit.
Jedes Bewußtseinszentrum, das so vom Unendlichen einbezogen ist,
muß daher Maya transzendieren, um seine eigentliche Identität
mit dem höchsten Wesen zu verwirklichen.
Maya ist die ewige Verneinung, die sich von der letztendlichen Wirklichkeit
unterscheidet, die als das ewige „Ich bin“ erstrahlt, als das ewige
›SAT‹. Maya wird dazu benutzt, um die Summe der negativen Kräfte
auszudrücken. Unwissenheit, Schwanken, Täuschung, Verhaftung,
Egoismus, Unstimmigkeit, Zwietracht und Sinnlichkeit sind einige der
wesentlichen Formen, in denen sie auf der menschlichen Ebene Ausdruck
findet. Yoga macht es sich zur Aufgabe, die Individuen in die Lage zu
versetzen, mit den genannten Faktoren, die in dieser Existenz des Wahrnehmbaren
festhalten, wirkungsvoll umzugehen und sie zu überwinden. Ein Zustand
der Erkenntnis durch ständiges Unterscheiden zwischen dem Wirklichen
und dem Unwirklichen, verbunden mit ständiger Identifikation mit
den Gedanken von Allwissenheit und Vollendung, ein Zustand von unerschütterlichem
Gleichgewicht und Einpünktigkeit, Verhaftungslosigkeit gegenüber
allem Weltlichen, gekoppelt mit einer intensiven, unverminderten Verhaftung
an bestimmte Aspekte des Göttlichen, eine vollständige Selbstauslöschung
und aktive Selbstlosigkeit stellen daher die wichtigsten Mittel dar,
um Maya zu besiegen. Eine entschlossene Entwicklung auf jeder dieser
Linien, oder auf mehreren, wird die Wege von Erkenntnis, okkulter Meditation,
Gebet, Frömmigkeit, göttlicher Liebe und selbstlosen Handelns
bilden.
Der Prozeß des Yoga stellt den Aufstieg zu Reinheit dar, zu jener
absoluten Vollendung, die der Urzustand des Menschen ist. Er setzt daher
das Entfernen der umhüllenden Unreinheit voraus, die Beruhigung
des ungleichmäßigen Schwingungstaktes der niederen Koshas
und die Errichtung eines Zustandes von perfektem Gleichgewicht und vollkommener
Harmonie.
Man sieht, wie alle genannten Faktoren, die den Jiva festhalten, auf
breiter Skala in allen Menschen wirken. Das gegenwärtige Zeitalter
ist verstrickt in Unwissenheit, gekennzeichnet durch Rastlosigkeit,
ein blindes Hängen an irdischer Existenz; falsch verstandener Individualismus,
wollüstige Hingabe an Fleischesgelüste und Gewalt, Kampf und
Zwietracht in allen Lebensbereichen.
Das moderne Zeitalter ist das Maschinenzeitalter. Daher ist es machtbesessen.
Die Entdeckung neuer Methoden der Krafterzeugung, die Ausbeutung neuer
Aspekte bekannter Kräfte, die Erfindung von Maschinen, um Maschinen
herzustellen, sind nun die Manie des Menschen, die der Mensch zu beherrschen
vermag, der Mensch selbst hingegen hat weder Sinne noch Verstand unter
Kontrolle. Dies resultiert in Mißbrauch und Ausbeutung der Früchte
von Zivilisation und Wissenschaft, denn alle Macht korrumpiert. Wenn
ein yogischer Lebensstil angenommen wird, bedeutet das, einen derartigen
Machtmißbrauch und die sich daraus ergebende Katastrophe aufzugeben
und sich dagegen abzusichern. Die Schulung im Yoga bringt dem Menschen
bestimmte übernormale Kräfte, die keine Maschine jemals produzieren
kann. Aber die Disziplin, die der Weg erfordert, sichert gegen Mißbrauch
ab.
Alle Yogamethoden haben ethische Ausbildung und moralische Vollkommenheit
zur Grundlage. Die Beseitigung von Lastern und die Entwicklung bestimmter
Tugenden stellen die ersten Stufen auf der Yogaleiter dar. Disziplinierung
des Wesens und Bildung eines festen und reinen Charakters durch eine
Anzahl richtiger Gewohnheiten und regelmäßiger täglicher
Disziplin ist der nächste Schritt. Das ist Yama Niyama im Raja
Yoga; das Erlangen von Sadhana Chatushtaya durch den Anfänger auf
dem Pfad der Erkenntnis und das Festhalten an Sraddha, Sadachara, Hingabe
seiner selbst, Wunschlosigkeit und Opfer für den Gläubigen
und für den Karma Yogi in gleicher Weise haben dementsprechend
Charakterbildung und ethische Vollkommenheit zum Ziel. So wird eine
neue Welt von Liebe und Opfer, Zusammenarbeit und Brüderlichkeit
eingeläutet, und die Verwirklichung der Ideale universeller Vollendung
kann durch bewußtes und uneingeschränktes Engagement schon
in den Anfangsphasen des Yoga bewirkt werden. Auf dieser soliden Basis
eines fest verankerten und tugendhaften moralischen Charakters werden
alle weiteren Strukturen des Yoga errichtet.
Die dem Geist innewohnende Ruhelosigkeit ist das größte Problem
des Yogaschülers. Die eigentliche Natur des Geistes ist es, immer
nach außen zu gehen. Und er ist auch immer unstet. Das entschiedene
sich Abwenden von irdischer Verhaftung, das entschlossene Tilgen des
Egos, das bewußte Anhalten aller unharmonischen geistigen Vorgänge
und das ständige Beharren auf einem einzigen Gedanken, alle diese
Methoden erfordern eine feste Kontrolle des Geistes und die bewußte
Ausrichtung seiner Kräfte auf das erhoffte Ziel.
Die größte äußere Manifestation der geistigen
Impulse ist physisches Handeln. Wenn sich Handlungen wiederholen, kristallisieren
sie sich zu Gewohnheiten. Im Laufe der Zeit werden Gewohnheiten, wenn
man ihnen nachgibt, zu deutlichen Charakterzügen der Persönlichkeit.
Der Plan der Wissenschaft des Yoga bei der Erlangung von Meisterschaft
über den Geist ist es, äußerst systematisch Schritt
für Schritt vorzugehen, zunächst die grobstofflicheren und
dann die subtileren Manifestation zu regulieren und zu beherrschen.
Yama überwindet alle Laster und pflanzt Tugenden ein. Es schwächt
alle schlechten Charakterzüge ab und pflanzt göttliche Eigenschaften
ein. Niyama reguliert die Gewohnheiten und zielt darauf ab, dem Sadhaka
Herrschaft über sein Verhalten zu geben. Anstatt Sklave von Gewohnheiten
zu sein, kontrolliert der Suchende jetzt sein Verhalten und entwickelt
durch entschlossenen Willen bestimmte Gewohnheiten. Als nächstes
wird der angeborene Drang nach Aktivität durch Asanalogie gezügelt.
Durch Übung eines Systems von unbeweglichen Stellungen wird die
Tendenz zu unbeherrschten und ziellosen Bewegungen im Zaume gehalten
und überwunden. Nachdem der Charakter entwickelt, edle Züge
erworben, alte Gewohnheiten überwunden und durch neue ersetzt,
und Aktivität reguliert und gezügelt wurden, werden nun die
Launen des Geistes als nächstes durch Kontrolle seines Gegenstücks,
des Atems, bezähmt. Dieses Studium ist Pranayama. Obwohl die Gedanken
gezügelt werden, bleibt der Geist in Form von Wünschen und
Sehnsüchten weiterhin aktiv. So ist das fünfte Glied von Yoga
das Abziehen aller zentripetalen sinnesgerichteten Bewegungen des Wunschbereiches
im Geist, das sich Abwenden von der äußeren Welt und das
Abziehen der Sinne von den Objekten. Pratyahara ebnet den Weg für
die sechste Stufe auf der Leiter des Yoga, Dharana, Konzentration des
Geistes auf einen einzigen Punkt. Der nach innen gezogene Geist wird
dazu gebracht, sich auf irgendeinen Gedanken oder ein Bild zu heften,
das technisch als Lakshya, Objekt der Meditation, bezeichnet wird. Wenn
Dharana vertieft und verlängert wird, wird es zu Meditation. Wenn
Dhyana (Meditation) intensiviert und anhaltend gemacht wird, ist Samadhi
das Ergebnis. Ein Zustand wonnevoller Vereinigung mit dem unendlichen
Bewußtsein, der Überseele, befreit ihn aus der Knechtschaft
von Geburt und Tod. Diese transzendentale Erfahrung formt ihn um zu
einem Wesen mit kosmischer Vision, Tod. Diese transzendentale Erfahrung
formt ihn um zu einem Wesen mit kosmischer Vision, das überall
göttliche Einheit hinter scheinbarer Mannigfaltigkeit wahrnimmt.
In der Folge wird sein ganzes Leben zu einem spontanen Ausdruck des
ungehinderten Fließens höchster Energie durch jede Handlung.
Er lebt und handelt rein zum Nutzen aller Menschen und bringt dadurch
den göttlichen Plan zu seiner glorreichen Erfüllung.
Erklärung für Yoga
Sadhana
Studiere sorgfältig Yoga Darshan von Patanjali Maharishi. Ich
werde hier kurz und prägnant den Kern von Sadhana darstellen. Praktiziere
zuerst Yama und Niyama. Halte physisch und geistig Brahmacharya. Sprich
jederzeit um jeden Preis die Wahrheit. Verletze niemanden in Gedanke,
Wort oder Tat. Gib Gier und Begehrlichkeit auf. Stiehl nicht. Das ist
die Praxis von Yama. Sei zufrieden. Beachte Reinheit von Körper
und Geist. Übe Askesen von Körper, Geist und Sprache, wie
es in der Gita, Kapitel XVII, 14,15, und 16 beschrieben ist. Faste gelegentlich.
Faste regelmäßig an Ekadasi Tagen. Lies die Schriften. Opfere
die Früchte deiner Handlung dem Herrn. Das ist die Praxis von Niyama.
Versuche, morgens 3 Stunden lang von 4.00 bis 7.00 ohne Unterbrechung
in Padma, Siddha oder Swastika zu sitzen. Richte dich nach Osten oder
Norden. Halte Kopf, Hals und Rumpf gerade. Habe einen eigenen Meditationsraum
nur für dich. Lasse niemanden dort eintreten. Reduziere deine Bedürfnisse.
Iß einfache Nahrung. Trage einfache Kleider. Übe Mildtätigkeit.
Diene Sadhus und Weisen. Habe Satsang. Diene armen und kranken Menschen.
Mache 2 Jahre lang einfaches Pranayama, wie es in den Büchern „Raja
Yoga“ und „Praxis von Yoga“ beschrieben ist. Beherrsche die Indriyas.
Zerstöre alle unnützen Wünsche und materiellen Ambitionen.
Wenn Wünsche aufkommen, versuche, sie nicht zu erfüllen. Dies
ist ein großes Geheimnis.
Vernichte alle Gedanken, Wünsche, Phantasien, Launen, Einfälle,
Gelüste, Gefühle, schlechten Samskaras, Aberglauben, Stimmungen
und Impulse. Habe einen Ishta Devata. Sri Krishna und Gott Siva sind
die Götter des Yoga. Verbringe 3 Jahre unter der Führung eines
Yoga Gurus. Beobachte 24 Stunden lang sorgfältig den Geist und
seine Vrittis. Sitze in einer Asana. Bete zu Sri Ganesh. Mache geistige
Puja.
Übe Verhaftungslosigkeit. Mache den Geist leer. Lasse die Gedanken
nicht aufsteigen. Vertreibe sie sofort. Denke an nichts. Wenn kein Gedanke
vorhanden ist, gibt es keine Wünsche. Wünsche sind das Produkt
schlechter Samskaras, die aus Kontakt entstehen. Der Wunsch ist das
Ergebnis von Gedanken, wenn diese sich mit Objekten verbinden; wenn
Gedanken zu existieren aufhören, hören auch die Wünsche
auf zu existieren. Gedanken und Wünsche bestehen nebeneinander.
Durch ständiges, intensives und fortgesetztes Üben ist der
Erfolg bei der Kontrolle aller Gedanken garantiert. Wandle alle Vrittis
zu einer einzigen Vritti um. Das ist Savikalpa Samadhi. Wenn auch diese
eine Vritti aufgegeben wird, trittst du in Nirvikalpa Samadhi ein, einen
Zustand von höchster Erkenntnis und Wonne.
„Durch Beherrschung auch dieser (Eindrücke, die alle anderen Eindrücke
lahmlegen), nachdem das gesamte Wesen beherrscht worden ist, kommt der
samenlose Samadhi.“ (Patanjali Yoga Sutras I, 51).
Es ist ganz sicher möglich, binnen 2 oder 3 Jahren ein Raja Yogi
zu werden, wenn man ernsthaftes, fortgesetztes und intensives Sadhana
mit Eifer, Interesse und Begeisterung übt. Feierlich erhebe ich
diese kühne Behauptung.
Tod. Diese transzendentale Erfahrung formt ihn um zu einem Wesen mit
kosmischer Vision, das überall göttliche Einheit hinter scheinbarer
Mannigfaltigkeit wahrnimmt. In der Folge wird sein ganzes Leben zu einem
spontanen Ausdruck des ungehinderten Fließens höchster Energie
durch jede Handlung. Er lebt und handelt rein zum Nutzen aller Menschen
und bringt dadurch den göttlichen Plan zu seiner glorreichen Erfüllung.
Der Artikel "Yoga Sadhana:
die acht Grundpfeiler" fehlt zur Zeit und wird zu einem späteren
Zeitpunkt eingefügt!
Geistige Reinigung: eine wichtige
Voraussetzung
In den Upanishaden wird der Atman als jenseits von Geist und Sprache
beschrieben. An anderer Stelle findet man, daß der Atman durch
den reinen Geist - Buddhi - erkannt werden kann. Es gibt zwei Arten
von Geist - reinen Geist und unreinen Geist. Wir haben einen unreiner
Geist. Wir müssen alle groben Unreinheiten durch Tapas, Yoga, Askesen
und Pranayama beseitigen und dann die vier Mittel, Viveka, Vairagya,
Shad Sampat und Mumukshutva, erwerben. Dann geht man zu einem Guru und
studiert die Upanishaden, übt Sravana, Manana und Nididhyasana.
Der Atman geht über den Geist hinaus. Er geht über den unreinen
Geist hinaus. Aber er ist erreichbar. Von einem Menschen, der ein Viveki
ist, ist er erreichbar; wer Tapascharya ausgeführt hat, Vairagya
und Shad-Sampat besitzt und Konzentration und Nididhyasana geübt
hat. Es ist also kein Widerspruch in den Aussagen der Upanishaden, wenn
wir uns nur die Mühe machen, herauszufinden, was die Rishis uns
gesagt haben. Wenn der Atman auch über den unreinen Geist hinausgeht,
der reine Geist kann ihn erreichen.
Die Notwendigkeit von Yoga Sadhana
Warum die Knechtschaft unnötig verlängern? Warum nicht auf
der Stelle das göttliche Geburtsrecht in Anspruch nehmen? Warum
nicht die Knechtschaft jetzt zerbrechen? Verzögerung bedeutet Verlängerung
des Leidens. Es kann jederzeit abgebrochen werden. Das steht in deiner
Macht. Tue es jetzt. Erhebe dich. Schürze dein Lendentuch. Übe
strenges und intensives Sadhana und erlange Freiheit, die Unsterblichkeit,
ewige Wonne bedeutet.
Mache die niedere Natur durch Disziplin, Tapas, Selbstbeherrschung und
Meditation zum Diener der höheren. Das ist der Beginn deiner Freiheit.
Das Göttliche in dir ist stärker als alles, was außerhalb
von dir ist. Daher fürchte nichts. Vertraue auf dein inneres Selbst,
die Göttlichkeit in dir. Erschließe dir die Quelle, indem
du nach innen schaust.
Ohne Entsagung ist es unmöglich, glücklich zu sein. Ohne Entsagung
kann nie erfolgreich das höchste Gut, Moksha, erreicht werden.
Ohne Entsagung kann man niemals Ruhe finden. Daher entsage allem. Mache
dir das Glück zu eigen. Betrachte Entsagung als das Allerwichtigste.
Werde besser. Entwickle deinen Charakter. Reinige das Herz. Entwickle
göttliche Tugenden. Beseitige schlechte Charakterzüge. Besiege
alles Niedrige in dir. Bemühe dich, alles Wertvolle und Edle zu
erlangen.
Nur wenn das Herz gereinigt, der Geist beruhigt, die Gedanken und aufkommenden
Emotionen gestillt, die nach außen gehenden Sinne zurückgezogen
und die Vasanas vermindert worden sind, kann der glorreiche Atman in
tiefer Meditation wahrgenommen werden.
Es gibt fünf Mittel, um vollkommene Ruhe oder Befreiung zu erreichen.
Sie stellen das höchste Glück dar. Es sind Satsang, Gemeinschaft
mit Weisen, Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen,
Leidenschaftslosigkeit, das Fragen „Wer bin ich“, Meditation. Sie werden
Himmel genannt. Sie sind Religion. Sie stellen das höchste Glück
dar.
Werde zunächst ein guter Mensch. Dann beherrsche die Sinne. Dann
unterjoche den niederen Geist durch den höheren Geist. Dann wird
das göttliche Licht herabkommen. Nur dann wird das Gefäß
das göttliche Licht empfangen und halten können.
Übe ausdauernd Meditation, ruhig und ohne Hast. Du wirst bald Samadhi,
den Nirvikalpa Zustand, erreichen.
Das spirituelle Leben ist mühsam und anstrengend. Es verlangt stetige
Wachsamkeit und lange Ausdauer, bevor es zu einem wesentlichen Fortschritt
kommt.
Du hast die Mauern deines Gefängnisses durch Unwissenheit selbst
errichtet. Du kannst die Wände einreißen durch Unterscheidung
und das Fragen: „Wer bin ich?“.
Leiden reinigen die Seele. Sie verbrennen die groben Bestandteile, Sünden
und Unreinheiten. Die Göttlichkeit wird immer manifestierter. Sie
geben innere spirituelle Kraft und entwickeln Willenskraft und Ausdauerfähigkeit.
Daher sind Leiden ein versteckter Segen.
Selbst ein einziger Strahl des inneren Lichts während der Meditation
erhellt den Weg. Er gibt sehr viel Mut und innere Kraft. Er spornt zu
noch mehr Sadhana an. Dieser Lichtstrahl wird erfahren, wenn die Meditation
tiefer wird und man sich über das Körperbewußtsein erhebt.
Meditation und Gottesdienst sind die Mittel, um die Potentiale zu entwickeln
und eine höhere Ebene von Bewußtsein oder Existenz zu suchen.
Leben ist das Entfalten von schlummernden Möglichkeiten der Seele.
Führe ein göttliches Leben. Entwickle im Geist erhabene göttliche
Gedanken durch Meditation, Japan und Kirtan und das Lesen heiliger Schriften.
Bade im Fluß des ewigen Lebens. Tauche ein. Nimm ein Bad darin.
Schwimme darin. Treibe darin. Genieße.
Bade den Körper im physischen Sonnenlicht. Bade die Seele im Sonnenlicht
des Ewigen. Du wirst gute Gesundheit und ewiges Leben haben.
Gottesdienst ist die Entfaltung der Blütenknospe der Seele. Gottesdienst
ist Leben. Gottesdienst verleiht ewiges Leben.
Du magst Millionen von Menschen in einer Schlacht besiegen, zum größten
Sieger jedoch wirst du, wenn du dein eigenes niederes Selbst, deinen
Geist, besiegst.
Solange die Sinne nicht unterworfen oder geschwächt sind, muß
Tapas, Selbstbeherrschung praktiziert werden. Dama oder Pratyahara.
Setze dich mit gesammeltem Geist hin. Erhebe die Herrschaft über
Körper und Geist. Tauche tief in die Kammern des Herzens ein, betritt
den faszinierenden Ozean der Stille. Lausche der klanglosen Stimme.
Errichte dein spirituelles Leben auf einer sicheren Basis, auf den Felsen
von göttlicher Gnade und Charakterstärke. Suche Zuflucht beim
Herrn und Seinem ewigen Gesetz. Es gibt keine Macht im Himmel oder auf
Erden, die deinen Marsch nun anhalten könnte. Erfolg in der Selbstverwirklichung
ist gewiß. Mißerfolg gibt es für dich nicht. Es ist
Licht auf deinem Weg. Alles strahlt.
Struktur von Yoga Sadhana
Ethische Disziplin ist für Erfolg im Yoga unerläßlich.
Ethische Disziplin ist die Praxis richtigen Verhaltens im Leben. Die
beiden Angelpunkte von Yoga sind Yama und Niyama, die der Suchende in
seinem täglichen Leben praktizieren muß. Sie entsprechen
grob den zehn Geboten von Jesus oder dem edlen achtfachen Pfad Buddhas.
Gewaltlosigkeit (Ahimsa), Wahrhaftigkeit (Satya), Enthaltsamkeit (Brahmacharya),
Nichtstehlen (Asteya) und Nichtbegehrlichkeit (Aparigraha) sind die
Bestandteile von Yama. Innere und äußere Reinigung (Saucha),
Zufriedenheit (Santosha), Askese (Tapas), Studium religiöser und
philosophischer Bücher (Swadhyaya) und Hingabe an den Herrn (Ishwarapranidhana)
gehören zu Niyama. Die Praxis von Yama und Niyama tilgt alle Unreinheiten
des Geistes. Tatsächlich sind Yama und Niyama die Eckpfeiler der
Yogaphilosophie.
Unter allen Tugenden wird dem Nichtverletzen irgendeines Lebewesens
(Ahimsa) das Hauptgewicht eingeräumt. Es muß Gewaltlosigkeit
in Gedanke, Wort und Tat herrschen. Gewaltlosigkeit steht an erster
Stelle, denn sie ist die Quelle der anderen neun. Die Praxis von universeller
Liebe und Brüderlichkeit ist nichts anderes als die Praxis von
Gewaltlosigkeit. Wer Gewaltlosigkeit praktiziert, wird rasch Erfolg
im Yoga haben. Der Übende muß auch auf harte Worte und unfreundliche
Blicke verzichten. Er muß jedem und allem gegenüber Wohlwollen
und Freundlichkeit zeigen. Er muß das Leben respektieren. Er muß
immer daran denken, daß ein einziges gemeinsames Selbst im Herzen
aller Wesen weilt.
Wahrhaftigkeit (Satya) kommt als nächstes. Der Gedanke muß
mit dem Wort übereinstimmen und das Wort mit der Tat. Das ist Wahrhaftigkeit.
Diese Tugenden kann nur der Selbstlose erwerben. Wahrheit kann schwerlich
entstehen, wenn nicht die Motive aller Handlungen rein sind. Das Wort
des Yogis muß für andere ein Segen sein.
Dann kommt Nichtstehlen (Asteya). Man muß mit dem zufrieden sein,
was man mit ehrlichen Mitteln erwirbt. Das Gesetz des Karma ist unerbittlich.
Für jede schlechte Handlung muß man leiden. Aktion und Reaktion
sind gleich und gegengleich. Das Anhäufen von Reichtümern
ist in der Tat Diebstahl. Aller Reichtum der drei Welten gehört
dem Herrn. Du bist lediglich Verwalter dieses Reichtums. Das, was du
hast, mußt du bereitwillig mit allen anderen teilen und Wohltätigkeit
üben.
Die dritte Tugend ist die Praxis des Zölibats.
Brahmacharya ist die wesentliche Grundlage für ein Leben im Atman.
Es ist eine starke Waffe, um einen unbarmherzigen Krieg gegen die inneren
Monster zu führen - Leidenschaft, Habgier, Zorn, Geiz, Heuchelei
usw. Es trägt zu immerwährender Freude und ununterbrochener
nicht endender Wonne bei. Es gibt unglaubliche Energie, einen klaren
Kopf, enorme Willenskraft, kühnes Verstehen, gutes Gedächtnis
und eine ausgezeichnete Fähigkeit zur Analyse (Vichara-Shakti).
Tiefes Innenleben ist erforderlich. Stille die blubbernden Gedanken.
Halte den Geist kühl und ruhig. Öffne dich dem höheren
spirituellen Bewußtsein. Spüre die göttliche Gegenwart
und göttliche Führung. Hefte den Geist auf die Lotusfüße
des Herrn. Werde wie ein Kind. Sprich frei mit Ihm. Werde absolut offen.
Verbirg nicht deine Gedanken. Das geht gar nicht, denn Er ist der innerer
Lenker (Antaryamin). Er beobachtet all deine Gedanken. Bete um Gnade,
Licht, Reinheit, Kraft, Frieden und Erkenntnis. Du wirst sie ganz sicher
erhalten.
Ein Yogaschüler darf keinesfalls habgierig sein. Er darf von niemandem
wertvolle Geschenke annehmen. Geschenke beeinflussen den Geist des Empfängers.
Diese fünf Tugenden müssen in Gedanke, Wort und Tat praktiziert
werden, denn sie sind nicht bloß Verbote, sondern verändern
den Charakter des Praktizierenden, indem sie von innen her Reinheit
und Kraft anwenden.
Zwei Dinge sind nötig, um Erfolg in der Kontrolle des Geistes zu
erlangen, nämlich Üben (Abhyasa) und Leidenschaftslosigkeit
(Vairagya).
Setze alles daran, um von jedem Wunsch nach bekannten oder auch unbekannten
Sinnenfreuden frei zu sein, und diese Leidenschaftslosigkeit kann erreicht
werden durch ständiges sich Verdeutlichen des Übels, das darin
liegt. Leidenschaftslosigkeit ist der Verzicht darauf, etwas zu erreichen.
Es ist Abneigung gegen Sinnenfreuden, jetzt und später. Es gibt
zwei Arten von Verhaftungslosigkeit oder Leidenschaftslosigkeit, niederer
und höher. Vijnana Bhikshu unterscheidet die höhere und niedere
Art von Vairagya folgendermaßen: „Erstere ist Widerwillen gegen
die guten Dinge des Lebens, jetzt und später, aus der Erfahrung
heraus, daß sie niemals ohne Mühe weder zu erwerben noch
zu bewahren sind, daß es Schmerz verursacht, sie zu verlieren,
und daß das Streben danach niemals frei von egoistischen Gefühlen
ist. Letzteres jedoch basiert auf dem klaren Erkennen des Unterschiedes
zwischen der Intelligenz und den Objekten, die in ihrem Licht erscheinen.“
Es gibt verschiedene Stadien der Leidenschaftslosigkeit. Der Entschluß,
sich darin zu mäßigen, alle möglichen Sinnesobjekte
zu genießen, ist die erste Phase. In der zweiten Phase verlieren
bestimmte Dinge ihre Anziehungskraft für den spirituell Suchenden,
und er versucht, auch die Anziehungskraft anderer zu zerstören.
In der dritten Phase werden die Sinne beherrscht, ein unbestimmtes Verlangen
nach Sinnenfreuden bleibt jedoch im Geist zurück. Im vierten verliert
der Suchende vollständig jegliches Interesse an äußeren
Dingen. Die letzte Phase ist der Zustand höchster Wunschlosigkeit.
Diese Art von Leidenschaftslosigkeit verleiht dem Yogi absolute Unabhängigkeit.
In dieser Phase entsagt der Yogi allen psychischen Kräften, wie
etwa Allwissenheit, usw.
Durch Üben und Leidenschaftslosigkeit kann das Fließen von
Gedanken zu äußeren Dingen hin unter Kontrolle gehalten werden.
Bloße Gleichgültigkeit nützt nichts. Üben ist ebenfalls
notwendig. Sich immer wieder auf Gott zu besinnen ist auch Üben.
Sri Krishna sagt zu Arjuna hinsichtlich dieser Praxis der Geisteskontrolle:
„Er möge vorbehaltlos alle Wünsche, die durch die Vorstellung
des Geistes entstanden sind, aufgeben, insgesamt alle Sinne nach allen
Seiten zügeln und auf diese Weise allmählich Ruhe erlangen
mittels der Vernunft, die durch Beständigkeit kontrolliert wird;
nachdem der Geist dazu gebracht wurde, im Selbst zu ruhen, denke er
an nichts anderes. Immer wenn der schwankende und unstete Geist davonstrebt,
bringe er ihn unter die Kontrolle des Selbst.“ (Bhagavad Gita, Kap.
VI, 24-26)
Der Geist wird durch die Kraft von Wünschen zu äußeren
Dingen hingezogen. Indem man sich durch Analyse der Natur von Sinnesobjekten
und durch die Pflege von Unberührtheit von weltlichen Dingen von
ihrem täuschenden Charakter überzeugt, kann der Geist gezügelt
und zum Selbst zurückgebracht werden, um schließlich dort
zu verweilen. Dank dieser Yogapraxis erlangt der Geist des Yogis Frieden
im Selbst. Üben besteht darin, andauernd dieselbe Idee oder denselben
Gedanken an ein Objekt zu wiederholen. Durch ständiges Nachsinnen
und Üben der Willenskraft müssen dem unterbewußten Geist
Suggestionen gegeben werden, nicht in der sich verändernden Außenwelt
Freuden zu suchen sondern im Unveränderlichen im Inneren. Man muß
überaus wachsam sein, um Gelegenheiten zu ergreifen, wenn sich
der Geist bei Sinnesobjekten befindet, und ihm dann neue Bedeutungen
und Interpretationen vorschlagen, um ihn zu veranlassen, seine Haltung
diesen Dingen gegenüber zu verändern, mit der Absicht, ihn
schließlich endgültig davon abzuziehen. Das heißt Üben.
Das Hauptcharakteristikum des Geistes im Wachzustand ist es, ein Objekt
vor sich zu haben, womit er sich beschäftigt. Er kann niemals leer
bleiben. Er kann sich immer nur auf eine Sache konzentrieren. Er wechselt
ständig die Objekte, daher ist er ruhelos. Er ist ungestüm,
stark und schwer zu beugen. Es ist ebenso schwierig, ihn zu zügeln
wie den Wind. Daher sagt Patanjali Maharshi, daß die Praxis stetig
und fortdauernd sein und sich über längere Zeit erstrecken
muß und in vollkommenem Vertrauen auf ihre erneuernden und erhebenden
Kräfte zu erfolgen hat. In keiner Phase der Praxis darf es zu Symptomen
von Nachlässigkeit kommen.
Einschränkung kommt nicht an einem Tag, sondern durch langes und
fortgesetztes Üben mit Eifer und Begeisterung. Der Fortschritt
im Yoga kann nur ein allmählicher sein. Viele Menschen geben die
Praxis der Konzentration nach einiger Zeit auf, wenn sie keine greifbare
Aussicht erkennen, psychische Kräfte zu erlangen. Sie werden ungeduldig.
Sie tun wenig und erwarten viel. Das ist schlecht. Hie und da ein wenig
üben bringt nicht den gewünschten Ertrag. Direkte Erfahrung
ist das Ziel des Lebens. Obwohl die Anstrengung oder Übung anfangs
schmerzhaft ist, bringt sie am Ende höchste Freude. Sri Krishna
sagt zu Arjuna: „Höchste Freude wird dem Yogi zuteil, dessen Geist
friedvoll ist, dessen leidenschaftliches Wesen beherrscht ist, der keine
Sünden hat und dessen Wesen Ewigkeit ist!“ (Bhagavad Gita, Kap.VI.27).
„Nichts anderes als der Geist ist für den Menschen Ursache von
Bindung oder Befreiung; wenn er sich in Vergnügungen verliert,
führt er zu Bindung, wenn er von Dinglichem gelöst ist, führt
er zu Befreiung. Da der Geist, wenn er von Dinglichem frei ist, zu Befreiung
führt, muß ein Mensch, der nach Befreiung oder Erfolg auf
dem Weg des Yoga strebt, stets versuchen, das Dingliche aus der Ebene
seines Geistes zu vertreiben. Wenn der Geist, nachdem er von jeder Verbindung
mit Sinnesobjekten getrennt und im Licht des Herzens eingeschlossen
worden ist, sich in Ekstase findet, heißt es, er hat seinen Gipfel
erreicht. Der Geist muß davon abgehalten werden, tätig zu
sein, bis seine Auflösung im Herzen erreicht ist; das ist Gnosis,
das ist Konzentration, alles andere ist Wortklauberei.
Der Wunsch könnte beschrieben werden als ein Sehnen nach Dingen,
das eine derartige Macht über den Geist gewinnt, daß selbst
die Analyse seiner Herkunft und Konsequenzen ausgeschlossen ist. Der
Mensch wird plötzlich das, womit er sich identifiziert, durch die
Kraft starker und tiefer Verhaftung und verliert im Handeln die Erinnerung
an alles andere. Der Mensch, der so vom Wunsch überwältigt
ist und sein Auge auf alles und jedes heftet, wird getäuscht und
meint, es sei das Wirkliche. Aufgrund des Verlustes der Kontrolle nimmt
der Mensch alles mit verschleiertem Blick auf diese getäuschte
Weise wahr, so wie jemand, der unter dem Einfluß eines starken
Rauschmittels steht.
Wunsch entsteht aus Unwissenheit (Avidya). Verhaftung, Sehnen und Vorlieben
sind die Komponenten des Wunsches. Strebe nicht nach Erfüllung
von Wünschen. Versuche, die Wünsche so gut es geht zu reduzieren.
Nimm den Brennstoff der Erfüllung weg. Dann verlischt die Flamme
des Wunsches von selbst. So wie eine Lampe ohne Ghee ausgeht, wenn das
Ghee weggenommen wurde, so erstirbt das Feuer des Wunsches, wenn der
Brennstoff der Erfüllung weggenommen wurde. Wenn Verhaftung getilgt
ist, vergehen Sehnen und Vorlieben von selbst.
Der Mensch begeht Sünden und verletzt andere, wenn er danach strebt,
die Wunschobjekte zu erlangen. Er muß die Früchte seines
Handelns ernten; daher wird er immer wieder in dieses Rad von Geburt
und Tod gebracht. Wenn der Liste der Besitzungen und Bedürfnisse
ein einziges Objekt hinzugefügt wird, wächst auch der Wunsch
um das Zehnfache. Je mehr weltliche Dinge man besitzt, desto weiter
ist man von Gott entfernt. Der Geist wird ständig planen und überlegen,
wie die Dinge zu bekommen und zu bewahren sind, wie Unmengen von Geld
verdient und sicher bewahrt werden können. Wenn die erworbenen
Dinge verloren gehen, ist der Geist total aufgebracht. Sorgen, Kummer,
Ängste und alle möglichen geistigen Qualen nehmen mit der
Anzahl der Dinge zu.
Befreie dich aus der Tyrannei des Geistes. Er hat dich so lange gnadenlos
gequält. Du hast ihm gestattet, sich in Sinnenfreuden zu ergehen
und seine eigenen Wege zu gehen. Nun ist es an der Zeit, ihn zu zügeln,
so wie man ein wildes Pferd zügeln würde. Sei geduldig und
ausdauernd. Praktiziere täglich ›Gedankenlosigkeit‹, Hemmen von
Gedanken. Die Aufgabe mag anfangs schwierig sein. Es wird in der Tat
abstoßend und mühsam sein, aber der Ertrag ist groß.
Du erntest Unsterblichkeit, höchste Freude, ewigen Frieden und
unendliche Wonne. Deshalb übe fleißig mit dem rechten Ernst.
Es ist der Mühe wert. Sei wachsam. Wenn der Wunsch aufrichtig und
der Entschluß fest ist, ist nichts unter der Sonne unerreichbar.
Nichts steht dir im Wege.
Aus dem Zustand des Geistes, aus Gefühlen und Verhalten kann sehr
gut das Wesen der Handlungen in früheren Leben verstanden werden,
und Auswirkungen schlechten Handelns können durch gutes Handeln,
Tapas, Disziplin und Meditation aufgelöst oder es kann ihnen entgegengewirkt
werden. Versuche, ein Leben ohne Verhaftung zu führen. Diszipliniere
den Geist sorgsam. Niemand ist frei von Schmerzen, Krankheiten, Sorgen,
Schwierigkeiten. Man muß in seiner göttlichen Natur weilen.
Nur dann schöpft man die Kraft, um den Schwierigkeiten des Lebens
zu begegnen. Nur dann wird der Geist ausgewogen. Nur dann wird man nicht
von äußeren krankhaften Einflüssen und unharmonischen
Schwingungen angegriffen. Regelmäßige Meditation am Morgen
gibt neue Kraft und ein inneres Leben von Freude und Wonne. Übe
Meditation. Spüre diese Freude und Wonne trotz abträglicher
Bedingungen und widriger Umstände. Allmählich wirst du spirituell
wachsen. Du wirst Selbstverwirklichung erreichen.
Praxis von Yoga Sadhana
Meditiere täglich auf dein Ideal. Strebe danach, es zu leben.
Rotte Laster aus. Prüfe deinen Charakter. Steigere deine Fähigkeiten.
Pflege geistige und moralische Qualitäten.
Schließe die Tore der Sinne. Mache den Geist stetig und ruhig
durch Stillen der Gedanken, Unterwerfen der aufkommenden Gefühle
und Vernichten aller Wünsche und Sehnsüchte. Meditiere. Du
wirst dann die Größe und Herrlichkeit des höchsten Selbst,
des Innewohnenden wahrnehmen.
Vergib denen, die dich verleumden oder schlecht über dich sprechen.
Verletze niemanden, der dich beleidigt. Wenn jemand aus Abneigung abfällig
über dich spricht, grüße ihn höflich und kümmere
dich nicht um die unschönen Worte.
Unaufhörlich widerstehe dem Drängen der niederen Natur. Allmählich
wird sie die Macht über dich verlieren. Du wirst stark werden.
Auch wenn du scheiterst, ist das ein Schritt näher zum Sieg, zum
Ziel. Du entwickelst Willenskraft. Die Willenskraft geht in den unterbewußten
Geist und rottet alle falschen Eindrücke, schlechten Gewohnheiten
und üblen Charakterzüge aus.
Du wirst zu Beginn des Sadhanas auf diverse Schwierigkeiten treffen.
Du bemerkst keinen spirituellen Fortschritt, sondern siehst nur die
Fehlschläge in deinem Bemühen, in der Meditation, den Widerstand,
dem du begegnest und deine Fehler und Schwächen.
Wenn du intensiv und fleißig das Sadhana fortsetzt, und wenn du
regelmäßig im Sadhana bist, wirst du Erfolg haben. Die Meditation
wird mühelos eintreten. Die Meditation wird zur Gewohnheit. Jeder
Widerstand verschwindet. Du wirst starke Willenskraft entwickeln. Du
wirst bei jedem Schritt triumphieren. Mißerfolg und Verzweiflung
werden dir unbekannt sein. Das Sadhana wird in großen Schritten
vorangehen.
Schlechte Gedanken verschwinden, wenn göttliche Gedanken gepflegt
werden. Böse Gedanken sterben, wenn gute Gedanken gehegt werden.
Schlechte Gedanken und schlechte Wünsche sterben einfach aus Mangel
an Nahrung ab.
Wenn ein Wunsch nicht erfüllt wird, wird er ausgehungert und stirbt
schließlich.
Der Wusch vergeht, wenn du nicht in den Wunschobjekten schwelgst.
Sprich nicht von Samadhi und Erwecken der Kundalini. Die größeren
Dinge können später in Angriff genommen werden. Tue zuerst
die kleineren Dinge. Übe zuerst Yama und Niyama. Sei gut, tue Gutes.
Erlange zuerst ethische Vollkommenheit. Zuerst rotte schlechte Charakterzüge
aus und entwickle göttliche Eigenschaften. Zuerst beherrsche die
Sinne und reinige das Herz. Wozu über Samadhi oder das Erwecken
der Kundalini sprechen, wenn die ersten Schritte noch nicht begonnen
und geübt werden?
Sei in allem mäßig. Gib Furcht, Zorn, Habgier und Fehlurteile
auf. Halte dich um jeden Preis an deine Gelübde, sogar unter Einsatz
des Lebens. Nur dann bist du geeignet, Unsterblichkeit zu erlangen.
Das Halten der Gelübde trägt zu wahrem Glück bei. Halte
das Gelübde mit kontrollierter Leidenschaft und reinem Herzen.
Wenn du sehr gerne Mangos ißt, wenn du dich intensiv danach sehnst,
sie zu essen, wenn sie gerade vor dir liegen und du drauf und dran bist,
sie zu essen, iß sie nicht. Beherrsche den Wunsch durch Unterscheidung.
Übe dies immer wieder mit den Dingen, die du am meisten liebst.
Allmählich wird es dir möglich sein, die Zunge zu beherrschen.
Jeder Mißerfolg legt den Samen für den zukünftigen Erfolg
oder Triumph. Erhebe dich. Fürchte dich nicht vor Fehlschlägen.
Ziehe kühn weiter mit unerschrockenem Geist und doppelter Energie.
Wenn du etwas Schlechtes tust, es aber nicht tun willst, dann wurde
dein schwacher Wille von der starken Kraft alter Gewohnheiten überwältigt.
Mache täglich mehr tugendhafte Handlungen. Du wirst einen starken
Willen entwickeln. Dann wirst du falsche Handlungen nicht wiederholen.
Starke Willenskraft besteht darin, Wünsche, Reizbarkeit, Zorn,
Unreinheiten und negative Gefühle zu überwinden und Gelassenheit,
Selbstbeherrschung, Geistesgegenwart und einen ausgeglichenen Geist
in Erfolg und Mißerfolg, Ruhm und Tadel, Ehre und Schmach und
Gewinn und Verlust zu bewahren.
Praktische Anweisungen im
Yoga
Beherrsche die Sinne. Beruhige den Geist. Stille die blubbernden Gedanken.
Halte den Geist im Herzlotus fest. Konzentriere dich. Meditiere. Verwirkliche
Ihn intuitiv jetzt in dieser Sekunde und genieße die Wonne des
Selbst.
Habe festen und unerschütterlichen Glauben an die Existenz Gottes,
des höchsten, unsterblichen und intelligenten Prinzips, die Essenz,
die Substanz, die in den drei Zeitenphasen - Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft existiert. Er hat weder Anfang, noch Mitte noch Ende. Er
ist Sat-Chit-Ananda (absolutes Sein, absolutes Wissen, absolute Wonne).
Oh, unwissender Mensch! Warum suchst du vergeblich nach Glück in
den vergänglichen äußeren Dingen der Welt, die Zeit,
Raum und Ursächlichkeit unterworfen sind? Du hast keinen Frieden
im Geist. Deine Wünsche werden nie ganz erfüllt. Vielleicht
häufst du unermeßlichen Reichtum an, hast wunderbare Kinder,
erwirbst Titel, Ruhm, Ehre, Ansehen, Macht, Bekanntheit und alles, was
du willst, und doch ist dein Geist ruhelos. Du hast kein echtes dauerhaftes
Glück. Es bleibt das Gefühl, als fehle noch etwas. Du hast
kein Gefühl der Erfüllung. Vergiß deshalb von diesem
Moment an niemals, daß dieses Gefühl der Erfüllung oder
ewigen Befriedigung nur in Gott erlangt werden kann, wenn Er durch ständige
Praxis von Selbstbeherrschung, Reinheit, Konzentration, Meditation und
Yogapraxis verwirklicht wird.
Überall herrscht Ruhelosigkeit. Selbstsucht, Habgier, Eifersucht
und Lust richten in jedem Herzen unvorstellbaren Schaden an. Kämpfe,
Scharmützel und Streitereien verschmutzen die Atmosphäre der
Welt und schaffen Zwietracht, Disharmonie und Unruhe. Es wird ins Horn
gestoßen, und die Armeen marschieren auf das Schlachtfeld, um
die Feinde zu zerstören. Eine Nation führt Krieg gegen eine
andere Nation, um mehr Einflußbereiche und Macht zu erlangen.
Neben diesen blutigen Kriegen arbeitet auch die Friedensbewegung für
die Errichtung von Harmonie und Frieden, um die fürchterliche Unwissenheit
zu beseitigen, die Grundursache allen menschlichen Leidens, und für
die Verbreitung göttlichen Wissens.
Die Welt braucht heute am dringendsten die Botschaft der Liebe. Entzünde
zuerst in deinem Herzen das Licht der Liebe. Liebe alle. Schließe
alle Geschöpfe in die warme Umarmung deiner Liebe ein. Nationen
können nur durch reine Liebe vereint werden. Weltkriege können
nur durch reine Liebe beendet werden. Die Vereinten Nationen können
nicht viel ausrichten. Liebe ist ein geheimnisvoller göttlicher
Klebstoff, der die Herzen aller verbindet. Sie ist ein magischer Heilbalsam
von sehr hoher Potenz. Erfülle jede Handlung mit reiner Liebe.
Töte Gerissenheit, Habgier, Schurkerei und Selbstsucht. Es ist
überaus grausam, andere durch Einsatz von Giftgas zu töten.
Das ist ein Kapitalverbrechen. Der Wissenschafter, der das Gas in seinem
Labor herstellt, kann der Strafe Gottes für dieses Verbrechen nicht
entkommen. Vergiß nicht den Tag des Gerichts. Was werdet ihr dem
Herrn sagen, Oh Sterbliche, die ihr hinter Macht, Einfluß und
Reichtum herlauft? Habt ein reines Gewissen und reine Liebe. Dann werdet
ihr wahrlich in das Königreich Gottes eingehen.
Ach wie geheimnisvoll ist das Universum. Wie geheimnisvoll das stille
Wirken der unsichtbaren Kraft, die einerseits leidenschaftliche Menschen
dazu treibt, Kriege zu führen, und andererseits Fromme dazu, der
gesamten leidenden Menschheit Frieden und Glück zu bringen!
Wie du denkst, so wirst du. Denke, du bist ein Höchstrichter, und
du wirst ein Höchstrichter werden. Denke, du beherrschst die ganze
Welt, Herrscher über die ganze Welt wirst du werden. Denke, du
bist ein großartiger Lehrer, du wirst ein Lehrer werden. Denke,
du bist arm und schwach, arm und schwach wirst du werden. Denke, du
bist ein Multimillionär, ein Multimillionär wirst du werden.
Denke, du bist ein Heiliger mit untadeligem Charakter, ein Heiliger
mit untadeligem Charakter wirst du werden. Denke, du bist Gott oder
Atman oder Brahman, Gott oder Atman oder Brahman wirst du werden. Das
ganze Universum wird durch dieses wundervolle Naturgesetz gelenkt.
Denke immer richtig und handle richtig. Versuche nie, dich des Besitzes
anderer zu bemächtigen. Beneide niemals die Nachbarn. Pflege edle
und erhabene Gedanken. Habe höchstes Selbstvertrauen und Mut. Tue
alles, was du tust, mit dem Willen zum Erfolg. Du wirst in jedem Falle
Erfolg in deinen Bemühungen haben. Der Erfolg ist dein. Fehlschläge
werden dir unbekannt sein. Das ist das allerhöchste Geheimnis.
Meditiere täglich morgens einige Zeit über dieses Geheimnis
und genieße die Wonne des Selbst.
Das Vishnupurana sagt: „Wenn der getäuschte Tor den Körper
liebt, eine bloße Ansammlung von Fleisch, Blut, Eiter, Fäkalien,
Urin, Muskeln, Fett und Knochen, liebt er in der Tat die Hölle
selbst! Wer nicht Abscheu empfindet vor dem ekelhaften Geruch, der aus
seinem Körper kommt, welches Argument für die Verhaftungslosigkeit
muß noch gebracht werden?“
Es ist eine bekannte Tatsache, daß Genuß Wünsche nicht
befriedigen kann. Im Gegenteil, er verstärkt den Wunsch und macht
den Menschen noch ruheloser. Die Grundursache allen menschlichen Leidens
und Unglücks ist das Sehnen nach Freuden der Welt. Je mehr man
sich nach diesen Sinnenfreuden sehnt, desto unglücklicher wird
man. Auch die Wünsche wachsen, wenn sie nicht erfüllt werden.
Man kann niemals glücklich werden, solange Sehnsucht nach Genuß
besteht.
Es ist schmerzhaft, Geld zu verdienen. Schmerzhafter ist es, das verdiente
Geld zu behalten. Es ist noch schmerzhafter, wenn das Geld weniger wird.
Und es ist überaus schmerzhaft, das Geld zu verlieren. Geld ist
die Stätte aller möglichen Schmerzen. Deshalb besitzt in Indien
ein Sadhu oder Sannyasin nichts. In seiner großen Sicht besitzt
er nicht einmal seinen Körper. Er stellt immer wieder fest: „Der
Körper gehört nicht mir; ich bin nicht der Körper.“ Ein
wirklicher Sannyasin ist jemand, der fühlt: „Ich bin körperlos“.
Diese Sannyasins leben ein Leben vollkommener Leidenschaftslosigkeit
und unbarmherziger Entsagung. Entsagung zieht allerhöchsten Frieden
nach sich.
Es ist sehr schwierig, absolut wunschlos zu werden. Nur ein befreiter
Heiliger oder vollerblühter Yogi ist vollkommen frei vom Makel
des Wunsches, denn er hat seinen Geist vollständig ausgelöscht
und genießt die höchste Wonne des Selbst im Inneren. Wie
kann in ihm ein Wunsch entstehen, da er in den Ozean göttlicher
Wonne eingetaucht ist?
Ein Anfänger auf dem spirituellen Pfad pflege edle Wünsche.
Er muß tugendhaft handeln. Er muß das intensive Verlangen
nach Befreiung entwickeln. Um dieses Ziel zu erreichen, muß er
regelmäßig und systematisch in den heiligen Schriften lesen.
Er muß sich in die Gegenwart von Weisen begeben. Er muß
richtiges Verhalten, richtiges Denken, richtiges Sprechen und richtiges
Handeln praktizieren. Er muß regelmäßig meditieren.
Nach und nach werden alle alten lasterhaften Wünsche, Sinnesbegehren
und üblen Neigungen verschwinden. Hey Saumya! Führe ein Leben
vollendeter Zufriedenheit. Zufriedenheit ist die Wonne des Lebens. Die
kühlen nektargleichen Wasser der Zufriedenheit werden rasch das
Feuer der Wünsche löschen. Zufriedenheit ist der Hauptwächter,
der das Reich des Friedens, das Königreich Gottes, bewacht.
Die alten bereits unterworfenen Wünsche tauchen wieder auf, bleiben
und leisten Widerstand. Sie sagen: „Oh undankbarer Mensch! Du hast mir
die ganze Zeit in deinem Geist Zuflucht gewährt. Nur durch mich
hast du Objekte der Welt genossen. Wenn kein Wunsch nach Essen und Trinken
vorhanden ist, wie kannst du dann Essen und Trinken genießen?
Warum bist du jetzt so grausam zu mir? Ich habe jedes Recht, mich in
dieser Stätte deines Geistes aufzuhalten. Mach, was du willst.“
Lasse dich jedoch von solchen Drohungen nicht im mindesten entmutigen.
Alle Wünsche werden allmählich durch Yoga und Meditation geschwächt.
Schließlich werden sie vollständig verschwinden und nicht
mehr wiedererstehen.
Ein starker Geist hat Einfluß auf einen schwachen Geist. Der Geist
hat Einfluß auf den physischen Körper. Der Geist wirkt auf
die Materie. Der Geist bringt Begrenzung. Der Geist gibt Befreiung.
Der Geist ist der Teufel. Der Geist ist dein bester Freund. Der Geist
ist der Guru (spirituelle Lehrer). Du mußt den Geist zähmen.
Du mußt den Geist disziplinieren. Du mußt den Geist beherrschen.
Das ist alles, was du tun mußt.
Prüfe deine Gefühle und Emotionen. Analysiere sie. Nimm sie
auseinander. Identifiziere dich nicht mit diesen Gefühlen und Emotionen.
Trenne dich von diesen Gefühlen und Emotionen. Sei stiller Beobachter.
Identifikation mit diesen Gefühlen und Emotionen ist die Ursache
für Bindung und Leid.
Zorn ist eine Erscheinungsform des Wunsches im Geist. Es gibt keine
Erscheinungsform im Selbst, dem wahren „Ich“ oder Atman. Ein weltlicher
Mensch identifiziert sich mit Zorn und leidet daher. Das ist nichts
anderes als Unwissenheit. Körper und Geist sind die Instrumente
für Wachstum und Entwicklung. Identifiziere dich mit dem großen
unendlichen „Ich“, wenn du diese beiden Instrumente benutzt, und werde
zum Herrn über Geist und Körper. Du bist der Lenker dieses
Vehikels - Körper und Geist. Beanspruche dein Geburtsrecht und
werde frei, mein Kind. Durchschaue den Trick dieses durchtriebenen Geistes.
Er hat lange genug mit dir gespielt. Erreiche vollkommene Herrschaft
über ihn. Es gelingt dir leicht durch die Praxis von Yoga.
Beobachte und durchtrenne und zerschneide die Gedanken, sobald sie aus
dem Geist aufsteigen. Töte sie auf der Stelle. Wenn dir dies schwierig
erscheint, werde ihnen gegenüber gleichgültig. Stoße
dich nicht an ihnen. Erlaube ihnen, ihre Form anzunehmen. Sie werden
bald von selbst absterben. Oder du kannst die Gedanken manchmal zertrennen,
und wenn du dessen müde bist, wende die Methode des Gleichgültigbleibens
an. Die zweite Methode ist einfacher. Wenn man einen Affen an einen
Pfahl bindet, wird er noch wilder; wenn man ihm gestattet, sich nach
Lust und Laune zu bewegen, ist er nicht gar so wild. Genauso, wenn man
versucht, den Geist auf einen Punkt zu heften, wird er noch ungestümer.
So kommen Anfängern die verschiedensten schlechten Gedanken in
den Geist, wenn sie sich konzentrieren. Sie brauchen deswegen aber nicht
unnötig alarmiert zu sein. Wenn es dir schwerfällt, den Geist
in einen Punkt zu fixieren, erlaube ihm, eine Zeitlang wie ein Affe
herumzuspringen. Ringe nicht mit dem Geist. Bald ist er erschöpft
und wartet dann darauf, deinen Befehlen zu gehorchen. Jetzt kannst du
leicht mit ihm fertig werden.
Befreie dich aus der Tyrannei des Geistes. Er hat dich so lange erbarmungslos
gequält. Du hast ihm erlaubt, sich in Sinnenfreuden zu ergehen
und seinen Willen zu haben. Nun ist es an der Zeit, ihn zu zügeln,
so wie ein wildes Pferd gezügelt würde. Sei geduldig und ausdauernd.
Praktiziere täglich Gedankenleere oder Hemmen der Gedanken. Zu
Beginn ist es vielleicht schwierig. Tatsächlich wird es abstoßend
und anstrengend sein, aber der Lohn ist groß. Der Ertrag ist Unsterblichkeit,
höchste Freude, ewiger Frieden und unendliche Wonne. Deshalb übe
fleißig mit rechtem Ernst. Es ist der Mühe wert. Sei wachsam.
Wenn der Wunsch aufrichtig und der Entschluß fest ist, gibt es
nichts unter der Sonne, das unmöglich wäre. Nichts kann dir
im Wege stehen. Wenn der Versuch scheitert, sei nicht entmutigt. Denke
an die faszinierende Geschichte vom furchtbaren Kampf zwischen Herkules
und dem gewaltigen Riesen. Auf seiner Reise auf der Suche nach Abenteuern
begegnete Herkules einem Monster, das von der Natur so wunderbar ersonnen
war, daß es jedesmal wenn es die Erde berührte, zehnmal stärker
wurde als es vorher war! Wenn du an diese Geschichte denkst, wirst du
innere Kraft und Mut entwickeln. Du wirst auf jeden Fall erfolgreich
sein.
Erkenne, daß du weder Körper noch Geist bist, daß du
nie geboren wurdest und nie sterben wirst, daß du unbesiegbar
bist, daß nichts auf dieser Welt dich verletzen kann, daß
du die Sonne bist, um die das ganze Universum kreist. Das gesamte Wissen
ist im Innersten deines Herzens angehäuft. Nimm den Schlüssel
und öffne die Tore der Erkenntnis. Yoga ist der Schlüssel.
Du wirst ungetrübten Frieden, wunderbare Selbstkontrolle und ungeheure
Willenskraft erlangen.
Siehe! Dort an den Ufern des heiligen Ganges in Rishikesh, Himalayas,
sitzt ein Weiser, ein Paramahamsa Sannyasin, der achtzig Lenze zählt,
mit leuchtenden Augen, heiterem Gesicht, magnetischer Ausstrahlung und
strahlender Gesichtsfarbe, nur mit einem Leinentuch bekleidet. Neben
ihm ist eine kleine Grashütte unter einem Baum. In der Hütte
sind eine kleine Holzschale (Kamandalu) für Wasser und ein gewöhnlicher
Stock. Das ist sein ganzer persönlicher Besitz. Er sitzt immer
da in meditativer Stimmung. Niemals spricht er und lacht auch nicht,
aber gelegentlich nickt er mit seinem runden Kopf und lächelt sanft.
Er rührt sich niemals vom Fleck. Er ist unberührt von der
Hitze der Sommersonne und der beißende Kälte des Winters.
Er nimmt niemals Decken, nein, nicht einmal im Winter. Welch wunderbare
Duldungskraft! Er lebt nur von ein wenig Milch und Früchten. Sein
Herz ist erfüllt von Reinheit, Barmherzigkeit, Mitgefühl,
Sympathie und Liebe!
Menschen aus allen Landesteilen strömen zu Hunderten und Tausenden
in jeder Jahreszeit zu ihm mit Blumen und Früchten in Händen,
verbeugen sich zu seinen heiligen Füßen, erweisen ihm Ehre
mit ihren Opfergaben und verlassen den Ort, nachdem er sie bereitwillig
gesegnet hat. Er spricht niemals, doch in seiner bloßen Gegenwart
klären sich alle Zweifel. Die Menschen vergessen die Welt, ihre
Familien, ihre Kinder. Sie baden in seiner magnetischen Aura. Das ist
der segensreiche Einfluß eines befreiten Heiligen, der wahrlich
ein Leuchtfeuer für die gesamten Welt ist.
Nun haben wir hier einen Menschen, der im betriebsamsten Teil einer
Großstadt lebt. Er hat ein fettes Gehalt. Er gibt die Hälfte
davon für Trinken und Spiele aus. Die andere Hälfte für
Kino und Freudenmädchen. Er ißt Fisch, Fleisch und raucht
viel. Er verschuldet sich jeden Monat und hat Probleme, über die
Runden zu kommen. Er verabscheut Weise und Heilige. Er glaubt nicht
an Gott und die Schriften. Er ist sehr hartherzig. Er besucht Bälle
und Theater, geht um 2.00 zu Bett und steht um 9.00 auf. Sein Gesicht
ist gramerfüllt, obwohl er teure feine Seidengewänder trägt.
Er ist immer betrübt und deprimiert. Sein Herz ist voller Lust,
Zorn, Habgier, Eitelkeit, Heuchelei und Egoismus. Vergleiche für
einen Augenblick das Leben dieses Menschen mit jenem hochherzigen Weisen
aus dem Himalaya! Sie sind zwei entgegengesetzte Pole. Der eine ist
ein Gottmensch, der andere ein Tiermensch. Wenn aber der Tiermensch
die Gesellschaft des Gottmenschen sucht, wird er sicherlich seine alten
schmutzigen Gewohnheiten aufgeben. So wie durch Berührung mit dem
Stein des Weisen Eisen in Gold verwandelt wird, wird auch der Tiermensch
radikal in einen wirklichen Heiligen verändert durch ständigen
Kontakt mit einem fortgeschrittenen Yogi.
Lieber Freund! Erschlage gnadenlos diese Schlange der Unwissenheit.
Erlange Selbsterkenntnis. Das wird dir Freiheit, Befreiung bringen.
Unwissenheit ist dein tödlichster Feind. Er hat das Juwel der Weisheit
ganze Zeitalter lang gestohlen. Erhebe dich über Versuchungen dieser
kleinen Welt. Diese Welt ist die Fünf-Minuten-Show, inszeniert
vom Gaukler Maya, dem Geist. Vorsicht. Geh nicht in die Falle. Geld,
Frauen, Macht, Ruhm und Ehre - dies sind die fünf verführerischen
Köder von Maya. Wer diesen täuschenden Ködern nicht zum
Opfer gefallen ist, wird sicherlich an das jenseitige Ufer von Unsterblichkeit
und Furchtlosigkeit gelangen, das Ufer jenseits von Dunkelheit, wo immerwährende
Freude und ewiger Sonnenschein herrschen. Erreiche diese Ufer durch
unermüdlichen Kampf, feste Disziplin und strenge Yogapraxis.
Aus dem Zustand des Geistes und aus Gefühlen und Verhalten kann
die Natur von Handlungen in früheren Leben verstanden werden, und
es ist möglich, die Auswirkungen schlechter Handlungen durch gute
Handlungen, Tapas, Disziplin und Meditation aufzuheben oder ihnen entgegenzuwirken.
Versuche, verhaftungslos zu leben. Schule den Geist sorgfältig.
Niemand ist frei von Schmerzen, Krankheiten, Sorgen und Schwierigkeiten.
Es gilt, in der göttlichen Natur zu ruhen. Nur dann wirst du die
Kraft schöpfen, den Schwierigkeiten des Lebens zu begegnen. Nur
dann wird der Geist ausgeglichen sein. Nur dann wirst du nicht von äußeren
morbiden Einflüssen und unharmonischen Schwingungen berührt
sein. Regelmäßige Meditation am Morgen gibt neue Kraft und
ein inneres Leben von Freude und Wonne. Praktiziere Meditation. Fühle
diese Freude und Wonne trotz stürmischer Umstände und widriger
Bedingungen. Allmählich wächst du spirituell. Du wirst Selbstverwirklichung
erlangen.
Beende diese Taktik von Essen, Trinken und Vergnügen. Siehe immer
nach oben und nach vorne. Habe ein Ideal vor Augen. Werde ihm um jeden
Preis gerecht. Du kannst so groß werden wie jeder andere. Gib
diesen Minderwertigkeitskomplex auf. Gib auch den Überheblichkeitskomplex
auf. Der Gedanke von Unterlegenheit und Überlegenheit entsteht
aus Unwissenheit. Der Minderwertigkeitskomplex verursacht Sorge. Der
Überheblichkeitskomplex verursacht Stolz und Eitelkeit. Schalte
das ewige Licht im Innersten des Herzens an. Lasse die göttliche
Flamme stetig brennen. Speise sie regelmäßig. Lege dein ganzes
Herz und deine ganze Seele in spirituelle Praktiken. Verschwende keine
einzige Minute. Sei hartnäckig und systematisch in deinem Sadhana.
Sammle all deine Kräfte ordentlich und machtvoll, so wie ein Generalleutnant
die Armeen auf dem Schlachtfeld sammelt. Alles Leid wird bald dahinschmelzen.
Du wirst als glorreicher Jivanmukta mit höchster Verwirklichung
erstrahlen. Jedes Gefühl von Getrenntsein, Unterscheidung, Dualität
und Unterschied wird aus deinem Blick verschwinden. Du wirst überall
Einheit und Einssein fühlen. Du wirst spüren, es gibt nichts
außer Brahman oder Gott. Mit welch großartiger Vision bist
du gesegnet! Welch erhabener Zustand, welch großartige, ergreifende
und erstaunliche Erfahrung wirst du machen! Du wirst sprachlos sein.
Dieser Zustand ist unbeschreiblich. Er muß durch direkte intuitive
Wahrnehmung erfahren werden.
Halte jeden Morgen Innenschau und prüfe die verschiedenen Winkel
und Ecken deines Herzens. Der Geist ist sehr diplomatisch und gerissen.
Das Ego behält sich einige Wünsche zurück, um sie heimlich
zu befriedigen. Viele Wünsche lauern in deinem Geist. Es ist sehr
schwierig, sie aufzustöbern. Suchende, die von ihrer Gelehrtheit
und einigen Siddhis aufgeblasen sind, können solch unterschwelligen
Wünschen in ihrem Geist nicht auf die Spur kommen. Sie geben sich
als große Yogis aus, halten in verschiedenen Teilen der Welt Vorträge,
bauen Ashrams und gewinnen Schülerinnen. Nichtsdestoweniger muß
jedoch gesagt sein, daß ihre Reden keinen nachhaltigen Eindruck
im Geist ihrer Zuhörer hinterlassen. Diese Reden sind wie leere
Patronen. Die geheimen Wünsche attackieren den Yogaschüler
erbarmungslos, immer wenn sich eine passende Gelegenheit bietet, und
zerstören all seine edlen Eigenschaften und erhabenen Gedanken.
Sie prallen voll Rache und mit doppelter Kraft auf den Yogaschüler
zurück und führen zu einem hoffnungslosen und beispiellosen
Rückschlag. Menschen mit reinem und feinstofflichem Intellekt,
die stets an Gott denken, die nach Vereinigung mit Ihm dürsten
und täglich Innenschau, Selbstanalyse und Meditation praktizieren,
werden solch lauernde Wünsche aufstöbern können, niemand
sonst. Wer alle Wünsche aufgegeben hat und frei ist von jedem Verlangen,
erlangt immerwährenden Frieden. Er genießt das höchste
Glück. Je weniger Wünsche vorhanden sind, desto größer
das Glück. Dieser wunschlose Yogi, der nur mit einem Leinentuch
und einer Decke durch die Welt zieht, ist der glücklichste Mensch
in allen drei Welten.
Selbstsucht ist ein negatives Attribut des niedrigen Geistes. Sie ist
eine Erscheinungsform von Wünschen, die in einem mit Leidenschaft
erfüllten Geist entstehen. Sie ist das erstgeborene Kind von Unwissenheit
und Nichtunterscheidung. Sie ist das größte Hindernis für
die Yogapraxis. Sie zieht das Herz ad infinitum zusammen und intensiviert
die Vorstellung des Getrenntseins von anderen. Selbstsucht geht einher
mit Egoismus, Heuchelei, Eitelkeit, Geiz, Gerissenheit, Unehrlichkeit
und Stolz.
Wie kann diese Selbstsucht ausgerottet werden? Die Antwort ist einfach
genug. Selbstloses Dienen, in der einen oder der anderen Form, die Pflege
der entgegengesetzten tugendhaften Eigenschaften, nämlich Edelmut,
Großherzigkeit, Uneigennützigkeit, Integrität, Großzügigkeit,
ein barmherziges Wesen, Erbarmen und universelle Liebe - all dies wird
den Weg ebnen für die Ausrottung dieser schrecklichen Krankheit,
des tödlichen Feindes von Frieden und Yoga. Das Positive besiegt
das Negative. Das ist ein unfehlbarer Richtspruch im Yoga.
Um die grundlegenden Bestandteile der Yogapraxis zusammenzufassen: Sei
absolut furchtlos, achte jedes atmende Geschöpf, respektiere die
Wahrheit, sei enthaltsam, nicht habgierig, lebe ein Leben in Zufriedenheit,
übe Askese und sei frei von Zorn und Heuchelei. Moralische Vortrefflichkeit
ist nicht das letzte Ziel des Lebens, sondern sie ist nur das Mittel
zu diesem Zweck. Wenn der Yogi in diesen Tugenden fest verankert ist,
erlangt er gewisse Kräfte, wie Wirksamkeit der Sprache, Erhalt
von Reichtum, ohne etwas dazu zu tun, Kraft von Körper und Geist,
klares und exaktes Verstehen von Lebensvorgängen, Klarheit der
Gedanken, stetige Achtsamkeit, Beherrschung der Sinne und unglaubliche
Freude und Intuition.
Geliebtes unsterbliches Selbst! Halte das Schweigegelübde. Halte
den Geist voll beschäftigt. Sitze in deiner Lieblingsasana und
meditiere regelmäßig. Singe den Namen des Herrn. Rolle die
Perlen. Studiere die Schriften. Praktiziere Zölibat. Iß jeden
Morgen Mandeln mit Kandiszucker1. Konsultiere keine Ärzte. Denke
nicht an deine Krankheit. Wende den Geist vom Körper ab. Sei immer
fröhlich. Lächle, pfeife, lache und tanze in Freude und Ekstase.
Denke an Gott und meditiere über Ihn mit wahrer Hingabe und Gefühl
und gehe in Ihm auf. Das ist das Ziel des Lebens. Du hast es erreicht,
nach mehreren Jahren langen und fortgesetzten Kampfes, den du mit Eifer
und Enthusiasmus geführt hast. Nun bist du ein Jivanmukta geworden
(eine zu Lebzeiten befreite Seele). Ich grüße dich, ich grüße
dich, tausendmal grüße ich dich, mein Kind!
Innere Yoga Disziplin I
Yoga ist Schulung von Geist, Sinnen und physischem Körper. Yoga
trägt zu Koordination und Kontrolle der subtilen Kräfte im
Körper bei. Yoga führt zu Vollkommenheit, Frieden und immerwährendem
Glück. Yoga kann im Berufsleben und im Alltag hilfreich sein. Durch
Yogapraxis ist es möglich, jederzeit Ruhe im Geist zu finden. Der
Schlaf kann erholsam sein. Man kann mehr Energie, Kraft, Vitalität,
Langlebigkeit und ein hohes Niveau an Gesundheit besitzen. In einem
kurzen Zeitraum kann sehr effiziente Arbeit geleistet werden. Man kann
in jedem Lebensbereich erfolgreich sein. Yoga schenkt neue Kraft, Vertrauen
und Selbstsicherheit. Durch Yoga kann vollständige Kontrolle über
Geist, Leidenschaften, Gefühle, Impulse, Launen, Zunge, usw. erlangt
werden. Körper und Geist gehorchen dem kleinsten Zeichen.
Gottesbewußtsein oder Gemeinschaft mit dem Herrn ist der Höhepunkt
der ethisch religiösen Yogadisziplin. Dies wird begleitet von einem
bemerkenswerten Gefühl von Freiheit und moralischer Erhebung als
Folge des Zusammenbrechens des falschen illusionären klei
( Weiche zehn oder zwölf Mandeln über Nacht in kaltem Wasser
ein. Schäle sie am nächsten Morgen und iß sie mit Kandiszucker.)und
moralischer Erhebung als Folge des Zusammenbrechens des falschen illusionären
kleinen „Ich“. Der Yogi besitzt nun alle göttlichen Kräfte.
Er genießt ungetrübte ewige Wonne.
Duldungsfähigkeit ist eine Tugend, die ein Yogi, ein Jnani und
ein Bhakta besitzen muß. Der Suchende muß sich vielen Härten
und Entbehrungen stellen, wenn er erfolgreich Yoga praktizieren möchte.
Titiksha entwickelt Willenskraft. Darum sagt Sri Krishna zu Arjuna:
„Die Kontakte mit der Materie, Oh Sohn Kuntis! die heiß und kalt,
Freude und Schmerz entstehen lassen, kommen und gehen, sind unbeständig,
ertrage sie tapfer, Oh Bharata! Der Mensch, den sie nicht quälen,
Oh Erster der Menschen, der in Schmerz und Freude ausgeglichen und standhaft
ist, ist bereit für die Unsterblichkeit.“ (Bhagavad Gita, Kap.II,
14, 15).
Moralische Vortrefflichkeit und ethische Vollendung sind jedoch nicht
das letzte Ziel des Yogi. Sie sind nur ein Mittel, um das Ziel des Lebens
zu erreichen. Ethische Entwicklung ist schwieriger als das Erlangen
intellektueller Größe, denn die Wahrheit kann nur von dem
Yogi erfaßt werden, dessen Herz rein und makellos ist.
Die wesentlichsten Voraussetzungen für ein moralisches Leben sind
Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Mitgefühl, Demut, Respekt vor dem
Leben bzw. zarte Rücksichtnahme auf jedes atmende Geschöpf,
absolute Selbstlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Zölibat, Nichtbegehrlichkeit,
Fehlen von Eitelkeit und Heuchelei und kosmische Liebe.
Der Yogaschüler muß Mäßigung in seiner Ernährung pflegen. Er vermeide Faulheit, Bequemlichkeit, Behäbigkeit und
zuviel Schlaf. Er schweige, und um einer guten Verdauung willen faste
er gelegentlich leicht. Er entwickle gute Gewohnheiten. Er halte jeden
Ehrgeiz und die Gegenströmungen weltlicher Wünsche durch Analyse,
Nachdenken und Unterscheidung im Zaum. Er sage dem täuschenden
Geist: „Oh Geist! Ich kenne deine Tricks. Ich verfüge jetzt über
Leidenschaftslosigkeit und Unterscheidung. Wedle jetzt nicht mit dem
Schwanz. Ich werde ihn an der Wurzel abtrennen. Ich habe viele Lektionen
gelernt. Nur Unwissenheit bringt den Menschen dazu, vergänglichen
Gewinn dauerhaftem Nutzen vorzuziehen. Ich möchte nicht wieder
diese Sinnenfreuden. Sie sind für mich wie Erbrochenes. Ich habe
beschlossen, die freien, immerwährenden Früchte von Yoga zu
erlangen, nämlich immerwährenden Frieden, unendliche Wonne
und höchste Freude.“
Yoga vertritt die völlige Verhaftungslosigkeit gegenüber weltlichen
Interessen, um ununterbrochene Meditation zu praktizieren. Meditation
über das innere Licht des Herzens oder etwas Angenehmes wird empfohlen.
Es heißt, man müsse sich zum Zweck der Praxis fortgesetzter
Meditation von den normalen Angelegenheiten des Lebens zurückziehen.
Yoga kann auch zu Hause praktiziert werden, wenn das Leben sehr geordnet
ist.
Ein Yogi behauptet, er könne durch Beherrschung der Leidenschaften
und Gelüste und durch die Praxis von Yama und Niyama und Samyama
(die gleichzeitige Praxis von Konzentration, Meditation und Samadhi)
außergewöhnliche Kräfte und Erkenntnis erlangen. Patanjali
Maharishi, der Autor der Yoga Sutras, warnt die Schüler ganz klar,
sich nicht von den Versuchung der Kräfte mitreißen zu lassen.
Die Götter selbst führen den nicht achtsamen Schüler
in Versuchung, indem sie ihm eine Position anbieten, die der ihren gleichkommt.
Schüler suchen mehr die Siddhis als die Wahrheit, trotz dieser
deutlichen Warnung.
Der Wunsch nach Macht hat die Wirkung von Luftstößen, die
das wohlgehütete Licht des Yoga ausblasen könnten. Jede Nachlässigkeit
darin, sie zu speisen, aus Sorglosigkeit oder Selbstsucht nach Siddhis
wird das kleine spirituelle Licht ausblasen, das der Yogi nach soviel
Kämpfen entzündet hat, und wird ihn in die tiefe Schlucht
der Unwissenheit hinabreißen. Er kann nicht wieder zu der ursprünglichen
Höhe aufsteigen, die er auf dem Hügel des Yoga erklommen hatte.
Versuchungen warten einfach wie Geier, um den unachtsamen Schüler
zu überwältigen. Versuchungen der astralen, geistigen und
Gandharva Welten sind stärker als irdische Versuchungen.
Erfolg im Yoga ist nur möglich, wenn der Schüler tiefe und
beständige Meditation übt. Er muß jederzeit Selbstbeherrschung
üben, denn ganz plötzlich könnten die Sinne ungestüm
werden. Darum rät Sri Krishna Arjuna: „Oh Sohn Kuntis! Die aufgewühlte
Sinne reißen sogar den Geist eines Weisen mit, obwohl er sich
sehr bemüht. Wenn der Geist den so wandernden Sinnen nachgibt,
vertreiben sie im Nu jedes Verstehen, so wie der Sturm ein Schiff
auf dem Wasser dahinpeitscht.“ (Bhagavad Gita, Kap.II, 60, 67).
Sehr oft stellen sich dem Yogi diverse Hindernisse in den Weg. Enttäuschung,
Verzweiflung, Krankheit, Depression, Zweifel, Unentschlossenheit, Mangel
an körperlicher und geistiger Energie, Trägheit, Unbeständigkeit,
Sehnsucht nach Sinnesobjekten und Fehler sind Stolpersteine. Er darf
nicht den Mut verlieren. Patanjali Maharshi schreibt Eka-Tattwabhyasa
vor, die Praxis von Konzentration auf ein Objekt, um sie zu überwinden.
Das gibt ihm Beständigkeit und Kraft. Weiters befürwortet
er Freundschaft unter Gleichgestellten, Barmherzigkeit gegenüber
Unterstellten, Selbstzufriedenheit gegenüber Höherrangigen
und Unberührtheit gegenüber schlechten Menschen. Diese Übung
läßt geistigen Frieden und Gemütsruhe entstehen und
zerstört Haß, Eifersucht, usw. Ein neues Leben wird in ihm
aufdämmern, wenn er diese Tugenden pflegt. Ausdauer ist notwendig.
Das ist der Schlüsselpunkt im Yoga. Der Yogi wird reich belohnt,
wenn er volle Beherrschung des Geistes erlangt. Er genießt die
höchste Wonne von Asamprajnata Samadhi.
II
Bewahre stets Ausgewogenheit des Geistes. Das ist eine sehr wichtige
Praxis. Das ist zweifellos eine schwierige Praxis, sie muß aber
um jeden Preis getan werden. Nur dann kannst du wirklich glücklich
sein. Nur dann alleine kannst du wirklichen geistigen Frieden genießen.
Den Geist in Freude und Schmerz, Hitze und Kälte, Gewinn und Verlust,
Erfolg und Mißerfolg, Lob und Tadel und Ehre und Schmach ausgewogen
zu halten, ist Weisheit. Diese Praxis ist in der Tat eine anstrengende
Disziplin, aber sie bringt innere spirituelle Kraft. Wer in der Lage
ist, jederzeit unter allen Umständen, selbst bei äußerster
Provokation geistige Ausgewogenheit zu bewahren, ist ein überaus
mächtiger Mensch auf der Erde. Er verdient Verehrung. Er ist der
reichste Mensch, auch wenn er in Lumpen gekleidet ist, und obwohl er
nichts zu essen hat. Er ist der stärkste Mensch, auch wenn sein
physisches Äußeres in beklagenswertem Zustand ist. Weltliche
Menschen verlieren das Gleichgewicht schon aus geringstem Anlaß.
Sie sind gereizt und geraten leicht in Zorn. Energie geht verloren,
wenn man in Zorn gerät. Ein reizbarer Mensch ist ein sehr schwacher
Mensch, auch wenn er über ungeheure körperliche Kraft und
einen feinen, muskulösen und wohlgeformten Körper verfügt.
Wer geistige Ausgewogenheit zu praktizieren wünscht, muß
Unterscheidung entwickeln und Enthaltsamkeit und Meditation praktizieren.
Wer seine sexuelle Energie stark verschwendet hat, wird sehr häufig
gereizt sein.
Gereiztheit zeigt sich als Zornausbruch bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
Man muß sehr sorgfältig sein. Die Reizbarkeit muß im
Keim erstickt werden. Lasse sie nicht die Gestalt einer großen
Zornwelle annehmen. Jedesmal, wenn du irgendeiner Leidenschaft zum Opfer
fällst, wird es wieder etwas schwieriger, dem nächsten Angriff
zu widerstehen; im Gegenteil, wenn es dir gelingt, sie zu überwinden,
wird es dir sehr leicht fallen, das nächste Mal über sie zu
triumphieren. Das ist ein unumstößliches Naturgesetz.
Der Zornanfall geht vorbei, läßt jedoch einen deutlichen
Eindruck im Astralkörper zurück. Der Mensch ist für weitere
Angriffe von Reizbarkeit immer anfälliger. Jeder Wutausbruch steigert
die Zornbereitschaft und die Möglichkeit der Reizbarkeit. Der Astralkörper
reagiert rascher als zuvor auf diese unangenehmen Wutausbrüche.
Der Mensch verliert völlig die Selbstbeherrschung. Jeden Augenblick
kann er irgendein abscheuliches Verbrechen begehen. Er begeht vielleicht
einen Mord oder eine andere abscheuliche Grausamkeit. Er verschmutzt
die Gedankenwelt und verletzt jeden in seiner Umgebung durch seine üblen
Schwingungen. Es ist also die Pflicht jedes Menschen, größte
Sorge dafür zu tragen, diese Zornausbrüche zu vermeiden. Er
muß vorsichtig sein, wenn er mit anderen Kontakt hat und spricht.
Die Sinne sind Feinde. Sie ziehen nach außen und stören den
geistigen Frieden. Halte dich von ihnen fern. Unterwirf sie. Halte sie
zurück. Zügle sie wie ein widerspenstiges Pferd. Disziplin
der Sinne gibt spirituelle Kraft und geistigen Frieden. Disziplin der
Sinne kann nicht an einem einzigen Tag erreicht werden. Sie erfordert
fortwährende und geduldige Praxis über eine sehr lange Zeit
hinweg. Sinneskontrolle ist tatsächlich Geisteskontrolle. Alle
zehn Indriyas müssen beherrscht werden. Hungere sie aus. Gib ihnen
nicht das, was sie wollen. Dann werden sie langsam schwächer werden.
Sie werden deinen Befehlen aufs Wort gehorchen. Weltliche Menschen sind
bloße Sklaven ihrer Indriyas, auch wenn sie gebildet sind, auch
wenn sie großen Reichtum besitzen oder über richterliche
und vollstreckende Macht verfügen. Wenn du Sklave des Fleischgenußes
bist, beginne Kontrolle über die Zunge auszuüben, indem du
sechs Monate lang kein Fleisch ißt. Du wirst bewußt spüren,
daß du ein wenig Herrschaft über dieses lästige Indriya
gewonnen hast, das früher einmal so rebellisch war.
Sei vorsichtig, wachsam und umsichtig. Beobachte Geist und Vrittis.
Jesus sagt: „Wacht und betet.“ Den Geist zu beobachten ist Innenschau.
Einer unter einer Million übt diese nutzbringende, die Seele erhebende
Praxis oder Disziplin. Die Menschen sind in Weltlichkeit versunken.
Sie laufen hinter Geld und Frauen her. Sie haben keine Zeit, um an die
Seele oder höhere spirituelle Dinge zu denken. Die Sonne geht auf,
und der Geist läuft in seine alten gewohnten sinnlichen Furchen
von essen, trinken, sich vergnügen und schlafen. Der Tag ist vergangen.
So vergeht das ganze Leben. Es gibt keine moralische Entwicklung, keinen
spirituellen Fortschritt. Die sogenannten gebildeten, kultivierten Menschen
haben keine Ahnung von Innenschau. Sie entwickeln nur ihren Intellekt,
verdienen ein bißchen Geld, haben eine Position oder Stellung
inne, bekommen ein paar unnützen und leere Titel und Ehren und
treten dann von der Bühne ab, ohne Selbsterkenntnis oder das Ziel
des Lebens erreicht zu haben. Ist das nicht wirklich traurig? Ist das
nicht überaus beklagenswert? Wer täglich Innenschau hält,
kann seine Fehler ausfindig machen, sie durch geeignete Methoden ablegen
und vollkommene Kontrolle über seinen Geist erlangen. Er kann den
Eindringlingen - Lust, Ärger, Habgier, Täuschung und Stolz
- den Eintritt in die Geistfabrik verwehren. Er kann göttliche
Tugenden wie Barmherzigkeit, Vergebung, Reinheit, Mut, usw. entwickeln.
Tägliche Selbstanalyse und Selbstbefragung sind unverzichtbar.
Nur dann kann der Yogaschüler seinen Mängeln vorbeugen und
kann rasch spirituell wachsen. Was tut ein Gärtner? Er kümmert
sich sehr sorgfältig um seine jungen Pflanzen. Täglich jätet
er das Unkraut. Er bringt einen schönen starken Zaun um sie herum
an. Er gießt sie täglich zur richtigen Zeit. Nur dann wachsen
sie wunderbar und tragen bald Früchte. Genauso muß der Yogaschüler
seine Schwächen durch tägliche Selbstanalyse feststellen und
sie dann mit den entsprechenden Mitteln beseitigen. Wenn eine Methode
versagt, muß er sich einer kombinierten Methode bedienen. Wenn
Beten versagt, muß er Satsang, Pranayama, Meditation, Ernährungsregeln,
Analyse, usw. anwenden. Er muß nicht nur die starken Wellen von
Stolz, Heuchelei, Lust, Zorn, usw. zerstören, die sich an der Oberfläche
des bewußten Geistes manifestieren, sondern auch ihre feinen Eindrücke,
die in den Winkeln des unterbewußten Geistes lauern. Nur dann
ist er vollkommen sicher. Diese feinen Eindrücke sind sehr gefährlich.
Sie halten sich verborgen wie Diebe und greifen den Suchenden an, wenn
er ein wenig sorglos ist, wenn er seine tägliche spirituelle Praxis
ein wenig vernachlässigt, oder wenn er provoziert wird. Wenn sich
diese Mängel selbst unter extremer Provokation bei wiederholten
Gelegenheiten nicht zeigen, auch wenn man nicht tägliche Innenschau
und Selbstanalyse übt, kann man sicher sein, daß auch die
feinen Eindrücke getilgt sind. Nun ist man sicher. Die Praxis von
Innenschau und Selbstanalyse erfordert Geduld, Ausdauer, klettenhafte
Hartnäckigkeit, Einsatz, einen eisernen Willen, eiserne Entschlossenheit,
einen feinen Verstand, Mut, usw. Aber der Ertrag wird von unschätzbarem
Wert sein. Dieser Ertrag ist Unsterblichkeit, höchster Frieden
und unendliche Wonne. Der Preis dafür ist sehr hoch. Daher murre
nicht angesichts deiner täglichen Praxis. Setze den ganzen Geist,
das ganze Herz, den ganzen Verstand und die ganze Seele ein. Nur dann
ist rascher Erfolg möglich.
Jeder Suchende auf dem Pfad des Yoga muß versuchen, einen gelassenen
Geist zu haben. Ein Suchender mit einem ruhelosen Geist kann nicht den
geringsten Fortschritt im Yoga machen. Die erste Voraussetzung für
einen Yogaschüler ist Gelassenheit des Geistes. Stille Meditation
am Morgen, das Aufgeben von Wünschen, sattvige Ernährung,
Sinneskontrolle und täglich eine Stunde Praxis von Mauna ebnen
den Weg zu festem geistigen Frieden. Alle unnötigen gewohnheitsmäßigen
Gedanken, Gefühle, Sorgen, Beunruhigungen, verwirrten Vorstellungen
und diverse eingebildete Ängste müssen beseitigt werden. Nur
dann wird der Geist friedvoll sein. Die Grundlage von Yoga kann dann
gut und wirklich gelegt werden, wenn der Suchende in höchstem Maße
Gelassenheit des Geistes besitzt. Nur ein ruhiger Geist kann die Wahrheit
erfassen. Nur ein stiller Geist kann das göttliche Licht empfangen.
Nur ein friedvoller Geist ist ein geeignetes Gefäß, um das
spirituelle Licht zu beinhalten. Spirituelle Erfahrungen sind nur dann
von Dauer, wenn der Geist ruhig ist. Ansonsten kommen und gehen sie.
Übe morgens nach dem Aufstehen Gebet, Japa und Meditation von 4.00
bis 6.00. Dann fasse den festen Vorsatz: „Ich werde heute enthaltsam
sein. Ich werde heute die Wahrheit sprechen. Ich werde heute nicht die
Gefühle anderer verletzen. Ich werde heute nicht in Zorn geraten.“
Beobachte den Geist. Habe einen eisernen Willen. Sei entschlossen. Du
wirst an dem Tag ganz sicher erfolgreich sein. Dann kannst du das Gelübde
auf die ganze Woche ausdehnen. Du wirst allmählich Kraft entwickeln.
Deine Willenskraft wird sich steigern. Dann dehne das Gelübde auf
den ganzen Monat aus. Auch wenn dir anfänglich Fehler unterlaufen,
sei nicht unnötig beunruhigt. Fehler sind die besten Lehrer. Du
wirst dieselben Fehler nicht noch einmal machen. Wenn du aufrichtig
und ernsthaft bist, wird sich die göttliche Gnade auf dein Haupt
herabsenken. Der Herr wird dir die Kraft geben, Schwierigkeiten und
Problemen zu begegnen.
Wer den Geist kontrolliert hat, ist wirklich glücklich und frei.
Körperliche Freiheit ist keine Freiheit. Wenn sich ein Mensch leicht
von seinen Gefühlen und Impulsen hinreißen läßt,
wenn er seinen Stimmungen, Sehnsüchten und Leidenschaften ausgeliefert
ist, wie kann er dann wirklich glücklich sein? Er ist wie ein Boot
ohne Ruder. Er wird hin und hergeschleudert wie ein Strohhalm im Fluß.
Er lacht fünf Minuten und weint fünf Stunden. Was helfen ihm
Frau, Sohn, Freunde, Geld, Ruhm, Titel und Macht, wenn er so von den
Impulsen des Geistes beherrscht wird? Ein wahrer Held ist derjenige,
der seinen Geist beherrscht. Es gibt ein Sprichwort: „Wer seinen Geist
beherrscht, beherrscht die Welt.“ Der wahre Sieg ist der Sieg über
den Geist. Nur dann kann wahre Freiheit genossen werden. Durch strenge
Disziplin und selbstauferlegte Einschränkung müssen alle Wünsche,
Gedanken, Impulse, Sehnsüchte, usw. beseitigt werden. Nur dann
ist es möglich, sich aus der Knechtschaft des Geistes zu befreien.
Übe keine Nachsicht mit dem Geist. Der Geist ist ein durchtriebener
Wicht. Er muß mit drastischen Mitteln gezügelt werden. Nur
dann ist es möglich, ein vollendeter Yogi zu werden. Geld kann
keine Freiheit geben. Freiheit gibt es nicht auf dem Crawford Market
zu kaufen! Sie ist ein seltener verborgener Schatz, der von einer fünfköpfigen
Schlange bewacht wird. Solange die Schlange nicht getötet ist,
kann man nicht an den Schatz kommen. Dieser Schatz ist der spirituelle
Reichtum. Die Schlange ist der Geist. Die fünf Köpfe sind
die fünf Sinne, die den Geist zischen lassen.
Ein rajasiger Geist möchte immer Neues. Er will Abwechslung. Er
verabscheut Monotonie. Er liebt Ortswechsel, Abwechslung im Essen, kurz
Veränderung in allem. Der Yogaschüler jedoch muß den
Geist darin schulen, bei einer Sache zu bleiben. Er darf Monotonie nicht
scheuen. Er muß äußerste Geduld, einen eisernen Willen
und unermüdliche Ausdauer besitzen. Nur dann kann er im Yoga erfolgreich
sein. Wer ständig etwas Neues will, ist ungeeignet für Yoga.
Bleibe an einem Ort, bei einem Lehrer, einer Methode, einem Yogasystem.
Nur dann ist rascher Fortschritt möglich. Es muß tatsächlich
der Durst nach Gottverwirklichung vorhanden sein. Dann werden alle Hindernisse
beseitigt. Nur dann kann man auf dem Yogaweg bleiben. Bloßes emotionales
Übersprudeln aus zeitweiliger Neugier, oder um Kräfte und
Siddhis zu erwerben, kann keine greifbaren Ergebnisse bringen.
Wenn Fortschritte in der Meditation gemacht wurden, kann man nicht von
aufkommenden Gefühlen mitgerissen werden. Gelegentliche Reizbarkeit
und unerwünschte Sehnsüchte unterschiedlichster Art zeigen
sich vielleicht, man hat jedoch die Kraft, sie zu beherrschen oder zu
unterdrücken. Man gibt ihnen nicht nach. Allmählich werden
diese Sehnsüchte vollständig im Feuer der Meditation aufgezehrt.
Wenn du sorglos bist, wenn du in den Yoga Praktiken unregelmäßig
bist, wenn die Leidenschaftslosigkeit schwächer wird, oder wenn
das Sadhana aus Faulheit ein paar Tage aussetzt, werden dich die entgegengesetzten
Kräfte vom wahren Yogaweg abbringen. Du wirst stranden. Es wird
sehr schwierig sein, zum ursprünglichen Gipfel zurückzukehren.
Sei also sehr regelmäßig in den Praktiken.
Der ruhelose Geist wird zum Schweigen gebracht, wenn die Bedürfnisse
reduziert und die nutzlosen irdischen Wünsche vernichtet werden.
Habe einen einzigen starken Wunsch nach Befreiung. Dann kann der Geist
für höhere spirituelle Einflüsse geöffnet werden.
Das göttliche Licht wird langsam herabkommen. Die innere Wandlung
und spirituelle Erhebung wird tatsächlich fühlbar. Allmählich
wird sich das persönliche Bewußtsein im kosmischen Bewußtsein
auflösen, der individuelle Wille wird im göttlichen Willen
oder kosmischen Willen aufgehen. Das ist der Zustand von Samadhi, der
überbewußte Zustand. Der Mensch ist jetzt Gott geworden.
Nach vielen Zeitaltern ist er zu seiner ursprünglichen Heimat,
zum Sitz von Unsterblichkeit und ewiger Wonne zurückgekehrt.
Alles Rajas muß aus dem Geist ausgequetscht werden. Rajas ist
Leidenschaft. Jeder weltliche Ehrgeiz ist das Produkt von Rajas. Ehrgeiz
macht den Geist ruhelos. Wenn Ehrgeiz nicht befriedigt wird, ist der
Geist voll Depression und Ängsten. Der ehrgeizige Mensch hat keinen
Frieden im Geist. Er sorgt sich: „Wird mein Vorhaben gelingen? Und falls
ich Erfolg habe, werde ich dieselbe Macht und denselben Einfluß
haben, wie Herr Soundso?“ Ehrgeiz ist ein großes Hindernis im
Yoga. Versuche zuerst, Frieden im Geist zu erlangen. Erst dann kann
der Überbau von Yoga rasch errichtet werden. Das göttliche
Licht kann sich nur auf einen friedvollen Geist herabsenken. Wenn der
Geist friedvoll ist, wirst du Blitze höherer Einsichten erhalten.
Ein trübsinniger Mensch verbreitet unangenehme und morbide Schwingungen.
Nichts ist ansteckender als Depression. Verlasse dein Zimmer nicht,
wenn du deprimiert bist, denn du wirst Freunde und Nachbarn anstecken.
Depression verzehrt dein Innerstes. Sie wütet wie ein Krebsgeschwür.
Sie ist eine tödliche Seuche. Sie kann auf eine Enttäuschung,
einen Mißerfolg, eine schwere Verdauungsstörung, einen hitzigen
Streit, schlechte Gedanken, schlechte Gefühle usw. zurückzuführen
sein. Trenne dich von diesen negativen Gefühlen und identifiziere
dich mit dem höchsten Purusha. Habe ein inneres Leben. Kein äußerer
Einfluß kann dich berühren. Du wirst unverwundbar sein. Du
wirst gefeit sein gegen Depression und jede dunkle feindliche Macht.
Vertreibe sofort das Gefühl von Depression durch Analyse, das Singen
des Namens des Herrn, Gebete, Singen von OM, Pranayama, einen raschen
Spaziergang an der frischen Luft oder Denken an das Gegenteil, nämlich
das Gefühl von Freude, usw. Versuche in jeder Situation glücklich
zu sein und verbreite Freude in deiner Umgebung.
Diese Welt ist nichts anderes als die Manifestation der Gedankenformen
von Hiranyagarbha oder Gott. In der Wissenschaft gibt es Hitze-, Licht-
und Elektrizitätswellen. Es gibt auch Gedankenwellen im Yoga. Der
Gedanke hat eine enorme Kraft. Jeder bedient sich dieser Kraft unbewußt
bis zu einem bestimmten Grad. Wenn du ein umfassendes Verständnis
vom Wirken der Gedankenschwingungen besitzt, wenn dir die Technik der
Gedankenkontrolle bekannt ist, wenn dir die Methode vertraut ist, nutzbringende
Gedanken auf andere über eine Entfernung hinweg zu übertragen,
durch Schaffung von sehr klaren, wohldefinierten und starken Gedankenbildern,
kann diese Gedankenkraft tausendmal wirksamer eingesetzt werden. Gedanken
bewegen. Gedanken wirken Wunder. Gedanken heilen. Ein Gedanke hat ein
Gewicht, eine Form, eine Größe und eine Farbe. Ein falscher
Gedanke bindet; ein guter Gedanke befreit. Deshalb denke richtig und
erlange Freiheit.
Nicht der Gedanke allein bestimmt eine Handlung. Es gibt intelligente
Menschen, die klug über Pro und Kontra einer Sache nachdenken,
doch wenn die Zeit gekommen ist, werden sie durch die Versuchung in
die Irre geführt. Sie handeln falsch und bereuen bitter. Das Gefühl
treibt den Menschen zum Handeln. Manche Psychologen betonen die Vorstellung
sehr stark und sagen, daß es in der Tat die Vorstellung ist, die
eine Handlung bestimmt. Mit folgender Illustration stützen sie
ihre Behauptung: - Angenommen eine lange 30 cm breite Planke wird auf
zwei Türmchen gelegt, die etwa 6 m hoch sind. Wenn man über
diese Planke geht, stellt man sich vor, man fällt hinunter, und
fällt auch tatsächlich; man kann hingegen sehr gut über
dieselbe Planke gehen, wenn sie auf dem Boden liegt. Oder angenommen,
man fährt mit dem Rad auf einem schmalen Weg. Auf dem Weg liegt
ein großer Stein. Man stellt sich vor, man fährt mit dem
Rad gegen den Stein, und fährt wegen der falschen Vorstellung auch
tatsächlich gegen den Stein. Andere Psychologen sagen, der Wille
bestimmt eine Handlung, und der Wille kann alles bewirken. Für
sie ist Wille eine Seelenkraft. Vedantins sind ebenfalls dieser Ansicht.
Der Mensch ist ein komplexes Sozialtier mit einer Vielzahl von Interessen.
Er ist ein biologischer Organismus, und ist daher ganz sicher gekennzeichnet
durch den Besitz bestimmter physiologischer Funktionen wie Blutkreislauf,
Verdauung, Atmung, Ausscheidung, usw. Er ist ebenso ganz sicher gekennzeichnet
durch den Besitz bestimmter psychologischer Funktionen wie Denken, Wahrnehmung,
Erinnerung, Vorstellung, usw. Er sieht, denkt, schmeckt, riecht und
fühlt. Philosophisch gesehen ist er das Ebenbild Gottes, ja sogar
Brahman Selbst. Er verlor seine göttliche Herrlichkeit, als er
von der Frucht des „Verbotenen Baumes“ kostete. Er kann seine verlorene
Göttlichkeit wiedergewinnen durch geistige Disziplin und die Praxis
von Yoga.
Warum weinst du mein Kind? Nimm die Binde von den Augen und sieh. Lüfte
den Schleier der Maya. Du bist umgeben von nichts anderem als Wahrheit
und Wahrheit alleine. Öffne die Augen und sieh nun klar. Überall,
wohin du siehst, ist nichts als das allerfüllende Licht und Wonne.
Der Star der Unwissenheit hat deine Sicht getrübt. Lasse den Star
sofort beseitigen. Setze eine neue Brille auf, indem du das innere Auge
der Weisheit durch regelmäßige Meditation entwickelst.
Licht auf Yoga Sadhana
Frage: In „Praktische Anleitungen zum Yoga“ heißt es, daß
Bandha Traya bei Pranayama, Konzentration und Meditation sehr nutzbringend
eingesetzt werden kann. Aber ist nicht Bandha Traya alleine bereits
eine sehr anstrengende Übung? Wird nicht die gleichzeitige Anwendung
die Aufmerksamkeit vom Lakshya abziehen?
Antwort: Während der Praxis von Bandha Traya muß der Geist
mit Meditation beschäftigt sein. Es hilft, um Kumbhaka in Pranayama,
Konzentration und Meditation zu verlängern. Wenn man dem Geist
erlaubt herumzuwandern, ist Kumbhaka nur sehr kurz. Bandha Traya ist
in den Anfangsphasen der Meditation zu praktizieren, um in Kevala Kumbhaka
erfolgreich zu sein. In den fortgeschrittenen Stufen ist die Kombination
damit nicht notwendig.
Frage: Soll Kumbhaka nach dem Einatmen gemacht werden, wenn man
nur Bandha Traya macht, d.h. ohne Verbindung mit Pranayama? Wie oft
soll man diese Kriya ausführen, im speziellen aus Gründen
von Brahmacharya?
Antwort: Bandha Traya (besonders Jalandhara Bandha) ist nur notwendig
für Kumbhaka, sofort nach dem Einatmen. Es ist nur dazu da, um
den unwillkürlichen Impuls zum Ausatmen zu unterdrücken. Bereits
zehnmal Bandha Traya bei der morgendlichen und abendlichen Pranayamapraxis
wird im Einhalten von Brahmacharya Erfolg bringen. Es kommt jedoch auch
sehr auf die Ernährung und eine Änderung des Blickwinkels
auf spirituelle Werte hin an.
Frage: Ich las in einem Buch, daß ein Yogi einmal einem Patienten
magnetisiertes Wasser gab. Als der Junge aufgefordert wurde, das Wasser
zu trinken, berührte der Yogi das Glas mit seinen Fingern, und
das Wasser begann zu kochen. Wie kommt es dazu?
Antwort: Ich habe viele ›Yogis‹ gesehen, die in leeren Töpfen Wasser
entstehen ließen, das Wasser zum Kochen brachten und darin Reis
zubereiteten. Das hat nichts mit Yoga zu tun. Es ist reine Gaukelei.
Heilkraft kann nur durch spirituelle Kraft gesteigert werden, durch
Reinheit und Intensität der Konzentration. Yoga gibt diese Kraft.
Man stellt sie jedoch nicht zur Schau, um zum Zwecke des persönlichen
Ruhmes oder wegen des finanziellen Gewinns Aufmerksamkeit zu erregen
und nicht einmal, um Glauben zu schaffen. Durch bloßes Sankalpa
kann ein Mensch von ungebrochener Wahrhaftigkeit, Enthaltsamkeit und
ethischen Tugenden Wunder vollbringen. Auch das richtige Praktizieren
von Satya, Ahimsa und Brahmacharya von einem gewöhnlichen Menschen,
ungeachtet seiner vergangenen Taten, kann Wunder wirken.
Frage: Jemand hat geschrieben, daß durch die Beherrschung von
Yoni Mudra Kutastha gesehen werden kann. Wie kann auf diese Weise das
absolute Bewußtsein (Kutastha) gesehen werden?
Antwort: Yoni Mudra dient nur dazu, tiefe Konzentration durch die Vermeidung
von äußerer Ablenkung zu entwickeln; Kutastha oder andere
Aspekte in Zusammenhang mit Sukshma Sarira oder darüber hinaus
können mit den physischen Augen nicht gesehen werden. Man muß
die innere göttliche Sicht oder Intuition entwickeln, um die verborgenen
Wahrheiten des Yoga wahrzunehmen.
Frage: Wird Kundalini nur durch einen bestimmten Yoga erweckt, nämlich
die Methode des Rishi Patanjali? Ist sie unbedingt notwendig, um Siddhis
zu erwerben?
Antwort: Raja Yogis erwecken Kundalini durch Samyama, Hatha Yogis durch
verschiedene Yoga Kriyas, Jnana Yogis durch reinen Willen und Bhaktas
durch makellose Frömmigkeit. Das Erwecken von Kundalini durch jede
dieser Methoden verleiht Siddhis. Wenn die Kundalini durch die einzelnen
Chakras geht, erlangt der Suchende deren jeweilige Siddhis. Kluge Yogis
stellen niemals Siddhis zur Schau, da sie in den meisten Fällen
einen Rückschlag verursachen. Das letztendliche Ziel ist Selbstverwirklichung,
und dafür sind Siddhis vollkommen nutzlos. Mißbräuchlich
verwendete Siddhis verlieren ihre Wirksamkeit und verursachen unsägliches
Leid.
Haupthindernisse
im Yoga Sadhana
Wirkliche Suchende, die nach Selbstverwirklichung dürsten, müssen
in allen Belangen absolut ehrenhaft sein. Ehrlichkeit darf für
sie keine Taktik sein, sondern die strikte Regel ihres täglichen
Verhaltens.
Steya, die Gewohnheit des Stehlens, ist sehr gefährlich. Sie kann
sich unter geeigneten Bedingungen und günstigen Umständen
zu einem ernsten Verbrechen entwickeln. Auch jemand, der nur kleine
Diebstähle begeht, hat weder moralische Kraft noch geistigen Frieden.
Wenn der Suchende nicht vollkommen in Asteya, Nichtstehlen verankert
ist, kann er nicht hoffen, auch nur den geringsten Fortschritt auf dem
spirituellen Weg zu machen. Er mag seinen Atem fünf Stunden lang
anhalten, er mag Tratak auf die Mittagssonne machen, er mag sich drei
Monate lang in der Erde begraben lassen, oder er mag viele weitere geschickte
Yoga Kunststücke zeigen. Sie sind wertlos, wenn er die Gewohnheit
des Stehlens hat. Eine Woche oder einen Monat lang wird er vielleicht
geachtet und verehrt. Man wird ihn verachten, wenn er zu stehlen beginnt.
Laß dich nicht vom äußeren Schein täuschen. Höre
nur über diesen bemerkenswerten Vorfall. Ein Pandit von großer
Gelehrsamkeit war Gast einer hochrangigen Persönlichkeit. Der Pandit
konnte die ganzen Veden und Upanishaden auswendig hersagen und hatte
intensives Tapasya gemacht. Er war sehr mäßig in seiner Ernährung
und aß nur sehr wenig. Er vergeudete keine Minute des Tages nutzlos
und war immer vertieft in das Studium religiöser Bücher, in
Puja, Japa und Meditation. Sein Gastgeber zollte ihm höchsten Respekt.
Dieser gelehrte Pandit stahl eines Tages aus dem Haus seines Gastgebers
einige Gegenstände. Sie waren überhaupt nicht wertvoll. Anfangs
bestritt er den Diebstahl entschieden. Später gab er es zu und
entschuldigte sich. Würde jemand einen so gelehrten Pandit, der
strenge Askesen übt, für einen kleinen Dieb halten? Die subtile
Vritti des Stehlens war im Geist des Pandit verborgen; er hatte sie
nicht durch Selbstanalyse und drastisches, reinigendes Sadhana zerstört.
Er hatte die Tugenden von Edelmut und Integrität nicht entwickelt.
Er hatte nur ein wenig seine Zunge unter Kontrolle und einige heilige
Bücher gepaukt.
Die Gewohnheit, Lügen zu erzählen, verbindet sich mit der
Gewohnheit des Stehlens. Es gibt Schüler, die sogar wegen Kleinigkeiten
lügen. Wir können weltliche Menschen entschuldigen, spirituell
Suchende aber können wir nicht entschuldigen. Wenn der Lehrer seinen
Schüler fragt: „Oh Ram, hast du heute früh das Chinin Medikament
genommen?“, antwortet er: „Swamiji, ja, ich habe es schon genommen.“
Ram lügt wegen dieser Kleinigkeit, und bei genauerem Hinsehen stellt
sich heraus, daß er ein Lügner ist.
Viele Yogis geben sich als große Yogis aus, wenn sie nur ein paar
Asanas und Mudras kennen, und geben sich als große Vedantins aus,
wenn sie nur Vichar Sagar und Panchadasi gelesen haben. Auch das ist
ein weiteres großes Hindernis auf dem Weg.
Religiöse Heuchelei eines spirituellen Suchers ist gefährlicher
als die Heuchelei weltlicher Menschen. Es ist eine schlechte Eigenschaft,
die aus einer Mischung von Rajas und Tamas entsteht. Religiöse
Heuchelei steht der Herabkunft von göttlichem Licht und Erkenntnis
sehr im Wege. Es ist sehr schwierig, religiöse Heuchelei auszurotten.
Was ist eigentlich religiöse Heuchelei? Es ist vorgeben, etwas
zu sein, was man nicht ist. Wenn der Suchende vorgibt, eine verwirklichte
Seele, ein Jivanmukta zu sein, wenn er in Wirklichkeit etwas anderes
ist, ist das eine reine Art von religiöser Heuchelei. Ein religiöser
Heuchler kann niemals das Ziel des Lebens erreichen, und er wird bald
von den Menschen aufgedeckt werden, wenn er auch sein Gesicht wie ein
Strauß versteckt.
Kein Yoga, keine Einheit mit Atma, kein Samadhi ist möglich, wenn
man der Heuchelei zum Opfer fällt. Wer sagt: „Ich bin eine verwirklichte
Seele.“, wenn er Sklave der schlechten Vrittis ist, ist ganz sicher
ein Heuchler. Man vertraue keinem solchen Menschen.
Selbstzufriedenheit ist eine weitere schlechte Vritti im Geistsee. Sie
entsteht ebenfalls aus einer Mischung von Rajas und Tamas. Sie wirkt
wie ein Stolperstein auf dem spirituellen Weg. Der Schüler, der
diesem schlechten Charakterzug zum Opfer gefallen ist, denkt törichterweise,
er weiß alles. Er ist ganz zufrieden mit seinem geringen Wissen
und seinen geringen Leistungen. Er unterbricht sein Sadhana. Er versucht
niemals, weiteres Wissen zu erwerben. Er bemüht sich niemals, die
höchste Erkenntnis von Bhuma (dem höchsten Selbst) zu erreichen.
Er weiß nicht, daß es darüber hinaus ein riesiges Reich
an Wissen gibt. Er ist wie die Kröte im Brunnen, die den Ozean
nicht kennt und denkt, daß der Brunnen die einzige unbegrenzte
Wasserfläche ist.
Ein selbstzufriedener Mensch denkt und meint törichterweise: „Ich
weiß alles. Es gibt für mich nichts mehr zu wissen.“ Maya
breitet einen dichten Schleier in seinem Geist aus. Der selbstzufriedene
Mensch hat einen trüben Geist, ein umwölktes Verstehen und
einen irregeleiteten Intellekt.
Selbstzufriedenheit ist eine starke Waffe von Maya, mit der sie Menschen
irreführt und dem Sadhana eines Suchenden eine starke Bremse anlegt.
Sie erlaubt ihm nicht, voranzuschreiten und über den Schleier hinauszusehen,
denn er wird wegen seiner Selbstzufriedenheit von falscher Zufriedenheit
mitgerissen.
Der selbstzufriedene Wissenschafter, der die Elektronen und die Gesetze
des physischen Aspekts der Natur kennt, denkt, daß es darüber
hinaus nichts gibt. Der Moralist, der einige ethische Tugenden entwickelt
hat, denkt, daß es darüber hinaus nichts gibt. Der selbstzufriedene
Yogaschüler, der die Erfahrung von Anahataklängen und Lichtern
macht, denkt, daß es darüber hinaus nichts gibt. Der selbstzufriedene
Sannyasin, der Gita und Upanishaden auswendig kennt, denkt daß
es darüber hinaus nichts gibt. Der selbstzufriedene Yogi oder Vedantin,
der die Erfahrung des niederen Samadhi macht, denkt, daß es darüber
hinaus nichts gibt. Sie alle tappen im Dunkeln. Sie wissen nicht, was
Vollkommenheit ist.
Maya stellt den Schüler bei jedem Schritt und in jeder Phase auf
die Probe und erscheint vor dem Schüler in verschiedenen Formen
und Farben wie ein Asura oder Chamäleon. Es ist sehr schwierig,
Ihre Gegenwart zu bemerken. Wer jedoch die Gnade der Mutter erhalten
hat, wird keine Schwierigkeiten bei seinem Voranschreiten haben. Sie
Selbst hebt ihn hoch und trägt ihn auf Ihren Händen zu seinem
Bestimmungsort, um ihn Ihrem Herrn - Gott Siva - zu präsentieren
und ihn in unerschütterlichem Nirvikalpa Samadhi zu verankern.
Der Suchende denke stets: „Ich weiß sehr wenig. Es ist nur eine
Handvoll Wissen. Das, was ich noch zu lernen habe, füllt einen
Ozean.“ Nur dann wird er intensiv dürsten und sich nach weiterem
Wissen sehnen.
Selbstrechtfertigung ist eine sehr gefährliche Angewohnheit. Sie
ist eine abscheuliche schlechte Eigenschaft, die aus Rajas entsteht.
Der Suchende tut etwas Schlechtes und versucht, auf seinen Ideen, seiner
Handlungsweise und seinem Standpunkt zu beharren. Er bringt verschiedenste
törichte Argumente vor und gibt falsche Interpretationen der Schriften,
um sich zu rechtfertigen. Er gibt niemals seine Fehler und Irrtümer
zu. Er versucht, seine Selbstschätzung aufrechtzuerhalten. Sein
Geist ist getrübt und betrügerisch. Er kann Dinge nicht in
ihrem wahren Licht sehen. Niemand kann diesem Menschen helfen. Er kann
keinen Fortschritt auf dem Yogaweg machen, denn er hört nicht auf
die Unterweisungen von Älteren und Weisen. Selbstzufriedenheit,
Überheblichkeit, Eitelkeit, Anmaßung und Eigensinn sind die
ständigen Begleiter von Selbstzufriedenheit. Wenn sich diese Begleiter
mit Selbstrechtfertigung verbinden, wird er ungestüm sein wie ein
Affe, der ein Glas Schnaps getrunken und den ein Skorpion gebissen hat.
Er ist gänzlich abgetrennt vom göttlichen Licht. Siehe, wie
Maya getäuschte Menschen beeinflußt? Selbstrechtfertigung
ist eine der subtilen Formen (der niederen Natur).
Ein rechthaberisches Wesen ist ein großes Hindernis auf dem spirituellen
Weg. Es ist eine schlechte Eigenschaft, die aus Rajas entsteht. Sie
wird von Eitelkeit und Arroganz begleitet. Der Suchende, der dem rechthaberischen
Wesen zum Opfer fällt, möchte einen wichtigen Eindruck machen.
Er stellt sich als großer Yogi mit vielen Siddhis dar. Er sagt:
„Ich bin im Yoga sehr fortgeschritten. Ich kann viele Menschen beeinflussen.
Niemand gleicht mir auf dem Gebiet des Yoga. Ich habe unglaubliche geistige
Kräfte.“ Er erwartet von anderen, daß sie ihm Respekt erweisen
und sich vor ihm auf den Boden werfen. Er ärgert sich leicht über
Menschen, wenn sie ihm keine Ehre erweisen und sich vor ihm nicht auf
den Boden werfen. Er versucht, seine Position und sein Prestige aufrechtzuerhalten.
Der anmaßende spirituelle Sucher schenkt den Anweisungen seines
Gurus keine Beachtung. Er tut, was er will. Er tut so, als würde
er seinem Guru gehorchen. Bei jedem Schritt macht sich sein kleines
Ego bemerkbar. Er ist ungehorsam und bricht die Disziplin. Er schafft
Gruppengeist, Aufruhr, Chaos und Unordnung. Er bildet Gruppen. Er kritisiert
Mahatmas, Sannyasins, Yogis und Bhaktas. Er hat kein Vertrauen zu den
Schriften und den Worten von Weisen. Er beleidigt sogar seinen Guru.
Er verschweigt Tatsachen und sagt bewußt Lügen, um seine
Position zu erhalten oder seine unrechten Handlungen zu vertuschen.
Er erzählt weitere Lügen, um eine einzige Lüge zu vertuschen.
Er verdreht und verzerrt die Wahrheit.
Dickköpfigkeit ist tamasige Sturheit oder Hartnäckigkeit.
Sie entsteht aus Tamo Guna, Dunkelheit. Der dickköpfige Mensch
beharrt hartnäckig auf seinen törichten Ideen. Ich gab einem
jungen Schüler Anweisungen: „Gehe nicht auf den Berg mit einem
Teller in Händen und mit Schuhen an; du wirst ausrutschen und dir
die Knochen brechen.“ Ich gab ihm auch das Beispiel einer Europäerin,
die in den Badri Hügeln nach einem Sturz von einem Berggipfel starb,
als sie sich eifrig darum bemühte, Himalaya Kräuter zu sammeln.
Ich führte ihm ein weiteres Beispiel eines Geologieprofessors an,
eines Professors an der Universität von Lucknow, der ebenfalls
an den Folgen eines Sturzes vom Gipfel des Berges in Lakshman Jhula,
Rishikesh, starb, als er versuchte, die Beschaffenheit des Gesteins
zu untersuchen. Der junge Schüler hörte nicht auf meine Worte.
Er war sehr starrsinnig. Trotz meiner klaren Anweisungen stieg er mit
Schuhen und einem Teller in Händen auf die Tehri Hügel. Das
ist ein klarer Fall von Starrsinnigkeit. Starrsinnige Schüler können
keinen wirklichen Fortschritt auf dem spirituellen Pfad erzielen. Beseitige
diese üble Erscheinungsform des Geistes. Sei immer eifrig darauf
bedacht, gute Anweisungen aus jeder Quelle und von jedem Weisen zu erhalten.
Sei stets bereit, die Wahrheit zu erfassen, egal aus welcher Ecke sie
kommt.
Der Mensch ist nicht nur ein Bürger dieser Welt, sondern vieler
Welten. Er muß Gefahren und Versuchungen nicht nur aus dieser
Welt, sondern auch aus anderen Welten begegnen. Die Ebene der Gandharvas
ist voller Versuchungen. Deshalb heißt es in den Yoga Shastras,
daß der Suchende sich zuerst reinigen, seine Sinne beherrschen,
seine Wünsche Tamas entsteht. Religiöse Heuchelei steht der
Herabkunft von göttlichem Licht und Erkenntnis sehr im Wege. Es
ist sehr schwierig, religiöse Heuchelei auszurotten. Was ist eigentlich
religiöse Heuchelei? Es ist vorgeben, etwas zu sein, was man nicht
ist. Wenn der Suchende vorgibt, eine verwirklichte Seele, ein Jivanmukta
zu sein, wenn er in Wirklichkeit etwas anderes ist, ist das eine reine
Art von religiöser Heuchelei. Ein religiöser Heuchler kann
niemals das Ziel des Lebens erreichen, und er wird bald von den Menschen
aufgedeckt werden, wenn er auch sein Gesicht wie ein Strauß versteckt.
Kein Yoga, keine Einheit mit Atma, kein Samadhi ist möglich, wenn
man der Heuchelei zum Opfer fällt. Wer sagt: „Ich bin eine verwirklichte
Seele.“, wenn er Sklave der schlechten Vrittis ist, ist ganz sicher
ein Heuchler. Man vertraue keinem solchen Menschen.
Selbstzufriedenheit ist eine weitere schlechte Vritti im Geistsee. Sie
entsteht ebenfalls aus einer Mischung von Rajas und Tamas. Sie wirkt
wie ein Stolperstein auf dem spirituellen Weg. Der Schüler, der
diesem schlechten Charakterzug zum Opfer gefallen ist, denkt törichterweise,
er weiß alles. Er ist ganz zufrieden mit seinem geringen Wissen
und seinen geringen Leistungen. Er unterbricht sein Sadhana. Er versucht
niemals, weiteres Wissen zu erwerben. Er bemüht sich niemals, die
höchste Erkenntnis von Bhuma (dem höchsten Selbst) zu erreichen.
Er weiß nicht, daß es darüber hinaus ein riesiges Reich
an Wissen gibt. Er ist wie die Kröte im Brunnen, die den Ozean
nicht kennt und denkt, daß der Brunnen die einzige unbegrenzte
Wasserfläche ist.
Ein selbstzufriedener Mensch denkt und meint törichterweise: „Ich
weiß alles. Es gibt für mich nichts mehr zu wissen.“ Maya
breitet einen dichten Schleier in seinem Geist aus. Der selbstzufriedene
Mensch hat einen trüben Geist, ein umwölktes Verstehen und
einen irregeleiteten Intellekt.
Selbstzufriedenheit ist eine starke Waffe von Maya, mit der sie Menschen
irreführt und dem Sadhana eines Suchenden eine starke Bremse anlegt.
Sie erlaubt ihm nicht, voranzuschreiten und über den Schleier hinauszusehen,
denn er wird wegen seiner Selbstzufriedenheit von falscher Zufriedenheit
mitgerissen.
Der selbstzufriedene Wissenschafter, der die Elektronen und die Gesetze
des physischen Aspekts der Natur kennt, denkt, daß es darüber
hinaus nichts gibt. Der Moralist, der einige ethische Tugenden entwickelt
hat, denkt, daß es darüber hinaus nichts gibt. Der selbstzufriedene
Yogaschüler, der die Erfahrung von Anahataklängen und Lichtern
macht, denkt, daß es darüber hinaus nichts gibt. Der selbstzufriedene
Sannyasin, der Gita und Upanishaden auswendig kennt, denkt daß
es darüber hinaus nichts gibt. Der selbstzufriedene Yogi oder Vedantin,
der die Erfahrung des niederen Samadhi macht, denkt, daß es darüber
hinaus nichts gibt. Sie alle tappen im Dunkeln. Sie wissen nicht, was
Vollkommenheit ist.
Maya stellt den Schüler bei jedem Schritt und in jeder Phase auf
die Probe und erscheint vor dem Schüler in verschiedenen Formen
und Farben wie ein Asura oder Chamäleon. Es ist sehr schwierig,
Ihre Gegenwart zu bemerken. Wer jedoch die Gnade der Mutter erhalten
hat, wird keine Schwierigkeiten bei seinem Voranschreiten haben. Sie
Selbst hebt ihn hoch und trägt ihn auf Ihren Händen zu seinem
Bestimmungsort, um ihn Ihrem Herrn - Gott Siva - zu präsentieren
und ihn in unerschütterlichem Nirvikalpa Samadhi zu verankern.
Der Suchende denke stets: „Ich weiß sehr wenig. Es ist nur eine
Handvoll Wissen. Das, was ich noch zu lernen habe, füllt einen
Ozean.“ Nur dann wird er intensiv dürsten und sich nach weiterem
Wissen sehnen.
Selbstrechtfertigung ist eine sehr gefährliche Angewohnheit. Sie
ist eine abscheuliche schlechte Eigenschaft, die aus Rajas entsteht.
Der Suchende tut etwas Schlechtes und versucht, auf seinen Ideen, seiner
Handlungsweise und seinem Standpunkt zu beharren. Er bringt verschiedenste
törichte Argumente vor und gibt falsche Interpretationen der Schriften,
um sich zu rechtfertigen. Er gibt niemals seine Fehler und Irrtümer
zu. Er versucht, seine Selbstschätzung aufrechtzuerhalten. Sein
Geist ist getrübt und betrügerisch. Er kann Dinge nicht in
ihrem wahren Licht sehen. Niemand kann diesem Menschen helfen. Er kann
keinen Fortschritt auf dem Yogaweg machen, denn er hört nicht auf
die Unterweisungen von Älteren und Weisen. Selbstzufriedenheit,
Überheblichkeit, Eitelkeit, Anmaßung und Eigensinn sind die
ständigen Begleiter von Selbstzufriedenheit. Wenn sich diese Begleiter
mit Selbstrechtfertigung verbinden, wird er ungestüm sein wie ein
Affe, der ein Glas Schnaps getrunken und den ein Skorpion gebissen hat.
Er ist gänzlich abgetrennt vom göttlichen Licht. Siehe, wie
Maya getäuschte Menschen beeinflußt? Selbstrechtfertigung
ist eine der subtilen Formen (der niederen Natur).
Ein rechthaberisches Wesen ist ein großes Hindernis auf dem spirituellen
Weg. Es ist eine schlechte Eigenschaft, die aus Rajas entsteht. Sie
wird von Eitelkeit und Arroganz begleitet. Der Suchende, der dem rechthaberischen
Wesen zum Opfer fällt, möchte einen wichtigen Eindruck machen.
Er stellt sich als großer Yogi mit vielen Siddhis dar. Er sagt:
„Ich bin im Yoga sehr fortgeschritten. Ich kann viele Menschen beeinflussen.
Niemand gleicht mir auf dem Gebiet des Yoga. Ich habe unglaubliche geistige
Kräfte.“ Er erwartet von anderen, daß sie ihm Respekt erweisen
und sich vor ihm auf den Boden werfen. Er ärgert sich leicht über
Menschen, wenn sie ihm keine Ehre erweisen und sich vor ihm nicht auf
den Boden werfen. Er versucht, seine Position und sein Prestige aufrechtzuerhalten.
Der anmaßende spirituelle Sucher schenkt den Anweisungen seines
Gurus keine Beachtung. Er tut, was er will. Er tut so, als würde
er seinem Guru gehorchen. Bei jedem Schritt macht sich sein kleines
Ego bemerkbar. Er ist ungehorsam und bricht die Disziplin. Er schafft
Gruppengeist, Aufruhr, Chaos und Unordnung. Er bildet Gruppen. Er kritisiert
Mahatmas, Sannyasins, Yogis und Bhaktas. Er hat kein Vertrauen zu den
Schriften und den Worten von Weisen. Er beleidigt sogar seinen Guru.
Er verschweigt Tatsachen und sagt bewußt Lügen, um seine
Position zu erhalten oder seine unrechten Handlungen zu vertuschen.
Er erzählt weitere Lügen, um eine einzige Lüge zu vertuschen.
Er verdreht und verzerrt die Wahrheit.
Dickköpfigkeit ist tamasige Sturheit oder Hartnäckigkeit.
Sie entsteht aus Tamo Guna, Dunkelheit. Der dickköpfige Mensch
beharrt hartnäckig auf seinen törichten Ideen. Ich gab einem
jungen Schüler Anweisungen: „Gehe nicht auf den Berg mit einem
Teller in Händen und mit Schuhen an; du wirst ausrutschen und dir
die Knochen brechen.“ Ich gab ihm auch das Beispiel einer Europäerin,
die in den Badri Hügeln nach einem Sturz von einem Berggipfel starb,
als sie sich eifrig darum bemühte, Himalaya Kräuter zu sammeln.
Ich führte ihm ein weiteres Beispiel eines Geologieprofessors an,
eines Professors an der Universität von Lucknow, der ebenfalls
an den Folgen eines Sturzes vom Gipfel des Berges in Lakshman Jhula,
Rishikesh, starb, als er versuchte, die Beschaffenheit des Gesteins
zu untersuchen. Der junge Schüler hörte nicht auf meine Worte.
Er war sehr starrsinnig. Trotz meiner klaren Anweisungen stieg er mit
Schuhen und einem Teller in Händen auf die Tehri Hügel. Das
ist ein klarer Fall von Starrsinnigkeit. Starrsinnige Schüler können
keinen wirklichen Fortschritt auf dem spirituellen Pfad erzielen. Beseitige
diese üble Erscheinungsform des Geistes. Sei immer eifrig darauf
bedacht, gute Anweisungen aus jeder Quelle und von jedem Weisen zu erhalten.
Sei stets bereit, die Wahrheit zu erfassen, egal aus welcher Ecke sie
kommt.
Der Mensch ist nicht nur ein Bürger dieser Welt, sondern vieler
Welten. Er muß Gefahren und Versuchungen nicht nur aus dieser
Welt, sondern auch aus anderen Welten begegnen. Die Ebene der Gandharvas
ist voller Versuchungen. Deshalb heißt es in den Yoga Shastras,
daß der Suchende sich zuerst reinigen, seine Sinne beherrschen,
seine Wünsche ausrotten und in Yama verankert sein muß, bevor
er versucht, seine Kundalini zu erwecken, die schlafende potentielle
Shakti, die schlummernd im Basis Muladhara Chakra liegt. Wenn Kundalini
durch Asanas, Bandhas, Mudras und Pranayama erweckt wird, bevor Reinheit
erlangt wurde, trifft der Yogi auf die Versuchungen der anderen Ebenen;
er hat dann keine Willenskraft, um diesen Versuchungen zu widerstehen,
und wird hoffnungslos abstürzen. Es wird sehr schwierig für
ihn sein, wieder die ursprüngliche Höhe zu erreichen, die
er bereits auf der Yogaleiter erklommen hatte. Deshalb muß der
Suchende zuerst versuchen, sich zu reinigen. Wenn vollkommene Reinheit
durch Japa, Kirtan und fortgesetztes selbstloses Dienen erreicht ist,
wird Kundalini von selbst erwachen und sich zum Sahasrara am Scheitel
bewegen, um Ihren Herrn zu treffen - Gott Siva, den Träger des
Dreizacks vom Berg Kailasa, der Schatzkammer von Weisheit, Wonne und
Frieden.
Viele Suchende ersteigen eine gewisse Höhe auf der Yogaleiter.
Sie werden von den Versuchungen der höheren Ebenen (Swarga, Gandharva
Ebene, etc.) unwiderstehlich mitgerissen. Sie verlieren ihre Unterscheidungskraft
und richtiges Verstehen, und verlieren sich dadurch in himmlischen Genüssen.
Die Bewohner der höheren Ebenen, die Strahlenden, führen die
Suchenden in verschiedenster Weise in Versuchung. Sie sagen den Suchenden:
„Oh Yogi! wir sind hocherfreut über dein Tapas, deine Leidenschaftslosigkeit,
deine spirituellen Praktiken und göttlichen Eigenschaften. Dies
ist die Ebene deines endgültigen Verweilens, die du durch dein
Verdienst und Tapas erworben hast. Wir stehen alle zu deinen Diensten,
gehorchen deinen Befehlen und führen deine Anweisungen und Wünsche
aus. Hier ist der himmlische Wagen für dich. Du kannst fahren,
wohin du willst. Hier sind die himmlischen Mädchen, die sich um
dich kümmern. Hier ist das Kalpa Vriksha, das dir alles gibt, was
du willst. Hier ist der himmlische Nektar Soma Rasa im goldenen Becher,
der dich unsterblich macht. Hier ist der himmlische See höchster
Freude. Du kannst in diesem See frei schwimmen.“ Der unvorsichtige Yogi
wird leicht von den Einladungen und den süßen blumigen Reden
der Devas mitgerissen. Er bekommt falsches Tushti, Zufriedenheit. Er
denkt, daß er das höchste Ziel des Yoga erreicht hat. Er
gibt den Versuchungen nach, und seine Energie entweicht nach verschiedenen
Richtungen. Sobald seine Verdienste erschöpft sind, kommt er auf
die Erdebene zurück. Er muß seinen Aufstieg auf der spirituellen
Leiter neu beginnen. Aber der leidenschaftslose Yogi, der über
starke Unterscheidung verfügt, weist diese Einladungen der Devas
unbarmherzig zurück, schreitet kühn auf dem spirituellen Pfad
voran und hält nicht früher an, als bis er die höchste
Sprosse der Yogaleiter erklommen hat, den höchsten Gipfel auf dem
Berg der Erkenntnis, Nirvikalpa Samadhi. Er ist sich völlig bewußt,
daß die Freuden von Swarga, des Himmels, ebenso eine Illusion,
vergänglich, momentan und hohl sind, und deshalb ebenso wertlos
wie die dieser illusorischen Welt. Die Freuden des Himmels sind sehr
subtil, äußerst intensiv und überaus berauschend. Aus
diesem Grund erliegt der unvorsichtige, nicht wachsame und nur wenig
leidenschaftslose Suchende leicht den Versuchungen der höheren
Ebenen. Auch auf dieser physischen Ebene, im Westen und in Amerika,
wo es ein Übermaß an Reichtum, jede Menge Dollars und Pfund
gibt, erfreuen sich die Menschen an subtilen und intensiven sinnlichen
Freuden. Täglich präsentieren Wissenschafter neue Erfindungen
und neue Formen von Sinnesvergnügungen zur Befriedigung der mutwilligen
und ungestümen Sinne. Selbst ein enthaltsamer Mensch aus Indien
mit bescheidenem Lebensstil und einfachen Gewohnheiten wird ein anderer
Mensch, wenn er einige Zeit in Amerika oder Europa lebt. Er erliegt
den Versuchungen. Das ist die Macht von Maya. Das ist der Einfluß
der Verlockung. Das ist die Kraft der ungestümen Sinne. Der Mensch,
der starke Unterscheidung, ausgeprägte Leidenschaftslosigkeit,
gute Vichara Shakti und das brennenden Verlangen nach Befreiung besitzt,
kann das höchste Ziel des Lebens, die letztendliche Glückseligkeit
oder erhabene Schau des Unendlichen erreichen. Nur er kann der Versuchung
widerstehen und wirklich glücklich sein. |
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