Grundlegende
Aspekte des Sadhana
1. Sadhana, spirituelle Praxis, muß stets fröhlich, konzentrierter,
ausgeglichen, friedvoll, zufrieden, wonnevoll, leidenschaftslos,
furchtlos, mutig, mitfühlend, unterscheidend, nachdenklich,
unverhaftet, zornlos, ichlos, wunschlos und frei von Besitzdenken
machen. Sadhana muß ein reiches inneres Leben geben, analytisches
nach innen gerichtetes Sehen und einen in allen Lebensumständen
unerschütterlichen Geist. Das sind die Zeichen spirituellen
Wachsens. Visionen und Lichter sehen, Anahatatöne hören,
Divya Gandha, ein übersinnlicher Wohlgeruch, und das Gefühl,
daß Ströme auf und ab gehen, haben keinen speziellen spirituellen
Wert, auch wenn sie anzeigen, daß der erste Grad der Konzentration erreicht wurde.
2. Bhakti ist für jeden von grundlegender Wichtigkeit. Wie intensiv das
individuelle Bemühen auch sein mag, es ist unmöglich, die subtilen
Vrittis im Geist zu beseitigen, die subtilen Formen von Lust, Zorn, Eifersucht,
Moha oder Täuschung, Stolz usw. Man kann Hunderttausende von Leben Sadhana
machen, und doch ist es unmöglich, ohne die Gnade Gottes die Wurzeln oder
Samen der schlechten Vrittis zu verbrennen, die seit undenklicher Zeit in den
Winkeln des Geistes lauern. Gott wählt den Menschen aus, den Er zu erheben
und zu befreien wünscht. Die Kathopanishad sagt: „Nicht durch spirituelle
Vorträge, nicht mit Intelligenz und nicht durch das Studium vieler Schriften
wird dieser Atman erreicht; der Mensch, den der Herr erwählt hat, erreicht
das Höchste.“
3. Ernsthaftigkeit im Sadhana ist der Schlüssel zum Erfolg. Selbstverwirklichung
ist nur durch intensives Sadhana zu erreichen. Sadhana darf nicht lediglich
Routine sein. Es muß die ernste Absicht vorliegen, Gott von Angesicht
zu Angesicht zu sehen, den Nektar der Unsterblichkeit durch Samadhi zu trinken
und stets das reine Advaita Bhavana aufrechtzuhalten. Der Weg ist einfach für
einen Menschen, der geschickt und in seinen Entschlüssen fest ist und
das nie sterbende Verlangen hat, den höchsten Gipfel der Wahrheit zu erlangen.
4. Regelmäßige Konzentration und Wiederholung des Namens des Herrn
beseitigen Skepsis und schenken Glauben und Frömmigkeit. Jede Art von
Sadhana läßt tiefe Yogaeindrücke entstehen und stärkt
die spirituelle Antriebskraft. Nichts ist verloren, wenn die Kerze brennt.
Das gilt auch für Yoga. Der spirituelle Fortschritt ist langsam. Daher
ist es im Beginn schwierig, ihn zu messen. Die Wirkung ist schon vorhanden.
Nach einiger Zeit wird sie gut merkbar und wahrnehmbar.
Das
Wesen des Sadhana und seine Prozesse
5. Wunsch und Egoismus stellen sich der Hingabe auf Schritt und
Tritt entgegen. Wenn völlige, rückhaltlose und bereitwillige
wahre Hingabe des gesamten Wesens vorhanden ist, ohne den geringsten
Anspruch, dann flutet die göttliche Gnade oder göttliche
Kraft in den Sadhaka ein und macht das Sadhana. Die göttliche
Kraft nimmt vollständig Besitz von Geist, Willen, Leben und
Körper. Dann entwickelt sich das Sadhana mit enormer Geschwindigkeit.
6. Zuerst ist das Sadhana mechanisch, und erst in den späteren Phasen
wird es zum integralen Bestandteil des Lebens. Zu Beginn sieht es aus wie eine
große Mühe. Später schenkt es Freude, Frieden, Kraft, Mut,
und Freiheit.
7. Wenn kein Vairagya, keine Leidenschaftslosigkeit vorhanden ist, wenn kein
starkes Bestreben vorliegt, und wenn das Herz nicht rein ist, ist das Sadhana
ein Mißerfolg. Die Praxis der Asana, drei Stunden in einer Asana sitzen,
die Praxis von Pranayama, Bandhas und Mudras, können keinen großen
spirituellen Fortschritt bringen, wenn die drei genannten Tugenden nicht vorhanden
sind.
8. Bereits ein einziger Strahl des inneren Lichts in der Meditation wirft Licht
auf den Weg. Er gibt ein großes Maß an Ermutigung und innerer Kraft.
Er spornt zu mehr intensivem Sadhana an. Man macht die Erfahrung des Lichtstrahls,
wenn die Meditation tiefer wird und man über das Körperbewußtsein
hinausgeht.
9. Allem, was geschieht, liegt Seine Shakti zugrunde. Er hat Seine Gründe,
um alles entstehen zu lassen. Identifiziere dich mit nichts. Stehe als Beobachter
daneben und habe Freude daran. Dein Ziel ist Gottverwirklichung. Alles andere
ist falsch und taugt nur dazu, verneint zu werden. Komm. Binde dein Lendentuch
hoch und stürze dich in Sadhana. Verwirkliche Gott noch in diesem Leben.
Gott segne dich!
10. Mit den beiden Flügeln von Vairagya oder Abhyasa kannst du zum Gipfel
der Erkenntnis des Unvergänglichen, Nirvikalpa Samadhi, zum höchsten
Sitz ewiger Wonne fliegen. Beide Flügel müssen gleich stark sein.
Wenn Vairagya schwindet, vergeht die Energie, die Sinne werden wieder ungestüm
und mutwillig. Dann kommt es zu einem Rückschlag. Wenn du das Sadhana
lockerst, wirst du ebenfalls einen Rückschlag erleiden. Es wird schwierig
sein, wieder zu ursprünglichen Höhen tiefer und intensiver Meditation
und Samadhi zurückzukehren.
11. Ein Mensch in der Welt kann manchmal aufgrund verschiedener Verpflichtungen
sein Sadhana nicht einhalten. Unter diesen Umständen ist es nicht erforderlich,
daß er alle Punkte des Sadhana erfüllt. Wann immer es ihm möglich
ist, kann er zu jeder Tageszeit Likhita Japa schreiben.
Konzentration
und die Notwendigkeit von Wachsamkeit
12. Sei nicht nachlässig im Sadhana. Sadhana hilft auf lange
Sicht. Es ist das einzige Vermögen in diesem Leben. Sei regelmäßig
im Sadhana und erreiche Selbstverwirklichung noch in dieser Geburt.
13. Wenn du aufhörst, Zeitungen zu lesen und Karten zu spielen, wenn du
weniger schläfst, weniger Zeit mit Tennis, Fußball, Kricket, Billard,
usw. verbringst, wirst du reichlich Zeit für Sadhana haben.
14. Es gibt zwei Arten von Kontemplation, die der Erinnerung und die andere
der tiefen Meditation. Ständiges Denken an den Herrn oder die Eigenschaften
Brahmans (Nama Smarana) kann immer praktiziert werden. Es kann ohne Sitzstellung
praktiziert werden. Aber tiefe Meditation ist nur in sitzender Stellung möglich.
Es ist nur dem möglich, der in voller Wachheit sitzt, nicht dem, der im
Bett liegt und vom Schlaf übermannt wird, der geht oder steht; er wird
auf jeden Fall abgelenkt werden. Meditation ist bloßem Erinnern weit überlegen.
Darüber besteht kein Zweifel. Das ist der Beweis für die Notwendigkeit
der sitzenden Stellung in der Meditation.
15. Die Gestalt des Herrn wird im Geist nicht lebendig, weil gute Konzentration
fehlt. Entwickle Konzentration in hohem Maße. Bringe die Strahlen des
Geistes dazu, auf das Objekt zu fallen. Sammle sie für lange Zeit um die
Form des Herrn. Das ist Konzentration. Wenn du das längere Zeit tust,
wirst du eine klarere Vorstellung vom Herrn haben und lange Zeit im Gottbewußtsein
verweilen. Das ist Meditation.
16. Verlasse den Kerker der Unwissenheit. Bade im Sonnenschein der Weisheit
des Selbst. Nimm eine Dosis der Wiederholung des Namens des Herrn und täglichen
Kirtans. Das senkt das Fieber der Lust und die glühende Hitze von Gier
und Moha. Schließe für zehn Minuten die Augen und meditiere über
die Form von Sri Krishna, Gott Rama oder Gott Siva. Die kühle Brise spirituellen
Friedens wird dich rasch kühlen und erfrischen.
17. Die Endphase jeder Meditation ist das Aufgehen des individuellen Selbst
im höchsten Selbst. Die Erfahrungen, die kommen und gehen, sind sichere
Zeichen spirituellen Fortschritts. Stelle dir nichts Großartiges darunter
vor. Du mußt die letzte Vereinigung erreichen, in der alle drei Zustände
verschwinden und einzig und allein der vierte Zustand von Turiya, der überbewußte
Zustand, erstrahlt.
Voraussetzungen
für Yoga Sadhana
18. Es ist nicht möglich, Yoga zu praktizieren, wenn man in
Wall Street, Piccadilly, Esplanade, Mount Road oder Mall lebt, die
verschmutzte Luft an diesen Orten atmet, unnatürliche und schwere
Speisen ißt, Kinos, Theater oder Bälle besucht, viel Vitalenergie
verschwendet, die Nerven unter Hochspannung und die Ohren betäubt
sind vom Lärm von Autos und Maschinen. Sri Krishna sagt: „Der
Yogi sei stets mit Yoga beschäftigt und lebe alleine an einem
geheimen und reinen Ort.“
19. Stabilität und starke Willenskraft stellen sich ein, nachdem man Widerwärtigkeiten
des Lebens begegnet ist. Man muß gegen die Wellen ankämpfen, bevor
man an das andere Ufer gelangt. Es gibt keinen einfachen Weg zur Errettung
außer durch kleine Verbesserungen, Korrekturen, Reinheit, Japa und Enthaltsamkeit.
Geh nicht in die Irre, indem du auf den niederen Geist hörst.
20. Ein Sadhu versuchte dreimal, einen Skorpion davor zu bewahren, den Fluß hinunterzutreiben.
Er wurde zweimal gestochen, beim dritten Mal jedoch gelang es ihm, ihn herauszuholen.
Die Zuschauer fragten den Sadhu, warum er nicht aus der ersten Erfahrung gelernt
hat. Er antwortete, daß es für ihn schmachvoll gewesen wäre,
seine Natur, auch denen Gutes zu tun, die ihm Schaden zufügen, aufzugeben,
wenn der Skorpion, ein niederes Wesen, nicht seine Natur zu stechen aufgab.
Darin liegt wahre Kraft, Stärke und Herrlichkeit.
21. Das ist die Zunge, mit der die ausgezeichneten Eigenschaften des Herrn
besungen werden; das sind die Hände, die den Herrn und den Menschen dienen.
Das wahrlich ist der Geist, der ständig an den Herrn denkt, der in allen
beweglichen und unbeweglichen Dingen ist. Das ist das Ohr, das die heiligen
Geschichten über den Herrn hört.
22. Das ist der Kopf der sich stets vor Heiligen, Bildern und allen Formen
des Herrn verneigt. Das ist das Auge, das die Form des Herrn betrachtet. Das
sind die Glieder, die stets zu den Wassern gehen, die die Füße Gott
Vishnus und derer, die Ihn verehren, waschen.
Sadhana,
der göttliche Name und Gleichmut
23. Halte Gleichgewicht und Harmonie zwischen Hand, Herz und Kopf;
Handlung, Gefühl und Gedanken. ›Samatvam‹ (Gleichgewicht und
Gleichmut) wird Yoga genannt. Es kann sein, daß es mehrfach
nicht gelingt, die Harmonie zu bewahren. Erhebe dich und kämpfe
immer wieder. Der Erfolg ist schließlich gewiß. Ausdauer,
Zähigkeit, Mut und Entschlossenheit sind notwendig, um im Yoga
erfolgreich zu sein.
24. Ein unwissender Mensch suchte im Mondlicht etwas auf der Straße.
Ein Passant fragte: „Oh, mein Herr! Was suchen Sie hier?“ Er antwortete: „Ich
habe meine Nadel im Haus verloren, und ich suche sie hier.“ Der Passant sagte: „Oh
Törichter! warum suchen Sie die Nadel hier, wenn Sie sie im Haus verloren
haben? Suchen Sie sie im Haus. Dort finden Sie sie.“ Der Mann antwortete: „Hier
ist das helle Mondlicht, deshalb suche ich hier.“ Dasselbe gilt für weltliche
Menschen. Der Ozean der Wonne ist in ihren Herzen, in ihrem eigenenAtma, aber
sie suchen das Glück in äußeren vergänglichen Dingen,
die nur Schmerz und Elend bringen können.
25. Lasse die niedere Natur sterben. Kreuzige das Fleisch. Unterwirf die Leidenschaften.
Habe Selbstdisziplin. Nur dann hast du die Kraft, das Kreuz zu tragen, in jeder
Form, in der es dir vom Herrn auferlegt wird.
26. Wähle für jeden Monat eine Tugend und halte sie dir als Ideal
vor Augen, das es gänzlich zu erreichen gilt. Meditiere morgens und abends
darüber, sofort nach dem Aufstehen und vor der Nachtruhe. Für diesen
Monat würde ich „Reinheit“ empfehlen.
27. Ich gebe dir diesen Zentralschlüssel zu Erfolg im Leben und Gottverwirklichung,
den Namen des Herrn. Wiederhole den Namen deines Ishta Devata von jetzt an,
wann immer du Zeit hast. Sitze regelmäßig zum Japa, morgens und
abends. Bete auch vor dem Schlafengehen zu Gott. Singe das Maha Mantra, „Hare
Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare, Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna
Hare Hare“.
Ergebnisse
wahrer Liebe
28. Wenn du in Ahimsa, Gewaltlosigkeit, fest verankert bist, wirst
du unfähig sein, etwas Böses zu tun. Du wirst niemals,
nicht einen Augenblick, grob, unhöflich oder hochmütig
sein. Kein Gedanke an Böses oder daran, andere zu verletzen,
wird jemals auch nur für einen Moment in deinen Geist kommen.
Dein Herz wird mit Liebe, Freundlichkeit und Zuneigung erfüllt
sein.
29. Wenn du unfähig bist, anderen Menschen in Gedanke, Wort und Tat Böses
zu tun, und wenn kein schlechter Gedanke deinen Geist beherrscht, auch nicht
für einen Moment, ist es dir möglich, die Herzen der Menschen auf
der ganzen Welt zu bewegen, du wirst über enorme Willenskraft und Seelenstärke
verfügen.
30. Einem Kind wird in der Schule beigebracht 5+5=8. Wenn es nach Hause kommt,
sagen auch seine Eltern und Geschwister 5+5=8. Wenn es mit Freunden spielt,
sagen sie auch 5+5=8. Das geht einige Jahre so. Wenn ihm nun jemand sagt 5+5=10,
glaubt es das auf keinen Fall. Es widerspricht sofort und beginnt zu streiten.
Es wird sagen: „Ich habe Recht. Auch meine Eltern und Lehrer sind derselben
Meinung. Du hast völlig Unrecht.“ Genauso zweifelt man, wenn Lehrer und
Schriften sagen: „Du bist unsterblicher alldurchdringender Atma. Du bist nicht
dieser vergängliche Körper.“ Man kämpft mit Sannyasins und Weisen,
denn seit langer Zeit denkt man: „Diese Welt ist real. Dieser Körper ist
das Selbst.“
31. Ständiger Satsang mit Weisen und Studium von Schriften unter der Führung
eines Guru löscht langsam die alten, falschen und weltlichen Samskaras
aus.
32. Fühle, daß du etwas anderes bist als der Körper. Das erfordert
ständiges geistiges Bemühen. Manchmal, wenn du entspannst, vermischst
du dich mit Körper, Sinnen und Objekten. Das macht nichts. Versuche es
erneut und trenne dich von den fünf Hüllen.
Formel
für höheres Sadhana
33. Wenn du mit etwas beschäftigt bist, sei Beobachter. Wiederhole
die Formel: „Ich bin stiller Beobachter, Sakshi OM OM OM.“ Auch wenn
du nicht genügend Zeit hast, den Geist zu beobachten, stelle
fest, was der Geist tut, welche spezielle Vritti oder Guna zu einer
bestimmten Zeit wirksam ist, wenigstens einmal pro Stunde. Das ist
die beste Methode, um Fehler und Schwächen des Geistes herauszufinden.
Dann wende die geeigneten Methoden an, um sie zu beseitigen. Was
auch geschieht. Mit sturer Geduld und großer Beharrlichkeit
wie der eines Vogels, der sich daranmacht, den Ozean mit seinem Schnabel
oder mit einem Grashalm zu leeren, mit klettenhafter Zähigkeit
und gigantischem eisernem Willen muß du an Tapas und Meditation
herangehen. Der Herr hat gesagt: „Denke an Mich und kämpfe,
Oh Arjuna!“ Also denke an Ihn und setze dein Sadhana mit noch mehr
Begeisterung und intensivem Glauben fort.
34. Das Gefäß muß stark genug ein, um das göttliche Licht
aufzunehmen. Sonst kann es jeden Moment zerbrechen. Dieses Gefäß ist
der Geist, Antahkarana, das innere Instrument. Das Gefäß kann nur
stark werden, wenn man es durch ständiges unermüdliches selbstloses
Dienen, Japa, Kirtan, Satsang, Studium der heiligen Schriften, Meditation und
Pranayama reinigt. Wie schwer ist schon das Licht eines Blitzes zu ertragen!
Man zittert und bebt vor Angst. Nicht einmal Lakshmi konnte den Glanz von Gott
Narasimha ertragen. Sie zitterte. Nur Prahlada, dessen Herz sehr rein und mit
höchster Hingabe an Gott Narayana erfüllt war, konnte das großartige
Licht durch Seine Gnade ertragen. Deshalb bereite den Geist zuerst darauf vor,
das göttliche Licht zu empfangen. Reinige ihn. Mache ihn vollkommen makellos
und fleckenlos.
35. Das unterbewußte Leben ist stärker als das normale Leben des
objektiven Bewußtseins. Unter dem bewußten Leben liegt es riesiger
Bereich unbewußten Lebens. Das unbewußte Leben kann das bewußte
Leben verändern und beeinflussen. Durch Yogapraxis können die unbewußten
Tiefen verändert, beherrscht und beeinflußt werden. Alle Gewohnheiten
sind im Unterbewußtsein eingebettet. Die überbewußte Erfahrung
ist Turiya, der vierte Zustand. Es ist Nirvikalpa Samadhi, der Zustand vollkommener
Bewußtheit, des Einssein mit dem höchsten Wesen.
Sadhana
und die spirituelle Bestimmung
36. Man kommt nicht vollkommen unwissend und in äußerster
Dunkelheit auf die Welt. Man wird mit bestimmten Erinnerungen und
Gewohnheiten geboren, die aus früheren Geburten stammen. Wünsche
haben ihren Ursprung in früheren Erfahrungen. Wir sehen, daß niemand
ohne Wünsche geboren wird. Jedes Wesen ist mit Wünschen
geboren, die mit Dingen in Verbindung stehen, die in früheren
Leben genossen wurden. Der Wunsch beweist, daß die Seele in
früheren Leben existiert hat.
37. Öffne dich dem Göttlichen durch Reinheit, Glauben, Frömmigkeit,
Streben und vollständige und bereitwillige Selbsthingabe. Dann senkt sich
die göttliche Gnade auf dich. Du bist dir dann der göttlichen Kraft
bewußt, die in dir wirksam wird. Behindere nicht das Herabkommen von
göttlicher Gnade und Kraft durch deine Ichgedanken, subtilen Sehnsüchte
und alten Gewohnheiten.
38. Nur der Mensch hat den Willen, sich aus den Fesseln zu befreien. Er durchdringt
den Schleier der Unwissenheit mit dem Schwert wahrer Erkenntnis, das er durch
intensives Sadhana erworben hat, und verwirklicht sein wahres Selbst.
39. Der Mensch geht durch Schläge und Hiebe. Er denkt und überlegt.
Er unterscheidet und meditiert. Er fragt: „Wer bin ich?“ Schließlich
erlangt er Selbstverwirklichung. Er stellt fest, daß alles, was geschehen
ist - die Unwissenheit, der verhüllte Zustand, Geburten und Tode, Leiden
und Freuden - alles, was geschehen ist, ein langer Traum war.
40. Man hat noch kein Quentchen spirituellen Fortschritts gemacht, solange
die Zunge andere beleidigen kann. In der Zunge befindet sich ein Schwert oder
eine Atombombe. Vorsicht. Sprich sanft. Diszipliniere das Sprechorgan immer
wieder. Halte Mauna, praktiziere Pranayama und beherrsche so den Sprechimpuls.
Gebet, Japa und Meditation sind in dieser Hinsicht ebenfalls überaus hilfreich.
Sadhana
und der Geist
41. Der Geist schafft alle Vorstellungen und Konzepte und dadurch
auch die Sorgen. Etwas Geisteskontrolle muß geübt werden,
wenn ein leichtes Kräuseln von Störungen über seine
Oberfläche zieht. Schließe dich im Raum ein und vertreibe
diese Gedanken mit Gewalt durch Nama Japa. Wenn der Geist sich beruhigt
hat, gelangt eine gute Entscheidung hinsichtlich des zukünftigen
Handelns an die Oberfläche. Das ist häufig die Stimme der
Seele.
42. Ändere deinen Blick, dein Verhalten und deine Sichtweise. Du wirst
Gutes im Bösen sehen, Schönes im Häßlichen, Leben im Stein
und Freude im Schmerz. Alles ist gut, alles ist schön, alles ist lebendig,
alles ist erfreulich. Fühle es. Verwirkliche es.
43. Der unterbewußte Geist listet alle Gedanken, die unter seinem Schleier
verborgen sind, auf und wirft sie an die Oberfläche des Geistes. Erst
dann zerstören die guten hilfreichen Gedanken die schlechten Gedanken.
Lasse die guten Gedanken nun wieder im Geist ruhen und schlage die schlechten
Gedanken aus dem Geist in die Flucht.
44. Dein spiritueller Eifer wachse ständig. Das Licht der Lampe, die in
dir brennt, sei stetiger als zuvor. Das Ergebnis spirituellen Sadhanas kann
nur vom Herz gemessen werden. Reinheit in Gedanken, Reinheit im Handeln, Ausweiten
der Liebe auf andere, das Vergießen von Tränen beim Gedanken an
den Herrn, zu Berge Stehen der Haare, eine Art Zuneigung zu jedermann ohne
Unterschied von Kaste, Glauben oder Geschlecht, Demut und Ernsthaftigkeit sind
einige äußere Anzeichen wahren spirituellen Fortschritts.
45. Sitze ruhig und beobachte sorgfältig das Wandern des Geistes. Finde
seine gewohnheitsmäßigen Vorlieben und Gedanken heraus. Finde heraus,
mit welchen Dingen er sich dauern beschäftigt. Ziehe ihn langsam von diesen
Objekten zurück und lenke ihn immer wieder auf die Form des Herrn. Setze
deinen Fuß auf eine Sprosse nach der anderen auf der Leiter der Konzentration.
Sei geduldig. Kämpfe hart.
46. Wer das Ewige sucht und das Vergängliche beiseite schiebt, wer am
Guten festhält und das Angenehme vermeidet, wer Böses mit Gutem vergilt,
wer auch die liebt, die ihn hassen - dieser Mensch lebt das göttliche
Leben und ist ohne Zweifel wahrhafte ein Gott auf dieser Erde.
Voraussetzungen
für spirituellen Fortschritt
47. Ohne ethische Vollkommenheit gibt es keinen spirituellen
Fortschritt. Ohne spirituellen Fortschritt gibt es keine Befreiung.
Ethische Vollkommenheit entsteht durch die Praxis von Yama und Niyama.
Asanas und Pranayama sind die zweite Phase. Konzentration und Meditation
stellen die dritte Stufe dar. Samadhi ist das Summum Bonum. So geht
die menschliche Seele, die nach Vollkommenheit strebt, von Stufe
zu Stufe und geht schließlich in der wonnevollen Herrlichkeit
der höchsten Vereinigung auf. Daher strebe nach moralischer
Vollkommenheit. Durch eine starke moralische Basis ist spiritueller
Erfolg zur Hälfte erreicht.
48. Meditation befähigt zur Überwindung der Schwierigkeiten, die
aus dem Geist entstehen können. Sei nicht unzufrieden mit den Ergebnissen.
Nach und nach erlangst du Konzentration. Wenn dein Geist wandert, bringe ihn
zurück. Denke daran, daß du auf dem Übungsplatz bist. Wenn
deine Augen hierhin und dorthin wandern, ruft dein Offizier „Achtung“. Dann
nimmst du Habt-Acht-Haltung an. So werde auch dein eigener Offizier, wenn dein
Geist wandert, rufe „Achtung“. Dein Geist wird sich bald auf dem Bild des Herrn
festsetzen. Übe das einige Tage oder sogar Monate lang. Allmählich
wirst du Konzentration entwickeln. Jeder Fehltritt auf der spirituellen Linie
wird zu einem Schritt zum Erfolg. Sei geduldig.
49. Suchende denken, daß sie große Fortschritte in Meditation und
Samadhi gemacht haben, wenn sie lange Zeit in einem geschlossenen Raum sitzen
können. Aber Kleinigkeiten regen sie auf. Sie erwarten Anerkennung, freundliche
Behandlung und bequeme Sitzgelegenheiten. Kleinigkeiten irritieren und ärgern
sie. Sie sind die Sklaven eines Überlegenheitskomplexes. Sie können
sich nicht an andere anpassen. So ziehen also ohne Frieden im Geist von Ort
zu Ort. Die Pflege von Tugenden wie Demut, Anpassungsfähigkeit, der Geist
selbstlosen Dienens und Liebe sind von allergrößter Bedeutung. Wenn
ein Mensch diese Tugenden besitzt, kommt Samadhi von selbst.
50. Wonnevoll ist das Freisein von Eifersucht und Haß. Wonnevoll ist
das Fehlen von Lust, Habgier und Stolz. Befreie dich aus dem engen Netz von
Sorgen, Elend und Bindung. Gib den Irrglauben auf, das Selbst sei im Körper.
Das ist ein trügerisches Kissen, auf dem man ruht. Irrtümer führen
in die Irre aufgrund von Unwissenheit und Verhaftung an den Körper. Täuschungen
lassen Kummer entstehen.
51. Du hast in Millionen von Geburten Sinnesobjekte genossen. Du hast die letzten
fünfzig Jahre dieser Geburt die Sinnesobjekte genossen. Wenn du bisher
keine Befriedigung gefunden hast, wann wird sie dann kommen? Laufe nicht der
Luftspiegelung der Sinnesobjekte nach. Die Sinne täuschen dich. Entwickle
Leidenschaftslosigkeit und Entsagung und verwirkliche den Atma. Nur dann wirst
du ewige Befriedigung, immerwährenden Frieden und unsterbliche Wonne erlangen.
Erwache aus dem Schlummer der Unwissenheit.
52. Früher kam der Suchende mit einem Bündel Stöcke (Samit)
in der Hand um spirituelle Einweihung zum Guru. Was bedeutet das? Er bittet
seinen Lehrer: „Oh anbetungswürdiger Guru! Möge durch deine Gnade
mein Bündel von Sünden und weltlichen Vasanas im Feuer der Weisheit
verbrennen. Lasse die göttliche Flamme in mir wachsen. Lasse mich die
höchste Erleuchtung erlangen. Lasse mich den inneren aus sich selbst strahlenden
Atman erkennen. Mögen meine Sinne, Vasanas, mein Geist, mein Prana und
mein Egoismus als Opfergabe im Feuer der Weisheit aufgehen. Lasse mich als
das Licht der Lichter erstrahlen.“
53. Sich zu bemühen, inmitten eines lustvollen, lasterhaften materiellen
Lebens ein reines göttliches Leben zu führen, nach der Verwirklichung
des Atman zu streben, in einer vornehmen Familie sattviger Menschen geboren
zu sein - dies sind rare Geschenke Gottes, die wohl gehütet werden müssen.
Sei wachsam. Suche Schutz im kühlen Schatten des Yoga. Ziehe den größten
Vorteil aus diesem Geschenk und dieser Gnade Gottes. Wiederhole Seinen Namen.
Singe Seine Herrlichkeit mit Familie und Freunden.
54. Ein wahrhaft Gläubiger weiß, daß Gott alles zu seinem
Besten tut. Wenn ein Mensch Verlust und Leiden durchmacht, läßt
dies Vairagya in ihm entstehen, wendet den Geist immer mehr Gott zu und entwickelt
in ihm Duldungskraft, Geduld und starke Willenskraft. Ein törichter weltlicher
Mensch ist sich dessen nicht bewußt.
55. Solange der Mensch nicht erkennt, daß er eigentlich das unsterbliche
Selbst ist, kennt er sich nicht. Durch Unwissenheit identifiziert er sich mit
dem Körper. Wenn durch Beseitigung von Unwissenheit Erkenntnis aufdämmert,
verschwindet die Identifikation mit dem Körper. Er wird eins mit der höchsten
Seele und erlangt die Erkenntnis Brahmans.
56. Wenn der Geist in der Meditation nicht konzentriert ist, wenn er wild umherwandert,
wenn er Luftschlösser baut, Pläne und Ränke schmiedet und unerhebliche
und unsinnige Gedanken pflegt oder entstehen läßt, ist es besser,
sich aus der Konzentration zu erheben und eine nützliche Arbeit zu machen
oder heilige Schriften zu lesen. Es ist nur Zeit- und Energieverschwendung,
in einem solchen Geisteszustand weiter mit geschlossenen Augen zu sitzen.
Anleitung
im Sadhana
57. Habe vollkommene Beherrschung der Emotionen. Lasse dich nie
von Emotionen mitreißen. Beherrsche sie. Du kannst höchsten
Frieden genießen. Pranayama, Japa und regelmäßige
Meditation helfen, die Emotionen unter Kontrolle zu halten.
58. Die Srutis sagen: „Wie kann es für den Menschen, der den einen Atma,
das höchste Selbst in allen Wesen sieht, Täuschung oder Kummer geben?
Wie kann er vor jemandem Angst haben?“ - Isavasya Upanishad. „Das Selbst, das
durch Yoga Harmonie gefunden hat, sieht den Atman in allen Wesen und alle Wesen
im Selbst; überall sieht er dasselbe.“ (Gita, Kap.VII, 29). Weise sehen
den einen Atman in einem Brahmanen, den Gelehrtheit und Demut schmückt,
in einer Kuh, einem Elefanten und sogar in einem Hund und einem Kastenlosen
und haben daher universelle Sicht.“ (Gita, Kap.V, 18). Sieh den einen Atman
in allen Wesen. Das ist universelle Sicht.
59. An Sinnesobjekte denken ist Sanga, Verhaftung. Nicht an Sinnesobjekte denken
ist Vairagya. Höre auf, an Objekte zu denken, indem du an Brahman, das
Ewige oder deinen Ishta Devata (gewählte Gottheit) denkst.
60. Die Vasanas im Geist zu behalten ist wie eine schwarze Kobra in sich zu
haben und sie mit Milch zu füttern. Dein Leben ist ständig in Gefahr.
Töte diese Vasanas durch Vichara, Vairagya und durch Meditation über
den Atma.
61. Sei nicht hoch emotional und übersentimental. Laß dich nicht
von Emotionen beherrschen. Sympathie und Barmherzigkeit müssen vorhanden
sein, lasse dich aber nicht von Gefühlen überwältigen, wenn
jemand krank ist. Krankheit und Tod sind in dieser Welt durchaus verbreitet.
Jeder leidet an der einen oder anderen Krankheit, um Karmas zu erschöpfen
oder zu reinigen. Sei niemandem gegenüber verhaftet. Diese Anhaftung bringt
Schmerz und Ruhelosigkeit.
62. Wenn du vielleicht in einem Dharmasala, einer öffentlichen Gaststätte
wohnst, und im Nebenraum eine einzelne Frau ist, verlasse den Ort sofort. Du
weißt nicht, was passieren wird. Es ist immer ratsam, die Gefahrenzone
sofort zu verlassen, auch wenn du durch die Praxis von Tapas und Meditation
sehr stark bist. Setze dich keiner Versuchung aus. Denke an die Geschichte
von Sri Vyasa und seinem Schüler Jaimini. Selbst hoch entwickelte Rishis,
die nur von Blättern, Wurzeln, Luft und Wasser lebten, sind Versuchungen
erlegen.
63. All Probleme und Sorgen sind auf Ichbewußtsein zurückzuführen.
Ichbewußtsein hat Einschränkung bewirkt. Der Grund des Kummers kommt
nicht von außen. Vernichte dieses Ichdenken. Dann genießt du unendliche
Wonne und dein Leben wird weit.
64. Vergnügungen sind die Quelle von Schmerz. Wünsche und Sehnsüchte
verführen dich zu deinem eigenen Ruin. Sinne und Geist sind deine Feinde.
Alle Dinge führen dich in Versuchung und täuschen dich. Es gibt nichts
Beständiges in dieser Welt. Der Glanz aller Dinge ist unstet. Nichts auf
dieser Welt kann immerwährende Wonne geben. Nichts im weltlichen Leben
kann dem suchenden und denkenden Menschen wirklichen Trost und dauerhafte Freude
geben. Es gibt etwas, das über die Leiden und Sorgen des Lebens hinausgeht,
das ewig, rein und allwonnevoll ist. Nur wenn dieser Seinszustand erreicht
ist, ist man für immer glücklich und friedvoll.
65. Das Geheimnis der Entsagung ist der Verzicht auf Ichdenken, Besitzdenken
und Wünsche. Frau, Kinder, Besitz, Haus, Verwandte und Freunde aufzugeben
stellt nicht wahre Entsagung dar. Objekte binden nicht. Besitzdenken (Mamata)
bindet an dieses Samsara, das Rad von Geburten und Toden.
66. Suche die verborgenen unerschöpflichen Schätze des Selbst im
Inneren. Du wirst erkennen, daß die Herrschaft über die ganze Welt
und sogar das Reich der Götter verglichen mit der Herrlichkeit der Selbsterkenntnis
Staub ist. Furchtbar ist die Bindung dieser Welt. Gehe über das weltliche
Leben hinaus und lebe im Ewigen.
67. Wenn das intuitive Auge der Weisheit erlangt ist, nimmt man mit Sicherheit
das große Panorama vergangener Leben wahr und die ständige Evolution
zu Gott hin, an der Schwelle, an der man sich gerade befindet. Bleibe auf dem
Yogapfad. Übe fleißig. Sei regelmäßig in der Meditation.
Stehe über den Verlockungen der Welt. Dann erreichst du bald Selbsterkenntnis.
Ich werde dir dienen und dich führen.
Prinzipien
des spirituellen Fortschrittes
68. Diszipliniere Geist und Sinne. Entwickle edle Tugenden. Versuche,
das Wesen der Seele zu erkennen. Meditiere regelmäßig.
Nur dann wirst du Unsterblichkeit und tiefe bleibende Freude erlangen.
69. Wenn du deine wahre Natur kennst, wirst du verstehen, daß die Welt
nur ein Traum ist, und daß alle Namen und Formen nichts anderes sind
als geistige Vorstellungen. Wer in Freude und Schmerz standhaft und ausgeglichen
ist, ist am besten dazu geeignet, Unsterblichkeit zu erlangen.
70. Sei nicht niedergeschlagen. In dir liegt unermeßliche Kraft und Stärke.
Eine großartige Zukunft erwartet dich. Begegne allen Schwierigkeiten
mit einem Lächeln. Schmerz ist der wahre Augenöffner und wirkliche
Lenker. Gott unterzieht dich dieser schweren Prüfung, um dich stärker
und kraftvoller zu machen. Verstehe dieses Geheimnis gut. Sie niemals verzweifelt.
Lache, springe, pfeife und lächle immer.
71. Es muß in Prüfungen, Enttäuschungen und Schwierigkeiten
unerschütterlicher Glaube an Gott vorhanden sein. Hoffnung und Hilfe kommen
von innen, wenn man sich vollständig hilflos fühlt. Es gibt keinen
Erfolg ohne Leiden. Ohne Sorgen und ohne Verfolgung kann man kein Heiliger
oder Weiser werden. Jedes Leiden dient dazu, zu erheben und zu entwickeln.
Leiden steigert die Duldungskraft, die Barmherzigkeit und den Glauben an Gott
und beseitigt Ichdenken.
72. Dinge, die nicht täglich verwendet werden, wie Kupfermesser oder Messinggefäße,
werden rostig. Genauso, wenn die Glieder und Muskeln des Körpers nicht
richtig zu Bewegung und Arbeit benutzt werden, degenerieren sie. Der Mensch
wird tamasig. Er wird zum Opfer der Trägheit. Daher muß ein Suchender,
der ein Leben von Nivritti, Entsagung, lebt, sehr vorsichtig sein. Es darf
nicht zugelassen werden, daß Tamas überhand nimmt. Asanas, Suryanamaskar,
etc. müssen täglich praktiziert werden.
Elemente
des Sadhana
73. Nicht einmal das schlimmste Gift ist Gift, die Sinnesobjekte
sind es jedoch wahrhaft. Ersteres tötet nur den Körper,
letztere hingegen töten viele Körper in aufeinanderfolgenden
Geburten. Bezwinge den Geist durch Liebe und Dienen.
74. Nur der tugendhafte Mensch, der sich von frühester Kindheit an in
Atma-Jnana, der spirituellen Lehre, schult, der sich in Gegenwart von Weisen
aufhält und Mitgefühl, Demut, Mut, und andere gute Eigenschaften
entwickelt, wird Moksha, Befreiung, erreichen.
75. Verursache keinem Lebewesen Schmerz nicht in Gedanke, Wort oder Tat. Sprich
die Wahrheit. Praktiziere Brahmacharya. Führe ein einfaches Leben. Erwirb
nur lebensnotwendige Dinge. Lies die Schriften. Ertrage geduldig alle Anfechtungen,
die mit dem Streben nach Tugend einhergehen. Verehre den Herrn. Konzentriere
dich und meditiere. Das ist der Weg zu höchster Glückseligkeit.
76. Halte 2 Stunden täglich Mauna, Schweigen. Erwirb Beständigkeit
durch Festigkeit der Stellung. Ziehe die Sinne von den Objekten zurück.
Kontrolliere den Atem. Bringe den Geist in einen Zustand der Gelassenheit.
Das ist der Weg zu unendlicher Wonne.
77. Gib dich Gott vollständig hin. Entsage um der Liebe zum Herrn willen
allem, was nicht Er ist. Lebe, als gäbe es nichts außer dem Herrn
und dir auf der Welt.
78. Iß reine Nahrung in Maßen. Gib Sinnenfreuden auf. Tue tugendhafte
Handlungen. Lebe in Einsamkeit. Meditiere ernsthaft und intensiv. Das ist der
Weg zu Selbstverwirklichung.
Gedankenhintergrund
79. Übe intensives inneres Sadhana, das Hauptthema deines Lebens.
Gründe dein Leben auf den ununterbrochenen Gedanken an das göttliche
Ideal und das ständige Gefühl Seiner Gegenwart.
80. Der Name des Herrn ist göttlicher Nektar. Der Name ist deine einzige
Zuflucht, deine Stütze und dein Schatz. Name und Nami (Gott) sind eins.
Singe stets Seine Namen mit Hingabe. Mache Kirtan. Das ist das wichtigste Sadhana
im Kali Yuga.
81. Wiederhole ständig inspirierende Verse (Lieder zum Lob der Herrlichkeit
Gottes), Mantras oder den Namen Gottes. Das wird zum göttlichen Gedankenhintergrund.
82. Bete zum Herrn aus tiefstem Herzen: -
„
Ich bin Dein, alles ist Dein.
Dein Wille geschehe.
Ich bin ein Werkzeug in Deinen Händen.
Du tust alles. Du bist gerecht.
Schenke mir Glauben und Frömmigkeit.“
83. Wer Brahmacharya praktiziert, ist ein Dheera, ein Held. Er kann den Gefahren
und Schwierigkeiten des Lebens leicht begegnen. Ohne Brahmacharya ist Erziehung
hohl und seicht.
84. Von jetzt an beschäftige Geist und Körper Tag und Nacht in den
Stunden des Wachens so unausgesetzt, daß er keine Zeit findet, an die
schlechten Gewohnheiten zu denken. Wenn schlechte Gedanken über dich herfallen,
nimm rasch die Taschenbuch Gita zur Hand und lies darin; oder schreibe Mantras
in ein Notizheft, das du immer bei dir tragen solltest; oder rolle ein paar
Japaperlen. Sage: „Gott hat mich dazu auserwählt, den spirituellen Weg
zu beschreiten. Ich habe einen sehr starken Willen. Diese Übel werden
mir nichts anhaben.“ Schlafe nicht, solange dich der Schlaf nicht übermannt. Überlade
abends den Magen nicht.
85. Jedes Mantra ist sehr stark. Das Durga Mantra ruft sehr rasch die Gnade
der Mutter zu deiner Errettung an. Bitte halte dich daran. Meditiere Tag und
Nacht über diese allgegenwärtige Kraft, die Mutter - Ursache und
Halt von allem. Maya wird verschwinden. Das wahre Licht wird in dir dämmern.
Kümmere dich nicht um Geburt, Leben und Tod, sondern halte dich an die
Wahrheit.
86. Nur wer das kosmische Bewußtsein hat, kann die wahre Bedeutung hinter
den Ereignissen verstehen. Er weiß, daß ohne Seinen Willen nicht
einmal ein trockenes Blatt vom stärksten Sturm bewegt werden kann. „Warum“ und „Wie“ von
Ereignissen sind transzendentale Fragen. Zerbrich dir nicht den Kopf mit Problemen,
die der Intellekt nicht erfassen kann. Wiederhole den Namen des Herrn. Bete
um Visvakayan. Das ist die Gelegenheit, die Er ernsthaften Seelen bietet, damit
sie sich rasch entwickeln können. Verbreite Liebe und den Geist des Dienens
und der Opferbereitschaft an alle. Du kannst die Welt zu einem wahren Himmel
machen.
87. Stürze dich in Sadhana. Behaupte, daß du das Eine, das Unteilbare,
Brahman bist. Identifiziere dich mit dem Universum durch Yoga. Alle Zweifel
werden sich klären. Dann bleibt keine Frage mehr offen.
88. Wie kannst du dich jemals einsam fühlen, wenn der einzige wahre Freund,
Gott, in deinem Herzen wohnt? Seine Gesellschaft in Gebet, Japa, Kirtan, Meditation,
Mantraschreiben und der Praxis von Raja Yoga erhebt. Sie gibt nicht endenden
Frieden, Wonne und Kraft, wohingegen die Gesellschaft der sogenannten menschlichen
Freunde in die Irre führt und zerstört. Es stimmt, in den Anfangsphasen
herrscht vielleicht ein innerer Kampf; aber nach und nach wirst du an der Gesellschaft
des wundervollen Herrn Freude finden und die Gesellschaft weltlicher Menschen
meiden. Sobald du dich bedrückt fühlst, lies gute spirituelle Bücher
oder schreibe dein Ishta Mantra oder Guru Mantra mit einpünktigem Geist
in ein Notizheft.
Sadhana
und Samadhi
89. Schmerz, Leiden, Unglück oder Pech, all das sind Schöpfungen
des Geistes. In der Tat gibt es sie gar nicht! Der gepriesene Herr,
unser geliebter Vater und unsere geliebte Mutter, tut alles zu unserem
Besten. Versuche, über diese großartige Wahrheit zu meditieren;
und verwirkliche die wunderbaren Ergebnisse. Wenn du lernst, in gleicher
Weise zu Schmerz und Freude zu stehen, wenn du beide als Gnade des
Herrn willkommen heißt, die Er auf dich strömen läßt,
um dich an Ihn zu erinnern, und wenn du beide als von Gott gesandte
Gelegenheiten benützt, um an Ihn zu denken und Seinen Namen
zu wiederholen und seine Herrlichkeit zu besingen, dann werden dir
unendliche Wonne und höchster Friede zuteil.
90. Nähere dich dem Herrn mit „Sarvabhava“, aus ganzem Herzen, mit
ganzem Geist und ganzer Seele, mit deinem ganzem Wesen. Habe keinerlei Vorbehalte.
Bewahre keine Wünsche, die du heimlich zu befriedigen wünschst. Der
Geist, Chitta, der Intellekt und das Ego sie alle müssen bereit sein,
sich gänzlich hinzugeben. Du wirst höchsten Segen genießen.
Du wirst Seine volle Gnade erhalten.
91. Wenn du die Mantras schreibst, halte immer Mauna, schweige. Fühle,
daß die göttliche Shakti dein ganzes Wesen betritt. Verändere
den Sitz nicht, solange du nicht die tägliche Seitenzahl beendet hast.
Im Mantraschreiben liegt Achintya Shakti (unbeschreibliche Kraft). Es hilft
dem Sadhak in der Konzentration. Wenn die beiden zusammenkommen, geht ein Freudenschauer
durch das ganze Wesen. Dann spürt der Sadhak die innere Ruhe. Oft hat
er das Gefühl, sich in einem Gedanken an Gott zu verlieren.
Phasen
der spirituellen Praxis
92. Jede Bemühung auf dem spirituellen Weg, sei sie auch noch
so schwach, trägt zur inneren spirituellen Kraft bei. Gebete,
Kirtan, Japa, Meditation und Svadhyaya öffnen die Tore zum Reich
innerer Freiheit und ewiger Wonne. Bemühe dich unausgesetzt
und sei erfolgreich.
93. Sei nicht besorgt wegen wiederholter Mißerfolge im Sadhana. Nil desperandum.
Verzweifle nicht. Gib den Kampf oder das Sadhana nicht auf. Stehe auf und kämpfe
von Neuem. Bemühe dich erneut. Jedesmal kommst du dem Erfolg näher.
Jeder Mißerfolg ist ein Sprungbrett zum Erfolg. Letztendlich ist dir
der Erfolg gewiß.
94. Der Geist kann ohne Wünsche, Verhaftung und Ichdenken nicht existieren.
Er hängt sich an die eine oder andere Form. Er wird den einen oder anderen
Wunsch beibehalten. In der ein oder anderen Form ist Ichdenken vorhanden. Pflege
sattvige Wünsche. Habe den starken Wunsch, Rettung zu erlangen. Dadurch
kannst du alle weltlichen Wünsche zerstören. Anstatt dem Geist zu
gestatten, an der Form von Frau oder Kind zu hängen, versuche, ihn auf
die Gestalt von Sri Krishna oder Gott Rama zu heften. Lasse ihn sich an diese
Formen verhaften. Entwickle sattviges Ichdenken, indem du feststellst: „Ich
bin das unsterbliche Selbst“ oder durch Wiederholen der Formel „Ich bin der
Diener von Sri Krishna“.
95. Wenn du mit dem kosmischen Bewußtsein eins zu werden wünschst,
mußt du dein Herz öffnen. Du mußt eins sein mit dem Universum.
Du mußt Ichdenken, Selbstsucht, Eifersucht, Haß, Habgier, und die
Barrieren, die dich vom Rest der Welt trennen, vernichten. Werde ein Karma
Yogi und arbeite zum Wohle der Welt. Du wirst im kosmischen Bewußtsein
aufgehen. Du mußt universell dienen, um den Zustand des Einssein mit
dem kosmischem Bewußtsein zu erreichen.
96. Sei unter allen Umständen ruhig und gelassen. Entwickle diese Tugend
Shama immer wieder durch beständige und intensive Bemühung. Gelassenheit
ist wie ein Fels. Wellen der Reizbarkeit schlagen vielleicht an ihn, können
ihn aber nicht in Mitleidenschaft ziehen. Meditiere täglich über
den ewig ruhenden Atman, das Ewige, das unveränderbar ist. Du wirst diese
erhabene Tugend allmählich erreichen. Das göttliche Licht senkt sich
nur auf einen ruhigen Geist. Nur ein Suchender mit einem ruhigen Geist
kann in tiefe Meditation und Nirvikalpa Samadhi gehen. Nur er kann Nishkama
Karma Yoga praktizieren.