Vier
Sadhanas, um Gottverwirklichung zu erreichen
Gestatte den Wellen der Liebe, sich unaufhörlich im Herzen
zu erheben. Fühle die Wärme der göttlichen Liebe.
Bade im Sonnenschein der göttlichen Liebe. Murre nicht, wenn
Schwierigkeiten, Probleme, Krankheiten und Sorgen auftauchen. Entwickle
Gelassenheit des Geistes. Schule den Willen. Du wirst ungeheure
innere geistige Kraft besitzen und dich rasch spirituell entwickeln.
Führe ein Leben intensiver Aktivität. Bewahre immer einen ruhigen
Geist. Wiederhole geistig dein „Mantra“. Tritt mit allen in Kontakt.
Diene allen mit dem Gefühl, daß sie alle Formen Gottes sind. Sieh
Gott in ihnen.
Lasse dich nicht von anderer Menschen Ansichten führen oder beeinflussen.
Schreite auf dem Pfad der Wahrheit kühn und freudevoll voran, befrage
dein Gewissen und höre auf die innere leise und sanfte Stimme der Seele.
Suche die Gesellschaft sattviger, reiner und erleuchteter Menschen.
Wenn du an Gott denkst, verbinde damit Gedanken an Reinheit, Unendlichkeit,
Ewigkeit und Unsterblichkeit. Mache auch geistig „Puja“. Wenn die Hingabe an
das göttliche Wesen vollständig und aufrichtig ist, fließt
die göttliche Gnade ungehindert. Beherrsche Gedanken und Wünsche.
Beobachte die Gedanken sorgfältig. Erlaube keinem schlechten Gedanken
die Tore der Geistfabrik zu passieren. Entwickle große Liebe zur Gottverwirklichung.
Du wirst das Ziel des Lebens erreichen.
Sadhana
zur Entwicklung von Willenskraft
Aufmerksamkeit, Ausdauer, Überwindung von Abneigung, Widerwillen
und Gereiztheit, Tapferkeit im Leid, Tapas (Askesen - wie stehen
auf einem Fuß oder sitzen in der heißen Sonne) oder Panchagni
Tapas vor fünf Feuerstellen, im eisigen Winter in kaltem Wasser
stehen, die Hände hochheben und eine Stunde lang in dieser Stellung
bleiben, fasten, geduldig sein, den Zorn beherrschen, Enthaltsamkeit,
Mitgefühl, geistige Widerstands- oder Tatkraft, Satyagraha und
das tägliche Führen eines Tagebuches - all das ebnet den
Weg zur Entwicklung des Willens. Höre geduldig die Worte anderer,
auch wenn sie nicht interessant oder faszinierend sind. Sei nicht
ungeduldig oder gereizt. Geduldiges Zuhören entwickelt den Willen
und gewinnt die Herzen anderer. Erledige uninteressante Dinge und
Aufgaben. Auch das stärkt den Willen. Anfangs uninteressante
Tätigkeiten werden schließlich interessant.
Klage nie über ungünstige Umstände. Schaffe deine eigene geistige
Welt, überall wo du bist und hingehst. Es gibt überall Schwierigkeiten
und Nachteile. Wenn der Geist dich auf Schritt und Tritt täuscht, versuche,
mit den Hindernissen und Schwierigkeiten durch geeignete Mittel fertigzuwerden.
Versuche nicht, vor schlechten und unangenehmen Umständen wegzulaufen.
Gott hat dich dorthin gesetzt, damit du schnell wachsen kannst.
Wenn du an einem Ort jeden erdenklichen Komfort genießt, wirst du nicht
stark werden. Der Geist wird in einer neuen Umgebung verwirrt sein, wenn
er nicht alle Bequemlichkeiten vorfindet. Deshalb nutze jeden Ort bestmöglich.
Beklage dich niemals über Umgebung und Umstände. Lebe in deiner eigenen
geistigen Welt. Nichts kann dann den Geist aus der Fassung bringen. Selbst
im ewigen Eis des Himalaya in Gangotri gibt es Raga Dwesha. In keinem Teil
der Welt findet man den idealen Ort und ideale Umstände. In Kaschmir ist
es sehr kalt. Die Landschaft ist zauberhaft, aber Pissus (kleine Insekten wie
Fliegen) sind in der Nacht lästig, und man kann nicht schlafen. Varanasi
ist ein Zentrum des Sanskritstudiums, aber es ist berühmt für seine
heißen Winde im Sommer. Uttarakashi im Himalaya ist wunderschön,
aber man kann dort kein Gemüse und keine Früchte bekommen; im Winter
ist es beißend kalt. Diese Welt ist eine relative Ebene von Gut und Böse.
Daran denke immer. Versuche überall und unter allen Umständen glücklich
zu leben. Du wirst stark und dynamisch werden, und die elysischen Gefilde,
die geistigen Reiche und der Ort der Unsterblichkeit werden sich dir erschließen.
Du wirst in allen Unternehmungen zuversichtlich und erfolgreich sein. Jede
Schwierigkeit kann überwunden werden.
Die Praxis von Konzentration ist eine große Hilfe zur Stärkung des
Willens. Ein kluges Verstehen der Gewohnheiten des Geistes ist notwendig; seines
Wanderns und seines Wirkens. Geeignete Mittel und effektive Methoden sind notwendig,
um das Wandern des Geistes zu kontrollieren. Die Praxis von Gedankenkultur,
die Praxis von Konzentration, die Praxis von Gedächtnisschulung, all das
gehört zusammen. All das ist eine enorme Hilfe, um den Willen zu schulen.
Es kann keine klare Trennungslinie gezogen werden, um abzugrenzen, wo die Schulung
von Konzentration und Gedächtnis endet und die Praxis der Willensschulung
beginnt. Es gibt dabei keine sichere und feste Regel. Weitere Details über
die Praxis von Konzentration sind im Buch „Übungen zu Konzentration und
Meditation“ nachzulesen.
Herr Gladstone und Herr Balfour waren in der Lage, sofort tief einzuschlafen,
sobald sie zu Bett gingen, durch bloßes Wollen. So stark war ihr Wille.
Auch Mahatma Gandhi hatte diese Praxis. Sie konnten morgens zu jeder gewünschten
Zeit, auf die Minute genau, aufwachen. Der unterbewußte Geist war ihr
ergebener Diener. Er weckte sie auf die Sekunde genau. Jeder sollte diese Gewohnheit
durch den Willen entwickeln und ein Gandhi, Gladstone oder Balfour werden.
Im allgemeinen wälzen sich die meisten Menschen stundenlang in ihren Betten
und haben nicht einmal eine halbe Stunde lang einen gesunden Schlaf. Die Qualität
des Schlafes erfrischt, nicht die Quantität. Ein gesunder Schlaf, wenn
auch nur für eine Stunde, ist ausreichend, um den Körper zu erfrischen
und den Geist zu beleben. In dem Augenblick, in dem du zu Bett gehst, entspanne
einfach den Geist, gib ihm die Suggestion: „Ich werde jetzt gut schlafen.“ Denke
an nichts. Napoleon hatte diese Gewohnheit. Selbst wenn auf dem Schlachtfeld
das Signalhorn ertönte und die Trommeln geschlagen wurden, schnarchte
er. Sein unterbewußter Geist weckte ihn auf die Sekunde genau dann, wenn
er aufstehen wollte. Mit kühlem Geist tauchte Napoleon dann wie ein Löwe
auf dem Schlachtfeld auf. Man muß üben, in fahrenden Autos, Zügen
oder im Flugzeug im Sitzen zu schlafen.
Diese Praxis ist enorm hilfreich für Ärzte,
Anwälte und Geschäftsleute, die täglich ein immenses Arbeitspensum
zu leisten haben und dabei viel unterwegs sind. Das Leben heute ist so kompliziert
geworden, daß sehr beschäftigte Menschen nicht mehr die Zeit finden,
um ausreichend zu schlafen. Immer wenn sie etwas Muße haben, wenn auch
nur für fünf Minuten, sollten sie da, wo sie sind, die Augen schließen
und kurz schlafen. Das entspannt sehr. Dann können die Tätigkeiten
fortgesetzt werden. Diese Praxis ist ein großer Segen für Vielbeschäftigte.
Ihre Nerven sind sehr angespannt und belastet. Wenn sie ab und zu entspannen,
können sie sich erfrischen und für weitere Aktivitäten fit halten.
Man muß in der Lage sein, auf dem Bahnsteig von Howrah oder Bombay zu
schlafen, wenn ständig Züge ein- und ausfahren. Das ist eine wunderbare
Praxis, die enorm viel Kraft gibt. Dr. Annie Besant schrieb ihre Leitartikel
gewöhnlich in fahrenden Autos. Es gibt einige sehr beschäftigte Doktoren,
die sogar auf der Toilette Zeitung lesen. Sie halten ihren Geist voll beschäftigt.
Die Praxis, den Geist voll beschäftigt zu halten, ist die beste Praxis,
um körperliches und geistiges Brahmacharya zu halten. Wer eine magnetisierende
und dynamische Persönlichkeit besitzen oder Wunder wirken möchte,
muß jede Sekunde bestmöglich nutzen und versuchen, geistig, moralisch
und spirituell zu wachsen. Müßiges Geschwätz ist vollständig
aufzugeben. Der Wert der Zeit muß erkannt werden. Der Wille wird auf
jeden Fall dynamisch werden, wenn man seine Zeit sehr nutzbringend verwendet.
Eifer und Beharrlichkeit, Interesse und Aufmerksamkeit, Geduld und Ausdauer
und Glaube und Selbstvertrauen können einen Menschen zu einer Weltberühmtheit
machen.
Sadhana
zur Beherrschung der Sinne
I
Von allen Organen ist der Tastsinn (Tvagindriya) am schwersten zu kontrollieren.
Man möchte immer mit Weichem in Kontakt sein, das angenehm und erfreulich
ist, wenn man es berührt.
Man schläft nicht gerne in rauher Bettwäsche. Man möchte weiche
Bettwäsche, schöne Steppdecken, seidene Kissen, schöne weiche
Bezüge, usw. Man berührt nicht gerne heiße oder sehr kalte
Gegenstände. Man geht nicht gerne barfuß. Man möchte Schuhe,
um die Füße vor Steinen und Dornen zu schützen. Man trägt
nicht gerne rauhen Kadhi, sondern bevorzugt ›1901 Glasgow Mulmul‹ oder Dacca
Muslin. Man möchte einen glattzementierten Boden mit einem Kissen, um
darauf zu sitzen. Man möchte auch eine Rückenlehne. Zum Arbeiten
kann man nicht auf dem blanken Boden oder unter einem Baum sitzen.
Man ißt nicht gerne hartes Brot oder halbrohe Kartoffeln. Man liebt weichgekochten
Reis, Malpua oder butterweiches Dosai.
Im Winter lebt man nicht gerne in den Bergen. Im Sommer flüchtet man aus
den Ebenen. Im Winter badet man in warmem Wasser und im Sommer im kalten Wasser
des Ganges. Im Winter erträgt man es nicht, in kaltes Wasser zu tauchen,
und man nimmt im Sommer keine heißen Bäder.
Man hört nicht gerne schroffe Worte. Man liebt sanfte Musik. Man sieht
nicht gerne Unordnung und Durcheinander. Man sieht gerne Dinge, die künstlerisch
und hübsch arrangiert sind.
Das Vergnügen ist mit Fühlen verbunden. Tatsächlich steht jedes
Vergnügen mit dem Fühlen in Zusammenhang. Fühlen ist der Hauptschlüssel
zu allen Sinnen. Wenn man die launenhaften Sehnsüchte des Tastsinns wirksam
kontrollieren und volle Gewalt darüber haben kann, kann man leicht ein
Jitendriya werden. Der Tastsinn ist die Essenz aller Sinne. Er ist der hervorstechendste
Sinn. Deshalb beherrsche den Tastsinn und seine diversen Verzweigungen.
Der Wind, Vayu, ist die den Tastsinn lenkende Gottheit. Stimme den Windgott
und seinen Sohn Hanuman günstig. Du kannst leicht Tvagindriya kontrollieren.
Es ist eng mit dem Geist verbunden. Es ist unbeständig wie der Wind.
II
Vielen Suchenden gelingt es aufgrund der Rastlosigkeit eines der
Indriyas (Sinne) nicht, Samadhi, die Wonne Brahmans, zu erreichen.
Kontrolle der Indriyas ist für die spirituelle Praxis unbedingt
erforderlich.
Entwickle Vairagya. Ohne Vairagya und Beherrschung der Sinne ist weder Meditation
noch Samadhi möglich. Die Energie versickert, wenn Vairagya schwindet.
Vairagya ist Nichtverhaftung an Sinnesobjekte. Es ist ein geistiger Zustand.
Beherrsche die Indriyas. Stelle durch Analyse fest, welches Indriya dir zu
schaffen macht und nimm es dann unbarmherzig an die Kandare. Gib die Dinge
auf, die dieses Indriya zu erhaschen versucht. Vernichte den Durst nach Objekten
und Sinnenfreuden. Dann wirst du fest in Samadhi, dem höchsten Frieden.
Diszipliniere die Indriyas. Sprich die Wahrheit. Sprich wenig. Halte täglich
zwei Stunden Mauna. Sprich süße, liebevolle und sanfte Worte. Gebrauche
keine schroffen Worte. Beschimpfe niemanden. Das ist die Disziplin der Zunge,
des Sprechorgans.
Gehe nicht ins Kino. Schaue nicht lustvoll nach Frauen. Wenn du auf der Straße
gehst, blicke auf die große Zehe und gehe. Schau nicht links und rechts.
Das ist die Disziplin des Auges, des Sehorgans.
Besuche keine Tanzveranstaltungen und höre keine unanständige Musik.
Verzichte auf musikalische Unterhaltungen. Höre nicht zu, wenn weltliche
Themen besprochen werden. Das ist die Disziplin des Ohres, des Hörorgans.
Benutze keine Düfte. Das ist die Disziplin der Nase, des Riechorgans.
Verzichte auf Chillies, Tamarind, Tee, Kaffee, Zwiebel, Süßigkeiten,
usw. Verzichte eine Woche lang auf Salz und Zucker. Ernähre dich einfach.
Faste an Ekadashi Tagen oder trinke nur Milch. Das ist die Disziplin der Zunge,
des Geschmacksorgans. Halte Brahmacharya. Das ist die Disziplin des Fortpflanzungsorgans.
Schlafe auf einer harten Matratze. Gehe barfuß. Benutze keinen Schirm.
Das ist die Disziplin der Haut, des Tastorgans.
Richte den Geist auf den Ishta Devata (die Schutzgottheit). Wenn er abschweift,
führe ihn immer zurück und hefte ihn auf das Bild. Das ist das Sadhana,
um das Wandern des Geistes zu zügeln und Konzentration zu entwickeln.
Durch ständiges regelmäßiges Üben kann der Geist fest
auf Gott gerichtet werden.
Man meint vielleicht oder nimmt fälschlicherweise an, man habe Kontrolle über
die Sinne. Darin täuscht man sich möglicherweise. Plötzlich
kann man ihnen zum Opfer fallen oder ihr Sklave werden. Es genügt nicht,
Kontrolle über ein einziges Indriya zu haben, sondern man braucht auch
Parama Vasyam, höchste Kontrolle über alle Indriyas. Die Sinne können
jederzeit ungestüm werden. Reaktionen können eintreten. Vorsicht!
Sadhana
zur Überwindung von Raga Dwesha
I
Raga ist Mögen, Zuneigung, Verhaftung, Liebe. Dwesha ist Widerwillen,
Abneigung, Haß. Raga und Dwesha sind zwei Vrittis, die dem Geist entspringen.
Beide sind Unwissenheit oder Nichtwissen. Sie sind Produkte von Avidya. Dieses
geheimnisvolle Samsara wird durch Raga Dwesha aufrechterhalten. Raga und Dwesha
sind starke Waffen von Maya. Die individuelle Seele ist mit dem starken Seil
von Raga Dwesha an diese Welt gebunden.
Raga Dwesha hat vier Avasthas oder Zustände, nämlich Udaravastha,
der Zustand der Ausdehnung, Vichhinna Avastha, der verborgene Zustand, Tanu
Avastha, der abgeschwächte Zustand, und Dagdha Avastha, der erloschene
Zustand. Udaravastha und Vichhinna Avastha finden sich in weltlichen Menschen.
Raga Dwesha hat seine volle Kraft und Vitalität im Zustand der Ausdehnung
in weltlichen Menschen. Es richtet großen Schaden an. Es überwältigt
den Menschen vollständig. Der Mensch wird zu einem Opfer, zu einer Beute
von Raga Dwesha. Er hat nicht die geringste Kontrolle über Raga Dwesha.
In Vichhinna Avastha ist Raga Dwesha verborgen. Bei einem Streit mit der Ehefrau
ist die Zuneigung, Raga, vorübergehend verborgen. Sie lächelt und
lacht. Raga zeigt sich wieder. Suchende machen Sadhana. Sie entwickeln allmählich
Vairagya und universelle Liebe. In ihnen werden Raga Dwesha schwächer.
Sie können keinen Schaden anrichten. Sie erheben langsam den Kopf, wenn
sie mit angenehmen Dingen in Berührung kommen, aber sie werden mit der
starken Rute von Viveka, Unterscheidungskraft, und dem Schwert von Vichara,
Fragen über Atman, niedergeschlagen. In einem Jivanmukta, einem vollentfalteten
Yogi, sind Raga und Dwesha durch Erkenntnis oder Samadhi vollständig verbrannt.
Ü
berall in der Welt kann Raga Dwesha gefunden werden. Selbst auf dem Mount Everest
oder in Gangotri im Himalaya wird es Raga Dwesha geben. Denn der Mensch nimmt
seine Vasanas mit sich, wohin er auch geht. Die menschliche Natur ist an jedem
Ort dieselbe. Wenn man sich jedoch auf dem spirituellen Pfad weiterentwickeln
möchte, muß man sie ignorieren und sich eine eigene Atmosphäre schaffen.
Es besteht eine enge Beziehung zwischen Raga Dwesha, Vasanas und Gunas. Raga
und Dwesha an sich sind unreine Vasanas, die dem Bett von Samskaras von Rajoguna
und Tamoguna entstammen. Vasanas, Samskaras, Gunas und Raga Dwesha sind Produkte
der Gaukelei Mayas. Ein Ding nimmt verschiedene Formen an. Ein Ding wechselt
die Farbe wie ein Chamäleon. Ein Ding verändert die Form wie ein
Gespenst.
Raga wird zu einer Vasana, eine Vasana wird eine Samskara, und eine Samskara
wird zu einer Guna. Dieses Spiel ist höchst geheimnisvoll. Es ist
sehr schwierig, so gut wie unmöglich, das Wirken der Maya zu durchschauen.
Nur der Herr allein, der Innewohnende, der innere Herrscher, kennt die Methoden
der Maya - Seiner unergründlichen Shakti. Wenn die Unwissenheit zerstört
wird, zerbrechen alle Glieder der Kette von Avidya sofort, auf einen Schlag.
Der weltliche Mensch denkt an die Sinnesobjekte und entwickelt Verhaftung
an sie. Aus Verhaftung entstehen Wünsche, aus Wünschen Zorn, aus Zorn
Täuschung, aus Täuschung eine verwirrte Erinnerung, aus einer verwirrten
Erinnerung Zerstörung der Vernunft, und durch die Zerstörung der
Vernunft geht er zugrunde. Das geschulte Selbst des Weisen jedoch bewegt sich
zwischen Sinnesobjekten, wobei die Sinne frei sind von Zu- und Abneigung und
durch das Selbst gemeistert wurden, und erlangt immerwährenden Frieden.
Wo Dwesha ist, ist Zorn. Zorn ist ein alter Freund von Dwesha. Furcht ist
ein weiterer Freund von Raga. Wo Raga ist, ist auch Furcht. Der Mensch fürchtet
den Verlust seiner Besitztümer, weil er stark an sie verhaftet ist. Überall
wo Vergnügen ist, ist Raga. Überall wo Schmerz ist, ist Haß.
Man liebt seine Frau, weil man durch sie Vergnügen erfährt, und ist
somit blind an sie verhaftet. Man liebt Süßigkeiten und Mangos,
weil man durch sie Vergnügen erfährt, und so hängt man an ihnen.
Man haßt einen Skorpion, denn er verursacht Schmerzen.
Das Spiel der beiden Ströme Raga Dwesha, Zu- und Abneigung, findet sich
auch bei niederen Geschöpfen, Elementen, Pflanzen und Planeten. Es besteht
Abstoßung zwischen Sonne und Saturn und zwischen Sonne und Uranus. Die
gegenseitige Freundschaft, Anziehung oder Zuneigung zwischen Sonne und Mars
ist sehr stark. Es besteht starke Sympathie zwischen Saturn und Venus. Venus
und Saturn stehen ihrem Meister der Sonne feindlich gegenüber.
Gleiches zieht Gleiches an. Ein Sänger verkehrt mit anderen Sängern.
Ein Dichter verkehrt mit anderen Dichtern. Ein Doktor mit anderen Doktoren;
ein Schurke mit anderen Schurken, ein Staatsmann mit anderen Staatsmännern,
ein Heiliger mit anderen Heiligen. Raga Dwesha ist tatsächlich Karma.
Nicht Bäume, Flüsse und andere Dinge machen diese Welt aus. Raga
Dwesha ist die wirkliche Welt. Es gibt keine Welt für den Weisen, der
weder Raga noch Dwesha hat. Der Geist läuft in die Furchen, die von Raga
Dwesha gezogen wurden. Sobald man aus dem Bett steigt, beginnt das Spiel von
Raga Dwesha. Man trinkt Tee, nimmt Anzug und Hut und beginnt dieselben Handlungen
auszuführen, wie essen, usw., , immer wieder. Man ist nur ein Spielzeug
in den Händen von Raga Dwesha. Wer aber Selbstanalyse, Innenschau und
Meditation übt, erhebt sich über Raga Dwesha und erlangt ewige Wonne
und Unsterblichkeit. Durch Raga liebt man einen Mann oder eine Frau, manchen
mag man; durch Dwesha haßt man einen Mann oder eine Frau und verletzt
andere. Nun hat Samskara begonnen. Durch Raga Dwesha handelt man tugend- oder
lasterhaft. Man erntet Freude für gute Taten und Leid für schlechte
Taten. Man ist gefangen im Rad von Geburten und Toden. Dieses sechsspeichige
Rad von Raga Dwesha, Tugend und Laster, Freude und Schmerz, dreht sich seit
Ewigkeit. Nur ein Yogi, Weiser oder Bhagavata bringt durch Meditation und Gottesdienst
dieses Rad zum Stillstand.
Der Baum von Raga Dwesha ist tief verwurzelt. Er verzweigt sich in
alle Richtungen. Seine Äste
streben nach allen Seiten. Der Geist klammert sich hartnäckig an Objekte.
Beobachte, wie ein Affe an sein Baby verhaftet ist. Er trägt einen toten
Körper sogar einen Monat lang herum. Wenn man sich einem Affenbaby
nähert, greifen alle Affen heftig an. Das Wiederholen von Handlungen intensiviert
Raga und Dwesha. Wenn man jemandem gegenüber Raga hat, mögen ihn
alle Familienmitglieder. Wenn man ihn aus dem einen oder anderen Grund nicht
mag, lehnen ihn alle Familienmitglieder ohne ersichtlichen Grund ab. Es herrscht
Haß zwischen Familienmitgliedern, Sippen, Nationen und Menschen verschiedener
philosophischer Richtungen. Man ist vielleicht verhaftet an einen Mann oder
an eine Frau, eine Katze oder einen Hund, einen Stock oder ein Kleidungsstück,
ein Haus oder eine Stadt.
Raga Dwesha, Zu- und Abneigung gegenüber Sinnesobjekten, ist in den Sinnen.
Sie sind Hemmnisse auf dem Weg von Wahrheit und Spiritualität. Falle nicht
unter die Herrschaft dieser beiden. Zermalme oder pulverisiere sie durch
die Pratipaksha Bhavana Methode der Raja Yogis. Entwickle die entgegengesetzten
Tugenden, Vairagya und universelle Liebe. Vairagya vernichtet Raga; kosmische
Liebe vernichtet Dwesha. Wenn du innere spirituelle Kraft und einen starken
Willen hast, entwurzle alles zusammen durch die Erkenntnis Brahmans, so wie
der Zahn mit der Zange gezogen wird.
Ichdenken, Ahamkara, ist der Kommandant. Raga Dwesha, Stolz, Zorn und Heuchelei
sind seine ständigen Begleiter oder Soldaten. Wenn das Ichdenken, der
Kommandeur, getötet wird, werden die Soldaten sofort bereitwillig und
bedingungslos kapitulieren.
Aus Avidya entsteht Aviveka, Mangel an Unterscheidungsfähigkeit; aus Aviveka
entsteht Ichdenken; aus Ichdenken entsteht Raga Dwesha; aus Raga Dwesha Kama;
aus Kama der Körper; aus dem Körper Schmerz und Tod. Wenn Avidya,
die grundlegende Ursache von Samsara und aller Übel, durch das Wissen
um Atman zerstört wird, werden Ichdenken und Raga Dwesha von selbst absterben.
Das Vermindern oder Ausdünnen von Ichdenken verringert Raga Dwesha nur
oder macht es schwächer. Die Atombombe der Erkenntnis Brahmans zerstört
Avidya und Raga Dwesha bis an die Wurzeln.
Möget ihr alle frei sein von den Klauen von Raga Dwesha, euren wirklichen
Gegnern auf dieser Erde, den wirklichen Feinden von Frieden, Hingabe und Erkenntnis.
Möget ihr alle noch in diesem Leben als Jivanmuktas oder befreite Weise
erstrahlen.
Nichts anderes als Raga Dwesha (Zu- und Abneigung) bildet dieses Samsara,
die wahrnehmbare Welt. Es kann völlig durch die Erkenntnis Brahmans zerstört
werden.
Raga Dwesha ist eine Vasana. Sie hat vier Stadien. Raga Dwesha, Vasanas, Samskaras
und Gunas sind ineinander verflochten. Sie existieren parallel. Der Sitz von
Raga Dwesha sind Geist und Sinne. Die Vernichtung des einen führt zur
Vernichtung des anderen. Jedoch durch die Zerstörung der Quelle, Avidya
oder Ajnana, des Samens von Samsara, durchBrahman Jnana wird alles bis an die
Wurzel zerstört.
Nur die Pflege von Tugenden wie Maitri (Freundschaft), Karuna (Mitgefühl),
Mudita (in sich selbst zufrieden sein) und Upeksha (Gleichgültigkeit)
kann Raga Dwesha schwächen oder vermindern. Das ist die Pratipaksha Bhavana
Methode der Raja Yogis, die Pflege der entgegengesetzten positiven Eigenschaften.
Zerstörung von Avidya führt zur Zerstörung von Raga Dwesha.
Raga und Dwesha sind die Erscheinungsformen oder Auswirkungen von Avidya, Unwissenheit.
Auch das Feuer der Hingabe kann Raga Dwesha vollständig verbrennen. Die
Praxis von Nishkamya Karma Yoga, uneigennütziges, selbstloses Dienen,
kann Raga Dwesha in sehr hohem Maße schwächen.
Töte Raga (Verhaftung) mit dem Schwert von Vairagya (Nichtverhaftung),
Leidenschaftslosigkeit oder Gleichgültigkeit gegenüber Sinnesobjekten,
und Dwesha durch Entwicklung kosmischer Liebe.
Raga Dwesha nimmt verschiedene Formen an. Man liebt eine bestimmte Speise
und lehnt andere Speisen ab. Man mag bestimmte Kleider und lehnt bestimmte
andere
Kleider ab. Man mag bestimmte Klänge und lehnt andere Klänge ab.
Man mag bestimmte Farben, und bestimmte andere Farben mag man nicht. Man liebt
weiche Dinge und mag harte Dinge nicht. Man liebt Lob, Respekt und Ruhm und
mag Tadel, Nichtbeachtung und Unehre nicht. Man mag eine Religion, eine Ansicht
oder eine Meinung und mag andere Religionen, Ansichten und Meinungen nicht.
Man mag Bequemlichkeiten und Vergnügungen und mag Unbequemlichkeiten und
Schmerzen nicht. Also gibt es keinen geistigen Frieden, denn der Geist ist
stets ruhelos und bewegt. Die Wellen von Raga Dwesha stören den Geist
ständig. Eine Welle von Raga Dwesha erhebt sich im Geist und vergeht nach
einiger Zeit. Dann erhebt sich wieder eine neue Welle, und so weiter. Der Geist
ist nicht ausgewogen. Es gibt keinen Frieden. Wer Raga Dwesha zerstört
hat, wird immer glücklich, friedvoll, freudevoll, stark und gesund sein.
Nur wer frei ist von Raga Dwesha, wird ein langes Leben haben. Raga Dwesha
ist die wahre Ursache aller Krankheiten (Adhi).
Überall wo Vergnügen ist, ist Raga, überall wo Leid ist, ist Dwesha.
Der Mensch möchte immer engen Kontakt mit Dingen haben, die ihm Freude
schenken. Er scheut Dinge, die ihm Schmerz verursachen.
Wenn die Schmerz verursachenden Objekte auch weit weg sind, läßt
doch die Erinnerung an die Dinge Schmerz entstehen. Nur die Beseitigung des
Stromes von Dwesha kann Glück bringen. Die Vritti oder Gedankenwelle verursacht
den Schmerz, nicht das Objekt selbst. Daher versuche, die Ströme
von Dwesha, durch Entwicklung universeller Liebe und Brahmabhavana oder Ishvarabhavana
zu allen Dingen zu zerstören. Dann wird dir die ganze Welt als der manifestierte
Herr erscheinen. Die Welt oder die Dinge der Welt sind weder gut noch schlecht,
sondern es ist der niedere instinktive Geist, der sie gut oder schlecht empfindet.
Bedenke stets diesen Punkt. Suche den Fehler nicht in der Welt oder den Dingen.
Suche den Fehler in deinem Geist.
Zerstörung von Raga Dwesha bedeutet Zerstörung der Unwissenheit und
des Geistes und der Vorstellung von der Welt.
Keine Meditation, kein Frieden, kein Samadhi ist möglich in einem Menschen,
der nicht diese Ströme beseitigt hat, die die wahren Feinde von Frieden,
Erkenntnis und Hingabe sind. Wer sagt: „Ich gehe in tiefe Meditation. Ich habe
Selbstverwirklichung und Samadhi erlangt. Ich kann dir helfen, in Samadhi einzutreten.“,
ist sicherlich ein Heuchler. Wenn sich in ihm Raga Dwesha, Verhaftung, Haß,
Vorurteile, Intoleranz, Zorn und Reizbarkeit finden, wisse, er ist ein Mithyachari.
Meide seine Gesellschaft. Halte einen Respektsabstand von ihm, denn du wirst
die Infektion oder Ansteckung ebenfalls aufschnappen. Hüte dich. Hüte
dich! Seid vorsichtig Freunde!
Sadhana
zur Bewahrung vor Unfällen
Mahamrityunjaya Mantra
Bedeutung
Wir verehren den dreiäugigen Einen (Gott Shiva), der wohlriechend
ist und alle Wesen gut ernährt; möge er uns um der Unsterblichkeit
willen vom Tode befreien, so wie die Gurke von ihrer Bindung (an
den Stengel) gelöst wird.
Positive Wirkung
1) Dieses Mahamrityunjaya Mantra ist ein lebenspendendes Mantra.
Heutzutage, wo das Leben sehr kompliziert ist und Unfälle
an der Tagesordnung sind, wehrt dieses Mantra den Tod durch Schlangenbisse,
Blitzschlag, Autounfälle, Feuerunfälle, Fahrradunfälle,
Wasserunfälle, Luftunfälle und Unfälle jeglicher
Art ab. Zusätzlich hat es eine starke Heilwirkung. Und auch
Krankheiten, die von Ärzten als unheilbar erklärt worden
waren, werden durch dieses Mantra geheilt, sofern es mit Aufrichtigkeit,
Glauben und Hingabe gesungen wird. Es ist eine Waffe gegen Krankheiten.
Es ist ein Mantra, um den Tod zu besiegen.
2) Es ist auch ein Moksha Mantra. Es ist das Mantra von Gott Shiva. Es schenkt
langes Leben (Dirgha Ayus), Frieden (Shanti), Reichtum (Aichvarya), Wohlstand
(Pushti), Zufriedenheit (Tushti) und Unsterblichkeit (Moksha).
3) Wiederhole dieses Mantra an deinem Geburtstag ein Lakh oder wenigstens 50.000
Mal; mache ein Havan und speise Sadhus, Arme und Kranke. Dies wird dir ein
langes Leben, Frieden und Wohlstand bescheren.
Sadhana
um Erfolg, Wohlstand und Erleuchtung zu erlangen
Mantra für Erfolg
Oh Krishna! Oh Krishna! Du bist der Yogi der Yogis, Du bescherst
deinen Verehrern Furchtlosigkeit. Oh Govinda! Du spendest höchste
Glückseligkeit. Richte alles zu meinen Gunsten ein.
Mantra für Wohlstand
Schenke mir ein langes Leben, schenke mir Wohlstand, schenke
mir Wissen, Oh Maheshvari - Gefährtin von Maheshvara, Shiva.
Oh Parameshvari, schenke mir auch alles andere, was ich mir wünsche.
MANTRA FÜR ERLEUCHTUNG
Meditieren wir über Ishvara und seine Herrlichkeit, der
dieses Universum geschaffen hat, der würdig ist, der verehrungswürdig
ist, der alle Sünden und Unwissenheit beseitigt. Möge
er unseren Intellekt erleuchten!
Die
Neunzehn Punkte des Sadhana zur Erlangung von Frieden
Dem Frieden förderlich sind: 1) Leben in Einsamkeit 2)
Lebe alleine; gehe nicht in Gesellschaft. 3) Besitze vier Kleidungsstücke,
eine Decke, ein Lota. 4) Iß lediglich zwei oder drei
Dinge: Dhal-Rottie oder Dhal-Reis und Gemüse. 5) Halte
Mauna. 6) Asana Pranayama. 7) Japa und Meditation. 8) Studium
von Yoga Vasishtha, Gita, Upanishaden, Avadhuta Gita und Viveka
Chudamani. 9) Satsanga. 10) Santosha, sattvige Zufriedenheit.
11) Plane nicht. 12) Erhoffe und erwarte nicht. 13) Zerstöre
Wünsche - Nishkama Zustand. 14) Vernichte Zorn - Akrodha
Zustand. 15) Vernichte Haß - Nirvaira Zustand. 16) Siehe
alles gleich an - Samata Zustand. 17) Sei in ständigem
Vichara. 18) Entwickle große Geduld. 19) Habe Kshama,
Titiksha; Toleranz, Daya, Karuna, Udarata, Warmherzigkeit und
universelle Liebe.
Es wird sich zeigen, daß Mauna, Einsamkeit und Alleinsein große
Hilfen bei der Erlangung von Frieden sind. Die Pflege von Tugenden wie Daya,
Liebe und Karuna werden die grausame Natur aus dem Herzen beseitigen. Pranayama,
Meditation und Vichara werden das ruhelose Wesen zügeln und Emotionen
und Leidenschaften vernichten. Man findet Frieden. Ständiges Abhyasa ist
notwendig. Man darf nichts übereilen. Friede kommt allmählich, langsam,
Stufe für Stufe, Schritt für Schritt. Warte geduldig.
„
Wer alle Wünsche aufgibt und ohne Sehnsüchte, selbstlos und ohne
Egoismus fortschreitet, gelangt zum Frieden.“ - Gita II, 7l.
„
Wer voller Glauben ist, erlangt Weisheit und auch der, der Herrschaft über
seine Sinne hat. Und nachdem er Weisheit erlangt hat, geht er unverzüglich
zum höchsten Frieden“. - Gita IV, 39.
„
Der Yogi, der so stets mit dem Selbst vereint ist, und dessen Geist beherrscht
ist, geht zum Frieden, zur höchsten Wonne, die in Mir ist“. - Gita VI,
l5.
Zufriedenheit ist wahrer Reichtum. Zufriedenheit ist natürlicher Reichtum,
denn sie gibt Frieden des Geistes. Zufriedenheit ist ein Wächter an den
Toren des Reiches von Moksha. Wenn man in ihrer Gesellschaft ist und sich mit
ihr anfreundet, stellt sie ihre Freunde vor, die anderen drei Wächter,
Satsang, Atma Vichara und Shanti. So gelangt man sehr leicht in das unbegrenzte
Reich von Moksha.
Wenn du hundert Rupis im Monat verdienst, vergleiche dich nicht mit jemandem,
der fünfhundert Rupis im Monat verdient. Wenn du dich vergleichst, wirst
du unzufrieden. Das beeinträchtigt die Ruhe des Geistes. Vergleiche dich
mit jemandem, der nur fünfundzwanzig Rupis im Monat verdient. Danke Gott
dafür, daß Er dir den gegenwärtigen Zustand beschert hat. Die
Wünsche nehmen kein Ende. Nur Zufriedenheit kann den rastlosen Geist beruhigen.
Es gibt keinen größeren Reichtum als Zufriedenheit. Weltliches Streben
ist nutzlos. Strebe nach Hohem. Strebe danach, Brahman zu erreichen. Hege diesen
höchsten spirituellen Ehrgeiz. Weltlicher Ehrgeiz führt zu Leid,
Sorge und Enttäuschung.
Wer sein Geld im Schweiße seines Angesichts verdient, kann niemals reich
werden. Es ist nicht möglich, Reichtum zu erwerben, ohne zu sündigen.
Nach dem Tod ist er nutzlos. Artha (Reichtum) ist Anartha (Übel). Geld
zu verdienen ist leidvoll. Wenn es weniger wird, ist es ebenfalls leidvoll.
Es zu bewahren, ist noch leidvoller. Es zu verlieren, ist noch viel leidvoller.
Reichtum ist die Quelle aller Leiden.
Mache eine Lebensversicherung bei Gott. Verlasse dich nur auf Ihn. Alle
anderen Versicherungsgesellschaften können in Konkurs gehen, aber diese göttliche
Gesellschaft wird nicht in Konkurs gehen. Dieser göttlichen Gesellschaft
muß keine Prämie bezahlt werden. Man braucht nur Gott lieben und
Ihm sein ganzes Herz geben.
Dieser physische Körper kommt, ist da und vergeht. Er ist eine Zusammensetzung
aus fünf Elementen. Er ist gefühllos. Er hat einen Anfang und ein
Ende. Dieser reine Atman, das Selbst, kommt nicht und geht nicht. Warum trauerst
du dann um ihn? Mein Kind, du bist reine Intelligenz selbst.
Verstehe die wahre Natur des Atman, des höchsten Selbst. Es ist unberührt
von Karmas, Schmerzen, Heimsuchungen und Sünden. Es ist eins, ewig, körperlos,
alldurchdringend, unabhängig, unveränderlich, selbstleuchtend, aus
sich selbst existierend und in sich selbst enthalten.
Atman hat keine Verbindung zu Karma. Er ist kein Anga des Karma. Atman
ist keine Wirkung, kein Produkt einer Erscheinungsform. Er ist weder etwas,
das
zu erlangen ist, noch etwas, mit dem man sich anfreundet. Er ist weder
Handelnder noch Genießender. Er ist stets der stille Zeuge, Sakshi.
Selbstverwirklichung beseitigt Avidya, die Unwissenheit, die grundlegende
Ursache menschlichen Leidens, und läßt das Wissen um die Einheit des Selbst
entstehen, das Mittel, um Kummer, Täuschung, die furchtbare Krankheit
von Geburt und Tod und die Begleiterscheinungen von Samsaras, der Weltenläufe,
auszurotten.
Gib die Vorstellung auf, Handelnder zu sein, Dinge zu besitzen, die Unterscheidung
zwischen diesem und jenem Menschen, ›Ich‹, ›Du‹ oder ›Er‹. Du wirst bald Jnana
erlangen. Wünsche entstehen durch Nichtunterscheidung (Aviveka). Wünsche
verlöschen, wenn Unterscheidung dämmert. Lerne, zwischen Wirklichem
und Unwirklichem zu unterscheiden. Mögest du rasch dem Reich der ewigen
Wonne von Moksha entgegenschreiten.
Stehe fest auf dem Felsen der Wahrheit oder Brahman. Habe eine
klare Vorstellung von deiner Wirklichkeit, des selbstleuchtenden,
unsterblichen Atmans, der
Seele. Sieh das Universum als deine umfassende Gestalt. Nur wenn Selbsterkenntnis
in deinem Herzen dämmert, kannst du dich von Wiedergeburten befreien und
eins werden mit dem höchsten Selbst. Versichere dich mit den vier Mitteln.
Höre die Srutis, reflektiere, meditiere und verwirkliche. Mögest
du ein Weiser werden.
In dir liegt ein großer Vorrat an Energie. In dir ist die Quelle der
Wonne. Alle Fähigkeiten sind in dir verborgen. Der innere Mensch ist die
unsterbliche Seele. Du bist identisch mit dem höchsten Selbst. Verwirkliche
dies und sei frei. Entfalte deine verborgenen Fähigkeiten durch Meditation.
Zapfe die Quelle an. Tauche tief ein und bringe die Perle des Atman ans Tageslicht.
Sei kühn. Sei heiter.
Das Ausführen von Ritualen kann Avidya, die Unwissenheit, die die grundlegende
Ursache für Samsara ist, nicht beseitigen; es kann jedoch das Herz reinigen,
wenn man es mit Nishkama Bhav ausführt. Nichts anderes als das Wissen
um Atman ist das Mittel, um Unwissenheit und ihre Auswirkungen zu entwurzeln.
Selbsterkenntnis kann nur durch die Gnade des Gurus oder spirituellen Lehrers
erworben werden. Dieses Wissen wird von Lehrer auf Schüler übertragen.
Wer Brahman kennt, wird Brahman. Wer bereits zu Lebzeiten Brahman geworden
ist, ist befreit vom Rad von Geburt und Tod. Das Wissen um Brahman allein
ist das Mittel zur Befreiung, zu Moksha.
Die Zerstörung von Vasanas (Vasanakshaya) bewirkt die Zerstörung
des Geistes (Manonasa). Wenn der Geist vernichtet, die Funktion des Geistes
zum Stillstand gebracht wird, werden auch alle verbliebenen Eindrücke
(Samskaras) vernichtet. Dann erreicht man Jivanmukti, die letztendliche Erlösung.
Große Rishis und Weise von einst - wie Yajnavalkya oder Uddalaka - erlangten
durch tiefe und intensive Meditation, die ein Mittel zu höchster Vollendung
ist, Selbsterkenntnis. Selbstverwirklichung kommt also nicht durch Debatten
und das Studium vieler Bücher. Sitze alleine und spähe nach innen.
Sitze ruhig und blicke nach innen. Du wirst Selbstverwirklichung erlangen.
Bhakti gipfelt in Jnana. Para Bhakti und Jnana sind eins. Bhakti beginnt
mit zwei und endet in einem. Bhakti Yoga ist für die meisten Menschen sehr
geeignet. Pflege dieses Bhakti durch Japa, Kirtan, Satsang und Dienst an Bhaktas.
Es gibt keinen größeren Namen als Ram-Nam. Nimm Zuflucht zu diesem
Namen, erlange die Gnade Ramas und erfreue dich ewiger Wonne.
Moksha ist Befreiung von Geburt und Tod. Es ist das Erreichen ewiger Wonne.
Es hat in sich weder Raum noch Zeit; es gibt darin auch keinen äußeren
oder inneren Zustand. Schließlich erlangst du garantiert Moksha, die
letztendliche Befreiung. Moksha ist dein Ziel. Töte dieses kleine „Ich“,
den Egoismus, durch das Fragen „Wer bin ich?“. Du wirst Moksha erlangen und
als Herrscher der Welt erstrahlen.
Sadhana,
um in sechs Monaten Samadhi zu erreichen
Samadhi ist Einheit mit Gott oder Brahman. Ein Uttama Adhikari,
ein erstklassiger Suchender, der mit den vier Mitteln oder
Voraussetzungen versehen ist und über Tivra Vairagya und
ein tiefes Verlangen nach Befreiung verfügt, und der sich
auf einen Brahmastrotri Bramanishtha wie Sri Sankara oder Sri
Krishna stützt, wird das Selbst in einem einzigen Augenblick verwirklichen.
So rasch wie man eine Blume zwischen den Fingern zerdrückt,
kann das Selbst verwirklicht werden. So rasch wie ein Getreidekorn
von einem Topf rollt, kann man „Atma Darshan“ haben. Das ist
gar nicht schwierig. Der Suchende muß sein wie Hastamalaka
oder Padmapada von Sri Sankara, oder wie Arjuna von Sri Krishna.
Er muß intensive Hingabe an den Guru haben. Shraddha
ist eine großartige Eigenschaft auf dem Pfad von Jnana
Yoga. Hier ist es rationaler Glaube, in Bhakti Yoga hingegen
ist es blinder Glaube. Wenn der Boden des Antahkarana nicht
gut bereitet ist, wenn kein „Chitta Suddhi“ (Reinheit des Herzens)
vorhanden ist, können nicht einmal Ishvara, nicht einmal
tausend Sankaras oder Krishnas etwas für dich tun. Dessen
sei sicher.
Ashtavakra und Raja Janaka verwirklichten in einem einzigen Augenblick; Arjuna
hatte nach eineinhalb Stunden auf dem Schlachtfeld Selbstverwirklichung.
Mukunda Rai von Maharashtra brachte einen Badshah in einer Sekunde in Samadhi,
während er auf dem Rücken eines Pferdes saß. Es gibt dafür
so viele Beispiele. Ich brauche sie hier nicht zu erwähnen.
In diesem Kaliyuga ist es nicht nötig, viel Tapas zu machen, wie die Menschen
es früher taten. In früheren Zeiten stand man jahrelang auf einem
Bein. Man praktizierte viele Askesen. Darüber liest man im Mahabharata
und anderen religiösen Büchern. Ishvara ist den Menschen in diesem
Zeitalter gnädig, da ihre körperliche Verfassung schlecht ist und
sie nicht lange leben. Durch Tapas und Meditation ist Verwirklichung in diesem
Zeitalter leicht möglich, wenn man ernsthaft, aufrichtig und wachsam ist.
Wenn man zum Beispiel um vier Uhr morgens einen Zug erreichen möchte,
wie wachsam, vorsichtig und flink ist man dann. Man packt schon am Abend das
Bündel. Man richtet abends Süßigkeiten und etwas zu essen für
das morgendliche „Chota-Hazri“ zurecht. Man stellt den Wecker, um um drei Uhr
aufzuwachen. Noch vieles andere tut man. Wenn man nur ein Zehntel dieser Wachsamkeit,
Ernsthaftigkeit und Gewandtheit im spirituellen Bereich aufbrächte, könnte
man in sechs Monaten Samadhi erlangen. Niemand auf der Erde oder im Himmel
kann dich davon abhalten, es zu erlangen.
Sadhana
um die Kundalini zu erwecken
Kundalini, die Schlangenkraft, das mystische Feuer, ist die
Urenergie oder Shakti, die im Muladhara Chakra schlummert.
Sie ist eine elektrische, okkulte und kinetische Kraft, die
große ursprüngliche Kraft, die allem Organischen
und Anorganischen zugrunde liegt. Chakras sind Zentren spiritueller
Energie, die sich in der Linga Sharira, dem Astralkörper,
befinden. Sie haben auch korrespondierende Zentren in der Sthula
Sharira, dem physischen Körper, so wie Buddhi, Verstand,
Intelligenz, usw. die sich in der Linga Sharira befinden, entsprechende
Zentren im Gehirn haben.
Kundalini kann von Raja Yogis durch Konzentration und Kontrolle der Vrittis
erweckt werden, von Bhaktas durch die Gnade des Guru und durch Frömmigkeit,
von Jnana Yogis durch analytischen Willen und von Mantra Yogis durch Mantras.
Sobald sie erwacht ist, durchdringt sie das Muladhara Chakra. Sie muß durch
verschiedene Chakras hinauf zum Sahasrara Chakra geführt werden. Wenn
die Kundalini erwacht ist, sieht der Yogi geistig eine riesige Masse von goldenem
Licht, das seinen Körper umhüllt, als ob es ihn verzehrte. Er braucht
sich nicht im geringsten zu fürchten. Der Yogi erfährt verschiedene
Stufen von Ananda und Siddhis in verschiedenen Chakras. Höchste Furchtlosigkeit,
Astralvisionen, geistige Visionen, Vijnana Visionen, Siddhis und spirituelles
Ananda sind Zeichen, die auf das Erwachen der Kundalini schließen lassen.
Das Sadhana für diesen Kundalini Yoga ist mit Sorgfalt zu üben, und
es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, dieses Thema detailliert zu
behandeln und eine Beschreibung der einzelnen Nadis und Chakras zu geben. An
dieser Stelle möchte ich den Leser auf mein Buch „Kundalini Yoga“ verweisen.
Sadhana
zur Verwirklichung der Einheit
Die Verwirklichung der Einheit in allem Existierenden, manifest
oder nicht manifest, ist das Ziel des menschlichen Lebens.
Diese Einheit besteht bereits. Die Unwissenheit ließ sie
uns vergessen. Die Beseitigung dieses Schleiers der Unwissenheit,
der Vorstellung, daß wir auf Geist und Körper begrenzt
sind, ist unser Hauptanliegen im Sadhana. Der logische Schluß ist,
daß, wenn die Einheit verwirklicht werden soll, Verschiedenheit
aufzugeben ist. Es muß dauernd die Vorstellung aufrecht
erhalten werden, daß man alldurchdringend, allmächtig,
usw. ist. Es ist kein Platz für Wünsche, denn in
der Einheit gibt es keine emotionale Anziehung sondern beständige,
dauerhafte, ruhige, ewige Wonne. Wunsch nach Befreiung ist
ein ungenauer Ausdruck. Befreiung bedeutet das Erreichen des
Zustandes der Unendlichkeit. Er besteht bereits. Er ist unsere
wahre Natur. Es kann keinen Wunsch nach etwas geben, was die
eigentliche Natur ist. Alle Wünsche nach Nachkommenschaft,
Wohlstand, Glück in dieser oder der nächsten Welt
und letztlich sogar der Wunsch nach Befreiung müssen vollständig
beseitigt werden und alle Handlungen von einem reinen und wunschlosen
Willen nach dem Ziel geleitet sein.
Dieses Sadhana - der ständige Wunsch zu fühlen, daß man alles
ist - kann, oder vielmehr muß, inmitten intensiven Tätigseins geübt
werden. Das ist die zentrale Lehre der Gita. Es ist auch einleuchtend. Denn
Gott ist sowohl Saguna als auch Nirguna, mit Form und ohne Form. Lasse Geist
und Körper arbeiten. Fühle, daß du über ihnen stehst,
ihr kontrollierender Beobachter. Identifiziere dich nicht mit Adhara (Adhara
bedeutet Träger von Geist und Körper), auch nicht wenn er tätig
ist. Natürlich muß zu Beginn zur Meditation Zuflucht genommen werden.
Nur ein außergewöhnlich willensstarker Mensch kann ohne sie auskommen.
Für gewöhnliche menschliche Wesen ist sie eine unbedingte Notwendigkeit.
In Meditation ist Adhara statisch. So ist das Sadhana, das Bemühen, Einheit
zu fühlen, verhältnismäßig leicht. Inmitten von Tätigkeit
ist diese Bemühung schwierig. Karma Yoga ist schwieriger als reiner Jnana
Yoga. Die Praxis muß jedoch zu jeder Zeit fortgeführt werden. Das
ist absolut notwendig: ansonsten ist der Fortschritt langsam; denn einige Stunden
Meditation über die Vorstellung, das Alles zu sein, und Identifikation
mit Geist und Körper für den Großteil des Tages bringt keinen
raschen und grundlegenden Fortschritt.
Es ist viel besser, Wortsymbole, Om, mit den Gedanken zu assoziieren. Seit
undenklichen Zeiten wird dieses Symbol als Ausdruck für die Einheit verwendet.
Die beste Methode ist also, dieses Wort OM zu wiederholen und ständig über
seine Bedeutung zu meditieren. Es müssen aber einige Stunden morgens und
abends der Meditation vorbehalten sein.