Yoga Vidya Journal
Ausgabe 4 Herbst 2000
Herausgegeben vom Bund der Yoga Vidya Lehrer
Der
Lotussitz - Padmasana
Der Lotussitz ist
eine der nutzvollsten und wichtigsten Asana. Er ist die bevorzugte Haltung
für die Meditation und die Atemübungen des Pranayama. Das Einnehmen
dieser Haltung erfordert eine hohe Beweglichkeit im Hüftbereich und
kann daher nur Übenden eingenommen werden, die regelmäßig
und intensiv praktizieren.
Die Hatha Yoga Pradipika
über das Üben in Padmasana:
“Nachdem du Padmasana
eingenommen und die Handflächen aufeinandergelegt hast, halte das
Kinn fest über der Brust, sinne über Brahman nach und ziehe häufig
den After zusammen (Mula Bandha), während du Apana (eine der fünf
Prana - Sexualität...) hochziehst. Dabei halte deine Gedanken fest
auf Brahman gerichtet. Während du in ähnlicher Weise den Hals
zusammenziehst, zwingst du Prana, hinabzufließen. Hierbei empfängst
du, dank der Kundalini, die auf diese Weise geweckt wird, Erkenntnisse
ohnegleichen.”
Vorübungen
zur Lotushaltung:
1. Ziehe in Rückenlage
ein Knie zum Brustbein hoch und halte mit den gefalteten Händen einen
Zug der spürbaren Dehnung in Richtung Brustmitte.
2. Aus der Übung
1 kommend, strecke das angezogene Bein aus und ziehe sanft mit den Händen
den Fuß zum Kopf.
3. Stelle die Füße
in Schmetterlingsposition und bewege langsam, aber stetig, die Knie zum
Boden hinunter. Durch das Sitzen mit dem Rücken zu einer Wand können
die Hände verstärkend eingesetzt werden.
4. Sitze im Fersensitz,
öffne schulterbreit die Knie und die Beine und senke das Gesäß
zum Boden hinunter. Bewege dann mit rundem Rücken Rumpf und Kopf zum
Boden hinunter in die Rückenlage und verbleibe dort ein paar Minuten.
Die Hände und Ellenbogen können hierbei stützen.
5. Lege einen Fuß
auf den benachbarten Oberschenkel und bringe vorsichtig das Knie zum Boden
hinunter. Während eine Hand den Fuß fixiert, kann die andere
die Beugung unterstützen. Diese Übung kann verstärkt werden,
wenn sie aus der Rückenlage geschieht.
Beschreibung der
Übung:
Setze dich mit ausgestreckten
Beinen auf den Boden, lege dann den rechten Fuß auf den linken Oberschenkel,
halte mit der linken Hand den Fuß fixiert und bringe die Knie etwas
näher zusammen. Beuge dann das linke Bein am Boden, fasse mit der
rechten Hand den linken Fuß und ziehe ihn auf den rechten Oberschenkel
hinauf, während die linke Hand das linke Knie in der Nähe des
Bodens fixiert. Versuche dann, beide Knie etwas näher zusammenzubringen.
Richte den Oberkörper auf, in dem du die Brust hebst und den unteren
Rücken und den Bauch etwas zurückziehst. Senke und löse
Schultern und Knie, entspanne Hüften und Leisten, bringe den Kopf
in eine angehobene Position (Kinn etwas zum Brustbein angezogen) und lege
die Arme und Hände entweder auf den Beinen oder im Schoß ab.
Die Finger werden dann zu Chin Mudra (Hände auf den Knien, Daumen
und Zeigefinger schließen, die anderen Finger strecken) oder zu Dhyana
Mudra (Hände in Schoß, rechte Hand in die linke legen, so daß
sich die Daumenspitzen berühren) geformt.
Körperliche
Wirkungen:
In Padmasana kann
der Übende seinen Körper lange unbeweglich halten. Die Konstruktion
ist fest und sicher und fördert das Gerade- und Aufrechthalten des
Rückens. Die Haltung beruhigt Körper und Bewußtsein gleichermaßen
und ist daher der erste Schritt zu erfolgreicher Meditation.
Padmasana stärkt
die Nerven im Bereich des Steißbeins und der Lendenwirbel, fördert
die Verdauung und hilft bei vielen nervlichen und emotionalen Störungen..
Durch die Sitzhaltung
und die Kreuzlagerung der Füße erfolgt ein Druck auf Akupressurpunkte
des Milz-, des Gallenblasen- und des Lebermeridians. Dieses erreicht eine
harmonisierende Wirkung auf viele Körperenergien.
Energetische Wirkungen:
Durch Padmasana
werden viele Körperenergien aktiv geweckt und geleitet. Die Stellung
der Arme und Beine bringt die Nadis in die Lage, durch Umleitung der Energieströme
große Mengen zu entwickeln, die vorzugsweise vom Mulladhara Chakra aufwärts zum Scheitel gelenkt werden sollten. Besonders stark sind
hierbei die Wirkungen auf die unteren drei Chakras. Die Übung des
Lotus ist stark dynamisierend und belebend und kann zu Einschlafschwierigkeiten
führen. Daher sollte sie nicht allzu kurz vor der Schlafenszeit praktiziert
werden. Sie eignet sich besonders für die Meditation am Morgen, wobei
der Vorbereitung der Beine etwas Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Der innere Aufbau:
Wie alle Positionen
besitzt auch Padmasana einen typischen inneren Aufbau. Das Zentrum der
Haltung ist Kanda, das Körperzentrum im Bauch, das die ruhende Mitte
repräsentiert. Von dieser Mitte aus scheint eine Kraft einerseits
zum Kissen oder Boden und zu den Knien hin abzufließen, andererseits
geht von hier eine Strömung die Wirbelsäule hinauf, die über
den Nacken in den Kopf und weiter in den Raum zu fließen scheint,
während die Außenseiten des Oberkörpers über Schultern
und Arme/Hände wieder zum Kanda hinabfließen.
Die Wahrnehmung
und Realisation dieser Strömungen sind ein gerne gewählter Einstieg
und Konzentrationspunkt für jene Meditationsweisen, die Achtsamkeit
und Wahrnehmung des “IST” in den Mittelpunkt stellen. Anfangs wird sich
eine Verknüpfung mit dem Atem kristallisieren (im Einatem nach oben
gerichtet, im Ausatem abfließend zum Kissen hin), später jedoch
wird dieser Aufbau nicht mehr als vom Atem getragen, sondern als eine von
den Atemphasen und –arten unabhängige Wahrnehmung empfunden, die lediglich
Energie aus dem Atem schöpft.
Gegenanzeigen:
Die Gegenanzeigen
liegen in den Anforderungen der Haltung begründet. Keine Meditationshaltung
kann und darf Schmerz oder Unwohlsein verursachen.. Ein Ausweichen auf
die halbe oder auch viertel Lotushaltung ist dann empfehlenswert. Besondere
Beachtung sollte ein Auftreten von Schmerz im Bereich der Knieaußenseite
finden. Die Einübung sollte dann nicht weiter forciert werden, bis
dieser Schmerz nachläßt oder verschwindet. Allgemein sollte
ein großes Maß an Gefühl und Vorsicht das Einüben
begleiten.
Das Einüben
der Haltung:
Padmasana kann nur
unter optimalen Bedingungen für Dhyana und Pranayama eingesetzt werden.
Trotzdem ist es sinnvoll, die Vorübungen und auch die eigentliche
Haltung oftmals in das Übungsprogramm zu integrieren. Man übt
den Lotus am besten durch den Lotus oder seine Halbstellung, versucht dabei
zu Entspannen und loszulassen. Bereits wenige Minuten (zwei bis fünf
Minuten) täglich bringen im Laufe der Zeit gute Erfolge. Wichtig ist,
daß die Knie in der Haltung näher zusammen kommen, was den Fuß
weiter auf den Oberschenkel hinauf bringt. Die Belastung der Dehnung am
Fußspann wird dabei stark reduziert und die Haltung wird bequemer.
Man übt den Lotus ohne oder nur mit einem sehr dünnen Kissen.
Literaturnachweis:
Die Beschreibungen
gründen sich unter anderem auf nachfolgende Veröffentlichungen:
Andre von Lysebeth:
Meine tägliche Yogastunde
Michael Gach: Aku-Yoga
Swami Satyananda
Saraswati: Asanas, Pranayama, Mudra, Bandha
B.K.S. Iyengar:
Licht auf Yoga
Hartmut Weiss: Yoga
Meditation
|
|
Hier kostenlosen
Yoga Gesamtkatalog
anfordern
Broschüre und kostenlose Übungspläne anfordern
|
|
- Yoga Übungen lernst du am besten bei einem Yogalehrer
- Yoga Einführungs-Seminare gibt es in den Yoga Vidya Seminarhäusern als Wochenend- und Wochenkurse. Diese werden auch von Krankenkassen bezuschusst
- Bei Yoga Vidya findest du jährlich fast 3000 Seminare zu Yoga, Meditation und Ayurveda, darunter auch das umfangreichste Yogalehrer Weiterbildungs-Angebot
- In den Yogalehrer Ausbildungen beim Berufsverband der Yoga Vidya Lehrer/innen in 50 verschiedenen Städten lernst Du Yoga, Meditation, Yoga Philosophie, spirituelles Leben und auch, wie Du sie anleiten kannst
- In den Yoga Vidya Zentren gibt es regelmäßige Einführungskurse
- Im Yogalehrer-Verzeichnis findest Du eine/n qualifizierte/n Yogalehrer/in in Deiner Nähe
- Im Yoga-Shop findest Du DVDs, Bücher, Yoga-Matten, Kissen, CDs und vieles mehr für deine Yoga-Praxis
Auf unseren Internet-Seiten findest du viele weitere Informationen:
Yoga Vidya findest du auch in vielen sozialen Netzwerken
|