Drehsitz
(Ardha/Purna Matsyendrasana)

Eine Asana für die Flexibilität von Wirbelsäule und Geist

Der halbe Drehsitz (Ardha Matsyendrasana) und der ganze Drehsitz sind die 60. und 61. Asana der 84. Haupt-Asanas im Yoga Vidya Stil. Der halbe Drehsitz ist die 9. Asana der 12. Grundstellungen der Yoga Vidya Grundreihe. Er folgt nach den Rückbeugen bzw. nach der Stellung des Kindes. Durch die Drehung der Wirbelsäule um die eigene Achse wird die Flexibilität gestärkt, das sympathische Nervensystem harmonisiert und die inneren Organe sanft massiert. So verhilft die Asana, nervöse Leiden zu heilen und den Körper bei Regenerations- und Entgiftungsprozessen zu unterstützen.

Anleitung

Ausgehend vom Fersensitz setzt du dein Gesäß links neben der Hüfte ab, den rechten Fuß setzt du neben dem linken Knie auf und mit dem linken Arm greifst du um das rechte Knie. Hier kannst du dich noch einmal an deinem Knie aufrichten und mit der nächsten Einatmung den rechten Arm weit nach oben ausstrecken.

Mit der Ausatmung den Oberkörper um die eigene Achse nach rechts drehen und die Hand auf dem Boden ablegen. Auf der hinteren Hand ist kein Gewicht. Wenn du schon stabil in der Position sitzt, lege den rechten Unterarm in den Rücken.

Sollte deine rechte Hüfte nicht gut auf dem Boden aufliegen, strecke das untere Bein aus. Mit jeder Einatmung versuchst du Länge im Rücken zu schaffen und mit der Ausatmung gehst du noch mehr in die Drehung hinein. Versuche hier sehr sanft vorzugehen und genau zu erspüren, wo deine Wirbelsäule noch etwas Raum hat.

Genieße einige Atemzüge in der Stellung und löse dann langsam die Haltung auf. Baue die Asana zur linken Seite auf.

Körperliche Wirkung

Im Drehsitz wird die Wirbelsäule durch die Drehung des Körpers flexibel und das sympathische Nervensystem wird gestärkt. Diese Asana heilt allgemein nervöse Leiden. Die Bauchorgane werden massiert, dabei werden Gifte abgeführt, die bei der Verdauung entstehen.

Gedehnte Muskeln: Gluteus, Obliquus und Transversus Abdomini (schräge Bauchmuskeln), Latissimus (breite Rückenmuskeln), Lendenmuskeln, Pectoralis (Brustmuskeln)

Gestärkte Muskeln: Latissimus, Obliquus und Transversus Abdomini (schräge Bauchmuskeln), Lendenmuskeln (jeweils auf der anderen Seite als die gedehnten Muskeln)

Energetische Wirkung

Der Drehsitz ist eine der energetisch wichtigsten Übungen. Er aktiviert das Sonnengeflecht und öffnet die Sushumna, die feinstoffliche Wirbelsäule. Angesprochen werden Muladhara, Ajna und Sahasrara Chakra.

Sahasrāra

Ājñā

Viśuddha

Anāhata

Manipūra

Svādhisthāna

Mūlādhāra

Geistige Wirkung

Der Drehsitz wirkt stressabbauend, nervenstärkend, beruhigend und harmonisierend. Er gibt dir die Kraft, im inneren Gleichgewicht zu bleiben, auch wenn äußere Umstände sich ändern, die innere Würde zu behalten, auch wenn man sich an äußere Umstände anpassen muss, seinen Idealen treu zu bleiben, auch wenn man auf andere Menschen eingeht und auf sie zugeht.

Fehler Korrekturen Hilfestellungen

Bitte beachten: Diese Asana-Anleitung ist keine Übungsreihe. Sie soll vielmehr Anregungen für Yoga Praktizierende und Yogalehrer geben.

Typische Fehler:

  • Schüler verwenden den falschen Arm oder das falsche Bein.
  • Schultern nicht in derselben Höhe.
  • Schultern angespannt.
  • Schüler beugt Lenden- und Brustwirbelsäule, anstatt sie während der Drehung aufrecht zu halten.

Korrekturen:

  • Dem Schüler helfen, in die korrekte Stellung zu kommen.
  • Hände auf seine Schultern legen, um diese zu entspannen.

1) Fehler: Rücken ist eingesunken, Kopf hängt nach vorne hinunter...

...Hilfe: Brustkorb mit einer Hand aufrichten, Schulter mit der anderen Hand zurückziehen.

Die gleiche Hilfe mit Knie und Hand ist meist noch etwas effektiver.

2) Hilfe: Kopf gerade richten.

3) Fehler: Schulter ist hoch gezogen...

.. Hilfe: Schulter mit den Fingern runter drücken.

4) Fehler: Zehen sind verspannt. Hilfe: Schülerin darauf aufmerksam machen.

5) Fehler: Kopf zu weit hinten, zu weit vorne, zu weit zur Seite oder zu sehr in der Mitte

... Abhilfe: Kopf sanft (sehr sanft!) zurecht rücken...

... und gut aufrichten.

Variationen

Grundvariationen

Grundstellung 1: Linken Oberarm über das Knie geben, mit der Hand an den linken Fuß fassen.

Grundstellung 1, andere Ansicht. Du solltest mindestens 1 Minuten in der Stellung bleiben, kannst dabei auch schrittweise bis auf 5-10 Minuten ausbauen. Wichtig: Beide Seiten üben!

Grundstellung 2, etwas fortgeschrttenere Variation: der rechte Unterarm ist hinter dem Rücken, Unterarm parallel zum Boden...

... in dieser Ansicht ist Grundstellung 2 etwas besser zu erkennen: Hand so weit wie möglich nach außen... Diese Variation stärkt vor allem auch die Rücken- und schrägen Bauchmuskeln. Wichtig: Die Wirbelsäule aufrecht halten, nicht einsinken!

Fortgeschrittenere Variation: die Finger verhaken. Bitte beachten: Beide Sitzhöcker sollten auf dem Boden sein, oder mindestens fast. Ansonsten ist die Variation mit gestrecktem Bein vorzuziehen (siehe unten).

Videos

Drehsitz mit Bauchatmung

Die Grundatmung in den Asanas ist die Bauchatmung. Dafür atmest du so tief aus, wie du kannst, der Bauch geht hinein und danach atmest du so tief ein, wie du kannst und der Bauch geht hinaus. Atme nur mit dem Bauch. So kannst du dich gut zentrieren, aufladen und entspannen.

Die Bauchatmung hilft dir bei der Entwicklung von Flexibilität und für bessere Konzentration. Das Sonnengeflecht ist im Hatha Yoga besonders wichtig, und bevor du alle anderen Chakras aktivierst, gehe immer wieder zum Bauch zurück.

Probiere verschiedene Variationen von Matsyendrasana, dem Yoga Asana Drehsitz, aus. Lasse dich dafür auf unserem Youtube Kanal - Yoga Übungsvideos inspirieren.


Langbein Drehsitz

Diese Variation mit gestrecktem Bein ist eine einfache Variation von Ardha Matsyendrasana, besonders gut geeignet für Anfänger und für Menschen mit Beschwerden im Kreuzbereich. Der Langbeindrehsitz erleichtert es, die Wirbelsäule gerade zu halten. Die Drehung ist im Rumpf am besten, übertreibe es mit der Drehung des Halses nicht. Beide Gesäßhälften und beide Sitzhöcker sind am Boden. Halte die Zehen entspannt und atme tief ein und aus. Beim Einatmen spüre die Energie im Bauch und beim Ausatmen stelle dir vor, wie du diese Energie durch die Wirbelsäule hoch zum Kopf schickst, zum Punkt zwischen den Augenbrauen. Nach der Übung spüre im Langsitz einen Moment nach.

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