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Klassische Upanishaden

- Die Weisheit des Yoga -

 

Die Chandogya-Upanishad des Samaveda

Erster Prapathaka
Erster Khanda
1. Om! Als diese Silbe soll man den Udgitha verehren! Denn mit Om (anfangend) singt man ihn. Ihre Erleuchtung ist wie folgt:
2. Dieser Wesen Essenz ist die Erde, der Erde Essenz sind die Wasser, der Wasser Essenz sind die Pflanzen, der Pflanzen Essenz ist der Mensch, des Menschen Essenz ist die Rede, der Rede Essenz ist die Rie, der Rie Essenz ist das Saman, des Saman Essenz ist der Ud-githa.
3. Dieses ist die essentiellste aller Essenzen, die höchste, die trans-zendente, die achte, welche der Udgitha ist.
4. Was unter allem ist die Ric, was unter allem ist das Saman, was unter allem ist der Udgitha? – Das ist die Frage.
5. Die Ric ist Rede, das Saman ist Odem (prana), der Udgitha ist die Silbe Om. Darum bilden sie ein Paar, die Rede und der Odem, die Ric und das Saman.
6. Und dieses Paar vereinigt sich in der Silbe Om. Wenn aber zwei Ge-paarte sich zusammenfinden, so vollbringen sie aneinander Liebes.
7. Wahrlich, der ist ein Vollbringer von Liebem, der dieses also wis-send, den Udgitha als diese Silbe verehrt.
8. Sie ist aber auch die Silbe der Zustimmung, denn wenn man in ir-gend etwas zustimmt, so sagt man Om (Ja). Zustimmung aber ist Förderung. – Wahrlich ein Förderer der Wünsche wird, wer, dieses also wissend,den Udgitha als diese Silbe verehrt.
9. In ihr bewegt sich diese dreifache Wissenschaft (der Veden): denn mit Om ruft der (Adhvaryu) zu und mit Om rezitiert der (Hotar) und Om singt der (Udgatar), um dieser Silbe Ehrfurcht zu zollen, wegen ihrer Majestät, wegen ihrer Essenz.
10. Mit ihr verrichten zwar beide das (Opfer-)Werk, wer dieses also weiß, und wer es nicht weiß. Aber doch ist ein Unterschied zwi-schen Wissen und Nichtwissen. Denn was man mit Wissen verrich-tet, mit Glauben, mit der Upanishad (der Kenntnis des geheimen Sinnes von Udgitha als Om) das ist wirkungskräftiger.
So also ist die Erklärung dieser Silbe.

Zweiter Khanda
1. Dazumal, als die Götter und Dämonen miteinander stritten, beide von Prajapati abstammend, da griffen die Götter zum Udgitha, denn mit ihm, so dachten sie, werden wir jene überwinden.
2. Aber sie verehrten den Udgitha als den Hauch in der Nase: da schlugen ihn die Dämonen mit Übel. Darum riecht man mit ihm beides, das Wohlriechende und das Übelriechende; denn er ist mit Übel geschlagen.
3. Da verehrten sie den Udgitha als die Rede; da schlugen sie die Dä-monen mit Übel. Darum redet man mit ihr beides, das Wahre und Unwahre: denn sie ist mit Übel geschlagen.
4. Da verehrten sie den Udgitha als das Auge: da schlugen es die Dä-monen mit Übel. Darum sieht man mit ihm beides, Zusehendes und Nichtzusehendes; denn es ist mit Übel geschlagen.
5. Da verehrten sie den Udgitha als das Ohr; da schlugen es die Dä-monen mit Übel. Darum hört man mit ihm beides, Zuhörendes und Nichtzuhörendes; denn es ist mit Übel geschlagen.
6. Da verehrten sie den Udgitha als das Manas ; da schlugen es die Dämonen mit Übel. Darum stellt man mit ihm vor beides, Vorzu-stellendes und Nichtvorzustellendes; denn es ist mit Übel geschla-gen.
7. Da verehrten sie den Udgitha als jenen Hauch (Lebensodem, Prana ) im Munde; den trafen die Dämonen; da zerstoben sie, wie, wer auf einen Stein als Widerstand trifft, zerstiebt.
8. Ebenso geschieht es, dass, gleichwie, wer auf einen Stein als Wider-stand trifft, zerstiebt, also auch der zerstiebt, welcher einem, der solches weiß, Böses anwünscht oder ihn anfeindet; denn er wird ihm zum Stein des Widerstandes.
9. Mit diesem (Prana ) unterscheidet man nicht Wohlriechendes und Übelriechendes, denn er hat das Übel von sich abgeschlagen. Mit diesem isst man und trinkt man und ernährt dadurch die anderen Lebensorgane. Und indem der Prana diese (die Nahrung für sich und die anderen, aharam, wie wir ergänzen müssen) am Ende nicht mehr findet, zieht er aus. Daher kommt es (iti), dass man beim Sterben den Mund aufreißt (als wollte der Prana noch nach Nah-rung schnappen).
10. Als diesen verehrte den Udgitha Agiras, ja man hält ihn selbst für den Angiras, darum (tena) dass er der Glieder Saft (anganam rasali) ist.
11. Als diesen verehrte den Udgitha Brihaspati, ja man hält ihn selbst für Brihaspati, darum dass die Rede brihati (die schwellende), und er ihr Herr (pati) ist.
12. Als diesen verehrte den Udgitha Ayasya , ja man hält ihn selbst für Ayasya , darum dass er hervorgeht (ayate) aus dem Munde (asy-am).
13. Diesen erkannte Baka, der Nachkomme des Dalbhya; nämlich der war der Udgatar der Leute von Naimisha, und er pflegte ihnen ihre Wünsche zu ersingen.
14. Wahrlich, der wird ein Ersinger der Wünsche, wer, dieses also wis-send, den Udgitha als die Silbe (Om) verehrt.
Soviel in Bezug auf das Selbst.

Dritter Khanda
1. Nunmehr in Bezug auf die Gottheit.
Der dort glüht (die Sonne), als den soll man den Udgitha verehren. Denn indem er aufgeht (ud-yan) lobsingt er (udgayati) für die Ge-schöpfe. Und indem er aufgeht, verscheucht er Dunkel und Furcht. Wahrlich, ein Verscheucher von Dunkel und Furcht wird, wer sol-ches weiß.
2. Auch sind dieser (Prana ) und jener (die Sonne) gleichartig. Heiß ist dieser, und heiß ist jener. Als Klang bezeichnet man diesen, als Klang (svara, im Anklang an svar Licht) als (täglich) Wiederneu-klang auch jenen. Darum soll man als diesen hier und als jenen dort den Udgitha verehren.
3. Aber auch als den Vyana (Zwischenhauch) soll man den Udgitha verehren. Denn dass man aushaucht, das ist der Prana (Aus-hauch), und dass man einhaucht, das ist der Apana (Einhauch); aber das Bindeglied zwischen Prana und Apana , das ist der Vya-na. Der Vyana aber ist dasselbe wie die Rede; daher kommt es, dass man ohne auszuhauchen und ohne einzuhauchen die Rede ausspricht.
4. Die Rede wiederum ist dasselbe wie die Ric; daher kommt es, dass man ohne auszuhauchen und ohne einzuhauchen die Ric aus-spricht. Die Ric wiederum ist dasselbe wie das Saman; daher kommt es, dass man ohne auszuhauchen und ohne einzuhauchen das Saman singt. Das Saman endlich ist dasselbe wie der Udgitha; daher kommt es, dass man ohne auszuhauchen und ohne einzu-hauchen den Udgitha singt.
5. Aber auch sonst was noch für kraftanstrengende Tätigkeiten sind, wie das Reiben des Feuers, das Laufen um die Wette, das Spannen eines starken Bogens, die verrichtet man ohne auszuhauchen und ohne einzuhauchen. –Aus dieser Ursache soll man den Udgitha als den Vyana verehren.
6. Ferner auch soll man die Silben des Wortes Udgitha verehren: ud ist der Prana , denn durch den Prana steht man aufrecht (ut-tishthati) gi ist die Rede, denn Anrufungen (girah) sind Reden; tha ist die Nahrung, denn in der Nahrung ist die ganze Welt beruhend (sthita);
7. ud ist der Himmel, gi der Luftraum, tha die Erde; ud ist Aditya, gi ist Vayu, tha Agni; ud ist der Samaveda, gi der Yajurveda, tha der Rigveda. Dem lässt die Rede Melktrank strömen, den Melktrank, der der Rede eigen ist, der wird nahrungsreich, nahrungsgenie-ßend, wer solches wissend, diese Silben des Wortes ud-gi-tha ver-ehrt.
8. Nunmehr vom Gelingen des Segenswunsches. Als Zufluchtsstätten soll man sie (die folgenden) verehren. Man nehme seine Zuflucht zu dem Saman, mit welchem man das Stotram singen will.
9. Man nehme seine Zuflucht zu der Ric, auf welcher es beruht, zu dem Rishi, welchen es zum Dichter hat, zu der Gottheit, welche man in dem Stotram preisen will.
10. Man nehme seine Zuflucht zu dem Metrum, in welchem man das Stotram singen will; man nehme seine Zuflucht zu der Stomaform, in welcher man das Stotram für sich singen will.
11. Man nehme seine Zuflucht zu der Himmelsgegend, nach welcher hin man das Stotram singen will.
12. Endlich ziehe man sich zurück auf sich selbst und singe das Stotram, indem man unentwegt an seinen Wunsch denkt.
Dann ist Hoffnung, dass einem der Wunsch sich erfüllt, welchen wünschend man das Stotram singt, – welchen wünschend man das Stotram singt.

Vierter Khanda
1. Om! Diese Silbe soll man verehren. Mit Om (anfangend) singt man ja den Udgitha. Darüber ist diese Erläuterung.
2. Die Götter, da sie sich vor dem Tode fürchteten, flüchteten sich in die dreifache Wissenschaft. Sie hüllten sich ein in die Metra. Weil sie sich in diese einhüllten (acchadayan), darum heißen die Metra chandas.
3. Aber der Tod erspähte sie daselbst, wie man einen Fisch im Wasser erspäht, in der Ric, im Saman, im Yajus. Das merkten die Götter, erhoben sich über die Ric, das Saman und das Yajus und flüchte-ten sich in den Klang.
4. Wenn man eine Ric anwendet, so lässt man dieselbe ausklingen in den Laut Om; ebenso ein Saman; ebenso ein Yajus. Also der Klang, das ist jene Silbe; sie ist das Unsterbliche, das Furchtlose. Und in-dem die Götter sich in sie flüchteten, wurden sie unsterblich und furchtlos.
5. Wer, solches wissend, diese Silbe als Pranava ertönen lässt, der flüchtet sich in diese Silbe, welche der Klang, das Unsterbliche, das Furchtlose ist. Und wer in sie flüchtet, so unsterblich die Götter sind, so unsterblich wird auch er.

Fünfter Khanda
1. Nun aber ist der Udgitha der Pranava (der heilige Laut Om) und der Pranava ist der Udgitha. Darum ist der Udgitha jene Sonne, und sie ist der Pranava, denn als Om ertönend wandelt sie einher.
2. „Weil ich nur sie angesungen habe, darum bist du mein einziger“, so sprach einst Kaushitaki zu seinem Sohne; „in ihre Strahlen wandle sie, und es werden dir viele geboren werden!“ –So viel in Be-zug auf die Gottheit.
3. Nunmehr in Bezug auf das Selbst. –Als jenen Lebensodem im Mun-de soll man den Udgitha verehren, denn als Om ertönend streicht er einher.
4. „Weil ich nur ihn angesungen habe, darum bist du mein einziger“, so sprach einst Kaushitaki zu seinem Sohne; „die Lebensodem (pranan) singe an als Vielheit und wisse, dass dir viele werden ge-boren werden!“
5. So also ist der Udgitha der Pranava, und der Pranava der Udgitha. – Darum auch kann man von dem Sitze des Hotar aus einen (vom Udgatar ) falsch gesungenen Udgitha wieder zurechtbringen, –wieder zurechtbringen.

Sechster Khanda
1. Die Ric ist diese Erde, das Saman ist Agni, und besagtes Saman ist auf besagter Ric gegründet. Darum wird das Saman als auf der Ric gegründet gesunden. Nämlich sa ist diese Erde, ama ist Agni, das macht sama.
2. Die Ric ist der Luftraum, das Saman ist Vayu, und besagtes Saman ist auf besagter Ric gegründet. Darum wird das Saman als auf der Ric gegründet gesungen. Nämlich sa ist der Luftraum, ama ist Vayu, das macht sama.
3. Die Ric ist der Himmel, das Saman ist Aditya, und besagtes Saman ist auf besagter Ric gegründet. Darum wird das Saman als auf der Ric gegründet gesungen. Nämlich sa ist Himmel, ama ist Aditya, das macht sama.
4. Die Ric ist die Mondhäuser, das Saman ist der Mond, und besagtes Saman ist auf besagter Ric gegründet. Darum wird das Saman als auf der Ric gegründet gesungen. Nämlich sa ist die Mondhäuser, ama ist der Mond, das macht sama.
5. Weiter aber ist die Ric auch jenes weiße Licht der Sonne, und das Saman ist an ihr das Dunkle, ganz Schwarze; und besagtes Saman ist auf besagter Ric gegründet. Darum wird das Saman als auf der Ric gegründet gesungen.
6. Nämlich sa ist auch jenes weiße Licht der Sonne, und ama ist das Dunkle, ganz Schwarze, das macht sama. Nun aber der goldne Mann (Purusha), welcher im Innern der Sonne gesehen wird mit goldnem Bart und goldnem Haar, bis in die Nagelspitzen ganz von Golde, –
7. seine Augen sind wie die Blüten des Kapyasa-Lotus, sein Name ist „hoch“ (ud), denn hoch über allem Übel ist er; hoch hebt sich über alles Übel, wer solches weiß; –
8. seine Gesänge (geshnau) sind Ric und Saman, darum (heißt es) der Hochgesang (udgitha), darum auch der Hochsänger (udgatar), denn er ist sein Sänger; auch die Welten, welche von der (Sonne) jenseits liegen, auch über die herrscht er und über die Wünsche der Götter.
So viel in Bezug auf die Gottheit.

Siebenter Khanda
1. Nunmehr in Bezug auf das Selbst.
Die Ric ist die Rede, das Saman ist der Odem, und besagtes Saman ist auf besagter Ric gegründet. Darum wird das Saman als auf der Ric gegründet gesungen. Nämlich sa ist die Rede, ama ist der O-dem, das macht sama.
2. Die Ric ist das Auge, das Saman die eigene Person (atman), und be-sagtes Saman ist auf besagter Ric gegründet. Darum wird das Sa-man als auf der Ric gegründet gesungen. Nämlich sa ist das Auge, ama ist die eigenen Person, das macht sama.
3. Die Ric ist das Ohr, das Saman das Manas , und besagtes Saman ist auf besagter Ric gegründet. Darum wird das Saman als auf der Ric gegründet gesungen. Nämlich sa ist das Ohr, ama ist das Ma-nas , das macht sama.
4. Weiter aber ist die Ric auch jenes weiße Licht des Auges, und das Saman ist an ihm das Dunkle, ganz Schwarze, und besagtes Sa-man ist auf besagter Ric gegründet. Darum wird das Saman als auf der Ric gegründet gesungen. Nämlich sa ist auch jenes weiße Licht des Auges, und ama ist das Dunkle, ganz Schwarze, das macht sama.
5. Nun aber der Mann, welcher im Inneren des Auges gesehen wird, der ist diese Ric, dieses Saman, diese Preisrede (uktham), dieser Opferspruch (yajus), dieses Gebet (Brahman). Die Gestalt, welche jener hat, die hat auch dieser, jenes Gesänge sind auch seine Ge-sänge, jenes Name sein Name;
6. auch die Welten, welche von ihm diesseits (diesseits des Auges, also im Innern des Menschen) liegen, auch über die herrscht er und ü-ber die Wünsche der Menschen. Darum die, welche hier zur Laute singen, die besingen ihn; deswegen wird ihnen Gut zu teil.
7. Wer nun, solches wissend, dieses Saman singt, der singt in ihm beide, der wird von jenem auch die von ihm jenseits liegenden Wel-ten, auch diese erlangen und die Wünsche der Götter,
8. und weiter wird er von diesem auch die von ihm diesseits liegenden Welten, auch diese erlangen und die Wünsche der Menschen.
Darum auch ein Udgatar, der solches weiß, der mag sagen:
9. „Welchen Wunsch soll ich dir ersingen?“ Denn er ist Herr über das Ersingen der Wünsche, wer, solches wissend, das Saman singt, - das Saman singt.

Achter Khanda
1. Dr ei waren einstmals im Udgitha erfahren, Shilaka, Shalavatya, Caikitayana Dalbhya und Pravahana Jaivali. Sie sprachen: „Wir sind ja im Udgitha erfahren; wohlan, lasst uns über den Udgitha eine Unterredung halten“
2. „So sei es“, sprachen sie und setzten sich zusammen nieder. Da sprach Pravahana Jaivali: „Ihr Ehrwürdigen mögt zuerst reden, und ich werde, indem ihr beiden Brahmanen redet, eurer Rede zu-hören.“
3. Da sprach Shilaka Shalavatya zu Caikitayana Dalbhya: „Wohlan, lass mich dich fragen!“ –Frage nur“, sprach er.
4. „Worauf geht das Saman zurück?“ fragte er. –„Auf den Ton“, war die Antwort. –„Worauf geht der Ton zurück?“ –„Auf den Lebensodem“ –„Worauf geht der Lebensodem zurück?“ –„Auf die Nahrung.“ –„Worauf geht die Nahrung zurück?“ –„Auf das Wasser.“
5. „Worauf das Wasser?“ –„Auf jene Welt.“ –Worauf jene Welt?“ –„Über die Himmelswelt kann man es nicht hinausführen“, erwiderte er, „Als die Himmelswelt stelle ich das Saman fest, denn was im (Sym-bol des) Saman gepriesen wird, das ist der Himmel.“ –
6. Da sprach Shilaka Shalavatya zu Caikitayana Dalbhya: „Dein Sa-man ist ja ohne Fundament, o Dalbhya, und wenn jetzt einer sprä-che: „dein Kopf soll zerspringen!“, so würde dein Kopf zerspringen.“
7. „Wohlan, so lass mich es von dir, o Herr, erfragen!“ –„Erfrage es“, so sprach er.
„Worauf geht jene Welt zurück?“, so fragte jener. –„Auf diese Welt“, war die Antwort. –„Und worauf geht diese Welt zurück?“ –„Über die Fundamentwelt kann man es nicht hinausführen“, erwiderte er, „als die Fundamentwelt stelle ich das Saman fest, denn was im (Symbol des) Saman gepriesen wird, das ist das Fundament“.
8. Da sprach zu ihm Pravahana Jaivali: „Dein Saman ist ja endlich, o Shalavatya, und wenn jetzt einer spräche: „dein Kopf soll zersprin-gen!“, so würde dein Kopf zerspringen“ –„Wohlan, so lass mich es von dir, o Herr, erfragen!“ –„Erfrage es“, so sprach er.

Neunter Khanda
1. „Worauf geht diese Welt zurück?“ so fragte jener. –„Auf den Akas-ha“, erwiderte er, „denn der Akasha ist es, aus dem alle diese We-sen hervorgehen, und in welchen sie wieder untergehen, der Akas-ha ist älter als sie alle, der Akasha ist der letzte Ausgangspunkt.
2. Dieser ist der allervortrefflichste Udgitha, er ist der unendliche. –Allervortrefflichstes wird dem zu teil, die allervortrefflichsten Welten gewinnt, wer dieses also wissend, den allervortrefflichsten Udgitha verehrt! –
3. Diesen lehrte vor dem Atidhanvan Shaunaka dem Udarashandilya und sprach: „Solange sie in dieser Nachkommenschaft den Udgitha als diesen wissen werden, so lange wird ihnen in dieser Welt das al-lervortrefflichste Leben zu teil werden,
4. und auch in jener Welt eine Heimstätte.“ Und wer diesen, solches wissend, verehrt, dem wird in dieser Welt das allervortrefflichste Leben zu teil und auch in jener Welt eine Heimstätte, –in jener Welt eine Heimstätte.“

Zehnter Khanda
1. In dem von Hagelschlag betroffenen Lande der Kurus wohnte mit seiner Gattin Atiki, Ushasti Cakrayana, indem er sich im Dorfe ei-nes reichen Mannes in Armut umhertrieb.
2. Da sah er den reichen Mann, wie er ein Gericht Bohnen aß, und bettelte ihn an. Der erwiderte ihm: „Es ist nicht mehr davon da, als was man mir hier vorgesetzt hat.“
3. „So gib mir von denen“, bat er, und jener gab ihm davon. „Da ist auch ein Trunk dazu“, fügte er hinzu. Aber der andere sprach: „Dann würde ich ja den Überrest eines anderen trinken“ (welches verunreinigt).
4. „Aber diese (von dir angenommenen Bohnen) hier sind doch auch ein Überrest“ –„Wenn ich die nicht äße, so könnte ich nicht leben“, versetzte er, „aber Wasser zu trinken, steht in meinem Belieben.“
5. Nachdem er gegessen, brachte er die übrig gebliebenen seinem Weibe. Die aber hatte schon vorher reichlich zu essen gefunden, nahm jene in Empfang und verwahrte sie.
6. Am andern Morgen sprang er auf und rief: „Wüsste ich nur an Es-sen zu kommen (mich für die Wanderung zu stärken), so wüßte ich auch an einiges Geld zu kommen. Der Raja so und so ist im Begriff, ein Opfer vollbringen zu lassen; der würde mich zu allen Priester-ämtern wählen.“
7. Sein Weib sprach: „Nun, da sind ja noch die Bohnen, Mann!“ –Da aß er sie und ging zu jenem bereits angegangenen Opfer hin.
8. Da kam er zu den Udgatars wie sie gerade auf dem dazu bestimm-ten Platze das Stotram anstimmen wollten und setzte sich zu ihnen hin. Und er sprach zum Prastotar:
9. „Prastotar! die Gottheit, welche an dem Prastava beteiligt ist, wenn du, ohne die zu wissen, den Prastava singen wirst, so muß dein Kopf zerspringen.“
10. Ebenso sprach er zum Udgatar : „Udgatar ! Die Gottheit, welche an dem Udgitha beteiligt ist, wenn du, ohne die zu wissen, den Udgitha singen wirst, so muß dein Kopf zerspringen.“
11. Ebenso sprach er zum Pratihartar: „Pratihartar! die Gottheit, welche an dem Pratihara beteiligt ist, wenn du, ohne die zu wissen, den Pratihara singen wirst, so muß dein Kopf zerspringen.“
Da ließen sie ab und saßen schweigend da.

Elfter Khanda
1. Da sprach der Veranstalter des Opfers zu ihm: „Herr, ich wünsche zu wissen, wer du bist“ –Er sprach: „Ushasti Cakrayana bin ich.“
2. Und jener sprach: „Dich, o Herr, habe ich ringsherum gesucht, um dich mit allen diesen Priesterämtern zu betrauen; und nur, weil ich dich nicht finden konnte, habe ich andre gewählt.
3. Jetzt bist du mir, o Herr, zu teil geworden für alle Priesterämter.“ –„So sei es“, sprach er, „doch mögen immerhin diese da mit zugelas-sen werden, das Stotram zu singen. Nur musst du (da ich nicht mit ihnen teilen mag) mir ebensoviel Lohn geben, wie du ihnen (zu-sammen) geben wirst.“
4. Da näherte sich ihm der Prastotar und sprach: „Du sagtest zu mir, o Herr: „Prastotar, die Gottheit, welche an dem Prastava beteiligt ist, wenn du, ohne die zu wissen, den Prastava singen wirst, so muss dein Kopf zerspringen.“ So sage: Welches ist diese Gottheit?“
5. „Der Odem“, so antwortete er. „Denn alle diese Geschöpfe ziehen mit dem Odem ein und mit dem Odem ziehen sie wieder aus (aus dem Leibe). Das ist die Gottheit, die an dem Prastava beteiligt ist. Hättest du, ohne diese zu wissen, den Prastava gesungen, so wäre dein Kopf zersprungen, nachdem du also von mir gewarnt worden.“
6. Da näherte sich ihm der Udgatar und sprach: „Du sagtest zu mir, o Herr: „Udgatar , die Gottheit, welche an dem Udgitha beteiligt ist, wenn du, ohne die zu wissen, den Udgitha singen wirst, so muss dein Kopf zerspringen.“ So sage: Welches ist diese Gottheit?“
7. „Die Sonne“, so antwortete er. „Denn alle diese Geschöpfe singen (gayanti) die hoch (uccaih) gestiegene Sonne an. Das ist die Gott-heit, die an dem Udgitha beteiligt ist. Hättest du, ohne diese zu wissen, den Udgitha gesungen, so wäre dein Kopf zersprungen, nachdem du also von mir gewarnt worden.“
8. Da näherte sich ihm der Pratihartar und sprach: „Du sagtest zu mir, o Herr: „Pratihartar, die Gottheit, welche an dem Pratihara be-teiligt ist, wenn du, ohne die zu wissen, den Pratihara singen wirst, so muss dein Kopf zerspringen.“ So sage: welches ist diese Gott-heit?“
9. „Die Nahrung“, so antwortete er. „Denn alle diese Geschöpfe leben, indem sie Nahrung zu sich nehmen (pratiharamanani). Das ist die Gottheit, die an dem Pratihara beteiligt ist. Hättest du, ohne diese zu wissen, den Pratihara gesungen, so wäre dein Kopf zersprungen, nachdem du also von mir gewarnt worden, –also von mir gewarnt worden.“

Zwölfter Khanda
1. Nunmehr daher der Hunde-Udgitha.
Also Baka Dalbhya, - der da auch heißt Glava Maitreya – der ging auf die Wanderschaft, um zu studieren.
2. Da erschein ihm ein weißer Hund; zu dem kamen andre Hunde ge-laufen und sprachen: „O Herr, ersinge für uns Nahrung, denn wir haben Hunger!“
3. Und er sprach zu ihnen: „Trefft morgen früh mit mir allhier zu-sammen.“ Dieses beschloss Baka Dalbhya –der da auch heißt Gla-va Maitreya – abzuwarten.
4. Da kamen sie herangezogen, wie die Priester, wenn sie das Bahish-pavamana-Stotram singen wollen, einander (am Kleide) anfassend, heranziehen. Und sie setzten sich nieder und stimmten das Hin an.
5. Und sie sangen: „Om! ich möchte essen, Om! ich möchte trinken; Om! möge der Gott Varuna , Prajapati und Savitar Nahrung herbei-schaffen; o Nahrungsherr, Nahrung schaffe herbei, – schaffe herbei! Om!“

Dreizehnter Khanda
1. ha-a ist diese Welt (kommt im Rathantaram vor, welches die Erde ist);
ha-i ist der Wind (kommt im Vamadevyam vor, welches aus Wind und Wasser entsprungen ist);
atha ist der Mond (weil a an annam (Nahrung) und tha an sthitam (bestehend) anklingt, der Mond aber seinem Wesen nach Nahrung ist);
iha ist der Leib (Atman, weil er „hier“ gegenwärtig ist);
i ist Agni (weil alle Samans an Agni mit i auslauten);
2. u ist Aditya (weil er u-rdhva „hoch oben“ ist);
e ist der Herbeiruf (wegen e-hi „komm herbei“); an-ho-i sind die Vishve devah (weil dieser Ruf in Vaishvadevyam vorkommt);
hin ist Prajapati (denn Prajapati ist anirukta, und hin ist avyak-tam); svara (der Ton) ist Prana (der Hauch) (weil auf ihm beru-hend);
ya ist Nahrung (weil alles durch Nahrung ya-ti, in Gang kommt);
rac ist Viraj (weil im Vairajam vorkommend);
3. hun ist der unbestimmbare dreizehnte Singlaut, der unstäte.
4. Dem lässt die Rede Melktrank strömen, den Melktrank, der der Re-de eigen ist, der wird nahrungsreich, nahrunggenießend, wer also von den Samalauten diesen Geheimsinn (upanishad) kennt, – die-sen Geheimsinn kennt (vgl. 1,3,7).
Zweiter Prapathaka
Erster Khanda
1. Die Verehrung des gesamten Saman ist das Gute: denn das Gute, sagt man, ist Saman und das Nichtgute ist NichtSaman (asaman).
2. Darum sagt man ja auch: „er nahte ihm mit Saman (Freundlich-keit)“ und meint damit: „er nahte ihm mit Güte“. Oder: „er nahte ihm mit asaman (Unfreundlichkeit)“, und meint damit: „er nahte ihm mit Ungüte“.
3. Ferner sagt man ja auch: „ei, wir haben ja Saman (Reichtum)“, wenn man Gut hat, und meint damit: „wir haben ja Gut“. Oder: „ei, wir haben ja kein Saman“, wenn man kein Gut hat, und meint da-mit: „wir haben ja kein Gut“.
4. Wer, dieses also wissend, das Saman als das Gute verehrt, bei dem ist Hoffnung, dass gute Sitten bei ihm (selbst) sich einstellen und (die guten Sitten andrer) sich zu ihm hingezogen fühlen.

Zweiter Khanda
1. In den Welträumen (d.h. indem man in ihm die Welträume versinn-bildlicht sieht) soll man das fünffache Saman verehren:
hinkara ist die Erde,
prastava das Feuer,
udgitha der Luftraum,
pratihara die Sonne,
nidhanam der Himmel.
So in den aufsteigenden.
2. Nunmehr in den rücklaufenden:
hinkara ist der Himmel,
prastava die Sonne,
udgitha der Luftraum,
pratihara das Feuer,
nidhanam die Erde.
3. Dem sind die Weltteile förderlich, die aufsteigenden und die rück-laufenden, wer, dieses also wissend, in den Weltteilen das fünffache Saman verehrt.

Dritter Khanda
1. Im Regen soll man das fünffache Saman verehren (Br. 1,12,9 fg. 1,36,1):
hinkara ist der vorhergehende Wind,
prastava, dass die Wolke sich bildet,
udgitha, dass es regnet,
pratihara, dass es blitzt und donnert,
2. nidhanam, dass es aufhört zu regnen.
Dem regnet es, der macht, dass es regnet, wer, dieses also wissend, im Regen das fünffache Saman verehrt.

Vierter Khanda
1. In allen Wassern soll man das fünffache Saman verehren:
hinkara ist, dass die Wolke sich zusammenballt,
prastava, dass es regnet,
udgitha sind die nach Osten strömenden,
pratihara die nach Westen strömenden Wasser,
nidhanam ist der Ozean.
2. Der kommt nicht um in den Wassern, der wird reich an Wasser, wer, dieses also wissend, in allen Wassern das fünffache Saman verehrt.

Fünfter Khanda
1. In den Jahreszeiten soll man das fünffache Saman verehren
hinkara ist der Frühling,
prastava der Sommer,
udgitha die Regenzeit,
pratihara der Herbst,
nidhanam der Winter.
2. Dem sind die Jahreszeiten förderlich, der wird reich an Jahreszei-ten (der lebt lange), wer, dieses also wissend, in den Jahreszeiten das fünffache Saman verehrt.


Sechster Khanda
1. In den Haustieren soll man das fünffache Saman verehren:
hinkara sind die Ziegen,
prastava die Schafe,
udgitha die Kühe,
pratihara die Pferde,
nidhanam der Mensch.
2. Dessen Haustiere gedeihen, der wird reich an Haustieren, wer, die-ses also wissend, in den Haustieren das fünffache Saman verehrt.

Siebenter Khanda
1. In den Lebenshauchen soll man das fünffache, allervortrefflichste Saman verehren:
hinkara ist der Odem,
prastava die Rede,
udgitha das Auge,
pratihara das Ohr,
nidhanam das Manas ;
dieses nämlich sind die allervortrefflichsten (Welterscheinungen).
2. Dem wird Allervortrefflichstes zu teil, der gewinnt die allervortreff-lichsten Welten, wer, dieses also wissend, in den Lebenshauchen das fünffache, allervortrefflichste Saman verehrt.
So viel von dem fünffachen.

Achter Khanda
1. Nunmehr von dem siebenfachen.
In der Rede soll man das siebenfache Saman verehren; hinkara ist alles, was in der Rede hun lautet, prastava alles pra, adi alles a.
2. udgitha alles ud, pratihara alles prati, upadrava alles upa, nidha-nam alles ni.
3. Dem lässt die Rede Melktrank strömen, den Melktrank der der Rede eigen ist, der wird nahrungsreich, nahrungsgenießend, wer, dieses also wissen, in der Rede das siebenfache Saman verehrt (vgl. 1.3.7. 1.13.4).

Neunter Khanda
1. Weiter auch soll man als jene Sonne das siebenfache Saman vereh-ren. Sie bleibt sich allezeit gleich (sama), darum ist sie Saman; „auf mich scheint sie, auf mich“ sagt man, denn sie hält es mit jedem gleich (sama), darum ist sie Saman.
2. Mit ihr aber sind alle diese Wesen verknüpft, das soll man wissen (vgl. Br. 1.11-12.)
hinkara ist ihr Stand vor ihrem Aufgange; mit diesem ihrem Stande sind die Haustiere verknüpft, darum machen sie: hin!! Denn sie haben teil an dem Hinkara dieses Saman.
3. prastava ist ihr Stand, wenn sie eben aufgegangen; mit diesem ih-rem Stande sind die Menschen verknüpft, darum lieben sie prastuti (Lob) und prashausa (Preis). Denn sie haben teil an dem Prastava dieses Saman.
4. adi ist ihr Stand zur Melkzeit der Kühe; mit diesem ihrem Stande sind die Vögel verknüpft; darum können sie, indem sie im Luft-raum ohne Stütze sich selbst halten (adaya) herumfliegen. Denn sie haben teil an dem Adi dieses Saman.
5. udgitha ist ihr Stand gerade um die Mittagszeit; mit diesem ihrem Stande sind die Götter verknüpft, darum sind sie die besten unter den Kindern Prajapatis. Denn sie haben teil an dem Udgitha dieses Saman.
6. pratihara ist ihr Stand nach Mittag und vor dem (späteren) Nach-mittag: mit diesem ihrem Stande sind die Embryos verknüpft, dar-um fallen sie nicht herunter, obwohl sie in der Schwebe gehalten (pratihrita) werden. Denn sie haben teil an dem Pratihara dieses Saman.
7. upadrava ist ihr Stand nach dem Nachmittag und vor dem Unter-gang: mit diesem ihrem Stande sind die Waldtiere verknüpft; daher sie, wenn sie einen Menschen erblicken, in die Höhle als Schlupf-winkel laufen (upadravanti). Denn sie haben teil an dem Upadrava dieses Saman.
8. nidhanam ist ihr Stand, wenn sie eben untergegangen ist: mit die-sem ihrem Stande sind die Väter verknüpft, darum setzt man die-selben (d.h. ihre nicht verbrannten Gebeine) bei (nidadhati). Denn sie haben teil an dem Nidhanam dieses Saman. In dieser Weise ver-ehrt man als jene Sonne das siebenfache Saman.

Zehnter Khanda
1. Weiter auch soll man das siebenfache Saman als das an sich selbst (an seiner eignen Silbenzahl) gemessene, über den Tod hinausfüh-rende verehren.
hinkara ist dreisilbig und prastva ist dreisilbig, das ist gleich (sa-ma).
2. adi ist zweisilbig und pratihara ist viersilbig, eins davon ab und zu jenem, so ist es gleich.
3. udgitha ist dreisilbig und upadrava viersilbig; drei und drei sind gleich, und eine Silbe schießt über, so bleiben drei Silben, das ist gleich.
4. nidhanam ist dreisilbig, also gleich. Macht zusammen zweiund-zwanzig Silben.
5. Mit einundzwanzig gelangt man zur Sonne; denn jene Sonne ist von hier aus der einundzwanzigste; durch die zweiundzwanzigste ge-winnt man das Gebiet jenseits der Sonne; das ist der Himmel (na-kam), das ist das Leidlose (als na-a-kam nicht-Un-freude).
6. Der erlangt den Gewinn der Sonne, dessen Gewinn ist über den Gewinn der Sonne hinaus, wer, dieses also wissend, als das an sich selbst gemessene, über den Tod hinausführende das siebenfache Saman verehrt, –Saman verehrt.

Elfter Khanda
1. hinkara ist das Manas ,
prastava die Rede,
udgitha das Auge,
pratihara das Ohr,
nidhanam der Odem;
dies ist das Gayatram als verwoben in die Lebenshauche.
2. Wer also dieses Gayatram als in die Lebenshauche verwoben weiß, der bleibt der Lebenshauche teilhaft, der kommt zur vollen Lebens-dauer, lebt lange, wird groß an Nachkommenschaft und Vieh und groß an Ruhm.
Seine Maxime ist, großen Sinnes (mahamanas ) zu sein.

Zwölfter Khanda
1. hinkara ist, wenn man die Hölzer reibt,
prastava, wenn der Rauch sich bildet,
udgitha, wenn das Holz flammt
pratihara, wenn die Kohlen entstehen,
nidhanam, wenn das Feuer verglüht,
nidhanam, wenn es erlischt;
dies ist das Rathantaram als verwoben in das Feuer.
2. Wer also dieses Rathantaram als in das Feuer verwoben weiß, der wird der Brahmanenwürde teilhaft, wird ein Nahrungsesser, der kommt zur vollen Lebensdauer, lebt lange, wird groß an
Nachkommenschaft und Vieh und groß an Ruhm.
Seine Maxime ist, dass er nicht gegen das Feuer hin den Mund ausspült oder ausspuckt.

Dreizehnter Khanda
1. hinkara ist, wenn man eine anspricht,
prastava, wenn man den Antrag macht,
udgitha, wenn man mit dem Weibe liegt,
pratihara, wenn man aufliegend mit ihr liegt,
nidhanam, wenn man zum Ziele kommt,
nidhanam, wenn man darüber hinaus kommt;
dies ist das Vamadevyam als verwoben in die Begattung.
2. Wer also dieses Vamadevyam als in die Begattung verwoben weiß, der wird der Begattung teilhaft, pflanzt sich aus jeder Begattung fort, der kommmt zur vollen Lebensdauer, lebt lange, wird groß an Nachkommenschaft und Vieh und groß an Ruhm.
Seine Maxime ist, dass er sich keiner entzieht.

Vierzehnter Khanda
1. hinkara ist die aufgehende Sonne,
prastava die aufgegangene,
udgitha der Mittag,
pratihara der Nachmittag,
nidhanam die untergehende Sonne;
dies ist das Brihad als verwoben in die Sonne.
2. Wer also dieses Brihad als in die Sonne verwoben weiß, der wird feurig, wird ein Nahrungsesser, der kommt zur vollen Lebensdauer, lebt lange, wird groß an Nachkommenschaft und Vieh und groß an Ruhm.
Seine Maxime ist, dass er die Sonne, auch wenn sie brennt, nicht tadelt.

Fünfzehnter Khanda
1. hinkara ist, wenn die Dünste zusammenfließen,
pratihra, wenn die Wolke sich bildet,
udgitha, wenn es regnet,
pratihara, wenn es blitzt und donnert,
nidhanam, wenn es aufhört zu regnen;
dies ist das Vairupam als verwoben in den Regen.
2. Wer also dieses Vairupam als in den Regen verwoben weiß, der hat in seinem Stalle Vieh von verschiedener Art (virupa) und von schö-ner Art (surupa), der kommt zur vollen Lebensdauer, lebt lange, wird groß an Nachkommenschaft und Vieh und groß an Ruhm.
Seine Maxime ist, dass er den Regen, wenn er strömt, nicht tadelt.

Sechzehnter Khanda
1. hinkara ist der Frühling,
prastava der Sommer,
udgitha die Regenzeit,
pratihara der Herbst,
nidhanam der Winter;
dies ist das Vairajam als verwoben in die Jahreszeiten.
2. Wer also dieses Vairajam als in die Jahreszeiten verwoben weiß, der glänzt (virajati) durch Nachkommenschaft, Vieh und Brahmanen-würde, der kommt zur vollen Lebensdauer, lebt lange, wird groß an Nachkommenschaft und Vieh und groß an Ruhm.
Seine Maxime ist, dass er die Jahreszeiten nicht tadelt.

Siebzehnter Khanda
1. hinkara ist die Erde,
prastava der Luftraum,
udgitha der Himmel,
pratihara die Himmelsgegenden,
nidhanam der Ozean;
dies sind die Shakvari-Verse als verwoben in die Welträume.
2. Wer also diese Shakvari-Verse als in die Welträume verwoben weiß, der wird der Welträume teilhaft, der kommt zur vollen Lebensdau-er, lebt lange, wird groß an Nachkommenschaft und Vieh und groß an Ruhm.
Seine Maxime ist, dass er die Welträume nicht tadelt.

Achtzehnter Khanda
1. hinkara sind die Ziegen,
prastava die Schafe,
udgitha die Rinder,
pratihara die Rosse,
nidhanam der Mensch;
dies sind die Revati-Verse als verwoben in die Haustiere.
2. Wer also diese Revati-Verse als in die Haustiere verwoben weiß, der wird reich an Haustieren, der kommt zur vollen Lebensdauer, lebt lange, wird groß an Nachkommenschaft und Vieh und groß an Ruhm.
Seine Maxime ist, dass er die Haustiere nicht tadelt.

Neunzehnter Khanda
1. hinkara ist das Haar,
prastava die Haut,
udgitha das Fleisch,
pratihara die Knochen,
nidhanam das Mark;
dies ist das Yajnayajniyam als verwoben in die Körperbestandteile.
2. Wer also dieses Yajnayajniyam als in die Körperbestandteile verwo-ben weiß, der wird der Körperbestandteile teilhaft, wird nicht ge-brechlich an einem Körperbestandteile, der kommt zur vollen Le-bensdauer, lebt lange, wird groß an Nachkommenschaft und Vieh und groß an Ruhm.
Seine Maxime ist, dass er ein Jahr lang nicht vom Marke isst oder überhaupt nicht vom Marke isst.

Zwanzigster Khanda
1. hinkara ist Agni (Feuer),
prastava Vayu (Wind),
udgitha Aditya (Sonne),
pratihara die Nakshatra (Mondhäuser),
nidhanam Candramas (Mond);
dies ist das Rajanam als verwoben in die Gottheiten.
2. Wer also dieses Rajanam als in die Gottheiten verwoben weiß, der geht mit diesen Gottheiten in Weltgemeinschaft, Machtgemein-schaft, Lebensgemeinschaft ein, der kommt zur vollen Lebensdau-er, lebt lange, wird groß an Nachkommenschaft und Vieh und groß an Ruhm.
Seine Maxime ist, dass er die Brahmanen (als die Vertreter der Göt-ter) nicht tadelt.

Einundzwanzigster Khanda
1. hinkara ist die dreifache Wissenschaft (der Veden),
prastava die drei Welträume (Erde, Luftraum, Himmel),
udgitha Agni, Vayu, Aditya (ihre Regenten),
pratihara die Sterne, Vögel, Strahlen,
nidhanam die Schlangen, Gandharvas Väter;
dies ist das Saman als verwoben in das Weltall.
2. Wer also dieses Saman als in das Weltall verwoben weiß, der wird zum Weltall.
3. Darüber ist dieser Vers:
Die, welche fünfmal je zu drei sind,
Nichts Höheres als diese ist vorhanden;
4. Wer dieses weiß, der weiß das Weltall,
Dem bringen Spende alle Weltenpole.
„Ich bin das Weltall!“ Dieses Bewusstsein zu verehren ist seine Ma-xime, –seine Maxime.


Zweiundzwanzigster Khanda
1. „Ich wähle die viehartig brüllende (Vortragsweise) des Saman“, so heißt es vom Udgitha das Agni; der undeutliche (verschleierte) ge-hört dem Prajapati, der deutliche dem Soma an. Weich und zart ist die (Sangweise) des Vayu, zart und doch kräftig die des Indra ; die brachvogelartige ist dem Brihaspati, die (wie zersprungenes Metall) misstönige dem Varuna eigen. –Man soll diese alle ehren, die des Varuna aber (beim Gebrauche) lieber meiden.
2. Man singe mit der Absicht, den Göttern Unsterblichkeit zu ersin-gen; oder man mag mit der Absicht, den Vätern den Labetrank, den Menschen was sie hoffen, dem Vieh Gras und Wasser, dem Veran-stalter des Opfers, die Himmelswelt und für sich selbst Nahrung zu ersingen, –indem man dabei auch was jetzt folgt im Geiste erwägt. –wohlbedacht das Stotram anstimmen.
3. Alle Vokale sind Verkörperungen des Indra , alle Zisch- und Hauch-laute Verkörperungen des Prajapati, alle Mutae Verkörperungen des Mrityu (Todes). – Sollte man den (der solches weiß) in betreff der Vokale (in seinem Vortrage) tadeln, so erwidere er: „Ich habe mich in den Schutz des Indra begeben, der wird dir antworten.“
4. Sollte man ihn in betreff der Zisch- und Hauchlaute tadeln, so er-widere er: „Ich habe mich in den Schutz des Prajapati begeben, der wird dich zermalmen.“ Sollte man ihn in betreff der Mutae tadeln, so erwidere er: „Ich habe mich in den Schutz des Mrityu begeben, der wird dich verbrennen.“
5. Alle Vokale müssen volltönend und kräftig ausgesprochen werden, indem man dabei denkt“ „Dem Indra möge ich Kraft geben.“ Alle Zisch- und Hauchlaute müssen unverschluckt und ungestoßen, of-fen ausgesprochen werden, indem man dabei denkt: „Dem Prajapa-ti möge ich mein Selbst anvertrauen.“ Alle Mutae müssen ein wenig unverbunden ausgesprochen werden, indem man dabei denkt: „Vor Mritya möge ich mein Selbst bewahren.“

Dreiundzwanzigster Khanda
1. Es gibt drei Zweige der (religiösen) Pflicht: Opfer, Vedastudium und Almosengeben ist der erste; Askese ist der zweite; der Brahman-schüler, der im Hause des Lehrers wohnt, ist der dritte, wofern derselbe sich für immer im Hause des Lehrers niederlässt. Diese al-le bringen als Lohn heilige Welten; wer aber im Brahman feststeht, geht zur Unsterblichkeit ein.
2. Prajapati bebrütete die Welträume; aus ihnen, da er sie bebrütete, floß die dreifache Wissenschaft (der Veden). Diese bebrütete er: aus ihr, da er sie bebrütete, flossen diese Laute: bhur, bhuvah, svar (Erde, Luftraum, Himmel).
3. Diese bebrütete er: aus ihnen, da er sie bebrütete, floss der Laut Om. Darum, gleichwie durch einen Nagel (canku) alle Blätter zu-sammengebohrt (samtrinna) werden, also ist durch den Laut Om al-le Rede zusammengebohrt; der Laut Om ist diese ganze Welt, - der Laut Om ist diese ganze Welt.

Vierundzwanzigster Khanda
1. Die Brahmanenlehrer sagen: „Wenn den Vasus die Frühspende, den Rudras die Mittagspende, den Adityas und Vicve devah die dritte Spende gehört,
2. wo bleibt da ein Platz für den Opferherrn (da alle drei Weltgebiete, Erde, Luftraum und Himmel, von den genannten Götterklassen ihm vorweggenommen sind)?“ Wer diesen (Platz) nicht weiß, wie kann der (mit Erfolg) opfern? Darum opfere man, indem man ihn weiß.
3. Vor der Aufforderung zum Frühgebete (mit dem die Morgenkelte-rung beginnt) soll sich der Opferherr hinter das Garhapatya-Feuer mit dem Gesicht nach Norden setzen und folgendes Saman an die Vasus anstimmen:
4. „Öffne die Pforte zum Weltraum (der Erde),
„dass wir dich schauen, Herrschaft zu erlangen!“
5. Sodann opfert er und spricht: „Verehrung dem Angi, dem Erdebe-sitzer, dem Weltraumbesitzer! O mache mir, dem Opferherrn, eine Stätte ausfindig! Ja, da ist sie, die Stätte des Opferherrn; gehen werde
6. dorthin ich, der Opferherr, nach diesem Leben. Svaha! Schiebe den Riegel auf!“ so spricht er und erhebt sich. Ihm geben dann die Va-sus von der Frühspende mit (samprayacchanti).
7. Vor der Aufforderung zur Mittagspende soll sich der Opferherr hin-ter das Agnidhriya-Feuer mit dem Gesicht nach Norden setzen und folgendes Saman an die Rudra ’s anstimmen:
8. „Öffne die Pforte zum Weltraum (des Luftraums),
„dass wir dich schauen, Weitherrschaft zu erlangen!“
9. Sodann opfert er und spricht: „Verehrung dem Vayu, dem Luft-raumbesitzer, dem Weltraumbesitzer! O mache mir, dem Opfer-herrn, eine Stätte ausfindig! Ja, da ist sie, die Stätte des Opfer-herrn; gehen werde
10. dorthin ich, der Opferherr, nach diesem Leben. Svaha! Schiebe den Riegel auf!“ So spricht er und erhebt sich. Ihm geben dann die Rudras von der Mittagspende mit.
11. Vor der Aufforderung zur dritten Spende soll sich der Opferherr hinter das Ahavaniya-Feuer mit dem Gesicht nach Norden setzen und folgendes Saman an die Adityas und die Vicve devah anstim-men:
12. „Öffne die Pforte zum Weltraum (des Himmels),
„dass wir dich schauen, Selbstherrschaft zu erlangen!“
13. so an die Adityas; sodann an die Vicve devah:
„Öffne die Pforte zum Weltraum (des Himmels),
„dass wir dich schauen, Allherrschaft zu erlangen!“
14. Sodann opfert er und spricht: „Verehrung den Adityas und den Vic-ve devah, den Himmelsbesitzern, den Weltraumbesitzern! O machet mir, dem Opferherrn, eine Stätte ausfindig!
15. Ja, da ist sie, die Stätte des Opferherrn; gehen werde dorthin ich, der Opferherr, nach diesem Leben. Svaha! Schiebet den Riegel auf!“ So spricht er und erhebt sich.
16. Ihm geben dann die Adityas und die Vicve devah von der dritten Spende mit.
Wahrlich, der kennt des Opfers Maß und Ziel, wer solches weiß, - wer solches weiß.
Dritter Prapathka
Erster Khanda
1. Die Sonne dort ist der Honig der Götter. Dabei ist das Quergestell (an dem die Waben hängen) der Himmel, die Waben sind der Luft-raum, die Brut sind die Lichtelemente.
2. Die östlichen Strahlen der Sonne, die sind die östlichen Honigzel-len; die Bienen sind die Rigverse, die Blume ist der Rigveda, die Nektarflüssigkeit ist diese, dass jene Rigverse
3. den Rigveda bebrüteten, und aus ihm, da er bebrütet wurde, Ruhm, Kraft, Stärke, Mannheit und Nahrung als Saft hervorging;
4. Dieser zerfloss und lagerte sich um die Sonne herum; es ist das, was an jener Sonne das rote Aussehen ist.

Zweiter Khanda
1. Die südlichen Strahlen der Sonne, die sind die südlichen Honigzel-len; die Bienen sind die Yajussprüche, die Blume ist der Yajurveda, die Nekarflüssigkeit ist diese,
2. dass jene Yajussprüche den Yajurveda bebrüteten, und aus ihm, da er bebrütet wurde, Ruhm, Kraft, Stärke, Mannheit und Nahrung als Saft hervorging;
3. dieser zerfloss und lagerte sich um die Sonne herum; es ist das, was an jener Sonne das weiße Aussehen ist.

Dritter Khanda
1. Die westlichen Strahlen der Sonne, die sind die westlichen Honig-zellen; die Bienen sind die Samalieder, die Blume ist der Samave-da, die Nektarflüssigkeit ist diese
2. dass jene Samalieder den Samaveda bebrüteten, und aus ihm, da er bebrütet wurde, Ruhm, Kraft, Stärke, Mannheit und Nahrung als Saft hervorging;
3. dieser zerfloss und lagerte sich um die Sonne herum; es ist das, was an jener Sonne das schwarze Aussehen ist.

Vierter Khanda
1. Die nördlichen Strahlen der Sonne, die sind die nördlichen Honig-zellen; die Bienen sind die Atharvaverse, die Blumen sind die epi-schen und mythologischen Gedichte, die Nektarflüssigkeit ist diese,
2. dass jene Atharvaverse die epischen und mythologischen Gedichte bebrüteten, und aus ihnen, da sie bebrütet wurde, Ruhm, Kraft, Stärke, Mannheit und Nahrung als Saft hervorging;
3. dieser zerfloss und lagerte sich um die Sonne herum; es ist das, was an jener Sonne das tiefschwarze Aussehen ist.

Fünfter Khanda
1. Die aufwärts gehenden Strahlen der Sonne, die sind die aufwärts gehenden Honigzellen; die Bienen sind die geheimen Unterweisun-gen, die Blume ist das Brahman, die Nektarflüssigkeit ist diese,
2. dass jene geheimen Unterweisungen das Brahman bebrüteten, und aus ihm, da es bebrütet wurde, Ruhm, Kraft, Stärke, Mannheit und Nahrung als Saft hervorging; der zerfloss und lagerte sich um die Sonne herum: es ist das, was an jener Sonne in der Mitte wallt.
3. Diese fürwahr, die Upanishadsäfte, sind die Säfte der Säfte; denn die Veden sind die Säfte, und sie sind davon die Säfte. Sie sind der Nektar des Nektars; denn die Veden sind Nektar, und sie sind da-von der Nektar.

Sechster Khanda
1. Was nun jener erste Nektar des Rigveda ist, von dem leben die Va-sus durch Agni als Mund; denn die Götter essen nicht und trinken nicht, sondern indem sie jenen Nektar schauen, werden sie satt.
2. Dieselben tauchen in jenes rote Aussehen der Sonne ein, um sich an ihm schauend zu sättigen, und treten aus ihm wieder hervor.
3. Wer nun diesen Nektar also weiß, der wird zu einem der Vasus, und durch Agni als Mund sättigt er sich an jenem Nektar, indem er ihn schaut. Auch er taucht in jenes Aussehen der Sonne ein und geht aus ihm wieder hervor.
4. Solange die Sonne im Osten aufgehen und im Westen untergehen wird, so lange wird er über die Vasus Oberherrlichkeit und Selbst-herrschaft erlangen.

Siebenter Khanda
1. Was nun jener zweite Nektar des Yajurveda ist, von dem leben die Rudras durch Indra als Mund; denn die Götter essen nicht und trinken nicht, sondern indem sie jenen Nektar schauen, werden sie satt.
2. Dieselben tauchen in jenes weißes Aussehen der Sonne ein und tre-ten aus ihm wieder hervor.
3. Wer nun diesen Nektar also weiß, der wird zu einem der Rudras, und durch Indra als Mund sättigt er sich an jenem Nektar, indem er ihn schaut. Auch er taucht in jenes Aussehen der Sonne ein und geht aus ihm wieder hervor.
4. Solange die Sonne im Osten aufgehen und im Westen untergehen wird, zweimal solange wird sie im Süden aufgehen und im Norden untergehen, und solange wird er über die Rudras Oberherrlichkeit und Selbstherrschaft erlangen.

Achter Khanda
1. Was nun jener dritte Nektar, der des Samaveda, ist, von dem leben die Adityas durch Varuna als Mund; denn die Götter essen nicht und trinken nicht, sondern indem sie jenen Nektar schauen, wer-den sie satt.
2. Dieselben tauchen in jenes schwarze Aussehen der Sonne ein und treten aus ihm wieder hervor.
3. Wer nun diesen Nektar also weiß, der wird zu einem der Adityas und durch Varuna als Mund sättigt er sich an jenem Nektar, indem er ihn schaut. Auch er taucht in jenes Aussehen der Sonne ein und geht aus ihm wieder hervor.
4. Solange die Sonne im Süden aufgehen und im Norden untergehen wird, zweimal solange wird sie im Westen aufgehen und im Osten untergehen, und so lange wird er über die Adityas Oberherrlichkeit und Selbstherrschaft erlangen.

Neunter Khanda
1. Was nun jener vierte Nektar (des Atharvaveda) ist, von dem leben die Maruts durch Soma als Mund; denn die Götter essen nicht und trinken nicht, sondern indem sie jenen Nektar schauen, werden sie satt.
2. Dieselben tauchen in jenes (tiefschwarze) Aussehen der Sonne ein und treten aus ihm wieder hervor.
3. Wer nun diesen Nektar also weiß, der wird zu einem der Maruts, indem er ihn schaut. Auch er taucht in jenes Aussehen der Sonne ein und geht aus ihm wieder hervor. –
4. Solange die Sonne im Westen aufgehen und im Osten untergehen wird, zweimal solange wird sie im Norden aufgehen und im Süden untergehen, - und so lange wird er über die Maruts Oberherrlich-keit und Selbstherrschaft erlangen.

Zehnter Khanda
1. Was nun jener fünfte Nektar (der Upanishads) ist, von dem leben die Sadhyas durch Brahman als Mund; denn die Götter essen nicht und trinken nicht, sondern indem sie jenen Nektar schauen, wer-den sie satt.
2. Dieselben tauchen in jenes (in der Mitte wallende) Aussehen der Sonne ein und treten aus ihm wieder hervor.
3. Wer nun diesen Nektar also weiß, der wird zu einem der Sadhyas, und durch Brahman als Mund sättigt er sich an jenem Nektar, in-dem er ihn schaut. Auch er taucht in jenes Aussehen der Sonne ein und geht aus ihm wieder hervor. –
4. Solange die Sonne im Norden aufgehen und im Süden untergehen wird, zweimal solange wird sie hoch oben aufgehen und hierher-wärts untergehen, - und so lange wird er über die Sadhyas Ober-herrlichkeit und Selbstherrschaft erlangen.

Elfter Khanda
1. Aber darauf wird sie, nachdem sie nach oben aufgegangen, nicht ferner mehr aufgehen noch untergehen, sondern nur und allein in der Mitte stehen bleiben. Darüber ist dieser Vers:
2. Nicht ging sie weiter dann unter,
Nicht ging sie jemals wieder auf.
So wahr dies ist, so wahr, Götter!
Mög‘ um Brahman ich kommen nicht!
3. Wahrlich, dem geht sie nicht mehr auf und unter, dem ist es ein für allemal Tag, wer also diese Upanishad des Brahman weiß.
4. Diese Lehre hat Gott Brahman dem Prajapati verkündet, Prajapati dem Manu, Manu den Geschöpfen; diese Lehre hat dem Uddalaka Aruni, als ältestem Sohne, sein Vater als das Brahman verkündet. –
5. Darum soll sie nur dem ältesten Sohne sein Vater als das Brahman kundmachen, oder auch einem vertrauten Schüler,
6. aber keinem anderen, wer es auch sei. Und böte ihm einer dafür die wasserumgürtete Erde mit allem ihrem Reichtum: „dieses ist mehr wert“, so soll er denken, - „dieses ist mehr wert“, so soll er denken.

Zwölfter Khanda
Gayatri ist alles dieses Gewordene, was hier vorhanden; denn die Gay-atri ist die Rede, die Rede aber besingt, gaya=ti und errettet, tra=yate al-les dieses Gewordene.
Was diese Gayatri ist, das ist dasselbe, was diese Erde ist, denn in ihr ist alles dieses Gewordene gegründet und fällt nicht heraus aus ihr.
Was aber diese Erde ist, das ist dasselbe, was dieser Leib hier am Men-schen ist, denn in ihm sind diese Lebenshauche gegründet und fallen nicht heraus aus ihm.
Was aber dieser Leib am Menschen ist, das ist dasselbe, was dieses Herz hier in dem Menschen ist, denn in ihm sind diese Lebenshauche gegründet und fallen nicht heraus aus ihm.
Diese sechsfache Gayatri hat vier Füße; darüber sagt ein Vedavers:
So groß die Majestät ist der Natur,
So ist doch größer noch der Geist erhoben:
Ein Fuß von ihm sind alle Wesen nur,
Drei sind Unsterblichkeit im Himmel droben.
Was nun dieses „Brahman“ Genannte ist, das ist dasselbe, was jener Raum außerhalb des Menschen ist; und was jener Raum außerhalb des Menschen ist, das ist dasselbe, was dieser Raum innerhalb des Men-schen ist; und was dieser Raum innerhalb des Menschen ist, das ist dasselbe, was dieser Raum innerhalb des Herzens ist. Das ist das Volle, Unwandelbare.
Volles, unwandelbares Glück empfängt, wer solches weiß.

Dreizehnter Khanda
1. Eben dieses Herz nun hat fünf Götteröffnungen. Was seine östliche Öffnung ist, die ist der Einhauch, ist das Auge, ist die Sonne; die-ses Ganze soll man als Glut und Nahrung verehren; glutvoll und nahrungessend, wer solches weiß.
2. Was ferner seine südliche Öffnung ist, die ist der Zwischenhauch, ist das Ohr, ist der Mond; - dieses Ganze soll man als Schönheit und Ansehen verehren; schön und angesehen wird, wer solches weiß.
3. Was ferner seine westliche Öffnung ist, die ist der Aushauch, ist die Rede, ist das Feuer; - dieses Ganze soll man als Brahmanenwürde und Nahrung verehren; teilhaft der Brahmanenwürde und nahrun-gessend wird, wer solches weiß.
4. Was ferner seine nördliche Öffnung ist, die ist der Allhauch, ist das Manas , ist Parjanya; - dieses Ganze soll man als Ruhm und Glanz verehren; berühmt und glänzend wird, wer solches weiß.
5. Was ferner seine nach oben gerichtete Öffnung ist, die ist der Auf-hauch, ist die Haut, ist der Wind, ist der Äther; - dieses Ganze soll man als Kraft und Macht verehren; kraftvoll und machtvoll wird, wer solches weiß.
6. Dieses fürwahr sind die fünf Dienstmannen des Brahman und Tür-hüter der Himmelswelt; wer diese also als die fünf Dienstmannen des Brahman und Türhüter der Himmelswelt kennt, in dessen Fa-milie wird ein Held geboren, und er gelangt zur Himmelswelt, wer also diese als die fünf Dienstmannen des Brahman und Türhüter der Himmelswelt kennt.
7. Nun aber das Licht, welches jenseits des Himmels dort leuchtet auf dem Rücken von allem, auf dem Rücken von jenem, in den höchs-ten, allerhöchsten Welten, das ist gewisslich dieses Licht, welches inwendig hier im Menschen ist.
Seine Anschauung ist,
8. dass man hier im Leibe, wenn man ihn anfühlt, eine Wärme spürt; seine Hörung ist, dass, wenn man sich so die Ohren zuhält, so hört man gleichsam ein Gesumme, so als wäre es ein Sausen wie von einem Feuer, das brennt. Dieses soll man verehren als seine An-schauung und seine Hörung. – Der wird angesehen und Gehört, wer solches weiß, - wer solches weiß.

Vierzehnter Khanda
1. Gewisslich, dieses Weltall ist Brahman; als Tajjalan (in ihm wer-dend, vergehend, atmend) soll man es ehren in der Stille.
Fürwahr, aus Einsicht (kratu) ist der Mensch gebildet; wie seine Einsicht ist in dieser Welt, danach wird der Mensch, wenn er da-hingeschieden ist; darum möge man trachten nach Einsicht.
2. Geist ist sein Stoff, Leben sein Leib, Licht seine Gestalt: sein Rat-schluss ist Wahrheit, sein Selbst die Unendlichkeit (wörtlich: der Äther). Allwirkend ist er, allwünschend, allriechend, allschme-ckend, das All umfassend, schweigend, unbekümmert; -
3. Dieser ist meine Seele (atman) im inneren Herzen, kleiner als ein Reiskorn oder Gerstenkorn oder Senfkorn oder Hirsekorn oder ei-nes Hirsekornes Kern; -
Dieser ist meine Seele im inneren Herzen, größer als der Himmel, größer als diese Welten.
4. Der Allwirkende, Allwünschende, Allriechende, Allschmeckende, das Allumfassende, Schweigende, Unbekümmerte, dieser ist meine Seele im inneren Herzen, dieser ist das Brahman, zu ihm werde ich, von hier abscheidend, eingehen. – Wem dieses ward, führwahr, der zweifelt nicht!
Also sprach Candilya, - Candilya.

Fünfzehnter Khanda
1. Luftraum Höhlung, ErdraumBoden
Der nichtalternden Truhe ist,
Die Himmelspole sind Kanten,
Himmel die ob’re Öffnung ist.
Ja diese Truhe ist schatzreich!
Alles wird aufbewahrt in ihr.
2. An ihr heißt die östliche Himmelsgegend der Löffel (juhu, weil man nach Osten gekehrt opfert, johoti), die südliche heißt die bewälti-gende (als Sitz des Yama), die westliche heißt die Königin (als Sitz des Varuna ), die nördliche heißt die wohlhabende (als Sitz des Ku-bera). Das Junge dieser Himmelsgegenden ist der Wind.
Wer also diesen Wind als Junges der Himmelsgegenden weiß, der weint nicht Weinen um seinen Sohn.
(Der Ausführende spricht):
Ich hier weiß diesen Wind als Junges der Himmelsgegenden: möge ich nicht Weinen um einen Sohn weinen!
3. Die unverletzliche Truhe geh‘ ich an mit diesem, mit diesem, mit diesen!
Den Odem (den Wind als Weltodem) geh‘ ich an mit diesem, mit diesem, mit diesem!
bhuh geh ich an mit diesem, mit diesem, mit diesem!
bhuvah geh ich an mit diesem, mit diesem, mit diesem!
svah geh ich an mit diesem, mit diesem, mit diesem!
4. Wenn ich gesagt habe, den Odem geh‘ ich an, so ist alles dieses Gewordene, was immer vorhanden ist, der Odem, und diesen habe ich angegangen.
5. Wenn ich gesagt habe, bhuh geh‘ ich an, so habe ich damit gesagt: die Erde geh ich an, den Luftraum geh‘ ich an, den Himmel geh ich an.
6. Wenn ich gesagt habe, bhuvah geh ich an, so habe ich damit ge-sagt, Agni geh ich an, Vayu geh ich an, Aditya geh ich an.
7. Wenn ich gesagt habe, svah geh ich an, so habe ich damit gesagt, den Rigveda geh ich an, den Yajurveda geh‘ ich an, den Samaveda geh ich an, - geh ich an.

Sechzehnter Khanda
1. Wahrlich, das Opfer ist der Mensch.
Seine (ersten) vierundzwanzig Jahre sind die Frühkelterung: denn die Gayatri hat vierundzwanzig Silben,
und die Frühkelterung ist gayatri-haft. An diesem (Teile) desselben (des Opfers) sind die Vasus beteiligt:
die Vasus aber sind die Lebenshauche; denn sie sind es, welche al-les dieses (Gewordene) wohnen machen
(vasayanti). –
2. Wenn ihn in diesem Lebensalter irgend eine Krankheit quält, so soll er sprechen: „Ihr Lebenshauche, Ihr Vasus, möget ihr diese meine Frühkelterung bis zu der Mittagskelterung hin fortspinnen; möge ich nicht ein Opfer sein, welches mitten in den Lebenshauche, den Vasus abgebrochen wird!“ Wenn er so spricht, so ersteht er von ihr und wird wieder gesund.
3. Seine (folgenden) vierundvierzig Jahre sind die Mittagskelterung; denn die Trishtubh hat vierundvierzig Silben, und die Mittagskelte-rung ist trishtubh-haft. An diesem (Teile) desselben sind die Rudras beteiligt: die Rudras aber sind die Lebenshauche, denn sie sind es, welche (ausziehend) alles dieses weinen machen (rodayanti). –
4. Wenn ihn in diesem Lebensalter irgend eine Krankheit quält, so soll er sprechen: „Ihr Lebenshauche, ihr Rudras , möget ihr diese meine Mittagskelterung bis zu der Abendkelterung hin fortspinnen: möge ich nicht ein Opfer sein, welches mitten in den Lebenshauchen, den Rudra ’s abgebrochen wird!“ Wenn er so spricht, so ersteht er von ihr und wird wieder gesund.
5. Seine (folgenden) achtundvierzig Jahre sind die Abendkelterung; denn die Jagati hat achtundvierzig Silben, und die Abendkelterung ist jagati-haft An diesem (Teile) desselben sind die Adityas beteiligt. Die Adityas aber sind die Lebenshauche, denn sie sind es, welche (ausziehend) alles dieses mit sich fortnehmen (adadate). –
6. Wenn ihn in diesem Lebensalter irgend eine Krankheit quält, so soll er sprechen: „Ihr Lebenshauche, ihr Adityas, möget ihr diese meine Abendkelterung bis zu vollen Lebenslänge fortspinnen; möge ich nicht ein Opfer sein, welches mitten in den Lebenshauchen, den Aditya‘s abgebrochen wird!“ Wenn er so spricht, so ersteht er von ihr und wird wieder gesund.
7. Dieses war es, was Mahidasa, Sohn der Itara wusste, als er sprach: „Wozu quälst du mir diesen (Leib), da ich doch nicht daran zu Grunde gehen werde?“ Und er lebte ein um sechzehn vermehrtes Hundert von Jahren. – Ein um sechzehn vermehrtes Hundert von Jahren lebt, wer solches weiß.


Siebzehnter Khanda
1. Wenn einer hungert, dürstet, wenn er sich nicht freut, so ist das seine Dikska (die Weihe vor dem Somaopfer);
2. wenn er hingegen isst, trinkt und sich freut, so entspricht das (wörtlich: geht mit) den Upasad-Zeremonien (einer Vorfeier der So-makelterung, drei oder mehr Tage dauernd);
3. ferner, wenn er scherzt und lacht und Begattung übt, so entspricht das den Stotras und Castras (mit deren Gesang und Rezitation die Priester des Sama- und Rigveda die Kelterung begleiten);
4. Aber Askese, Mildtätigkeit, Rechtschaffenheit, Nichtverletzen und Wahrhaftigkeit, - die sind seine Dakshina (der den Priestern zu spendende Opferlohn).
5. Darum sagt man: „soshyati (er wird keltern, wird zeugen), asoshta (er hat gekeltert, hat gezeugt)“; jenes ist seine Neuerzeugung, dieses sein Sterben; nämlich das Sterben ist der Avabhritha (das Reini-gungsbad, mit dem die Kelterung schließt).
6. Dieses hat Ghora Angirasa dem Krishna, Sohne der Devaki, so er-klärt, und er fügte hinzu – nämlich er war frei von Begierde (wört-lich: Durst) -: „Zur Zeit des Endes soll man dann zu diesen drei Sprüchen seine Zuflucht nehmen:
Du bist das Unzerstörbare,
Du bist das Unerschütterliche,
Du bist der Lebenshauche Spitze!“
Darüber handeln auch diese beiden Rigverse:
Dann, altem Samen urentstammt,
(Schaun sie das morgenschöne Licht,
Das jenseits dort vom Himmel flammt).
Empor sind wir aus Dunkelheit,
Anschauend das erhabne Licht,
Anschauend den erhabnen Glanz,
Zum gottumgebnen Sonnengott
Gelangt zum allerhöchsten Licht, -
Gelangt zum allerhöchsten Licht.

Achtzehnter Khanda
1. Das Manas soll man als das Brahman verehren; so in Bezug auf das Selbst. Nun in Bezug auf die Gottheit; den Akaca (Äther, Raum) soll man als das Brahman (verehren). Damit ist beides gelehrt, das in Bezug auf das Selbst und das in Bezug auf die Gottheit.
2. Dieses Brahman hat vier Füße: die Rede ist ein Fuß, der Odem ein Fuß, das Auge ein Fuß, das Ohr ein Fuß; so in Bezug auf das Selbst. Nun in Bezug auf die Gottheit; das Feuer ist ein Fuß, der Wind ein Fuß, die Sonne ein Fuß, die Himmelsgegenden ein Fuß. Damit ist beides gelehrt, das in Bezug auf das Selbst und das in Bezug auf die Gottheit.
3. Die Rede ist einer der vier Füße des Brahman; und durch das Feuer als Licht glänzt und glüht er. – Der glänzt und glüht durch Ehre, Ruhm und Brahmanenwürde, wer solches weiß.
4. Der Odem ist einer der vier Füße des Brahman; und durch den Wind als Licht glänzt und glüht er. – Der glänzt und glüht durch Ehre, Ruhm und Brahmanenwürde, wer solches weiß.
5. Das Auge ist einer der vier Füße des Brahman; und durch die Son-ne als Licht glänzt und glüht er. – Der glänzt und glüht durch Eh-re, Ruhm und Brahmanenwürde, wer solches weiß.
6. Das Ohr ist einer der vier Füße des Brahman; und durch die Him-melsgegenden als Licht glänzt und glüht er. – Der glänzt und glüht durch Ehre, Ruhm und Brahmanenwürde, wer solches weiß.

Neunzehnter Khanda
1. Die Sonne ist das Brahman, so lautet die Anweisung (zur Vereh-rung). Darüber ist diese Erläuterung. Diese Welt war zu Anfang nichtseiend; dieses (Nichtseiende) war das Seiende. Dasselbige ent-stand. Da entwickelte sich ein Ei. Das lag da, solange wie ein Jahr ist. Darauf spaltete es sich; die beiden Eierschalen waren, die eine von Silber, die andre von Gold.
2. Die silberne ist diese Erde, die goldene der Himmel dort .(Hier geht die Vorstellung des Vogeleies in die des Fötus über.) Die äußere Ei-haut (jarayu, Chorion) sind diese Berge, die innere Eihaut (ulvam, Amnion) sind hier Wolken und Nebel, die Gefäßadern sind die Flüsse, das Fruchtwasser ist der Ozean.
3. Was aber dabei geboren wurde, das ist die Sonne dort; als sie gebo-ren war, erhob sich lärmendes Jauchzen hinter ihr her und alle Wesen und alle Wünsche. Daher kommt es, dass bei ihrem Aufgan-ge und ihrer jedesmaligen Wiederkehr lärmendes Jauchzen und al-le Wesen und auch alle Wünsche sich erheben.
Vierter Prapapathaka
Erster Khanda
1. Janashruti, der Enkelsohn (des Janashruta) war ein gläubiger Spender, viel schenkend, viel kochend. Er ließ allerwärts Herbergen bauen, damit sie von überall her bei ihm speiseten.
2. Da flogen einst Gänse (oder: Flamingos) in der Nacht vorüber. Da sprach die eine Gans zur andern: „He da! Blödäugige, Blödäugige (siehst du nicht?), dem Himmel gleich ist Janashruti’s, des Enkel-sohnes, Glanz ausgebreitet; den rühre nicht an, daran verbrenne dich nicht.“ –
3. Zu ihr sprach die andre: „Wer ist denn der, von dem du redest, als wäre er ein Raikva mit dem Ziehkarren?“ –
4. „Wie (beim Würfelspiele) dem Krita-Wurfe (dem höchsten), wenn man mit ihm gesiegt hat die niedern Würfe mit zugezählt werden, so kommt ihm (dem Raikva) alles heim, was immer die Geschöpfe Gottes tun; und wer weiß, was er weiß, von dem gilt das auch.“
5. Dem hatte Janacruti, der Enkelsohn, zugehört. Sobald er aufge-standen war, sprach er zu seinem Truchsess (der ihn pries, in der Art, wie später die Vaitalika’s zu tun pflegen): „Du redest ja (von mir), als wäre ich ein Raikva mit dem Ziehkarren.“ – „Wie ist denn das mit Raikva mit dem Ziehkarren?“
6. „Wie dem Krita-Wurfe, wenn man mit ihm gesiegt hat, die niederen Würfe mit zugezählt werden, so kommt ihm alles heim, was immer die Geschöpfe Gutes tun; und wer weiß, was er weiß, von dem gilt das auch.“
7. Da ging der Truchsess aus, ihn zu suchen. Er kam zurück und sprach: „Ich habe ihn nicht gefunden.“ – „Jener (Janashruti) sprach zu ihm: „Wo man einen Brahmana (Brih. 3,5,1 3,8,10) zu suchen hat, dorthin gehe nach ihm“ (in die Einsamkeit, in den Wald, auf eine Sandbank im Flusse, in eine abgelegene Gegend, - wie der Scholiast erläutert).
8. Da saß einer unter seinem Karren und schabte sich den Aussatz. Zu dem setzte er sich nieder und sprach: „Bist du, Ehrwürdiger, Raikva mit dem Ziehkarren?“ – „Freilich bin ich der“, antwortete er. – Der Truchsess kam zurück und sprach: „Ich habe ihn gefunden.“

Zweiter Khanda
1. Da nahm Janashruti, der Enkelsohn, sechshundert Kühe, eine gül-dene Halskette und einen Wagen mit Maultieren, ging zu ihm hin und sprach:
2. „Raikva, da sind sechshundert Kühe, da ist eine güldene Halskette, da ist ein Wagen mit Maultieren; belehre mich, Ehrwürdiger, über die Gottheit, die du verehrst.“ –
3. Ihm erwiderte der andre: „Oho! für ein Geschmeide und Gefähr, du Shudra! Behalte sie für dich, mitsamt den Kühen.“
Da nahm hinwiederum Janashruti, der Enkelsohn, tausend Kühe, eine güldene Halskette, einen Wagen mit Maultieren und seine Tochter, die nahm er, ging zu ihm hin
4. und sprach: „Raikva! da sind tausend Kühe, da ist eine goldene Halskette, da ist ein Wagen mit Maultieren, da ist ein Weib, und da ist das Dorf, in dem du sitzest; - belehre mich, Ehrwürdiger!“
5. Da richtete er ihr (schamhaft gesenktes) Angesicht in die Höhe und sprach: „Da schleppt er jene da (die Kühe) herbei! Shudra, durch dieses Angesicht allein hättest du mich zum Sprechen gebracht.“ – Das sind die Raikvaparna genannten (Dörfer) im Lande der Mahav-rishas, wo er ihm (auf seine Veranlassung) wohnte.
Und er sprach zu ihm:

Dritter Khanda
1. „Der Wind führwahr ist der An-sich-Raffer. Denn wenn das Feuer verweht, so geht es ein in den Wind; und wenn die Sonne unter-geht, so geht sie ein in den Wind; und wenn der Mond untergeht, so geht er ein in den Wind;
2. und wenn die Wasser austrocknen, so gehen sie ein in den Wind. Denn der Wind rafft sie alle an sich. – So in Bezug auf die Gottheit.
3. Nun in Bezug auf das Selbst. – Der Odem führwahr ist der An-sich-Raffer. Denn wenn einer schläft, so geht in den Odem ein die Rede, in den Odem das Auge, in den Odem das Ohr, in den Odem das Manas . Denn der Odem rafft sie alle an sich.
4. Diese beiden also sind die zwei An-sich-Raffer, der Wind unter den Göttern und der Odem unter den Lebenshauchen.
5. Nun geschah es einstmals, dass den Shaunaka Kapeya und den Abhipratarin Kakshascni, als ihnen das Essen aufgetragen wurde, ein Brahmanschüler anbettelte. Sie aber gaben ihm nichts.
6. Da sprach er:
„Wer ist der eine Gott, des Weltalls Hüter,
Der vier Großmächtige an sich herabschlang?
Ihn schauen nicht die Sterblichen, Kapeya,
Obwohl er vielwärts wohnt, Abhipratarin!
Fürwahr ihm, dessen Speise dieses ist, dem ist sie nicht gewährt worden!“
7. Worauf Shaunaka Kapeya, nachdem er nachgedacht, ihm entgeg-nete:
„Der Götter Odem, der Geschöpfe Zeuger,
Mit goldenen Zähnen, fressend, nicht unweise;
Mächtig, so sagen sie, ist seine Größe,
Weil unverzehrt er zehrt was nicht verzehrbar
So, o Brahmanenschüler, verehren wir dieses (wovon du redest). Gebt ihm zu essen.“
8. Und sie gaben ihm.
Dieses, fürwahr, sind die fünf einen (Wind, Feuer, Sonne, Mond, Wasser) und die fünf anderen (Odem, Rede, Auge, Ohr, Manas ), welche zehn ausmachen, das ist der Krita-Wurf. Darum bedeuten die zehne, der Krita-Wurf, Nahrung in allen Weltgegenden. Und e-ben dieses ist Viraj (mythologische Repräsentantin der Materie, auch ein zehnsilbiges Metrum), die Nahrungsverzehrerin. Durch sie wird diese ganze Welt sichtbar.
- Dem wird diese ganz Welt sichtbar, der wird ein Nahrungsverzeh-rer, wer solches weiß, - wer solches weiß.“

Vierter Khanda
1. Satyakama Jabala sprach zu seiner Mutter Jabala: „Ich will, Ve-rehrliche, als Brahmanschüler eintreten; sage mir, aus welcher Familie ich bin.“ –
2. Sie sprach zu ihm: „Das weiß ich nicht, mein Junge, aus welcher Familie du bist; in meiner Jugend kam ich viel herum als Magd; da habe ich dich bekommen; ich weiß es selbst nicht, aus welcher Familie du bist; ich heiße Jabala und du heißest Satyakama; so nenne dich denn (statt nach dem Vater) Satyakama, Sohn der Ja-bala.“
3. Da ging er zu Haridrumata, dem Gautamer, und sprach: „Ich möch-te bei Ew. Ehrwürden als Brahmacarin eintreten, Ew. Ehrwürden wollen mich aufnehmen!“ –
4. Er sprach zu ihm: „Aus welcher Familie bist du, mein Lieber?“ – Er sprach: „Das weiß ich nicht, Herr Lehrer, aus welcher Familie ich bin; ich habe die Mutter gefragt; die hat mir geantwortet: „In mei-ner Jugend kam ich viel herum als Magd, da habe ich dich be-kommen; ich weiß es selbst nicht, aus welcher Familie du bist; ich heiße Jabala und du heißest Satyakama“. So nenne ich mich denn Satyakama, den Sohn der Jabala, Herr Lehrer.“ –
5. Er sprach zu ihm: „Nur ein Brahmane kann so offen sprechen, hole das Brennholz herbei, mein Lieber (das zur Zeremonie erforderlich ist), ich werde dich aufnehmen, weil du nicht von der Wahrheit ab-gegangen bist.“
Nachdem er ihn aufgenommen hatte, sonderte er magerer und schwacher Rinder ein Vierhundert aus und sprach: „Diesen mein Lieber, gehe nach, sie zu geleiten.“ – Er trieb sie von dannen und sprach. „Nicht, ehe es tausend geworden sind, will ich heimkeh-ren.“ Und er blieb eine Reihe von Jahren in der Fremde.
Als es nun tausend geworden waren,

Fünfter Khanda
1. da redete ihn ein Stier an und sprach: „Satyakama!“ – „Ehrwürdi-ger!“ erwiderte er. – „Wir sind auf tausend gelangt, mein Lieber, so bringe uns denn zur Wohnung des Lehrers.
2. Ich will dir auch einen Fuß (ein Viertel) des Brahman kund ma-chen.“ – „Ew. Ehrwürden machen ihn mir kund!“ – Und er sprach zu ihm: „Die östliche Gegend ist ein Sechzehntel, die westliche Ge-gend ein Sechzehntel, die südliche Gegend ein Sechzehntel, die nördliche Gegend ein Sechzehntel; dieses, mein Lieber, ist der aus vier Sechzehnteln bestehende Fuß (Viertel) des Brahman, der da heißt der Weitenhafte.
3. Wer, solches wissend, diesen aus vier Sechzehnteln bestehenden Fuß des Brahman als den Weitenhaften verehrt, der wird weiten-haft in dieser Welt; und weitenhafte Welten gewinnt er, der, solches wissend, diesen aus vier Sechzehnteln bestehenden Fuß des Brah-man als den Weitenhaften verehrt.

Sechster Khanda
1. Das Feuer wird dir einen weiteren Fuß kund machen.“
Als es wieder Morgen geworden war, trieb er die Kühe weiter. Wo sie gegen Abend ankamen, da legte er ein Feuer an, pferchte die Kühe ein, legte Brennholz auf und setzte sich westlich von dem Feuer, das Gesicht nach Osten gewandt, nieder.
2. Da redete ihn das Feuer an und sprach: „Satyakama!“ – „Ehrwürdi-ger!“, erwiderte er. –
3. Ich will dir, mein Lieber, einen Fuß des Brahman kund machen.“ – „Ew. Ehrwürden machen ihn mir kund!“ – Und es sprach zu ihm: „Die Erde ist ein Sechzehntel, der Luftraum ein Sechzehntel, der Himmel ein Sechzehntel, der Ozean ein Sechzehntel; dieses, mein Lieber, ist der aus vier Sechzehntel bestehende Fuß des Brahman, der da heißet der Unendliche:
4. Wer, solches wissend, diesen aus vier Sechzehnteln bestehenden Fuß des Brahman als den Unendlichen verehrt, der wird unendlich in dieser Welt; und unendliche Welten gewinnt er, der, solches wis-send, diesen aus vier Sechzehnteln bestehenden Fuß des Brahman als den Unendlichen verehrt.

Siebenter Khanda
1. Die Gans wird dir einen weiteren Fuß kund machen.“
Als es wieder Morgen geworden war, trieb er die Kühe weiter. Wo sie gegen Abend ankamen, da legte er ein Feuer an, pferchte die Kühe ein, legte Brennholz auf und setzte sich westlich von dem Feuer, das Gesicht nach Osten gewandt, nieder.
2. Da flog eine Gans auf ihn zu, redete ihn an und sprach: „Satyaka-ma!“ –„ Ehrwürdiger!“ erwiderte er. –
3. „Ich will dir, mein Lieber, einen Fuß des Brahman kund machen.“ „Ew. Ehrwürden machen ihn mir kund!“ – Und sie sprach zu ihm: „ Das Feuer ist ein Sechzehntel, die Sonne ein Sechzehntel, der Mond ein Sechzehntel, der Blitz ein Sechzehntel; dieses, mein Lie-ber, ist der aus vier Sechzehnteln bestehende Fuß des Brahman, der da heißet der Lichtvolle.
4. Wer, solches wissend, diesen aus vier Sechzehnteln bestehenden Fuß des Brahman als den Lichtvollen verehrt, der wird lichtvoll in dieser Welt; und lichtvolle Welten gewinnt er, der solches wissend, diesen aus vier Sechzehnteln bestehenden Fuß des Brahman als den lichtvollen verehrt.

Achter Khanda
1. Der Tauchervogel wird dir einen weiteren Fuß kund machen.“
Als es wieder Morgen geworden war, trieb er die Kühe weiter. Wo sie gegen Abend ankamen, da legte er ein Feuer an, pferchte die Kühe ein, legte Brennholz auf und setzte sich westlich von dem Feuer, das Gesicht nach Osten gewandt, nieder.
2. Da flog ein Tauchervogel auf ihn zu, redete ihn an und sprach: „Sa-tyakama!“ – „Ehrwürdiger!“ erwiderte er, -
3. „Ich will dir, mein Lieber, einen Fuß des Brahman kund machen.“ – Ew. Ehrwürden machen ihn mir kund!“ – Und er sprach zu ihm: „Der Odem ist ein Sechzehntel, das Auge ein Sechzehntel, das Ohr ein Sechzehntel, das Manas ein Sechzehntel: dieses, mein Lieber, ist der aus vier Sechzehnteln bestehende Fuß des Brahman, der da heißt der Stützehafte.
4. Wer, solches wissend, diesen aus vier Sechzehnteln bestehenden Fuß des Brahman als den Stützehaften verehrt, der wird stützehaft in dieser Welt: und stützehafte Welten gewinnt er, der, solches wis-send, diesen aus vier Sechzehnteln bestehenden Fuß des Brahman als den Stützehaften verehrt.“

Neunter Khanda
1. Und er gelangte zur Wohnung des Lehrers. Da redete ihn der Lehrer an und sprach: „Satyakama!“ – „Ehrwürdiger!“ erwiderte er. –
2. „Du glänzest, mein Lieber, wie einer, der das Brahman kennt. Wer kann es sein, der dich belehrt hat?“ – „Andre als Menschen“, ant-wortete er: „aber Ew. Ehrwürden mögen es mir bitte erklären.
3. Denn ich habe Männer, die Ew. Ehrwürden gleichen, sagen hören, dass das Wissen, welches man vom Lehrer lernt, am sichersten zum Ziele führt.“
Da legte er ihm dasselbe (das Brahman) aus: dabei fiel nichts daneben, - fiel nichts daneben.

Zehnter Khanda
1. Upakosala, der Spross des Kamala, wohnte als Brahmanschüler bei Satyakama, dem Sohne der Jabala. Zwölf Jahre hatte er ihm seine Opferfeuer bedient, da ließ er die andern Schüler ziehen, ihn aber wollte er nicht ziehen lassen.
2. Da sprach zu ihm sein Weib: „Der Schüler härmt sich; er hat die Feuer wohl bedient; siehe zu, dass die Feuer nicht an dir vorbei zu ihm reden (Komm.: dir übel nachreden), lehre ihm die Wissen-schaft.“ – Er aber wollte sie ihm nicht lehren, sondern zog über Land.
3. Da ward der Schüler krank und wollte nicht essen. Da sprach das Weib des Lehrers zu ihm: „Iss doch, Schüler; warum issest du nicht?“ – Er aber sprach: „Ach in dem Menschen sind so vielerlei Lüste! Ich bin ganz voll Krankheit; ich mag nicht essen.“
4. Da sprachen die Feuer untereinander: „Der Schüler härmt sich und hat uns doch wohl bedient. Wohlan! Lasst uns ihm die Wissen-schaft lehren!“ – Und sie sprachen zu ihm:
5. „Brahman ist Leben, Brahman ist Freude, Brahman ist Weite.“ – Er aber sprach: „Ich weiß, dass Brahman das Leben ist; aber die Freu-de und die Weite, die weiß ich nicht.“ – Sie aber sprachen: „Wahr-lich, die Weite, das ist die Freude, und die Freude, das ist die Wei-te.“ Und sie legten ihm aus, wie da wäre Brahman das Leben und der weite Raum.

Elfter Khanda
1. Da belehrte ihn das eine Feuer, das da heißt Garhapatya: „Die Er-de, das Feuer, die Nahrung und die Sonne (sind meine Gestalten). Aber der Mann, den man in der Sonne siehet, der bin ich, und ich bin er.“
2. (Chor der Feuer): “Wer dieser (Feuer), also wissend, verehrt, der wehret ab die Übeltat, dem wird es weit, der kommt zu vollem Alter, der lebt lange, dessen Stamm erlischt nicht, dem helfen wir in dieser Welt und in jener Welt, wer dieses, also wissend, verehrt.”

Zwölfter Khanda
1. Da belehrte ihn das andre Feuer, das da heißet Anvaharyapacana: „Das Wasser, die Weltgegenden, die Sterne und der Mond (sind meine Gestalten). Aber der Mann, den man im Monde siehet, der bin ich, und ich bin er.“
2. (Chor der Feuer:) „Wer dieses, also wissend, verehrt, der wehret ab die Übeltat, dem wird es weit, der kommt zu vollem Alter, der lebt lange, dessen Stamm erlischt nicht, dem helfen wir in dieser Welt und in jener Welt, wer dieses, also wissend, verehrt.“


Dreizehnter Khanda
1. Da belehrte ihn das dritte Feuer, das da heißet Ahavniya: „Der O-dem, der Äther, der Himmel und der Blitz (sind meine Gestalten). Aber der Mann, den man in dem Blitze siehet, der bin ich, und ich bin er.“
2. (Chor der Feuer:) „Wer dieses, also wissend, verehrt, der wehret ab die Übeltat, dem wird es weit, der kommt zu vollem Alter, der lebet lange, dessen Stamm erlischt nicht, dem helfen wir in dieser Welt und in jener Welt, wer dieses, also wissend, verehrt.“

Vierzehnter Khanda
1. Und sie sprachen zu ihm: „Nun weißt du, Upakosala, o Teurer, die Lehre von uns und die Lehre vom Atman. Den Weg zu ihm aber wird dir der Lehrer zeigen.“
Als nun sein Lehrer wiederkam, da sprach zu ihm der Lehrer: „U-pakosala!“
2. Und er antwortete und sprach: „Herr Lehrer!“ – Er aber sprach: „Dein Angesicht erglänzt, mein Lieber, wie eines, der das Brahman kennt. Wer hat dich belehrt?“ – Und er verstellte sich und sprach: „Wer sollte mich belehrt haben? Diese hier freilich sehen so aus und auch anders aus“; so sprach er und wies auf die Feuer. – „Was haben sie dir gesagt, mein Lieber?“ –
3. Und er antwortete ihm: „So und so.“ – Da sprach der Lehrer: „Sie haben dir nur seine (d.h. die zu ihm führenden) Welträume gesagt; ich aber will dir es selber sagen; wie an dem Blatte der Lotosblüte das Wasser nicht haftet, so haftet keine böse Tat an dem, der sol-ches weiß.“ – Und er sprach: „Der Herr Lehrer wolle es mir sagen!“ – Und er sprach zu ihm:

Fünfzehnter Khanda
1. „Der Mann, den man in dem Auge siehet, der ist der Atman, so sprach er, „der ist das Unsterbliche, das Furchtlose, der ist das Brahman. Darum auch, wenn Fett oder Wasser ins Auge kommt, so fließet es ab nach den Rändern.
2. Ihn nennet man den Liebeshort, denn er ist ein Hort alles Lieben. Ein Hort alles Lieben ist, wer solches weiß.
3. Er heißet auch der Liebesfürst (wörtlich: Liebesführer), denn alles Liebe führet er; alles Liebe führet, wer solches weiß.
4. Er heißet auch der Glanzesfürst, denn in allen Welten erglänzet er; in allen Welten erglänzet, wer solches weiß. –
5. Darum (wenn solche gestorben), mag man sie nun bestatten oder auch nicht, so gehen sie ein in einen Strahl, aus dem Strahl in den Tag, aus dem Tage in die lichte Hälfte des Monats, aus der lichten Hälfte des Monats in das Halbjahr, wo die Sonne nordwärts gehet, aus dem Halbjahr in das Jahr, aus dem Jahr in die Sonne, aus der Sonne in den Mond, aus dem Mond in den Blitz; - daselbst ist ein Mann, der ist nicht wie ein Mensch;
6. der führt sie hin zu Brahman. Das ist der Götterweg, der Brah-manweg. Die den gehen, für die ist zu diesem irdischen Strudel keine Wiederkehr, – keine Wiederkehr.“

Sechzehnter Khanda
1. Fürwahr, jener ist das Opfer, der dort läutert (der Wind); denn er ist es, der auf seinem Gange diese ganze Welt reinigt; Weil er auf sei-nem Gange (yan) diese ganze Welt reinigt, darum ist er eben das Opfer (yajna).
2. Die beiden Geleise des Opfers sind Manas und Vac (Gedanke und Wort);
das eine Geleise bildet der Brahman durch sein Manas (schwei-gendes Denken), das andre der Hotar, Adhvaryu und Udgatar durch ihre Vac (ihr Rezitieren, Murmeln und Singen).
Wenn nun, nachdem die Aufforderung zum Frühgebete ergangen, der Brahman vor dem Schlussverse das Schweigen bricht,
3. so bildet er nur (zusammen mit den andern) das eine Geleise, und das andre geht verloren. Wie ein Einfüßiger, der gehen will, oder ein Wagen, der nur ein Rad hat, zu Schaden kommt, also kommt dann sein Opfer zu Schaden; wird aber das Opfer geschädigt, so wird auch, der es veranstaltet, geschädigt, und durch sein Opfern steht es nur schlimmer um ihn.
4. Wenn hingegen, nachdem die Aufforderung zum Frühgebete ergan-gen, der Brahman vor dem Schlussverse nicht das Schweigen bricht, dann bilden sie (die vier Priester) alle beide Geleise, und das eine geht nicht verloren.
Wie ein Zweifüßiger, der gehen will, oder ein Wagen, der beide Rä-der hat, wohlgestützt ist, also ist dann sein Opfer wohlgestützt; ist aber das Opfer wohlgestützt, so ist auch, der es veranstaltet, wohl-gestützt, und durch sein Opfern steht es besser um ihn.

Siebzehnter Khanda
1. Prajapati bebrütete die Weltteile; aus ihnen, da sie heiß wurden, zog er ihre Säfte aus, aus der Erde das Feuer, aus dem Luftraum den Wind, aus dem Himmel die Sonne.
2. Diese drei Gottheiten bebrütete er; aus ihnen, da sie heiß wurden, zog er ihre Säfte aus, aus dem Feuer die Rigverse, aus dem Winde die Yajussprüche, aus der Sonne die Samalieder.
3. Diese dreifache Wissenschaft bebrütete er: aus ihr, da sie heiß wurde, zog er ihre Säfte aus, aus den Rigversen den Laut bhur, aus den Yajussprüchen den Laut bhuvar, aus den Samaliedern den Laut svar.
4. Wenn nun in den Rigversen etwas missglückt, so soll er (der Brah-man) sprechen: bhuh svaha und in dem Garhapatya-Feuer spen-den; wodurch er mit dem Safte der Rigverse und mit der Kraft der Rigverse an den Rigversen des Opfers das Beschädigte wieder zu-sammenflickt.
5. Wenn hingegen in den Yajussprüchen etwas missglückt, so soll er sprechen: bhuvah svaha und in dem Dakshina-Feuer spenden; wo-durch er mit dem Safte der Yajussprüche und mit der Kraft der Ya-jussprüche an den Yajussprüchen des Opfers das Beschädigte wie-der zusammenflickt.
6. Oder wenn in den Samaliedern etwas missglückt, so soll er spre-chen: svah svaha und in dem Ahavaniya-Feuer spenden; wodurch er mit dem Safte der Samalieder und mit der Kraft der Samalieder an den Samaliedern des Opfers das Beschädigte wieder zusammen-flickt.
7. Darum, gleichwie man mit (Borax- ) Salz das Gold zusammenflickt (tötet), mit Gold das Silber, mit Silber das Zinn, mit Zinn das Blei, mit Blei das Eisen, mit Eisen das Holz, oder Holz mit Leder,
8. So flickt der Brahman mit der Kraft jener Welträume, jener Gotthei-ten, jener dreifachen Wissenschaft das Beschädigte des Opfers zu-sammen. Fürwahr, dasjenige Opfer ist mit Arzenei versehen, bei welchem ein solches wissender Brahman ist.
9. Fürwahr, dasjenige Opfer ist nach Norden geneigt, bei welchem ein solches wissender Brahman ist. Auf einen solches wissenden Brahman geht dieser Dichtervers:
Wohin einer den Schritt wendet,
Dahin gelangt
10. ein Menschenkind:
Nur der Brahman beschützt, wachsam
Gleichwie ein Hund, die Opfernden.
Ja wirklich, ein solches wissender Brahman bewacht schützend das Opfer, den Opferbringer und alle Opferpriester. Darum soll man nur einen solches Wissenden zum Brahman erwählen, nicht einen, der solches nicht weiß, – nicht einen, der solches nicht weiß!
Fünfter Prapathaka
Erster Khanda
1. Om! Fürwahr, wer da kennet den edelsten und besten, der wird zum edelsten und besten. Der Lebenshauch, wahrlich, ist der e-delste und beste.
2. Fürwahr, wer da kennet den reichsten, der wird zum reichsten un-ter den Seinen. Die Rede, wahrlich, ist der reichste.
3. Fürwahr, wer da kennet den Standort, der findet einen Standort in dieser Welt und in jener. Das Auge, wahrlich, ist der Standort.
4. Fürwahr, wer da kennet die Erlangung, der erlangt die Wünsche, die göttlichen sowohl als die menschlichen. Das Ohr, wahrlich ist die Erlangung.
5. Fürwahr, wer da kennet den Stützpunkt, der wird zum Stützpunkte der Seinen. Das Manas , wahrlich, ist der Stützpunkt.
6. Es geschah einmal, dass die Lebenshauche um den Vorrang mit-einander stritten und sprachen: „Ich habe den Vorrang; nein, ich habe den Vorrang.“ Da gingen diese Lebenshauche hin zum Vater Prajapati und sprachen: „Ehrwürdiger, wer hat unter uns den Vor-rang?‘“
7. Und er sprach zu ihnen: „Derjenige unter euch, nach dessen Aus-zuge sich der Leib am allerübelsten befindet, der hat unter euch den Vorrang.“
8. Da zog die Rede aus, weilte ein Jahr lang in der Fremde, kehrte zu-rück und sprach: „Wie habt ihr ohne mich leben können?“ – „So wie die Stummen“,. sprachen sie, „die nicht reden und doch mit dem Odem atmen, mit dem Auge sehen, mit dem Ohre hören, mit dem Manas denken.“ – Da fuhr die Rede wieder hinein.
9. Da zog das Auge aus, weilte ein Jahr lang in der Fremde, kehrte zu-rück und sprach: „Wie habt ihr ohne mich leben können?“ – „So wie die Blinden“, sprachen sie, „die nicht sehen und doch mit dem Odem atmen, mit der Rede reden, mit dem Ohre hören, mit dem Manas denken.“ – Da fuhr das Auge wieder hinein.
10. Da zog das Ohr aus, weilte ein Jahr lang in der Fremde, kehrte zu-rück und sprach: „Wie habt ihr ohne mich leben können?“ – „So wie die Tauben“, sprachen sie, „die nicht hören und doch mit dem Odem atmen, mit der Rede reden, mit dem Auge sehen, mit dem Manas denken.“ – Da fuhr das Ohr wieder hinein.
11. Da zog das Manas aus, weilte ein Jahr lang in der Fremde, kehrte zurück und sprach. „Wie habt ihr ohne mich leben könne?“ – „So wie die Narren“, sprachen sie, „die ohne Verstand sind und doch mit dem Odem atmen, mit der Rede reden, mit dem Auge sehen, mit dem Ohre hören.“ – Da fuhr das Manas wieder hinein.
12. Da wollte der Odem ausziehen, aber gleichwie ein edles Ross (wenn es sich losreißt) die Pflöcke der Fußfesseln mit herausreißt, also riss er die andern Lebenshauche mit heraus. Da kamen sie alle zu ihm und sprachen: „Ehrwürdiger, sei du es! Du hast den Vorrang über uns, nur ziehe nicht aus!“
13. Da sprach zu ihm die Rede: „Womit ich die reichste bin, damit bist du der reichste.“
Da sprach zu ihm das Auge: „Womit ich der Standort bin, damit bist du der Standort.“
14. Da sprach zu ihm das Ohr: „Womit ich die Erlangung bin, damit bist du die Erlangung.“
Da sprach zu ihm das Manas : „Womit ich der Stützpunkt bin, da-mit bist du der Stützpunkt.“
15. Darum nennt man sie nicht die Reden, die Augen, die Ohren, die Verstande, sondern die Lebenshauche nennt man sie, denn der Odem ist sie alle.

Zweiter Khanda
1. Und er sprach: „Was soll meine Nahrung sein?“ – Sie aber spra-chen: „Alles, was hier vorhanden ist, bis herab zu (dem was) den Hunden und den Vögeln (als Nahrung dient). Darum ist dieses alles Nahrung (annam) des Ana (Odems); denn Ana ist sein unverhüllter Name. Wahrlich, für den, der solches weiß, gibt es nichts, was nicht seine Nahrung wäre.
2. Und weiter sprach er: „Was soll meine Kleidung sein?“ – Sie aber sprachen: „Das Wasser“. – Darum geschieht es, wenn sie so (etad, nicht auf annam zu beziehen) essen wollen, so umgeben sie ihn vorher und nachher mit Wasser (indem sie den Mund ausspülen); damit nämlich wird er ein Kleid empfangend, damit wird er ein Nicht-nackender.
3. Dieses lehrte Satyakama, der Sohn der Jabala, dem Goshruti, Ab-kömmling des Vyaghrapad, und sprach: „Selbst wenn man dieses zu einem vertrockneten Baumstamme sagte, so würden ihm die Äs-te wachsen und die Blätter sprießen.“
4. Wenn nun einer zu etwas Großem zu kommen wünscht, so muss er, nachdem er in der Neumondnacht die Weihe angetreten hat, in der Vollmondnacht einen Rührtrank von allerlei Kräutern in saurer Milch und Honig quirlen und dann sprechen:
„Dem edelsten und besten svaha!“ – hierbei opfert er geschmolzene Butter im Feuer und gießt den Bodenrest in den Rührtrank:
5. „dem Reichsten svaha!“ – hierbei opfert er geschmolzene Butter im Feuer und gießt den Bodenrest in den Rührtrank:
„dem Standorte svaha!“ – hierbei opfert er geschmolzene Butter im Feuer und gießt den Bodenrest in den Rührtrank:
„der Erlangung svaha!“ – hierbei opfert er geschmolzene Butter im Feuer und gießt den Bodenrest in den Rührtrank:
„dem Stützpunkte svaha!“ – hierbei opfert er geschmolzene Butter im Feuer und gießt den Bodenrest in den Rührtrank.
6. Hierauf zieht er sich (vom Feuer) zurück, fasst den Rührtrank in die hohlen Hände und murmelt: „Du bist der Gewaltige (ama), denn diese ganze Welt ist in deiner Gewalt (ama). Ja, er ist der edelste und beste, der König und Oberherr, er lasse mich zum Edelsten und Besten, zu Königtum und Oberherrschaft gelangen! Möge ich dieses Weltall sein!“
7. Sodann bedient er sich des folgenden Verses und schlürft bei jeder Zeile vom Rührtranke:
„Das Gut des Gottes Savitar“ – hier schlürft er,
„Das labereiche wählen wir“ – hier schlürft er,
„Das beste, allerquickendste“ – hier schlürft er,
„Der Kraft des Segners eingedenk“ – hier trinkt er das Ganze aus.
8. Nachdem er den Becher oder Napf ausgewaschen hat, so legt er sich westlich vom Feuer schlafen, sei es auf einem Felle oder auf dem bloßen Erdboden, ohne mehr zu sprechen und unentwegten Herzens. Wenn ihm dann (im Traume) ein Weib erscheint, so soll er wissen, dass sein Werk gelungen ist.
9. Darüber ist dieser Vers:
„Wenn einem, der ein Wunschopfer
Darbringt, ein Weib im Traum erscheint,
So wird sein Wunsch erfüllt werden:
Das bedeutet dies Traumgesicht.
das bedeutet dies Traumgesicht.“

Dritter Khanda
1. Es begab sich, dass Shvetaketu, Sohn des Aruni, zu einer Ver-sammlung des Pancalas ging. Da sprach zu ihm Pravahana, Sohn des Jibala:
„Knabe, hat dich dein Vater belehrt?“
„Jawohl, Ehrwürdiger“, sprach er.
2. „Weißt du, wohin von hier die Geschöpfe gelangen?“
„Nein, Ehrwürdiger“, sprach er.
„Weißt du, wie sie wiederum hierher zurückkehren?“
„Nein, Ehrwürdiger“, sprach er.
„Weißt du die Wegescheiden der beiden Pfade, des Götterweges und des Väterweges?“
„Nein, Ehrwürdiger, sprach er.
3. „Weißt du, wie es kommt, dass jene Welt nicht voll wird?“
„Nein, Ehrwürdiger“, sprach er.
„Weißt du, wie bei der fünften Opferung die Wasser mit Menschen-stimme redend werden?“
Auch nicht, Ehrwürdiger“, sprach er.
4. „Nun denn, wie hast du behauptet, belehrt worden zu sein? Wer diese Fragen nicht beantworten kann , wie kann der erklären, be-lehrt worden zu sein?“
Da ging er erhitzt dorthin, wo sein Vater war, und sprach zu ihm:
„So hast du also, ohne mich belehrt zu haben, behauptet, Ehrwür-diger, du habest mich belehrt!
5. Fünf Fragen hat mir der Königsmann gestellt, von denen habe ich nicht eine beantworten können.“
Jener erwiderte: „Wie du mir soeben dieselben mitgeteilt hast, (muss ich bekennen,) dass ich deren auch nicht eine weiß. Wenn ich sie selbst gewusst hätte, wie würde ich sie dir nicht gesagt ha-ben?“
6. Da ging (der Vater) Gautama dorthin, wo der König war. Der emp-fing ihn, als er anlangte, ehrenvoll. Am andern Morgen, als der Kö-nig zur Audienzhalle ging, trat jener zu ihm heran. Und der König sprach zu ihm: „Ehrwürdiger Gautama, vom Gute, wie Menschen es begehren, wähle dir eine Gabe.“ – Er aber sprach: „Das Gut, o König, wie Menschen es begehren, behalte für dich. Aber die Rede, die du in des Knaben Gegenwart vorbrachtest, die erkläre mir!“
7. Da kam der König in eine schlimme Lage und bedeutete ihm, dass er noch eine Zeit lang warten möge. Dann sprach er zu ihm: „Weil, wie du mir, o Gautama, gesagt, diese Lehre vordem und bis auf dich nicht bei den Brahmanen in Umlauf ist, darum eben ist in al-len Welten das Regiment bei dem Kriegerstande geblieben.“
Und er sprach zu ihm:

Vierter Khanda
1. „Führwahr, jene Welt, o Gautama, ist ein Opferfeuer; die Sonne ist sein Brennholz, die Strahlen sein Rauch, der Tag seine Flamme, der Mond seine Kohlen, die Sterne seine Funken.
2. In diesem Feuer opfern die Götter den Glauben. Aus dieser Opfer-spende entsteht der König Soma.

Fünfter Khanda
1. Fürwahr, Parjanya, o Gautama, ist ein Opferfeuer; der Wind ist sein Brennholz, die Wolke sein Rauch, der Blitz seine Flamme, der Don-nerkeil seine Kohlen, die Schlossen seine Funken.
2. In diesem Feuer opfern die Götter den König Soma. Aus dieser Op-ferspende entsteht der Regen.


Sechster Khanda
1. Fürwahr, die Erde, o Gautama, ist ein Opferfeuer; das Jahr ist sein Brennholz, der Äther sein Rauch, die Nacht seine Flamme, die Himmelspole die Kohlen, die Zwischenpole die Funken.
2. In diesem Feuer opfern die Götter den Regen. Aus dieser Opfer-spende entsteht die Nahrung.

Siebenter Khanda
1. Fürwahr, der Mann, o Gautama, ist ein Opferfeuer; die Rede ist sein Brennholz, der Odem sein Rauch, die Zunge seine Flamme, das Auge seine Kohlen, das Ohr seine Funken.
2. In diesem Feuer opfern die Götter die Nahrung. Aus dieser Opfer-spende entsteht der Same.

Achter Khanda
1. Fürwahr, das Weib, o Gautama, ist ein Opferfeuer; der Schoß ist sein Brennholz, dass man sie anspricht der Rauch, die Scham die Flamme, die Einfügung die Kohlen, das Lustgefühl die Funken.
2. In diesem Feuer opfern die Götter den Samen. Aus dieser Opfer-spende entsteht die Leibesfrucht.

Neunter Khanda
1. Also geschieht es, dass bei der fünften Opferung die Wasser mit Menschenstimme redend werden.
Nachdem der Embryo, von der Eihaut umhüllt, zehn Monate, oder wie lange es ist, im Innern gelegen, so wird er geboren.
2. Nachdem einer geboren, so lebt er, so lange die Lebenszeit ist. Nachdem er gestorben, so tragen sie ihn von hier zu seiner Be-stimmung ins Feuer, woher er gekommen, woraus er entstanden ist.

Zehnter Khanda
1. Die nun, welche solches wissen, und jene, welche im Walde mit den Worten: „Der Glaube ist unsre Askese“ Verehrung üben, die gehen ein in die Flamme (des Leichenfeuers), aus der Flamme in den Tag, aus dem Tage in die lichte Hälfte des Monats, aus der lichten Hälfte des Monats in das Halbjahr, wo die Sonne nordwärts gehet,
2. aus dem Halbjahre in das Jahr, aus dem Jahre in die Sonne, aus der Sonne in den Mond, aus dem Monde in den Blitz: – daselbst ist ein Mann, der ist nicht wie ein Mensch, der führet sie hin zu Brah-man. Dieser Pfad heißt der Götterweg.
3. Hingegen jene, welche im Dorfe mit den Worten: „Opfer und fromme Werke sind unser Tribut“ Verehrung üben, die gehen ein in den Rauch (des Leichenfeuers), aus dem Rauche in die Nacht, aus der Nacht in die dunkle Hälfte des Monats, aus der dunklen Hälfte des Monats in das Halbjahr, wo die Sonne südwärts gehet: diese gelan-gen nicht in das Jahr,
4. sondern aus dem Halbjahre in die Väterwelt, aus der Väterwelt in den Äther, aus dem Äther in den Mond; der ist der König Soma, und er ist die Speise der Götter, die verzehren die Götter.
5. Nachdem sie dort, solange noch ein Bodenrest (ihrer guten Werke) vorhanden ist, geweilt haben, so kehren sie auf demselben Wege wieder zurück, wie sie gekommen, in den Äther, aus dem Äther in den Wind; nachdem einer Wind geworden, wird er zu Rauch, nach-dem er Rauch geworden, wird er zu Nebel.
6. nachdem er Nebel geworden, wird er zur Wolke, nachdem er Wolke geworden, regnet er herab. Solche werden hienieden als Reis und Gerste, Kräuter und Bäume, Sesam und Bohnen geboren. Daraus freilich ist es schwerer herauszukommen; denn nur wenn ihn einer gerade als Speise verzehrt und als Samen ergießt, so kann er sich daraus weiter entwickeln (tad bhuya‘ eva bhavati).
7. Welche nun hier einen erfreulichen Wandel haben, für die ist Aus-sicht, dass sie in einen erfreulichen Mutterschoß eingehen, einen Brahmanenschoß oder Kshatriyaschoß oder Vaishyaschoß; – die aber hier einen stinkenden Wandel haben, für die ist Aussicht, dass sie in einen stinkenden Mutterschoß eingehen, einen Hunde-schoß, oder Schweineschoß, oder in einen Candalaschoß.
8. Aber auf keinem dieser beiden Wege befindlich sind jene winzigen, immerfort wiederkehrenden Wesen, bei denen es heißt: „werde ge-boren und stirb“. Dieses ist der dritte Ort.
Darum wird jene Welt nicht voll.
Darum soll man sich hüten! – Darüber ist dieser Vers:
9. Der Dieb des Goldes und der Branntweintrinker,
Brahmanenmörder, Lehrers Bett Beflecker,
Die vier und fünften, wer mit ihnen umgeht, stürzt.
10. Aber hingegen, wer also diese fünf Feuer kennt, der fürwahr, und wenn er mit ihnen umginge, wird vom Bösen nicht besudelt, son-dern lauter bleibt er und unbefleckt in der Welt der Reinen, wer solches weiß, - wer solches weiß.“

Elfter Khanda
1. Pracinashala Aupamanyava, Satyayajna Paulushi, Indradyumna Bhallaveya, Jana Sharkarakshya und Budila Ashvatarashvi, alle diese, von großem Reichtum und großer Schriftgelehrtheit, kamen zusammen und forschten nach: was ist unser Selbst (Atman) und was das Brahman?
2. Und sie kamen überein: „Da ist ja Uddalaka Aruni, ihr Ehrwürdi-gen, der eben jetzt den Atman Vaishvanara (das allverbreitete Selbst) studiert; wohlan! so lasst uns zu dem hingehen!“ – Da gin-gen sie zu ihm hin.
3. Der aber kam mit sich überein: „Diese Männer von großem Reich-tum und großer Schriftgelehrtheit werden mich befragen, und ich werde ihnen vielleicht nicht auf alles antworten können. Wohlan! ich will sie auf einen andern verweisen.“
4. Und er sprach zu ihnen: „Da ist ja Ashvapati Kaikeya, ihr Erwürdi-gen, der eben jetzt den Atman Vaishvanarva studiert; wohlan! So lasst uns zu dem hingehen!“ – Da gingen sie zu ihm hin.
5. Ihnen, da sie angekommen waren, ließ er einem jeden die gebüh-rende Ehre erweisen. Denn er war ein Mann, welcher, wenn er morgens aufstand, sagen konnte:
„In meinem Reiche ist kein Dieb,
Kein Geiziger, kein Trunkenbold,
Kein Opferloser, Schriftloser,
Kein Buhler, keine Buhlerin.“
Und er sprach zu ihnen: „Ich habe gerade vor, ihr Erwürdigen, ein Opfer zu veranstalten. So viel Lohn, wie ich jedem der Opferpriester geben werde, so viel will ich auch (jedem von) euch, ihr Ehrwürdi-gen, geben; möge es euch gefallen, zu bleiben!“
6. Sie aber sprachen: „Die Sache, mit der sich ein Mann beschäftigt, davon kann er auch reden. Du studierst ja jetzt den Atman Vaish-vanara; so mögest du uns den erklären!“ – Und er sprach zu ihnen: „Morgen werde ich euch Antwort geben.“ – Da traten sie am frühen Morgen vor ihn mit dem Brennholze in der Hand (zum Zeichen, dass sie bereit waren, sich als Schüler von ihm aufnehmen zu las-sen). Er aber, ohne sie erst als Schüler bei sich aufzunehmen, sprach zu ihnen folgendermaßen.

Zwölfter Khanda
1. „Aupamanyava! Wen verehrst du als den Atman (das Selbst)? – „Den Himmel, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Der ist freilich der Atman Vaishvanara als der glanzvolle, den du als den Atman ver-ehrst. Darum sieht man in deiner Familie den Soma eintägig, mehr-tägig, vieltägig keltern,
2. und du issest Nahrung und siehst, was dir lieb ist; denn der isst Nahrung und sieht, was ihm lieb ist, und Brahmenenwürde ist heimisch in seiner Familie, wer als solchen also den Atman Vaish-vanara verehrt. Aber doch ist derselbe nur das Haupt des Atman“, so sprach er, „und dein Haupt wäre zersprungen, wärest du nicht zu mir gekommen.“

Dreizehnter Khanda
1. Und weiter sprach er zu Satyayajna Paulushi: „Pracinayogya! Wen verehrst du als den Atman?“ – „Die Sonne, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Der ist freilich der Atman Vaishvanara als der all-gestaltige, den du als den Atman verehrst. Darum wird in deiner Familie vieles von allerlei Gestalt gesehen:
2. der rollende Maultierwagen, die Sklavin, der goldne Halsschmuck, und du issest Nahrung und siehst, was dir lieb ist; denn der isst Nahrung und sieht, was ihm lieb ist, und Brahmanenwürde ist heimisch in seiner Familie, wer als solchen also den Atman Vaish-vanara verehrt. Aber doch ist derselbe nur das Auge des Atman“, so sprach er, „und blind wärest du geworden, wärest du nicht zu mir gekommen.“

Vierzehnter Khanda
1. Und weiter sprach er zu Indradyumna Bhallaveya: „Vaiyaghrapa-dya! Wen verehrst du als den Atman?“ – „Den Wind, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Der ist freilich der Atman Vaishvanara als der sonderpfadige, den du als den Atman verehrst. Darum werden be-sondere Huldigungsgaben dir dargebracht (ayanti), und besondere Wagenreihen folgen dir nach,
2. und du issest Nahrung und siehst, was dir lieb ist; denn der isst Nahrung und sieht, was ihm lieb ist, und Brahmenwürde ist hei-misch in seiner Familie, wer als solchen also den Atman Vaishva-nara verehrt. Aber doch ist derselbe nur der Odem des Atman“, so sprach er, „und der Odem wäre aus dir gewichen, wärest du nicht zu mir gekommen.“

Fünfzehnter Khanda
1. Und weiter sprach er zu Jana: „Sharkarakshya! Wen verehrst du als den Atman?“ – „Den Raum, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Der ist freilich der Atman Vaishvanara als der vielfache, den du als den Atman verehrst. Darum bist du vielfach an Nachkommenschaft und Reichtum,
2. und du issest Nahrung und siehst, was dir lieb ist; denn der isst Nahrung und sieht, was ihm lieb ist, und Brahmanenwürde ist heimisch in seiner Familie, wer als solchen also den Atman Vaish-vanara verehrt. Aber doch ist derselbe nur der Leibesbestand des Atman“, so sprach er, „und dein Leibesbestand wäre zerfallen, wä-rest du nicht zu mir gekommen.“

Sechzehnter Khanda
1. Und weiter sprach er zu Budila Ashvatarashvi: „Vaiyaghrapadya! Wen verehrst du als den Atman?“ – Die Wasser, ehrwürdiger Kö-nig“, sprach er. – „Die sind freilich der Atman Vaishvanara als der Reichtum, die du als den Atman verehrst. Darum bist du an Reich-tum, an Gedeihen reich.
2. und du issest die Nahrung und siehst, was dir lieb ist; denn der isst Nahrung und sieht, was ihm lieb ist, und Brahmanenwürde ist heimisch in seiner Familie, wer als solchen also den Atman Vaish-vanara verehrt. Aber doch ist derselbe nur die Blase des Atman“, so sprach er, „und deine Blase wäre gerissen, wärest du nicht zu mir gekommen.“

Siebzehnter Khanda
1. Und weiter sprach er zu Uddalaka Aruni: „Gautama! Wen verehrst du als den Atman?“ – „Die Erde, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Die ist freilich der Atman Vaishvanara als die Grundlage, die du als den Atman verehrst. Darum bist du gegründet an Nachkom-menschaft und an Vieh.
2. Und du issest Nahrung und siehst, was dir lieb ist; denn der isst Nahrung und sieht, was ihm lieb ist, und Brahmanenwürde ist heimisch in seiner Familie, wer als solchen also den Atman Vaish-vanara verehrt. Aber doch ist derselbe nur die Füße des Atman,“ so sprach er, „und deine Füße wären verdorrt, wärest du nicht zu mir gekommen.“

Achtzehnter Khanda
1. Und er sprach zu ihnen: „Ihr alle, wie ihr da seid, fasst diesen At-man Vaishvanara auf, als wäre er ein von euch Gesondertes, und so esst ihr die Nahrung. Wer aber diesen Atman Vaishvanara so (zeigend) als eine Spanne groß auf sich selbst ((abhi) bezogen (vi-mana) verehrt, der isst die Nahrung in allen Welten, in allen Wesen, in allen Selbsten.
2. Und von eben hier diesem (im eignen Selbste verkörperten) Atman Vaishvanara ist der glanzvolle (Himmel) das Haupt, die allgestaltige (Sonne) das Auge, der sonderpfadige (Wind) der Odem, der vielfache (Raum) sein Rumpf, sein Leibesbestand, der Reichtum (Wasser) seine Blase, seine Füße sind die Erde, das Opferbett ist seine Brust, die Opferstreu seine Haare, das (runde) Garhapatya-Feuer sein Herz, das (halbmondförmige) Anvaharyapacana-Feuer sein Manas , das (viereckige) Ahavaniya-Feuer sein Mund.

Neunzehnter Khanda
1. Darum, was ihm von Speise gerade zuerst zur Hand kommt, das ist zum Opfer tauglich. Die erste Opferspende nun, die er opfern will, die soll er (in seinem Munde als Ahavaniya-Feuer) opfern mit den Worten: „Dem Einhauche svaha!“ Dann sättigt sich sein Einhauch.
2. Indem der Einhauch satt wird, wird das Auge satt, indem das Auge satt wird, wird die Sonne satt, indem die Sonne satt wird, wird der Himmel satt, indem der Himmel satt wird, wird alles, was Himmel und Sonne beherrschen, satt. Nach dessen Sättigung wird man satt an Nachkommenschaft, Vieh, Nährspeise, Kraft und Brahma-nenwürde.

Zwanzigster Khanda
1. Ferner die zweite Opferspende, die er opfern will, die soll er opfern mit den Worten: „Dem Zwischenhauche svaha!“ Dann sättigt sich sein Zwischenhauch.
2. Indem der Zwischenhauch satt wird, wird das Ohr satt, indem das Ohr satt wird, wird der Mond satt, indem der Mond satt wird, wer-den die Himmelsgegenden satt, indem die Himmelsgegenden satt werden, wird alles, was die Himmelsgegenden und der Mond be-herrschen, satt. Nach dessen Sättigung wird man satt an Nach-kommenschaft, Vieh, Nährspeise, Kraft und Brahmanenwürde.

Einundzwanzigster Khanda
1. Ferner die dritte Opferspende, die er opfern will, die soll er opfern mit den Worten: „Dem Aushauche svaha!“ Dann sättigt sich sein Aushauch.
2. Indem der Aushauch satt wird, wird die Rede satt, indem die Rede satt wird, wird das Feuer satt, indem das Feuer satt wird, wird die Erde satt, indem die Erde satt wird, wird alles, was Erde und Feuer beherrschen, satt. Nach dessen Sättigung wird man satt an Nach-kommenschaft, Vieh, Nährspeise, Kraft und Brahmanenwürde.

Zweiundzwanzigster Khanda
1. Ferner die vierte Opferspende, die er opfern will, die soll er opfern mit den Worten: „Dem Allhauche svaha!“ Dann sättigt sich sein Allhauch.
2. Indem der Allhauch satt wird, wird das Manas satt, indem das Ma-nas satt wird, wird der Regengott satt, indem der Regengott satt wird, wird der Blitz satt, indem der Blitz satt wird, wird alles, was der Blitz und der Regengott beherrschen, satt. Nach dessen Sätti-gung wird man satt an Nachkommenschaft, Vieh, Nährspeise, Kraft und Brahmanenwürde.

Dreiundzwanzigster Khanda
1. Endlich die fünfte Opferspende, die er opfern will, die soll er opfern mit den Worten: „Dem Aufhauche svaha!“ Dann sättigt sich sein Aufhauch.
2. Indem der Aufhauch satt wird, ... wird der Wind satt, indem der Wind satt wird, wird der Äther satt, indem der Äther satt wird, wird alles, was Wind und Äther beherrschen, satt. Nach dessen Sätti-gung wird man satt an Nachkommenschaft, Vieh, Nährspeise, Kraft und Brahmanenwürde.

Vierundzwanzigster Khanda
1. Wenn einer, ohne dieses zu wissen, das Agnihotram opfert, so ist das, wie wenn einer die Kohlen wegschürte und in der Asche opfer-te.
2. Aber wer, dieses also wissend, das Agnihotram opfert, von dem ist es in allen Welten, in allen Wesen, in allen Selbsten geopfert wor-den.
3. Darum, gleichwie ein Binsenhalm, ins Feuer gesteckt, verflammt, also auch verflammen alle Sünden dessen, der, dieses also wis-send, das Agnihotram opfert.
4. Darum auch, wenn ein solches Wissender den Opferrest selbst ei-nem Candala gäbe, so wäre er ihm damit doch in dem Atman Vaishvanara geopfert worden. Darüber ist dieser Vers:
5. Gleichwie die Kinder hier hungrig
Sitzen rings um die Mutter her,
Also die Wesen all sitzen
Rings um das Agnihotram her,
rings um das Agnihotram her.“
Sechster Prapathaka
Erster Khanda
1. Shvetaketu war der Sohn des (Uddalaka) Aruni. Zu ihm sprach sein Vater: „Shvetaketu! ziehe aus, das Brahman zu studieren, denn ei-ner aus unsrer Familie, o Teurer, pflegt nicht ungelehrt und ein (bloßes) Anhängsel der Brahmanenschaft zu bleiben.“ –
2. Da ging er, zwölf Jahre alt, in die Lehre, und mit vierundzwanzig Jahren hatte er alle Veden durchstudiert und kehrte zurück hoch-fahrenden Sinnes, sich weise dünkend und stolz. Da sprach zu ihm sein Vater: „Shvetaketu! dieweil du, o Teurer, also hochfahrenden Sinnes, dich weise dünkend und stolz bist, hast du denn auch der Unterweisung nachgefragt, durch welche (auch) das Ungehörte ein (schon) Gehörtes, das Unverstandene ein Verstandenes, das Uner-kannte ein Erkanntes wird?“ –
3. „Wie ist denn, o Ehrwürdiger, diese Unterweisung?“ –„Gleichwie, o Teurer, durch einen Tonklumpen alles, was aus Ton besteht, er-kannt ist, an Worte sich klammernd ist die Umwandlung, ein blo-ßer Name, Ton nur ist es in Wahrheit; -
4. gleichwie, o Teurer, durch einen kupfernen Knopf alles, was aus Kupfer besteht, erkannt ist, an Worte sich klammernd ist die Um-wandlung, ein bloßer Name, Kupfer nur ist es in Wahrheit; -
5. gleichwie, o Teurer, durch eine Nagelschere alles, was aus Eisen besteht, erkannt ist, an Worte sich klammernd ist die Umwand-lung, ein bloßer Name, Eisen nur ist es in Wahrheit, - also, o Teu-rer, ist diese Unterweisung.“ –
6. „Gewiss haben meine ehrwürdigen Lehrer dieses selbst nicht ge-wusst; denn wenn sie es gewusst hätten, warum hätten sie mir es nicht gesagt? Du aber, o Ehrwürdiger, wollest mir solches nunmehr auslegen!“ – „So sei es, o Teurer!

Zweiter Khanda
1. Seiend nur, o Teurer, war dieses am Anfang, eines nur und ohne zweites. Zwar sagen einige, nichtseiend sei dieses am Anfang gewe-sen, eines nur und ohne zweites; aus diesem Nichtseienden sei das Seiende geboren.
2. Aber wie könnte es wohl, o Teurer, also sein? Wie könnte aus dem Nichtseienden das Seiende geboren werden? Seiend also vielmehr, o Teurer, war dieses am Anfang, eines nur und ohne zweites.
3. Dasselbe beabsichtigte: „Ich will vieles sein, will mich fortpflanzen“; da schuf es die Glut (tejas). Diese Glut beabsichtigte: „Ich will vieles sein, will mich fortpflanzen“; da schuf sie die Wasser (apas). Darum wenn ein Mensch die Glut des Schmerzes fühlt oder schwitzt, so entstehet aus der Glut das Wasser (der Tränen, des Schweißes).
4. Diese Wasser beabsichtigten: „Wir wollen vieles sein, wollen uns fortpflanzen“; da schufen sie die Nahrung (annam). Darum, wenn es regnet, so entstehet reichliche Nahrung, denn aus den Wassern eben entstehet die Nahrung, die man isset.

Dritter Khanda
1. Fürwahr, diese Wesen hier haben dreierlei Namen (d. h. Ursprung): aus dem Ei Gebornes, lebend Gebornes und aus dem Keim Gebor-nes.
2. Jene Gottheit beabsichtigte: „Wohlan, ich will in diese drei Gotthei-ten (Glut, Wasser, Nahrung) mit diesem lebenden Selbste (der indi-viduellen Seele) eingehen und auseinanderbreiten Namen und Ges-talten;
3. jede einzelne von ihnen aber will ich dreifach machen.“ – Da ging jene Gottheit in diese drei Gottheiten mit diesem lebenden Selbste ein und breitete auseinander Namen und Gestalten;
4. jede einzelne von ihnen aber machte sie dreifach. Wie nun, o Teu-rer, von diesen drei Gottheiten jede einzelne dreifach wird, das sollst du von mir erfahren.

Vierter Khanda
1. Was an dem Feuer die rote Gestalt ist, das ist die Gestalt der Glut, was die weiße, das der Wasser, was die schwarze, das der Nahrung. Verschwunden ist das Feuersein des Feuers, an Worte sich klam-mernd ist die Umwandlung, ein bloßer Name, drei Gestalten nur sind in Wahrheit.
2. Was an der Sonne die rote Gestalt ist, das ist die Gestalt der Glut, was die weiße, das der Wasser, was die schwarze, das der Nahrung. Verschwunden ist das Sonnesein der Sonne, an Worte sich klam-mernd ist die Umwandlung, ein bloßer Name, drei Gestalten nur sind in Wahrheit.
3. Was an dem Monde die rote Gestalt ist, das ist die Gestalt der Glut, was die weiße, das der Wasser, was die schwarze, das der Nahrung. Verschwunden ist das Mondsein am Monde, an Worte sich klam-mernd ist die Umwandlung, ein bloßer Name, drei Gestalten nur sind in Wahrheit.
4. Was an dem Blitze die rote Gestalt ist, das ist die Gestalt der Glut, was die weiße, das der Wasser, was die schwarze, das der Nahrung. Verschwunden ist das Blitzsein des Blitzes, an Worte sich klam-mernd ist die Umwandlung, ein bloßer Name, drei Gestalten nur sind in Wahrheit.
5. Dieses fürwahr war es, was die Altvordern, die Großen an Reich-tum, die Großen an Schriftkunde, wussten, wenn sie sprachen: „Nunmehr kann keiner uns etwas vorbringen, was wir nicht (schon) gehört, nicht (schon) verstanden, nicht (schon) erkannt hätten!“ Dies wussten sie aus jenen (Glut, Wasser, Nahrung);
6. denn was gleichsam ein Rotes war, das wussten sie als die Gestalt der Glut, und was gleichsam ein Weißes war, das wussten sie als die Gestalt der Wasser, und was gleichsam ein Schwarzes war, das wussten sie als die Gestalt der Nahrung;
7. Und was gleichsam ein Unbekanntes war, das wussten sie als eine Zusammensetzung eben jener Gottheiten (Glut, Wasser, Nahrung).
Wie nun, o Teurer, von diesen drei Gottheiten, wenn sie in den Menschen gelangen, jede einzelne dreifach wird, das sollst du von mir erfahren.

Fünfter Khanda
1. Die Nahrung, wenn sie genossen worden, zerlegt sich in drei Teile; was an ihr der gröbste Bestandteil ist, der wird zu Faeces, was der mittlere, der zu Fleisch, was der feinste, der zu Manas .
2. Die Wasser, wenn sie getrunken worden, zerlegen sich in drei Teile; was an ihnen der gröbste Bestandteil ist, der wird zu Urin, was der mittlere, der zu Blut, was der feinste, der zu Prana .
3. Die Glut, wenn sie genossen worden, zerlegt sich in drei Teile; was an ihr der gröbste Bestandteil ist, der wird zu Knochen, was der mittlere, der zu Mark, was der feinste, der zu Rede.
4. Denn aus Nahrung bestehend, o Teurer, ist das Manas , aus Was-ser bestehend der Prana , aus Glut bestehend die Rede.“
- „Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ sprach er. – „So sei es“, sprach er.

Sechster Khanda
1. „Was an der Milch, o Teurer, wenn sie gequirlt wird, das Feine ist, das strebt nach oben hin, das wird zu Butter.
2. Ebenso, o Teurer, was an der Nahrung, wenn sie genossen wird, das Feine ist, das strebt nach oben hin, das wird zu Manas .
3. Und was an dem Wasser, o Teurer, wenn es getrunken wird, das Feine ist, das strebt nach oben hin, das wird zu Prana .
4. Und was an der Glut, o Teurer, wenn sie genossen wird, das Feine ist, das strebt nach oben hin, das wird zu Rede.
5. Denn aus Nahrung bestehend, o Teurer, ist das Manas , aus Was-ser bestehend der Prana , aus Glut bestehend die Rede.“
- „Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ sprach er. – „So sei es“, sprach er.

Siebenter Khanda
1. „Aus sechzehn Teilen, o Teurer, besteht der Mensch. Fünfzehn Tage lang sollst du jetzt nicht essen; aber Wasser trinke, so viel du willst. Der Prana (der Lebensodem), da er aus Wasser besteht, wird, wenn du trinkst, nicht aus dir entweichen.“
2. Und er aß nicht fünfzehn Tage hindurch. Darauf nahte er jenem und sprach: „Was soll ich hersagen, o Herr?“ – „Sage die Rigverse her, o Teurer, die Opfersprüche, die Samalieder“, sprach er. – „Ei, sie wollen mir nicht einfallen, o Herr“, sprach er. –
3. Und jener sprach zu ihm: „Gleichwie, o Teurer, von einem großen angelegten Feuer zuletzt nur noch eine Kohle, so groß wie ein Leuchtkäfer, übrig bleibt, und es durch diese dann weiter nicht mehr sehr brennt, also, o Teurer, ist auch an dir von den sechzehn Teilen nur noch ein Teil übrig geblieben, und durch diesen kannst du dich jetzt auf die Veden nicht besinnen. Iss jetzt,
4. nachher sollst du mehr von mir hören.“ - Da aß er und trat dann wieder zu ihm. Da konnte er auf alles antworten, was jener ihn fragte. Und der Vater sprach zu ihm:
5. „Gleichwie, o Teurer, von einem großen angelegten Feuer zuletzt nur noch eine Kohle, so groß wie ein Leuchtkäfer, übrig bleibt, und man diese dann durch Stroh, indem man es darauf legt, wieder zum Flammen bringt, und es durch dieses dann weiter sehr brennt,
6. also, o Teurer, war an dir von den sechzehn Teilen ein Teil übrig geblieben, und dieser ist durch die Nahrung, mit der er versehen wurde, wieder zum Flammen gebracht worden; durch diesen kannst du dich jetzt wieder auf die Veden besinnen; denn aus Nah-rung bestehend, o Teurer, ist das Manas , aus Wasser bestehend der Prana , aus Glut bestehend die Rede.“
Also wurde er von ihm belehrt, - von ihm belehrt.

Achter Khanda
1. Uddalaka Aruni sprach zu seinem Sohne Shvetaketu: „Lass dir von mir, o Teurer, den Zustand des Schlafes erklären. Wenn es heißt, dass der Mensch schlafe, dann ist er mit dem Seienden, o Teurer, zur Vereinigung gelangt. Zu sich selbst ist er eingegangen, darum sagt man von ihm „er schläft“ (svapiti), denn zu sich selbst einge-gangen (svam apita) ist er. –
2. Gleichwie ein Vogel, der an einen Faden gebunden wurde, nach dieser und jener Seite fliegt, und nachdem er anderweit einen Stützpunkt nicht gefunden, sich an der Bindungsstelle niederlässt, so auch, o Teurer, fliegt das Manas nach dieser und jener Seite, und nachdem es anderweit einen Stützpunkt nicht gefunden, so lässt es sich in dem Prana nieder, denn der Prana , o Teurer, ist die Bindungsstelle des Manas .
3. Lass dir von mir, o Teurer, den Hunger und den Durst erklären. Wenn es heißt, ein Mensch hungert, so kommt das, weil die Wasser das von ihm Gegessene hinwegführen (ashitam nayante). Und wie man von einem Kuhführer, Rossführer, Menschenführer spricht, so bezeichnet man dann die Wasser als „Nahrungsführer“ (ashanaya der Hunger, spielend zerlegt in asha-naya). Hierbei (beim Hinweg-führen der Nahrung durch die Wasser zum Aufbau des Leibes) er-kenne dieses (d. h. diesen Leib), o Teurer, als den daraus ent-sprungenen Schössling (als die Wirkung): derselbe wird nicht ohne Wurzel (Ursache sein;
4. aber wo anders könnte dessen Wurzel sein als in der Nahrung? Und in derselben Weise, o Teurer, gehe von der Nahrung als Schössling zurück zu dem Wasser als Wurzel, von dem Wasser, o Teurer, als Schössling gehe zurück zu der Glut als Wurzel, von der Glut, o Teurer, als Schössling gehe zurück zu dem Seienden als Wurzel; das Seiende, o Teurer, haben alle diese Geschöpfe als Wur-zel, das Seiende als Stützpunkt, das Seiende als Grundlage.
5. Ferner, wenn es heißt, ein Mensch dürstet, so kommt das, weil die Glut das von ihm Getrunkene hinwegführt. Und wie man von ei-nem Kuhführer, Rossführer, Menschenführer spricht, so bezeich-net man dann die Glut als „Wasserführer“ (udanya der Durst, zer-legt in uda-nya). Hierbei (bei Hinwegführen des Wassers durch die Glut zum Aufbau des Leibes) erkenne dieses (diesen Leib), o Teurer, als den daraus entsprungenen Schössling (als die Wirkung); der-selbe wird nicht ohne Wurzel (Ursache) sein;
6. aber wo anders könnte dessen Wurzel sein als in dem Wasser? Von dem Wasser, o Teurer, als Schössling gehe zurück zu der Glut als Wurzel, von der Glut, o Teurer, als Schössling gehe zurück zu dem Seienden als Wurzel; das Seiende, o Teurer, haben alle diese Ge-schöpfe als Wurzel, das Seiende als Stützpunkt, das Seiende als Grundlage.
Wie aber, o Teurer, von diesen drei Gottheiten, wenn sie in den Menschen gelangen, jede einzelne dreifach wird, das ist vorher aus-einandergesetzt worden.
Bei diesem Menschen, o Teurer, wenn er dahinscheidet, geht die Rede ein in das Manas , das Manas in den Prana , der Prana in die Glut, die Glut in die höchste Gottheit. – Was jene Feinheit (Un-erkennbarkeit) ist,
7. ein Bestehen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
- „Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ sprach er. – „So sei es“, sprach er.

Neunter Khanda
1. „Wenn, o Teurer, die Bienen den Honig bereiten, so sammeln sie die Säfte von mancherlei Bäumen und tragen den Saft zur Einheit zusammen.
2. Sowie in dieser jene Säfte keinen Unterschied behalten des be-stimmten Baumes, dessen Saft sie sind, also, führwahr, o Teurer, haben auch alle diese Kreaturen, wenn sie (in Tiefschlaf und Tod) in das Seiende eingehen, kein Bewusstsein davon, dass sie einge-hen in das Seiende.
3. Selbige, ob sie hier Tiger sind oder Löwe, oder Wolf, oder Eber, oder Wurm, oder Vogel, oder Bremse, oder Mücke: was sie immer sein mögen, dazu werden sie wieder gestaltet. –
4. Was jene Feinheit ist, ein Bestehen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
- „Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ sprach er. – „So sei es“, sprach er.

Zehnter Khanda
1. „Diese Ströme, o Teurer, fließen im Osten gegen Morgen und im Westen gegen Abend; von Ozean zu Ozean strömen sie (sich verei-nigend), sie werden lauter Ozean. Gleichwie diese daselbst nicht wissen, dass sie dieser oder jener Fluss sind,
2. also, fürwahr, o Teurer, wissen auch alle diese Kreaturen, wenn sie aus dem Seienden wieder hervorgehen, nicht, dass sie aus dem Seienden wieder hervorgehen. Selbige, ob sie hier Tiger sind oder Löwe, oder Wolf, oder Eber, oder Wurm oder Vogel, oder Bremse, oder Mücke: was sie immer sein mögen, dazu werden sie wieder gestaltet. –
3. Was jene Feinheit ist, ein Bestehen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
- „Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ sprach er. – „So sei es“, sprach er.

Elfter Khanda
1. „Wenn man, o Teurer, hier diesen großen Baum an der Wurzel an-schneidet, so trieft er, weil er lebt; wenn man ihn in der Mitte an-schneidet, so trieft er, weil er lebt; wenn man ihn an der Spitze an-schneidet, so trieft er, weil er lebt; so stehet er, durchdrungen von dem lebendigen Selbste, strotzend und freudevoll.
2. Verlässt nun das Leben einen Ast, so verdorrt dieser; verlässt es den zweiten, so verdorrt dieser; verlässt es den dritten, so verdorrt dieser; verlässt es den ganzen Baum, so verdorrt der ganze. Also auch, o Teurer, sollst du merken“, so sprach er,
3. „dieser (Leib) freilich stirbt, wenn er vom Leben verlassen wird, nicht aber stirbt das Leben. – Was jene Feinheit ist, ein Bestehen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
- „Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ sprach er. – „So sei es“, sprach er.
Zwölfter Khanda
1. Hole mir dort von dem Nyagrodha-Baume eine Frucht.“ – „Hier ist sie, Ehrwürdiger.“ – „Spalte sie.“ – „Sie ist gespalten, Ehrwürdiger.“ – „Was siehest du darin?“ – „Ich sehe hier, o Ehrwürdiger, ganz kleine Kerne.“ – „Spalte einen von ihnen.“ – „Er ist gespalten, Ehr-würdiger.“ – „Was siehst du darin?“ – „Gar nichts, o Ehrwürdiger.“ –
2. Da sprach er: „Die Feinheit, die du nicht wahrnimmst, o Teurer, aus dieser Feinheit fürwahr ist dieser große Nyagrodhabaum ent-standen.
3. Glaube, o Teurer, was jene Feinheit ist, ein Bestehen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
- „Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ sprach er. – „So sei es“, sprach er.

Dreizehnter Khanda
1. „Hier dieses Stück Salz lege ins Wasser und komme morgen wieder zu mir.“ – Er tat es. Da sprach er: „Bringe mir das Salz, welches du gestern abend ins Wasser gelegt hast.“ – Er tastete danach und fand es nicht, denn es war ganz zergangen.
2. „Koste davon von dieser Seite! – Wie schmeckt es?“ – „Salzig.“ – „Koste aus der Mitte! – Wie schmeckt es?“ – „Salzig.“ – „Koste von jener Seite! – Wie schmeckt es?“ – „Salzig.“ – „Lass es stehen und setzt dich zu mir.“ – Er tat es (und sprach): „Es ist immer noch vorhanden.“ – Da sprach jener: „Fürwahr, so nimmst du auch das Seiende hier (im Leibe) nicht wahr, aber es ist dennoch darin. –
3. Was jene Feinheit ist, ein Bestehen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
- „Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ – „So sei es“, sprach er.

Vierzehnter Khanda
1. „Gleichwie, o Teurer, ein Mann, den sie aus dem Lande der Gand-harer mit verbundenen Augen hergeführt und dann in der Einöde losgelassen haben, nach Osten, oder nach Norden, oder nach Sü-den verschlagen wird (pradhmayita), weil er mit verbundenen Au-gen hergeführt und mit verbundenen Augen losgelassen worden war,
2. aber, nachdem jemand ihm die Binde abgenommen und zu ihm ge-sprochen: „dort hinaus liegen die Gandharer, dort hinaus gehe“, von Dorf zu Dorf sich weiterfragend, belehrt und verständig zu den Gandharern hingelangt - also auch ist ein Mann, der hienieden ei-nen Lehrer gefunden, sich bewusst: „diesem (Welttreiben) werde ich nur so lange angehören, bis ich erlöst sein werde, darauf werde ich heimgehen“. –
3. Was jene Feinheit ist, ein Bestehen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
- „Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ – „So sei es“, sprach er.

Fünfzehnter Khanda
1. „Um einen todkranken Mann sitzen seine Verwandten herum und fragen ihn: „Erkennst du mich? Erkennst du mich?“ – Solange noch nicht seine Rede eingegangen ist in das Manas , sein Manas in den Prana (Leben), sein Prana in die Glut, die Glut in die höchs-te Gottheit, so lange erkennt er sie;
2. aber nachdem seine Rede eingegangen ist in das Manas , sein Ma-nas in den Prana , sein Prana in die Glut, die Glut in die höchste Gottheit, alsdann erkennt er sie nicht mehr. –
3. Was jene Feinheit ist, ein Bestehen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
- „Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ – „So sei es“, sprach er.

Sechzehnter Khanda
1. „Einen Menschen, o Teurer, führen sie heran mit geknebelten Hän-den und rufen: „Er hat geraubt, hat einen Diebstahl begangen! macht das Beil für ihn glühend!“ – Wenn er der Täter ist, so machet er sich selbst unwahr; Unwahres aussagend hüllt er sich selbst in Unwahrheit, fasst das glühende Beil an, verbrennt sich und wird hingerichtet;
2. aber wenn er nicht der Täter ist, so machet er sich selbst wahr; Wahres aussagend hüllt er sich selbst in Wahrheit, fasst das glü-hende Beil an, verbrennt sich nicht und wird losgelassen .
3. Das wodurch jener sich nicht verbrannte (die Wahrheit), ein Beste-hen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
Also wurde er von ihm belehrt, - von ihm belehrt.
Siebenter Prapathaka
Erster Khanda
1. „Belehre mich, Ehrwürdiger!“ – Mit diesen Worten nahte sich Nara-da dem Sanatkumara. Der sprach zu ihm: „Bringe mir vor, was du schon weißt, so werde ich dir das darüber Hinausliegende kund-machen.“ –
2. Und jener sprach: „Ich habe, o Ehrwürdiger, gelernt den Rigveda, Yajurveda, Samaveda, den Atharvaveda als vierten, die epischen und mythologischen Gedichte als fünften Veda, Grammatik, Ma-nenritual, Arithmetik, Mantik, Zeitrechnung, Dialektik, Politik, Göt-terlehre, Gebetlehre, Gespensterlehre, Kriegswissenschaft, Astro-nomie, Schlangenzauber und die Künste der Musen (wörtlich: der Halbgötter); - das ist es, o Ehrwürdiger, was ich gelernt habe;
3. Und so bin ich, o Ehrwürdiger, zwar schriftkundig aber nicht At-mankundig; denn ich habe gehört, von solchen, die dir gleichen, dass den Kummer überwindet, wer den Atman kennt; ich aber, o Ehrwürdiger, bin bekümmert; darum wollest du mich, o Herr, zu dem jenseitigen Ufer des Kummers hinüberführen!“
Und er sprach zu ihm: „Alles, was du da studiert hast, ist nur Na-me (naman).
4. Name ist der Rigveda, Yajurveda, Samaveda, der Atharvaveda als vierter, die epischen und mythologischen Gedichte als fünfte Veda, Grammatik, Mananritual, Arithmetik, Mantik, Zeitrechnung, Dia-lektik, Politik, Götterlehre, Gebetlehre, Gespensterlehre, Kriegswis-senschaft, Astronomie, Schlangenzauber und die Künste der Mu-sen, - das alles ist Name. Den Namen mögest du verehren!
5. Wer den Namen als das Brahman verehrt, - soweit sich der Name erstreckt, so weit wird dem ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er den Namen als das Brahman verehrt.“
- „Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als den Namen?“
„Wohl gibt es ein Größeres als den Namen.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Zweiter Khanda
1. „Die Rede (vac), fürwahr, ist größer als der Name. Denn die Rede ist es, welche den Rigveda kundmacht, den Yajurveda, den Samaveda, den Atharvaveda als vierten, die epischen und mythologischen Ge-dichte als fünten Veda, Grammatik, Manenritual, Arithmetik, Man-tik, Zeitrechnung, Dialektik, Politik, Götterlehre, Gebetlehre, Ges-pensterlehre, Kriegswissenschaft, Astronomie, Schlangenzauber und die Künste der Musen, dazu den Himmel und die Erde. Wind, Äther, Wasser und Feuer, die Götter und Menschen, die Haustiere und Vögel, die Kräuter und Bäume, die wilden Tiere bis herab zu den Würmern, Fliegen und Ameisen, Recht und Unrecht, Wahrheit und Unwahrheit, Gutes und Böses, Erfreuliches und Unerfreuli-ches; wäre die Rede nicht, so könnte nicht Recht noch Unrecht sich kundmachen, nicht Wahrheit noch Unwahrheit, nicht Gutes noch Böses, nicht Erfreuliches noch Unerfreuliches; denn nur die Rede macht alles dieses kund, die Rede mögest du verehren!
2. Wer die Rede als das Brahman verehrt, soweit sich die Rede er-streckt, so weit wird dem ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er die Rede als das Brahman verehrt.“
- Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als die Rede?“
„Wohl gibt es ein Größeres als die Rede.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Dritter Khanda
1. „Das Manas fürwahr ist größer als die Rede. Denn gleichwie eine Faust zwei Eicheln oder zwei Beeren oder zwei Nüsse umfasst, also umfasst das Manas die Rede und den Namen. Und wenn einer sein Manas darauf richtet, die heiligen Lieder und Sprüche zu studie-ren, so studiert er sie; oder die Werke zu vollbringen, so vollbringt er sie, oder sich Söhne und Vieh zu wünschen, so wünscht er sie sich, oder sich diese Welt und jene Welt zu wünschen, so wünscht er sie sich. Denn das Manas ist der Atman, das Manas ist die Welt, das Manas ist das Brahman, das Manas mögest du vereh-ren!
2. Wer das Manas als das Brahman verehrt, soweit sich das Manas erstreckt, so weit wird dem ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er das Manas als das Brahman verehrt.“
- Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als das Manas ?“
„Wohl gibt es ein Größeres als das Manas .“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Vierter Khanda
1. „Der Entschluss (sankalpa), fürwahr, ist größer als das Manas ; denn wenn einer sich zu etwas entschließt, dann richtet er sein Manas darauf, dann lässet er die Rede ertönen, diese wiederum lässet er ertönen im Namen, in dem Namen einbegriffen sind die Lieder und Sprüche, in den Liedern und Sprüchen die Werke;
2. alle diese haben ihren Einheitspunkt in dem Entschlusse, ihr Selbst in dem Entschlusse, sind in dem Entschlusse gegründet. Durch den Entschluss sind zustande gekommen Himmel und Erde, durch den Entschluss kamen zustande der Wind und der Äther, kamen zustande das Wasser und das Feuer; auf deren Entschluss hin kommt der Regen zustande, auf des Regens Entschluss hin kommt die Nahrung zustande, auf der Nahrung Entschluss hin kommen die Lebenshauche zustande, auf der Lebenshauche Ent-schluss hin kommen die Lieder und Sprüche zustande, auf der Lieder und Sprüche Entschluss hin kommen die Werke zustande, auf der Werke Entschluss hin kommt die Welt zustande, auf der Welt Entschluss hin kommt alles zustande; das ist der Entschluss; den Entschluss mögest du verehren!
3. Wer den Entschluss als das Brahman verehrt, der erlangt die durch Entschluss zustande gebrachten Welten, als ein Feststehender die feststehenden, als ein Wohlgegründeter die wohlgegründeten, als ein Unwankender die unwankenden, und soweit sich der Ent-schluss erstreckt, so weit wird ihm ein Umherschweifen nach Be-lieben zu teil, darum dass er den Entschluss als das Brahman ver-ehrt.“
- Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als den Entschluss?“
„Wohl gibt es ein Größeres als den Entschluss.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Fünfter Khanda
1. „Der Gedanke (cittam), fürwahr, ist größer als der Entschluss; denn wenn einer Gedanken fasst, dann fasst er Entschlüsse, dann rich-tet er sein Manas darauf, dann lässet er die Rede ertönen, diese wiederum lässet er ertönen im Namen, in dem Namen einbegriffen sind die Lieder und Sprüche, in den Liedern und Sprüchen die Werke;
2. alle diese haben ihren Einheitspunkt in dem Gedanken, ihr Selbst in dem Gedanken, sind in dem Gedanken gegründet. Darum, wenn einer auch vieles weiß und hat keine Gedanken, so sagt man von ihm: „es ist nicht (von Bedeutung), was er auch weiß; denn wäre er wirklich weise, so würde er nicht so gedankenlos sein“; wenn aber einer nur weniges weiß und hat dabei Gedanken, so hören die Leu-te darum doch auf ihn. Denn der Gedanke ist von allem jenem der Einheitspunkt, der Gedanke das Selbst, der Gedanke die Grundla-ge; den Gedanken mögest du verehren!
3. Wer den Gedanken als das Brahman verehrt, der erlangt die von ihm gedachten Welten, als ein Feststehender die feststehenden, als ein Wohlgegründeter die wohlgegründeten, als ein Unwankender die unwankenden; und soweit sich der Gedanke erstreckt, so weit wird ihm ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er den Gedanken als das Brahman verehrt.“
- Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als den Gedanken?“
„Wohl gibt es ein Größeres als den Gedanken.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Sechster Khanda
1. „Das Sinnen (dhyanam), fürwahr, ist größer als der Gedanke; es sinnt gleichsam die Erde, es sinnt gleichsam der Luftraum, es sinnt gleichsam der Himmel, es sinnen gleichsam die Wasser, es sinnen gleichsam die Berge, es sinnen gleichsam die Götter und Men-schen. Darum die, so unter den Menschen Großheit erlangen, die haben die Gabe (apada) des Sinnens gleichsam als ihren Anteil er-halten. Die aber klein sind, die sind streitsüchtig, hinterbringend, üble Nachrede führend, während die Überlegenen die Gabe des Sinnens gleichsam als ihren Anteil erhalten haben; das Sinnen mö-gest du verehren!
2. Wer das Sinnen als Brahman verehrt, soweit sich das Sinnen er-streckt, so weit wir dem ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er das Sinnen als das Brahman verehrt.“
- Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als das Sinnen?“
„Wohl gibt es ein Größeres als das Sinnen.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Siebenter Khanda
1. „Die Erkenntnis (vijnanam), fürwahr, ist größer als das Sinnen; denn durch die Erkenntnis ist es, dass man den Rigveda erkennt, den Yajurveda, den Samaveda, den Atharvaveda als vierten, die e-pischen und mythologischen Gedichte als fünften Veda, Gramma-tik, Manentitual, Arithmetik, Mantik, Zeitrechnung, Dialektik, Poli-tik, Götterlehre, Gebetlehre, Gespensterlehre, Kriegswissenschaft, Astronomie, Schlangenzauber und die Künste der Musen, dazu den Himmel und die Erde, Wind, Äther, Wasser und Feuer, die Götter und Menschen, die Haustiere und Vögel, die Kräuter und Bäume, die wilden Tiere bis herab zu den Würmern. Fliegen und Ameisen, Recht und Unrecht, Wahrheit und Unwahrheit, Gutes und Böses, Erfreuliches und Unerfreuliches, Speise und Trank, diese Welt und jene Welt, - das alles erkennt man durch die Erkenntnis; die Er-kenntnis mögest du verehren!
2. Wer die Erkenntnis als das Brahman verehrt, der erlangt erkennt-nisreiche, kenntnisreiche Welten, und soweit sich die Erkenntnis erstreckt, so weit wird ihm ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er die Erkenntnis als das Brahman verehrt.“
- Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als die Erkenntnis?“
„Wohl gibt es ein Größeres als die Erkenntnis.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Achter Khanda
1. „Die Kraft (balam), fürwahr, ist größer als die Erkenntnis; denn auch hundert Erkenntnisreiche macht ein Kraftreicher zittern. Ist aber einer kräftig, so ist er ein Rüstiger, ist er rüstig, so kommt er herum, kommt er herum, so kommt er zu Leuten, kommt er zu Leuten, so bekommt er etwas zu sehen, zu hören, zu denken, zu lernen, zu schaffen, zu erkennen. Durch Kraft hat die Erde Be-stand, durch Kraft der Luftraum, durch Kraft der Himmel, durch Kraft die Berge, durch Kraft Götter und Menschen, durch Kraft die Haustiere und Vögel, die Kräuter und Bäume, die wilden Tiere bis herab zu den Würmern, Fliegen und Ameisen, durch Kraft hat die Welt Bestand; die Kraft mögest du verehren!
2. Wer die Kraft als das Brahman verehrt, soweit sich die Kraft er-streckt, so weit wird dem ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er die Kraft als das Brahman verehrt.“
- Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als die Kraft?“
„Wohl gibt es ein Größeres als die Kraft.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Neunter Khanda
1. „Die Nahrung (annam), fürwahr, ist größer als die Kraft. Darum wenn einer selbst zehn (Tage und) Nächte nicht isst, so bleibt er wohl zwar am Leben, aber er wird zu einem nicht sehenden, nicht hörenden, nicht denkenden, nicht lernenden, nicht schaffenden, nicht erkennenden; aber nach Einflößung von Nahrung wird er wiederum zu einem sehenden, hörenden, denkenden, lernenden, schaffenden, erkennenden; die Nahrung mögest du verehren!
2. Wer die Nahrung als das Brahman verehrt, der erlangt nahrungs-reiche, trankreiche Welten, und soweit sich die Nahrung erstreckt, so weit wird ihm ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er die Nahrung als das Brahman verehrt.“
- Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als die Nahrung?“
„Wohl gibt es ein Größeres als die Nahrung.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Zehnter Khanda
1. „Das Wasser (apas), fürwahr, ist größer als die Nahrung. Darum, wenn es nicht reichlich regnet, so werden die Lebensgeister ver-stört, denn man denkt, dass die Nahrung zu knapp werden wird; regnet es aber reichlich, so werden die Lebensgeister freudig, denn man denkt, dass es viele Nahrung geben wird. Und nur dieses Wasser, in festgewordenem Zustande, sind diese Erde, der Luft-raum, der Himmel, die Berge, die Götter und Menschen, die Haustiere und Vögel, die Kräuter und Bäume, die wilden Tiere bis herab zu den Würmern, Fliegen und Ameisen, sie alle sind nur die-ses Wasser in festgewordenem Zustande; das Wasser mögest du verehren!
2. Wer das Wasser als das Brahman verehrt, der erlangt alle Wün-sche, der wird der Sättigung teilhaft, und soweit sich das Wasser erstreckt, so weit wird ihm ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er das Wasser als das Brahman verehrt.“
- „Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als das Wasser?“
Wohl gibt es ein Größeres als das Wasser.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Elfter Khanda
1. „Die Glut (tejas), fürwahr, ist größer als das Wasser. Denn diese ist es, welche, indem sie den Wind zurückhält, den Weltraum erhitzt; dann sagen sie: es ist drückend heiß, glühend heiß, gewiss wird es Regen geben. Die Glut ist es, welche dies zuerst ankündigt und so-dann das Wasser strömen lässt. Dann geschieht es, dass unter aufwärts und seitwärts zuckenden Blitzen, die Donner rollen; dar-um sagen sie: „es blitzt, es donnert, gewiss wird es Regen geben“. Die Glut also ist es, welche dies zuerst ankündigt und sodann das Wasser strömen lässt; die Glut mögest du verehren!
2. Wer die Glut als das Brahman verehrt, der wird glutvoll, der erlangt glutreiche, glanzreiche, dunkel - überwältigende Welten, und so-weit sich die Glut erstreckt, so weit wird ihm ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er die Glut als das Brahman ver-ehrt.“
- „Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als die Glut?“
Wohl gibt es ein Größeres als die Glut.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Zwölfter Khanda
1. „Der Weltraum (Äther, akasha), fürwahr, ist größer als die Glut: denn im Weltraume sind beide, die Sonne und der Mond, sind Blitz, Gestirne und Feuer; vermöge des Weltraums ruft man, hört man, antwortet man; im Weltraume freut man sich, und freut man sich nicht; man wird geboren im Weltraume, man wird geboren für den Weltraum; den Weltraum mögest du verehren!
2. Wer den Weltraum als das Brahman verehrt, der erlangt weltraum-reiche, lichtraumreiche Welten, unbeengte, zum weiten Ausschrei-ten, und soweit sich der Weltraum erstreckt, so weit wird ihm ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er den Welt-raum als das Brahman verehrt.“
- „Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als den Weltraum?“
Wohl gibt es ein Größeres als den Weltraum.“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Dreizehnter Khanda
1. „Das Gedächtnis (smara), fürwahr, ist größer als der Weltraum; darum wenn selbst viele zusammensäßen, und sie wären ohne Ge-dächtnis, so könnten sie niemanden hören, noch denken, noch er-kennen; haben sie aber Gedächtnis, so werden sie auch hören, werden denken, werden erkennen; denn (nur) durch das Gedächt-nis erkennt man sogar seine eignen Kinder, durch das Gedächtnis sein Vieh, das Gedächtnis mögest du verehren!
2. Wer das Gedächtnis als das Brahman verehrt, soweit sich das Ge-dächtnis erstreckt, so weit wird dem ein Umherschweifen nach Be-lieben zu teil, darum dass er das Gedächtnis als das Brahman ver-ehrt.“
- „Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als das Gedächtnis?“
Wohl gibt es ein Größeres als das Gedächtnis“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Vierzehnter Khanda
1. „Die Hoffnung (asha), fürwahr, ist größer als das Gedächtnis; denn, durch die Hoffnung entflammt, lernt das Gedächtnis die heiligen Lieder und Sprüche, vollbringt man die heiligen Werke, wünscht man sich Söhne und Vieh, wünscht man sich diese Welt und jene Welt; die Hoffnung mögest du verehren!
2. Wer die Hoffnung als das Brahman verehrt, dem gehen durch die Hoffnung alle seine Wünsche in Erfüllung, dessen Gebetwünsche werden nicht vergeblich sein, und soweit sich die Hoffnung er-streckt, so weit wird ihm ein Umherschweifen nach Belieben zu teil, darum dass er die Hoffnung als das Brahman verehrt.“
- „Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als die Hoffnung?“
Wohl gibt es ein Größeres als die Hoffnung“
- „Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

Fünfzehnter Khanda
1. „Das Leben (der Odem, Prana ), fürwahr, ist größer als die Hoff-nung; denn wie die Speichen eingefügt sind in die Nabe, so ist in dieses Leben alles eingefügt. Das Leben geht von statten durch das Leben (den Odem), das Leben (der Odem) gibt das Leben, gibt es zum Leben. Das Leben ist Vater und ist Mutter, das Leben ist Bru-der und Schwester, das Leben Lehrer und Brahmane.
2. Darum, wenn einer Vater oder Mutter oder Bruder oder Schwester oder Lehrer oder Brahmanen hart anfährt, so sagt man: Pfui, über dir; du bist ein Vatermörder, Muttermörder, Schwestermörder, Leh-rermörder, Brahmanenmörder;
3. wenn er aber eben dieselben, nachdem das Leben entflohen ist, mit dem Spieße zusammenstößt (auf dem Scheiterhaufen) und sie ver-brennt mit Haut und Haar, so sagt man nicht: du bist ein Vater-mörder, Muttermörder, Brudermörder, Schwestermörder, Lehrer-mörder, Brahmanenmörder;
4. denn das Leben nur ist alles dieses. – Fürwahr, wer also sieht und denkt und erkennt, der ist ein Niedersprecher (ativadin); und wenn man zu ihm sagt: du bist ein Niedersprecher, so soll er es zugeben und nicht leugnen.“

Sechzehnter Khanda
1. „Der aber ist der rechte Niedersprecher, der durch die Wahrheit niederspricht!“
- „Ich möchte, o Erhabener, durch die Wahrheit niedersprechen!“
„Die Wahrheit (satyam) also muß man suchen zu erkennen.“
- „Die Wahrheit, o Herr, möchte ich erkennen!“

Siebzehnter Khanda
1. „Wenn man etwas erkennt, so spricht man die Wahrheit; nicht spricht die Wahrheit, wer nicht erkennt; nur wer erkennt, spricht die Wahrheit. Die Erkenntnis (vijnanam) also muß man suchen zu erkennen.“
- „Die Erkenntnis, o Herr, möchte ich erkennen!“

Achtzehnter Khanda
1. „Man erkennt, wenn man denkt; ohne Denken ist keine Erkennt-nis; nur durch Denken kommt Erkenntnis. Das Denken (mati) also muss man suchen zu erkennen.“
- „Das Denken, o Herr möchte ich erkennen!“

Neunzehnter Khanda
1. „Man denkt, wenn man glaubt. Ohne Glauben ist kein Denken (credo, ut intelligam); nur wer Glauben hat, hat Denken. Den Glauben (shraddha) also muss man suchen zu erkennen.“
- „Den Glauben, o Herr, möchte ich erkennen.“

Zwanzigster Khanda
1. „Man glaubt, wenn man aus etwas hervorwächst (oder nitishthati, in etwas gewurzelt ist); ohne Hervorwachsen daraus (Gewurzeltsein darin) ist kein Glaube; wer aus etwas hervorwächst (in etwas ge-wurzelt ist), der glaubt daran. Das Hervorwachsen (nihshtha, oder nishtha die Wurzelung) also muss man suchen zu erkennen.“
– „Das Hervorwachsen (die Wurzelung), o Herr, möchte ich erken-nen.“


Einundzwanzigster Khanda
1. „Man wächst hervor aus etwas (ist darin gewurzelt), wenn man schafft; ohne Schaffen ist kein Hervorwachsen (Gewurzeltsein); nur wer etwas schafft, wächst daraus hervor (ist darin gewurzelt). Das Schaffen (kriti) also muß man suchen zu erkennen.“
– „Das Schaffen, o Herr, möchte ich erkennen.“

Zweiundzwanzigster Khanda
1. „Man schafft, wenn man Lust empfindet; ohne Empfinden von Lust ist kein Schaffen; nur wer Lust empfunden hat, schafft. Die Lust (sukham) also muss man suchen zu erkennen.“
– „Die Lust, o Herr, möchte ich erkennen.“

Dreiundzwanzigster Khanda
1. „Die Lust besteht in der Unbeschränktheit (Größe, bhuman); in dem Beschränkten (Kleinen) ist keine Lust; nur die Unbeschränkt-heit ist Lust. Die Unbeschränktheit (bhuman) also muss man su-chen zu erkennen.“
– „Die Unbeschränktheit, o Herr, möchte ich erkennen.“

Vierundzwanzigster Khanda
1. „Wenn einer (außer sich) kein anderes sieht, kein anderes hört, kein anderes erkennt, das ist die Unbeschränktheit; wenn er ein anderes sieht, hört, erkennt, das ist das Beschränkte. Die Unbe-schränktheit ist das Unsterbliche, das Beschränkte ist sterblich.
– „Aber worauf gründet denn sie sich, o Herr?“
„Sie gründet sich auf ihre eigene Größe, oder, wenn man will, nicht auf die Größe.
2. Denn unter Größe versteht man in dieser Welt viel Kühe und Ros-se, Elefanten und Gold, Sklaven und Weiber, Feld und Land. Aber das meine ich nicht, meine ich nicht“, so sprach er, „denn da grün-det sich eines immer auf das andere.

Fünfundzwanzigster Khanda
1. Sie aber (die Unbeschränktheit) ist unten und ist oben, im Westen und im Osten, im Süden und im Norden; sie ist diese ganze Welt.
2. Daraus folgt für das Ich-Bewusstsein (ahamkara): Ich (aham) bin unten und oben, im Westen und im Osten, im Süden und im Nor-den; ich bin diese ganze Welt.
Daraus folgt für die Seele (Atman): die Seele ist unten und oben, im Westen und im Osten, im Süden und im Norden; die Seele ist diese ganze Welt.
Wer also sieht und denkt und erkennt, an der Seele sich freuend, mit ihr spielend, mit ihr sich paarend und ergötzend, derselbige ist autonom (svaraj), und ihm ist in allen Welten Freiheit (kamarcara); die es aber anders als so ansehen, die sind heteronom (anyarajan), vergänglicher Seligkeit, und ihnen ist in allen Welten Unfreiheit (a-kamacara).

Sechsundzwanzigster Khanda
1. Für den, fürwahr, welcher also sieht und denkt und erkennt, stammt aus seiner Seele das Leben, aus seiner Seele die Hoffnung, aus seiner Seele das Gedächtnis, aus seiner Seele der Weltraum, aus seiner Seele die Glut, aus seiner Seele das Wasser, aus seiner Seele Schöpfung und Vergang, aus seiner Seele die Nahrung, aus seiner Seele die Kraft, aus seiner Seele die Erkenntnis, aus seiner Seele das Sinnen, aus seiner Seele der Gedanke, aus seiner Seele der Entschluss, aus seiner Seele das Manas , aus seiner Seele die Rede, aus seiner Seele der Name, aus seiner Seele die heiligen Lie-der und Sprüche, aus seiner Seele die heiligen Werke, aus seiner Seele diese ganze Welt.“ –
2. Darüber ist dieser Vers:
Der Schauende schaut nicht den Tod,
Nicht Krankheit und nicht Ungemach;
Das All nur schaut der Schauende,
Das All durchdringt er allerwärts.
Er ist einfach, ist dreifach,
Er ist fünffach, ist siebenfach;
Und eben er ist auch neunfach,
Ist, wie sie lehren, elffach auch,
Ist auch einhundertundelffach,
Ja, er ist zwanzigtausendfach.
Rein ernährt er sich, und rein ist er; bewahrt, weil rein, die Lehre treu; weil er sie treu in der Erinnerung bewahrt, wird ihm zu teil die Lösung aller Knoten. Nachdem (durch die erwähnte Reinheit der Nahrung) die Unreinheit von ihm gewichen ist, zeigt ihm (wie einst dem Narada) der heilige Sanatkumara (durch den gegenwärtigen Upanishad-Abschnitt) das Ufer jenseits der Finsternis. (Darum) nennen sie ihn Skanda (den Übersteiger), – nennen sie ihn Skanda.

Achter Prapathaka
Erster Khanda
1. (Der Lehrer soll sprechen:) „Hier in dieser Brahmanstadt (dem Lei-be) ist ein Haus, eine kleine Lotosblume (das Herz); inwendig dar-innen ist ein kleiner Raum; was in dem ist, das soll man erfor-schen, das wahrlich soll man suchen zu erkennen.“
2. Dann werden sie (die Schüler) zu ihm sagen: „Hier in dieser Brah-manstadt ist ein Haus, eine kleine Lotosblume; inwendig darinnen ist ein kleiner Raum; was ist denn dort, was man erforschen soll, was man soll suchen zu erkennen?“
3. Dann soll er sagen: „Wahrlich, so groß dieser Weltraum ist, so groß ist dieser Raum inwendig im Herzen; in ihm sind beide, der Himmel und die Erde, beschlossen; beide, Feuer und Wind, beide, Sonne und Mond, der Blitz und die Sterne und Wind, beide, Sonne und Mond, der Blitz und die Sterne, und was einer hienieden besitzt und was er nicht besitzt, das alles ist darin beschlossen.“
4. Dann werden sie zu ihm sagen: „Wenn alles dies in dieser Brah-manstadt beschlossen ist und alle Wesen und alle Wünsche, – wenn sie nun das Alter ereilt oder die Verwesung, was bleibt dann davon übrig?“
5. Dann soll er sagen: „Dieses am Menschen altert mit dem Alter nicht; nicht wird es durch seine Ermordung getötet; dieses (die See-le, und nicht der Leib, wie die empirische Erkenntnis annimmt) ist die wahre Brahmanstadt, darin sind beschlossen die Wünsche; das ist das Selbst (die Seele), das sündlose, frei vom Alter, frei vom Tod und frei vom Leiden, ohne Hunger und ohne Durst; sein Wünschen ist wahrhaft, wahrhaft sein Ratschluss.
Denn gleichwie hienieden die Menschen, als geschähe es auf Be-fehl, das Ziel verfolgen, danach ein jeder trachtet, sei es ein König-reich, sei es ein Ackergut, und nur dafür leben, – (so sind sie auch beim Trachten nach himmlischem Lohne die Sklaven ihrer Wün-sche).
6. Und gleichwie hienieden die Stellung, die man durch die Arbeit er-worben hat, dahinschwindet, so schwindet auch im Jenseits die durch die guten Werke erworbene Stätte dahin.
Darum, wer von hinnen scheidet, ohne dass er die Seele erkannt hat und jene wahrhaften Wünsche, dem wird zu teil in allen Welten ein Leben in Unfreiheit; wer aber von binnen scheidet, nachdem er die Seele erkannt hat und jene wahrhaften Wünsche, dem wird zu teil in allen Welten ein Leben in Freiheit.


Zweiter Khanda
1. Wenn ein solcher Verlangen trägt nach der Welt der Väter, so er-stehen ihm auf seinen Wunsch die Väter, und diese Welt der Väter wird ihm zu teil, des ist er fröhlich.
2. Und wenn er Verlangen trägt nach der Welt der Mütter, so erstehen ihm auf seinen Wunsch die Mütter, und diese Welt der Mütter wird ihm zu teil, des ist er fröhlich.
3. Und wenn er Verlangen trägt nach der Welt der Brüder, so erstehen ihm auf seinen Wunsch die Brüder, und diese Welt der Brüder wird ihm zu teil, des ist er fröhlich.
4. Und wenn er Verlangen trägt nach der Welt der Schwestern, so er-stehen ihm auf seinen Wunsch die Schwestern, und diese Welt der Schwestern wird ihm zu teil, des ist er fröhlich.
5. Und wenn er Verlangen trägt nach der Welt der Freunde, so erste-hen ihm auf seinen Wunsch die Freunde, und diese Welt der Freunde wird ihm zu teil, des ist er fröhlich.
6. Und wenn er Verlangen trägt nach der Welt der Wohlgerüche und Kränze, so erstehen ihm auf seinen Wunsch die Wohlgerüche und Kränze, und diese Welt der Wohlgerüche und Kränzewird ihm zu teil, des ist er fröhlich.
7. Und wenn er Verlangen trägt nach der Welt der Speise und des Trankes, so erstehen ihm auf seinen Wunsch Speise und Trank, und diese Welt der Speise und des Trankes wird ihm zu teil, des ist er fröhlich.
8. Und wenn er Verlangen trägt nach der Welt des Gesanges und Sai-tenspieles, so erstehen ihm auf seinen Wunsch Gesang und Saiten-spiel, und diese Welt des Gesanges und Saitenspieles wird ihm zu teil, des ist er fröhlich.
9. Und wenn er Verlangen trägt nach der Welt der Weiber, so erstehen ihm auf seinen Wunsch die Weiber, und diese Welt der Weiber wird ihm zu teil, des ist er fröhlich.
10. Welches Z iel er immer begehren, was er immer wünschen mag, das erstehet ihm auf seinen Wunsch und wird ihm zu teil, des ist er fröhlich.

Dritter Khanda
1. Diese wahrhaften Wünsche sind (bei dem Nichtwissenden) mit Un-wahrheit zugedeckt. Sie sind in Wahrheit da, aber die Unwahrheit ist über sie gedeckt; und wenn einer der Seinigen von hier abschei-det, so sieht ihn der Mensch nicht mehr.
2. Aber (in Wahrheit ist es so, dass er) alle die Seinigen, welche hier leben, und diejenigen, welche dahingeschieden sind, und was er sonst ersehnt und nicht erlangt, – alles das findet er, wenn er hier-her (ins eigene Herz) geht; denn hier sind diese seine wahren Wün-sche, welche die Unwahrheit zudeckt. – Aber gleichwie einen ver-borgenen Goldschatz, wer die Stelle nicht weiß, nicht findet, ob er wohl immer wieder darüber hingeht, ebenso finden alle diese Krea-turen diese Brahmanwelt nicht, obwohl sie tagtäglich (im tiefen Schlafe) in sie eingehen; denn durch die Unwahrheit werden sie abgedrängt.
3. Wahrlich, dieser Atman ist im Herzen! Und dieses ist seine Ausle-gung: hridi ayam (im Herzen ist er), darum heißt es hridayam (das Herz). – Wahrlich, wer solches weiß, der geht tagtäglich ein in die himmlische Welt.
4. Was nun, diese Vollberuhigung (die Seele im Tiefschlafe) ist, so er-hebt sie sich aus diesem Leibe, gehet ein in das höchste Licht und tritt dadurch hervor in eigener Gestalt, – das ist der Atman“, so sprach der Meister, „das ist das Unsterbliche, das Furchtlose, das ist das Brahman!“
Fürwahr, der Name dieses Brahman ist satyam (die Wahrheit).
5. Das sind (nach altvedischer Aussprache) drei Silben, nämlich sat-ti-yam. Davon ist sat (das Seiende) das Unsterbliche, ti (weil in mritiu „Tod“ enthalten) das Sterbliche, und mit yam umschließt (der At-man) beide; weil er mit ihm beide umschließt (yam, yacchati), dar-um heißt es yam. – Wahrlich, wer solches weiß, der geht tagtäglich ein in die himmlische Welt.

Vierter Khanda
1. Der Atman, der ist die Brücke (der Damm),welche diese Welten auseinanderhält, dass sie nicht verfließen. Diese Brücke über-schreiten nicht Tag und Nacht, nicht das Alter, nicht der Tod und nicht das Leiden, nicht gutes Werk noch böses Werk, alle Sünden kehren vor ihr um, denn sündlos ist diese Brahmanwelt.
2. Darum fürwahr, wer diese Brücke überschritten hat als ein Blin-der, der wird sehend, als ein Verwundeter, der wird heil, als ein Kranker, der wird gesund. Darum fürwahr auch die Nacht, wenn sie über diese Brücke geht, wandelt sich in Tag, denn einmal für immer licht ist diese Brahmanwelt.
3. Darum diejenigen, welche diese Brahmanwelt durch Brahmacary-am (Leben als Brahmanschüler in Studium und Entsagung) finden, solcher ist diese Brahmanwelt, und solchen wird zu teil in allen Welten ein Leben in Freiheit.


Fünfter Khanda
1. Nämlich Brahmacaryam ist das, was man Opfer (yajna) nennt, denn durch Brahmacaryam findet man den (Lehrer), welcher wis-send ist (yo jnata); – und Brahmacaryam ist das, was man Geopfer-tes (ishtam) nennt, denn durch Brahmacaryam findet den Atman, wer danach trachtet (ishtva); –
2. und Brahmacaryam ist das, was man Sattrayanam (die große So-mafeier) nennt, denn durch Brahmacaryam findet man für das wahre (sat) Selbst die Errettung (tranam); – und Brahmacaryam ist das, was man Maunam (die schweigende Meditation des Asketen) nennt, denn durch Brahmacaryam findet man den Atman und me-ditiert (manute) über ihn; –
3. und Brahmacaryam ist das, was man Anashakayanam (die Fasten-regel; könnte auch allenfalls heißen „Eingang in das Nichtverder-bende“) nennt, denn der Atman, den man durch Brahmacaryam findet, der verdirbt nicht (na nashyati); – und Brahmacaryam ist das, was man Aranyayanam (das Gehen in den Wald, aranyam) nennt, denn ara und nya sind zwei Seen in der Brahmanwelt, im dritten Himmel von hier, – da wo auch das Gewässer Airamman-diyam (etwa: „Labung und Begeisterung spendend“) und der Fei-genbaum Somasavana (Soma triefend) und Brahmans Burg Apara-jita (die Unbezwingliche) und das goldene Prabhuvimitam (der Herr-scherpalast) ist; –
4. darum diejenigen, welche diese beiden Seen in der Brahmanwelt, ara und nya, durch Brahmacaryam finden, solcher ist diese Brah-manwelt, und solchen wird zu teil in allen Welten ein Leben in Freiheit.

Sechster Khanda
1. Nun was diese Adern des Herzens sind, die bestehen, sagt man, aus einer feinen Masse, rotbraun und weiß und dunkelblau und gelb und rot. Aber fürwahr, jene Sonne dort, die ist rotbraun, die ist weiß, die ist dunkelblau, die ist gelb, die ist rot.
2. Und gleichwie eine große Landstraße sich weit erstreckt und beide Dörfer, dieses hier und jenes dort, verbindet, also auch verbinden jene Strahlen der Sonne beide Welten, diese hier und jene dort; von jener Sonne erstrecken sie sich und schlüpfen hinein in diese A-dern, und von diesen Adern erstrecken sie sich und schlüpfen hin-ein in jene Sonne,
3. Wenn nun einer so eingeschlafen ist ganz und gar und völlig zur Ruhe gekommen, dass er kein Traumbild erkennt, dann ist er hin-eingeschlüpft in diese Adern; darum rühret ihn kein Übel an, denn mit der Glut (als nächstem Edukt der Gottheit, Chand. 6,2,3. 6,8,6) ist er dann eins geworden.
4. Ferner, wenn er so in eine Schwäche verfallen ist, und sie sitzen um ihn herum und sagen: „kennst du mich noch, kennst du mich noch?“ alsdann, solange er aus diesem Leibe noch nicht ausgezo-gen ist, so lange kennt er sie noch;
5. wenn er aber so aus diesem Leibe auszieht, dann fährt er eben auf jenen Sonnenstrahlen empor; dann steigt er entweder (oder, als Nichtwissender auch nicht) mit dem Gedanken an Om in die Höhe (lies: sa ‚om‘ iti va ha urdhvam iyate) und gelangt, rasch wie man den Geist darauf richtet, zur Sonne hin; diese, wahrlich, ist Pforte der (Himmels-)Welt für die Wissenden, für die Nichtwissenden Ver-schlossenheit.
6. Darüber ist dieser Vers:
Hundert und eine sind des Herzens Adern.
Von diesen leitet eine nach dem Haupte;
Auf ihr steigt auf, wer zur Unsterblichkeit geht.
Nach allen Seiten Ausgang sind die andern,
- Ausgang sind die andern.

Siebenter Khanda
1. „Das Selbst (Atman), das sündlose, frei vom Alter, frei vom Tode und frei vom Leiden, ohne Hunger und ohne Durst, dessen Wün-schen wahrhaft, dessen Ratschluss wahrhaft ist, das soll man er-forschen, das soll man suchen zu erkennen; der erlangt alle Welten und alle Wünsche, wer dieses Selbst gefunden hat und erkennt!“ – Also sprach Prajapati.
2. Das vernahmen beide, die Götter und die Dämonen. Und sie spra-chen: „Wohlan! lasst uns nach diesem Selbste forschen, dem Selbste, durch dessen Erforschung man alle Welten erlangt und al-le Wünsche!“ – Da machten sich auf von den Götttern Indra und von den Dämonen Virocana, und beide, ohne voneinander zu wis-sen, kamen mit dem Brennholze in der Hand (d. h. als Schüler) zu Prajapati.
3. Und sie verweilten als Brahmanschüler zweiunddreißig Jahre. Da sprach zu ihnen Prajapati: „Was begehrt ihr, darum ihr als Schüler hier gewohnt habt?“ – Und sie sprachen: „Das Selbst, das sündlose, frei vom Alter, frei vom Tode und frei vom Leiden, ohne Hunger und ohne Durst, dessen Wünschen wahrhaft, dessen Ratschluss wahr-haft ist, das soll man erforschen, das soll man suchen zu erken-nen; der erlangt alle Welten und alle Wünsche, wer dieses Selbst gefunden hat und erkennt.“ Dies verkündigen sie, o Ehrwürdiger, als deinen Ausspruch. Dies begehren wir, darum wir hier als Schü-ler gewohnt haben.“
4. Und Prajapati sprach zu ihnen beiden: „Der Mann (Purusha), der so in dem Auge gesehen wird, der ist das Selbst“, so sprach er, „der ist das Unsterbliche, das Furchtlose, der ist das Brahman.“ – „Aber derjenige, o Ehrwürdiger, der so im Wasser, und der so im Spiegel erblickt wird, was ist denn der?“ – „Er ist einer und derselbe, der in diesen allen erblickt wird“, sprach er.

Achter Khanda
1. „Betrachtet euer Selbst“, so fuhr er fort, „in einem Gefäße voll Was-ser, und was ihr von eurem Selbste nicht wahrnehmt, das sagt mir an!“ – Da betrachteten sie sich in einem Gefäße voll Wasser; und Prajapati sprach zu ihnen: „Was sehet ihr?“ – Sie aber sprachen: „Wir sehen, o Ehrwürdiger, dieses unser ganzes Selbst bis zu den Härchen, bis zu den Nägeln, im Abbilde.“ –
2. Und Prajapati sprach zu ihnen: „Nun schmückt euch schön, zieht schöne Kleider an und putzt euch aus, und dann schaut wieder in das Gefäß voll Wasser.“ – Da schmückten sie sich schön, zogen schöne Kleider an und putzten sich aus und schauten dann in das Gefäß voll Wasser. Und Prajapati sprach zu ihnen: „Was sehet ihr?“ –
3. Sie aber sprachen: „Ganz wie wir hier, o Ehrwürdiger, schön ge-schmückt, angetan mit schönen Kleidern und ausgeputzt stehen, ebenso sind, o Ehrwürdiger, diese dort schön geschmückt, mit schönen Kleidern angetan und ausgeputzt.“ – Und er sprach: „Das ist das Selbst, das ist das Unsterbliche, das Furchtlose, das ist das Brahman.“ – Da zogen sie zufriedenen Herzens von dannen.
4. Prajapati aber blickte ihnen nach und sprach: „Da ziehen sie hin, ohne das Selbst wahrgenommen und gefunden zu haben! Welche von beiden (yatare) aber diese Lehre (upanishad) anhängen werden, seien es die Götter oder die Dämonen, die werden unterliegen.“
Und der eine, Virocana, kam zufriedenen Herzens zu den Dämonen und verkündigte ihnen diese Lehre: „Seinen Leib für (Atman Selbst, hier: Leib) muss man hienieden erfreuen, seinen Leib pflegen; und wer hienieden seinen Leib erfreut, seinen Leib pflegt, der erlangt damit beide Welten, die diesseitige und die jenseitige (d. h. er ge-nießt die himmlischen Freuden schon hienieden).“ –
Darum auch jetzt noch, wenn hier einer nicht freigebig, nicht gläu-big, nicht opferfreudig ist, so sagt man: „O welch ein dämonischer Mensch!“ Denn dieses ist die Lehre der Dämonen. Und wenn einer gestorben ist, so putzen sie seinen Leichnam mit allerlei Plunder (bhiksha), mit Kleidern und Schmuck aus. Sie glauben wohl, damit die jenseitige Welt zu gewinnen! –

Neunter Khanda
1. Hingegen Indra , ehe er noch bei den Göttern angelangt war, hatte dieses Bedenken: „Ebensowohl wie, wenn dieser Leib schön ge-schmückt, mit schönen Kleidern angetan und ausgeputzt ist, auch dieses (im Leibe bestehende) Selbst schön geschmückt, mit schö-nen Kleidern angetan und ausgeputzt ist, ebensowohl ist auch die-ses Selbst, wenn der Leib blind ist, blind, wenn er lahm ist, lahm, wenn er verstümmelt ist, verstümmelt; auch gehet es, mit dem Un-tergang des Leibes, zugleich mit zu Grunde. Hierin kann ich nichts Tröstliches erblicken.“ –
2. Und er kam abermals mit dem Brennholze in der Hand heran. Aber Prajapati sprach zu ihm: „Dieweil du, o Maghavan, zufriedenen Herzens zusammen mit Virocana von hinnen gezogen bist, was be-gehrest du, dass du abermals herankommst?“ – Und er sprach: „O Ehrwürdiger! ebensowohl wie, wenn dieser Leib schön geschmückt, mit schönen Kleidern angetan und ausgeputzt ist, auch dieses Selbst schön geschmückt, mit schönen Kleidern angetan und aus-geputzt ist, ebensowohl ist auch dieses Selbst, wenn der Leib blind ist, blind, wenn er lahm ist, lahm, wenn er verstümmelt ist ver-stümmelt; auch gehet es, mit dem Untergange des Leibes, zugleich mit zu Grunde. Hierin kann ich nichts Tröstliches erblicken.“ –
„Freilich steht es so damit, o Maghavan“, sprach er: „ich will dir aber dasselbe noch weiter erklären; verweile andere zweiunddreißig Jaher als Schüler!“ – Und er verweilte andere zweiunddreißig Jahre als Schüler. Da sprach er zu ihm:

Zehnter Khanda
1. „Jener (Geist), der im Traume fröhlich umherschweift, der ist das Selbst“, so sprach er, „der ist das Unsterbliche, das Furchtlose, der ist das Brahman.“ – Da zog er zufriedenen Herzens von dannen. Aber ehe er noch bei den Göttern angelangt war, hatte er dieses Bedenken: „Allerdings ist dieses (Selbst), wenn auch der Körper blind ist, nicht blind, wenn er lahm ist, nicht lahm; allerdings wird es von des Leibes Gebrechen nicht mitbetroffen,
2. es wird nicht getötet, wenn jener ermordet wird, es wird nicht lahm, wenn jener gelähmt wird, – aber es ist doch, als wenn es ge-tötet würde, es ist doch, als wenn sie es bedrängten (vicchayayanti, wie Brih. 4,3,20), als wenn es Unliebes erführe, und es ist, als wenn es weinte, – hierin kann ich nichts Tröstliches erblicken.“ –
3. Und er kam abermals mit dem Brennholze in der Hand heran. Aber Prajapati sprach zu ihm: „Dieweil du, o Maghavan, zufriedenen Herzens von hinnen gezogen bist, was begehrest du, dass du aber-mals herankommst?“ – Und er sprach: „Allerdings, o Ehrwürdiger, ist dieses (Selbst), wenn auch der Körper blind ist, nicht blind, wenn er lahm ist, nicht lahm; allerdings wird es von des Leibes Gebrechen nicht mitbetroffen,
4. es wird nicht getötet, wenn jener ermordet wird, es wird nicht lahm, wenn jener gelähmt wird, – aber es ist doch, als wenn es ge-tötet würde, es ist doch, als wenn sie es bedrängten, als wenn es Unliebes erführe, und es ist, als wenn es weinte, – hierin kann ich nichts Tröstliches erblicken.“ – „Freilich steht es so damit, o Mag-havan“, sprach er; „ich will dir aber dasselbe noch weiter erklären; verweile weitere zweiunddreißig Jahre als Schüler!“ – Und er ver-weilte weitere zweiunddreißig Jahre als Schüler. Da sprach er zu ihm:

Elfter Khanda
1. „Wenn einer so eingeschlafen ist ganz und gar und völlig zur Ruhe gekommen, dass er kein Traumbild erkennt, das ist das Selbst“, so sprach er, „das ist das Unsterbliche, das Furchtlose, das ist das Brahman.“ – Da zog er zufriedenen Herzens von dannen. Aber ehe er noch bei den Göttern angelangt war, hatte er dieses Bedenken: „Auch, da kennt doch nun einer in diesem Zustande sich selber nicht und weiß nicht, dass er dieser ist, noch auch kennt er die andern Wesen! In Vernichtung ist er eingegangen; hierin kann ich nichts Tröstliches erblicken.“ –
2. Und er kam abermals mit dem Brennholze in der Hand heran. Aber Prajapati sprach zu ihm: „Dieweil du, o Maghavan, zufriedenen Herzens von hinnen gezogen bist, was begehrest du, dass du aber-mals herankommst?“ – Und er sprach: „Ach, da kennt doch nun einer, o Ehrwürdiger, in diesem Zustande sich selber nicht und weiß nicht, dass er dieser ist, noch auch kennt er die andern We-sen! In Vernichtung ist er eingegangen; hierin kann ich nichts Tröstliches erblicken.“ –
„Freilich steht es so damit, o Maghavan“, sprach er, „ich will dir aber dasselbe noch weiter erklären; doch ist es nicht anderswo als in diesem zu finden. Verweile weitere fünf Jahre als Schüler. Das macht zusammen einhundertundeines. Darum heißt es: „Einhun-dertundein Jahre, fürwahr, weilte Maghavan bei Prajapati als Brahmanschüler.“ – Und er sprach zu ihm:

Zwölfter Khanda
1. „O Maghavan, sterblich, fürwahr, ist dieser Körper, vom Tode be-sessen; er ist der Wohnplatz für jenes unsterbliche, körperlose Selbst. Besessen wird der Bekörperte von Lust und Schmerz; denn weil er bekörpert ist, ist keine Abwehr möglich der Lust und des Schmerzes. Den Körperlosen aber berühren Lust und Schmerz nicht. –
2. Körperlos ist der Wind; die Wolke, der Blitz, der Donner sind kör-perlos. Sowie nun diese aus dem Weltraume (in welchem sie, wie die Seele im Leibe, gebunden sind) sich erheben, eingehen in das höchste Licht und dadurch hervortreten in ihrer eignen Gestalt,
3. so auch erhebt sich diese Vollberuhigung (d.h. die Seele im tiefen Schlafe) aus diesem Leibe, gehet ein in das höchste Licht und triff dadurch hervor in eigner Gestalt; das ist der höchste Geist, – der dort umherwandelt, indem er scherzt und spielt und sich ergötzt, sei es mit Weibern, oder mit Wangen, oder mit Freunden und nicht zurückdenkt an dieses Anhängsel von Leib, an welches der Prana angespannt ist wie ein Zugtier an den Karren. –
4. Wenn das Auge sich richtet auf den Weltraum, so ist er der Geist im Auge, das Auge (selbst) dient (nur) zum Sehen; und wer da rie-chen will, das ist der Atman, die Nase dient nur zum Geruche; und wer da reden will, das ist der Atman, die Stimme dient nur zum Reden; und wer da hören will, das ist der Atman, das Ohr dient nur zum Hören;
und wer da verstehen will, das ist der Atman, der Verstand ist sein göttliches (Vergangenheit und Zukunft umspannendes) Auge; mit diesem göttlichen Auge, dem Verstande, erschaut er jene Genüsse und freut sich ihrer. –
Ihn verehren jene Götter in der Brahmanwelt (die von Indra die Be-lehrung erhalten werden) als das Selbst; darum besitzen sie alle Welten und alle Wünsche. – Der erlangt alle Welten und alle Wün-sche, wer dieses Selbst gefunden hat und kennt.“
Also sprach Prajapati, – sprach Prajapati.

Dreizehnter Khanda
Vom Dunkeln wandre ich zum Bunten, vom Bunten wandre ich zum Dunkeln. Gleichwie ein Ross seine (abgestorbenen) Mähnenhaare, ab-schüttelnd das Böse, – gleichwie der Mond aus Rahus Rachen, mich be-freiend, – abwerfend den Leib, gehe ich, bereiteten Selbstes, in die unbe-reitete (unerschaffene) Brahmanwelt ein, – Brahmanwelt ein.

Vierzehnter Khanda
Der Äther (Raum, akasha) ist es, welcher die Namen und Gestalten aus-einanderdehnt; worin diese beiden sind (oder: was in diesen beiden ist), das ist das Brahman, das ist das Unsterbliche, das ist der Atman. Ich gehe fort zur Halle des Herrn der Schöfpung, zu seinem Hause (ich trete ein in die Welt); ich bin
die Zierde der Brahmanen,
die Zierde der Krieger,
die Zierde der Ansiedler;
zur Zierde bin nachfolgend ich gelangt; nicht möge ich, der Zierden Zier, eingehen in das Graue ohne Zähne, – das ohne Zähne, Graue, Schleimi-ge!

Fünfzehnter Khanda
Diese Lehre hier hat Brahmen dem Prajapati, Prajapati dem Manu, Ma-nu den Geschöpfen verkündigt.
Wer aus der Familie des Lehrers, nach vorschriftsmäßigem Vedastudi-um in der von der Arbeit für den Lehrer übrig bleibenden Zeit, nach Hause zurückkehrt, im (eignen) Hausstande in einer reinen (den Brah-manen zum Aufenthalte gestatteten) Gegend das Selbstudium des Veda betreibt, fromme (Söhne und Schüler) erzieht, alle seine Organe in dem Atman zum Stillstande bringt, auch kein Wesen verletzt, ausgenommen an heiliger Stätte (beim Opfer), – der, fürwahr, wenn er diesen Wandel die Dauer seines Lebens hindurch einhält, gehet ein in die Brahmanwelt und kehrt nicht wieder zurück, – und kehrt nicht wieder zurück.

 

 

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