Yoga Vidya Journal Nr. 9, Sommer 2003
„Du bist, was du isst“ oder
Die Notwendigkeit einer bewussten Ernährung
von Narayani Devi I. Alves
Es ist vielleicht nur wenigen Menschen tatsächlich bewusst, dass
das tägliche Essen auf unserem Teller ein kostbares Geschenk
der Natur ist, welches uns Leben und Freude schenken kann. Ich schreibe
hier kann, da die Nahrung in einigen (vielen) Fällen sowohl grobstofflich
wie auch energetisch derartig degeneriert und „tot“ (bar
jeglicher Lebensenergie / Prana) verzehrt wird, dass sie eher Krankheit,
Unwohlsein und eine Abstumpfung von Geist und Gemüt zur Folge
hat.
Wir sollten uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, welch einen
enormen Einfluss die Speisen, die wir zu uns nehmen, nicht nur auf
unseren physischen Körper, sondern auch ganz besonders auf die
Qualität unserer Gedanken und Gefühle ausüben, und
dass sie somit einen wesentlichen Bestandteil unseres Lebens, bzw.
unserer Lebensqualität(!) ausmachen. Viele Yogis und lebensbewusste
Menschen wissen mittlerweile um diese
Wirkungen und Gesetzmäßigkeiten. Sie wissen auch um die
Vorteile einer vegetarischen und naturbelassenen Ernährung. Wenn
man nämlich bedenkt, dass Körper und Geist, die ja eine
untrennbare, sich gegenseitig beeinflussende Einheit bilden, alles,
was man ihnen an Nahrung gibt, bearbeiten und verwerten müssen,
so erscheint es einem nur offensichtlich klar, dass eine natürliche,
mit Liebe und Dankbarkeit zubereitete Kost, die frei von industriell
hergestellten Zusatzstoffen wie Geschmacksverstärker, Farbstoffe,
Konservierungsmittel, Stabilisatoren, Verdickungsmittel, Emulgatoren,
Antioxidationsmittel etc. ist, die unterstützendste und lebensaufbauendste
darstellt. Diese industriellen Zusatzstoffe stören das empfindliche
Gleichgewicht unseres fein abgestimmten Organismus, bilden Giftstoffe
im Körper und lösen unter anderem allergische Reaktionen
aus, bzw. verstärken die allergische Anfälligkeit.
„Die richtige Art der Nahrung ist sehr wichtig. Die Hälfte
der Krankheiten der Menschen sind auf eine unausgewogene Ernährung
zurückzuführen. Richtige Ernährung ist kein Geheimnis.
Man kann sie sehr leicht erlernen.“ Swami Sivananda in „Göttliche
Erkenntnis“
Dass es auch völlig naturbelassen, ganz ohne isolierter, synthetisch
hergestellter Zusatzstoffe geht, zeigt seit vielen Jahren die engagierte
Bio- Branche mit ihren Bio-Bauern und Landwirten, Bio-Bäckern,
Bio-Verarbeitern
und Naturkostläden. Manch einer mag sich beschweren, dass diese
Nahrungsmittel teurer seien als konventionelle Ware, aber das bringt
bei mir immer nur die Fragen auf: „An welchem Ende möchte
man sparen? Ist eine erhaltene geistige und körperliche Gesundheit
nicht unser teuerstes Gut? Ist es nicht sinnvoller, das Geld in Gesundheit
zu investieren, als es für Arztrechnungen auszugeben?“.
Mal ganz abgesehen von dem feinen „wahren“ Geschmack der
Natur, an welchem der Gaumen sich erfreut!
Aus yogischer Sicht sollte unser Speiseplan überwiegend sattvige
(reine, erhebende) Nahrungsmittel wie viel frisches Obst, Gemüse,
Milchprodukte, Getreide, Nüsse, Samen, Honig und Kräutertees
beinhalten. Auf rajasige (überreizende, beunruhigende) Nahrungsmittel
wie Kaffee, Eier, Fisch, scharfe Gewürze und jegliche Art von
Stimulanzien und tamasige (träge, trübende und dumpfe) Nahrungsmittel
wie Alkohol, Fleisch, Tabak, Zwiebeln und Knoblauch sollte man verzichten,
im Idealfall ganz vom Speiseplan streichen. (Knoblauch und Zwiebeln
werden im Ayurveda bei bestimmten Beschwerden als Heilmittel eingesetzt,
haben jedoch der Meditation und Asanas entgegengesetzte Wirkungen
und sollten deshalb von Yogaübenden vermieden werden).
Was den Fleischkonsum betrifft, so kommt noch ein ethisch-moralischer
Grund für den Verzicht hinzu, denn, abgesehen davon, dass man
10 kg Getreide benötigt, um 1 kg „Fleisch herzustellen“,
was die Hungersnot in
vielen Ländern und den Raubbau an der Natur unnötig unterstützt,
ist der Verzehr von Fleisch ganz offensichtlich ein Hindernis auf
dem ernsthaft spirituellen und menschlichen Weg. So betonte bereits
Mahatma Gandhi (1869-1948, indischer Politiker und Vertreter des gewaltlosen
Widerstandes):
“Ich glaube, dass geistiger Fortschritt an einem gewissen Punkt
von
uns verlangt, dass wir aufhören, unsere Mitlebewesen zur Befriedigung
unserer körperlichen Verlangen zu töten.“ Zusätzlich
zu der Wahl, die man beim Einkauf trifft, ist auch die Zubereitung
und Zusammensetzung der entsprechenden Nahrung von Wichtigkeit, was
die physische und psychische „Bekömmlichkeit“ betriff.
So sollte man das Gemüse schonend dünsten und vor warmen
Speisen möglichst viel Rohkost zu sich nehmen, da dies die Aufnahme
von Nährstoffen und die Verdauung verbessert. Ferner sind zum
Verfeinern und Kochen der Speisen nichtraffinierte, nicht wärmebeschädigte
pflanzliche Öle zu verwenden. Als Bratfett eignen sich idealerweise
Ghee (geklärte Butter) und Kokosfett. Außerdem sollte man
Milchprodukte, hauptsächlich Käse, nur in Maßen genießen,
da diese eine verschleimende und verklebende Eigenschaft tragen und
somit die Verdauung erschweren. Dies wiederum macht den Geist träge.
Diese Richtlinien stellen natürlich nur einen allgemeinen Anhaltspunkt
dar. Je nach individueller Konstitution, Umgebung, Berufstätigkeit
etc. ist ein angepasster Speiseplan zu erstellen. Eines gilt jedoch
immer: jegliche Nahrung übt auch immer einen unmittelbaren Einfluss
auf den Geist aus! Ein weiterer wichtiger Aspekt einer bewussten Ernährung
beinhaltet die Einstellung und Haltung, in der man das Essen zubereitet
und zu sich nimmt. Wenn man sich z.B. geärgert hat, dann sollte
man sich erst einmal beruhigen, bevor man kocht oder isst. Andernfalls
wird die Mahlzeit höchstwahrscheinlich schwer bekömmlich
sein, sowohl physisch, wie auch
psychisch. Selbstverständlich ist es auch von erheblichem Vorteil,
wenn man das Essen in Ruhe genießen kann (das wäre eine
sattvige Haltung), statt es hetzerisch zwischen zwei Terminen zu verschlingen
(das wäre
eine rajasige Haltung). Als tamasig wird die Völlerei bezeichnet.
Darüberhinaus hat es einen enorm harmonisierenden und kraftvollen
Effekt auf die Bekömmlichkeit der Nahrung, wenn man vor Verzehr
ein Gebet ausspricht (oder innerlich wiederholt. Gedanken bestehen
-wie Worte auch- aus Schwingung). Wer um die Wirkung von Schwingung
auf den Informationsträger Wasser weiß, wie sie von Masaru
Emoto in seinem Werk “The Message from Water“ detailliert
dokumentiert ist, der kann dies nochmal wissenschaftlich bestätigt
bekommen.
Wenn einem das Gebet nicht liegt, kann man sich im Geiste auch den
Weg der Nahrungsmittel von ihrem Ursprung aus bis hin zum Teller ausmalen,
samt all der Menschen, Tiere und Naturkräfte, die an diesem Entstehungsprozess
beteiligt waren. Dies schafft eine Haltung der Dankbarkeit und des
Respekts, was wiederum Körper und Geist zugute kommt.
Sobald man nun all diese Gesetzmäßigkeiten erkennt, erscheint
es einem nicht als Wunder, dass heute so viele Menschen an sogenannten
Zivilisationskrankheiten, wie etwa Herz- und Kreislauferkrankungen,
Bluthochdruck, Gicht, Rheuma, Arteriosklerose, Diabetes, Depressionen,
Ängsten, usw. leiden. Zwischen diesen Krankheiten und einem gestörten
Essverhältnis (welches den Fleischkonsum beinhaltet) besteht,
nach medizinischen Erkenntnissen, eine direkte Verbindung. So hieß
es z.B. unter anderem bereits 1961 im „Journal of the American
Medical Association“: „90-97% der
Herzkrankheiten könnten durch eine fleischlose Kost vermieden
werden“ und der Berliner Kurier berichtete am 21.03.1998: „Geahnt
haben wir es schon immer- aber jetzt haben es Wissenschaftler endlich
bewiesen: Gesunde Ernährung kann das Risiko, an Krebs zu erkranken,
drastisch vermindern.
Jeder fünfte Tumor würde bei einer abwechslungsreicheren
Kost mit viel Obst, Gemüse und Getreide erst gar nicht entstehen,
fanden Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation WHO heraus.“
Dies sind nur
zwei von unzähligen Beispielen. Darüber hinaus spielt sicherlich
die Lieblosigkeit, mit der das weit verbreitete und konsumierte Fast
Food hergestellt wird, auch eine große Rolle bei der zunehmend
degenerierten Lebensqualität. Alles in einem kann man eine gesunde
Ernährungsweise ungefähr wie folgt
zusammenfassen (immer unter Beachtung, dass es viele sinnvolle Ernährungslehren
gibt und jeder Mensch letztlich seinen Speiseplan individuell und
nach eigener Konstitution gestalten sollte!):
• Naturbelassene Nahrung ohne chemische Zusatzstoffe.
• (überwiegend) vegetarische Kost.
• schonende Zubereitung, welche die Nährstoffe weitgehend
erhält.
• Mit Liebe und Dankbarkeit zubereitete und verzehrte Mahlzeiten.
• Als geistige und unterstützende „Abrundung“
ein Gebet, ein
Dankbarkeitsspruch oder die Bewusstwerdung und Visualisierung des
Entstehungsprozesses der Nahrungsmittel. Wenn man eben erwähnte
Richtlinien einhält, wird man mit der Zeit feststellen,
dass Körper und Geist immer feinfühliger, sensibler und
aufnahmefähiger werden. Gleichzeitig wird das Immunsystem gestärkt,
man fühlt sich fit, ist körperlich und geistig belastbarer,
ausgeglichener und wacher.
Der Körper wird geschmeidig und beweglich. Immer mehr wird man
seine Sprache und Zeichen klar wahrnehmen und verstehen können.
Man wird keine Ernährungslehren anderer Menschen benötigen,
da man Dank des neuen Körperbewusstseins selber weiß, was
gut für einen ist. Die unmittelbare Verfeinerung des Geistes
hat zur Folge, dass man einen größeren Zugang zur eigenen
Intuition aufbaut und vermehrt aus einer
reinen Wahrnehmung heraus handelt. Man denkt klarer, präziser
und schärfer. Letztendlich kann man schlussfolgern, dass eine
bewusste und natürliche Ernährung eine unerlässliche
Unterstützung auf unserem Weg zum inneren Selbst, zur Erkenntnis
und damit zu wirklicher Freiheit bietet.
Dieser Selbstfindungs- oder Verwirklichungsprozess wird wesentlich
und grundlegend eingeleitet und verstärkt durch regelmäßige
Meditations- und Yogapraxis.
Eine sattvige, gewaltfreie und natürliche Ernährung formt
den Geist und den Körper auf entsprechende Art und Weise, wodurch
unser Wesen aufnahmebereit für die Praxis des ganzheitlichen
Yoga wird.
So ist es nur wünschenswert, dass wir immer mehr zu einer friedvollen,
natürlichen und harmonischen Lebensweise zurückfinden. Einer
Lebensweise, die alles Leben respektiert und als heilig und kostbar
anerkennt. Zum Abschluss möchte ich noch auf die leckeren und
yogischen Rezepte auf der Yoga-Vidya-Website hinweisen und einen gesegneten
Appetit wünschen!
Hari Om Tat Sat
Shantih Shantih Shantih
Weiterführende Literatur:
Yoga- Sivananda Yoga Zentrum, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München 2000
Das Yoga Kochbuch Yoga Vidya Verlag
Vegetarisch leben, Die Notwendigkeit fleischloser Ernährung Ronald
Zürrer & Armin Risi, Govinda-Verlag GmbH, 1999
The Message from Water & Messages from Water-vol.2 Masaru Emoto/I.H.M.
General Research Institute, HADO Kyoikusha Co, Ltd.,2001
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