Das Lösen der Lebensprobleme

Der Sinn von Problemen liegt darin, dich unter den Gehorsam gegenüber Gottes Gesetzen zu zwingen, die eindeutig und unveränderbar sind. Wir haben den freien Willen, ihnen zu gehorchen oder nicht. Gehorsam führt zu Harmonie, Ungehorsam zu vermehrten Problemen.
Ebenso entstehen Probleme innerhalb einer Gesellschaft, wenn diese aus der Harmonie gerät. Kollektive Probleme. Ihr Sinn ist es, die ganze Gesellschaft zur Harmonie zu führen. Die einzelnen Menschen können entdecken, daß sie nicht nur durch das Lösen der eigenen Probleme lernen und sich entwickeln, sondern durch das gemeinschaftliche Lösen von Problemen. Ich sage oft, mir sind die persönlichen Probleme ausgegangen, dann taucht aber immer wieder einmal ein kleines Problem irgendwo auf. Aber ich erkenne es kaum als Problem an, da es so unbedeutend scheint. Eigentlich will ich nun all mein Lernen und Entwickeln durch die Hilfe beim Lösen gemeinsamer Probleme erreichen.
Es gab eine Zeit, in der ich es als lästig empfand, wenn ein Problem auftauchte. Ich versuchte, es gleich wieder loszuwerden. Ich versuchte, jemand anderen dazu zu bringen, es für mich zu lösen. Aber das ist lange her. Es war ein großer Tag in meinem Leben, als ich den wunderbaren Sinn von Problemen entdeckte. Ja, sie haben einen wunderbaren Sinn.

Es gibt Leute, die sehnen sich nach einem problemlosen Leben, aber ich wünsche das keinem von euch. Was ich euch wünsche ist die große innere Stärke, eure Probleme sinnvoll zu lösen und daran zu wachsen. Probleme sind Lern- und Entwicklungserfahrungen. Ein Leben ohne Probleme wäre eine unfruchtbare Existenz, ohne die Möglichkeit zu spiritueller Entwicklung.
Einmal traf ich eine Frau, die eigentlich keine Probleme hatte. Ich war im Spätprogramm einer Radiosendung in New York. Diese Frau rief beim Rundfunk an und wollte, daß ich zu ihr nach Hause käme. Ich hatte vorgehabt, die Nacht im Busbahnhof zu verbringen, so sagte ich zu. Sie schickte mir ihren Chauffeur, und ich fand mich im Hause eines Millionärs, im Gespräch mit einer Frau mittleren Alters, die wie ein Kind schien. Sie war so unreif, und ich wunderte mich über ihre Unreife, bis ich erkannte, daß diese Frau durch ein Team von Dienern und Anwälten von allen Problemen abgeschirmt worden war. Sie hatte das Leben nie richtig angepackt. Sie hatte keine Probleme gehabt, an denen sie hätte wachsen können, und ist deshalb auch nicht gewachsen. Probleme sind Segnungen in Verkleidung!

Würde ich die Probleme anderer lösen, so würden diese in ihrer Entwicklung stehenbleiben; sie würden niemals wachsen. Es wäre eine große Ungerechtigkeit ihnen gegenüber. Meine Methode ist es, mit Anregungen, nicht mit Handlungen, zu helfen. Wenn ich anderen helfe, so tue ich das, indem ich sie dazu anrege, ihre Probleme selbst zu lösen. Wenn man einem Menschen zu essen gibt, so nährt man ihn für einen Tag. Wenn man aber einen Menschen lehrt, wie man Nahrung anbaut, so nährt man ihn für sein ganzes Leben.
Nur wenn wir Probleme richtig lösen, können wir spirituell wachsen. Uns wird keine Last auferlegt, die wir nicht tragen können. Wenn einem ein großes Problem vorgesetzt wird, so zeigt das nur, daß man die große innere Stärke hat, ein großes Problem zu lösen. Es gibt nichts, durch das man sich entmutigen lassen sollte, denn Schwierigkeiten sind Gelegenheiten zu innerem Wachstum, und je größer die Schwierigkeit, desto größer die Möglichkeit zu wachsen.
Materielle Probleme kommen oft, um uns zu erinnern, daß wir unsere Konzentration auf spirituelle anstatt auf materielle Dinge richten sollten.
Manchmal kommen körperliche Probleme, um uns zu zeigen, daß der Körper nur ein vorübergehendes Gewand ist, die Wirklichkeit aber die unzerstörbare Essenz, die den Körper aktiviert. Aber wenn wir sagen können: „Danke, Gott, für Probleme, die zu unserem spirituellem Wachstum gesandt sind“, dann sind sie keine Probleme mehr. Dann werden sie zu Chancen für uns.
Ich will eine Geschichte erzählen von einer Frau, die ein persönliches Problem hatte. Sie litt ständig unter Rückenschmerzen. Ich sehe sie immer noch vor mir, wie sie die Kopfkissen hinter ihrem Rücken zurechtlegt, um ihre Schmerzen zu lindern. Sie war sehr verbittert darüber. Ich sprach mit ihr über den wunderbaren Sinn, den Probleme in unserem Leben haben, und ich versuchte sie anzuregen, über Gott statt über ihre Probleme nachzudenken. Ich muß damit ein wenig Erfolg gehabt haben, denn eines Nachts, nachdem sie zu Bett gegangen war, begann sie, über Gott nachzudenken.

„Für Gott bin ich kleines Staubkorn so wichtig, daß er mir genau die richtigen Probleme schickt, an denen ich wachsen kann“, begann sie. Sie wandte sich an Gott und sagte: „Oh, lieber Gott, danke für diesen Schmerz, der mich dir näherbringen mag.“ Dann war der Schmerz vorbei und kam nie wieder. Vielleicht ist das der Sinn der Redensart: „In allen Dingen sei dankbar.“ Vielleicht sollten wir öfter ein Gebet der Dankbarkeit für unsere Probleme zu Gott schicken. Gebet ist eine Konzentration positiver Gedanken.
Viele alltägliche Probleme werden durch eine falsche Einstellung verursacht. Die Menschen sehen sich als das Zentrum des Universums und beurteilen alles in Beziehung auf sich selbst. Es ist ganz natürlich, daß man so nicht glücklich sein kann. Man kann nur glücklich sein, wenn man die Dinge aus der richtigen Perspektive sieht: Alle Menschen sind in Gottes Augen gleich wichtig und haben eine Aufgabe im göttlichen Plan.
Ich will einen Fall erzählen von einer Frau, die Schwierigkeiten hatte, ihre Aufgabe im göttlichen Plan herauszufinden. Sie war Anfang vierzig, alleinstehend und mußte sich ihren Lebensunterhalt verdienen. Sie haßte ihre Arbeit so sehr, daß sie krank davon wurde. Zuerst einmal ging sie zu einem Psychiater, der ihr sagte, er wolle sie an ihre Arbeit anpassen. Nach einiger Anpassungsarbeit ging sie wieder zur Arbeit. Aber sie haßte ihre Arbeit noch immer. Wieder wurde sie krank und kam dann zu mir. Ich fragte sie, zu was sie sich berufen fühlte, und sie sagte: „Ich bin zu nichts berufen.“

Das stimmte nicht. Was sie meinte, war, daß sie nicht wußte, zu was sie berufen war. So fragte ich sie, was sie gerne tue, denn wenn man zu etwas berufen ist, so macht man das mit solcher Leichtigkeit und Freude, wie ich sie auf meiner Pilgerreise habe. Ich fand drei Dinge heraus, die sie gerne tat. Sie spielte gerne Klavier, aber sie war nicht gut genug, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie schwamm gerne, war aber nicht gut genug, um als Schwimmlehrerin zu arbeiten, und sie arbeitete gerne mit Blumen.
So besorgte ich ihr eine Arbeit in einem Blumenladen, und sie konnte sich ihren Lebensunterhalt durch den Umgang mit Blumen verdienen. Sie war glücklich dabei. Sie sagte, sie würde diese Arbeit auch umsonst tun. Aber wir bezogen auch die anderen Dinge mit ein. Man muß sich vor Augen halten, daß sie mehr brauchte als nur ihren Lebensunterhalt. Schwimmen wurde ihre körperliche Betätigung. Es paßt zu vernünftigen Lebensgewohnheiten. Klavierspielen wurde ihr Weg des Dienens. Sie ging in ein Altersheim und spielte die alten Lieder für die Leute dort. Sie brachte sie zum Singen und konnte wirklich gut mit ihnen umgehen. Aus diesen drei Dingen konnte sich diese Frau so ein schönes Leben aufbauen. Sie wurde eine sehr attraktive Frau und heiratete ungefähr ein Jahr später. Sie behielt ihre Lebensweise bei und blieb gesund.

Ich kannte eine andere Frau, die an ihr Zimmer gefesselt war und da schon eine ganze Zeit lang zugebracht hatte. Ich besuchte sie und konnte aus den Falten in ihrem Gesicht und ihrer Angespanntheit gleich erkennen, daß ihre Krankheit überhaupt nicht körperlicher Art war. Ich hatte wohl kaum länger als fünf Minuten mit ihr gesprochen, als sie mir ausführlich erzählte, wie gemein ihre Schwester sie behandelt hatte. Aus der Art, wie sie es erzählte, erkannte ich, daß sie diese Geschichte wieder und wieder erzählt hatte, und daß ihre Gedanken ganz von Bitterkeit gegen ihre Schwester erfüllt waren. Ich erklärte ihr, daß, wenn sie verzeihen, um Verzeihung bitten und Frieden mit ihrer Schwester schließen würde, sie dann eine Verbesserung ihres Gesundheitszustandes erwarten könne. „Huch!“ sagte sie, „Lieber würde ich sterben. Du hast keine Ahnung, wie gemein sie war.“ So zog sich die Situation eine Weile hin.

Aber eines frühen Morgens in der Dämmerung schrieb diese Frau einen wunderschönen und inspirierten Brief an ihre Schwester, den sie mir zeigte. (Es liegt etwas ganz Wunderbares in der Morgendämmerung. Sonnenuntergang ist auch gut, nur ist da jeder wach und die Menschen sind in Eile und rennen umher. In der Morgendämmerung sind die Bewegungen langsamer, die meisten Menschen schlafen, und sie sind viel mehr in Harmonie, wenn sie schlafen. So ist die Morgendämmerung oft eine gute Zeit für spirituelle Dinge.) Ich ging sofort in die Stadt und gab den Brief auf, bevor sie ihre Meinung ändern konnte. Als ich zurückkam, hatte sie ihre Meinung geändert – da war es gut, daß ich den Brief schon aufgegeben hatte! Sie sorgte sich ein bißchen, aber mit der nächsten Post kam ein Brief von ihrer Schwester, und diese war so froh, daß es eine Aussöhnung geben sollte. Am gleichen Tag, an dem der Brief von ihrer Schwester ankam, stand die Frau vom Bett auf und ging umher, und das letzte, was ich von ihr sah, war, wie sie glücklich losfuhr, um sich mit ihrer Schwester zur Versöhnung zu treffen.
Es ist etwas an dem alten Wort, daß Haß den Hassenden verletzt, nicht den Gehaßten.

Manche Menschen verwenden viel weniger Zeit auf die Suche nach einem Lebenspartner, als auf das Aussuchen eines Autos. Sie schlittern in diese Beziehungen einfach so hinein.
Niemand sollte eine Familie gründen, wenn er dazu nicht so sehr berufen wird, wie ich zu meiner Pilgerreise; sonst gibt es eine Tragödie. Ich erinnere mich an eine Frau, die mit ihrem Mann überhaupt nicht zurechtkam, und ich sah, daß sie keinerlei Gemeinsamkeiten hatten. Schließlich fragte ich sie: „Warum in aller Welt hast du diesen Mann eigentlich geheiratet?“ Sie antwortete: „Alle meine Freundinnen heirateten damals, und er war das Beste, was ich zu der Zeit kriegen konnte.“ Das passiert ständig. Wollt ihr wissen warum es so viele Scheidungen gibt? Die Menschen gründen Familien, ohne dazu berufen zu sein.
Emotionelle Bindungen können schrecklich sein. Wenn ich mit Menschen arbeitete, die in Problemen steckten, so waren das oft Probleme mit Gefühlsbindungen, die offenbar gebrochen werden mußten. Da war ein sechzehnjähriges Mädchen. Nun ist sie wahrscheinlich glücklich mit einem anderen verheiratet. Ich sage immer, die Zeit heilt alle Wunden, aber damals dachte sie, es bräche ihr das Herz, weil ihr Freund eine andere geheiratet hatte. Obwohl sie eine schwere Zeit durchstehen mußte, konnte sie nach einiger Zeit von einer philosophischen Warte darauf zurückblicken. Es braucht wirklich Zeit. Tatsächlich erholen sich Menschen oft schneller vom Tod eines geliebten Partners als davon, daß er sie verlassen hat.