Yoga Vidya Journal Nr. 11, Sommer 2004
Die verschiedenen Konstitutionstypen
- über Ayurveda Typen -
von Parvati Ruth Burbach
Der VATA-TYP
VATA ist laut Ayurveda das Bewegungsprinzip im menschlichen Organismus und setzt sich
aus den Elementen Äther und Luft zusammen. VATA ist eng mit dem
Nervensystem verbunden. Sein Prinzip ist die Beweglichkeit, und sein
Hauptsitz im Körper liegt unterhalb des Nabels im Bereich des Dickdarms.
Alles, was sich in uns bewegt, ist von VATA bestimmt, so auch die Bewegung
des Atems, der Verdauung, des Stoffwechsels und der Gedanken.
VATA ist verantwortlich für:
alle Bewegungsabläufe in den Körperzellen und Eingeweiden
die Wachstumssteuerung
die Reglung der Aktivität des Geistes und aller Sinnesorgane
die Kontrolle der beiden anderen Doshas
Das Element Äther steht hier für fehlenden Widerstand und
wird in Beziehung zum Gehör, somit zum Ohr, aber auch der Zunge
und damit der Sprache gesetzt. Das Element Luft steht für Ausdehnung
und Bewegung. Ihm zugeordnet sind der Tastsinn, somit die Haut und der
Anus.
Das VATA-Dosha können wir in unserem Körper durch die Eigenschaften
kalt, trocken, rau, fein, schnell, hart und rissig erkennen und lokalisieren.
Wenn das VATA-Dosha vorherrscht, so ist die Haut trocken, Hände
und Füße sind häufig kalt, der Stoffwechsel und die
Sprechweise schnell und die Haare fein. Auf der psychischen Ebene wird
VATA durch eine feine Wahrnehmung sowie schnelle und sprunghafte Gedankenabfolgen
bestimmt.
Der VATA-Typ ist begeisterungsfähig, wissensdurstig, reiselustig
und hat eine Abneigung gegen kaltes, windiges Wetter. Die Lust, etwas
zu verändern, unerforschte Wege zu gehen und dem Leben einen neuen
Sinn zu verleihen, entsteht durch die aktive und positive VATA-Kraft.
Ist diese VATA-Energie jedoch negativ gepolt, so stehen Unzufriedenheit,
Hoffnungslosigkeit und mangelnder Mut einem Neubeginn im Weg. Der Mensch
ist mit seiner alten Lebenssituation unzufrieden und findet keinen gangbaren
Weg, das Neue einzuleiten.
Ist der VATA-Anteil zu hoch, ist man immer auf der Suche, verliert leicht
das Ziel aus den Augen und kann sich oft nicht entscheiden, welcher
Weg der Optimale ist. Man fängt alles mit großer Euphorie
an, doch nach kurzer Zeit schwindet das Interesse, und man beginnt sich
zu langweilen.
Das Leitmotiv des VATA-Types ist: „wechselhaft“. VATA führt
die anderen Doshas an. Wann immer ein Dosha aus dem Gleichgewicht gerät,
ist VATA das erste und verursacht die Frühstadien einer Erkrankung.
Es kann die anderen Doshas täuschen, sodass man zunächst glaubt,
dass PITTA oder KAPHA das Problem schaffen. VATA ist der König der Doshas; ist es im Gleichgewicht, sind es normalerweise auch PITTA
und KAPHA. VATA ist die Grundlage für unser Gleichgewichtsgefühl,
daher ist die Ausgeglichenheit dieses Doshas lebensnotwendig.
Befinden wir uns, bzw. befinden sich unsere Doshas im Gleichgewicht,
sind wir wesentlich empfänglicher für positive Gefühle.
Die Art und Weise unseres Denkens und unserer Gefühle wird durch
unser gegenwärtiges Dosha beeinflusst. Unsere ganzen Gefühlsregungen
und Verhaltensweisen sind jeweils auf unsere Konstitution zurückzuführen.
Positiv
Leichtigkeit, Heiterkeit und Lebensfreude, Wachheit, Klarheit, Kreativität
Negativ
Angst, Kummer, Traurigkeit, Unsicherheit, Depressionen
Reduziert Vata:
regelmäßiger Tagesablauf, wärmende Mahlzeiten, wenig
Rohkost, Massagen, Bäder
Ernährung:
Vata reduzierend: süß, sauer, salzig
Vata erhöhend: scharf, bitter, herb
Der PITTA-TYP
PITTA wird mit dem Energieprinzip identifiziert und hat das Element
„Feuer“ als Grundlage.
PITTA ist verantwortlich für:
den Stoffwechsel
die Tätigkeit der Verdauung
den Wärmehaushalt im Körper
den Intellekt
den Hormonhaushalt
den emotionaler Ausdruck
Das Element Feuer steht hier für Hitze. Ihm zugeordnet sind der
Sehsinn, somit die Augen, sowie die Geschlechtsorgane.
PITTA hat seinen Sitz im Magen, im Zwölffingerdarm und im Dünndarm.
Seine Attribute sind: heiß, scharf, flüssig, feucht, sauer,
bitter, leicht, sich gut verteilend und plötzlich auftretend.
Ein Pitta-Typ ist vor allem an seiner ausgeprägten Führungspersönlichkeit
zu spüren. Pitta schafft Lust am Arbeiten, Bestimmen und Bewegen.
Eine innere Kraft, Wissen und Motivation erfüllt den Menschen,
lässt Hindernisse klein werden und Unangenehmes bewältigen.
Pitta-Menschen sind sehr ehrgeizig und wollen immer perfekt sein.
Der innere Leistungsdruck ist so stark, dass sie selten zufrieden
sind. Doch das ist für sie kein Grund zur Verzweiflung, im Gegenteil!
Es dient dem Antrieb, Unmögliches wahr zu machen und keine Mühe
zu scheuen.
Die Pitta Energie verleiht eine starke Ausstrahlung, brillante Intelligenz
und große Willenskraft. Wenn ein Pitta-Typ einen Raum betritt,
so ist der Raum „voll“. Jeder spürt die Dynamik und
das Charisma.
Leider ist die Pitta-Kraft nicht immer leicht zu zügeln. Oft
schießt sie über ihr Ziel hinaus und äußert
sich in Aggressionen, cholerischen Anfällen und Fanatismus. Menschen
mit viel Pitta sind mit einer Art „Kritik-Finger“ geboren:
Ihr brillanter Verstand spürt sofort Fehler auf und sieht Unzulänglichkeiten.
Dadurch entseht der Eindruck, niemals gut genug zu sein. Tatsächlich
bringt Pitta einen sehr hohen Erfolgsanspruch mit sich, aber auch
die Fähigkeiten, das gewünschte Ziel zu erreichen. Pitta-Menschen
verlieren ihr Ziel niemals aus den Augen und werden durch Stress und
Anforderungen nur noch schneller, effizienter und genauer. Die Angst
vor Fehlern lässt sie auch bei Zeitdruck immer perfekter und
pingeliger werden. Für andere Menschen ist der Umgang mit einer
ausgeprägten Pitta-Persönlichkeit oft nicht einfach. Durch
ihr einnehmendes Wesen und der Hang zur Intoleranz fühlt man
sich leicht bedrängt, kritisiert und wenig geschätzt.
Pitta ist eine feurige Kraft, und sie braucht das richtige Maß
an „Brennmaterial“, um sich nicht selbst zu verzehren.
Dieses Brennmaterial besteht aus geistigen Anforderungen, körperlicher
Aktivität und typgerechter Ernährung. Wenn der Körper
schwitzt, breitet sich ein wohliges Gefühl von Stärke, Zufriedenheit
und Vitalität aus. Auch negative Emotionen können durch
körperliche Aktivität sehr gut abgebaut werden. Sport ist
für PITTA-Typen dann interessant, wenn es auch etwas zu gewinnen
gibt. Der Wunsch, der Beste zu sein, die eigenen Leistungen immer
wieder zu übertreffen und andere auszustechen, ist ein immerwährender
Kitzel auf allen Lebensbereichen.
Rein körperlich betrachtet äußert sich PITTA in den
Eigenschaften sauer, scharf und flüssig. Dies mach sich vor allem
in übermäßigem Schwitzen, Übersäuerung und
starkem Appetit bemerkbar. Ist das PITTA zu hoch, so brennt die Verdauungsenergie
sehr stark. Man hat ständig Hunger und ist sehr ungeduldig, ärgerlich
und gereizt, wenn nicht sofort etwas Essbares zur Verfügung steht.
Alle natürlich süßen Speisen, Rohkost und grünes
Gemüse bieten dann den idealen Ausgleich.
Unreine Haut, Magenschmerzen, Sodbrennen, Durchfall und Entzündungen
sind oft auftretende PITTA-Probleme: Durch übermäßige
Säurebildung und psychische Anspannung erhöht sich das PITTA
in uns, insbesondre bei Verzehr von säuernden Speisen wie Fleisch,
Weißmehlprodukten, Alkohol, Kaffe und Zucker. Scharfe Speisen
regen ebenfalls die Säurebildung an und haben eine verbrennende
und anheizende Wirkung auf unsere PITTA-Kraft. Zum Ausgleich eignen
sich alle kühlenden Speisen und Gewürze wie Melone, Kartoffeln,
Fenchel, Kardamom, Minze und Koriander am besten.
Positiv
viel Energie, Charisma, Ausstrahlung, glühende Augen, zielgerichtete
Energie, begeisterungsfähig.
Negativ
Aggressionen, Neid, Hass, Eifersucht, Stolz
Reduziert Pitta:
auf ausreichende Entspannung und bewusste Atmung achten, mehr Schlaf,
zurückziehen
Ernährung
Pitta reduzierend: süß, bitter, herb
Pitta erhöhend: scharf, sauer, salzig
Der KAPHA-TYP
KAPHA repräsentiert das erhaltende und stabilisierende Prinzip
des Körpers und setzt sich aus den Elementen „Wasser“
und „Erde“ zusammen. Kapha hat seinen Sitz in den oberen
2 Dritteln des Magens und in der Brust.
KAPHA ist verantwortlich für:
die Körperstruktur
den Flüssigkeitshaushalt
den Zusammenhalt und die Stabilität der Strukturen unseres Körpers
die Förderung der natürlichen Abwehrkräfte
Das Element Wasser steht hier für Flüssigkeit und repräsentiert
den Geschmackssinn, somit die Zunge und den Gaumen, sowie die Füße.
Das Element Erde steht hier für Festigkeit, Rauheit und Form.
Ihm zugeordnet ist der Geruchssinn, somit die Nase sowie die Hände.
Seine Eigenschaften sind: süß, schwer, beständig,
weich, kalt, ölig, fettig, träge und weiß.
KAPHA ist die erhaltende, bewahrende und aufbauende Struktur in uns.
Körperlich drückt sie sich durch die feste Körperstruktur,
das Lymph- und Immunsystem aus. Auf der psychischen Ebene ist KAPHA
der Teil in uns, mit dem wir innere Ruhe, Frieden und Harmonie erfahren
und genießen möchten. Mit Kapha haben wir Zeit, die kleinen
Schönheiten des Lebens zu genießen, sind zufrieden und
lieben das Altbewährte. Menschen, die von der KAPHA-Energie geprägt
sind, wirken auf andere manchmal etwas schwerfällig und behäbig,
dafür sind sie sehr ausdauernd und stark. Hat eine KAPHA-Persönlichkeit
erst einmal ein neues Ziel gefasst, so wird sie nicht müde, dies
bis zum erfolgreichen Abschluss in Geduld und Zähigkeit zu verfolgen.
Aus diesem Grund hält man in der indischen Kultur KAPHA für
die erfolgsversprechende Kraft im Menschen.
KAPHA-Typen agieren eher wohlüberlegt, gründlich und bevorzugen
einen ruhigen, gleichmäßigen Lebens- und Arbeitsstil. Überstürzte
Entscheidungen, hektische Aktivitäten und spontane Erneuerungen
werden mit Misstrauen und Abneigung begutachtet und das Praktische
und Traditionelle wird immer den Vorrang haben. Der Einfluss von KAPHA
macht häuslich, und die Priorität des Lebens ist primär
auf die Familie ausgerichtet. Privates Glück in einer beständigen
Partnerschaft, gesunde, glückliche Kinder und treue Freundschaften
sind dann das Wichtigste und schenken innere Zufriedenheit, Sicherheit
und Lebensglück.
Ist KAPHA zu stark, so wird man leicht unflexibel und schränkt
seinen Lebensradius immer mehr ein. Das aktive Leben wird dann durch
seine intensive Bewegung und Veränderung zu anstrengend. Dadurch
nimmt der KAPHA-Typ immer weniger am Leben teil, kapselt sich ab und
isoliert sich emotional und geistig von seiner Umgebung. Heißhunger
und unkontrollierte Gelüste nach Essen, insbesondere nach süßen,
fetten Speisen, Käse, Wurst usw. aus Lust und Langeweile bewirken
eine Gewichtszunahme und Überfettung des Gewebes. Jede KAPHA-Konstitution
kennt Phasen des inneren Rückzuges, den Wunsch nach Alleinsein,
Faulenzen und das Bedürfnis, Konfliktsituationen erst einmal
in sich selbst auszusitzen.
Steigert sich diese natürliche Regenerationsphase in eine typische
KAPHA-Depression, so fühlt man sich vom Leben überfordert
und taucht vollständig in eine Traumwelt ab. Bewegung und Aktivität
würden dann nur Unbeständigkeit in das auf Sicherheit ausgerichtete
Weltbild bringen. Der KAPHA-Typ lehnt in solchen Situationen jeglichen
Gefühlsaustausch mit anderen ab, igelt sich ein und stumpft gleichzeitig
ab.
Um das KAPHA wieder in seine gesunde Form zurückzubringen, ist
ein regelmäßiges Bewegungsprogramm auf körperlicher
und geistiger Ebene sehr zu empfehlen. Hilfreich ist ein bewusst aktives
gestaltetes Leben. Einmal in der Woche zu walken, zu schwimmen oder
in die Sauna zu gehen ist ein Minimalprogramm für körperliche
Vitalität. Auf geistiger Ebene ist es für KAPHA-Typen sehr
anregend, zusammen mit anderen Menschen etwas zu unternehmen. Soziales
Engagement sowie Interesse für Sprachen, Kultur und Psychologie
sind für kaphageprägte Menschen eine natürliche Motivation
zum vitalen und erfüllten Lebenswandel.
Der Genuss von warmen und mit leichter Schärfe gewürzten
Speisen ist eine hervorragende Anregung für den Stoffwechsel
und die Verdauungskraft. Besonders empfehlenswert sind bittere Gemüse
(wie z.B. Chicorèe, Spinat, Mangold, Artischocken) mit den
verdauungsfördernden Gewürzen Kreuzkümmel (Cumin),
Pfeffer, Chili, Meerrettich, Kurkuma, Ingwer und Senfkörnern.
Positiv
ruhige beständige Persönlichkeit, Geduld, Mitleid, Zärtlichkeit,
Standfestigkeit
Negativ
fehlende Antriebskraft, Lethargie, Ignoranz, Trägheit. Er ist
geistig festgefahren und unbeweglich
Reduziert Kapha
viel Bewegung, auch mit körperlicher Anstrengung, Atikvurlaub
Ernährung
Kapha reduzierend: scharf, bitter, zusammenziehend
Kapha erhöhend: süß, sauer, salzig
Artikel von Parvati Ruth Burbach, Unter den Eichen 22, 56470 Bad
Marienberg (Yogalehrerin und Dipl. Ayurveda-Therapeutin). Teilweise
Auszüge aus dem Ayurveda-Praxisbuch von K. Rosenberg.
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