Über das Fasten

Ihr wollt etwas wissen über mein fünfundvierzig Tage langes Beten und Fasten. Es war für mich eine Gebetsübung, um mich ohne Unterlaß auf mein Gebet für den Frieden zu konzentrieren. Das war im zweiten Jahr meiner Pilgerreise, als ich langsam quer durch das Land zurückkam und nicht extrem gewandert bin.
Das Fasten kann eine große spirituelle Bedeutung haben, und obwohl ich den inneren Frieden bereits gefunden hatte, war es vielleicht das Fasten, das mich gelehrt hat, ohne Unterlaß zu beten.
Während ich fastete, hielt ich mich im Hause eines Chiropraktikers auf, der das Fasten als Heilmethode benutzte. Er wollte sehen, wie ein gesunder Mensch auf das Fasten reagiert, denn er hatte noch nie einen gesunden Menschen fasten lassen. Ich redete mit ihm als Freund; er beobachtete mich nur, er untersuchte mich nicht. (Zu meinen Freunden zählen viele Doktoren, auch Ärzte – aber keiner unter ihnen hat mich je behandelt oder untersucht. Obwohl gelegentlich ein befreundeter Zahnarzt meine alten Löcher ausbessert, die von meinen schlechten Eßgewohnheiten in früheren Tagen herrühren. Die letzte Mahlzeit vor dem Fasten bestand aus einer Grapefruit und zwei Orangen, so war ich nicht durstig. In den ersten drei Tagen bekam ich weder Essen noch Wasser. Danach nahm ich lauwarmes, destilliertes Wasser zu mir. Sonst nichts. Als ich mein Fasten beendete, war das nichts Ungewöhnliches – es war der reguläre Weg. Am ersten Tag gehörte dazu der Saft einer frisch ausgepreßten Orange zu jeder Stunde. Am zweiten Tag bekam ich alle zwei Stunden den Saft von zwei frisch ausgepreßten Orangen, abwechselnd mit dem Saft einer Grapefruit. Am dritten Tag nahm ich dreimal eine Grapefruit und zwei Orangen zu mir, und danach kam immer etwas mehr dazu, bis ich in einer Woche soweit war, daß ich volle Mahlzeiten essen konnte.

Es gab keinen Unterschied zu den üblichen Fastenmethoden. Ich beachtete die Fastenregeln: keine Überanstrengung. Ich legte keine langen Strecken zurück, machte allerdings kleinere Spaziergänge. Ich schrieb ein bißchen für den Doktor auf der Schreibmaschine. Ich tippte, bis er mir die Schreibmaschine wegnahm, ungefähr einen Monat lang während des Fastens. Er meinte, ich sollte nicht mehr damit arbeiten, so schrieb ich mit der Hand, was eigentlich schwerer war als mit der Maschine. Aber ich versuche aus allem immer das Beste zu machen.
Ich ging nicht ins Wartezimmer, um mich mit seinen Patienten zu unterhalten, so gerne ich es auch getan hätte, weil er nicht wollte, daß ich mich soviel bewegte. Ich traf sie nur gelegentlich, um ihnen zu helfen, fröhlich zu bleiben.
Einmal während meines Fastens – ich weiß noch, daß ich mich in einem Zustand zwischen Wachen und Schlafen befand – schaute ich auf und sah ein düsteres Kreuz über mir. Es hing einfach da, und ich wußte, jemand würde die Last auf sich nehmen müssen. Ich streckte mich aus, um es anzunehmen, da wurde ich sofort über das Kreuz erhoben, wo alles licht und schön war. Alles, was nötig war, war die Bereitschaft, die Last anzunehmen – und dann wurde ich darüber hinweggehoben. Anstelle von Entbehrungen fand ich ein wundervolles
Gefühl von Frieden und Freude.