Haridas Thakur und der Heilige Name
Haridas Thakur war ein sehr enger
und vertrauter Schueler des Heiligen Sri Krsna Caitanya. ( ca. 15.Jahrhundert)
Er stammte aus einer mohammedanischen Familie, doch schon von frueher Kindheit
an fuehlte er sich zu Krsna hingezogen. Er bekam den Beinamen 'Namacarya,
was so viel bedeutet wie der
Lehrer und Beschuetzer (Acarya)
des Heiligen Namens. Weil er den Heiligen Namen Krsnas immer auf den Lippen
trug, war der moslemischen Regierung ein Dorn im Auge, und da er
nicht bereit war, Krsna zu verleugnen, wurde er in ins Gefaengnis geworfen.
Hier wird nun erzaehlt, wie er unerschrocken und voller Vertrauen auf den
Hoechsten Herrn und das Singen der Heiligen Namen Gottes, auch groesste
Schwierigkeiten ueberstehen konnte:
Auch im Gefaengis sing Haridas weiter
den Heiligen Namen des Herrn. Von seiner Guete und Ausstrahlung beeindruckt,
tun es ihm bald die anderen Gefangenen gleich. Die Waerter sind irritiert.
Dieser froehliche jubelnde Gesang kann doch kaum von den Gefangenen kommen?
Doch sie koennen sich nicht
daruerber taeuschen, die Gefangenen
singen zum Lobpreis von Hari und Krsna, dem Hindugott. "Man sollte glauben,
dass sie ihr Los verfluchen und jammern, 'bemerkt einer der Waechter, 'statt
dessen singen sie, dass man den Eindruck bekommt, ihnen geht es da
drinnen besser als uns hier draussen. '" "Das
koennen wir nicht dulden!"murrt
ein anderer, "Ich werde zum Kazi (moslemischer Herrscher) gehen, denn Schuld
traegt nur dieser Stoerenfried, der schon wegen dieses Singen eingesperrt
wurde."
So wird Haridas vor den Oberrichter
gefuehrt. Als dieser Haridasas bezaubernde Gestalt sieht, bietet er ihm
achtungsvoll einen Sitzplatz an und spricht: "Warum ist dir das alles in
den Sinn gekommen? Du hast doch
wirklich ein gutes Schicksal, bist
ein Moslem. Warum benimmst du dich wie die Hindus? Wir Moslems essen den
Reis nicht auf den die Hindus geblickt haben, und dazu bist du noch aus
edler Familie! Aus Unwissenheit hast du dich schlecht aufgefuehrt,
also mache dich von dieser Suende frei und sprich laut dein
mohammedanisches Glaubensbekenntnis."
Als Haridas diese Worte vernimmt,
antworter er mit sanfter Stimme: "Vernimm, Freund, Gott ist Einer fuer
alle. Hindus und Moslems geben Ihm verschiedenen Namen. Aber es gibt nur
einen Gott. Der Koran und die Puranas lehren: 'Er ist ewig, unteilbar,
unvergaenglich, die Fuelle, der Schoepfer aller Welten. Er
wohnt in den Herzen aller Wesen.'
Ich tue nichts aus mir heraus. So, wie der Herr mein Herz bewegt,
so
handle ich. Je nach dem Werk, was
einer tut, wird ihm die Frucht zuteil. Also entscheide du ueber mich.
Wenn ich schuldig bin, bestrafe mich."
Der Boesewicht, Kaji, der neidisch
und missguenstig ist, spricht zum Richter: "Bestrafe ihn, er wird nur andere
verderben und die Moslems runieren. Lass ihn bestrafen, wenn er nicht das
Glaubensbekenntnis des Koran sprechen will." Der Oberrichter wendet
sich wieder an Haridas und spricht: "
Du hast es gehoert, bekenne dich
zum Islam und dir wird nichts geschehen." Ganz demuetig, doch mit einem
Laecheln auf den Lippen antwortet Haridas: "Niemand ist in der Lage, etwas
anderes zu tun, als sein Herz ihm sagt.Und wenn mein Leib in Stuecke
faellt und mein Leben dahingeht, den Hari - nam,
den Heiligen Namen von Hari, dem
Hoechsten Herrn, kann und will ich nicht aufgeben. "Da fragen
alle: "Was soll mit ihm geschehen?" Und der grausame Kaji bestimmt: "Lasst
ihn in 22 Marktplaetzen schlagen, bis er stirbt, - weitere Eroertung
eruebt sich. Wenn er doch am Leben bleibt, dann will ich zugestehen, dass
er die Wahrheit gesagt hat." Und er ruft die Pruegler und weist sie
an, so zu pruegeln, dass kein Hauch von Leben bleibt. "Er war
Moslem und ist ein Hindu geworden - im Tode wird er von seiner Suende frei
werden. "
Und Haridas wird von Marktplatz
zu Marktplatz gezerrt und wuetend ohne Ruecksicht auf sein Leben pruegeln
ihn die Schergen des Kaji. Aber Haridas denkt an Hari, an Krsna,
und im Glueck des Gottesnamen fuehlt er das Leid des Leibes nicht. Doch
die Edlen leiden gar sehr unter seiner Tortur und einige sprechen: " Wenn
sich die Regierung so auffuehrt, wird es bald Unheil fuer alle geben."
Und gar mancher geraet in Wut und denkt daran einzugreifen. Einige
versprechen den Moslems Bestechungsgeld, wenn sie ihn
weniger schlagen. Aber die Diener
des Kaji prueglen weiter. Nur durch Krsnas Gnade fuehlt Haridas keinen
Schmerz.
Haridas Thakur denkt im Herzen an
die boesen Folgen, die seine Peiniger auf sich laden, und er betet: "O,
Krsna, schenke ihnen bitte Gnade, bitte beachte ihre Vergehen nicht!" Die
Pruegelei geht weiter von Marktplatz zu Marktplatz.
Alle wundern sich, da ein Mensch
in der Regel schon nach 2 Marktplaetzen stirbt, doch Haridas uebersteht
22 Bazare. Von Zeit zu Zeit laechelt er sogar. Ist er
etwa ein Heiliger? Und die Pruegeler sprechen: "O, Haridas, du runierst
uns. Wenn du am Leben bleibst, wird der Kaji sagen, wir haetten dich nicht
richtig geschlagen, dann wird er uns wegen Befehlsverweigerung toeten
lassen."
Da laechelt er wieder und sagt:
"Gut, wenn mein Leben euren Tod bedeutet, dann will ich sterben."
Und wieder denkt er an Krsna. Der gesegnete Haridas wird leblos, ohne Atem.
Die Moslems wundern sich und werfen ihn vor die Tuer des Richters.
Als dieser ihn beerdigen lassen will, protestiert der Kaji.
Die Schandtat des Haridas sei nicht
mit einer Beerdigung zu belohnen, sondern er
sei in die Ganga zu werfen.
Mit grosser Muehe wird Haridas
also in die Ganga geworfen. Sein Koerper ist unerhoert schwer. Vor den
Augen aller Versammelten versinkt er in den Fluten des Flusses. Doch durch
Gottes Willen erlangt Haridas wieder das Bewusstsein
der Aussenwelt und voll hoechster
Freude kommt er ans Ufer. Und laut den Namen Krsnas singend, wandert er
in der Stadt Phuliya. Die Moslems werden Augenzeugen seiner unerhoerten
Segnung und sie geben ihre Gewalttaetigkeit auf und verehren ihn als Heiligen,
beugen sich verehrend vor ihm und werden
gerettet. Der oberste Richter kniet
mit gefalteten Haenden vor ihm und sagt: "Ich habe erkannt, du bist ein
grosser Heiliger. Du hast das Wissen von dem Einen Gott erkannt und erlebt.
Das, wovon Gelehrte und die Yogis nur sprechen, hast du voll und ganz erreicht.
Ich bin gekommen, um dich zu sehen. Bitte vergib mir mein Schuld. Niemand
in der Welt ist dir gleich, gehe wohin es dir beliebt." Haridas segnet
ihn und geht laut den Hari Namen singend nach Nabadvipa um Sri Krsna
Caitanya zu sehen.
In den Heiligen Schriften wird erklaert,
dass es in diesem Zeitalter des Kali, des Streites und der Heuchelei, ein
sehr machtvolles Mittel gibt, um sich von allem Negativen zu befreien und
gleichzeitig goettliche Liebe im
Herzen zu erwecken: Das Singen
der Heiligen Namen Gottes. Dieses Singen der eiligen Namen Gottes, reinigt
die Atmosphere und unsere Aura, hilft uns unseren Geist zu fokusieren,
kann unser Herz erweichen und die Mauern, die wir um unser Herz aufgebaut
haben, loesen. Es wird gesagt, dass das Singen der Heiligen Namen
Gottes auch unsere Seele beruehrt, und sie zu ihrer wahren inneren Pracht
und goettlicher Liebe aufbluehen lassen kann. Ein machtvolles Mantra hierzu
ist auch das Maha Mantra.
Quellen:
Mit Kindern durch das Vaisnava
Jahr
Walther Eidlitz: Sri Krsna Caitanya
- Sein Leben und Seine Lehren
Bhagavat Purana |
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