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Vor langer Zeit lebte in Vrindavan ein Nachtwächter, der einen der vielen Tempel Krishnas vor Dieben schützen musste, denn im innersten des Tempels befand sich eine wunderschöne Bildgestalt Krishnas, dessen Krone ein riesiger Diamant schmückte. Die
ganze Nacht sang der Mann fromme Lieder zu Ehren des Herrn, genannt Bhajans.
Eines Nachts ging der Tempelvorsteher, ein ehrwürdiger Brahmane, der
auch zugleich ein geübter und im ganzen Land bekannter Musiker
war, an den Tempeltoren vorbei und hörte einen alldurchdringenden,
ziemlich misstönenden Gesang, der da aus dem Inneren an sein Ohr drang.
- Schnellen Schrittes Der
erschrockene Wächter sprang blitzschnell auf und entfernte sich in
Windeseile . Nach ein paar Minuten der Besinnung verebbte der Zorn
des Brahmanen und ihm wurde klar, dass er etwas übereilt gehandelt
hatte, denn nun war außer ihm niemand mehr da, der nun den Tempel
bewachen konnte. - Also beschloß er, Eine
knappe Stunde war vergangen, als der Brahmane das Geräusch schwerer
Schritte aus dem inneren des Schreins dringen hörte.- Verwundert prüfte
er die beiden Eingangstüren, aber diese waren nach wie vor verschlossen
! Selbstverständlich - niemand hätte sich an ihn vorbeischleichen
können ?! Nun Er
befürchtete, dass ein ganz gerissener Dieb vielleicht einen geheimen
Weg in den Schrein gefunden hatte. Deshalb schloß er nun vorsichtig
die Tore zum Schrein auf und stürmte sogleich hinein. - Zu seinem
Erstaunen stellte er fest, dass dort die Bildgestalt Krishnas vom Altar
heruntergestiegen ist Oh gesegnete Nacht , dachte der Brahmana, all meiner guten Werke wegen ist Gott Krishna selber gekommen, um mich persönlich zu ehren. " Herr " rief er und fiel auf die Knie : " Welchen Umstand verdanke ich diese Ehre ?" "Ich
kann nicht schlafen " sagte Krishna ärgerlich " Der Mann, der mir
jede Nacht so schöne Schlaflieder Nachdem
Krishna mehrere Minuten etwas gelangweilt zugehört hatte, machte er
schließlich eine abwehrende Handbewegung. " Ich habe klassische Ragas
jahrtausende lang gehört und könnte sie noch besser singen als
Du. Nein, ich brauche den Gesang des Wächters! Fünfzehn Jahre
lang habe ich seinen lieblichen Gesang "Aber Herr " wandte der Brahmane ein, " Dieser Mann verfügt über keinerlei Gehör und singt durch die Nase. Erlaubt mir, meine Tambura zu spielen, und entspannt Euch bei den Klang." " Geh mir nicht auf die Nerven " sagte Krishna leicht ungeduldig " und hol sofort diesen Wächter wieder !" Der verschreckte Brahmana unterließ jede weitere Widerrede und eilte so schnell er nur konnte, zum Haus des Nachtwächters. Von innen drang Schluchzen an sein Ohr, und er klopfte an die Tür. Nach einiger Zeit öffnete der Wächter. Tränen rollten ihn über die Wangen. "Warum weinst Du ?" Fragte der Brahmana "Weil ich aus meinen geliebten Tempel vertrieben worden bin" jammerte der Wächter. " Mein ganzes Dasein ist nichts mehr wert, wenn ich es nicht in Hingabe an meinen geliebten Krishna darbringen darf !" "Du hast Glück " sagte der Brahmane verbittert. " Krishna ist in seinen Schrein zum Leben erwacht und verlangt, da du wieder kommst, um für IHN zu singen " Nun
waren es Freudentränen, die aus den Augen des Wächters flossen
Umgehend folgte er den Brahmane zum Tempel. Als sie ankamen, schritt
Krishna noch immer ungeduldig auf und ab. " Ich konnte nicht schlafen,
nachdem Du weggegangen bist " sagte er " Bitte,verschließe
die Tür und beginne wieder Der
Nachtwächter war auf die Knie gefallen und sah staunend mit großen
Augen Aber
dann blickte er zu Krishna auf und sah in dessen Gesicht nun tiefste Zufriedenheit. Es war so, als habe er die Lichtreflexe auf der Oberfläche eines Sees betrachtet und erst durch eine veränderte Blickrichtung die Makellosigkeit der darunterliegenden Tiefe erkannt. Der
Brahmane hatte in ganz Indien selbst Konzerte gegeben und oftmals anderen
großen Sänger und Musiker gelauscht, aber noch nie zuvor hatte
er einen solchen Klang gehört ! Dieser wundersame klare Klang
erfüllte und durchdrang sein Inneres, und er begriff plötzlich,
dass alles, was er zuvor gehört hatte, nur Töne und Zum ersten Mal in seinen Leben empfand er ein Gefühl ungetrübter Glückseligkeit. Die Nacht ging allmählich zu Ende. Während der Wächter noch sang, kehrte Krishna zufrieden auf seinen Altarsockel zurück und nahm die gewohnte Stellung ein, die uns ja allen wohlbekannt ist. Als sich der Himmel im Osten rot zu färben begann, hörte der Wächter auf zu singen und warf sich vor Krishnas Bildgestalt flach auf den Boden. noch immer rannen ihm Freudentränen übers Gesicht. Lange Zeit wartete der Brahmane darauf, dass der Mann endlich aufstehen würde. Als er dann schließlich meinte, die ersten Andächtigen würden gleich im Tempel eintreffen, ging er zu dem Wächter hin und sagte: " Du kannst jetzt aufstehen. Dein Dienst ist vorüber. Geh nach Hause und schlaf Dich aus ." Aber der Wächter reagierte nicht. Der Brahmane schüttelte Ihn sachte, und der Körper
des Mannes rollte zur Seite. Seine Seele hatte sich erhoben, um bei seinen
Herrn ewiglich zu verweilen, und obwohl sein Körper tot war, leuchtete
sein Gesicht vor Glück, sein Körper schimmerte wie die Morgensonne,
und der Tempelschrein war erfüllt von Licht und Liebe. |
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