Swami Sivananda

Japa Yoga Sadhana

Einleitung

Sadhana reinigt und beruhigt den Geist und heftet ihn auf den Herrn. Ohne Sadhana kann das Sadhya, das Meditationsobjekt, d.h. das höchste Wesen, der Ort von Unsterblichkeit und Wonne nicht erreicht werden.
 Japa ist ein wichtiges Sadhana. Fasse den Vorsatz: „Ich werde heute zehn Malas Japa machen“ und erhebe dich nicht von deiner Asana, deinem Sitz, bevor du nicht die erforderliche Anzahl von Malas abgeschlossen hast. Das stärkt den Willen und ermöglicht eine leichte Beherrschung des Geistes.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, daß das Sadhana nicht unterbrochen werden darf, bis die erforderliche Anzahl von Malas abgeschlossen ist. Das Auftauchen von weltlichen Gedanken, Planen, usw. stellen eine Unterbrechung dar. Wenn nach zwei Malas eine Unterbrechung auftritt, zähle diese beiden Malas Japa nicht dazu. Du mußt das Japa neu beginnen und versuchen, zehn Malas abzuschließen. Wenn nach vier Malas eine Unterbrechung eintritt, zähle die vier Malas nicht mit. Versuche wieder, die zehn Malas abzuschließen. Das stellt tatsächlich die Disziplin auf die Probe. Aber die Frucht eines solchen Sadhanas ist Unsterblichkeit, ein immerwährendes wonnevolles Leben im Atman. Es muß geübt werden, wenn die höchste Absicht, das erhabene Ziel erreicht werden soll.
Wenn ein Kind einen Fehler macht, fordert der Lehrer es auf, sich an den Ohren zu fassen und zehnmal ununterbrochen ›Baitaks‹ zu machen als eine Art Bestrafung. Wenn er nach vier ›Baitaks‹ eine Pause macht, sagt er ihm, daß er weitere zehn ›Baitaks‹ ohne Pause machen muß. Ähnlich verhält es sich mit Japa Yoga Sadhana. Ähnlich ist die Strafe, die dem Geist auferlegt werden muß, wenn man Japa Sadhana macht. Dem darf nicht nachgegeben werden. Schone die Rute, und du verdirbst das Kind. Sei nachsichtig, und der Geist wird sich auf dich stürzen.
Sobald du in der Asana in einem geschlossenen Raum sitzt, spüre, daß du im Geist ein Sannyasin bist. Du hast mit der Welt und deiner Familie nichts zu tun. Vergiß alles. Wenn jemand an deine Tür klopft, lasse dich nicht stören. Öffne die Tür nicht. Sage deiner Familie, daß man dich auf keinen Fall stören soll, bis du mit deinem Sadhana fertig bist.
Wenn du den Raum verläßt, versuche dasselbe sattvige Bhava zu erhalten. Sage stets das Mantra oder den Namen Gottes. In einer Pause setze dieses Erinnern fort. Allmählich werden Meditation und Mantrawiederholung zur Gewohnheit, Sahaja. Der unterbewußte oder subjektive Geist wird stets den Namen wiederholen, selbst wenn es der bewußte oder objektive Geist auch gelegentlich vergißt.
Die Samskaras oder Eindrücke, die in der Zeit des Sadhana im geschlossenen Raum geschaffen worden sind, werden, wenn man während der aktiven Zeit in der Welt nicht vorsichtig und wachsam ist, ausgelöscht.  Man muß vorsichtig sein hinsichtlich der Gesellschaft, die man hat, der weltlichen Gespräche, der Nahrung, die man ißt, der Worte, die man hört, usw.
Sprich keine gewöhnlichen oder scharfen Worte. Nimm sattive Nahrung zu dir und trage schlichte Kleidung. Meide Kinos. Der Geist muß dazu gebracht werden, sich stets mit der Gestalt des Herrn zu beschäftigen und einen Stempel davon auf jede Form zu drücken, die man sieht. Meide Klubs. Lies keine Zeitungen und Romane. Romane, Zeitungen oder Kinos sind schlechtes Sanga. Sie lassen weltliche Gedanken entstehen und stören den Frieden des Geistes. Man gewinnt nichts.
Die Welt ist voller Hindernisse und Schwierigkeiten. Wenn man jedoch Unsterblichkeit erlangen möchte, müssen die Regeln des Yoga befolgt werden. Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wenn starkes Streben und glühendes Mumukshutva vorhanden sind, kommt die Kraft von innen, und man kann alle Regeln einhalten, auch wenn man nur in der Welt bleibt. Pandit Madanmohan Malaviya, Gandhiji und viele andere haben sich entwickelt, während sie in der Welt lebten. Keine lahmen Entschuldigungen. Die Welt ist kein Hindernis auf dem spirituellen Weg. Die Welt ist dein Guru. Die Welt ist eine Schule. Die Welt ist Virat oder Ishvara.
Verbringe Freizeit und Ferien an einsamen Plätzen - wie Rishikesh - und mache intensives Sadhana. Komme alleine und lebe für diese Zeit wie ein Sannyasin.
Möget ihr alle Befreiung aus dem Zyklus von Geburt und Tod finden. Möget ihr euch an nichts anderem erfreuen als alleine an dem innersten Atman, dem Ozean von Wonne, dem Brunnen von Freude, dem Becken von Weisheit, dem Meer von Frieden, der Quelle ewiger Zufriedenheit!
Praktische Hilfen für Japa Sadhana
Gründliches Wissen über Japa Yoga und die Herrlichkeit der Namen ist vorhanden. Nun kann noch in dieser Minute mit dem wirklichen Sadhana begonnen werden. Ich gebe in der Folge eine Reihe von Hinweisen, die für das tägliche Sadhana von großem Nutzen sind. Nimm sie bitte zur Kenntnis und folge ihnen sorgfältig.
1. Fixe Zeiten: Die beste Zeit für Japa ist die frühe Morgendämmerung, Brahmamuhurta, und die Abenddämmerung, wenn Sattva vorherrscht. Regelmäßigkeit im Japa ist sehr wesentlich.
2. Fester Platz: Es ist überaus vorteilhaft, jeden Tag am selben Platz zu sitzen. Wechsle ihn nicht hin und wieder. Wenn du dort sitzt, wirst du automatisch in der Stimmung sein, Japa zu machen. So wie du in der Stimmung bist, Bücher zu lesen, wenn du die Bücherei betrittst, oder betest, wenn du einen Tempel betrittst, so wirst du auch in die Stimmung kommen, Japa zu machen, wenn du an deiner gewohnten Asana sitzt.
3. Eine feste Stellung: Eine bequeme Asana hilft auch, den Geist ruhig zu machen, kontrolliert Rajas und ist auch der Konzentration förderlich. Konzentration kann nicht erreicht werden von jemandem, dessen Sitz nicht fest ist. Halte die (Wirbelsäule) Merudand immer aufrecht. Wenn du den Kopf hängen läßt wie ein alter Mann, wenn du für Japa und Meditation sitzt, wird dein Geist immer flackern und umherwandern. Sitze fest während der ganzen Phase des Japa.
4. Blick nach Norden oder Osten: Das hat einen subtilen Einfluß und verstärkt die Wirkung von Japa. Weise und Rishis des Himalaya helfen den Menschen, die beim Japa nach Norden gewandt sind, weil sie mit ihnen in Kontakt treten, wenn sie nach Norden schauen.
5. Der Sitz: Man verwende eine Rehhaut, Kusamatte oder einen Teppich. Die Gita sagt „Chailajinakusottaram“. Habe eine Kusamatte, darüber eine Rehhaut und darüber ein sauberes weißes Tuch. Das ist der Sitz, den die Gita vorsieht. Energie wird bewahrt, die andernfalls ohne den richtigen Sitz vergeudet wird.
6. Sage erhebende Gebete: Die Anrufung der Hilfe des Ishtam mit entsprechenden Gebeten bringt das richtige sattvige Bhava. Bei jedem spirituellen Sadhana ist göttliche Hilfe eine Voraussetzung. Ohne sie kann kein spiritueller Fortschritt erzielt werden, und die Kontrolle über den herumwandernden, schädlichen Geist wird unmöglich.
7. Klare Aussprache: Beginne Japa, indem du das Mantra deutlich und ohne Fehler aussprichst. Mantra Shakti wird rasch erweckt, der Geist wird leicht erhoben und einpünktig gemacht, wenn die Aussprache klar und deutlich ist.
8. Aufmerksamkeit und Wachsamkeit: Das ist sehr wichtig. Zu Beginn ist man frisch und wach. Nach einiger Zeit wird der Geist unbewußt müde, beginnt zu wandern, und Schläfrigkeit überwältigt dich. Vermeide diesen Zustand. Einige schlafen während Japa und Meditation und meinen, sie hätten spirituelle Wonne erreicht. Das ist bloße Halluzination.
9. Japa Mala: Eine Mala zu benützen hilft der Wachsamkeit und wirkt als Ansporn, Japa unausgesetzt fortzusetzen. Beschließe, eine bestimmte Zahl von Malas abzuschließen, bevor du den Sitz verläßt. Der Geist täuscht dich, wenn du ohne Mala Japa machst. Du wirst meinen, lange Zeit Japa gemacht und mehr getan zu haben als die erforderliche Zahl.
10. Abwechslung im Japa: Das ist notwendig, um das Interesse zu erhalten, Ermüdung zu vermeiden und der Monotonie entgegenzuwirken. Wiederhole eine Zeit lang laut, dann summe das Mantra und wiederhole es manchmal geistig. Wenn die wirkliche Wonne und der Geschmack an Japa erworben ist, wird Japa zur Gewohnheit und angenehm. Dann gibt es keine Monotonie. Die Abwechslung im Japa ist nur für Anfänger. Geistiges Japa ist am wirkungsvollsten. Es wirkt direkt gegen schlechte Vrittis des Geistes und reinigt den Geist.
11. Meditation: Parallel zu Japa stelle dir vor, der Herr steht vor dir und veranschauliche dir Seine überwältigende schöne Form. Diese Übung steigert enorm die Wirksamkeit und Kraft des Sadhana. Durch diese Übung ist der Geist von der Form des Herrn vollständig in Anspruch genommen und hat keine Möglichkeit, sich der Sinnesobjekte zu bemächtigen, die wie Stroh und Hülsen sind angesichts der Wonne der Gegenwart Gottes.
12. Abschließendes Gebet und Ruhe: Das ist wichtig. Nach dem Japa verlasse nicht sofort den Platz, begib dich nicht in die Gesellschaft von jedermann und stürze dich nicht in weltliche Aktivitäten. Sitze wenigstens etwa 10 Minuten sehr ruhig und sprich leise ein Gebet, denke an den Herrn oder sinne über Seine unendliche Liebe nach. Danach verbeuge dich demütig, verlasse den Platz und beginne deine Arbeit. Spirituelle Schwingungen werden in Takt  sein. Du wirst es leicht finden, auch während der Arbeit an Gott zu denken. Verbinde das Gebet mit den täglichen Handlungen und denke gelegentlich an Ihn.

 

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