Yoga und Gesundheit

Vom Sinn der intensiven Übung von Pranayama

von Sukadev Bretz

Manche, die das lesen, vielleicht sogar einige Yogalehrer, werden sich fragen, ob eine solch extreme Praxis überhaupt in unser heutiges Leben hineinpaßt, ob sie nicht gefährlich ist, ob sie überhaupt dem modernen westlichen Menschen angemessen ist, oder ob so etwas nur für die Inder in grauer Vorzeit war. Manche stellen ja sogar den Sinn des Atem Anhaltens überhaupt in Frage und andere raten dazu, Pranayama erst nach Jahren regelmäßiger Asana-Praxis zu üben. Dazu möchte ich Folgendes sagen:

  1. Die Quellentexte des Hatha Yoga, u.a. die Hatha Yoga Pradipika, leiten eindeutig zu dieser Form der Praxis an. Ein Yogalehrer, der den Sinn davon in Frage stellt, setzt sich außerhalb seines klassischen Bezugsrahmens. Der wichtigste Quellentext des Hatha Yoga ist nicht das Yoga Sutra des Patanjali, das mehr den Raja Yoga lehrt und über die Übung von Asana und Pranayama nur wenige Worte verliert, sondern die Hatha Yoga Pradipika. Es wäre schön, wenn mehr Menschen, insbesondere YogalehrerInnen, Lust bekämen, das auszuprobieren, was ihr wichtigster Quellentext rät, um für sich selbst das zu erfahren, was er verspricht: Heilung aller Krankheiten, Gesundheit, starke Ausstrahlung, innerer Frieden, Überbewußtsein, Wonne, Verschmelzung mit dem Absoluten, Fähigkeit zu tiefer Meditation, Vorbereitung auf Raja Yoga: "Yogas Chitta Vritti Nirodhah" (Yoga ist das zur Ruhe Kommen des Geistes, Yoga Sutra I 1). Es mag sein, daß einiges typisch indische Ubertreibung ist, aber was daran stimmt, kann man leicht (???) ausprobieren.

  2. Physiologisch sind die Unterschiede zwischen Indern und Europäern außer der Hautfarbe äußerst gering. Behauptungen, nur Inder könnten diese Atemübungen machen, sind ähnlich wie die Behauptung, nur Inder können den Kopfstand üben, medizinischer Unsinn (und vielleicht noch -natürlich unbewußte und nicht böswillig gemeinte- Nachwehen früheren rassistischen Denkens).

  3. Der moderne Europäer hat erheblich mehr Freizeit als der Inder des Altertums und Mittelalters. Die Hatha Yogis waren mehrheitlich keine Mönche, sondern hatten zumeist Frau, Kinder, Beruf etc. Hier jeden Tag ein paar Stunden Zeit für Praxis zu finden, ist erheblich schwerer gewesen als für manche (sicherlich nicht alle) Westler. Nach Umfragen schauen etwa 20% der Bevölkerung mehr als 3 Stunden täglich fern. Keiner hält das für eine extreme Praxis... Aber wenn es 3 Stunden Yoga sind... Sich ein paar Wochen oder Monate von den Verpflichtungen des täglichen Lebens frei zu machen und sich ganz der Hatha Yoga Übung zu widmen, war für den Inder sehr schwer. Der Deutsche hat durchschnittlich 6 Wochen Urlaub. 6 Wochen auf Mallorca oder in der Karibik zu verbringen, gilt als normal. Aber 6 Wochen intensives Yoga... In jedem Fall gibt das erheblich mehr Energie und Kraft. 10% der Bevölkerung ist arbeitslos. Viele Menschen gehen mit 58-63 in Rente. Viele (natürlich nicht alle) haben die Möglichkeit, sich für ein paar Wochen oder Monate unbezahlten Urlaub zu nehmen. Der Anteil der Menschen, die Zeit und materielle Unabhängigkeit für eine intensive Praxis hätten, ist also im modernen Westen sicherlich erheblich größer als im alten Indien.

  4. Paradoxerweise haben vielleicht YogalehrerInnen am wenigsten Zeit dafür: Berufsleben, Yogakurse, Haushalt, dann noch Kinder und PartnerIn, mit denen man auch Zeit verbringen will und die sich sowieso oft vernachlässigt fühlen ...

  5. Natürlich ist intensive Pranayama-Praxis nicht für jeden empfehlenswert. Hier ist es vielleicht so, wie mit allem, was Menschen machen: Es gibt ein paar, die sich intensivst mit etwas beschäftigen, damit sie die große Masse inspirieren und anleiten können: Es gibt vielleicht ein paar Tennisprofis, die jeden Tag viele Stunden üben, und ihr ganzes Leben auf Tennis ausrichten. Dies gibt Inspiration und Wissen für die Millionen Menschen, die wöchentlich 1-3 Mal Tennis als wichtige Bereicherung ihres Lebens empfinden. Es gibt ein paar Musiker, die täglich viele Stunden üben und nur für ihre Musik da sind. Dies inspiriert ein paar Millionen Freizeit-Musiker und noch mehr Musikhörer. Es gibt einige Vollzeit-Mathematiker und Naturwissenschaftler, die zu den Erkenntnissen kommen, die anschließend alle Kinder in der Schule ein paar Stunden die Woche lernen und andere in ihrem täglichen Leben ständig anwenden. So ist es gut, daß es auch im Yoga ein paar Menschen gibt, welche die Tiefen des Yoga ergründen, indem sie ihr ganzes Leben dem Yoga widmen. Dies gibt die Inspiration und das Wissen, welches dann die vielen Menschen erhalten, die "nur" ihr Leben bereichern, Beschwerden lindern oder einfach nur entspannen und abschalten wollen. Ich glaube, daß es im Westen viel zu wenig Menschen gibt, die Yoga wirklich intensiv praktizieren. Tennis ist in Deutschland ja auch nicht durch intensive Werbung populär geworden, sondern durch Boris Becker und Steffi Graf...

  6. Es gibt viele verschiedene Yogawege. Ein Vollzeit-Yogi ist auch jemand, der das yogische Bewußtsein in das normale Berufs- und Familienleben hineinbingt und vielleicht nur wenig Zeit in Asanas, Pranayama, Meditation verbringt. Für die große Mehrheit der Yoga Aspiranten (auch der TeilnehmerInnen unserer Kurse) ist dies der richtigere Weg. Es heißt, es gibt so viele Wege, wie es Pilger gibt.

  7. Zu verschiedenen Lebensabschnitten gibt es verschiedene Aufgaben und Erfahrungen. Viele zehren von einer mehrmonatigen Weltreise ihr ganzes Leben lang. Viele kamen während ihres mehrjährigen Universitätsstudims zu Erfahrungen, die ihr ganzes Leben lang wertvoll bleiben, selbst wenn sie in einem ganz anderen Beruf arbeiten. So kann eine 1-wöchige, 1-monatige oder auch mehrjährige intensive Yogapraxis den eigenen spirituellen Weg dauerhaft bereichern.

 

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