Im Rahmen des Seminars „Das Spirituelle Feuer“ fand vom 20.-26.06.99 ein großes, 108 Stunden dauerndes Feueryajna statt. 11 Seminarteilnehmer, 8 Ashram-Mitarbeiter und 2 Seminarleiter (und 2 Teilnehmer eines anderen Seminares, die für jemanden einsprangen), opferten 108 Stunden lang (4 1/2 Tage), Tag und Nacht, in das Yajna-Feuer. Das Feuer wurde immer von zwei Teilnehmern gehütet und ‘genährt’, und jeder hatte feste Feuerzeiten. Alle die am Feuer mitopferten, lernten die Reinigungsmantren und Handlungen, die durchgeführt werden müssen, bevor man sich ans Feuer setzt.
Ein Yajna ist eine traditionelle, jahrtausendalte Feuerzeremo-nie, bei der mit in den Vedi-schen Schriften festgelegten Mantren geweihte Opfergaben wie Ghee (gereinigte Butter), Reis und besondere Kräuter (bei speziellen Yajnas auch gekochter Reis) in das erweckte Feuer gegeben werden.
Die rezitierten Mantren, die Opfergaben, die speziellen Reinigungs- und Opferhandlungen sowie der Aufbau eines Homa-Kunds (Feuerstelle) werden nach den genauen Anweisungen der Vedischen Schriften durchgeführt. Grundlage hierfür sind die Samhitas, Brahmanas, Grihya- und Shrauta-Sutras.
Agni, die Wesenheit des Feuers, wird durch die Kraft der Mantren in diesem uralten Ritual erweckt; der energetische Unterschied zu einem ‘normalen’ Kaminfeuer ist für alle klar spürbar. Agni besteht zwischen der grobstofflichen und der feinstofflichen Ebene, d.h das Feuer als Element ist sowohl im grobstofflich Bereich (sichtbar und mit den Sinnen erfahrbar) als auch im feinstofflichen Bereich (subtilere Materie) zu Hause. Durch das Verbrennen von grobstoffflicher Materie ist Agni auch der Mittler zwischen beiden Ebenen. Aus diesen Eigenschaften des Feuers zusammen mit den speziellen Mantren und Opfergaben entsteht eine direkte, machtvolle Verbindung zu den feineren Schichten der Atmosphäre. Spannungen und belastende Schwingungen in der Atmosphäre wie auch in unserem eigenen Gemüt werden durch die Kraft des Rituals neutralisiert; es findet eine tiefe Reinigung und Harmonisierung statt. Dies bezieht sich auf die teilnehmenden Menschen, den Raum, das Haus und die nähere und weitere Umgebung, in der das Yajna ausgeführt wird.
Das Yajna wird absichtslos durchgeführt. Einfach weil es so ist wie es ist. Jedes korrekt nach Anweisung der Schriften und mit der Hingabe des Herzens ausgeführte Feuer-Yajna hat aus sich selbst heraus die oben beschriebenen Wirkungen.
Unser 108 Stunden-Yajna wurde durchgeführt mit dem Krishna-Sundari-Mantra. Shri Krishna, die vollkommene Energie der Liebe, Süße, Schönheit und Lieblichkeit, war auch besonders in Form einer Krishna-Deity aus Vrindavan während des Yajnas anwesend.
Daß eine Feuerzeremonie nicht nur ein äußeres Opfern darstellt, sondern auch ein ‘inneres Opfer’ ist, war für jeden Teilnehmer deutlich spürbar. Wie rebellierten Geist und Körper zu Beginn gegen den im Herzen gefaßten Beschluß, ein Mantra, welches den meisten vorher unbekannt war, mehrere Stunden und diszipliniert auch zu nachtschlafender Zeit am Feuer zu rezitieren und dazu voller Hingabe Ghee ins Opferfeuer zu geben...
Es wurden innere Grenzen transzendiert, aber auch (und gerade deshalb) gemeinsame Erfahrungen von erhebender spiritueller Energie und ‘Getragenwerden’ erlebt. Gerade die „Nachtschichten“ erfreuten sich schließlich großer Beliebtheit, viele schwärmten von intensiven Erfahrungen der Stille, tiefem Frieden und Ruhe im Geist.
Parallel zu dem im Nebenraum laufenden Yajna lernten die Teilnehmer auch kleinere Homas (Feuerrituale) und das Agnihotra. Agnihotra ist ein kurzes, einfaches Feuerritual, welches täglich bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu festgelegten Zeiten durchgeführt wird. So kann nun jeder zu Hause kleinere Homas durchführen.
Besondere Gelegenheiten hierfür sind Vollmondnächte (besonders Guru Purnima, der Vollmond im Juli, der dem spirituellen Lehrer gewidmet ist), Sommer- und Wintersonnenwende, Geburtstage, Einweihungen und besondere Festtage. Generell können Yajnas aber jederzeit durchgeführt werden.
Gemeinsame Meditationen, Mantra-Singen, die Besprechung ausgewählter Verse aus der Bhagavad Gita und den Patanjali Yoga Sutras sowie Asanas und Pranayama rundeten das Seminar ab. Im Nachhinein berichtete Sukadev uns bereits von einigen positiven Auswirkungen des Yajnas....
Krishnaya vasudevaya, haraye paramatmane,
pranatakleshanashaya, govindaya namo namah
Ich verneige mich vor LordKrishna,
der auch Vasudeva, Hari und Govinda genannt wird,
der das Höchste Selbst ist
und die leidverursachenden Verhaftungen vernichtet.
He Krishna karunasindho, dinabandho jagatpate
gopesha gopikakanta, radhakanta namostute
Oh Krishna, Du Ozean der Barmherzigkeit,
Du bist der Freund der Betrübten
und der Herr der Weit.
Du bist der Anführer der Kuhhirten
und der Geliebte der Gopis