Swami Sivananda

Hindernisse auf dem Weg

120. Bereits ein leichter Anflug von Weltlichkeit macht den Menschen untauglich für die Verwirklichung des Absoluten. Zweifellos ist die Erde selbst das Absolute, aber unsere Einstellung der Erde gegenüber ist nicht von der Natur des Absoluten.
121. Ruhm, Macht, Reichtum und Geschlechtlichkeit sind die vier Tore zur Festung der eigenen Erniedrigung und Gefangenschaft. Diese vier müssen sorgfältig aufgegeben werden.
122. Leidenschaft ist der instinktive Drang, durch Selbsterhaltung und Fortpflanzung nach außen zu gehen. Sie ist die sich vervielfältigende Kraft, die der Kraft, die sich auf Integration des Wesens zu bewegt, direkt entgegensteht.
123. Es kommt zu einem unmittelbaren Aufstand des natürlichen, physischen Bewußtseins gegen jede Anstrengung, die absolute Wirklichkeit zu erreichen. Die Rebellion ist so unkontrollierbar, daß Verwirklichung für den schwachen Sucher komplett unmöglich zu sein scheint.
124. Menschen beklagen sich über Störungen und Fehlschläge in der Meditation, die durch Unreinheit und Grobstofflichkeit ihres Geistes hervorgerufen werden. Ein gründliches Studium und Verstehen der Gesetze und Wahrheiten der Natur ist absolut notwendig, bevor man es riskieren kann, über die wahre Essenz des Seins zu meditieren. Ohne diese notwendigen Voraussetzungen neigt man dazu, sich im dunklen Kerker der Unwissenheit zu verlieren.

Weisheit und Verwirklichung


125. Es gibt nur einen einzigen unsterblichen, unergründlichen, grenzenlosen, nicht zu überblickenden und uferlosen Ozean einer Masse von unteilbarem Bewußtsein und Wonne, der mit dem fröhlichen ewigen Wasser, dem blitzenden, strahlenden und leuchtenden Licht lacht und von göttlicher nektargleicher Süße ist, der vom unendlichen donnernden Klang des nie endenden Omkara Nada erschallt, der immer ruhig und friedvoll, still und gesegnet ist und in sich selbst von berghohen Wellen grenzenloser Freude in majestätischer Herrlichkeit der Essenz des absoluten Seins übersprüht! Es gibt nichts anderes als Das! Das ist die Meditation!
126. Absolute Erfahrung ist ein Zustand von Selbstversenkung, nicht von Selbstausdruck, denn dieser erfordert Veränderung und Handlung, welche begrenzen.
127. Niemand ist von der absoluten Verwirklichung ausgeschlossen. Der eine verwirklicht heute, der andere morgen. Aber eines Tages werden alle diese Eine verwirklichen. Es gibt keine Auslese für die Befreiung.  Alle sind ewig das Absolute.
128. Es gibt viele Besserwisser, aber wenige sind weise. Derjenige ist weise, der sich immer in einem Zustand des Halbschlafes befindet, nachdem er tief vom Wein der Essenz des Lebens getrunken hat. Gepriesen sei Er! Wir sind seine Diener.
129. Ein Mensch mit Erkenntnis kann nicht alles, was er weiß, gleichzeitig ausdrücken. Er bringt nur den Teil davon zum Ausdruck, der durch den Kontakt mit einer äußeren Ursache hervorgerufen wird.
130. Jivanmuktis geben sich häufig einen unerfreulichen Anschein und handeln wie Verrückte. Manchmal ist ihr Verhalten so unangenehm, daß es allen Menschen auf der Erde lästig ist. Sie leben wir Narren, nur um sich der Liebe zu entledigen, die die Welt ihnen gegenüber entwickeln könnte. Sie verbergen ihre wahre Natur und gehen wie berauschte Trunkenbolde herum. Das sind die großartigsten Menschen auf der Erde, nicht die, die sich klug sozial verhalten und wie Könige und Herrscher leben. Wer zur Wahrheit vorgedrungen ist, kann sich nicht so verhalten, wie es den Moden der unwissenden Welt gefällt! Es gibt viele solche wirklich große Menschen auf der Erde, aber aufgrund von Täuschung kennt die Welt sie nicht und sieht nur diejenigen als groß an, die ein paar Taschenspielertricks vor ihren geblendeten Augen vorführen. Das Wahre ist immer verborgen und unsichtbar. Nur das Unwirkliche erscheint vor uns, und leider! wir werden dadurch betrogen!
131. Ein Weiser kann nicht nach seinen Worten und Taten beurteilt werden. Äußerlich ist er ein gewöhnlicher Herumtreiber, aber innerlich ein Jadabharata oder Suka Maharishi.
132. Für den Weisen ist alles ein Spiel! Er nimmt sich aber nie etwas zu Herzen, außer, daß alles eins ist!
133. Ein Mensch mit absolutem Bewußtsein zieht unbewußt den Teil des Seins an, in dem sich seine Wunschobjekte befinden. In einem einzigen Moment, wie ein Blitz, fließen ihm die Dinge, die er braucht, zu, wie Flüsse ins Meer, denn er ist ihr wahres Selbst. Der weise Mensch handelt, ohne tätig zu sein, genießt, ohne zu wünschen. Er braucht niemandem Befehle zu geben, denn er ist bereits das Selbst desjenigen, dem er vielleicht etwas befehlen will. Er kann keine Anweisungen geben, befehlen, wahrnehmen oder sich auch nur irgend einer Sache bewußt sein, weil er das wesentliche Sein von allem ist, mit dem er sich vielleicht zu beschäftigen versucht. Nicht einmal die Götter können ihn davon abhalten, irgend etwas zu tun, denn er ist die innere Wirklichkeit sogar der Götter. Die Berge erzittern, und die Erde zerbröckelt in tausend Teile, wenn er es wünscht, denn er ist auch das Selbst der Berge und der Erde. Wenn er die Augen schließt, verdunkelt sich die Sonne. Wenn er atmet, leben alle Wesen. Wenn er es wünscht, wird das ganze Universum nichtexistent. Wenn er will, fließen die Flüsse, brennt das Feuer, und erblühen die Bäume. Wenn er es wünscht, macht das ganze Universum hier und jetzt die Erfahrung des Zustandes des Ewigen und Unsterblichen. So groß ist die Herrlichkeit einer Verkörperung der Weisheit der Wahrheit.
134. Die Macht der Gedanken und die Kraft der Gefühle verschmelzen in der Herrlichkeit der Erfahrung des Ganzen. Das Endliche ist tot, und das Unendliche wird im selben Augenblick geboren. Die Geburt des Tages und der Tod der Nacht finden gleichzeitig statt.
135. Die größten Menschen sind diejenigen, die sich im Bewußtsein des Selbst verloren haben. Solche Menschen sind zu nahe bei Gott, um irgendeine Handlung ausführen zu können. Deshalb sind sie der Welt unbekannt.
136. Gottesschau ist das Gewahrwerden der Essenz des eigenen Wesens. Gott ist die Essenz sogar des Satans. Er ist die Quelle selbst des schlimmsten Übels. Er erfüllt sich innen und außen, und es gibt nichts, was Er nicht ist.
137. Wer dem Ewigen hingegeben ist,  verliert sich im Bewußtsein Gottes. Er taucht ein in den Ozean der Wonne. Er badet im Meer von Nektar. Er trinkt tief von der Essenz der Unsterblichkeit. Er gelangt zur Quelle, zur Wurzel des Universums!
138. Oh Geliebter meines Herzens! Unsterbliche Freude! Wo bist Du? Wie kann ich ohne Dich leben? Vor sehr langer Zeit habe ich Dich verlassen. Komm, komm! Ich bin sehr ruhelos ohne Dich!
139. „Ich  bin alles.“ Das ist der Beginn der Erfahrung der Wahrheit. Stilles Sein ist ihr höchster Flug.
140. Es gibt kein Papier, auf dem das Wesen der Wahrheit festgehalten werden könnte. Es gibt keine Feder, die es wagen könnte, Sie niederzuschreiben. Es lebt kein Mensch, der Sie ausdrücken könnte. Sie ist einfach alles, was ist, und damit Schluß. Jeder Versuch, Ihr Wesen auszudrücken, ist ein Versuch, Ihre Großartigkeit zu töten. Ich bin dieses große Wesen! Ich bin hier, ich bin dort; Oh! Ich bin dies, ich bin das! Ich bin das Größte, das Beste, und noch einmal das Größte! Meine Herrlichkeit kennt keine Grenzen! Ich habe den größten Segen, bin das Unsterbliche, Großartige!

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