Swami Sivananda

Saguna Dhyana Sadhana

Saguna Meditation ist Meditation über eine Form oder ein Objekt. Es ist eine konkrete Meditationsform für Menschen mit frommer Wesensart. Es ist Meditation mit Gunas, den Attributen Gottes. Wähle die Murti oder Gottheit, die dir am besten gefällt, entweder Siva, Vishnu, Krishna, oder Rama, je nach Neigung oder Geschmack.  Ein Bogenschütze zielt zuerst auf gröbere, größere Objekte. Dann nimmt er mittlere Objekte. Letztendlich schießt er auf feinere und subtilere Objekte. Genauso beginne man mit Saguna Meditation, und wenn der Geist gut geschult und diszipliniert ist, kommt Nirguna oder Nirakara Meditation von selbst.
Sitze in Padma, Siddha oder Sukhasana und halte Kopf, Hals und Rumpf aufrecht. Stelle ein Bild deines Ishta Devata vor dich, z.B. ein Bild von Gott Hari. Starre für einige Zeit fest auf das Bild, dann schließe die Augen und versuche dir die Form entweder im Punkt zwischen den Augenbrauen, im Herzen oder an der Nasenspitze vorzustellen, dort wo es dir angenehm ist. Während der Visualisierung bewege den Geist über die einzelnen Teile der Gottheit. Visualisiere zuerst die Füße und dann in folgender Reihenfolge: Seine Füße, Sein gelbes Seidengewand, Seine goldene edelsteinbesetzte Halskette, dann das Gesicht, die Krone auf dem Kopf, dann die Scheibe in der rechten oberen Hand, das Muschelhorn in der linken oberen Hand, die Keule in der rechten unteren Hand und die Lotusblüte in der linken unteren Hand. Dann gehe den gleichen Weg zu den Füßen zurück. Wiederhole diesen Vorgang immer wieder. Lasse den Geist schließlich fest auf den Füßen oder dem Gesicht.
Wenn die Form verblaßt oder zu wanken beginnt, öffne die Augen und starre wieder ständig auf das Bild. Dann stelle dir die Form im Inneren vor. Setze den Vorgang fort, bis du perfekt ohne Hilfe des Bildes meditieren kannst. In der Meditation wiederhole das Ishta Mantra von Gott Hari „Om Namo Narayanaya“. Denke an Seine Eigenschaften wie Allgegenwart, Allmacht, Allwissenheit, Reinheit, das barmherzige Wesen, usw. Angenommen, du meditierst im Herzen, d.h. im Anahata Chakra, stelle dir vor, daß Gott Hari auf dem leuchtenden, 16-blättrigen Lotus sitzt oder steht, und seine ganze Gestalt in einem so glänzenden Licht erstrahlt, wie dem der Sonne. Fühle, daß Seine göttlichen Eigenschaften unmittelbar zu dir hinfließen, du bist nun gereinigt und geläutert von allen Unreinheiten, du bist nun die Verkörperung aller göttlichen Eigenschaften. Dieser Prozeß wird deinen Fortschritt beschleunigen.
In gleicher Weise kann auf die Gestalt von Gott Siva oder Rama oder Krishna meditiert werden, ganz nach Geschmack.
Meditiere am frühen Morgen zwischen drei und sechs Uhr. Das ist die beste Zeit zur Meditation. Man kann auch tief in der Nacht meditieren. Die Atmosphäre ist friedvoller und heiter. Es ist nicht wahrscheinlich, daß man gestört wird. Der Geist geht automatisch in eine meditative Stimmung. Er ist wie ein leeres Blatt Papier. Man kann auch noch eine weitere Sitzung machen, bevor man zu Bett geht.
Es ist gut und angebracht, einen eigenen Meditationsraum zu haben. Halte den Raum immer sauber und rein. Erlaube nie jemandem, den Raum zu betreten. Verbrenne Ghrita Pradipa oder Kerzen und Räucherstäbchen vor der Gottheit. Das macht den Geist meditativer. Die Konzentration wird gut sein. Wenn möglich, nimm ein Bad oder wasche wenigstens Gesicht, Füße, usw., bevor du dich zur Meditation setzt. Halte den Geist immer rein, heiter und ruhig. Habe heilige, göttliche Gedanken.
Wenn du meditierst, beachte nicht die Dinge, die durch die Sinne aus der Geistsubstanz erwachen. Vermeide sorgfältig die Vergleiche mit allen anderen Querverweisen und Erinnerungen. Konzentriere die gesamte Energie des Geistes auf den Gedanken an Gott. Vermeide alle anderen Sinneseindrücke und Gedanken. Beuge Komplikationen vor, die aus der damit in Verbindung stehenden Handlung in der Geistsubstanz aufsteigen. Fasse den Geist ganz im Meditationsobjekt zusammen. Schließe alle anderen Meditationsverfahren aus. Nun wird der ganze Geist mit nur einem einzigen Gedanken erfüllt sein. Nishta wird sich daraus ergeben. So wie das Wiederauftreten oder die Wiederholung eines Gedankens oder einer Handlung zur Vervollkommnung dieses Gedankens oder dieser Handlung führt, so führt auch die Wiederkehr desselben Vorgangs, desselben Gedankens, zur Vervollkommnung oder zur Zusammenfassung, zu Konzentration und ununterbrochener Meditation.
In der Meditation tauchen alle möglichen Gedanken, subtilen Eindrücke und Erinnerungen aus der Vergangenheit im Geist auf. Sie sind hinderlich für die Meditation. Nur fortgesetztes und geduldiges Bemühen und Üben kann sie unter Kontrolle bringen. Versuche es niemals mit Gewalt. Sonst schlagen sie mit doppelter Kraft zurück. Wenn du in der Meditation sitzt, entspanne den Geist vollkommen. Sei vollständig gelassen. Beobachte die Gedanken sehr sorgfältig. Sei wachsam. Sei ein stummer Beobachter der Gedanken und ihres Spiels. Dann fasse allmählich die zerstreuten Strahlen des Geistes zusammen und konzentriere sie auf das Objekt. Immer wenn die schlechten Gedanken aufkommen, wende den Geist sofort den heiligen Eigenschaften des Herrn zu und vergiß alle schlechten Eindrücke vollständig.
Mit einem Geist, der durch die Nichtbeachtung moralischer Grundlagen unvorbereitet ist, Meditation zu praktizieren ist so, als errichte man ein Haus auf verfaulten und schwachen Grundmauern. Reinheit des Geistes durch ethische Schulung ist also von allergrößter Bedeutung, wenn man in der Meditation erfolgreich sein will. Sei vollkommen fest in Yama und Niyama. Führe ein geregeltes moralisches Leben. Pflege Askese der Sprache. Iß nur einmal am Tag und nimm abends eine leichte Mahlzeit aus Früchten und Milch zu dir. Das macht den Geist fester. Vollkommene Gelassenheit, die Pflege göttlicher Tugenden, die Beschäftigung mit heiligen Gedanken, Disziplin in der Ernährung - all das ebnet den Weg zum Erfolg auf dem spirituellen Pfad.

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