Swami Sivananda

Laya Yoga Sadhana

Dharana ist die intensive und vollkommene Konzentration des Geistes auf eines der inneren Zentren oder auf ein äußeres Objekt oder Töne wie Anahata Töne oder eine abstrakte Idee bei gleichzeitiger vollkommener Abstraktion von allem, was mit dem äußerem Universum oder der Welt der Sinne zu tun hat. Dharana ist absolut notwendig für Laya Yoga.
Sitze in Padma oder Siddha Asan. Mache Yoni Mudra, durch Verschließen der Ohren mit den Daumen. Höre den inneren Klang durch das rechte Ohr. Der gehörte Klang macht taub für alle äußeren Klänge. Nach Überwindung aller Hindernisse wirst du durch die Praxis von Laya Yoga binnen vierzehn Tagen den Turiya Zustand erreichen. Zu Beginn der Übung werden viele laute Klänge hörbar. Sie werden allmählich höher, und nach beständiger Übung werden sie immer feiner. Versuche, feinere Töne zu unterscheiden. Die Konzentration kann von den gröberen zu den feineren Tönen gehen oder vom feinen zum groben Klang, aber dem Geist darf nicht gestattet werden, von diesen zu irgendwelchen anderen Dingen abgelenkt zu werden.
Nachdem sich der Geist zuerst auf irgendeinen Klang konzentriert hat, richtet er sich nun fest darauf und geht ganz darin auf. Der Geist, der für äußere Eindrücke unempfindlich wird, wird eins mit dem Klang, wie Milch mit Wasser, und geht dann rasch in Chidakasa auf. Den Objekten gegenüber gleichgültig und mit beherrschten Leidenschaften konzentriere deine Aufmerksamkeit durch fortgesetztes Üben auf den Klang, das wird den Geist vernichten. Nach Aufgabe aller Gedanken und frei von allen Handlungen konzentriere die Aufmerksamkeit stets auf den Klang, dann wird Chitta sich darin auflösen. So wie die Biene, die den Honig trinkt, sehnt sich auch das Chitta, das stets im Klang aufgegangen ist, nicht mehr nach Sinnesobjekten, da es an den süßen Geruch von Nada (Anahata-Klang) gebunden ist und seine wandernde Natur aufgegeben hat. Die Schlange Chitta geht durch das Lauschen auf Nada ganz in diesem auf. Chitta verliert das Bewußtsein für alles und konzentriert sich auf den Klang. Der Klang dient als scharfer Stachelstock, um das verrückt gewordene Elefanten-Chitta zu kontrollieren, am Jahrmarkt der Sinnesobjekte umherstreift. Er dient als Schlinge zum Binden des Reh-Chitta. Er dient auch als Ufer für die Meereswellen von Chitta.
Der Klang, der aus Pranava kommt, das Brahman ist, ist von der Natur von Glanz. Der Geist geht darin auf. Das ist der erhabene Sitz Vishnus. Der Geist existiert solange als es Klang gibt, wenn dieser aber aufhört, dann ist der Zustand erreicht, der Turiya genannt wird. Der Klang ist in Brahman aufgegangen, und  der klanglose Zustand ist der erhabene Sitz. Der Geist dessen karmische Verbindungen zusammen mit Prana durch ständige Konzentration auf Nada zerstört worden sind, ist in Brahman aufgegangen. Darüber gibt es keinen Zweifel. Frei von allen Zuständen und Gedanken erscheint der Körper als toter Körper oder wie ein Holzklotz und fühlt nicht Hitze und Kälte, Freude oder Sorge. Wenn der spirituelle Blick fest wird, ohne Objekt, das zu sehen ist, wenn das Prana ohne jede Mühe still wird, und wenn Chitta ohne jede Unterstützung fest wird, wirst du Brahman. Wenn Maya zerstört ist, wenn Tugenden und Sünden verbrannt sind, erstrahlst du als das glänzende, makellose, ewige, fleckenlose Shuddha Brahman. Nun bist du ein Mukta.

Erfahrungen im Laya Yoga Sadhana

Sitze im Padmasana, Siddhasana oder Sukhasana. Schließe die Ohren mit den Daumen. Das ist Shanmukti Mudra, Vaishnavi Mudra oder Yoni Mudra. Höre den Anahata Klang aufmerksam. Gelegentlich werden die Klänge auch durch das linke Ohr hörbar. Übe, nur vom rechten Ohr zu hören. Warum hörst du nur durch das rechte Ohr deutlich? Wegen des Sonnennadis; Pingala an der rechten Seite der Nase. Der Anahata Klang wird auch Omkara Dhvani genannt. Er entsteht aus dem Schwingen des Pranas.
Übe Japa (Ajapa Japa) von Soham mit dem Atem oder Japa irgendeines Mantras. Übe ein zwei Monate lang  Pranayama. Du wirst die zehn Anahata Klänge klar hören und die Musik der Seele genießen. Gib alle weltlichen Gedanken auf. Sammle die zerstreuten Strahlen des Geistes und konzentriere sie auf den Anahata Klang. Praktiziere Yama (Selbstbeherrschung) und Sadachara (richtiges Verhalten).
Es gibt zehn Arten von Nada oder Anahata, die man hören kann. Der erste ist Chini (wie der Klang des Wortes chini); der zweite ist Chini-Chini; der dritte ist der Klang einer Glocke; der vierte ist wie ein Muschelhorn; der fünfte wie Tantri (Laute); der sechste ist wie der Klang von Tala (Zimbeln); der siebente ist der einer Flöte; der achte ist der von Bheri (Trommel); der neunte ist der von Mridanga (Doppeltrommel); und der zehnte ist der Klang des Donners. Man kann den zehnten Klang, ohne die ersten neun Töne, durch Einweihung durch einen Guru erfahren. Allmählich muß die Konzentration vom groben zum subtilen Klang verändert werden.
Bevor du den Fuß auf die höheren Sprossen der Leiter des Nada Yoga setzt, übe, die Stimme deines inneren Gottes in sieben Arten zu hören. Die erste ist wie die süße Stimme der Nachtigall, die ihrem Gefährten ein Abschiedslied singt. Der zweite kommt als der Klang der Silberzimbel der Dhyanis, die die funkelnden Sterne erwecken. Der nächste ist wie das Klagelied des Meergeistes, der in seiner Muschel gefangen ist. Und darauf folgt der melodische Klang der Vina. Der fünfte Klang der Bambusflöte schrillt in deinem Ohr. Er verändert sich als nächstes zu einem Trompetenstoß. Der letzte vibriert wie das dumpfe Grollen einer Donnerwolke. Der siebente verschlingt alle anderen Klänge. Sie alle sterben, und dann wird die feine Musik der Seele im Inneren hörbar.

Im siebenten wird Wissen um Verborgenes zugänglich. In späteren Stufen wirst du Paravak hören und das göttliche Auge entwickeln. Und letztendlich wirst du Para Brahman erlangen.
Der Klang fängt den Geist ein. Der Geist wird eins mit dem Klang, wie Milch mit Wasser. Er geht auf in Brahman, dem Absoluten.
Ohne Reinigung des Herzens können keine greifbaren Ergebnisse auf dem Weg des Laya Yoga erzielt werden. Zuerst muß das Herz durch unermüdliches selbstloses Dienen, Kirtan, Japa, Meditation und die Pflege göttlicher Tugenden gereinigt werden, um dadurch die negativen Eigenschaften auszurotten. Du mußt mit den vier Mitteln ausgestattet sein und Laya Yoga Sadhana üben. Nur dann wirst du den Sitz von ewiger Wonne und Unsterblichkeit erlangen.

 

 

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