Swami Sivananda

Kriya Yoga Sadhana

Die sechs Reinigungsübungen sind Dhauti, Basti, Neti, Nauli, Tratak und Kapalabhati.

Dhauti

Es gibt zwei Arten von Reinigung, innere und äußere. Innere Reinigung kann auf verschiedene Weise erfolgen. Hier wird die Technik einer wichtigen Übung beschrieben.
Nimm ein feines Stück Tuch; ca. 5 cm breit und 1,5 m lang. Die Ränder müssen gut gesäumt sein, und kein loser Faden darf weghängen. Wasche es mit Seife und halte es stets sauber. Tauche es in lauwarmes Wasser. Wringe das Wasser aus und schlucke ein Ende davon Stück für Stück. Am ersten Tag schlucke nur 30 Zentimeter des Tuches und ziehe es vorsichtig wieder heraus. Nach allmählicher Übung kann die ganze Länge verschluckt werden, wobei das Ende festgehalten wird. Behalte es einige Minuten lang im Magen und ziehe es dann langsam heraus. Das Tuch nicht hastig oder gewaltsam herausziehen. Nach der Kriya trinke ein Glas Milch. Das ist ein Art Einfetten der Kehle. Mache es mit leerem Magen. Morgens ist gut. Es ist völlig ausreichend, es alle 4 oder 5 Tage zu praktizieren. Das ist eine ausgezeichnete Übung für Menschen mit schlaffer und phlegmatischer Konstitution. Allmähliches und stetiges Üben heilt Verschleimung, Gastritis und Verdauungsstörungen und ebenso alle anderen Erkrankungen des Magens.

Nauli


Nauli ist eine kraftvolle Übung zur Regeneration, Kräftigung und Belebung von Bauchorganen, Magen und Darm- und Verdauungssystems. Für die Übung von Nauli bedarf es einer guten Praxis von Uddhiyana Bandha.
Man stellt die Beine etwa 30 cm auseinander, stützt die Hände auf die Oberschenkel und beugt leicht den Rücken. Man atmet stark und betont durch den Mund aus und läßt die Lungen vollkommen leer. Die Bauchmuskeln werden kontrahiert und  kräftig zum Rücken hingezogen. Das ist Uddhiyana Bandha. Das ist die erste Phase von Nauli.
Dann wird das Zentrum des Bauches losgelassen. Die ganze linke und rechte Seite des Bauches kommen zum Vorschein. Alle Muskeln sind in einer vertikalen Linie. Das heißt Madhyama Nauli. Es wird solange gehalten, als die Stellung bequem ist. Dann können die Muskeln gelöst werden und man atmet ein. Das ist die 2. Phase von Nauli.
Nach einiger Übung wird die rechte Seite des Bauches zusammengezogen und die linke losgelassen. Das heißt Dakshina Nauli. Bei einer solchen stufenweisen Praxis erlernt man, den zentralen und die Muskeln auf der rechten und linken Seite des Bauches von Seite zu Seite zu ziehen. So übt man einige Tage.
Dann werden die Muskeln in die Mitte gezogen. Man bewegt sie langsam kreisförmig zur rechten Seite und dann zur linken Seite. Das wird einige Male von rechts nach links und dann umgekehrt von links nach rechts gemacht. Die Muskeln müssen immer langsam kreisend bewegt werden. Wer in dieser Übung fortgeschritten ist, kann sie schneller bewegen. Diese letzte Phase von Nauli sieht aus wie ›Butterschlagen‹, wenn die Bauchmuskeln isoliert und von einer Seite zur anderen gedreht werden. Wenn Nauli von fortgeschrittenen Schülern demonstriert wird, ist es überraschend, die Bewegungen der Bauchmuskeln zu beobachten. Es sieht aus, als würde eine Maschine in der Bauchfabrik arbeiten.
Wenn Anfänger Dakshina Nauli machen wollen, können sie sich leicht nach links beugen und die linken Muskeln zusammenziehen. Wenn sie Vamana Nauli machen wollen, können sie sich ein wenig nach rechts beugen. Bei Madhyama Nauli werden alle Muskeln durch Zusammenziehen beider Seiten nach vorne gedrückt.
Nauli Kriya beseitigt chronische Verstopfung, Verdauungsstörungen und alle anderen Krankheiten des Magen-Darmtraktes. Leber und Bauchspeicheldrüse werden belebt. Alle anderen Organe werden ordentlich arbeiten.

Tratak


Das ist das feste Starren auf einen bestimmten Punkt oder ein Objekt, ohne zu zwinkern. Es dient besonders dazu, Konzentrationsfähigkeit und geistige Konzentration zu entwickeln. Es ist für jeden sehr nützlich.
Man sitzt in Padmasana oder Siddhasana. Man kann auch aufrecht auf einem Stuhl sitzen. Das Bild des Ishta Devata, das OM-Zeichen oder ein schwarzer Punkt auf einem weißen Blatt Papier wird hingestellt. Man starrt sehr fest auf das Bild oder den Punkt. Man kann auf einen hellen Stern oder auf  eine Kerze starren. Auch das Starren auf die Nasenspitze oder auf den Punkt zwischen den Augenbrauen ist Tratak. Wenn man auf einen bestimmten Punkt oder ein Bild starrt, ist das Tratak. Man schließt die Augen und schafft ein geistiges Bild des Objekts. Man übt zwei Minuten und steigert behutsam die Dauer.
Tratak verbessert das Augenlicht. Augenleiden werden beseitigt. Viele haben nach einiger Übung von Tratak die Brille weggeworfen. Es entwickelt Konzentrationsfähigkeit zu einem hohen Grad.
 

Kapalabhati

Kapalabhati ist eine Übung zur Reinigung des Schädels. Kapala bedeutet ›Schädel‹ und Bhati bedeutet ›leuchten‹. Diese Übung bringt den Schädel zum Leuchten.
Sitze in Padmasan oder Siddhasan. Schließe die Augen. Mache rasch Rechak und Purak. Es muß sehr kräftig gemacht werden. Man wird reichlich schwitzen. Es ist auch eine gut Übung für die Lungen. Wer Kapalabhati gut beherrscht, kann leicht Bhastrika machen. Rechaka erfolgt sehr kräftig durch Zusammenziehen der Bauchmuskeln. Stoße die Luft 20mal pro Runde aus und steigere die Anzahl schrittweise auf 120. Bei Kapalabhati gibt es kein Kumbhak. Kapalabhati reinigt das Atmungssystem und die Nasenwege. Es beseitigt Krämpfe aus den Bronchien. Daher wird Asthma gelindert und im Laufe der Zeit sogar geheilt. Die Lungenspitzen werden ordentlich mit Sauerstoff versorgt. Schwindsucht wird geheilt. Blutunreinheiten werden ausgeschieden. Kreislauf und Atemsystem werden in beträchtlichem Maße angeregt.

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