Swami Sivananda

Sadhana durch Gebet

Gebet ist die Bemühung des Menschen, mit Gott in Verbindung zu treten. Gebet ist eine mächtige spirituelle Kraft. Sie ist so real wie die Schwerkraft oder die Anziehungskraft.
Gebet erhebt den Geist. Es erfüllt den Geist mit Reinheit. Es ist verbunden mit dem Lob Gottes. Es hält den Geist mit Gott im Gleichklang. Das Gebet kann ein Reich betreten, in das die Vernunft sich nicht vorwagt - es kann zum spirituellen Reich, zum Königreich Gottes geleiten. Es befreit den Gläubigen von der Angst vor dem Tod. Es bringt ihn Gott näher und läßt ihn seine eigentliche unsterbliche und wonnevolle Natur fühlen.
Die Kraft des Gebets ist unbeschreiblich. Seine Herrlichkeit ist unaussprechlich. Nur aufrichtig Glaubende erkennen seinen Nutzen und seine Größe. Es muß mit Ehrfurcht, Glauben, Nishkamya Bhava (ohne die Erwartung von Früchten) und mit einem von Hingabe feuchten Herz verrichtet werden. Streite nicht über die Wirksamkeit des Gebets. Du wirst scheitern. Über spirituelle Dinge ist nicht zu argumentieren. Der Intellekt ist ein begrenztes und  schwaches Instrument. Traue diesem Intellekt nicht. Beseitige nun die Dunkelheit deiner Unwissenheit durch das Licht des Gebets.
Draupadi betete inbrünstig; Krishna kam von Dvaraka gerannt, um ihre Qual zu lindern. Gajendra betete inniglich; Gott Hari marschierte mit seinem Diskus an, um ihn zu beschützen. Es war das Gebet von Prahlada, das das kochende Öl abkühlte, als es über seinen Kopf gegossen wurde. Es war die Kraft des Gebets von Mira, das das Nagelbett in ein Bett von Rosen verwandelte; eine Kobra in eine Blumengirlande.
Wenn du betest, bist du im Einklang mit dem Unendlichen, du verbindest dich mit dem unerschöpflichen, kosmischen Kraftwerk (Hiranyagarbha) und beziehst so Kraft, Energie, Licht und Stärke von Ihm.
Das Gebet verlangt keine hohe Intelligenz oder Beredsamkeit. Gott will dein Herz, wenn du betest. Bereits einige Worte von einer demütigen reinen Seele - wenn auch ungebildet - werden den Herrn mehr ansprechen als die beredten flüssigen Worte eines Redners oder Pandits.
Selbst wenn die Schulmedizin einen Fall für hoffnungslos erklärt hat, kommt das Gebet zu Hilfe, und der Patient wird auf wunderbare Weise geheilt. Es gibt viele Beispiele dieser Art. Das ist vielleicht bekannt. Heilen durch Gebet ist wahrhaft wundersam und mysteriös.
Wer regelmäßig betet, hat die spirituelle Reise in das Reich ewigen Friedens und immerwährender Freude bereits angetreten. Der Mensch, der nicht betet, lebt umsonst.
Das Gebet hat einen gewaltigen Einfluß. Ich habe viele Erfahrungen. Wenn das Gebet aufrichtig ist und aus der Tiefe des Herzens kommt (Antarika), wird es sogleich das Herz Gottes erweichen.
Bete nicht aus selbstsüchtigen Gründen oder um weltliche Gaben. Bete um Seine Gnade. Bete um göttliches Licht, Reinheit und spirituelle Führung. Bete ständig: „Oh Herr, laß mich allezeit an Dich denken. Laß meinen Geist auf Deine Lotusfüße geheftet sein. Beseitige meine schlechten Gewohnheiten.“
Das Gebet läßt gute, spirituelle Strömungen entstehen und bewirkt Ruhe des Geistes. Durch regelmäßiges Beten wird sich das Leben nach und nach ändern und formen. Das Gebet muß zur Gewohnheit werden. Wenn das Gebet zur Gewohnheit geworden ist, wirst du das Gefühl haben, nicht mehr ohne Es leben zu könnten.
Das Gebet kann Berge versetzen. Das Gebet kann Wunder wirken. Bete nur einmal aus der Tiefe deines Herzens: „Oh Gott, ich bin Dein. Dein Wille geschehe. Habe Mitleid mit mir. Ich bin Dein Diener. Verzeihe. Führe. Beschütze. Erleuchte. Pahi mam. Prachodayat. Habe eine bescheidene, aufnahmefähige Geisteshaltung. Pflege Bhav in deinem Herzen. Dann wird das Gebet sofort gehört und beantwortet. Tue das im täglichen Lebenskampf und erkenne sofort die hohe Wirksamkeit des Gebets. Du mußt starken Astikya Buddhi (starke Überzeugung hinsichtlich der Existenz Gottes haben).
Bete nicht mit selbstsüchtigen Motiven zum Herrn. Bete nie: „Oh Herr, laß mich reich werden. Laß mich viele Kinder, Vieh und Besitz haben. Laß meine Feinde umkommen. Laß mich lange Zeit den Himmel genießen.“ Niemals, niemals bete so. Mache niemals einen Handel mit dem Herrn. Der Herr Selbst kennt alle deine Bedürfnisse, bevor du daran denkst, darum zu bitten. Er wohnt im Inneren, Antaryamin. Er ernährt und kleidet das ganze Universum. Wird Er dich je vergessen?
Christen haben verschiedene Gebete, um bestimmte Gaben und Geschenke von Gott zu bekommen. Die Moslems und alle anderen Religionen haben tägliche Gebete zu Sonnenaufgang, Mittag, Sonnenuntergang, vor dem zu Bett gehen  und vor dem Essen. Gebet ist der Beginn von Yoga. Gebet ist das erste wichtige Anga oder Glied von Yoga. Vorbereitendes spirituelles Sadhana (spirituelle Praxis) ist Gebet.
Ein Yogi kann durch sein inneres Auge tatsächlich die dynamischen und wohltuenden Wirkungen des Gebets auf Geist und Körper sehen. Bete zu Gott selbstlos und aufrichtig. Du wirst Hingabe, Reinheit, Licht und göttliches Wissen erlangen.
Stehe frühmorgens auf und sprich ein Gebet. Bete so wie du es gerne möchtest. Werde so einfach wie ein Kind. Öffne freimütig die Kammern deines Herzens. Lege List und Tücke ab. Du wirst alles bekommen. Ernsthafte Bhaktas wissen ganz genau um die hohe Wirksamkeit des Gebets. Narada Muni betet noch immer. Nam Dev betete, und Vittal kam aus dem Bild, um seine Speise zu essen. Ekanath betete, und Gott Hari zeigte seine vierarmige Gestalt. Mira betete, und Gott Krishna diente ihr wie ein Sklave. Damaji betete, und Gott Krishna spielte die Rolle eines Knechtes, indem er Badshah seine Schulden bezahlte. Was willst du mehr? Bete inbrünstig, jetzt, von dieser Sekunde an.
Möget ihr alle durch selbstlose und aufrichtige Gebete, die ihr dem Herrn in den frühen Morgenstunden darbringt, Unsterblichkeit erlangen. Möge das Gebet integraler Bestandteil eures Seins werden! Möge das innere Auge der Intuition in euch durch das Gebet geöffnet werden!
Sadhana des Yogas der Synthese
Logisches Zerlegen, kluge haarspalterische Argumente, intellektuelle Gymnastik und Wortakrobatik tragen nicht dazu bei, Selbstverwirklichung zu erlangen. Kopf, Herz und Hand müssen durch die Praxis des Yogas der Synthese harmonisch entwickelt werden. Nur dann erlangt man Vollendung und eine integrale Entwicklung.
Es ist einfach, „Aham Brahma Asmi“ oder „Sivoham“ zu wiederholen, aber es ist sehr schwierig, es zu fühlen und die Einheit aller Wesen zu erkennen. Samadhi ist unmöglich, solange die Unreinheiten des Geistes nicht durch unermüdliches selbstloses Dienen, Japa, Kirtan und Upasana beseitigt worden sind. Die Schwankungen des Geistes können durch Japa und Upasana beseitigt werden. Wie kann man erwarten, Brahma Bhavana zu haben, wenn der Geist schwankt und herumspringt?
Nur Menschen wie Dattatreya und Yajnavalkya sind wirklich reif für Vedanta Sadhana und das Wiederholen von „Sivoham“. Nur wer sich über das Körperbewußtsein erhoben hat, kann wirklich mit Überzeugung und Kraft sagen: „Die Welt ist Illusion. Es gibt keine Welt. Diese Welt ist wie eine Fata Morgana oder ein Traum.“ Du bist nur Rottis und Dhal. 24 Stunden am Tag lebst du in der Annamaya Kosha. Wenn kein Zucker im Tee ist oder kein oder zu wenig Salz im Dhal, bist du verärgert. Du kannst es nicht essen. Es ist einfach absurd und bedeutungslos, wenn du „Sivoham“ oder „Aham Brahma Asmi“ oder „Soham“ hersagst.
Du meinst, du bist im Turiya Zustand, der höchsten Jnana Bhumika, dem Stadium der Weisheit. Du bildest dir ein, du hättest das Körperbewußtsein überschritten, aber du wirst hoffnungslos versagen, wenn es zum praktischen Test kommt, wenn glühende Holzkohle auf deinen Körper gelegt wird. Buddha wurde geprüft. Mara erschien vor ihm und führte ihn in Versuchung. Appar und andere Heilige, alle wurden Prüfungen unterzogen. Sie gingen als Sieger aus der Prüfung hervor.
Der Überbau von Vedanta kann nur errichtet werden, wenn das Fundament fest durch das Einhalten von Yama und Niyama gelegt wurde, wenn das Herz durch unablässiges selbstloses Dienen und Upasana oder die Verehrung des Saguna Brahman gründlich gereinigt wurde. Die subtilen schlechten Vrittis, die im Geist lauern, können in ihrer Gesamtheit nur durch die Gnade des Herrn zerstört werden. Sie können nicht durch persönliche Anstrengung oder Sadhana ausgerottet werden, nicht einmal in Myriaden von Leben. Der Herr wählt den Menschen aus, den er zu Seinen Füßen nehmen will, und macht ihn vollkommen und frei. Dies ist auch die ausdrückliche Erklärung der Kathopanishad.
Jemand spricht vielleicht stundenlang über Advaita Philosophie. Jemand interpretiert vielleicht einen Vers auf hundert und eine Arten. Jemand spricht vielleicht eine Woche lang über einen einzigen Vers der Gita, und dennoch besitzen diese Menschen vielleicht keinen Funken Hingabe oder praktische Verwirklichung der vedantischen Einheit. Es ist nichts als trockene intellektuelle Übung. Nicht mehr als das. Vedanta ist lebendige Erfahrung. Ein Vedantin muß nicht ankündigen, daß er ein Advaitin ist. Der süße, göttliche Duft vedantischer Einheit wird immer von ihm ausgehen. Jeder wird das spüren.
Ein Vedantin schämt sich, sich vor einem Bild im Tempel zu verneigen oder niederzuwerfen. Er hat das Gefühl, daß sein Advaita sich verflüchtigt, wenn er sich verneigt. Studiere die Leben der berühmten Tamil Heiligen Appar, Sundarar, Sambandhar, usw. Sie hatten die höchste advaitische Verwirklichung. Sie sahen Gott Siva überall, und dennoch besuchten sie alle Sivatempel, verbeugten sich vor dem Bild und sangen Hymnen, an die man sich jetzt erinnert. Die dreiundsechzig Nayanar Heiligen praktizierten nur Chariyai und Kiriyai und erlangten Verwirklichung. Sie fegten den Tempelboden, sammelten Blumen, machten Girlanden für den Herrn und entzündeten Lichter im Tempel. Sie waren ungebildet, erlangten aber die höchste Verwirklichung. Sie waren praktische Yogis, und ihre Herzen waren voll reiner Hingabe. Sie waren eine Verkörperung von Karma Yoga. Sie alle praktizierten den Yoga der Synthese. Das Bild im Tempel war nichts als Chaitanya, Bewußtsein, für sie. Es war nicht nur ein Steinblock.
Wie schwer ist es, diese Teegewohnheit abzulegen, eine Gewohnheit, die nur in den paar Jahren erworben wurde. Wenn nur für einen Tag darauf verzichtet wird, klagt man über Kopfschmerzen, Verstopfung, usw. Man kann nicht arbeiten. Wie schwach ist man geworden! Um wieviel schwieriger wird es sein, die schlechten Vrittis auszumerzen, die tief im Geist verwurzelt sind und große Kraft erlangt haben, da sie seit undenklichen Zeiten wiederholt wurden.
Es ist leicht, ein Vedanta-Lektor zu werden. Man setzt sich einige Jahre in eine Bibliothek, bereichert Wortschatz und Ausdrucksweise und lernt einige Passagen auswendig, dann kann man in zwei drei Jahren gute Vorträge halten, aber es ist nicht so einfach, eine schlechte Gewohnheit auszurotten. Nur ein wahrhaft Suchender, der Sadhana macht, erkennt diese Schwierigkeit.
Schließe einfach die Augen und finde heraus, wieviele wirklich tugendhafte selbstlose Handlungen du in deinem Leben getan hast, die wirklich als Opfer an den Herrn angesehen werden können, und die Gott wirklich erfreuen können. Vielleicht ist da überhaupt keine selbstlose lobenswerte Handlung. Die Praxis von Karma Yoga erfordert nicht viel Wohlstand. Sie erfordert ein Herz, das bereit ist, den Menschen zu dienen. Wenn du einen armen Menschen leidend am Straßenrand siehst, nimm ihn auf deine Schultern und bringe ihn ins Krankenhaus, diene den armen kranken Menschen in deiner Nachbarschaft und pflege sie. Gehe ins Krankenhaus und besuche mit liebevollem Herzen die Kranken. Bete für ihre baldige Genesung. Lies die Gita in ihrer Gegenwart. Derartige Handlungen reinigen das Herz und lassen Einheit mit allen Wesen fühlbar und erkennbar werden. Nun lächelst du mit der Rose und sprichst mit den Bäumen, den rauschenden Bächen und den Bergen. Auch nur eine einzige edle Tat ohne einen Hauch von Selbstsucht als Opfer für den Herrn reinigt das Herz, lenkt den Geist sofort auf den Herrn und bereitet dich auf den Empfang des göttlichen Lichts und der göttlichen Gnade vor.
Das bloße Sitzen in Padmasan in einem geschlossenen Raum mit geschlossenen Augen, ohne den Schmutz und das Unkraut aus dem Herzen zu beseitigen, wird in keiner Weise helfen, Samadhi oder Selbstverwirklichung zu erlangen. Vielleicht baust du Luftschlösser, Mano Rajya. Vielleicht bist du im Zustand von Tandri, Halbschlaf. Vielleicht gehst du in Tushnimbhuta Avastha, den natürlichen Zustand des Geistes. Unwissende Suchende halten alle diese Zustände fälschlich für Samadhi oder Verwirklichung. Das ist ein ernsthafter Fehler. Auch wenn jemand ernsthaft und tief mit Einpünktigkeit eine halbe Stunde lang meditieren kann, wird er ein dynamischer Yogi sein. Er wird an Tausende, die mit ihm in Kontakt kommen, Frieden, Freude, Kraft und Stärke ausstrahlen.
Ein wahrer Vedantin, der die Einheit mit allen fühlt, kann nicht einmal eine Tasse Milch für sich behalten. Er teilt alles mit anderen. Zuerst wird er schauen, ob irgendein kranker Mensch die Milch tatsächlich braucht. Er wird mit keuchendem Atem zu ihm laufen, sie ihm sogleich geben und Freude bei solchem Dienst empfinden. Heutzutage leben Menschen im Ruhestand am Gangesufer, lesen ein paar Bücher über Vedanta und denken, sie hätten den Zustand von Jivanmukti erreicht. Sie geben alles für sich selbst aus und schicken den größten Teil ihrer Pension ihren Söhnen. Sie haben ihr Herz nicht entwickelt. Sie können nicht mit anderen fühlen. Sie haben keinen Zentimeter Fortschritt auf dem spirituellen Pfad gemacht, denn sie haben kein Chittavisalata oder Udaravritti (Ausdehnung des Herzens). Sie bleiben im selben Stadium, in dem sie schon vor fünfzehn Jahren waren. Das ist in der Tat ein trauriger Zustand! Mögen sie ein Jahr lang von Bhiksha leben und ihre ganze Pension in den Dienst der Armen stellen. In diesem Jahr werden sie Selbstverwirklichung erlangen. Sie sollten ihr Haus im Winter für zwei Monate ohne Geld verlassen, in unbekannten Gegenden herumwandern und von Almosen leben. Sie werden demütig, mitfühlend und großzügiger werden. Sie werden Willenskraft und Ausdauer entwickeln. Sie werden die geheimnisvollen Wege des Herrn während ihrer Wanderungen verstehen und erkennen. Sie werden mehr Vertrauen in den Herrn bekommen. Sie werden die Qualen des Hungers und das Klirren der Kälte erfahren. Nun werden sie sehr gut Verstehen, wie die Armen wirklich leiden. Sie werden Decken an die Armen verteilen und den Hungrigen Speisen geben, weil sie ihr Leid jetzt voll verstehen.
Du verschwendest deine Zeit. Du übst keine Innenschau. Du stehst morgens auf, frühstückst, ziehst dich an und gehst ins Büro zur Arbeit. Du gehst in den Club, verplauderst den Abend, spielst Karten, besuchst Kinos und schnarchst bis 8 Uhr. So vergeudest du dein ganzes Leben. Du machst weder Japa noch Meditation. Du weißt nicht, welche Vritti dir Probleme bereitet, welche Guna zu einer bestimmten Zeit vorherrscht. Du weißt nichts über Kontrolle des Geistes. Du weißt nicht, was Brahma Vichara ist, was Atma Chintan ist, und was Brahma Nishta ist. Du hast nicht Zuflucht gesucht bei Satsanga mit Mahatmas, Yogis und Bhagavatas. Du hast keinen Plan in deinem Leben. Sogar noch nach der Pensionierung versuchst du, im Staatsdienst unterzukommen, weil du deine Zeit nicht mit spirituellen Beschäftigungen zuzubringen weißt, da du kein inneres Leben der Reflexion und Suche hast, und da du in deiner Jugend kein Leben spiritueller Disziplin geführt hast. Du hast umsonst gelebt, um Taschen und Bauch zu füllen.
Sankirtan ist auch für Vedantins eine große Hilfe. Wenn der Geist müde ist, wird Sankirtan ihn mit neuer Kraft und Energie erfüllen. Sankirtan entspannt den Geist, erhebt ihn und bereitet ihn darauf vor, neuerlich in Meditation zu sitzen. Wenn der Geist sich sträubt zu meditieren, lockt und zähmt ihn Sankirtan und bringt ihn zum Lakshya, dem Punkt, zurück. Nur wer Meditation praktiziert, kann das verstehen, kann diese Wahrheit erkennen.
Kannst du 24 Stunden lang meditieren? Sicher nicht. Wie verbringst du also vierundzwanzig Stunden? Um der Meditation willen gestatte dir nicht, tamasig zu werden. Wenn der Geist zu wandern beginnt, wenn du es schwierig findest, ihn zu konzentrieren, verlasse sogleich den Raum, tue etwas Nützliches. Halte den Strom der Meditation auch während des Dienens aufrecht oder mache intensiv Japa im Geist. Die Meditation muß dich fröhlich, nach innen gekehrt, nachdenklich, stark, friedvoll, energiegeladen und dynamisch machen. Wenn es dir an diesen Tugenden mangelt, stimmt sicher etwas nicht in deiner Meditation. Vielleicht bist du nicht bereit für stetigen Dhyana Yoga. Verbinde Arbeit mit Meditation; nur dann wirst du dich rasch entwickeln.
Ein Vogel kann nur mit zwei Flügeln fliegen. Der Vogel hat vielleicht zwei Flügel, aber ohne Schwanz kann er nicht fliegen. Der Schwanz hält das Gleichgewicht, lenkt den Flug des Vogels in die richtige Richtung und bewahrt ihn vor dem Absturz. Dieser Schwanz ist Bhakti, das Karma und Jnana im Gleichgewicht hält. Die beiden Flügel sind Karma und Jnana. Karma, Bhakti und Jnana sind nötig, um dich vollkommen zu machen; um Kopf, Hand und Herz zu entwickeln, und um zu helfen, das Ziel zu erreichen.
Hast du das Bild von Gott Sivas Familie gesehen? Mutter Parvati ist in der Mitte. Sie hat Ganesha und Subramanya zur Seite. Ganesha ist der Herr der Weisheit. Subramanya der Herr des Handelns. Er ist der General der Armee der Devas. Mutter Parvati ist Bhakti. Lerne eine spirituelle Lektion aus diesem Bild. Dieses Bild lehrt, daß Vollendung nur durch den Yoga der Synthese erlangt werden kann.
Sri Krishna ist ein Meister des Yogas der Synthese. Er ist ein Wagenlenker. Er ist ein Staatsmann. Er ist ein Musikvirtuose. Er ist ein erstklassiger Tänzer der Rasa Lila. Er ist ein geschickter Bogenschütze. Er sagt: „Es gibt nichts in den drei Welten, das von Mir getan werden müßte, und es gibt auch nichts zu erreichen.“ Sri Sankara, Jesus, Buddha, sie alle waren Meister des Yogas der Synthese. Sri Aurobindo, Mahatma Gandhi, Sadhu Vasvani, usw., sie alle praktizierten den höchsten Yoga, den Yoga der Synthese.
Jnana Yoga wurzelt in Sadhana Chatushtaya (Unterscheidung und Selbstverleugnung), erblüht als Brahma Jnana und trägt die Früchte von Moksha oder Kaivalya (absolute Unabhängigkeit), Freiheit und Vollendung.
Bhakti wurzelt in Vertrauen und Selbsthingabe, erblüht als intensive Prem und trägt die Früchte des Einsseins mit Gott (Ishvara Prapti), Ekstase oder Bhavasamadhi.
Raja Yoga wurzelt in Yama (rechtes Verhalten) und Niyama, erblüht als Ekagrata Chitta (Einpünktigkeit des Geistes) und trägt die Früchte von Asamprajnata oder Nirvikalpa Samadhi (überbewußter Zustand).
Karma Yoga wurzelt in Selbstaufopferung, erblüht als Chitta Suddhi (Reinheit des Herzens) und Chitta Visalata (Weitwerden des Herzens) und trägt die Früchte der Erkenntnis des Unvergänglichen.
Kundalini Yoga wurzelt in Satya und Brahmacharya, erblüht als die Gnade der göttlichen Mutter und trägt die Früchte der Vereinigung mit Siva.
Hatha Yoga wurzelt in Asanas und Pranayama, erblüht in Ruhe und trägt die Früchte von vollkommener Gesundheit, langem Leben und dem Erwachen der Kundalini.

 

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