Swami Sivananda

Die Wissenschaft der Mantrawiederholung

F:  Was ist der Unterschied zwischen Japa und Dhyana?
A:  Japa ist die Wiederholung des Mantras des Devata. Dhyana ist Meditation über Seine oder Ihre Form und Eigenschaften. Es hält das ständige Fließen eines Gedankens an Gott aufrecht.
F:  Was ist Japa-Sahita-Dhyana und Japa-Rahita-Dhyana?
A:  Der spirituell Suchende wiederholt das Mantra und gleichzeitig meditiert er über die Form seines Ishta-Devata. Ein Krishna-Bhakta wiederholt das Mantra „Om Namo Bhagavate Vasudevaya“ und gleichzeitig stellt er sich das Bild des Herrn, Sri Krishna, vor. Das ist Japa-Sahita-Dhyana. In Japa-Rahita-Dhyana setzt der Gläubige sein Japa einige Zeit lang gemeinsam mit der Meditation fort, und später fällt das Japa von alleine weg, und er ist nur mehr in Meditation verankert.
F:  Kann Japa alleine Moksha bringen?
A:  Ja. Im Mantra liegt eine geheimnisvolle Kraft, und diese Mantra Shakti bringt Meditation und Samadhi und führt den Gläubigen vor das Angesicht Gottes.
F:  Sollte ein fortgeschrittener Schüler einen Rosenkranz verwenden?
A:  Er ist nicht notwendig für einen fortgeschrittenen Schüler. Aber wenn der Schlaf ihn überwältigt, kann er beginnen, die Perlen zu rollen, und wenn der Geist des Japa müde ist, kann er zur Entspannung beginnen, die Perlen zu rollen.
F:  Wozu dient es, das Mantra immer wieder zu wiederholen?
A:  Es gibt Kraft. Es intensiviert die geistigen Samskaras.
F:  Kann ich zwei oder drei Mantras wiederholen?
A:  Es ist besser, nur bei einem Mantra zu bleiben. Falls du ein Verehrer von Gott Sri Krishna bist, versuche nur Ihn allein auch in Rama, Siva, Durga, Gayatri, usw. zu sehen. Alle sind Formen des einen Gottes, Ishvara. Die Verehrung von Krishna ist auch die Verehrung von Rama und Devi, und umgekehrt.
F:  Wie verwendet man den Rosenkranz?
A:  Man darf nicht den Zeigefinger benutzen, wenn man die Perlen rollt. Man muß Daumen und Mittelfinger verwenden. Wenn eine Mala gezählt ist, drehe sie um und gehe wieder zurück. Gehe nicht über die Meru. Bedecke die Hände mit einem Tuch, damit man die Mala nicht sieht.
F:  Kann ich beim Gehen Japa machen?
A:  Ja; du kannst es geistig tun. Es gibt keine Einschränkungen für Japa wenn es mit Nishkama Bhava, d.h. allein nur um der Gottverwirklichung willen, getan wird.
F:  Wie soll das Bhava während der Wiederholung des Mantras sein?
A:  Du kannst deinen Ishta Devata als deinen Meister, Guru, Vater, Freund oder Geliebten sehen. Du kannst das Bhava haben, das dir am besten entspricht.
F:  Nach wie vielen Purascharanas kann ich Gott verwirklichen?
A:  Nicht die Anzahl der Japas, sondern Reinheit, Konzentration, Bhava oder Gefühl und Einpünktigkeit des Geistes, helfen dem Suchenden bei der Erlangung von Gottbewußtsein. Mache das Japa nicht in Eile, so wie ein Baumeister eine Arbeit rasch beenden will. Du mußt es mit Bhava, Reinheit, Einpünktigkeit des Geistes und aufrichtiger Hingabe tun.
F:  In welcher Weise verbrennt Japa die alten lasterhaften Samskaras?
A:  So wie es in der Natur des Feuers liegt zu brennen, so haben auch die Namen des Herrn die Eigenschaft, die Sünden und die alten lasterhaften Samskaras zu verbrennen.
F:  Können wir die Indriyas durch Japa kontrollieren?
A:  Ja, Japa erfüllt den Geist mit Sattva. Es zerstört Rajas und die nach außen gehenden Tendenzen des Geistes und der Indriyas. Allmählich werden die Indriyas abgezogen und kontrolliert.
F:  Kann ein Grihasta das Japa des Shuddha Pranava machen?
A:  Ja, wenn er über die vierfache Disziplin, Sadhana Chatushtaya, verfügt, wenn er frei ist von Mala und Vikshepa, und wenn er eine starke Neigung zu Jnana Yoga Sadhana hat, kann er Om wiederholen.
F:  Während der Praxis von Om Japa bedeutet das, daß ich eins werden muß mit diesem Klang, durch seine ständige Wiederholung?
A:  Wenn du über Om meditierst oder geistig Om wiederholst, muß du das Bhava oder Gefühl aufrecht erhalten: „Ich bin der alldurchdringende reine Sat-Chit-Ananada Atman.“ Du brauchst nicht mit dem Klang eins zu sein. Notwendig ist das Gefühl mit der Bedeutung: „Ich bin Brahman“.
F:  Was bedeutet das Mantra: „Om Namo Bhagavate Vasudevaya“?
A:  Die Bedeutung ist „Ich verbeuge mich vor Sri Krishna“. Vasudeva bedeutet auch „Alldurchdringende Intelligenz“.
F:  Wie verweilt man bei der Form von Sri Krishna und bei den göttlichen Attributen?
A:  Übe zuerst mit offenen Augen Tratak auf das Bild. Stelle es vor dir auf. Dann schließe die Augen und stelle dir das Bild vor. Dann meditiere über die Eigenschaften des Herrn, wie Allmacht, Allwissenheit, Allgegenwart, Reinheit, Vollendung, usw.
F:  Ich bin nicht imstande, das Mantra geistig zu wiederholen. Ich muß die Lippen öffnen. Für das geistige Wiederholen des Mantras brauche ich viel Zeit, und die Buchstaben sind auch nicht klar ausgesprochen. Bitte sage mir, woran das liegt. Wenn ich gleichzeitig Japa und Meditation mache, kann ich den Geist nicht auf den Herrn heften oder konzentrieren. Wenn ich den Geist auf den Herrn richte, vergesse ich das Mantra zu wiederholen und die Perlen zu rollen, wenn ich meinen Geist dem Rollen der Perlen zuwende, kann ich mich nicht auf den Herrn konzentrieren.
A:  Du mußt zuerst damit beginnen, das Mantra laut zu wiederholen und dann Upamshu Japa (flüsternd) üben. Nur nach der Praxis von Upamshu Japa für wenigstens drei Monate, wirst du in der Lage sein, geistig Japa zu üben. Geistiges Japa ist schwieriger. Erst wenn alle anderen Gedanken aufgehört haben, wird das geistige Japa Freude machen. Andernfalls, wird der Geist nur über Sinnesobjekte brüten, und du wirst nicht in der Lage sein, geistiges Japa zu üben.
Man kann nicht gleichzeitig geistiges Japa und geistige Visualisation der Form des Herrn machen. Man muß auf das Bild des Herrn schauen und geistig das Mantra wiederholen. Das Rollen der Perlen ist nur eine Konzentrationshilfe für Anfänger. Die Mala lockt den Geist auch zu Gott. Sie erinnert dich daran, Japa zu machen. Wenn du in geistigem Japa gefestigt bist, ist das Rollen der Perlen nicht nötig. Bis dahin rolle die Perlen und konzentriere dich auf das Bild des Herrn. Du brauchst es dir nicht geistig vorzustellen.
Geistiges Japa bereitet den Geist für die Meditation über den Herrn vor. Wenn du über die Form des Herrn meditieren kannst, ohne eine Unterbrechung durch andere Gedanken zu befürchten, kannst du das tun, solange du kannst. Sobald aber andere weltliche Gedanken über dich hereinbrechen, beginne von Neuem mit geistigem Japa. Meditation kommt nur als Ergebnis langer, fortgesetzter und intensiver Praxis über mehrere Jahre. Viel Praxis ist nötig. Anfänger sind entmutigt, wenn sie nicht nach einigen Tagen Praxis meditieren können.
F:  Wenn Japa mit einem Mantra gemacht wird, ohne Verständnis der Bedeutung, oder in Eile, wird das eine negative Reaktion auf den Menschen hervorrufen, der es macht?
A:  Es kann keine negative Reaktion haben, aber der spirituelle Fortschritt wird langsam sein, wenn das Mantra im Eiltempo wiederholt wird, ohne Bhava und Glauben. Selbst wenn man ein Mantra unbewußt oder in Eile ohne Bhava wiederholt, ohne seine Bedeutung zu verstehen, bringt es zweifellos positive Wirkungen, so wie Feuer entzündliche Dinge verbrennt, wenn diese in seine Nähe gebracht werden.
F:  Was sind die Zeichen, die anzeigen, daß das Mantra dem Sadhaka wirklich Vorteile bringt?
A:  Der Sadhaka, der Mantra Yoga praktiziert, wird jederzeit die Gegenwart des Herrn spüren. Er empfindet göttliche Ekstase und heiliges Erschauern in seinem Herzen. Er wird alle göttlichen Eigenschaften besitzen. Er wird einen reinen Geist und ein reines Herz haben. Er wird das zu Berge Stehen der Haare fühlen. Er wird Tränen von Prema vergießen. Er wird heilige Verbindung zum Herrn haben.
F:  Darf ich wissen, ob geistiges Japa stärker ist als die Praxis des lauten Singens eines Mantras?
A:  Geistiges Japa ist tatsächlich stärker. Wenn geistiges Japa erfolgreich praktiziert wird, fallen alle weltlichen nicht dazugehörenden Gedanken schnell heraus. In Vaikhari und Upamshu Japa hat der Geist Möglichkeiten zum Ausweichen. Die Zunge mag das Mantra wiederholen, aber der Geist ist vielleicht mit anderen Gedanken beschäftigt. Geistiges Japa sperrt die Straßen, obwohl vielleicht weltliche Gedanken versuchen, in den Geist zu gelangen. Mit anderen Worten, die Falltür, durch die Gedanken in die Geistfabrik gelangen, ist geschlossen, wenn das Mantra wiederholt wird. Der Geist ist erfüllt von der Kraft des Mantras. Man muß aber wachsam sein und verhindern, daß der Schlaf den Geist überwältigt. Wünsche, Schlaf und verschiedene sinnliche Gedanken verhindern die erfolgreiche Ausführung von geistigem Japa. Regelmäßige Praxis, aufrichtiges Bemühen, schlaflose Wachsamkeit und Ernsthaftigkeit können vollen Erfolg in geistigem Japa bringen.
F:  Habe ich genug Kapazität in mir, um durch ein Mantra erleuchtet zu werden?
A:  Ja. Habe vollkommenes unerschütterliches Vertrauen in die Effizienz eines Mantras. Ein Mantra ist mit einem unermeßlichen göttlichen Potential erfüllt. Wiederhole es ständig. Du wirst über Kraft, innere spirituelle Stärke und Willenskraft verfügen. Mantra Chaitanya wird durch ständiges Wiederholen erweckt. Du wirst Erleuchtung erlangen.
F:  Wie wichtig ist das Gefühl (Bhava), wenn man Japa eines Mantras macht?
A:  Wer ein Mantra wiederholt, habe entweder Dasya Bhava (die Haltung des Dieners), Sishya Bhava (die Haltung des Schülers) oder Putra Bhava (die Haltung des Sohnes). Er kann auch das Gefühl haben, in Beziehung zum Herrn Freund, Kind oder Lebenspartner zu sein.
Er muß auch das Gefühl oder die geistige Einstellung haben, daß der Herr in seinem Herzen Platz genommen hat, daß Sattva, Reinheit, vom Herrn auf ihn übergeht, daß das Mantra sein Herz reinigt und seine Wünsche, Sehnsüchte und üblen Gedanken zerstört, wenn er Japa macht.
F:  Kann ich selbstloses Dienen alleine praktizieren, oder Japa und Dienen in Kombination?
A:  Die kombinierte Methode ist stärker. Kombiniere Dienen, Japa, Meditation, das Studium religiöser Bücher, Satsang und Analyse. Führe ein spirituelles Tagebuch. Alle Fehler werden rasch beseitigt. Du kannst schnell Chitta Shuddhi erreichen.
F:  Was ist besser, mehr Japa oder mehr lesen?
A:  Japa ist wichtiger als Lesen. Du hast genug gelesen, wenn jedoch Zeit bleibt, kannst du erhebende passende Bücher lesen. Lesen ist höchst nutzbringend. Es unterstützt die Konzentration, das Weiterwerden des Intellekts und die Entspannung und ist erhebend. Es inspiriert und steuert zum Kapital des Wissens bei

Japa Yoga

F:  Soll ich Om Namo Narayanaya Japa machen anstatt Om, um es sowohl zu Nirguna als auch zu Saguna zu machen? Japa von Narayana bringt die Chaturbhuja Murti des Herrn vor meine geistigen Augen. Ich war jedoch daran gewöhnt auf die Murti von Sri Krishna (Banke Bihari) zu meditieren, und ich bin auf der Suche nach einer Chaturbhuja Murti von Sri Krishna mit Arjuna zu Seinen Füßen. Bitte sage mir, wie ich in Zukunft vorgehen soll.
A:  Du hast bereits durch die Meditation über Sri Krishna ein klares geistiges Bild, einen Impuls und eine Kraft entwickelt. Es ist nicht gut, die Form nun zu wechseln. Selbst wenn du sie wechselst, sie wird durch die Kraft der Gewohnheit in deinen Geist kommen. Deshalb habe immer nur dasselbe Bild. Bemühe dich nicht um Sri Krishna mit vier Händen. ›Om Narayana‹ ist nicht das richtige Mantra. Das richtige Mantra ist ›Om Namo Narayanaya‹.
Om ist sowohl Saguna als auch Nirguna. Wenn du die Prasnopanishad und Mandukyopanishad liest, wirst du diesen Punkt sehr gut verstehen.
Wenn du das Mantra überhaupt wechseln willst, kehre zu ›Om Namo Bhagavate Vasudevaya‹ zurück. Du kannst dies jetzt für einige Zeit wiederholen.

 

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